Andrea Lipka als fränkische Putze Elfriede Rumpler macht sich spritzig und äußerst temperamentvoll über menschliche Schwächen her. […] Sie ärgert sich über unzählige fehlgeschlagene Versuche, abzunehmen, regt sich auf über die Unfähigkeit von Sachbearbeitern im Landratsamt, und bemerkt ganz nebenbei, dass die fränkische Sprache eigentlich die Endstufe der deutschen Rechtschreibreform ist.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Aus presse und internet
31. 10. 2002
30. 10. 2002
Christian Wallners Sternbild ist "Lachsersatz" mit Aszendent "falscher Hase". Das seltene Wesen […] lässt kein gutes Haar an Zeitgeistströmungen, wie der "Postmoderne" und ihren Auswüchsen. So belächelt er böse die biederen "Madrigale des Augenblicks", die er in Volksweisheiten erkennt, und stellt sich zur Rechtschreibreform die Frage "Komma oder Koma?".
29. 10. 2002
Die Nachricht vom Tode Siegfried Unselds hatte schon die Runde gemacht, und man durfte von der Akademie einige angemessene Worte zum Tod des legendären Verlegers erwarten. Statt mit einer Verneigung vor dem grossen Toten begann Meier die Feierstunde mit Prahlereien über den vermeintlich heroischen «Kampf» der Akademie gegen die Rechtschreibreform. Ohne Gespür für die intellektuelle Dimension von Debatten verglich Meier das hysterische Gezänk um die Rechtschreibreform mit der «Schlammschlacht» des Historikerstreits: «Der Historikerstreit war angenehmer.» Es blieb dem deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau vorbehalten, die peinliche Verblendung Meiers durch einige würdige Gedenkworte zum Tod Unselds zu kompensieren.
28. 10. 2002
Allein: Der scheidende Akademiepräsident Christian Meier zog es vor, wieder einmal über den nun schon sechs Jahre und ohne sichtbaren Erfolg währenden Kampf seiner Institution gegen die Rechtschreibreform zu berichten. Kein Wort über Unseld.
"Jenseits von Pisa" hieß das Motto der Herbsttagung der Akademie […]; und Meier, stets ein Gegner der Rechtschreibreform, verkündete, die Akademie habe einen Kompromissvorschlag erarbeitet, damit es in Deutschland "wieder eine einheitliche und vernünftige Rechtschreibung" gebe. Das klingt spontan überzeugend, überzeugender jedenfalls als der gewagte Vergleich: "Der Historikerstreit war angenehmer."
Ein Beispiel für die habituelle Trägheit dieser Akademie bot der Rückblick Meiers auf seine Arbeit als Präsident. Die hatte er zu einem großen Teil dem erfolglosen Kampf gegen die umstrittene Rechtschreibreform gewidmet. Auf Nachfragen musste er eingestehen, dass der Kampf erst mit seiner Amtsübernahme und also nach offizieller Verkündung der Reform aufgenommen worden ist. An der Akademie, die von sich behauptet, für Sprache zuständig zu sein, sind also die jahrelangen Vorarbeiten zu diesem massiven politischen Eingriff in die Sprache samt Staatsvertrag mit Österreich und der Schweiz unbemerkt vorübergezogen. Nie ist die Akademie, bevor die Reform in Kraft trat, von sich aus aktiv geworden, nie wurde ein Brief, in dem man sie um Stellungnahme bat, in ihrer Poststelle gefunden. Kein Wunder, dass die Kultusminister wenig Lust verspürten, auf Proteste einer Akademie einzugehen, die sich erst zu Wort meldete, als das Kind längst im Brunnen war.
27. 10. 2002
Schon seit 1993 gibt es im Hotel "Drei Rosen" ein Buch, in dem sich jedermann verewigen kann. "Das gehört einfach dazu", meint Waltraut Lungwitz. Voll ist es zwar noch nicht, dafür haben sich aber schon zahlreiche Prominente eingeschrieben und Autogrammkarten signiert. Allerdings darf längst nicht jeder Hotelgast zum Stift greifen und einen Vers hinterlassen. "Wir müssen schon aufpassen, wer da kommt, schon allein wegen der Rechtschreibung." Schließlich soll das Gästebuch nicht vor Fehlern wimmeln.
26. 10. 2002
Im Streit um die Rechtschreibreform erhob die Akademie unter Meier ihre Stimme, auch zur Anglizismenflut bezog sie Stellung, jedoch blieben das ihre einzigen Voten von öffentlicher Bedeutung, und mit beiden kam sie reichlich spät.
