Stellen Sie sich vor, wir müßten Berlin ab sofort Perlin nennen... Pusan erging es so. Nach einer Rechtschreib-Reform in Korea heißt die Stadt jetzt Busan.
Es geht allerdings nur um die transkription, wovon die koreaner nicht viel merken.
Stellen Sie sich vor, wir müßten Berlin ab sofort Perlin nennen... Pusan erging es so. Nach einer Rechtschreib-Reform in Korea heißt die Stadt jetzt Busan.
Es geht allerdings nur um die transkription, wovon die koreaner nicht viel merken.
Freundliches verbindet man mit ihnen nicht. Hinterhältig wie sie sind, haben sie kürzlich sogar noch ihren Namen geändert: Aus den ehemals "Fleischfressenden Pflanzen" wurden im Rahmen der Rechtschreibreform "Fleisch fressende Pflanzen".
Professor Christian Meier […] hielt diese Woche einen Vortrag beim Collegium Europaeum Jenense. Die TLZ nutzte die Gelegenheit und sprach mit dem streitbaren Gelehrten über die Folgen der Rechtschreibreform und die Zukunft des Deutschen in einer zunehmend globalisierten Sprachwelt. […] [Meier:] Wahrscheinlich wird sich die ss-ß-Regel durchsetzen, aber dieser ganze Unsinn von Bahn brechenden Ereignissen und es tut mir Leid hat keine Zukunft. […] Die Akademie für Sprache und Dichtung arbeitet gerade einen Kompromissvorschlag aus, um die buchstäblichen Missstände zu beheben.
Wer an der Schreibweise eines Worts zweifelt, gibt die beiden Varianten in eine der zahlreichen Internet-Suchmaschinen ein und schreibt dann diejenige Form, die am häufigsten gefunden wurde. Für die Entwicklung unserer Rechtschreibung könnte die Ausweitung dieses Verfahrens Folgen haben, welche die Debatten über die Orthographiereform weltfremd erscheinen lassen.
Die jüngsten Klon-Experimente seien ein "Albtraum, der nun leider Wirklichkeit wird", sagt Ärzte-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe. […] Die winzigen Worte Alb und Alp vermengen sich im Lexikon stets mit Begriffen aus der Bergwelt. Dort ist es ja, wie man hört, ein Unterschied, ob b oder p. Hier indes darf beides sein und seit der Rechtschreibreform sogar im Albtraum.
Nun gehört aber wahrscheinlich zu der unendlichen Heldengeschichte der Zahl Zwölf, dass längst auch die berühmte Mannheimer Duden-Redaktion es auf eine solche Anzahl an Einzeltiteln gebracht hat, angefangen vom Duden für Rechtschreibung bis hin zu dem Duden der Zitate und Aussprüche. Und zwischen diesen beiden Eckpfeilern existieren zehn weitere Standardwerke, im ganzen liegt ein Oeuvre vor, dass sich die Nation auch heute, trotz zuletzt wüster Reformen, nicht anders denn als Institution vorstellen kann. 90 Prozent der Deutschen, das ist statistisch gesichert, denken so. An eine Autorität.
Karl Blüml, Rechtschreibreformer und Leiter der Abteilung AHS im Wiener Stadtschulrat, versuchte schon zu Beginn, falsche Eindrücke zurechtzurücken. Blüml: "Unsere Kinder können im Schnitt gut Deutsch." Entscheidend sei, dass die Anforderungen der Gesellschaft rasant gestiegen seien.
Tema Rechtschreibung aus anlass der berichte über einen ortografiefehler des britischen regierungschefs Blair. U. a. kurzinterview mit Rolf Landolt. Musikwunsch: .
Kaum zu glauben, dass der Eliteschüler Blair mit der Orthografie auf Kriegsfuß steht. […] Das Wort "tomorrow" (morgen) hatte bei ihm in der ersten Silbe statt einem gleich zwei "o" und erschien so als "toomorrow".
Angesichs der Rechtschreibreform und der Euro-Einführung müsse auch mehr Geld für neue Schulbücher zur Verfügung gestellt werden.
Um ihre Sprache stritten die Griechen auch miteinander, heftiger als die Deutschen um die Rechtschreibreform. Es gab gar Straßenschlachten mit Todesopfern, als Sprachpuristen sich über das Dimotiki, die Volkssprache, erregten. 1982 räumte eine Reform mit dem alten Sprachballast auf und tilgte die komplizierte Orthographie des archaisierenden Katharevussa.
