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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → bis 1979
nachgeführt , 2023-11-06
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Aus presse und internet

1979-10-17

: Vermehrte Grossschreibung statt «gemässigte» Kleinschreibung. Das Wiener Kolloquium über die Zukunft der deutschen Rechtschreibung. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 241, s. 37, Feuilleton, scan (843 wörter)
Damit wir dem Prinzip der Substantiv­grossschreibung möglichst nahe kommen, gilt heute dafür die Parole: ver­einfachte Gross­schreibung. Diese soll erreicht werden 1. durch das möglichst konsequente Einhalten einer einfachen Grundregel, 2. durch das Ein­schränken von Ausnahmen und 3. durch Liberalisierung dort, wo keine wichtigen Sinn­unterscheidungen auf dem Spiel stehen.

1979-06-04

Warten auf Wien. Der Spiegel, , nr. 23, s. 195 bis 198
Bonns bürokratie blockiert die recht­schreib­reform, weil die DDR nunmehr über den alten bonner vorschlag der "ge­mäßigten kleinschreibung" (siehe nach­stehenden text) mit allen deutsch­sprachigen ländern verhandeln will. […] Klein oder groß, das ist die frage, auf die sich inzwischen die diskussion um die rechtschreib­reform zentriert hat. Und während in der DDR, in Österreich und der Schweiz schon weitgehend ab­geschlossene reform­konzepte vor­liegen, hat Bonn seine 1958 von dem "arbeits­kreis für rechtschreib­regelung" erarbeite­ten "Wiesbadener empfehlun­gen" sang- und klanglos zu den akten gelegt, obgleich noch im mai 1973 die bun­desdeutschen kultusminister ein­stimmig eine kleinschreib­reform gefordert hatten – wie schon vor rund 70 jahren orthographie-papst Konrad Duden. […] Noch zeigte das bonner innen­ministerium kein reform-interesse. Die kultusminister wiederum verwiesen lediglich auf ihren beschluß von 1973 über die "gemäßigte kleinschreibung". Beide seiten, so staats­sekretär Fröhlich am 17. november 1978, wollten erst einmal eine bestands­aufnahme ab­warten, die Österreichs regierung übernommen hat.

1979-05-29

: Mässiges Interesse an der Kleinschreibung. SP-Postulat deutlich abgelehnt. Tages-Anzeiger, , 87. jg., nr. 122, s. 19
Die Mehrheit des Parlaments war mit Erziehungsdirektor Alfred Gilgen der Meinung, eine Rechtschreibe­reform kön­ne nicht vom Kanton Zürich im Al­leingang durchgeführt werden. Es gelte vielmehr, eine für alle deutsch­sprachigen Länder geltende Lösung anzustreben.

1979-04-18

: Die «eingeschränkte Kleinschreibung». Wolfgang Mentrup: «Die Gross- und Kleinschreibung im Deutschen und ihre Regeln». Neue Zürcher Zeitung, , nr. 89, s. 31, Feuilleton
Einen ausgefeilten, in Varianten durch­dachten Versuch lieferte der Ost­deut­sche Dieter Nerius 1975. Und nun legt der Westdeutsche Wolfgang Mentrup eine Kritik und eine Modifikation der Ne­riusschen Regeln vor. Diesen ver­wandelten Entwurf nennt er «ein­geschränkte Kleinschreibung», einge­schränkt gegenüber der radikalen Kleinschreibung. Auch Mentrup lässt es nicht bei einem einzigen Vorschlag bewenden, sondern gibt gleich einen zweiten mit. […] Wolfgang Mentrup arbeitet unter dem Gesichtspunkt der «Benutzbarkeit» und hat es dar auf angelegt, ein narrensicheres und lücken­loses, zudem äusserst knappes System zu schaffen. […] Wir haben ihm zu danken für die Aufklärungsarbeit, die er geleistet hat, auch wenn wir seinen Folgerungen nicht vorbehaltlos zustimmen können.

1978-11

: Die rechtschreibreform ist überfällig. Deutsch-Blätter, , nr. 4, s. 10 bis 18
Es ist weder den barocken grammatikern noch ihren nachfolgern gelungen, genau zu umschreiben, was eigentlich unter einem substantiv zu verstehen wäre. Den begriff “nomen“, der die mittel­alterliche grammatik beherrschte, konnte man leichter abgrenzen: Er umfasste alle wörter, die der deklination unterliegen, also neben den nomina propria vor allem auch die adjektive. Wohl unter dem einfluss der philosophischen substanz­lehre hat sich dann aber das un­defi­nierbare substantiv theoretisch verselb­ständigt, und es ist deutschem schulmeister­denken und deutscher pedanterei (Grimm) gelungen, eine substantiv­weltanschauung aufzubauen.

1978-10-20

: Kommt die Kleinschreibung? Ergebnisse eines Kongresses in Wien. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 244
Der "Oesterreichischen gesellschaft für sprachpflege und rechtschreib­erneue­rung" ist es erstmals gelungen, vom 10. bis zum 12. Oktober in Wien Ver­treter alle vier deutsch­sprachigen Länder (der BRD, der DDR, Oesterreichs und der Schweiz) am Verhandlungs­tisch zu­sammen­zuführen, vorwiegend Hoch­schul­dozenten und Pädagogen, und die­se waren am Schluss ihrer Be­ratungen darüber einig, das Oester­reichische Bundes­ministerium für Unterricht und Kunst nachdrücklich zu bitten, über die politischen Kanäle die andern deutsch­sprachigen Länder einzuladen, gemein­sam eine Reform vor­zubereiten und zuletzt zu beschliessen, ob man sie wolle oder nicht.

1977-05-21

: Vorentscheidung für „gemäßigte Kleinschreibung“. Österreichische Apotheker-Zeitung (), , 31. jg., nr. 21, s. 424, Aktuelles (276 wörter)
Auf dem Weg zur Rechtschreib­reform der deutschen Sprache ist nun eine wichtige Vor­entscheidung gefallen. Die für die Durch­führung der Reform vom Unterrichts­ministerium eingesetzte Kommission entschied sich in einer Abstimmung dafür, die „gemäßigte Klein­schreibung“ als österreichische Stellung­nahme in den folgenden inter­nationalen Ver­handlungen zu diesem Thema vorzuschlagen. Der Kommissions-Vorschlag wird nun Unterrichts­minister Dr. Fred Sinowatz vorgelegt, der über die end­gültige Stellung­nahme ent­scheiden wird.
Maschinen brauchen Großschreibung. Österreichische Apotheker-Zeitung (), , 31. jg., nr. 21, s. 424, Aktuelles (288 wörter)
„Die Groß­schreibung im Deutschen ist ein wahrer Segen. Sie ab­zuschaffen, käme furchtbar teuer“, erklärte Univ.-Prof. Jean-Marie Zemb (Uni­versite de Paris III) in einem Interview in Wien. Der fran­zösische Germanist sieht die Vorteile der Groß­schreibung vor allem auf dem Gebiet der ma­schinellen Behandlung von Texten (Dokumenta­tion, Über­setzung).

1976

: Vermehrte Gross-Schreibung als Reform der Rechtschreibung? Bemerkungen zum Vorschlag E. Wüsters. Deutsche Sprache, , s. 231 bis 242 (1239 wörter)
In jüngster Zeit ist ein Vorschlag des Österreichers E. Wüster, das Problem der Groß- und Klein­schreibung im Deutschen durch Ver­mehrung der Groß­schreibung zu lösen, ins Gespräch gekommen. […] Der Haupt­grund dafür, daß Wüsters Vorschlag keine Lösung des Problems bringt, liegt darin, daß die Wortart ‘Substantiv’ oder ‘Haupt­wort’ nicht klar ab­zugrenzen ist […]. Der andere Grund ergibt sich aus der Tatsache, daß es keine festen Regeln für die Getrennt- und Zusammen­schreibung gibt, was wiederum mit einem Übergangs­problem zusammenhängt, nämlich dem, daß es Stufen des Zusammen­wachsens von Wort­elementen gibt.

1975-12-17

: Rechtschreibreform? Zum Abschluss einer Umfrage. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 293, s. 35, Feuilleton, scan (781 wörter)
Grundsätzlich wird eine Reform der Rechtschreibung befürwortet. […] Es ist anzustreben, die Reform gemeinsam mit allen deutsch­sprachigen Ländern durchzuführen. […] Bei diesen Beschlüssen stützte sich die Erziehungs­direktorenkonferenz […] auf die Auswertungs­ergebnisse der von der Pädagogischen Kommis­sion gestellten Fragen, die so lauteten: Frage 1: Halten Sie eine Rechtschreibreform grund­sätzlich für erforderlich? ­ Frage 3: Soll die Schweiz: a) Von sich aus Reformen anstreben (Alleingang)? b) Zusammen mit einem andern deutsch­sprachigen Land Reformen in die Wege leiten? c) Nur im Verband mit allen deutsch­sprachigen Ländern Reformen einleiten?

1975-10

: Wie läßt sich die Schreibung der S-Laute sinnvoll vereinfachen? Sprachspiegel, , 31. jg., nr. 5, s. 138 bis 140, Rechtschreibreform
Das „scharfe S“ (ß) […] wird in be­stimmten (Auslaut-)Positionen wider­sprüchlich und will­kürlich auch nach kur­zem Vokal verwendet, z. B. die Fässer – das Faß. Es ergibt sich besonders beim Konjugieren der Verba ein stän­diges „Pendeln“ zwischen ss und ß, z. B.: ich fasse, du / er / ihr faßt, wir / sie fassen; ich faßte, habe gefaßt (statt: fassen – fasste – gefasst). Dieser Hokus­pokus bei der Um­wandlung von „ss“ in „ß“ nach kurzen Selbst­lauten muss endlich auf­hören; es handelt sich dabei um eine Rechtschreib­regel der Kurrent­schrift. […] Schon seit über 100 Jahren fordern verantwortungs­bewusste Rechtschreib­reformer die sogenannte „reduzierte ß-Schreibung“, welche das „scharfe S“ (ß) auf seine ur­eigenste Aufgabe be­schränkt: die Kenn­zeichnung eines „scharfen“ (stimmlosen) S-Lautes nach langem Selbst­laut und nach Zwielaut […]. Die Ab­schaffung des Längen­zeichens „ß“ und sein wider­sprüchlicher Ersatz durch das Kürze­zeichen „ss“ ist […] kein tauglicher Vor­schlag zu einer Rechtschreib­reform.

1975-06

: ‘Gottfried Keller Straße’ oder ‘Gottfried-Keller-Straße’? Sprachspiegel (), , 31. jg., nr. 3, s. 82 bis 83
General-GuisanStraße, General Guisan-Straße, General-Gui­sanstraße, General Gui­sanstraße oder General Guisan Stra­ße? Wer sich in unsern Städten und Dörfern umsieht, findet bald diese, bald jene dieser fünf Schreib­weisen, nur sel­ten aller­dings die regel­richtige: General-Guisan-Straße. Nament­lich der erste dieser beiden Binde­striche ist allent­halben auf Wider­stand gestoßen. In Zürich ist er durch einen Stadtrats­beschluß vom 29. Juni 1951 sogar in aller Form weg­dekretiert worden. (Die PTT hat, wenigstens im roten Straßen­verzeichnis der Telefon­bücher, den Mut, sich über den unlogischen und zudem regel­widrigen Beschluß hinweg­zusetzen.)

1975-04-03

: Der Gefangene floh — Der gefangene Floh. Eine Ausstellung in der Zentralbibliothek. Der Landbote, , nr. 75 (486 wörter)
Man kann eine ernste Sache auch mit Humor anpacken. So stellt die Zentral­bibliothek ihre am 1. April eröffnete Foyer-Ausstellung über die Recht­schreibe­reform unter die in unserem Titel wiederholte Schlagzeile mit dem variablen Floh/floh. […] Die lehrreiche Aus­stellung wurde von R. Landolt vom Bund für vereinfachte Recht­schreibung in Zusammen­arbeit mit R. Diederichs von der Zentral­bibliothek Zürich zusammen­gestellt und aufgebaut.
Für und wider eine Rechtschreibereform. Die Tat, , 40. jg., nr. 77, s. 4, Zürich (125 wörter)
Zu einem gegen­wärtig in der Schweiz laufenden Vernehmlassungs­verfahren über eine Rechtschreibe­reform hat die Zentral­bibliothek Zürich in Zusammen­arbeit mit dem «Bund für ver­einfachte Recht­schreibung» eine Ausstellung im Vestibül zusammen­gestellt.

1975

: Die lesbarkeit der kleinschreibung. Eine untersuchung von prof. dr. Herbert Haberl. die tribüne, , nr. 63
H. Haberl hat durch seine 2. unter­su­chung bewiesen, dass, gleichgültig ob es sich um erwachsene oder kinder handelt, die kleinschreibung schon nach kurzer gewöhnung leichter bzw. genau so gut gelesen wird wie die gross­schreibung.

1974-06-18

: Die «reaktionäre großschreibung». Eine Publikation zur Reform der Rechtschreibung. Neue Zürcher Zeitung, , morgenausgabe, nr. 276, s. 35, Feuilleton, scan
«Die rechtschreibung ist insbe­sondere gesellschaft­lich und gesellschafts­politisch schädlich […]» Das Taschen­buch, in dem diese Sätze (und ähnliche) zu lesen sind, verdankt seine Entstehung dem letzt­jährigen Frankfurter Kongreß «ver­nünftiger schreiben», an dem profilierte Vertreter der Kleinschreibung und Simplificateurs der deutschen Sprache – neben Leuten mit ab­gewogenerem Urteil – Referate gehalten haben, die dank diesem Buche nun einer weiteren Oeffentlich­keit zugänglich sind.

1974-06-02

: Die gemäßigte Kleinschreibung im Dänischen. Die Reform von 1948 und ihre Auswirkungen. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 251, s. 37, Zeitfragen, scan (2288 wörter)
Neben der deutschen Sprache war das Dänische bis 1948 die einzige Sprache, die noch alle Substantive groß schrieb. Eine Einführung der Großschreibung im Schwedischen war nie gelungen, wohl aber dagegen im Norwegischen. […] Im Januar 1948 teilte der Unterrichts­minister, Hartvig Frisch, der Presse mit, daß seine Kollegen in der Regierung mit seiner Absicht ein­verstanden seien, in den Schulen den Uebergang zur gemä­ßigten Kleinschreibung durchzuführen. […] Ein Gesetz oder ein Parlaments­beschluß war nicht nötig, da es staats­rechtliche Tradition ist, daß Recht­schreib­reformen in Dänemark administrativ durchgeführt werden. […] 26 Jahre nach der Reform denkt kaum jemand mehr an diese Aenderung der Schreibweise noch daran, daß diese einmal überhaupt ein Problem war.

1974-05

: Die Schreibweise von Eigennamen. Komplizierung der Regeln und Verlagerung der Schwierigkeiten bei Anwendung der Kleinschreibung. Typographische Monatsblätter, , nr. 5, s. 363 bis 366 (1500 wörter)
Die Befürworter der Klein­schreibung sa­gen, andere europäische Sprachen kä­men auch ohne Substantiv­groß­schrei­bung aus und die Benützer dieser Sprachen hätten weniger Schreib­probleme. Dies ist ernstlich zu be­streiten. Schreib­probleme haben zum Beispiel die Engländer und Franzosen […] mindestens so viele wie die Deutsch­sprachigen. Denken wir bloß an die Schwierigkeiten der Schreibung franzö­sischer oder englischer Laute […]. Und was die Verwendung der Groß­buch­staben betrifft, so werden auch diese einem besondern, zum Teil sehr willkürlichen und unlogischen Regelwerk unterworfen. […] Wie soll in dieser Materie in den Druckereien eine einheitliche Schreibweise eingehalten werden, wenn vom Regelwerk her dem Chaos Tür und Tor geöffnet werden? […] Der also nicht gelungene Versuch zu einer befriedigenden Regelung der Eigennamen­schreibweise beweist, daß die heutigen (ich betone: abgesehen von einigen Spitz­findigkeiten nämlich nicht so sehr großen) Schwierigkeiten der Groß- und Kleinschreibung sich bei Einführung der gemäßigten Klein­schreibung verlagern würden auf das Gebiet der Eigennamen­schreibung und dort in verstärktem Maße aufträten. […] Eine Regelung der Recht­schreibung aber, die die Schwierigkeiten bloß verlagert, ist unerwünscht.

1974-01-23

: Gemässigte Kleinschreibung? Reform der deutschen Rechtschreibung; Interessierte Gremien konsultiert. Neue Zürcher Zeitung,
Mit der Frage einer Reform der deut­schen Recht­schreibung hat sich dieser Tage in Zürich unter dem Vorsitz von Ständerat Dr. F. Stucki eine von ungefähr 20 Organisatoren beschickte Konferenz befasst.

1974-01-13

: plädoyer für die kleinschreibung. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 19, s. 37 bis 38, Zeitfragen, eigennamen-gross­schreibung, scan (2570 wörter)
In den letzten jahren ist die einführung der klein­schreibung erneut zu einem gesprächs­gegenstand ge­worden. […] Die mangelnde rechtsgrundlage und die rück­sicht auf die andern deutsch­spra­chigen länder erschweren die reform­bestrebungen. Vergleicht man für und wider, so überwiegen die vorteile der klein­schreibung. Noch näher zu be­handeln sind die schreibweise der eigennamen und der abkürzungen. […] In jüngster zeit sind auch in der Schweiz mehrere vorstösse unter­nommen worden […]. Die veränderung des schriftbildes ist so gering, dass sie der leser manchmal erst nach längerem lesen oder überhaupt nicht feststellt. […] Die gross- und kleinschreibung ist aber nur ein teil der rechtschreibung. […] Es gibt nämlich noch andere un­befriedigend geregelte bereiche […].Die bisherigen reform­bestrebungen haben aber deutlich gemacht, dass die zeit für die neuregelung all dieser bereiche noch nicht reif ist.
: Für die Großschreibung! Neue Zürcher Zeitung, , nr. 19, s. 38, Zeitfragen, scan (2579 wörter)
Der Philologe, der in seiner eignen Zunft auf den hundert­jährigen und schließlich gescheiterten Versuch zur Einführung der gemäßigten Kleinschreibung zurück­blickt, darf sich die Frage wohl durch den Kopf gehen lassen, ob mit den Sub­stantiv­majuskeln nicht bloß die Ortho­graphie, sondern vielleicht unsere neu­hochdeutsche Schrift­sprache betroffen sei. […] Wie nun, wenn im 17. und 18. Jahrhundert deutsche Prosaisten ihren eigenen Stil so fortgebildet hätten, daß sie am visuellen Geländer der Substantiv­majuskeln syntaktisch immer komplizier­tere Sätze zu bauen wagten? […] Nicht die derzeitige Regel­kasuistik ist zu schützen, sondern eine praktikable Art der Groß­schreibung. Man sollte ihr erlauben, mit einfachen Regeln aus­zukommen, indem man sie im berüchtigten Randgürtel der Grenz- und Zweifels­fälle liberalisiert.