Mag sein, dass das Empfinden der Wirkungslosigkeit auch mit Meiers Amtszeit zu tun hat. Das gewiss ehrgeizigste Projekt des Präsidenten war der Versuch, die Rechtschreibreform zu verhindern. Zwar war er letztlich erfolglos, doch waren es Jahre, in denen die Akademie nach außen hin so rege wirkte wie selten zuvor.
Hatte die 1949 gegründete Akademie […] in den vergangenen Jahrzehnten teilweise ein Schattendasein gefristet, verhalf ihr der Widerstand gegen die Rechtschreibreform zu neuer Blüte. […] Das Ergebnis der Reform sei eine "Steigerung des Chaos", so Meier, der mit seinem Protest unterlag: "Wir haben jetzt mehrere Rechtschreibungen in Deutschland."
Immerhin hat die reform das chaos nur gesteigert. Wer hat es denn verursacht? Vielleicht die alte rechtschreibung?
Zu gut hat eine Druckerei die neue Rechtschreibung eingesetzt. Am Freitag wurde Bundespräsident Johannes Rau vom Verleger sein neues Buch "Dialog der Kulturen Kultur des Dialogs" samt Weinflaschen mit dem Konterfei des Präsidenten überreicht. Beim Etikett der Flasche ist der Druckerei ein peinlicher Fehler passiert: An den Namen des Präsidenten wurde ein "h" angehängt und offenbar hat's keiner gemerkt.
25. 10. 2002
Reichert dankte Meier, unter dessen Ägide die Akademie wieder Profil gewonnen habe, namentlich mit Äußerungen zur Rechtschreibreform, deren Eingriffe in die Sprache damit der Öffentlichkeit bewusst geworden seien. […] Meier bekräftigte seine Ablehnung der Reform, bei der er „Dummheit am Werke“ sah und Unbelehrbarkeit seitens der Kultusministerkonferenz. Im Frühjahr soll ein Kompromissvorschlag der Akademie in Buchform vorgelegt werden, samt Listen, in denen die Worte in alter Schreibweise, in der ursprünglich neuen, in der inzwischen veränderten jetzigen sowie in der, wie sie die Akademie vorschlägt, dargestellt werden. Meier, leicht resigniert: „Ich hoffe, dass sich dadurch etwas bewegen lässt.“
Der scheidende Präsident Meier rechnete erneut mit den Kultusministern ab. Mit der Rechtschreibreform hätten sie in nie da gewesener Weise in die Sprachentwicklung eingegriffen. «Das ist ein Zeichen der Arroganz der Macht.» Das Ergebnis zeige, dass dabei große Dummheit am Werke gewesen sei. Durch die Verweigerung, die Reform zu reformieren, demonstrierten die Minister nun auch noch Unbelehrbarkeit. Meier gestand zu, dass die Akademie erst spät mit seinem Amtsantritt 1996 zur Rechtschreibreform Stellung genommen habe. «Das ist ein Versäumnis.» Allerdings habe es bereits zu diesem Zeitpunkt keine Gesprächsbereitschaft mehr auf der Gegenseite gegeben. Die Akademie werde im Frühjahr 2003 ihre Reformvorschläge in Buchform vorlegen. «Das ist unser Beitrag zu einem Kompromiss. Ich hoffe, dass sich dadurch noch etwas bewegen lässt», sagte Meier.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung will weiter gegen die Rechtschreibreform kämpfen. Bei der Vorstellung des neuen Akademiepräsidenten Klaus Reichert in Darmstadt übte sein Vorgänger Christian Meier noch einmal harsche Kritik an dem Reformwerk. Im kommenden Februar werde die Akademie eine Liste mit etwa 1000 uneinheitlich geregelten Wörtern vorlegen.
Als zweites großes Thema seiner sechsjährigen Amtszeit nannte Meier den Kampf gegen die Rechtschreibreform: „Der aktuelle Zustand ist lästig. Jeder benutzt eine andere Rechtschreibung.“ Der Präsident bedauerte, dass sich die Kultusminister bislang allen vernünftigen Lösungen widersetzten. Lügen, Scheinheiligkeit und Ignoranz bestimmten die Debatte: „Es ist, als ob wir gegen eine taube Mauer reden würden.“ Die Akademie als unabhängige Institution werde sich jedoch weiterhin für eine vernünftige Lösung einsetzen und in Kürze ihre Vorschläge zur Reform der Reform veröffentlichen.
Mit "amisiert euch" wollen Lothar Bölck und Hans-Günther Pölitz nicht um unsere Lesekompetenz fürchten lassen, denn "amisiert euch" ist weder der Beweis für Platz 23 in der Pisa-Studie noch der Vorgriff auf die dritte Rechtschreibreform, sondern der Titel des 10. Programms der beiden Vertreter eines politisch-satirischen Kabaretts.
