Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Eingabe an die erziehungsdirektorenkonferenz
an die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren
Sehr geehrte Herren Erziehungsdirektoren!
Wie Sie wissen, beschäftigt die Rechtschreibreform seit langen Jahren die Oeffentlichkeit der deutschsprachigen Länder. Besonders dringlich sind diese Fragen seit dem Ende des letzten Weltkrieges geworden. Aus der beigefügten Dokumentation können Sie entnehmen, was sich in den zwölf Jahren bei uns und in den Nachbarländern abgespielt hat. Sie ersehen daraus, dass als Wichtigstes die sogenannten "Wiesbadener Empfehlungen" entstanden sind, die als Grundlage für Verhandlungen zwischen den interessierten Ländern dienen sollen. (In extenso abgedruckt in Beilage Nr. 1 MUND-Broschüre S. 7-33).
In der Deutschen Bundesrepublik wartet man darauf, dass in den Nachbarländern Stellung dazu bezogen werde, damit anschliessend Verhandlungen über die Grenzen hinweg aufgenommen werden können. In Oesterreich ist man 1961 diesem Wunsche nachgekommen. Ein vom Ministerium des Innern einberufener Ausschuss von Fachleuten und Vertretern der besonders interessierten Kreise hat sich mit den "Wiesbadener Empfehlungen" befasst, wie Sie aus der beigelegten Nr. 67 "Rechtschreibung" ersehen werden. Ganz abgeschlossen sind die Verhandlungen noch nicht.
Die unterzeichneten Verbände halten es für nötig, dass man auch in der Schweiz nicht untätig bleibe. Deshalb wenden sie sich an die Herren Erziehungsdirektoren der eidgenössischen Kantone und ihre Konferenz, als die Instanz, der es in erster Linie zukommt, sich damit zu befassen, - ist doch die Schule an einer vereinfachten Reform der Rechtschreibung ganz besonders interessiert.
Wie aus der beigefügten Dokumentation hervorgeht, hat sich die Konferenz der Erziehungsdirektoren zum letzten Mal 1949 eingehender mit der Rechtschreibreform befasst. Folge davon war die Abstimmung unter der deutschschweizerischen Lehrerschaft von 1950/51. - Diesmal würde es sich darum handeln, die Initiative zu ergreifen zur Bildung einer ähnlichen Kommission wie in Oesterreich, deren Aufgabe es wäre, den in den "Wiesbadener Empfehlungen" niedergelegten Reformvorschlag eingehend zu prüfen.
Deshalb erlauben wir uns, Ihnen vorzuschlagen, dieses Thema auf die Traktandenliste Ihrer nächsten Konferenz zu setzen. - Wir werden Ihnen auch Vorschläge für die Zusammensetzung der oben genannten Kommission unterbreiten.
Für den Deutschschweizerischen Sprachverein
der Obmann: sig. H. Cornioley
Für den Arbeitsausschuss der Schweizer Korrektoren
der Obmann: sig. R. Gammenthaler
Für den Schweizerischen Lehrerverein
der Präsident: sig. Th. Richner
Für den Katholischen Lehrerverein der Schweiz
der Zentralpräsident: sig. A. Hürlimann
Für den Verein Schweizerischer Gymnasiallehrer
der Präsident: sig. A. Küenzi
Für den "bund für vereinfachte rechtschreibung"
der vorsitzende: sig. E. Haller
Bern, Zürich, Oberwil/Zug, Biel, Aarau im März 1962