1973-09-14

: «Knaurs Rechtschreibung». Neue Zürcher Zeitung, , nr. 427, mittag­ausgabe, s. 35, Feuilleton, scan (711 wörter)
In der Einführung liest man die vernünfti­ge Ansicht der Bearbeiter, daß sie eine begrenzte, wohl­überlegte Reform der deutschen Recht­schreibung für wün­schens­wert hielten, daß es jedoch nicht vertretbar sei, das Erwünschte hier bereits ein­zuführen. «Das könnte nur Verwirrung zur Folge haben. Eine Reform … kann nur ins Werk gesetzt werden durch überein­stimmenden Beschluß der vier Staaten deutscher Sprache.»

1973-07-18

intern. hobby, das Magazin der Technik, , 21. jg., nr. 15, s. 1
Die geplante Einführung der gemäßigten Kleinschreibung hat uns im Ehapa-Verlag durchaus nicht überrascht. […] Gerade weil sich hobby an aufgeschlossene, technisch und populär­wissenschaftlich interessierte Menschen wendet, ist es vielleicht prädestiniert, einen solchen Schritt heute zu wagen. […] Zunächst soll die Veränderung der Recht­schreibung in hobby wirklich gemäßigt sein, indem wir vorerst nur die Hauptwörter klein schrei­ben wollen, Satzanfänge und Eigen­namen weiterhin groß (siehe hierzu S. 74: Die schönsten Tauchgebiete). Und dann soll's auch nicht das ganze Heft sein. Wenn sich aber herausstellt, daß unsere Leser diese neue Art der Recht­schreibung akzeptieren, können wir getrost weiter­gehen. und das ganze hobby in dieser Manier gestalten.

1973-06-09

Kulturnotizen: Für gemässigte Rechtschreibreform. Die Tat, , 38. jg., nr. 133, s. 31, Kultur (98 wörter)
Die Kultus­minister der Länder haben sich auf einer Sitzung in Berlin für eine gemässigte Rechtschreib­reform auf der Grund­lage von Emp­fehlungen einer Experten­kommission aus dem Jahre 1958 entschlossen.

1973-05-11

Klein oder gross? Ein wegweiser für die freunde der kleinschreibung. Der Landbote, , nr. 107
Der schweizerische "Bund für ver­ein­fachte recht­schreibung", der in engem kontakt mit den reform­freunden in den anderen deutsch­sprachigen ländern steht, hat sich daher mit der frage be­fasst, was künftig noch gross ge­schrieben werden soll, und hat seine vorschläge soeben publiziert.

1973-04-02

Busen als Beweis. Der Spiegel (), , nr. 14, s. 176 bis 177, Kultur
Für eine gemäßigte Kleinschreibung set­zen sich immer mehr Pädagogen, Po­litiker und Privatleute ein. Deutsch­lands Orthographie-Papst Professor Grebe empfahl, schon vor einer Re­form klein zu schreiben. […] In zahl­reichen Landtagen brachten Ab­geordnete klein geschrie­bene Anfragen ein: ob und warum nicht endlich die gemäßigte Klein­schreibung eingeführt würde. […] Mitte März einigte sich die gemeinhin kontrovers ge­stimmte Kultusminister­konferenz (KMK) auf die Vorab-Entscheidung, jetzt sei ein "günstiger Zeitpunkt" für die ersehnte Reform erreicht. Nur sei "ein gemeinsames Vorgehen in den Ländern mit deutscher Sprache nach wie vor erforderlich".

1973-03-05

Wie, wann, von wem. Der Spiegel, , nr. 10, s. 30, Deutschland
Pädagogen und Politiker opponieren in Hessen gegen neue Rahmen­richtlinien. Sie sehen darin "eine Anleitung zur per­manenten Revolution im Klassen­zimmer". […] lm Deutsch­unterricht ver­lören, ginge es nach den Richt­linien-Autoren, Literatur und Rechtschreibung ihren heutigen Rang. […] Als einen Appell an die Öffentlichkeit wollen die Richt­linien-Autoren ihre Forderung verstanden wissen, die Überbewertung der Recht­schreibung in der Schule ab­zubauen und sie nicht mehr zum Kriterium von Eignungs­beurteilungen und Versetzungen zu machen. Weil die Verhältnisse aber noch nicht so sind, sollen Schüler immerhin noch "Grundkenntnisse der Recht­schreibung erwerben", um – so die Autoren – "vor ungerecht­fertigten Benach­teiligungen geschützt zu sein".

1973-02-23

: Gemeinsame Deutschstunde? Reform der Rechtschreibung, die DDR und die Germanistik. Die Zeit (zeit.de), , nr. 9, s. 18, Kultur
Jetzt, so meint Paul Grebe, könnte die Zeit gekommen sein: „Die Konstellation war noch nie so günstig“ Außer in der Bundes­republik nämlich arbeiten gegen­wärtig ebenfalls in der Schweiz und in Österreich offizielle Rechtschreib­kommis­sionen, was lange Jahre nicht der Fall war. Auch die DDR ist, wie Grebe aus persönlichen Informationen weiß, nicht grund­sätzlich gegen eine Reform […]. Daß sich nun immer mehr Ger­manisten für eine Reform und den Abbau der Diskriminierung durch Sprache engagieren, ist auch deshalb erfreulich, weil die Germanistik im übrigen auch weiterhin als ein Fach in der Dauer­krise gelten darf.

1973-02-16

: Argumente für und gegen: Kleinschreibung. Die Zeit (), , nr. 7 (460 wörter)
Die sogenannte gemäßigte Kleinschreibung scheint mir ein unglück­seliger Kompromiß. […] Es gäbe andere Argumente, kultur­historische, zivilisatori­sche, "geistige", die dafür sprechen, das Wort stehen zu lassen und nicht ein wort daraus zu machen, Substantive also auch weiterhin groß zu schreiben. Für die "gemäßigte" Klein­schreibung jedoch spricht so gut wie gar nichts.

1973-01-21

: Was heißt «amtliche Orthographie»? Neue Zürcher Zeitung, , nr. 32, s. 60, Wochenende, scan (564 wörter)
Oft schon bin ich gefragt worden, wie es sich eigentlich mit der «Amtlichkeit» der geltenden Recht­schreibung verhalte; ob man darauf ver­pflichtet werden könne und ob man deshalb alle Hin- und Her­beschlüsse des Dudens, einer aus­ländischen Instanz also, mitmachen müsse.

1972-06-22

: Ständerat Dr. F. Stucki. Präsident der Bundeskommission für Rechtschreibereform. Glarner Nachrichten, , nr. 143 (114 wörter)
Das Eidgenössische Departement des Innern hat einen vorberatenden Aus­schuß für Fragen der Rechtschreibe­reform eingesetzt. Dieser ist beauftragt, zusammen mit den in der Bundes­republik Deutschland und in Oester­reich zuständigen Organen die gegen­wärtige Lage und die Absichten hinsichtlich der Rechtschreibe­bestrebungen in diesen Ländern abzuklären […].

1969-05-19

. Der Spiegel (), , nr. 21, s. 93 bis 94, Deutschland, Bundesländer
Mit Altmeier, dem fülligen Duodez­fürsten im Land des Schinderhannes und der Loreley, versinkt am Rhein eine Epoche – mit Kohl, dem emporstrebenden Ma­nager der Christenunion, soll zwischen Rüben und Reben eine neue Zeit beginnen. […] Und als der CDU-Landtags­abgeordnete Helmut Adamzyk unlängst „die Klein­schreibung von Hauptwörtern in unserem Bundesland Rheinland-Pfalz“ forderte, hatte Kohl („Warum denn nicht?“) nichts dagegen. Vogel freilich durchkreuzte das Vorhaben.

1969-02-17

: Der Bundesrat und die Kleinschreibung. Tagung der Reformfreunde. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 102, morgenausgabe, s. 19, Inland, scan (363 wörter)
An seiner Jahres­versammlung in Aarau befaßte sich der Schweizeri­sche Bund für ver­einfachte Recht­schreibung kürz­lich u. a. mit der Antwort des Bundes­rates auf eine Kleine Anfrage von National­rat Emil Schaffer (Langenthal). In der Anfrage war erklärt worden, daß in unserem Lande nur eine Minderheit der deutsch­sprachigen Bevölkerung die Rechtschreibung ihrer Mutter­sprache beherrsche.

1968-11-25

Es plumpst. Der Spiegel (), , nr. 48, s. 78 bis 81, Deutschland, Erziehung (828 wörter)
[…] der CDU-Landtags­abgeordnete Hel­mut Adamzyk, 42, […] ist der Urheber des Vorschlags: Er hat die „Ab­schaffung der Groß­schreibung“ an­geregt. […] Als der Mainzer Landtag un­längst eine umfangreiche Verwaltungs­reform beschlossen hatte, nutzte Adamzyk die Gelegenheit für sein Kleinschreib-Projekt. Stolz verriet er dem Chef: „Ich bin schon dabei, die nächste Reform einzuleiten.“ Kohl („Warum denn nicht?“) gab Adamzyk grünes Licht.

1968-06-29

Vereinfachung der Rechtschreibung. Volksstimme (St. Gallen), , nr. 149 (296 wörter)
Nationalrat Emil Schaffer, Bern (soz.), reichte die folgende Kleine Anfrage ein: […] Der Bundes­rat wird angefragt, wie er die Frage der Ver­einfachung der deutschen Recht­schreibeform, vor allem die Ein­führung der Klei­nschreibung mit Ausnahme der Namen und des Satz­anfangs, be­urteilt […].

1968-05-08

: Möglichkeit einer Rechtschreibereform der deutschen Sprache. Podiumsgespräch am 15. Schweizerischen Korrektorentag in Winterthur. Die Tat, , 33. jg., nr. 107, s. 6, Zürcher Spiegel (738 wörter)
Am Schweiz. Korrektorentag […] fand dieses Mal ein inhalts­reiches Podiums­gespräch […] statt, das von Chef­redaktor August E. Hohler geleitet und von fol­genden Diskussions­rednern be­stritten wurde: Dr. Arthur Baur, Chef­redaktor des «Landboten»; Alfred Falk, Korrektor bei Huber & Co. Frauenfeld; Dr. Paul Grebe, Leiter der Duden-Redaktion; Oto Nüssler, Geschäfts­führer des Vereins für deutsche Sprache, Wiesbaden; Dr. Hans Rentsch, Redaktor am «Neuen Winter­thurer Tagblatt»; Friedrich Wilhelm Weiters­haus, Ober­korrektor, Gütersloh.

1967-02-16

: Das Problem der Erneuerung der chinesischen Schrift. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 654, morgenausgabe, s. C13, Feuilleton, scan (1012 wörter)
Die Schriftreform bedeutet einerseits die Ver­einfachung der allen Zeichen­schrift, anderseits jedoch ihre totale Ab­schaf­fung und Ersetzung durch eine phone­tische Orthographie, nämlich durch lateinische Buchstaben. Ist es überhaupt möglich, die Zeichen­schrift, die durch ihre vorwiegend nicht­phonetischen Prinzipien zu einem wesentlichen Binde­glied zwischen den zahlreichen, stark voneinander ab­weichenden Dialekten geworden ist, zu beseitigen?

1966-11

: Hans Cornioley siebzigjährig. Sprachspiegel (), , 22. jg., nr. 6, s. 169 bis 171
Ganz besonders dürfen die Sprach­freunde dem Jubilar danken und gute Wünsche mitgeben auf den Weg in und durch das achte Jahrzehnt: Wie oft stand er an den Vortrags­pulten der Zweig­vereine des Deutsch­schweizerischen Sprach­vereins; wie oft bereicherte er die Spalten des „Sprach­spiegels“ mit seinen geschliffenen Aufsätzen zum Sprach­leben oder zur Sprach­politik; wie viele Vorträge hielt er vor Lehrern und für Lehrer, vor allem über Fragen der Ju­gend­literatur (noch steht er an vorderster Front im Kampf gegen die Schund­ware auf dem Bücher­markt); wie eifrig setzte er sich, ein überzeugter Anhänger der Klein­schreibung, für eine zeit­gemäße Reform der Recht­schreibung ein, usw.

1966-08-01

Rauschende Eichen. Deutsche Schrift. Der Spiegel (), , nr. 32, s. 33, Deutschland
Anstelle der „in ihrer Wirkung gefühls­armen“ lateinischen Lettern sollten an Deutschlands Schulen wieder als Erst­schriften die deutschtümelnde Fraktur als Druckschrift sowie die sogenannte deutsche Schreib­schrift gelehrt werden. […] Mit 800 Bundes-Getreuen kämpft Arndt dafür, daß „kost­bares Erbgut“ zur „ersten Schreibschrift erklärt“, „in allen Schularten intensiv gepflegt“ und für „spätere Geschlechter“ gerettet werde.

1966-07

: Fehler und Fehlendes im Duden (Schluß). Vorschläge für eine Neuausgabe des Rechtschreib-Duden. Sprachspiegel (), , 22. jg., nr. 4, s. 117 bis 122
Um Deutsch zu können, muß man vorher Griechisch, Latein und sogar noch Neger­dialekte lernen. […] Wer kann Päd-agoge, Trans-port, Manu-skript oder Kilima-ndscharo richtig trennen, wenn er nicht die etymo­logischen Bestand­teile dieser Fremd­wörter kennt? Aber wehe dem, der neun Jahre lang Latein und sechs Jahre lang Griechisch und von mir aus noch vier Jahre lang Ngudumbumbuli gelernt hat und meint nun, jetzt beherrsche er die deutsche Wort­trennung. […] Das Volk der Dichter und Denker nimmt die Wort­trennungen ein­mal etymologisch vor, dann wieder nach Sprach­silben. Ganz will­kürlich. […] Entweder wir trennen die fremden und die Fremd­wörter nach ihren etymolo­gischen Bestand­teilen (und lernen Griechisch, Latein und Kasa­vangdudu usw.), oder wir trennen sie nach Sprach­silben. Mit Rechtschreib­reform hat das Verlangen nach gleich­mäßigen Tren­nungen nichts zu tun.

1965

: Eigennamen und Gattungsbezeichnungen. Versuch einer Abgrenzung. Muttersprache, , 75. jg., s. 207 bis 213
Trotz der grossen Schwierigkeiten, die sich dadurch ergeben, dass Eigennamen als Gattungs­namen verwendet werden können, lässt sich also doch mit Hilfe einiger formaler Merkmale — vor allem durch den Artikel­gebrauch — eine Be­grenzung der Kategorie Eigennamen angeben.

1964-10-03

: Mehr Achtung vor der Terminologie! Österreichische Apotheker Zeitung (), , 18. jg., nr. 40, s. 546 bis 548 (709 wörter)
Unter den Vorschlägen zur Rechtschreibreform taucht immer wieder die Forderung auf, die Schreibung der griechischen und lateini­schen Fremdwörter, ins­besondere auch solcher von wissen­schaftlicher oder kultureller Bedeutung, der deutschen Aussprache anzugleichen, also Ersetzung von ph durch f, von th duch t, von y durch i in Wörtern etwa wie Ortho­graphie, Phonetik, Theorie, Theater, Synthese, Rhythmus, Mythus, Mystik u. a. m., obwohl sich sehr beachtliche Stimmen wiederholt und mit guter Begründung dagegen aus­gesprochen haben.

1963-11-06

Die Schweiz bleibt bei der Groß-Schreibung. Eine umfassende Stellungnahme der Schweizerischen Orthographie-Konferenz. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 258
Seit einigen Tagen liegt eine 34 Seiten um­fassende „Stellung­nahme der Schweizeri­schen Ortho­graphie­konferenz zu den Emp­fehlungen des Arbeits­kreises für Rechtschreib­regelung (Wies­badener Empfehlun­gen)“ als Broschüre gedruckt vor […]. Diese Schrift be­deutet die Absage der Schweiz an die so­genannte ge­mäßigte Klein­schreibung

1963-10-27

: Zur Schweizerischen Orthographiekonferenz. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1361 (115), sonntag­ausgabe, s. A13 bis A14, Literatur und Kunst, scan (4719 wörter)
Mancher Leser wird sich an die seit Jah­ren wieder hin- und her­wogende Dis­kussion um die Orthographie­reform mit Unlust erinnern und fragen, ob es damit nun plötzlich so eile […]. Die nach beiden Weltkriegen stürmisch auftreten­den Reformer haben die alte Erfahrung in den Wind geschlagen, daß in dieser Sache alle radikalen Vorschläge Gefühle ver­letzen, die dann längere Zeit auch für milde Offerten nicht mehr ansprechbar sind. Es ist nun einmal nicht dasselbe, ob man sich […] darauf einigt, eine von der Praxis längst unterspülte Regel ohne viel Lärm mit einer ange­messeneren zu vertauschen, oder ob die Reform­partei darauf beharrt, sozusagen vom Schalt­brett aus eine Neuerung durch­zusetzen, die das jedem vertraute Schrift­bild aufs Mal entscheidend verändern und entwerten müßte.

Eine alte erfahrung: Das fehlen echt radikaler vorschläge führt dazu, dass auch unsere milden viel lärm verursachen.

1963-08-24

: Kleinschreibung der Hauptwörter abgelehnt. Schweizerische Depeschenagentur,
Unter dem Vorsitz von Alt-Regierungsrat Wanner (Schaffhausen) und Ständerat Dr. Stucki (Netstal) tagte in Zürich am 20. und 21. August die von der Kon­ferenz der kantonalen Erziehungs­direkto­ren im Auftrag des Eidg. De­partements des Innern einberufene Schweizerische Orthographie­konferenz. […] Sie empfiehlt die grundsätzliche Beibehaltung der bisherigen Großschreib­regeln, allerdings gemildert durch eine Lockerung ihrer Handhabung in dem Sinne, daß in Grenzfällen zwischen dem großen und kleinen Anfangsbuchstaben die Wahl bleibt.