24. 10. 2002
Meier übernahm 1996 das Präsidentenamt der Akademie. Sein Name steht vor allem für den Widerstand der Institution gegen die Rechtschreibreform.
21. 10. 2002
"Leute, now wird es ernst! Das neue unwerk vo Zé do Rock "Deutsch gutt sonst Geld zurück"" is raus! Quick caufe go, bevor de buk-shoppy merkt, de buk is shrott!" So kündigte der Brasilianer sein neues Buch an. Der Rechtschreibreform setzt er seine Linksschreibreform entgegen: Das Ultradoitsh. Zu erleben ist er Donnerstag 19.30 Uhr im Kirms-Krackow-Haus.
20. 10. 2002
Unter dem Titel "Neue deutsche Literatur" stellen sich von Ende Oktober bis Anfang Dezember vier Autoren im Weimarer Kirms-Krackow-Haus vor, die in Brasilien, Bulgarien, Japan und Polen geboren sind und ihre Schreib- und Lebensgründe in Deutschland gefunden haben. Den Auftakt bestreitet am 24. Oktober, 19.30 Uhr, der Brasilianer Zé do Rock. Seine Lesungen sind kabarettreife literarische Performances. Der Rechtschreibreform setzt er seine Linksschreibreform entgegen, das "Ultradoitsh".
18. 10. 2002
Bei der Auswertung zeigte sich, dass diejenigen, welche in der Rechtschreibung umlernen müssen[,] größere Schwierigkeiten haben, als jene, die das Schreiben erst lernen.
14. 10. 2002
Ich will nicht das Gras vom allmählich überwucherten Streit um die neue Orthographie fressen. Aber da ist jemand in einem Manuskript von mehr als 450 Seiten tätig geworden und hat, ohne mich, den Autor, zu informieren, die Kommata umverteilt. […] Kampf um Korrektur der Korrektur? Ich werde wohl kapitulieren. Der Geist mannhafter Anti-Reformer beseelt mich nicht. Eher neige ich dazu, einiges für nützlich, anderes für überflüssig und nicht allzu viel für ärgerlich zu halten. Aber ich plädiere für die Freiheit der Autoren. Hat nicht Heinrich Heine geschrieben, wie ihm die Worte in die Feder flossen, und war nicht ein gewisser Goethe großherzig genug, es Sekretären zu überlassen, wie sie seine Werke zu Papier brachten? Das geschah bekanntlich, bevor Konrad Duden die Regelungswut einläutete.
Drei Bücher sind in jüngster Zeit von Reiner Kunze entstanden. […] In einem machte er sich Gedanken zur neuen Rechtschreibung, doch dieses spielte in der Lesung am Sonntag im Greizer Sommerpalais keine Rolle. Im Mittelpunkt stand sein neuestes Werk "Der Kuß der Koi" […].
13. 10. 2002
Legasthenie ist erblich und gleichzeitig häufiger in England als in Italien: Wie geht das zusammen? Die Hirnforschung kommt der Sache auf die Spur. […] Denn unserem Hirn fällt das Lesen schwer. Die Schrift ist ein hoch künstliches System, dessen Beherrschung nicht angeboren ist. […] Das lässt sich sogar an den anatomischen Strukturen erkennen: Für die Sprache existieren klar definierte Zentren im Hirn für Lesen und Schreiben gibt es nichts dergleichen. […] Im englischsprachigen Raum gibt es besonders viele Legastheniker. Wie eine letztes Jahr in der Wissenschaftszeitschrift «Science» publizierte Studie nachgewiesen hat, liegt das nicht etwa daran, dass dort mehr Kinder mit Dyslexie geboren werden. Verantwortlich ist vielmehr die englische Sprache selbst. Sie macht es den Betroffenen schwer: Meist ist es ganz unmöglich, aus dem Geschriebenen die Aussprache abzulesen. Das Wort für Zunge wird «tongue» geschrieben und «tong» ausgesprochen, das gleich endende «argue» aber nicht «arg», sondern «argiu». […] Einfacher zu erlernen für Dyslexiker sind Sprachen, bei denen Aussprache und Schreibweise logisch übereinstimmen zum Beispiel Italienisch oder Finnisch.
10. 10. 2002
Rund 50 Mütter und Väter mühten sich am Dienstagabend in der Kirchardter Grundschule mit der neuen deutschen Rechtschreibung ab, um ihren Kindern helfen zu können. […] Gar so schwierig sei die neue Rechtschreibung nicht. Zwar nicht immer logisch, "aber logischer als die Vorige".