[…] der dank der Rechtschreibreform schon gar nicht mehr als Betttag zu missverstehen ist […]
Die anderen diskutieren derweil über Schule und Rechtschreibreform oder albern mit der Whiskeyflasche von Clubleiter Gerald Walther rum.
Irritationen stellen sich allerdings bei der Lektüre ein. Unter "fahren" etwa stößt der Leser aufs "Karussel", mit einem l, verbucht's verwundert als Folge der Rechtschreibreform jedoch: Beim Stichwort "Karussell" ist das zweite l wieder da. […] Fürs Erste ist der bebilderte Wahrig nicht ganz das Wahre.
Während nun beim Euro die Staaten ihre ganze Macht einsetzen können, um die neue Währung subito durchzusetzen (z.B. durch rasche Ungültigerklärung der alten Scheine und Münzen)[,] ist das z.B. bei der deutschen Sprachreform weit schwieriger. […] Letztlich entscheidet jeder selber, ob der Umstieg von den alten zu den neuen Deutsch-Regeln mehr Nutzen als Kosten verursacht. Ob das für die meisten zutrifft, ist zu bezweifeln; denn die neue Orthographie (oder Ortografie) ändert wenig daran, dass die deutsche Sprache eine schwierige ist und bleibt […]. Oder anders gesagt: Die Umstellungskosten sind beträchtlich und der Nutzen kaum spürbar. […] Vielleicht wäre es besser, statt die deutsche Sprache zu verbessern, einfach auf Englisch umzustellen.
Zum Lokalkolorit gehört andererseits natürlich auch und vor allem die Sprache. Schobinger kennt diese us em èfèf, ist er doch auch der Autor verschiedener Dialektfibeln und -grammatiken […]. Züritüütsch ist Schobingers Markenzeichen. […] In der Anwendung des Dialekts ist Schobinger konsequent. Nicht nur die Dialoge, auch die Beschreibungen sind nach den Rechtschreiberegeln von Eugen Dieth und in gemässigter Kleinschreibung wiedergegeben.
"Der Druck ist enorm hoch, weil die Schulen finanziell nicht einmal die Rechtschreibreform verkraftet haben und in sehr kurzer Zeit nun auch noch der Euro hinzukommt", sagt Arno Becker, Vorsitzender der Gewerkschaft für Schule und Bildung. […] Die Verlage nämlich sind wie schon zur Rechtschreibreform bestens ausgerüstet. Der Ernst-Klett-Verlag etwa hat sämtliche Bücher für mehr als zehn Millionen Mark Euro-tauglich gemacht. Trotzdem hilft er mit einzelnen Auszügen aus.
Geschichte und Geschichten, dargestellt auf 207 historischen Fotografien. […] "Wir haben absichtlich auf Text verzichtet", erklärt Herrmann, "weil die Leute heutzutage lieber schauen als lesen." Dass die wenigen Worte, die sich zwischen den Buchdeckeln finden, trotz dieses dem Zeitgeist angepassten Konzepts in alter Rechtschreibung abgefasst wurden, erklärt ein Vertreter des Verlags wiederum damit, dass die Kernzielgruppe für einen lokalhistorischen Bildband die über 50-Jährigen seien: "Diese Klientel wollen wir nicht zu sehr verstören."
Mit der Rechtschreibreform wollen die Deutschlehrerinnen in St-Avold ihre Schüler so lange nicht befassen, als sie nicht gelehrt wird. Bis zum Jahr 2005 wird in der bewährten Weise geschrieben. Allerdings gibt es auch in den letzten Gymnasialklassen schon Schüler, die in der Grundschule mit der neuen Rechtschreibung begonnen haben, so daß die Lehrer unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe anlegen müssen.
Der bekannte Humorist Eduard Pötzl besingt die neue Orthographie in herzbewegenden Versen: Tal und Ton und Tor und Tran,/ Träne, Tür und Untertan […].
Aber auch Gabriele Lützenkirchen-Modro musste eng kalkulieren. Die Rektorin rechnet die Kosten vor […] Lützenkirchen-Modrow wies darauf hin, dass die Schulen erst vor kurzem im Zuge der Rechtschreibreform die Deutschbücher komplett austauschen mussten.
Erschreckend sei weiterhin […], in welch desolatem Zustand die Rechtschreibung sei. Soviele Fehler habe man nicht erwartet.
Laut Kröger scheitern viele Bewerber an mangelnder Rechtschreibung.
Vgl. fundsachen.