1963-08-13

: Vor einer schweizerischen Orthographiekonferenz. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 3204, morgenausgabe, s. C13, Feuilleton, scan (1655 wörter)
Am 20. August tritt in Zürich die schwei­zeri­sche Konferenz für Recht­schreib­reform zusammen. Ihr ist die Auf­gabe gestellt, die Vorschläge, die von offizieller deutscher und öster­reichischer Seite in dieser Sache vor­liegen, zu beraten und eine Stellung­nahme fest­zulegen, die an einer demnächst in Wien statt­findenden Orthographie­konferenz aller deutsch­sprachigen Länder von der schweize­rischen Delegation zu vertreten sein wird. […] Man sieht: die eigentliche Pièce de résistance der Stutt­garter Vorschläge bildet den wichtigsten Punkt auch dieses neuen Reform­programms. Die Forderung nach Klein­schreibung der Substantive […] steht wiederum an der Spitze, und sie dürfte auch in den künftigen Diskus­sionen das meist­umstrittene Postulat bleiben. […] Die Verantwortung, die dieser Konferenz zufällt, ist nicht gering. […] Die Konferenz dürfte also gut daran tun, es in weiser Be­schränkung bei jenen Aenderungen bewenden zu lassen, bei denen mit all­gemeiner Zu­stimmung gerechnet werden darf.

1963-06-26

: Deutsche clarté. Frankfurter Allgemeine Zeitung, (1260 wörter)
Ich sehe eine große Gefahr für die ganze deutsche Sprach­struktur in der Abschaffung der Groß­schreibung: Die Schrift­steller werden, bewußt oder un­bewußt, Substantivie­rungen wegen Un­klarheit vermeiden, und das bedeutet eine tiefgreifende Veränderung und Verarmung der Ausdrucks­weisen im Deutschen.

1961-08-01

: Konrad Duden. Zum 50. Todestag (1. August). Neue Zürcher Zeitung, , nr. 2850, morgenausgabe, s. B10, Feuilleton, scan (1774 wörter)
Sein Name steht als Titel auf Millionen von Bänden, die täglich unschätz­bare Dienste leisten in Schul­stuben, Bureaus, Kanzleien, Redaktio­nen und Druckerei­en, kurz: überall, wo deutsche Sprache ge­sprochen, ge­schrieben und gedruckt wird. […] Könnte Duden heute die weitere Ent­wicklung seines Werkes über­blicken, er wäre wohl erfreut und betrübt zugleich. Erfreut dürfte er sein über das hohe Ansehen, das sein Name im ganzen deutschen Sprachraum genießt […]. Betrübt wäre er wohl, zu sehen, wie sein Werk so oft durch eng­stirnige In­terpreten in Verruf gebracht und wie es in unverant­wortlicher Weise zu politischen Zwecken miß­braucht wurde und wird.

1961-05-10

A bis Zypressenzweig. Grimm-Wörterbuch. Der Spiegel (), , nr. 20, s. 65 bis 74, Kultur (7011 wörter)
Im März 1854, nahezu sechzehn Jahre nach Vertragsabschluß, konnte endlich der erste Band "auf des geliebten Va­terlandes Altar" (Jacob Grimm) gelegt werden. Er war von Jacob Grimm zu­sammen­gestellt und umfaßte den Buchstaben A und die erste Hälfte der mit B beginnenden Wörter und war als Gelegenheit benutzt worden, "den wust und unflat unserer schimpflichen, die gliedmaßen der sprache ungefügig ver­hüllenden und entstellenden schreib­weise aus(zu)fegen" - will sagen: Jacob Grimm hatte die Kleinschreibung der Hauptwörter wieder eingeführt, wie sie in der Tat in fast allen Schrift­sprachen üblich ist. Der Verleger fürchtete aller­dings mit Recht, diese Eigen­mächtigkeit könnte das Publikum verwirren; spätere - aber nicht alle - Bearbeiter haben dann auch wieder die bis heute gültigen Regeln der Orthographie respektiert.

Zum «wust und unflat» gehörte nicht nur die substantiv­gross­schreibung, sondern auch die fraktur. Beides war gleich umstritten.

1959-05-12

: Nur ein Traditionswert? Frankfurter Allgemeine Zeitung, (912 wörter)
Die scheinbar so un­scheinbare Frage der Silben „hin“ und „her“ und „vor“ und „hier“ in Verbindung mit „auf“ und „ab“ und „an“ betrifft den Sprachgeist selbst. Und der ist mehr als „ein“ Traditionswert, er ist die Tradition selbst. […] Eine gewisse, vorder­gründige Ideologie der Modernität versucht den Verteidigern der Sprach­tradition Traditionalis­mus nachzusagen. Bei wem verfängt das noch? Es machen sich überall so viele Pseudo­modernisten breit, in der Architektur, im soziologi­schen Gerede, in der Dekoration und im Espresso- und Barstil, der doch wohl mit Avantgarde soviel zu tun hat wie Papier­servietten mit einem gut gebratenen Stück Fleisch, daß man sich das Plakat „Reaktionär“ oder „Tra­ditionalist“ oder was sonst gelassen vor die Haustür kleben läßt.

1959-03-31

Sendungen, die nicht kamen. Die Tat, , 24. jg., nr. 87, s. 12, Tele-Varia (66 wörter)
«Orthographie oder ortografi?», eine Dis­kussions­sendung über die geplante Rechtschreibe­reform (Köln) mußte aus­fallen, weil die vor­gesehenen Dis­kussions­teilnehmer nicht an einen Tisch zu bringen waren. Eins zu Null für Herrn Duden.

1958-11

: Zur Frage der Groß- und Kleinschreibung. Sprachspiegel (), , 14. jg., nr. 6, s. 179 bis 181
Es wäre bedauerlich und müßte als Zei­chen stumpf­sinniger Be­harrlichkeit ge­wertet werden, wenn der nunmehr seit mehr als einem Jahr­hundert von nam­haftesten Germanisten geführte Kampf für die Klein­schreibung bei der er­strebten Reform der Orthogra­phie nicht sieg­reich beendet würde.

1957-02-25

Shaws letzter Wunsch unerfüllbar. Passauer Neue Presse, , 12. jg., nr. 46, s. 2 (109 wörter)
George Bernard Shaws letzter Wunsch, den größten Teil seines Nach­lasses zur Schaffung eines neuen „britischen Alphabets von 40 Buch­staben“ zu ver­wenden, wurde von einem Londoner Gericht als „nicht erfüllbar" be­zeichnet.

1957

: Die Aussichten einer Rechtschreibreform. Sprachforum, , 2. jg., nr. 3/4, s. 286 bis 294 (4235 wörter)
Von Rechtschreib­reformen sprechen heißt über Meinungs­kämpfe berichten, die mit erstaunlicher Regel­mäßigkeit auf­brechen und zumeist unerwartet heftig verlaufen. Und zu Rechtschreib­reformen Stellung nehmen heißt sich Kampflinie zweier Parteien begeben, denen beiden ihr Standort so un­anfechtbar erscheint, daß sie nichts davon aufzugeben bereit sind.

2. 1956

: Die Rechtschreibung unserer Rekruten. Bündner Schulblatt (), , nr. 15, s. 137 bis 143
Unsere besondere Aufmerksamkeit galt im Berichts­jahre der Recht­schreibung der jungen Soldaten. Es lag nahe, zu einer Zeit, da die soge­nannte Ortho­graphie­reform nicht bloß die Schulwelt beschäftigt, die schrift­lichen Arbeiten der Rekruten etwas genauer im Hinblick auf Wort- und Zeichenfehler zu mustern. […] Unsere Erhebung bei den Rekruten zeigt, daß die Schule ihrer Aufgabe, der Jugend das Fundament der Recht­schreibung zu vermitteln, doch einiger­maßen gerecht wird. Sozusagen alle beherrschen die Groß­schreibung der ei­gentlichen Substantive; die Un­sicherheit beginnt erst bei den dingwört­lich gebrauchten Tätigkeits- und Eigen­schafts­wörtern. […] Was am wenigsten befriedigt, ist die Inter­punktion. […] Es gibt so vieles in der Recht­schreibung, das die Schüler lernen müssen, daß wir das, was im Hinblick auf die Gebrauchs­sprache entbehrlich er­scheint, in der Schule auch als entbehrlich behandeln. […] Es gibt auch in der Recht­schreibung eine eiserne Ration, ein Notgepäck. Die direkte Rede gehört nicht dazu. Es gehören eben­falls nicht dazu die verzwackten Bestim­mungen über die Groß- oder Kleinschreibung von Adjektiven und Adverbien, wie das Beste, am besten, aufs neue, etwas Neues, etwas anderes.

1956-01-25

Meer ist mehr als mer. Der Spiegel (), , nr. 4, s. 28 bis 34, Titel (4783 wörter)
Die Diskussion über das Rechtschreib­problem, über die Frage, ob in Deutsch­land und im gesamten Gebiet der deut­schen Sprache, also auch in Österreich, in der Schweiz und in Lu­xemburg, etwa „ee" statt „Ehe", „kan" statt „Kahn" oder „kann" und – aus­genommen die Satz­anfänge – alles klein geschrieben wer­den soll, ist bald nach dem letzten Kriege wieder aufgelebt. Ihren Höhepunkt er­reichte die Aus­einander­setzung in den vergangenen beiden Jahren. Beide Seiten – die Für­sprecher einer von allen „Willkürlich­keiten“ der deutschen Recht­schreibung rigoros gereinigten „Strom­linien“-Schreibung und die Verteidiger der oft verwirrend schwierigen Rechtschreib­regeln – haben sich in diesem Streit­gespräch hoffnungs­los ineinander verkrallt und führen es mit auffallender Gereizt­heit, die sich in un­sachlichen Argumenten und persönlichen Ver­unglimpfungen wider­spiegelt.

1955-12-23

: Die deutschen Kultusminister zur Rechtschreibreform. Neue Zürcher Zeitung, , s. c2, scan (166 wörter)
Im Hinblick auf die in ver­schiedenen deutsch­sprachigen Gebieten und Län­dern in den letzten Jahren auf pri­vater Basis erarbeiteten Reform­vorschläge stellte die Ständige Konferenz der Kultus­minister fest, daß allgemein die Anpassung der deutschen Rechtschreibung an den gegenwärtigen Stand der Sprach­entwicklung gefordert und die Notwendig­keit gewisser Aenderungen anerkannt werde.

1955-04-17

Beiträge zur Diskussion über die Orthographiereform. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1002 (20), blatt 3, s. A09, Literatur und Kunst
Die Fragen zur Orthographie­reform sind aller­orten weiter diskutiert worden […]. Aber keineswegs ist die Gefahr der «Reform­sturmflut» vorüber, und die end­gültigen Ent­scheidungen, die in naher Zukunft bevor­stehen, bleiben in be­unruhigender Schwebe. Das ist der Grund dafür, daß wir noch einmal […] ins Gespräch eingreifen. Die geistigen, tech­nischen, wirtschaftlichen Belange, die auf dem Spiele stehen, sind der höchsten Aufmerksamkeit des Publikums wert.
: Lagebericht. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1002 (20), blatt 3, s. A09, Literatur und Kunst
Zieht man aus der bisherigen Diskussion die Bilanz, so ist nicht daran zu zweifeln, daß eine Orthographie­reform im Ausmaß der Stuttgarter Vorschläge keine Aus­sicht hat, durchzudringen. Das soll nun freilich nicht heißen, es müsse alles bleiben, wie es ist. Man wird im Gegen­teil gut daran tun, den vorgesehenen Kongreß nicht etwa abzublasen; man soll ihn, wenn auch vielleicht etwas später, ruhig einberufen. Nach gut fünfzig Jahren ist es wohl an der Zeit, unsere Recht­schreibung wieder einmal gründlich zu bereden und die wirklich fälligen Aenderungen vorzunehmen.
Ein Gutachten. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1002 (20), blatt 3, s. A09 bis A10, Literatur und Kunst (1553 wörter)
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat über die Empfehlungen der «Arbeits­gemeinschaft für Sprach­pflege zur Erneuerung der deutschen Rechtschreibung» vom 15. und 16. Mai 1954 ein Gutachten erstattet, das wir hier leicht gekürzt wiedergeben.
: Zwei Aspekte der «ortografireform». Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1004, blatt 5, s. A17 bis A18, lokales
Die Diskussion über die «Stuttgarter Vorschläge» zu einer Reform der Recht­schreibung darf nicht ruhen, bis dieser Vorstoß, der eine Sprach­vergewalti­gung, noch krasser gesagt: eine Sprach­schändung darstellt, abgewehrt ist. […] Die neue «ortografi» begeht ein Ver­brechen wider den Geist der deutschen Sprache.

1955-02-04

: Diskussion über die Orthographiereform. Die geplante deutsche Orthographiereform und die Schweiz. Volksrecht, , nr. 29 (972 wörter)
Die Vereinfachung der deutschen Ortho­graphie steht noch immer zur Diskussion. […] Obwohl die ganze Angelegen­heit nicht von unserem Lande aus­gegangen ist, müssen wir dazu Stellung beziehen, um vor allen Ueber­raschungen und voll­endeten Tat­sachen geschützt zu sein. In diesem Zusammen­hang wurde von der Neuen Helvetischen Gesell­schaft am 2. Februar im Zunfthaus zum «Königstuhl» ein Diskussions­abend ver­anstaltet. […] In der an­schließenden Diskussion, in der ver­schiedene Stand­punkte zum Ausdruck kamen, überwog deutlich die Ablehnung.

1955-02-02

Zürcher Kalenderblatt. Vortragschronik. Neue Zürcher Zeitung, , s. C10, lokales
Die Gruppe Zürich der Neuen Helveti­schen Gesellschaft veranstaltet am Mitt­woch, 2. Februar, 20 Uhr 15, im Zunft­haus König­stuhl einen öffentlichen Diskussions­abend über die deutsche Orthographie­reform und die Schweiz.

1954-11-11

: Sprachliebe oder sprachlibe. Ein Diskussionsabend über die Rechtschreibereform. Die Tat, , 19. jg., nr. 309, s. 6, Zürcher Spiegel (702 wörter)
Der sogenannte Duden-Ausschuß […] wird in nächster Zeit tagen, um Anträge zuhanden der ver­antwortlichen Instan­zen Deutsch­lands, Oesterreichs und der Schweiz hinsichtlich der viel­besproche­nen Ver­einfachung der deutschen Recht­schreibung zu beschließen. In die­sem Ausschuß ist auch der Deutsch­schweizerische Sprachverein vertreten; da seinem Vorstand daran lag, zu erfahren, wie «man bei uns» über die Erneuerung der Orthographie denkt, veranstaltete er kürzlich einen Aus­sprache­abend im «Weißen Wind».

1954-10

: Berliner abstimmung zur rechtschreibung. Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung,
Von den rund 100 anfragen, die jeden monat die auskunfts­stelle des Zweiges Berlin der Gesellschaft für Deutsche Sprache (Deutscher Sprach­verein) er­reichen, gehören regelmäßig über 50 in den bereich der recht­schreibung. So drängte sich der gedanke auf, einen eigenen abend aus­schließlich der recht­schreibung zu widmen, und zwar am 24. märz unter der absichtlich etwas heraus­fordernd gehaltenen frage: Ist unsere recht­schreibung noch „richtig"? Es wurde die am besten besuchte und lebhafteste aller veranstaltungen.

1954-09-02

: Tagungen. Schweizerischer Fachpresseverband. Neue Zürcher Zeitung (), , 175. jg., nr. 2119, s. 10 (238 wörter)
Nach einmütiger Auf­fassung erschwert die Reform das Lesen der deutschen Sprache. Statt zu einer Vertiefung in die in Schrift­form vorhandenen Werke deutschen Geistes­lebens führt sie nach Meinung der Versammlung zu einer Ent­fremdung vom deutsch­sprachigen Kultur­gut, zu einer Produktions­verteuerung in der Heraus­gabe der Fach- und andern Zeit­schriften und zu einer während jahre­langer Uebergangs­zeit sich bemerkbar machenden Verwirrung beim Leser, Abonnenten und Inserenten der Fach­blätter.