So berichtete die Leipziger Illustrirte Zeitung am 24. Juni 1854: "Bei lauem Wetter belebt sich der Strom und das Meer des Abends durch Boote, welche mit bunten Laternen illuminirt sind […]". Dem aufmerksamen Leser mögen hier nebenbei noch die altertümlichen Schreibweisen "illustrirt" und "illuminirt" aufgefallen sein sie waren 1902, anlässlich unserer ersten Rechtschreibreform, jeweils mit einem "Dehnungs-E" ergänzt worden.
9. 10. 2002
Ganz genau nahm es an der letzten Sitzung im Innerrhoder Grossen Rat Gewerbepräsident Emil Koller. In einem Standeskommissionsbeschluss fand er ein orthographisches Haar in der Suppe. Süffisant stellte er die Frage, ob denn die Behörden nicht verpflichtet seien, die neue Rechtschreibung anzuwenden. Daraufhin sprach Landammann Carlo Schmid mit seiner ganzen Autorität als kantonaler Erziehungsdirektor ein kurzes, aber klares Machtwort: Nein!
Ein kleiner Trost: Die neue Rechtschreibung gibt es gar nicht mehr! Die Reformkommission arbeitet schon länger am Rückbau ihrer misslungenen Reform […].
7. 10. 2002
In einer Feierstunde würdigte […] Wissenschaftsminister Professor Dr. Dr. h.c. Peter Frankenberg die Verdienste Stickels um das hohe Ansehen des Instituts im In- und Ausland. "Das IDS ist das Forschungszentrum für deutsche Sprache in Deutschland, das gleichzeitig weit über den deutschen Sprachraum hinaus ausstrahlt und international hohes Renommee besitzt", betonte der Minister. […] Zu den Meilensteinen jüngster Zeit zählte der Minister nicht nur die bedeutende Rolle des IDS in der Diskussion um Rechtschreibreform und Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache, sondern auch die […] "Mannheimer Erklärung" über die Rolle der Hochsprachen und der Mehrsprachigkeit in Europa.
5. 10. 2002
Die Rischbachschule hat eine Bücherei mit 1176 Büchern. Leider sind aber 1106 Bücher in alter Rechtschreibung.
Also 70 nicht in alter rechtschreibung. Davon vermutlich ein paar fremdsprachige, ein paar wenige in fraktur und vielleicht gar, was für die erweiterung des horizonts auch nicht schlecht wäre, ca. 1 in kleinschreibung oder sonst was altem oder neuem. Da bleiben in der tat nicht viele in neuer rechtschreibung.
Den Stängel sollen wir mit ä schreiben, weil er von Stange kommt, und aufwändig, weil es vom Aufwand kommt, aber dass der Schaffkopf vom Schaff, also dem Fass abstammt, auf dem unsere Vorfahren die Karten klopften, das hat in der Rechtschreibkommission keine Sau interessiert. Andererseits sollen wir aber die Maß (die Maß Bier) jetzt plötzlich mit Doppel-s statt mit scharfem ß schreiben, weil nach den neuen Regeln das stimmlose s nach kurzem Vokal eben als Doppel-s geschrieben wird. Wir schreiben die Maß aber trotzdem weiter mit ß, aus dem ganz einfachen Grund, weil wir es schon immer so gemacht haben und so eine Rechtschreibreform uns da überhaupt nichts dreinzureden hat.
Das mit dem schaffkopf hat anscheinend schon 1901 keine sau interessiert; die heutige rechtschreibkommission trägt an diesem doch sehr regionalen problem keine besondere schuld. Im gegenteil, wie das beispiel Mass zeigt. 21. (= 1. nachreformatorische) auflage des dudens: "Maß." Süddeutsche Zeitung vom 12. 10. 1999: "[…] dass 'die Maß' richtigerweise 'die Mass' heißen müsste […]. Der Duden und Konsorten werden das wohl weiterhin ignorieren." 22. auflage des dudens: "Maß, bes. bayr. auch Mass." Aber nun ist es auch wieder nicht recht!
1. 10. 2002
Die Erfahrungen, die in Schleswig-Holstein bisher gemacht wurden, gehören in der Tat nicht zu den besten. Der erste Entscheid scheiterte 1997, als die Kirche auf diesem Weg den Buß- und Bettag wieder einführen wollte. Der zweite fand zwar die nötige Mehrheit. Doch die bundesweit einmalige Abkehr von der gerade erst eingeführten Rechtschreibreform hatte nur zwölf Monate Bestand. Dann kippte der Landtag den Volksentscheid. Der Beschluss bewahrte den Norden zwar vor einem bildungspolitischen Sonderweg. Dass Volkes Wille aber einfach wieder einkassiert werden konnte, sorgte bei vielen Bürgern für Unverständnis.