Wenn aber Kinder in der Schule beim Diktat die Buchstaben verwechseln, hat das andere Gründe. "Solche Fehler können am schlampigen Sprechen, aber auch an mangelnder Rechtschreib-Praxis liegen", erklärt Yvonne Schmidt. Die ehemalige Gymnasiallehrerin beschäftigt sich […] mit solchen und anderen Problemen. […] Die reformierte S-Regelung findet sie logisch und hat keine großen Probleme bei der Vermittlung.
Die Würze vieler Kurzmitteilungen liegt in der Schreibweise. Ähnlich wie in privaten E-Mails und Chats wird das Schriftbild manipuliert, um Effekte zu erzielen, die man im Gesprochenen über die Lautung und Satzmelodie erzeugt. Das zeigt, wie kreativ Sprachteilhaber mit der Schreibweise umgehen, und umgekehrt, wie unzureichend es wäre, die Schreibung auf die Rechtschreibung zu reduzieren.
Auch ihr neuer Slogan auf den Wahlkampftafeln missglückte den Christ-Sozialen. In Kinderschrift steht auf den neuen Plakaten: "Ich wünsche mir, daß Papi nicht immer so lange im Stau steht!" Diesmal verstößt der Spruch immerhin nur gegen die Rechtschreibreform.
Sie ließen sich bereits in der Vorstellung zur Rechtschreibreform aus, vermuteten scherzhaft, das müsse wohl eine AB-Maßnahme gewesen sein. Wenn Sie über die Reform ein ganz kurzes Urteil fällen müssten... Stengel: 90 Prozent sind unsinnig. An Dummheiten im Sprachgebrauch ändert sich mit dieser Reform gar nichts, eher im Gegenteil. Nehmen wir nur die Großschreibung, die Reform sollte die verringern, denn vieles hat es gar nicht nötig, groß geschrieben zu werden. Genau das Gegenteil ist ein Ergebnis der Reform. Wobei mich vieles gar nicht stört, da kann man abwinken und sich sagen: Was soll's, es lohnt nicht, darüber zu debattieren. Was mich aber stört, ist das etymologische Ableiten von Schreibweisen.
So bezeichnete er im Sommer vergangenen Jahres die Rechtschreibreform als "Unternehmen Schwachsinn", das "hinter dem Rücken der Bevölkerung angestiftet", den Bedürfnissen der "zunehmenden Zahl von Analphabeten angepasst" und zu dem "kein Kompetenter vorher befragt" worden sei. Auch meint er, für jeden Franzosen oder Russen, für Italiener oder Engländer wäre "ein derartiges Herumschustern an ihren Muttersprachen undenkbar". Da liegt es nahe, dass der kritische Dichter Rückschlüsse auf den Zustand der Demokratie in deutschen Landen zieht, "man hat gedacht", wettert Kunert, "mit dem deutschen Untertan könne man nach Gutsherrenart oder in der Manier seiner kaiserlichen Hoheit umspringen. Das wirft einen Schatten auf das demokratische Selbstverständnis der Deutschen".
Ex-TBCler Stöcker alias Helmut Vorndran bindet in den roten Computer-Faden Familie und Umwelt ein, auch Rinderwahnsinn und Rechtschreibreform, Sport und Medien, Leupoldsgrün […].
Die Euro-Umstellung kommt im Augenblick nicht sonderlich gelegen, weil sich die meisten Schulen gerade erst einmal von der Rechtschreibreform erholen. […] Ansonsten zeigten sich die beiden Lehrer jedoch von dieser Reform trotz der Mühe, die sie gemacht hat heute sehr angetan. Und vielleicht dauert es gar nicht lange, und alle freuen sich auch über den Euro.
Dass Genscher überhaupt nach Nordhausen kam, war der Kreissparkasse zu verdanken. Denn die hatte ihr traditionelles Forum ins Theater verlegt, sich ihre liebsten Kunden oder Geschäftspartner als Gäste geladen und als Redner den prominenten Politiker engagiert. […] Eine innenpolitische Kritik konnte sich der gebürtige Hallenser nicht verkneifen. Seiner Meinung nach müsste die Bildungspolitik in Deutschland eine viel größere Bedeutung, wenn nicht sogar oberste Priorität haben. […] Deshalb sei es ihm unverständlich, warum die Kultusminister sich nicht intensiver um die Bildungspolitik kümmerten und "uns stattdessen jahrelang mit der Rechtschreibreform genervt haben".