1954-07-11

Beiträge zur Diskussion über die Orthographiereform. Eine Leseprobe. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1712 (31), blatt 3, s. A09, Literatur und Kunst
Um dem Leser eine Vorstellung zu ver­mitteln über die vorgeschlagenen Vereinfachungen und deren Auswirkung auf das Schriftbild, drucken wir nach­stehend einen Ausschnitt aus Gottfried Kellers Novelle «Der Schmied seines Glückes» in der neuen Recht­schreibung ab. Da es für den Laien schwer halten dürfte, aus dem transkri­bierten Text die neuen Regeln zu erkennen, sei eine kurze Zusammen­fassung der wichtigsten, das Schriftbild am stärksten verändernden Ver­einfachungs­maßnahmen vorange­stellt […]. Allein da ich Si in solcher verlegenheit sah, glaubte ich mich dergestalt auf di natürlichste weise bei Inen einzufüren, insofern ich etwa di ehre habe vor herren Adam Litumlei zu stehen.
: Grundsätzliches zur Orthographiereform. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1712 (31), blatt 3, s. A09 bis A10, Literatur und Kunst
Der Erreger Orthographie­reform ist in Nach­kriegs­zeiten immer besonders vi­rulent. Als in den auf­gewühlten Jahren nach 1945 vor allem in Deutschland und Oesterreich der alte Ruf nach Ortho­graphie­reformen aus der Ab­geschlos­senheit von mehr oder weniger sek­tiererisch anmutenden Reform­bünden, von Berufs­verbänden des graphischen Gewerbes, von Lehrer­konventen immer vernehmlicher in die Oeffentlichkeit herübertönte, sich zu massiven Eingaben an die Behörden verdichtete und diese sogar bei uns zu orientierenden Schritten veranlaßte, zeichnete sich die Gefahr einer un­kontrolliert los­brechenden, alle Grenzen von Vernunft und Herkommen über­spülenden Reform­sturmflut ab. […] Die Behauptung, die deutsche Ortho­graphie bedürfe heute einer Reform an Haupt und Gliedern, betrachten wir als maßlose Ueber­treibung. Das schließt nicht aus, daß auch nach unserm Dafür­halten an vielen Stellen des ortho­graphischen Systems Anlaß zu Aus­besserungen besteht, welche seine Hand­habung wesentlich erleichter würden. Ueber ihre Dringlichkeits­hierarchie kann man in guten Treuen verschiedener Meinung sein; den wünschbaren Gesamt­umfang setzen wir persönlich wesentlich niederer an als die Mehrzahl auch der Schweizer Teilnehmer an der Stuttgarter Arbeits­gemeinschaft.
: Folgen der neuen Orthographie für das Buch- und Zeitungsgewerbe. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1712 (31), blatt 3, s. A09 bis A10, Literatur und Kunst
Das schroffe Nein, das die Zeitungs­verleger- und Buchdrucker-Fachverbände als erste der geplanten Rechtschreib­reform entgegen­geschleudert haben, bedarf der Begründung vor der Oef­fentlichkeit. […] Niemand kennt die Schwächen der heutigen Orthographie besser und niemand empfindet ihre Un­zulänglich­keit schmerzlicher als ge­rade die Buchdrucker. Wenn sie sich trotzdem in die vorderste Reihe derer stellen, die einer abrupten, tiefgreifenden Um­gestaltung den Kampf ansagen, so vor allem deshalb, weil sie eine zwar keineswegs ideale, aber doch fest­gefügte und gut eingespielte Ordnung einer jahre-, ja gar jahrzehnte­langen Unordnung vorziehen. […] Kein Berufs­stand – auch die Schule nicht – ist in so hohem Maße auf eine fest geordnete, allseits anerkannte Recht­schreibung angewiesen wie das Buch- und Zei­tungsgewerbe; nirgends würde sich Unsicherheit, Neben­einander und Gegen­einander ganz verschiedener Regeln so unheil­voll auswirken wie in den Tempeln der Schwarzen Kunst. Die Tauglichkeit von Reform­vorschlägen darf also […] nicht allein vom Schreibtisch des Philologen oder gar nur von der Schul­stube her beurteilt werden. […] In der Schweiz wird man übrigens gut tun, auf die große Konferenz hin mit Forderungen zu rechnen, die weit über das hinaus­gehen, was die «Arbeits­gemeinschaft» jetzt vorschlägt Diese Empfehlungen stellen ja ein Kompromiß­werk dar, viel zu zahm, um jene einfluß­reichen Mitglieder der «Arbeits­gemeinschaft» zufrieden­zustel­len, die, wie ein Augenzeuge der Stutt­garter Verhandlungen schreibt, «die Orthographie so gründlich meucheln wollten wie nur möglich».
: Einige Betrachtungen zur Orthographiereform. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1714, blatt 5, s. A17 und A21
Wenn trotz allem Schulmeister­fleiß die Schüler nicht parieren und nicht richtig, wollte sagen, nicht «recht»schreiben lernen, so soll eben die Sprache selbst parieren. Und zwar gründlich, ein für alle­mal. Die Flausen ihrer ortho­graphischen Willkür sollen ihr für alle Zeiten aus­getrieben werden. Man will ihr statt des Falten­gewandes, das so viel Freiheit und Un­berechenbarkeit zuläßt, ein knapp bemessenes Röcklein auf den Leib schneidern, eng anliegend, sachlich wie ein Trikot. Das neckische Faltenspiel der bisherigen Schreibweise, das den gleichen Laut bald mit eu, bald mit ö, jetzt mit ah, dann mit aa, dann einfach mit a zeichnet, paßt einfach nicht mehr in die Zeit der zweckhaft glatten Stahlrohr­möbel und Atom­raketen. […] Der Weg ist dann von da nicht mehr so weit zur allgemeinen Einführung der Comic-strips anstelle des Sprachunterrichts, zum radikalen Fernsehen und zu den reinen Bild­magazinen, so daß wir die Zeit schon nahen fühlen, wo die Menschen ohne alles lästige Schreiben und Lesen auskommen. Damit wird das Ortho­graphie­problem dann seine endgültige Lösung gefunden haben. […] Natürlich würde zunächst einmal der aller­größte Teil der heute in Bibliotheken auf­bewahrten Bücher­schätze in kürzester Zeit unlesbar.

1954-06-25

Die neue «ortografi». Eine Umfrage. Weltwoche, (1979 wörter)
Die Teilnehmer unserer kleinen Enquête bildeten ihre Meinung auf Grund des extremen Reform­vorschlages, der aus der gegen­wärtig im Gange be­findlichen Diskussion um eine deutsche Recht­schreibe­reform zu unserer Kenntnis gelangte. Er ist auf­zufassen als ein Inventar aller Reform­wünsche, die in den deutsch­sprachigen Ländern vor allem aus Lehrer­kreisen an­gemeldet werden.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (192 wörter)
[…] beeile ich mich, zu erklären, dass ich mich auf die Seite der Opponenten gegen die geplante Ver­armung, Ver­hässlichung und Ver­undeutlichung des deutschen Schrift­bildes stelle.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (608 wörter)
Im Vergleich zu beiden [sprachen franzö­sisch und englisch] kann unsere deutsche Sprache als «beatus possidens» bezeichnet werden. Sie besitzt eine so reiche Formen­unterscheidung (z. B. Fälle, Geschlechter, Adjektiv­flexion) und sie lebt noch so kräftig aus ihrem un­mittelbaren Klang, dass sie sich eine mass­volle Reform ihrer Recht­schreib­gewohnheiten sehr wohl leisten kann, ja dass ihr daraus ein Gewinn an Kraft und Klarheit erwächst und darum kommt der Beobachter und Lieb­haber einer lebendigen Sprache zum Schluss, dass wir heutigen Deutsch­sprechenden uns diese Erneuerung auch leisten sollten.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (16 wörter)
Die vor­geschlagene neue Ortho­graphie lehne ich, wie jede Ver­armung der Sprache und des Sprach­bildes, voll­kommen ab.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (13 wörter)
Rezept, die Sprache nach den geistig Schlichten und nach den faulsten Köpfchen aus­zurichten.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (245 wörter)
Nun, es ist kein Witz, sondern Ernst – vor 1900 hätte man ge­schrieben «thieri­scher» Ernst, und wenn die ent­fesselten Pedanten recht behalten, die uns etwas bescheren wollen, was sie unverfroren als Reform be­zeichnen, dann wird es binnen kurzem «tirischer Ernst heissen. Der Sprecher dieser Reform heisst in Deutsch­land Thier­felder. Dafür kann er nichts; aber ein Minimum an Opfer­bereitschaft müsste ihn ver­anlassen, sich «tirfel­der» zu nennen.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (294 wörter)
Somit stimmt dieser ganze fragebogen, wie er zur stellung­nahme vor­gelegt wurde, in mehr­facher beziehung heute nicht mehr. Vollständig abgeklärt ist eigentlich erst die forderung der gemässigten klein­schreibung, wie ich sie seit dreissig jahren anwende […]; ferner die weg­lassung des h nach t und r und die ersetzung des ph durch f in fremd­wörtern […], sowie die weiter­führung der bereits begonnenen ein­deutschung geläufiger fremdwörter, die be­seitigung orto­grafischer doppel­formen, die ver­einfachung der silben­trennung und komma­setzung und die ersetzung des scharf-s durch ss.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (22 wörter)
Die Entwicklung der Sprache, selbst wenn es sich um blosse Ortho­graphie handelt, verläuft in Evolutio­nen wesens­gemässer als in Revolutio­nen.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (46 wörter)
Sig der schizo­freni?
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (94 wörter)
Derjenige, dem die Ortho­graphie zu schwer ist, soll nur ruhig nicht lesen und schreiben lernen: Seit das Radio, das Fern­sehen und das Diktaphon er­funden worden sind, kommt man wieder ganz gut als An­alphabet durch die Welt. Aendert man die Ortho­graphie, ändert man die Sprache […]. Nie sah ich ein gewisses stets reformwütiges Schul­meister­denken voll­endeter wider­gespiegelt als nun in der neuen Ortho­graphie.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (154 wörter)
Was ist mit unsern armen Lehrern los? fragte ich mich besorgt.
: [Beitrag zu:] Die neue «ortografi»; eine Umfrage. Weltwoche, (97 wörter)
Für die meisten Ver­leger würde die Not­wendigkeit, bei neuen Auflagen alle Bücher in der neuen ortografi neu setzen zu müssen, den wirt­schaftlichen Ruin bedeuten, da der Steh­satz eine wesentli­che Grundlage ver­legerischer Kalkula­tion dar­stellt.

1954-06-24

: Anzeichen des deutschen Kulturzerfalls. Die Tat, , 19. jg., nr. 170, s. 4, Zürich (1007 wörter)
Die Empfehlungen für eine deutsche Recht­schreibe­reform, die von der deutsch-österreichisch-schweizeri­schen Arbeits­gemeinschaft für Sprach­pfle­ge aus­gearbeitet worden sind, wurden am Montag in Stuttgart ver­öffentlicht und damit zur allgemeinen Diskussion gestellt. […] Die in allen kulturellen Dingen lebhaft und geschliffen Stellung nehmende Wiener Zeitschrift «Forum» hat auch diesem Stuttgarter Bomben­teppich eine Glosse gewidmet (Heft 6). Sie spricht von «fundamenta­len Neue­rungs­plänen, die infolge­dessen aller Fundamente entbehren»; man sei sie gewohnt gewesen. Das stimmt. Bisher war etwa alle Maikäfer­jahre die Rede davon. Diesmal ist die Gefahr ernst.

1954-06-23

: Der Zürcher Preßverein zur Orthographiereform. Volksrecht, , nr. 144 (736 wörter)
Der Zürcher Preßverein befaßte sich nun […] an seiner Quartals­versammlung nach der Aufnahme einiger neuer Mit­glieder aus­schließlich mit der Frage der Orthographie­reform. W. Heuer, Chef­korrektor der «Neuen Zürcher Zeitung», hielt das ein­führende Referat. […] In der an­schließenden Diskussion […] stießen die Vor­schläge der «Arbeits­gemeinschaft für Sprach­pflege» 1954 auf starke Kritik.

1954-06-22

: Die Frage der Rechtschreibreform. Neue Zürcher Zeitung (), , 175. jg., nr. 1547, s. 5 (344 wörter)
Die Arbeits­gemeinschaft erklärt, daß sie in ihren Empfehlungen «nur die wichtigsten Reform­wünsche berück­sichtigt» habe, die in den letzten Jahr­zehnten in Aufsätzen, Denk­schriften und Ent­schließungen geäußert worden seien.
: Für gemäßigte Kleinschreibung aller Wortarten. Tages-Anzeiger, (384 wörter)
Die Arbeitsgemeinschaft empfiehlt die gemäßigte Kleinschreibung aller Wortarten. Die großen Anfangsbuchstaben sollen nur für den Satzanfang, für Eigennamen, für Fürwörter der Anrede und für bestimmte Abkürzungen beibehalten werden. […] Nach weiteren. Vorschlägen, die insgesamt in acht Punkten zusammengefaßt sind, sollen die Buchstabenverbindungen vereinfacht werden.

1954-04-01

: Gemäßigte kleinschreibung. Niedersächsische Lehrerzeitung, , nr. 6
Dr. Konrad Duden würde, wenn er noch am leben wäre und mit­wirken könnte, voll und ganz für eine gründliche ver­einfachung unserer recht­schreibung ein­treten! Ein halbes jahr­hundert seit 1901 ist aber wahrlich zeit genug, daß die all­gemeinheit zu der erkenntnis kommen sollte, die Dr. Konrad Duden schon vor der jahrhundert­wende in sich trug und verfocht.

1954-03-09

: Orthographisches Glatteis. Die Neue Zeitung (Berlin), (1107 wörter)
Als vor gar nicht langer Zeit in Frankreich […] ein Attentat auf die Orthographie geplant wurde, da hat sich die Öffentlichkeit mit einer Vehemenz gewehrt, an der sich das deutsche Sprachgebiet hoffentlich ein Beispiel nehmen wird, wenn eines Tages solche Projekte uns zu überrumpeln drohen.

1954-01-29

: Tagungen. Der Schweizerische Zeitungsverlegerverband gegen die Rechtschreibreform. Neue Zürcher Zeitung (), , 175. jg., nr. 222, s. 2 (119 wörter)
Er ist der Auf­fassung, daß eine Orthographie­reform, die das Schrift­bild unserer Sprache mit einem Schlag wesentlich ver­ändern würde, einen tiefen Graben zwischen den Ge­nerationen aufreißen und dem gesamten Geistes­leben großen Schaden zufügen müßte.

1954

: Die "stuttgarter empfehlungen" der "arbeitsgemeinschaft für sprachpflege". Zeitschrift für Phonetik und allgemeine Sprachwissenschaft, , 8. jg., nr. 5/6, s. 346 bis 357
Die "empfehlungen" […] gehen wahr­scheinlich weiter, als der schul­ausschuß der kultus­minister-konferenz sich ur­sprünglich vorgestellt haben mochte. Doch ist er keineswegs so radikal, wie es in der presse schon öfters dargestellt worden ist […]. Er ist, da man von vorne herein ein praktisches ziel vor augen hatte, ein kompromiß­werk.

1953-05-28

: Der Stand der Rechtschreibreform. Neue Zürcher Zeitung (), , 174. jg., nr. 1228, s. 5 (602 wörter)
Mit der Reform der deutschen Rechtschreibung scheint es nun langsam Ernst zu werden. […] Letztes Jahr nun hat zum erstenmal das Gespräch über die Landes­grenzen eingesetzt. Ohne eigentli­chen offiziellen Auftrag ist eine Gruppe von Gelehrten aus West­deutschland, Oester­reich und der Schweiz in Konstanz zu einer ersten Sitzung zusammen­getreten […]. Schon im Frühjahr 1948 hat sich die Konferenz der schweizeri­schen Erziehungs­direktoren […] mit der Frage der Rechtschreib­reform befaßt und hierauf den Deutsch­schweizerischen Sprach­verein mit den nötigen Vor­arbeiten beauftragt, um die schweizeri­schen Vorschläge zuhanden der Vertreter unseres Landes an einer kommenden Orthographie­konferenz zu bereinigen. Der Sprachverein betraute einen […] zehn­köpfigen „Duden-Ausschuß“ mit der übernommenen Aufgabe. Dieser Ausschuß hat inzwischen unter dem Vorsitz von Prof. Dr. A. Steiger (Küsnacht) in über fünfzig Sitzungen seines Amtes gewaltet. Er hat die Grundsätze für die künftige Rechtschreibung festgelegt und das ganze Dudensche Wörter­buch […] auf Reform­bedürftiges hin unter­sucht.

1952

: Bilanz aus der vorschlägen zur reform der deutschen rechtschreibung von Menzerath, Haller, (bvr), Hiehle, Jessen & Klippel (Zeitschrift für fonetik 1948, heft 1/2 & 1949 heft 3/4). Zeitschrift für Phonetik und allgemeine Sprachwissenschaft, , 6. jg., nr. 3/4, s. 164 bis 169 und 173 bis 179
Allen vorschlägen gemeinsam ist […] das verlangen nach der einführung der antiqua in schrift und druck, ferner an­passung ge­bräuchlicher fremdwörter an die deutsche schreibweise und drittens die beseitigung möglichst vieler doppel­schreibungen. Für die gruppe, die nur annähernd oder grobfonetisch schreiben will […] ergibt sich als minimal­programm folgendes: gemäßigte klein­schreibung […], teilweise abschaffung der dehnungs­bezeichnungen […], fonetische anpassun­gen […]. Das minimalprogramm […] trägt auch der vernünftigen forderung rechnung, daß das bestehende schrift­bild nicht allzu sehr verändert werden dürfe […].
: Das "Erfurter Rechtschreibungsprogramm", beschlossen 1931 vom 7. vertretertag des bildungsverbandes der deutschen buchdrucker in Erfurt. Zeitschrift für Phonetik und allgemeine Sprachwissenschaft, , 6. jg., nr. 3/4, s. 169 bis 170
Die bedeutungs­vollsten punkte dieses reform­programms sind zweifelsohne der übergang zur gemäßigten klein­schrei­bung & die teilweise abschaffung der dehnungs­bezeichnungen.
: Das reformprogramm des lehrerverbandes Niedersachsen. Zeitschrift für Phonetik und allgemeine Sprachwissenschaft, , 6. jg., nr. 3/4, s. 171 bis 173
Es wird ein "bewußte, einsichts­volle ge­staltung der recht­schreibung ge­fordert, schon im hinblick auf ihre soziale bedeutung".

1950-09-23

neu : Die Großschreibung der Substantive und der Geist der deutschen Sprache. Neue Zürcher Zeitung (), , 171. jg., morgenausgabe nr. 1982, s. 13 bis 14, Literatur und Kunst (4219 wörter)
Von diesem Charakter der Sprache und der Schrift her gesehen ist nun die übliche Substantiv-Groß­schrei­bung dreifach ein Fremdkörper: sie ist grundsätzlich klangfremd – sie ist nie ohne Spitzfindigkeiten durchführbar – sie ist im Verhältnis zu allen andern Zeichen und Ausdrucksmitteln viel zu präzis, so daß sie einen falschen Schein von Genauigkeit vortäuscht, wenigstens wenn man sie ernst nimmt. […] Darum bietet auch die starre, grammatikalisierte und logisierte Großschreibung, die wir heute haben, trotz einem auch in ihr noch lebenden Funken von Größe, für echten Gedankenausdruck keinen Vorteil. Ja, sie ist durch ihre scheinbare Präzision eher eine Gefahr, indem sie eine Idealität des Ausdrucksmittels vortäuscht, die eben einfach nicht besteht und nicht bestehen kann. Sich für wahre Interpretation auf sie zu verlassen, bedeutet etwa gleichviel, wie wenn man eine Rechnung, deren Meßgrundlagen nur auf Meter genau sind, nachher bis zu Zehntels-Millimetern ausführt. Man täuscht dabei durch das Verfahren eine Genauigkeit vor, die in Wirklichkeit nicht besteht.

1950-09

: Warum sind wir für die kleinschreibung? Schweizer Schule, , nr. 9, s. 286 bis 289, Volksschule (1491 wörter)
Die diskussion über die gemäßigte kleinschreibung hat einen gewaltigen sturm entfacht und auch im nächsten halben jahr noch da und dort die gemüter erregen. Die freunde der kleinschreibung freuen sich darob, denn die frage »groß oder klein?« soll nicht leichthin entschieden werden. Sie ist einer eingehenden prüfung wert. […] Das moderne deutsch der presse, des geschäftswesens, des romans, des schulbuches usw. usw. kann die substantivmajuskeln jederzeit entbehren. Es wird nicht jedermann leicht fallen, sich von der bisherigen schreibgewohnheit zu trennen. Es mag mancher das gefühl nicht loswerden, mit der großschreibung verliere die sprache etwas wesentliches. Die schule aber wird bei einer abschaffung der alten regeln erleichtert aufatmen und die nachteile wettzumachen wissen.

