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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

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Vorſchläge zur Feſtſtellung einer einheitlichen Rechtſchreibung für Alldeutſchland. 2.

autor
titel
Vorſchläge zur Feſtſtellung einer einheitlichen Rechtſchreibung für Alldeutſchland.
untertitel
An das Deutſche Volk, Deutſchlands Vertreter und Schulmänner. Zweites Heft.
verlag
J. Guttentag (D. Collin)
ort
Berlin
datum
vorgängerheft
heft 1
ausstattung, umfang
VIII + 242 s.
digitalisiert (pdf ohne ocr)
digitale-sammlungen.de
schrift, ortografie
fraktur, spezielle ß-schreibung (s. unten)
titel
titel

Auszüge

Vorwort

Hiernach wird das orthographiſche Wörterbuch für Alldeutſchland nur, unter Bezugnahme auf die einfachſten Regeln der Rechtſchreibung, möglichſt für jedes deutſche oder im Deutſchen eingebürgerte Wort mit noch irgend wie ſchwankender Schreibweiſe eine beſtimmte angeben, welche der Nachſchlagende als die richtige im fraglichen Fall anzuwenden hat.

Auf dieſe Weiſe […] wird es möglich ſein, in dem orthographiſchen Wörterbuch für Alldeutſchland in ſeiner endgültigen Geſtaltung eine bindende Richtſchnur zu gewinnen für Alle, welche in vollem Ernſt und mit Hindanſetzung aller ſelbſtiſchen Willkür eine einheitliche deutſche Rechtſchreibung wollen.

Das orthographiſche Wörterbuch möchte ich in den Händen der die deutſche Rechtſchreibung Erlernenden, namentlich alſo der Kinder in den Volksſchulen ſehen. Der Katechismus aber und die zur Ergänzung dienenden beiden Hefte der Vorſchläge ſind für alle Die beſtimmt, welche eingehender die tiefern Gründe für die zu befolgende Schreibweiſe wiſſen wollen oder müſſen, und ſo hoffe und wünſche ich, daſs dieſe Schriften nicht bloß im Kreiſe der Lehrer, ſondern aller Gebildeten recht viel und eingehend benutzt werden und ſich nützlich erweiſen mögen.

S. 128, XXII. Eigennamen.

c) In Namen wie Chodowiecki (ſ. C 3 g; ck 4) tritt das Theilungszeichen natürlich zwiſchen c und k; Chodowiec-ki, vgl. Radetz-ki etc. Dagegen bietet die Silbenbrechung des dem Laut des Doppel-k entſprechenden ck eine doppelte Schwierigkeit bei Eigennamen, in welchen (ſ. o.) der Eintritt eines k für das c nicht angeht, weil dadurch z. B. der Name Becker mit dem von Bekker in Verwirrung geriethe u. Ä. m. Vermeidung der Silbentrennung iſt hier doppelt anzuempfehlen (ſ. a); wo aber die Brechung doch durchaus eintreten ſoll oder mu ſs, ſetze man das ck ungetrennt hinter die Theilungsſtriche und ſchreibe alſo z. B., wie Wel-cker; Men-cke; Vin-cke; Win-ckelmann u. ſ. w., auch z. B.: Gueri-cke; Möri-cke etc.; Fri-ckard etc.; E-ckard [dagegen z. B.: Eck-hard etc.]; Be-cker; Bä-cker [dagegen als Gattungsnamen: Bäk-ker]; He-cker; Ne-cker etc.; A-ckermann [vgl. Ak-ker = Feld]; Bro-ckes; Rü-ckert; Gö-ckingk; Schü-cking etc., ſo auch: Rotte-ckens, Klopſto-ckens, John Lo-ckens Verdienſte [der einſilbige Nominativ Locke iſt natürlich untheilbar, vgl. dagegen das zweiſilbige deutſche Wort Lok-ke] etc. Auch geographiſche Eigennamen behandelt man füglich eben ſo und theilt daher z. B.: Der Bro-cken oder Blocksberg [dagegen: Die Brühe wird theurer als die Brok-ken]; U-cker, U-ckermark etc. und auch bei Fortbildungen mit vokaliſch anlautender Endung aus Namen, die auf ck ausgehen, z. B.: Lande-cker; Lübe-cker; Roſto-cker; Wittſto-cker etc.; der lübe-ckiſche [aber: lübeck-ſche] Handel u. ſ. w.

d) Das ſſ (ſ. S-Laute 5 b, vgl. 5 a Schluſs) in Eigennamen darf bei der Silbenbrechung nicht (ſ. o.) in s-ſ verwandelt werden (vgl. franzöſiſche Namen wie Desſalines, getheilt: Des-ſalines etc.), ſondern man hat hier vielmehr ſ-ſ zu ſetzen, z. B. alſo: Lobwaſ-ſer [dagegen den Gattungsnamen Was-ſer mit Schluſs-s an dem durch die Silbentheilung hervortretenden Schluſs der erſten Silbe, vgl. bei Gattungsnamen den ſo gewöhnlichen Wechſel des ſ mit dem s, je nach der Stellung am Silbenſchluſs oder nicht, z. B. Ha-ſe, aber Häs-chen; Häus-chen, wie Haus, aber: Häu-ſer, Gehäu-ſe, einhäu-ſig etc.]; Leſ-ſing; Chamiſ-ſo; Oſ-ſian; Poſ-ſelt; Voſ-ſius etc., auch: Koſ-ſuth [ſpr. koſchūt] etc.; auch (vgl. c) in geographiſchen Namen, z. B.: Heſ-ſen; Kaſ-ſel; Naſ-ſau; Deſ-ſau; Knoſ-ſus etc. und dazu z. B.: Heſ-ſe; heſ-ſiſch; knoſ-ſisch; Naſ-ſauer; Kaſ-ſeler, aber natürlich: Kaſsler etc.

S. 142, XXIX. S-Laute.

2) Der dem Weichlaut ſ entſprechende Hartlaut iſt ß, das aber nur nach gedehnten Vokalen ſteht, während nach geſchärften das Doppel-ſ (ſſ, als Schluſsbuchſtabe ſs, ſ. 5) zu ſetzen iſt. Von dieſer einfachen, der Ausſprache vollkommen entſprechenden Regel mache man keine Ausnahme dadurch, daſs man aus vermeinten kalligraphiſchen Rückſichten für das Doppel-ſ am Schluſs und vor t ein ß ſetze (was allerdings noch Viele thun); vielmehr unterſcheide man z. B. wie: die Küſſe [mit geſchärftem üǘ] und: die Grüße [mit gedehntem üű ]; küſſen und grüßen; küſſet und grüßet etc., auch: Kuſs [mit ú] und: Gruß [mit ū]; küſſt [mit ǘ] und grüßt [mit ű] etc. (vgl. 5 e), da man durch die Schreibweiſe Kuß; küßt, mit Verwiſchung des Unterſchieds von Dehnung und Schärfung der Vokale, dieſe Wörter als reine Reime zu Gruß; grüßt darſtellen würde.