Auf Seite 1 des Buchs findet sich der Vermerk: «Nach der neuen Rechtschreibung von 1996». Ob das im alphabetischen Verzeichnis aufgeführte Rezept unter dem Stichwort «Gekackte Beefsteaks» dieser folgt? Ehefrauen, bleibt bei den Spaghettis! Nach neuer Rechtschreibung: Spagettis.
[…] die Schwierigkeit im Englischen, die von vielen am meisten gefürchtet wird: die Aussprache oder, anders herum, die Orthographie. Man hat es in der Tat nicht leicht mit fünf Vokalen, die fünfmal verschieden gesprochen werden. Zum Beispiel das "a"! Bar, bank, hasty, malign, Mall, mare. Und es gäbe noch die eine oder andere Variante der Aussprache, etwa wenn Diphthonge dazu gezählt werden (Musterbeispiel: to laugh). Wer zwischen Geschriebenem und Gesprochenem dauernd wechseln will oder muss, hat einen schweren Stand. Wer sich allein auf Lesen oder auf Sprechen beschränken kann, lebt leichter. Viele Lehrer beschränken sich darauf, das Mündliche vorzuziehen. Mir scheint das vernünftig. Die andere Partei klagt, dann können die Lehrlinge aber gar nicht Shakespeare im Urtext lesen. Keine Sorge. Wenn sie keine Profis sind, dann können sie das ohnehin nicht. Sogar Fachleute werden sich nicht einig, wohin Hamlet Ophelia schickt: ins Kloster oder in ein Bordell.
Am beispiel des englischen, das keine ortografiereform erlebt hat, und am beispiel von Rudolf Walter Leonhardt, der gewiss kein reformer ist (Die Zeit, 28. 10. 1988), sieht man, wie absurd der vorwurf der «schriftverachtung» von Birken-Bertsch/Markner an die adresse der reformer ist.
Wie er schreibt ist wurscht, phonetisch halt, die alte und die neue Rechtschreibung vernachlässigt er sowieso. Ist ja auch Quatsch, Hauptsache der Nicki kann's ablesen und smst zurück.
Etwa zehn Fahrgäste haben in dem Passagierboot mit dem verglasten Dach Platz genommen. […] Sie sehen, Rechtschreibreform, Schifffahrtpolizei mit drei ‚f‘.“
Die Mütter und Väter der neuen Rechtschreibung haben mit der Forcierung der Getrenntschreibung wohl eine noch breitere Verunsicherung ausgelöst als mit ihrem vorsichtigen Herumdoktern an der S-Schreibung. Was Goethe zusammengefügt hat, wird von gutwilligen Adepten des Regelwerks seither nicht selten grausam getrennt. Die vielen, vielen Beispiele der Getrennt- oder Zusammenschreibung sind eine der Ursachen dafür, dass sich das Österreichische Wörterbuch in seiner neuesten, 39. Auflage der 1000-Seiten-Marke haarscharf genähert hat.
Doch die Reform hat sich noch nicht überall in Hannover herumgesprochen. Ein Streifzug durch die Stadt. […] Imbiß Hin & Iss steht denn auch eigenwillig über seiner Schnellküche in der Sallstraße. Aber Hero Heinecke ist es egal, dass sich der Imbiss seit zwei Jahren nicht mehr mit ß schreibt. […] Der Schriftzug Hin & Iss, zu Zeiten seiner Entstehung noch völlig falsch geschrieben, ist allerdings überraschend aktuell geworden.
Auf Neun Live früher tm3, jetzt "Das Mitmachfernsehen" ist praktisch immer Quiz. […] Ob der praktische englische Ausruf "What a pitty!" schön, dass die deutsche Rechtschreibreform nun auch auf Großbritannien übergreift vielleicht a) "O wie niedlich" oder doch besser b) "O wie schade" bedeutet, wurde auch erfragt.
Es kommt dazu, dass Schüler/Innen Grammatikfehler lernen sollen (z.B."Es tut mir Leid) sowie falsche Etymologien (z.B. einbläuen" von blau) und dass ihnen Wörter unterschlagen werden (z.B."greulich).
Und auf welche Grammatik stützt sich Schüler/Innen?
In meinem Beitrag für die NZZ (30.10.01) habe ich auf folgenden Satz Erich Kästners hingewiesen: Die Wirtschafterin kämpfte in der Küche wie ein Löwe. Doch sie brachte die heissersehnten und heiss ersehnten Bratkartoffeln trotzdem nicht zustande. In neuer Orthographie müsste man schreiben: die heiss ersehnten und heiss ersehnten Bratkartoffeln; das kleine, gar nicht anspruchsvolle aber gelungene Wortspiel würde unverständlich.