1950-07-08

neu : Kleinschreibung der Substantive im Deutschen? II. Neue Zürcher Zeitung (), , 171. jg., morgenausgabe nr. 1440 (28), s. 10, Literatur und Kunst (1173 wörter)
Nun besitzen wir in den Majuskeln ein sehr einfaches Mittel, die Akzidentalsubstantive dem Leser deutlich zu machen und außerdem viele homonyme Wörter zu unterscheiden […]. Indes wollen die Anhänger der Kleinschreibung glauben machen, es gehe doch jeweils aus dem textlichen Zusammenhang hervor, welche Wortbedeutung gemeint sei. In vielen Fällen ist wirklich auch ohne Großbuchstaben der Sinn sofort klar, in manchen jedoch erst nach einigem Nachdenken, und in einzelnen bliebe eine Mehrdeutigkeit.

1950-07-01

neu : Kleinschreibung der Substantive im Deutschen? I. Neue Zürcher Zeitung (), , 171. jg., morgenausgabe nr. 1387 (27), s. 9 bis 10, Literatur und Kunst (3315 wörter)
Denn hell ist wieder einmal die Diskussion um eine gründliche Reform der deutschen Orthographie entfacht. Als erste Remedur ist die Abschaffung der großen Anfangsbuchstaben bei Hauptwörtern im Satzinnern in Aussicht genommen, und bereits haben weite Kreise der deutschschweizerischen Lehrerschaft, zur Stellungnahme offiziell aufgefordert, diesen Vorschlag begrüßt, ziemlich bedenkenlos, als sei die Großschreibung lediglich ein alter wilder Auswuchs unserer Schriftgestalt, den man schadenlos abschneiden könne. Wer sich indessen ernsthaft überlegt, ob es wirklich ratsam sei, die Substantivmajuskeln aufzugeben, der wird vorerst erfahren wollen, wie und warum diese Eigenheit der deutschen Schreibweise aufgekommen ist, und sodann kritisch prüfen, ob gewichtige Argumente für die Beibehaltung wiegen.

1950-06-16

neu : Schulkapitel Zürich. Neue Zürcher Zeitung (), , 171. jg., morgenausgabe nr. 1262, s. 6, Stadt Zürich (189 wörter)
Mit großem Mehr bekannten sieh alle vier Abteilungen des Stadtkapitels zur vereinfachten Rechtschreibung in der Frage der Groß- und Kleinschreibung. der Dingwörter. Ebenso entschieden wurde die gemäßigtere Lösung einer radikalen Vereinfachung vorgezogen. Eine weitere Vereinfachung der Rechtschreibung wird vom Kapitel nicht gewünscht.

1950-05-23

neu Tagungen. Neue Zürcher Zeitung (), , 171. jg., morgenausgabe nr. 1077, s. 9 (125 wörter)
Am 7. Mai fand in Zürich unter dem Vorsitz von Dr. E. Haller (Aarau) die Jahresversammlung des Bundes für vereinfachte Rechtschreibung statt, der im abgelaufenen Jahr auf sein 25jähriges Bestehen zurückblicken konnte. Die von der Konferenz schweizerischer Erziehungsdirektoren vom 12. Oktober 1949 angeregte Abstimmung unter der Lehrerschaft der deutschen Schweiz hat bereits in verschiedenen Kantonen begonnen. Bis jetzt entschieden sich die Konferenzen meistens mit großem Mehr für die gemäßigte Kleinschreibung gegenüber dem heutigen Zustand und auch gegenüber dem Antrag des Duden-Ausschusses des Deutschschweizerischen Sprachvereins auf eine „vereinfachte Großschreibung“.

1950-03-17

: „Keine Loslösung von der deutschen Gemeinsprache.“ Die Weltpresse (), , 6. jg., nr. 64, s. 8 (178 wörter)
Im österreichi­schen Buchgewerbe­haus fand gestern eine Presse­konferenz zu dem Thema „Amtliches öster­reichisches Wörter­buch“ statt. […] Ministerial­rat Stur erklärte, daß für das Wörter­buch 2000 Vorschläge ein­gelangt waren, die von einer Kommission von 35 Fach­leuten geprüft wurden. Es wird keine Rechtschreib­reform durch­geführt, sondern die alte Form revidiert […]. So wird zum Beispiel Dschip, mit einem Pfeil versehen, unter „Jeep“ zu finden sein.

1950-03-03

: Wir behalten unsere Sprache. Sachliche Prüfung des umstrittenen Wörterbuches. Berichte und Informationen des österreichischen Forschungsinstituts für Wirtschaft und Politik (), , 5. jg., nr. 189, s. 2 (2250 wörter)
An dem neuen Werk arbeitet eine vierzig­gliedrige Kommission (Vorsitz Ministerial­rat Stur) […]. In einem von der Kommission heraus­gegebenen Merkblatt heißt es: „Das ‚Amtliche öster­reichische Wörterbuch‘ ist selbst­verständlich ein Wörter­buch der deutschen Gemein­sprache und kein Wörterbuch der österrei­chischen Umgangs­sprache oder gar der österrei­chischen Mundarten“. Das klingt beruhigend und ist geeignet, die Bedenken derer zu zerstreuen, die eine Heraus­lösung des Österrei­chischen aus der gesamt­deutschen Schrift­sprache befürchteten. […] Über die künftige Schreibung der Fremd­wörter hat sich eine besonders leiden­schaftliche Debatte erhoben. Die Sachlage ist, wie der Vorsitzende der Kommission versichert, von der Tagespresse unrichtig und über­trieben dargestellt worden. […] Wir nehmen also mit Befriedigung zur Kenntnis, daß eine Reform der Fremdwort­schreibung nicht geplant ist. […] Der Franzose sollte uns in sprachlichen Dingen über­haupt Vorbild sein […]. Der Franzose weiß auch am besten in Europa, daß Radikalis­mus gerade auf dem Gebiet der Sprache nur schädlich wirken kann. Selbst der Engländer ist hier anfälliger, wie der um­stürzlerische, allerdings dann doch abgelehnte Entwurf einer Recht­schreibe­reform beweist.
Rechtschreibreform abgesagt. Neues Österreich (), , 6. jg., nr. 52, s. 3 (504 wörter)
Die Debatte um die neue Recht­schreibung hat schon zu zahlreichen Miß­verständnissen geführt‚ bevor die zur Verhinderung sprachlicher Miß­verständnisse überhaupt in Angriff genommene Arbeit noch fertig­gestellt war. Berufene und Un­berufene meldeten sich für und wider zu Wort‚ mancher fühlte sich übergangen‚ bevor er das Produkt mannig­faltiger Bemühungen überhaupt zu Gesicht bekommen hatte, die Witz­blatt-Fabrikanten fanden ein neues Betätigungs­fe1d und Humoristen übten sich bereits in der „Über­setzung“ diverser klassischer Verse in die neue „Unterrichts­sprache“.
Unterrichtsminiſter will kein „Hurdeſtaniſch“. Oberösterreichische Nachrichten (), , 6. jg., nr. 52, s. 3 fraktur (282 wörter)
In Beantwortung einer Anfrage der Abg. Dr. Stüber und Genoſſen betreffend die deutſche Recht­ſchreibung in Oeſterreich teilte Bundes­miniſter für Unter­richt, Doktor Hurdes, mit, daß die Preſſe­meldungen über eine geplante Recht­ſchreib­reform jeder objektiven Grund­lage ent­behren. […] Die Reaktion auf die alarmie­renden Nachrichten der Zeitungen über eine Recht­ſchreib­reform war derart heftig, daß eine Anregung zu einer Recht­ſchreib­reform in Oeſter­reich derzeit auf Ablehnung ſtieße.

1950-03-02

„Brauchen wir eine Rechtschreibreform?“ Die Weltpresse (), , 6. jg., nr. 51, s. 6 (42 wörter)
Die Wiener Sprach­gesellschaft an der Uni­versität Wien ver­anstaltet Montag, den 6. März, um 18 Uhr im Hörsaal 41 der Uni­versität einen Vortrag von Privatdozent Dr. Anton Sieberer über das Thema „Brauchen wir eine Rechtschreib­reform?“.

1949-03-12

Ablehnung eines Antrags auf Aendernng der engliſchen Orthographie. Oberländer Tagblatt (Thun) (), , 73. jg., nr. 60, s. 2, fraktur (188 wörter)
Nach dem Vorſchlag ſollen die Buchſtaben C, Y, X, Q und Doppel L, Doppel F und Ph aus der Orthographie verſchwinden. Der unabhängige Abgeordnete Sir Alan Herbert (Univerſität Oxford) ſprach ſich gegen den Antrag aus und gab das folgende Beiſpiel der neuen Orthographie: „Ei bil tu ſet up komiti tu introdius ei raſhunal ſpeling widh ei viu tu meiking ingliſh ei uerld languij.“ In der bisherigen Orthographie würde dieſer Satz lauten: „A bill to ſet up a comittee to introduce a rational ſpelling with a view to making Engliſh a world language.“

1946-08-24

1946-08-04

: Antiqua. Neue Zürcher Zeitung, , 167. jg., s. a12, scan
Der Anteil der Antiqua an den Druck­werken deutscher Zunge erlangte bei Ausbruch des ersten Welt­krieges den Hö­hepunkt. Langsam und in der Zeit Hitler­deutschlands in steigendem Maße und durch Verbote beschleunigt, sank der Anteil der Antiqua am Schrift­tum im Deutschen Reich auf ein Minimum. Erinnern wir uns nur an die schöne Goethe-Monumental­ausgabe, die in An­tiqua be­gonnen, auf höheren Befehl ein­gestampft und in Fraktur neu gedruckt werden mußte. Fraktur und Antiqua stehen sich heute als feindliche Brüder gegenüber; sie sind zum symbolischen Ausdruck zweier Welt­anschauungen ge­worden. Unter dem Einfluß der europäischen Kultur folgte der Gebrauch der Antiqua im heutigen Gebiet der Schweiz demjenigen in den geistes­verwandten Nachbar­ländern; Genf hielt sich an Frankreich, und Basel sowie Zürich folgten im großen ganzen und mit Ausnahme des letzten Jahr­zehnts den reichs­deutschen Strömungen. […] Seit der Mitte des 18. Jahr­hunderts machte sich besonders in Zürich unter dem Einfluß des Klassizismus eine Vorliebe für die Antiqua geltend. […] Unter dem zunehmenden Einfluß des reichs­deutschen Verlags­wesens folgte die deutsch­sprachige Schweiz der Ent­wicklung im Reich, machte sich aber während des zweiten Welt­krieges frei. Damit gelangte die Antiqua bei uns zur Vor­herrschaft.

1946-08-01

Von der Fraktur zur Antiqua. Neue Zürcher Zeitung (), , 167. jg., nr. 1358, s. 1 (592 wörter)
Unsere Fraktur stirbt eines natürlichen Todes, da es […] un­möglich geworden ist, die einem ständigen Ab­nützungs­prozeß unter­worfenen Schrift­sätze zu erneuern und zu ergänzen. […] Von heute an wird also unser Blatt in der neuen Schrift erscheinen. Der Sprung von der Fraktur zur Antiqua, den wir tun, ist nicht so groß, wie er manchen auf den ersten Blick scheinen mag. Schon bisher ist ein Teil des Blattes, der Handels­teil, und sind eine Reihe ständiger Beilagen in Antiqua gedruckt worden.

1945-01

Eine neue Rechtſchreibung? Sprachspiegel, , nr. 1, s. 24 bis 29, fraktur (1886 wörter)
Aus Deutſchland kommt die Kunde, der Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung habe „von ſich aus“ in die Rechtſchreibung eingegriffen und Regeln erlaſſen, die in einem 96 Seiten ſtarken Büchlein in den nächſten Wochen den deutſchen Schulkindern ein­gehän­digt würden. Über dieſe Regeln […] könnte man reden; ſie bringen außer dem un­gewohnten Schriftbild vieler Fremd­wörter keine großen Um­wälzungen, z.B. nicht etwa die Klein­ſchreibung der Ding­wörter […]. Was aber das ganze Unter­nehmen als gründlich verfehlt erweiſt, iſt die Beſtimmung, daß „der gegen­wärtige Schreib­gebrauch vorläufig auch weiter­hin in Geltung bleiben kann“. Das iſt ſo ziemlich das Aller­ungeſchickteſte, was man in dieſer Sache beſtimmen konnte, denn durch dieſe „Beſtimmung“ wird alles unbeſtimmt; jeder ſchreibt, wie er will […].

1944-10-15

: Wieder eine Reform der deutschen Rechtschreibung. Schweizer Graphischer Zentralanzeiger, , 50. jg., nr. 10, s. 2 bis 3
Nachdem die alte Schreibweise nach Duden „vorläufig“ weiter­bestehen kann, wird nur ein Durcheinander entstehen. Der eine Autor schreibt so, der andere nach den neuen Regeln. Kommen zwei solcher Aufsätze in einer Zeitschrift zum Abdruck, dann wird mancher Un­ein­geweihte beim Lesen den Kopf schütteln und sich über die Arbeitsweise in der Druckerei seine Gedanken machen.

1943-05-01

neu : Der „Wanderer“ in Antiqua. Die deutsche Normalschrift historisch und politisch gesehen. Der Oberschlesische Wanderer, , antiqua (935 wörter)
Mit dem heutigen Tage ist auch der „Oberschlesische Wanderer“ zur deutschen Normalschrift, der „Antiqua“, übergegangen. […] Es ist sehr wichtig, wenn der ausländische Leser unserer Zeitungen, statt durch das Gewirr ihm fremd anmutenden Schrift dringen zu müssen, in den klaren Schriftformen der ihm vertrauten Antiquaschrift leichter und bereitwilliger unsere Sprache und Kultur in sich aufnehmen kann. Die deutsche Zeitung, die deutsche Zeitschrift und das deutsche Buch sind unsere Brücke zur Welt. Wenn wir zur Welt sprechen wollen, müssen wir alle Aeußerlichkeiten entfernen, die uns dabei hinderlich sein können.

1941-09-14

: Die Reform der deutschen Rechtschreibung. Ein Vorschlag von Fritz Rahn. Das Reich, , s. 15, antiqua (1550 wörter)
Ein Kulturvolk wie das deutsche, das sich mit dem Gedanken trägt, seine Recht­schreibung zu reformieren — und dies so bald wie irgendmöglich —, will durch Ver­einfachung des Verwickelten sein gei­stiges Leben entlasten und ihm dadurch neue Kräfte und Wirkungs­möglichkeiten zuführen. Wir wissen, daß es sich da um ein gefährliches Unterfangen handelt, daß ein bißchen Zuwenig das Vorhaben um seine ganze Wirkung bringen kann und daß ein geringes Zuviel unabsehbare Verwirrung stiften, ungeahnte Gegen­kräfte ent­binden und unberechenbare Schwierig­keiten herbei­führen kann.

1938-11-20

: Abschaffung des Schleifen-S in der Schule. Neue Zürcher Zeitung, , 159. jg., nr. 2040, s. 6, blatt 3, fraktur
Die Vorschriften über ß und ss verloren stark an Bedeutung, nachdem der Erziehungs­rat im März 1933 die Deutsche Fraktur lediglich noch als Lese­schrift erklärt halte. […] Der Erziehungs­rat beschloß deshalb, die Lehr­kräfte aller Schul­stufen an­zuweisen, im Unterricht das ß oder sz durch ss zu ersetzen.

1931-06-17

: Zur Reform der deutſchen Rechtſchreibung. Tiroler Anzeiger (), , 24. jg., nr. 136, s. 6, Tagesneuigkeiten, fraktur (457 wörter)
Die geringe Konſequenz, die im Syſtem der deutſchen Recht­ſchreibung liegt, die vielen Regeln, die ander­ſeits wieder unzählige Ausnahmen zur Folge haben, ließen unſere deutſche Recht­ſchreibung zum mit­geſchleppten Ballaſt unſerer Schrift und zum Sorgen­kind der Schulen werden. […] So war ſich denn die zahlreich verſammelte Haupt­ſchul­lehrerſchaft des Landes einig in dem Beſchluß, die Frage der Rechtſchreib­reform aufzurollen, ihr in der Fach­zeitſchrift „Katholi­ſche Volks­ſchule“ und in der Tages­preſſe näher­zutreten mit dem erſten Teilziel: Abſchaf­fung der Groß­ſchreibung in allen Wörtern, die nicht Eigen­namen ſind oder nach Punkt den neuen Satz einleiten.

1931-05

autokratie oder demokratie in der rechtschreibung ? typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 123 (400 wörter)
[…] »daß man heute selbst in kreisen, von denen man bessere kenntnisse der recht­schreibung erwarten sollte, eine fürchterliche un­sicherheit hin­sichtlich der groß­schreibung beobachten und häufig erleben kann, daß selbst zweifels­freie haupt­wörter klein geschrieben werden« . wir ziehen daraus die einzig mögliche folgerung : klein schreiben !
: die großbuchstaben werden verschwinden ! typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 124 (977 wörter)
rein wissen­schaftliche dar­legungen lassen sich in absoluter kleinschrift durchaus verständlich ver­öffentlichen . würde ich aber heute, wie ich es wohl möchte, meine bücher nur in klein­schrift drucken lassen, so würde es heißen: eigen­brötler, schrulle, eitelkeit, sonderling, und man würde in ablehnender vor­eingenommenheit, indem man sich über die form aufhält, auf den inhalt gar nicht eingehen !
: kleinschrift oder einschrift ? typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 125 (980 wörter)
das abendland hat eine rück­entwicklung in der schrift erlebt . wir stecken im griechischen zustand der zweischrift (groß und klein) . wir deutschen stecken außerdem in einer weiteren sackgasse: wir leisten uns etwa dreißig zeichen für den gleichen laut! bitte, man stelle zusammen, auf wie vielerlei art wir langes o be­zeichnen . sich hiermit zu befassen, ist arbeit am deutschtum, an seiner zukunft […] . man stelle zusammen sämtliche schreib­weisen unserer laute . nehmen wir vorsichtig an, es kommen im durch­schnitt zwanzig für jeden zusammen (antiqua und fraktur, je groß und klein, je druck und schreib), macht acht . dazu mal­zunehmen mit der vielheit der recht­schreibung (so, ohne, boot, soest, bülow), so haben wir einen zeichen­schatz von 500 grund­lautzeichen zur be­wältigung unserer schrift – chinesisch hat nur 214 klassen- oder wurzel­zeichen für seine wortschrift ! wissen wir jetzt, warum deutsch so schwer ist ?
: fraktur - antiqua - kleinschreibung. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 126 (1421 wörter)
viele kreise glauben immer noch, die klein­schreibung als modische an­gelegenheit abtun zu können . sie meinen, daß es sich hier um probleme handle, die »künstlich«, ohne innere be­rechtigung herauf­beschworen seien und von bestimmten gruppen aus neuerungs­sucht propagiert würden . das ist ein irrtum . die fragen der klein­schreibung tauchen heute nicht zufällig auf, und nicht aus sensations­lust stellt man sie zur debatte . die gegenwarts­situation der schrift vielmehr drängt diese probleme in den vorder­grund und verlangt gebieterisch von unserer zeit eine lösung .
: für schriftvereinfachung. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 127 (408 wörter)
auch die lehrer und lehrer­vereine sind der klein­schrift und der latein­schrift sehr zugetan und ersehnen deren ein­führung in der schule, denn die schul­kinder hätten un­glaublichen nutzen davon /
: satzregeln und schlußzeichen bei kleinschrift. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 128 (594 wörter)
[…] eine weitere wichtige frage ist noch zu lösen […]; das ist die frage der trennung der sätze voneinander . vielerlei lösungen sind da schon vor­geschlagen: schräg­striche, sternchen, fetter punkt . alle diese zeichen haben mehr oder weniger starke mängel . […] wir müssen aber mit den zur zeit ge­gebenen schluß­zeichen auskommen, und eine lösung ist sehr gut möglich . wir stecken einfach rechts und links des punktes ein drittel- oder viertel­geviert; der punkt, so in den raum gestellt, trennt, ohne vom auge als störend empfunden zu werden, ohne ein großes loch innerhalb der zeile zu ver­ursachen . auf diese weise wird es möglich sein, für die klein­schrift weitere kreise zu gewinnen, ohne konzessio­nen in der frage des satz­anfanges und der eigen­namen zu machen .
: beeinträchtigt die kleinschreibung das satzbild wesentlich ? typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 129 (992 wörter)
wenn wir heute darangehen, die groß­buchstaben für den glatten text aus­zuschalten, so tun wir es gerade aus dem ent­gegengesetz­ten grunde, wie die alten buch­drucker es taten, nämlich: um wieder klarheit in das seiten­bild hinein­zubringen […] . be­rücksichtigt werden kann auch der wunsch vieler anhänger der kleinschrift­bewegung, die ohne versalien für satz- und namen­anfünge nicht glauben auskommen zu können . wenn eine reform der recht­schreibung im letzt­genannten sinne zunächst durch­geführt werden könnte, so wäre sicherlich schon viel gewonnen und unserm volke ein nicht zu unter­schätzender dienst er­wiesen .
: zehn jahre kleinschreiben. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 132 (637 wörter)
wir schrieben also von einem tage an alle geschäfts­briefe ohne um­schalten und ohne groß­buchstaben […] . und wie ver­hielten sich nun die anderen leute zu unserm klein­schreiben ? niemand blieb dabei gleich­gültig und gelassen, jeder sagte stets laut und klar seine meinung zu der änderung im schriftbild, die doch eigentlich fast unmerklich klein und neben­sächlich scheint . die kinder waren dabei, wie oft, die sach­lichsten und klügsten . sie sagten: ei fein, da gibt es weniger rote kreuze im aufsatz ! worüber dann vater und mutter und alle er­wachsenen sehr erhaben oder auch sehr entrüstet lächelten ! die er­wachsenen spalteten sich stets in zwei gruppen, die sofort im angriff gegen­einander gingen .
: typogestaltung und kleinschrift. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 134 (458 wörter)
die neue typo­graphie hat sich ganz besonders gegen ein geistes­phlegma zu wehren, das von tra­ditioneller gewohnheit unter­stützt wird und schon seit jeher gegen alles auch nur scheinbar neue großes mißtrauen hegt . […] die klein­schrift ist nichts neues . – neu und er­frischend wirkt sie in der sogenannten neuen typographie, für deren gestaltung sie von be­sonderer bedeutung ist .
: die kleinschrift als wirtschaftlicher faktor. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 141 (983 wörter)
ich sehe vorerst für die druck­wirtschaft keinen nenn­baren vorteil . im arbeits­prozeß wird keine zeit gespart, das benötigte schrift­quantum wird nicht wesentlich herab­gesetzt, und von den vor­handenen matrizen für schriften und setz­maschinen darf keine fehlen, da sie für die fremden sprachen benötigt werden . […] trotzdem bin ich für klein­schreibung . […] klein­schrift in dem sinne, wie sie von den uns umgebenden völkern an­gewendet wird, wäre für uns das gegebene. dieser schritt wäre schon gewaltig, hätte aber nicht die großen nachteile wie eine restlose ausmerzung der groß­buchstaben .
: absolute kleinschreibung ? typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 142 (631 wörter)
wenn wir zur kleinschreibung übergingen, was ich gern befürworte, so wäre es aber ein unding, die groß­buchstaben voll­ständig außer gebrauch zu setzen . wir könnten höchstens nur in der art der übrigen euro­päischen völker ver­fahren […] .
: kleinschreibung ist rechtschreiblicher fortschritt. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 143 (982 wörter)
die einführung der kleinschrift (einschrift) hat gewiß etwas be­stechendes, und ich persönlich bin der über­zeugung, daß man mit ihr allein ganz gut auskommen könnte . […] aber so begrüßens­wert die bewegung für die klein­schrift ist, so darf man bei der beur­teilung dieser frage doch die ungeheuren schwierigkeiten nicht übersehen, die sich der einführung entgegen­stellen . zunächst spielt die liebe gewohnheit hier eine große rolle; sie ist ein nicht zu unter­schätzender hinderungs­grund für die voll­ständige beseitigung der groß­buchstaben . vor allem aber ist nicht außer betracht zu lassen, daß alle kultur­völker, die sich unsrer schrift bedienen, die groß­buchstaben bei satz­anfängen und eigen­namen (manch­mal sogar noch darüber hinaus) anwenden . […] daraus ergibt sich eigentlich schon, daß wir unsre schreibung dem inter­nationalen gebrauch an­zupassen haben . aus rein praktischen gründen muß darum das nächste ziel der reform sein: ab­schaffung der groß­buchstaben bei den sogenannten »haupt«wör­tern; denn dieser groß­schreibung haben wir den kuddel­muddel zu ver­danken .
: die kleinschriftbewegung in der schweiz. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 144 (556 wörter)
wir wissen, daß es nicht in der macht unserer schweizeri­schen verhältnisse liegt, in der reform­entwicklung ein be­deutender mitbestimmungs­faktor zu sein; um so mehr sind unser aller augen auf deutschland gerichtet, und besonders auf den bildungs­verband der deutschen buch­drucker, der kulturell und bildnerisch schon so großes geschaffen hat, und der es hoffentlich auch schaffen wird, daß die deutsche recht­schreibung aus dem aus­schließlich doktrinär-akademi­schen fahrwasser in vernünftige volks­tümliche bahnen gelenkt wird, und zwar je eher, um so besser !
: die kleinschreibung in sowjetrußland. typographiſche mitteilungen (), , 28. jg., nr. 5, s. 145 (550 wörter)
die ersten schritte zur einführung der klein­schreibung in sowjet­rußland wurden im januar 1925 unter­nommen […] / nach ein­gehender prüfung wurde am 11. juni 1930 ein kongreß des wissen­schaftlich-technischen rates abgehalten […] / nach langen debatten lehnte der kongreß den vorschlag morosoff (verwendung von kapitälchen) ab und stimmte mit über­wiegender mehrheit dem vorschlag schtschel­kunoff (absolute klein­schreibung) zu / […] praktisch wird die klein­schreibung bereits in vielen fällen an­gewandt, jedoch muß erst noch die überwiegende anzahl der presse erfaßt werden / daß die all­gemeine einführung der klein­schreibung sich durch­setzen uud zum ziele gelangen wird, ist nicht mehr zu bezweifeln /

1929-08

erſchrecken ſie nicht – wir ſchreiben alles klein. typographiſche mitteilungen (), , 26. jg., nr. 8, s. 181 (607 wörter)
was uns bewegt, zu dieſem aktuellen problem ſtellung zu nehmen und dieſen aufſatz in klein­ſchrift zu bringen, iſt die tatſache, daß die klein­ſchreibung ſich immer weitere kreiſe erobert, und daß vielfach an­genommen wird, die klein­ſchreibung hänge eng mit der neuen richtung in der typo­graphie zuſammen.
: kleinſchreibung und die neue typographie. typographiſche mitteilungen (), , 26. jg., nr. 8, s. 184 (1018 wörter)
inzwiſchen haben dieſe gründe auch andre menſchen »als richtig anerkannt« und die klein­ſchreibung »in benutzung genommen«. täglich kommen neue anhänger hinzu. die ſtaatlichen ſtellen werden der ent­wicklung wieder nachhinken. wir buch­drucker wollen aber mitgehen mit der entwicklung und nicht nachhinken; denn die klein­ſchrift iſt eine ver­einfachung! ver­einfachung und nochmals ver­einfachung! an dieſem punkte kommen recht­ſchreibung und neue typo­graphie zuſammen.
: kleinſchreibung und volksgeiſt der neuen zeit. typographiſche mitteilungen (), , 26. jg., nr. 8, s. 186 (612 wörter)
die gewerk­ſchaft deutſcher volksſchul­lehrer faßte auf ihrem letzten verbands­tag einen beſchluß gegen die jetzt geltende recht­ſchreibung, der eine kampf­anſage ſchärfſter art iſt. in der »freien weltlichen ſchule«, heft 4 (1929) wird die recht­ſchreibung als ein »verkapptes reaktionäres dreſſur­mittel« bezeichnet: »die recht­ſchreibung iſt eine förmliche geiſtige folter für die jugend, eine folter wie die über­mäßige arbeits­zeit, für deren herab­ſetzung die beſten menſchen jahrzehnte­lang gekämpft und gelitten haben ... deutſche recht­ſchreibung, das iſt noch der unverfälſchte geiſt des militaris­mus, das iſt noch dreſſur zum gott­begnadeten untertanen­verſtand und kadaver­gehorſam, das iſt noch die alte deutſche, autoritäre erziehung in rein­kultur. die deutſche recht­ſchreibung iſt ein hohn auf die demokrati­ſche erziehung. dieser unfug, den wir immer noch dulden, iſt die brutale recht­ſchreibung des klaſſen­ſtaates, der den heran­wachſenden an eben diesen heiligen klaſſen­ſtaat von ewigkeit zu ewigkeit zu gewöhnen versucht... ſchon durch seine geburt iſt das proletarier­kind ver­urteilt, unter der recht­ſchreibung ganz besonders zu leiden.
philipp albinus über die kleinſchreibung. typographiſche mitteilungen (), , 26. jg., nr. 8, s. 187 (297 wörter)
in dem ſoeben im verlag des bildungs­verbandes, gmbh., er­ſchienenen buche von philipp albinus in frankfurt am main: »grund­ſätzliches zur neuen typographie« […] iſt über die klein­ſchreibung und den verſalſatz […] folgendes zu leſen: »die klein­ſchreibung iſt in der neuen typo­graphie als äſthetiſches mittel zu bewerten. ob ſie ſich ortho­graphiſch durch­ſetzen wird, iſt heute noch nicht zu über­ſehen. formal iſt ſie genau ſo berechtigt wie der verſal­ſatz, hat vor dieſem ſogar die leichtere lesbar­keit voraus. […]«

1928-11-10

: "die gerichtssprache ist deutsch." Berliner Tageblatt, (390 wörter)
[…] das Oberlandesgericht Köln musste sich mit dem exzeptionellen Fall be­schäftigen. Es kam zu folgendem Er­gebnis: "[…] Der Gebrauch der kleinen Anfangs­buchstaben beeinträchtigt nicht die Lesbarkeit und die Verständlichkeit der Klageschrift." (!!) Wodurch wieder einmal eine sehr wichtige Rechtsfrage in äusserst scharf­sinniger und wie man zugeben muss, zufrieden­stellender Weise gelöst ist.

1928-10-20

Einführung in die neue ladinische Orthographie. Engadiner Post (), , 37. jg., nr. 122, s. 2, Ober-Engadin, antiqua (77 wörter)
Im Auftrag des Kleinen Rates hat Herr Schulinspektor Bardola eine kurze Einführung zur neuen ladinischen Orthographie, die durch Kleinratsbesch1uss vom 12. September 1927 angenommen wurde, herausgegeben.

1928-09-25

: Referat über die vereinfachung der deutschen rechtschreibung [teil 2]. Pionier: Organ der schweizerischen permanenten Schulausstellung in Bern, , 49. jg., nr. 7–8, s. 58 bis 63
Zwar hatte die ver­einheitlichung und amtliche regelung sicher praktische vorteile, besonders für den buchdruck und auch für die schule. Anderer­seits wurde dadurch die weitere reform erschwert, wenn nicht unterbunden. […] Und als dann 1918 nach dem politischen zusammen­bruch des reichs eine mäch­tige reform­bewegung auf dem ganzen weiten feld des erziehungs­wesens einsetzte, kam auch die ortografie­reform wieder in fluss. […] Der neu­erwachte nationale chauvinismus steht einer reform nicht günstig gegenüber, und so ist vorläufig von Deutsch­land kein vorangehen zu erwarten. Dagegen hat der reform­gedanke in der Schweiz in den letzten jahren sich auszubreiten be­gonnen. […] Und im herbst 1924 fand dann endlich in Olten eine versammlung statt von freunden einer ortografie­reform, die zur gründung des «Bundes zur ver­einfachung der recht­schreibung» führte. […] Verehrte kollegen, scheuen wir uns nicht, mit forderungen an die öffentlichkeit zu treten, auch wenn unser schritt da und dort noch kopfschütteln hervorrufen sollte.

1928-08-18

: Referat über die vereinfachung der deutschen rechtschreibung [teil 1]. Pionier: Organ der schweizerischen permanenten Schulausstellung in Bern, , 49. jg., nr. 5–6, s. 33 bis 41
Gehalten […] am 29. mai 1926 in Baden, an der interkantonalen konferenz zur besprechung der ortografie­reform. […] Ich nehme an, dass sie alle sich in letzter zeit in irgend­welcher weise mit der ortografie­reform beschäftigt haben […]. Und ich darf auch annehmen, dass sie alle empfinden: wir stehen hier vor einer frage, die wichtig ist für das öffentliche leben und ganz besonders wichtig für die schule, der wir unsere arbeit und unser denken widmen. Ich will gleich auf die haupt­sache eingehen und zwei fragen stellen: 1. Ist eine reform, eine ver­ein­fachung unserer ge­bräuchlichen deut­schen recht­schreibung überhaupt wünschens­wert? 2. Ist eine solche möglich? […] In erster linie steht da die grosschreibung. […] Die grossschreibung der substantive ist wie viel anderes über­flüssiges in unserer schreibung ein kind der barockzeit […]. Das misslichste daran ist aber, dass man bei der grosschrei­bung der eigentlichen substantive nicht stehen blieb, sondern dass im 19. jahr­hundert nun auch alle möglichen substantivisch verwendeten ausdrücke der «ehre der grosschreibung» teilhaftig wurden […]. Dadurch aber kommen wir zu einer komplizierung der schreib­weise, die ans absurde grenzt […]. Ungefähr die hälfte aller schreibregeln betrifft denn auch die grosschreibung, und die fehler darin überwiegen weitaus. Davon habe ich mich letztes jahr durch einige statistische fest­stellungen in den heften meiner schülerinnen überzeugt.

1927-06-27

: Zur Orthographiereform. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 1086, abendausgabe, blatt 6, d1, fraktur (813 wörter)
In der deutsch­schweizerischen Lehrer­schaft und in der pädagogischen Fach­presse wird zurzeit über eine ver­ein­fachte Recht­schreibung eifrig diskutiert. Der Antrieb zum neuen Kampfe um eine Ver­besserung der Orthographie gibt der Schweizerische Bund für vereinfachte Recht­schreibung, der viele Mitglieder aus Lehrer­kreisen aufweist.

1927-04-05

: Die romanische Orthographie-Kampagne nimmt ihren Fortgang… Engadiner Post (), , 36. jg., nr. 40, s. 1 bis 2, Ober-Engadin, antiqua, ohne ß (657 wörter)
Unter diesem Leitwort spricht sich Herr Nat.-Rat A. Vital, wohl der prominenteste Vertreter der ladinischen Landsgemeinde, über die Neuerungen, die von der Lia Romontscha und den Beauftragten für das neue Wörterbuch aufgezwängt werden sollen […]. Der Verfasser dieses Artikels erörtet in klarer nicht misszuverstehender Art die gewollten Aenderungen […]. Die Reformer werden mit ihren Behauptungen dahin gestellt, wohin sie wirklich hingehören — in das Reich der Lächerlichkeit. Herr A. Vital kommt zum Schlusse, diese Reformbewegung habe unserer Muttersprache nichts als unreife und nutzlose Ware aufgetischt.

1926

: Die enthauptung der hauptwörter. «O mein Heimatland», schweizerische kunst- und literaturchronik,
Seitdem die frage der schreib­reform wieder in fluss gekommen ist, richtet sich der ansturm der neuerer vor allem gegen die grossen anfangs­buchstaben der haupt­wörter. Ist es bloss eine laune des demokratischen zeitgeistes, der wahn der allgemeinen gleich­macherei, der nicht dulden kann, dass die wörter einer bestimmten klasse eines hauptes länger seien als die andern?

1921-02-05

: Die Bilanz unserer Schulreform. Innsbrucker Nachrichten (), , 68. jg., nr. 28, s. 2 bis 4, fraktur
Eingedenk der nationalen und kulturellen Einheit, die Oester­reich mit dem Deutschen Reiche bildet und die in hoffent­lich nicht ferner Zeit durch den „Anschluß“ auch ihren politischen Ausdruck findet, war die öster­reichische Schul­reform sich der Pflicht bewußt, in ihren Maßnahmen die tunlichste An­gleichung an das Mutter­land zu pflegen. […] Für den Stenographie­unterricht an öster­reichischen Schulen wurde die Berliner Schreibung übernommen, wogegen in der Frage einer gemein­deutschen Rechtschreib­reform wiederum von Oester­reich die Anregung ausging.

1920-11-05

Eine ladinische Orthographie. Engadiner Post (), , 27. jg., nr. 89, s. 1 bis 2, Ober-Engadin, antiqua, ohne ß (139 wörter)
Schon seit Jahren fanden in Presse und Konferenzen lebhafte Auseinandersetzungen statt wegen einer ladinischen Orthographie. Nunmehr hat Herr Professor N. L. Gisep in Chur eine solche erscheinen lassen […]. Eine vollständige Einheitlichkeit konnte nicht erzielt werden. Man hat deshalb ausnahmsweise verschiedene Formen als zulässig erklärt.

1920-04

: Zur neuen Rechtschreibung. Mitteilungen des Deutschschweizerischen Sprachvereins, , nr. 4, s. 1
Jedem Erwachsenen, der sich die Recht­schreibung an­geeignet hat, mutet eine Neuerung auf diesem Gebiet Opfer zu. Je älter er ist, desto schwerer wird ihm das. Es sind aber Opfer, die wir unsern Kleinen, den Kindern und Enkeln bringen. In der Uebergangs­zeit, zehn oder zwanzig Jahre lang, wird man jedem von uns noch ge­statten, bei der alten Uebung zu bleiben. Fürs Lesen aber werden wir uns sehr bald, in wenigen Jahren, voll­ständig an die neuen Wort­bilder gewöhnen.

1920-02-25

: Neue deutsche Rechtschreibung. Neue Zürcher Zeitung, , 141. jg., nr. 332, erstes abend­blatt, s. 1, Feuilleton, fraktur (803 wörter)
Dem von so mancherlei Miß­geschick verfolgten deutschen Volke steht eine neue Prüfung bevor, die überdies auch die andern Deutsch Schreibenden und Lesenden heimzu­suchen droht. Diesmal von seiten seiner eigenen „Pharisäer und Schrift­gelehrten“. Eine neue Recht­schreibung nämlich, und was für eine!

1918-04-20

: Zur Schriftfrage. Schweizerische Lehrerzeitung, , 63. jg., nr. 16, s. 14, Beilage: Zur Praxis der Volksschule, nr. 4, antiqua, kein ß
Die Forschungen der erwähnten Physio­logen zeigen, dass eine mit Auf­merk­samkeit durchgemachte Schul­stunde für den Schul­anfänger zu lang ist für einen erfolg­reichen Unter­richt. Ist da die Ökonomie der Zeit und der Geistes­kräfte, wie die Antiqua bei unsern Erst­klässlern eine solche erwiesener­massen in weit grösserem Umfange zulässt als die deutsche Schrift, nicht gerecht­fertigt? […] Wenn erst der von Hrn. Prof. B. berührte Gedächtnis­kram in Silben­trennung, Ortho­graphie, Unter­scheidung von ss und ß etc. aus unsern Schulen verschwände! Warum müssen wir Lehrer und Schüler für die Orthographie­sünden des 17. Jahr­hunderts büssen, da die Schrift­setzer nach eigener Willkür be­gannen, die Ding­wörter mit Majuskeln zu bezeichnen, welches Vorrecht alle an­dern Sprachen doch nur den Eigen­namen und den Satz­anfängen zugestehen? Mit welcher Begründung benötigen wir des weitern für den gleichen Laut f die drei ver­schiedenen Bezeichnungen v, f, ph? Lässt sich der von Hrn. Prof. B. ange­führten will­kürlichen Unter­scheidung von ss und ß nicht die durchaus fremde Buchstaben­gruppe c q v x y in der deutschen Sprache gegenüber­stellen? Nicht bloss mit Rücksicht auf die Elementar­schule, sondern im Interesse einer geistigen Ökonomie der Schularbeit aller Klassen dürfte einer ver­einfachten Orthographie energisch das Wort ge­sprochen werden. Läge aber bei einer derart ein­schneidenden Uni­formierung für uns Schweizer die Versuchung nicht nahe, an eine Einigung in der Schrift­frage zu denken? Dass sie zugunsten der Antiqua ausfallen müsste, steht ausser Zweifel; denn mit der deutschen Schrift können wir uns ja nicht einmal mit unsern Mit­eidgenossen franz., ital., romanischer Zunge verständigen. Auf alle Fälle kann der Lehrer, der seinen Lese- und Schreib­unterricht von der Antiqua ausgehen lässt, nicht als Vater­lands­verräter oder Heimatschutz­gegner hingestellt werden. Der Weg der na­türlichen Schrift­entwicklung von der Antiqua über die Kursiv- zur Kurrent­schritt ist und bleibt für mich das Richtige; dabei weiss ich mich mit meinem Kollegen an der Oberstufe unserer Übungs­schule in voller Überein­stimmung.

1918-03-02

: Sprachübungen. Ein Diskussionsbeitrag zur Basler Schulsynode. Schweizerische Lehrerzeitung, , 63. jg., nr. 9, s. 11, Beilage: Zur Praxis der Volksschule, nr. 3, antiqua, kein ß
Mit grosser Aufmerksamkeit wurde nach­mittags der anregende Vortrag des Hrn. Prof. Dr. W. Bruckner entgegen­genommen, der mit ur­kräftigem Behagen aus dem weitern Gebiete seines Faches, des Deutschen, Belehrung und Unter­haltung schöpfte. […] In den Apostroph sind nicht nur höhere Töchter, sondern auch Gelehrte förmlich verliebt.

1907-09-05

: Über die Neuauflage des Buchdrucker-Duden. Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung (), , 35. jg., nr. 36, s. 448, Kleine Mitteilungen, antiqua (491 wörter)
… hielt der Korrektor der Deutschen Reichs­druckerei in Berlin, Herr Otto Reinecke, am Sonntag, den 1. d. M., im Saale »zum grünen Baum« in Mariahilf […] einen Vortrag […]. Da die Erfüllung des Wunsches nach einem offiziellen deutschen Recht­schreibungs­amte mit dem Sitze in Berlin für die nächste Zeit noch nicht in Aussicht stehe und die Berliner kaiserl. Akademie der Wissen­schaften diesem Wunsche so schroff entgegen­stehe, daß sie bis heute noch nicht einmal die neue Rechtschreibung eingeführt habe, befürwortete der Vortragende, ein solches drei­gliederiges durch die Zentral­kommission der Korrektoren Deutschlands in Berlin zu errichten […]. Im Anschlusse an diesen […] Vortrag brachte der Vor­sitzende des Orthographie­komitees des Wiener Korrektoren­vereines, Herr Nagel, die Wünsche der Wiener Korrektoren […] vor […]. In der Haupt­sache seien dies: Verdeutschung der Fremd­wörter, tun­lichste Be­seitigung der Doppel­schreibungen und Doppel­formen, ins­besondere beim Genitiv, bei der Mehrzahl­bildung und beim Geschlechte […].

1902-07-28

: Kleine Chronik. Neue Zürcher Zeitung, , s. A18, fraktur (234 wörter)
Der Bundesrat hat eine für die ganze Bundes­verwaltung deutscher Sprache gültige Orthographie als offiziell erklärt. Der betreffende Bundesrats­beschluß ist sogar über­schrieben: „Ein­heitliche Ortho­graphie für die deutsche Schweiz“ […]. Wir vermuten, es werde noch mancher alte Bureau­krat sich sträuben, hier mitzumachen. Und doch sind die haupt­sächlichsten Aenderungen gar bald gemerkt.

1902-04-05

: Orthographische Wörterbücher. Neue Zürcher Zeitung (), , 123. jg., nr. 94, s. 5, morgenblatt, erste beilage (994 wörter)
Speziell die Entwicklung der deutschen Recht­schreibung verfolgte seit der Mitte des vorigen Jahr­hunderts immer energischer das Ziel der Ein­heitlichkeit nicht bloß für Deutschland, sondern für das ganze deutsche Sprach­gebiet. Die Schwierig­keiten waren nicht gering angesichts der eifer­süchtig gewahrten Selb­ständigkeit der süd­deutschen Staaten und der Schweiz, die ihre eigenen amtlichen Ortho­graphien besaßen. Seit der Einführung der preußischen Ortho­graphie Anfang der Achtziger Jahre wurde indessen eine gewisse Einigung erzielt, der sich größere deutsche Sprach­gebiete, wie Oester­reich und zum Teil die Schweiz anschlossen. Da aber neben der von den schweizerischen Zeitungen und Buch­druckereien an­genommenen preußischen Schreib­weise noch der Luxus einer „schweizeri­schen Recht­schreibung“ für die Schulen und viele amtliche Instanzen bestand, zu welchen sich noch ver­schiedene ortho­graphische Lieb­habereien kantonaler Selbst­herrlichkeiten fügten, blieb in der Schweiz die ortho­graphische Anarchie bestehen. Letztes Jahr geschah nun in Deutschland in der Frage der deutschen Recht­schreibung ein Schritt vorwärts, der uns hoffen läßt, daß ihn auch die Schweiz mitmachen und dadurch endlich zur Ein­heitlichkeit der Ortho­graphie gelangen werde.

1901-05-10

: Noch ein Wort zur Reform unserer Orthographie. Österreichische Lehrerinnen-Zeitung (), , 9. jg., nr. 5, s. 93 bis 95, antiqua (755 wörter)
Die Verhandlungen über eine praktische Reform unserer Ortho­graphie sind nun zu einem vor­läufigen Er­gebnis gelangt: sowohl der Verein der Wiener Mittelschul­lehrer, als auch die vom Unterrichts­minister ein­berufene Enquête haben Leitsätze auf­gestellt, die bei einer solchen Um­gestaltung maßgebend sein sollen. In so vielen Punkten nun diese Vor­schriften von einander abweichen, in einer Forderung treffen sie sich doch, in dem Verlangen nämlich, dass eine radicale Reform zu ver­meiden sei. Und so haben wir denn wieder nichts anderes als Stückwerk zu gewärtigen.

1901-03-12

Die Mittelschullehrer über die Verbesserung der deutschen Rechtschreibung. Ostdeutsche Rundschau (), , 12. jg., nr. 70, s. 2, abendausgabe, fraktur (407 wörter)
Ein zweiter Redner, Dr. Jellinek, […] wünscht […] die völlige Abschaffung des Doppel-„a“ und Doppel-„o“, der Dehnungs­zeichen (Bei­behaltung nur in wenigen Fallen aus histori­schen Gründen), des „th“. des lateinischen einfachen und doppelten „c“ (stets „k“ oder „z“), des „ph“ (immer „f“), „Rh“ (Rhede), „dt“, „Gh“, (Ghetto) und „Gui“ (Guitarre).

1900-11-27

: Litteratur und Kunst. Neue Zürcher Zeitung, , s. a2, fraktur (236 wörter)
Acht Jahre sind nun verflossen seit der von Bundesrat Schenk ein­berufenen Kon­ferenz zur Regelung der deutschen Orthographie­frage. […] Die Buchdrucker, die Zeitungs­verleger, die Typographen und die Buchhändler haben nicht er­mangelt, für diesen Beschluß einzuste­hen, indem sie sich von dem Gedanken leiten ließen, daß Vereinheitli­chung der Orthographie nicht nur in ihrem Interesse liege, sondern in dem der Gesamtheit, ins­besondere der Schule, der Schüler und der ins Leben hinaus­tretenden Jugend.

1897-10-22

Kantone. Zürich. Neue Zürcher Zeitung (), , 118. jg., nr. 293, s. 1, zweites abendblatt, fraktur (438 wörter)
Der Kantonsrat hat dem Regierungsrat den Entſcheid in der Orthographiefrage übertragen. Wir hoffen, die alſo angerufene Behörde werde die Dudenſche Schreibung annehmen und damit den Kanton nicht bloß mit dem größten deutſchen Sprachgebiet, ſondern auch mit dem größten Teile der deutſchen Schweiz in Einklang bringen. […] Wenn unſere Jünglinge in einem andern Schweizerkanton oder in Deutſchland in ein Geſchäft eintreten, ſo werden ſie für den Verdruß, den ſie möglicherweiſe wegen ihrer abweichenden Orthographie auszuſtehen haben, kaum durch das ſtolze Bewußtſein entſchädigt werden, daß die Schule des Heimatkantons auch in Dingen der Rechtſchreibung „an der Spitze des Fortſchritts“ marſchiert.

1897-07-23

Kleine Chronik. Neue Zürcher Zeitung, , s. C2, fraktur (258 wörter)
Die Be­seitigung des th in den bekannten 7 Stämmen, sowie eine fernere Ver­einfachung der deutschen Ortho­graphie kann gemäß den Beschlüssen der inter­kantonalen Orthographie-Konferenz von 1892 nur inter­national, d. h. gemeinsam mit Deutschland, an die Hand ge­nommen werden.

1897-02-11

: Zum „Stoßſeufzer eines ſtadtzürcheriſchen Sekundarlehrers“. Neue Zürcher Zeitung (), , 118. jg., nr. 42, s. 2 bis 3, Morgenblatt, fraktur (750 wörter)
In der That ſind wir noch nicht aus dem „orthographiſchen Elend“ heraus […]. Doch ſind wir auf guten Wegen zur Beſſerung. Wenn der Einſender meint, die ſchweizeriſche Orthographie ſei die praktiſchſte, weil einfachſte, ſo kann ich ihm das nicht abſtreiten; aber – die ſchweizeriſche Orthographie iſt nun einmal nicht mehr möglich. An der interkantonalen Orthographiekonferenz von 1892 in Bern […] iſt beſchloſſen werden, daß als zukünftige Orthographie für die deutſche Schweiz die in Deutſchland verbreitetſte, die in Dudens orthographiſchem Wörterbuche feſtgeſetzte Orthographie gelte, alſo die preußiſche.

1896-08-08

: Orthographie. Neue Zürcher Zeitung (), , 117. jg., nr. 219, s. 2, Ausgabe 02, Litteratur und Kunst, fraktur (153 wörter)
Seit 16 Jahren ist in Deutschland die nach Duden benannte Orthographie in den Schulen eingeführt. Man denkt daran, sie dort auch im amtlichen Verkehr zur Geltung zu bringen.

Die 16 jahre sprechen nicht dafür, dass die schulrechtschreibung automatisch für die verwaltung gilt. (Stichwort amtliche rechtschreibung.)

1896-05-09

: An den Schweizeriſchen Lehrerverein. Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern (), , 43. jg., nr. 38, s. 5, Beilage zu Nr. 38, fraktur (916 wörter)
Die Konferenz erſucht die kompetenten ſchweizeriſchen Behörden, eine größere Vereinfachung und Vereinheitlichung der Rechtſchreibung in allen Ländern deutſcher Zunge, ſobald die Gelegenheit ſich dazu bietet, nach Kräften zu unterſtützen. […] Es wurde allſeitig anerkannt, daß wichtiger als dieſe oder jene kleine Verbeſſerung die Einigkeit ſei.

1896-05-06

Rechtschreibung (Orthographie) in der Schweiz. Thuner-Blatt (), , 59. jg., nr. 37, s. 4 fraktur (771 wörter)
Vier ſchweizeriſche Preßverbände, Verband der ſchweizeriſchen Preſſe, Buchdruckereibeſitzer, Typographenbund und Buchhändlerverein richten an den ſchweizeriſchen Lehrerverein eine Zuſchrift, die allgemeines Intereſſe beanſprucht […]. Wie wir aus der Preſſe erfahren, beſchäftigt ſich der Centralvorſtand des Schweizer. Lehrervereins mit der Orthographie-Frage. Veranlaſſung dazu iſt die in Ausſicht genommene Neuauflage des ſchweizeriſchen Rechtſchreibebüchleins geworden, wobei zu entſcheiden iſt, ob dieſelbe ſich Duden anſchließen oder fernerhin Abweichungen enthalten ſoll. […] Die Unterzeichneten 4 Vereine erlauben ſich daher, das höfliche Geſuch an Sie zu richten, Sie möchten zu den Beſchlüſſen der interkantonalen Orthographiekonferenz vom 24. Auguſt 1892 nicht eine Sonderſtellung einnehmen und von der Aufſtellung einer eigenen Orthographie abſehen.

1896-04-10

Zur Orthographiefrage. Von einem Lehrer. Neue Zürcher Zeitung (), , 117. jg., nr. 100, s. 1, fraktur (635 wörter)
In der „Schweizeriſchen Lehrerzeitung“ wird ſeit einiger Zeit lebhaft die Frage erörtert, ob der ſchweiz. Lehrerverein an der ſogenannten ſchweizer. Orthographie feſthalten, oder ob er ſich der preußiſchen oder Dudenſchen Orthographie auſchließen ſolle. Seit mehr als dreißig Jahren hat der Lehrerverein für Vereinfachung und Vereinheitlichung der Orthographie gearbeitet […]. So gut indeſſen ſeine Beſtrebungen gemeint waren: die durch das „Rechtſchreibebüchlein“ feſtgeſetzte Orthographie blieb Schulorthographie […]. Allerdings kann nicht behauptet werden, daß Duden in allen Punkten den Vorzug vor der „ſchweizeriſchen Rechtſchreibung“ verdiene. Dazu trat hin und wieder noch eine zwiefache Schreibweiſe, namentlich bei Fremdwörtern, bei denen er z oder c geſtattet. Das war indeſſen kaum zu vermeiden.

1894-01-23

: Gesellschaft für deutsche Sprache in Zürich. Neue Zürcher Zeitung,
Zur konstituierenden Sitzung der Gesell­schaft für deutsche Sprache in Zürich fanden sich am Samstag nachmittag etwa 25 Teil­nehmer im „Pfauen“ ein. […] In einem ge­drängten Vortrage führte hierauf Herr Privat­dozent Dr. Hoff­mann die Ursachen der Ver­derbnis an, gab Kenntnis von den vielfach vor­kommen­den Fehlern und herrschenden Uebel­ständen im Gebrauche unserer Schrift­sprache […] Als Mittel zur Abhülfe be­zeichnete er zunächst die Belehrung über das Richtige und Un­richtige im Sprach­gebrauch […]. Aus­geschlossen sind dagegen alle littera­rischen Vorträge und Fragen sowie der Streit über die Recht­schreibung.

1893-03-14

Engliſche Orthographie. Der Bund (), , 44. jg., nr. 73, s. 3, zweites Blatt, Kleine Zeitung, fraktur (185 wörter)
Die amerikaniſch-philologiſche Geſellſchaft iſt der Meinung, daß die engliſche Orthographie die ſchlechteſte in der Welt iſt. […] Schreibe dialog, ſtatt dialogue; quartet, ſtatt quartette; program, ſtatt Programme; fantom, ſtatt Phantom; ſubpena, ſtatt ſubpoena. Einige dieſer Aenderungen ſind ſchon in Amerika im Gebrauch; die andern werden wahrſcheinlich ebenfalls ſehr bald adoptiert werden […].

1893-01-09

: Die neue deutſche Orthographie. Neue Zürcher Zeitung (), , 73. jg., nr. 9, s. 5, zweites blatt, beilage zu no. 9, fraktur (1648 wörter)
In der Schweiz ging man 1881 daran, die Angelegenheit zu ordnen. Im Auftrage des ſchweizeri­ſchen Lehrervereins wurde eine zweite Auflage des „Rechtſchreibebüchleins“ ausgearbeitet, die im folgenden Jahre in einer Konferenz deutſch-ſchweizeri­ſcher Erziehungdirektoren Zuſtimmung fand. […] Die Mehrzahl der deut­ſchen Kantone nahm die neue ſchweizeri­ſche Orthographie an, jedoch bloß als Schul-Orthographie […]. Für den amtlichen Verkehr gab es keine gemeinſamen Vor­ſchriften und ganz frei gieng der Privatmann ſeine Wege […]. So kam es, daß eine arge Unſicherheit in orthographi­ſchen Dingen mehr und mehr um ſich griff. Man hörte vielfach, man könne ja jetzt ſchreiben, wie man wolle […]. Für die Buchdrucker war dieſer Zuſtand unleidlich […]. […] und ſo wurde denn von dieſer Seite dahin gearbeitet, es möchte die Orthographiefrage durch eine internationale Konferenz erledigt werden. Aber eine […] Anfrage der ſchweizeri­ſchen Geſandt­ſchaft in Berlin wurde in ablehnendem Sinne beantwortet. […] Seitherige Verſuche haben kein beſſeres Reſultat ergeben und ſo kam der Gedanke zum Durchbruche, die Angelegenheit durch eine interkantonale Konferenz zu ordnen. Durch die Bemühungen des Buchdruckers Büchler in Bern kam dieſelbe am 24. Auguſt 1892 in Bern zuſtande […]. […] ſo nehmen wir das uns nicht Zuſagende mit in den Kauf und begrüßen die Vereinheitlichung, die uns die Berner Konferenz gebracht hat. Die orthographi­ſchen Reformbe­ſtrebungen ſind damit für einige Zeit zur Ruhe gewieſen, vielleicht für Jahrzehnte, aber nicht für immer […]. Wir machen nur darauf aufmerkſam, daß man es nicht gewagt hat, die großen Anfangsbuch­ſtaben bei Sub­ſtantiven durch kleine zu erſetzen, während dies auch ſchon von Jakob Grimm gefordert worden iſt. Zwei andere Punkte ſind gegenwärtig noch im Fluſſe begriffen: die Silbentrennung und die Schreibung der Fremdwörter.

1892-10-29

: Aufruf. Zuger Volksblatt (), , 32. jg., nr. 127, s. 3, fraktur (499 wörter)
Durch dieſe erfreulichen Beſchlüſſe iſt nach jahrelangen Bemühungen die endliche Regelung der deutſch­ſchweizeriſchen Orthographie ihrer Verwirklichung um ein Erhebliches nähergerückt. Jetzt muß die That folgen.

1892-08-27

Die deutſche Orthographie. Bündner Nachrichten (), , 7. jg., nr. 201, s. 1 bis 2, fraktur (1163 wörter)
1. iſt eine internationale Regelung dieſer Frage nunmehr nicht mehr möglich […]. 2. hat bei dieſer Sachlage die theilweiſe in den ſchweizeriſchen Schulen eingeführte neue ſchweizeriſche Orthographie keine Ausſicht mehr, von Deutſchland oder Oeſterreich angenommen zu werden; […] 7. kann es ſich für die Schweiz nicht darum handeln, die an und für ſich beſte Orthographie ausfindig zu machen, ſondern ſich einer der beſten und zugleich verbreitetſten der beſtehenden Orthographien anzuſchließen […].
: Die nene Orthographie in der Schweiz. Neue Zürcher Zeitung (), , 72. jg., nr. 240, s. 1, fraktur (625 wörter)
Es war nicht daran zu zweifeln, daß bei der Konferenz die Duden’ſche Orthographie den Sieg davontragen werde. Buchdrucker und Buchhändler mögen ſich dabei wohler befinden; mit Rückſicht auf die heranwachſende Jugend begrüßen wir dieſen Sieg nicht; wir thun damit auf dem Wege der Vereinfachung einen entſchiedenen Schritt rückwärts, und das Publikum in ſeiner großen Mehrheit, das ſich nicht in die Grundſätze der deutſchen Orthographie hineinarbeitet, wird ſich noch viel weniger in dieſelbe hineinfinden, als in die neue ſchweizeriſche. Sollte es aber möglich ſein, die Duden’ſche Orthographie allgemein durchzuführen, nicht nur in den Druckereien und in den Schulen, ſondern namentlich auch im amtlichen und im Geſchäftsverkehr, dann wollten wir dieſer Vereinheitlichung gerne ein Opfer bringen und die Eigenthümlichkeiten der deutſchen Orthographie mit in den Kauf nehmen.

1892-08-26

Deutſche Orthographie. Der Bund (), , 43. jg., nr. 239, s. 1, erstes Blatt, fraktur (916 wörter)
Was das „th“ anbelangt, ſo ſollen nach dem Beſchluß der letzten ſchweizeriſchen Konferenz noch Studien gemacht werden. Das Gleiche ſollte geſchehen rückſichtlich der Frage, wie die großen Anfangsbuchſtaben zu verwenden ſeien. Auch darin herrſcht Unſicherheit. Ueberhaupt iſt die Orthographiefrage auch nach Duden nicht endgültig abgeſchloſſen. […] Zweimal iſt von der Schweiz verſucht worden, eine internationale Regelung der Orthographiefrage anzubahnen. Zweimal iſt dadurch verſucht worden, die von ſchweizeriſchen Schulmännern aufgeſtellte neue ſchweizeriſche Orthographie dem Auslande nahezulegen. Leider ohne Erfolg!

1892-08-25

Konferenz für die Orthographiefrage. Der Bund (), , 43. jg., nr. 238, s. 1 bis 2, erstes blatt, Schweiz, fraktur (258 wörter)
Vom 1. Januar 1393 an ſoll in den Druckereien alſo die neue Orthographie zur Anwendung kommen. Zwang kann dafür natürlich keiner ausgeübt werden. […] Der Unterſchied iſt gegenüber der neuen ſchweizeriſchen übrigens nicht ſehr erheblich.

1892-01-06

Die Orthographiefrage. Der Bund (), , 43. jg., nr. 6, s. 1, fraktur (1167 wörter)
Die Schweiz iſt augenblicklich ein wahres Kampflager in Sachen der Orthographie. Insbesondere wiſſen sich Schriftſteller, Journaliſten, Lehrer oft kaum zu helfen in der allgemeinen Verwirrung. Neben vielen willkürlichen, alten sogenannten Rechtſchreibungen haben wir zwei Syſteme: die neue ſchweizeriſche Orthographie und die preußiſche, die sich an Dudens Wörterbuch anſchließt. Die erſtere wird vielfach in den Zeitungen angewendet, so auch in unserm Blatt, die letztere hauptsächlich im Verlag.

1891-11-03

: Eidgenoſſenſchaft. Neue Zürcher Zeitung (), , 71. jg., nr. 307, s. 6, zweites blatt, beilage, fraktur (420 wörter)
Man klagt ſeit Jahren wegen Ueberbürdung der Schuljugend. Durch Vereinfachung der Orthographie glaubten einſichtige Schulmänner jenen Klagen theilweiſe abhelfen zu können. Aber das Publikum verhält ſich gegen die Vereinfachung ablehnend. […] In Anbetracht dieſer Sachlage wandte ſich Hr. Wanzenried, Sekundarlehrer in Großhöchſtetten, an Hrn. Bundesrath Schenk, um ihn anzufragen, ob er nicht geneigt wäre, die Initiative zu ergreifen zu einer internationalen Regelung der Orthographiefrage.

1889-01-04

Ueber die Orthographie-Frage. Bündner Nachrichten (), , nr. 3, s. 2, fraktur (467 wörter)
[…] ſollten die Lehrerkonferenzen unſeres Kantons […] ſich beſprechen und ihre Meinungen dem Vorſtand des kant, Lehrer-Vereins mittheilen. […] Es liegen alſo nur von 12 Konferenzen Mittheilungen über die Orthographiefrage vor […]. Alle übrigen Berichte (ſieben) wünſchen Einführung der neuen ſchweiz. Orthographie nach dem Rechtſchreibebüchlein des Schweizeriſchen Lehrervereins vom Jahre 1882. […] Aus nationalen, praktiſchen und wiſſenſchaftlichen Gründen iſt die ſchweizeriſche gegenüber der preußiſchen Orthographie zu empfehlen.

1884-03-15

Vom Lande. Die Ostschweiz (e-newspaperarchives.ch ), , 11. jg., nr. 63, s. 2 bis 3, St. Gallen, fraktur (694 wörter)
„Elf Bezirksſchulräthe ſind petitionsweiſe um Aufhebung des Beſchluſſes vom 26. Nov. betr. Antiqua und neue Orthographie an den Großen Rath gelangt. Dieſelben weiſen auf die mannigfaltigen Nachtheile hin, welche die Umkehrung der jetzigen „Ordnung“ nach ſich ziehen, müßte. Merkwürdig! Vergeſſen denn dieſe Kollegien, daß gerade durch dieſe widerſinnigen, dem Volke verhaßten Verordnungen betreffend neue Orthographie etc. die Unordnung in die Schule gekommen iſt und daß die Aufhebung dieſer Verordnungen eine Rückkehr zur Ordnung bedeutet? […]“

1884-03-13

: Vom Lande. Die Ostschweiz (), , 11. jg., nr. 61, s. 2, St. Gallen, fraktur (565 wörter)
Mit Spannung ſah das St. Galliſche Volk der nochmaligen Verhandlung über Antiqua und Orthographie im Großrathsſaale entgegen. Unleugbar braucht es eine ziemliche Portion von Unverfrorenheit, den gleichen Gegenſtand, nachdem der Große Rath vor wenigen Monaten in Sachen geſprochen, ſchon wieder auf‘s Tapet zu bringen. Es wurde dieſe „Ehre“ den guten Bezirksſchulräthen zu Theil.

1884-03-11

Außerordentliche Sitzung des Großen Rathes. Sitzung vom 7. März. Die Ostschweiz (), , 11. jg., nr. 59, s. 2, St. Gallen, fraktur (644 wörter)
Hr. Dekan Ruggle äußert, sich beinahe gefangen gegeben zu haben, wenn Alles so richtig wäre, wie der Herr Chef des Erziehungsdepartements es sage. […] Anderes, als was der Herr Erziehungs-Chef behauptet, nämlich, daß die neue Orthographie in Deutschland schlecht weg komme. Bismarck habe sie verboten und dieser dringe sonst so ziemlich durch und jeder Staat in Deutschland habe seine eigene Orthographie. Die deutsche als lebende Sprache verändere und verbeſſere sich durch den Gebrauch von selbst, ohne daß man 25,000 Kinder auf einmal dressiren müsse oder dürfe. […] Die deutsche Schrift ſei viel schöner, ästhetischer und vielfach gehe man wieder auf das Altgothische zurück zur Freude aller Augen.

1876-12-30

Einladung zum abonnement. Schweizerische Lererzeitung, , 21. jg., nr. 53, s. 457, frontseite
Di „Schweizerische Lerer­zeitung“ wird auch im jare 1877 fortfaren, im geiste Pestalozzi’s zum ausbau des schwei­zerischen schul­wesens nach unten und nach oben und zur pflege der häuslichen erzihung ir scherflein beizutragen. […] In irer ortho­graphie wird si einen schritt zur an­näherung an di ge­bräuchliche ortho­graphie tun.

1876-04-15

: Deutsche Rechtschreibung II. Pädagogischer Beobachter, Organ der zürcher. Volksschule (), , 2. jg., nr. 15, s. 58 bis 59
Eine weitere, ganz überflüssige Eigen­thümlichkeit, ich möchte sogar sagen Unart in der deutschen Schreibweise ist der Gebrauch der grossen Anfangs­buch­staben bei den sogenannten Substanti­ven, wie es in keiner andern Sprache der Fall ist oder war. Die französische, italienische, englische, lateinische und griechische Schrift, die nur beim Anfang eines Satzes oder bei Eigen­namen die grossen Buch­staben brauchen, sind eben so verständlich, wie die deutsche, und die deutsche Schrift wird eben so ver­ständlich werden wie jene, wenn wir uns der lateinischen Lettern bedienen. Fort also mit dieser Unart, die das Schreiben­lernen den Kindern so sehr erschwert und sogar den Gebildeten manchmal in Verlegen­heit bringt, zweifelnd ob er ein Wort, das an sich kein Substan­tivum ist, aber statt eines solchen als Subjekt oder Objekt im Satz gebraucht wird, gross oder klein schreiben soll […].

1876-04-08

: Deutsche Rechtschreibung I. Pädagogischer Beobachter, Organ der zürcher. Volksschule (), , 2. jg., nr. 14, s. 53 bis 55
In allen Zweigen des Gewerbs und der Industrie sucht man durch grössere Einfachheit auf der einen und durch zweck­mäßigere Maschinen auf der an­dern Seite Zeit zu ersparen und den Verkehr zu erleichtern, und um viel, viel Zeit zu ersparen hat man die Eisen­bahnen gebaut. Wohl hat man nun auch im Verlauf dieses Jahr­hunderts durch bessere Lehr­methoden und geeignete Lehrmittel das Lernen zu erleichtern und zu beschleunigen gesucht, und der Jugend nicht nur Mühe sondern auch Zeit zu weiterer Ausbildung erspart und zugleich für die bessere Entwicklung ihres Denk­vermögens gesorgt; aber noch bleibt in beiden Richtungen manches zu thun übrig. Ich will hier nur zwei Punkte erwähnen, mit denen in den meisten Schulen bis jetzt noch viel Zeit vergeudet wird, es sind dies: der Religions­unterricht und der grammatische und ortho­graphische Unterricht in der deutschen Sprache. […] zur sogenannten Ortho­graphie, wobei ich eben­falls versuchen werde zu zeigen, dass auch hier dem Schüler viel Zeit und dem Lehrer viel Mühe erspart werden kann, wenn nur die Erziehungsbehönden ernstlich vorwärts gehen und sich um den Spott der Gewohnheits­menschen nicht küm­mern und rein den Zweck im Auge behalten, radikal mit der bisherigen Schreib­weise brechen und eine streng grund­sätzliche Recht­schreibung an­streben.

1873-06-09

: Literatur. Neue Zürcher Zeitung (), , 53. jg., nr. 287, s. 2, Ausgabe 02, fraktur (288 wörter)
Dr. Daniel Sanders, Vorschläge zur Feststellung einer einheitlichen Rechtschreibung für Alldeutschland. […] Wir empfehlen Sanders neuestes Produkt den Freunden und – Gegnern.

1873-01-18

: KANTONALES. Schweizerische Lererzeitung, , 18. jg., nr. 3, s. 22
Di erste neue nummer der „Lererzeitung“ macht einen kleinen ausfall auf unsern halbkanton [AR], der besser unter­bliben wäre. Wir wollen di ortografi­kommission nicht offiziell beschicken, das ist richtig. Das geschiht aber nicht aus mangel an interesse für di sache oder wegen nicht­ferständnisses derselben, noch fil we­niger hängt es zusammen mit der fer­werfung der bundes­revision. Wir wollen einfach einst­weilen noch zusehen und gewärtigen, was aus dem „fersuch“ wird.

1873-01-04

: AN UNSERE LESER. Schweizerische Lererzeitung, , 18. jg., nr. 1, s. 2 bis 3, antiqua, fer­einfachte ortografi
Eine andere neuerung in folge eines beschlusses des lerer­fereins ist di neue ortografi. Für unsere leser im lerer­stande bedarf es dafür hir keiner worte mer; si wissen, dass di männer der sprach­wissenschaft auf unserer seite stehen und dass zudem 2000 schweizerische lerer, di männer der praxis, sich in iren konferenzen für di fer­einfachte ortografi erklärt haben.
MITTEILUNGEN FON FERSCHIDENEM. Schweizerische Lererzeitung, , 18. jg., nr. 1, s. 6
APPENZELL A. RH. will di ortografi­kom­mission nicht beschicken, was uns nicht wundert, da diser kanton be­kanntlich noch fil wichtigere dinge als das ist auch nicht will.

1872-12-28

Schlußwort. Schweizerische Lehrerzeitung, , 17. jg., nr. 52, s. 421 bis 422, frontseite, fraktur
Im Begriff, unsere mehrjährige Arbeit an der „Schweizer. Lehrerzeitung“ in andere Hände zu übergeben, fühlen wir uns gedrungen, allen Denjenigen, welche uns dabei Unter­stützung und Auf­munterung zukommen ließen, unsern warmen Dank aus­zusprechen. […] Nach der in Aarau be­schlossenen Revision der Vereins­statuten werden sich diese Ver­hältnisse von nun an freilich etwas anders ge­stalten, indem das Abonnement für das Vereins­organ und der Jahresbeitrag der Vereins­mitglieder künftig auseinander gehalten und getrennt bezogen werden. Wir gestehen offen, daß wir uns weder für diese Aenderung der Statuten, noch für die Einführung der fer­einfachten ortografi schon in diesem Stadium ihrer Ent­wicklung sehr begeistern konnten […].

1871-09-05

Neue Orthographie. Neue Zürcher Zeitung (), , 51. jg., nr. 455, s. 1 bis 2, 2. blatt, Eidgenossenschaft, fraktur (356 wörter)
Die Lehrerkonferenzen in der Schweiz wurden um ihr Gutachten über die Reformvorschläge in der Orthographie angegangen. […] Aus dem Ganzen des Berichtes leuchtet hervor, daß man ziemlich allgemein mit dem Wunsche nach einer einfacheren und rätionelleren Schreibweise einverstanden wäre, daß man aber schon über den einzuschlagenden Weg sehr getheilter Ansicht ist […].

1855

: Über deutsche Rechtschreibung. Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien (), , 6. jg., nr. 1, s. 1 bis 37, Erste Abtheilung, antiqua
Jede Erörterung über die Rechtschreibung muſs ausgehen von dem Verhältniſs der ge­sprochenen und der ge­schriebenen Sprache, des Lautes und des Schrift­zeichens. Die gesprochene Sprache ist geschichtlich das Frühere. Sie ist längst vorhanden, wenn man beginnt ihre Laute in Schrift zu fassen. Die Laut­schrift thut dieſs, indem sie die Worte der ge­sprochenen Sprache in ihre phonetischen Grund­bestand­theile, die Laute, zerlegt und jeden einzelnen Laut durch ein Schrift­zeichen wiedergibt. Der Lesende ist dadurch in den Stand gesetzt, den Klang der Worte, die er geschrieben vor sich sieht, auch für das Ohr wieder aufleben zu lassen, indem er die ihm bekannten geschriebenen Zeichen in die entsprechenden Laute zurück­übersetzt. […] Es gilt der Grund­satz: Schreib wie du sprichst.