Was Sozialdemokraten und Grüne seit drei Jahren auf der politischen Seele brannte, war die Rechtskraft von Volksentscheiden. Anlass war das erfolgreiche Plebiszit gegen die Rechtschreibreform 1998. Damit Schleswig-Holstein nicht zu einer "Insel" mit alter Rechtschreibung wird, hatte der Landtag diesen Volksentscheid kurze Zeit später wieder aufgehoben. Das soll in Zukunft nicht mehr so einfach sein. Innerhalb einer Frist von zwei Jahren, so die Vorstellungen der Koalition, kann das Ergebnis einer Volksabstimmung nur noch durch Zweidrittelmehrheit oder durch einen neuen Volksentscheid geändert werden.
Den Volksentscheid, die Rechtschreibreform in Schleswig-Holstein auszusetzen, hatte der Landtag wenig später per Gesetz aufgehoben. Künftig soll dies erst zwei Jahre nach einem Volksentscheid oder in dieser Frist nur mit einer Zweidrittelmehrheit im Landtag möglich sein.
28. 9. 2002
Die Lesung des Mombacher Ortsteilchronisten Heinz Schier lockte in die Stadtteilbibliothek Mombach […]. Seinen Vortrag startete Heinz Schier mit einer hintergründigen Betrachtung des "El Dorado der Irritationen" wie er die Rechtschreibreform bezeichnete.
27. 9. 2002
Auf das ß im Titel wird ausdrücklich Wert gelegt.
Auf das h auch, denn die internetdomäne toesstaler.ch hat die Tösstaler Schinkenräucherei AG drei jahre vorher weggeschnappt. Der «Zeitung im und fürs Tösstal» bleibt toessthaler.ch.
Weg vom "Schwerdeutsch" zum "Wunschdeutsch" bis hin zum "ultradoitsch" ist sein Wunsch. "Die Kommas setzten wir hier nach Gefühl also so wie immer", sagt er. Dehnungsbuchstaben wie "e" im Artikel die oder "h" im Wort Jahr fallen weg. Als nächstes wird nur noch nach dem gesprochenen Wort geschrieben und Fremdwörter eingedeutscht "know-how" wird nach Wunsch des Autors folglich zu "no-hau".
Weniger schön anzusehen ist auf den neuen Seiten dagegen die Tatsache, dass die Rechtschreibreform an diesen offensichtlich spurlos vorbei gegangen ist. Das gefiel auch Dagmar Treger nicht. Ihr berechtigter Hinweis, man solle doch nach Möglichkeit versuchen, die neue Rechtschreibung als Rat keineswegs zu ignorieren, solche Fehler hingegen vielmehr besser schnell abstellen, brachte Bürgermeister Moormann doch ein wenig in Erklärungsnot.
24. 9. 2002
So führt einer ihrer Spaziergänge auf den Monte Verita, zurück ins Jahr 1899 zu Ida Hofmann und Henri Oedenkover. „Gemeinsam nehmen sie den Kampf auf gegen die verlogene Zivilisation: Sie sind gegen Heirat, Hüte, Korsetts, Orthografie und Sonntagsbraten.“
Dagegen hat Harald Joos, Chef der Waiblinger Stihl AG & Co., offenbar noch Hoffnung: Die Wirtschaft erwarte jetzt einen deutlichen Ruck nach vorne […], erklärt Joos. "Es kann nicht sein, dass Deutschland seinen Ruf als das Land von Dosenpfand und Rechtschreibreform fortführt."
"Ich werde aus diesem Buch etwas abgeschlossenes herauslösen […]", begann Ralph Giordano. "Ich kann nur eine unvollständige Panoramasicht bieten. Den Rest müssen sie sich selbst erlesen", machte der Schriftsteller den Mendenern Appetit auf das gerade erschienene Buch "in der alten Rechtschreibung".
«Etwas abgeschlossenes» ist aber sehr alte rechtschreibung.
22. 9. 2002
Ortsnamen widerstehen den Wirren der Geschichte und der Rechtschreibreform. "Wenn sie einmal amtlich festgehalten sind und das ist bei den meisten Ortsnamen mit der Einführung des Katasters im 18. und 19. Jahrhundert passiert , ändert sich nichts mehr", stellt Heinz-Dieter Pohl, Universitätsprofessor und Namensexperte, zufrieden fest.
19. 9. 2002
Ob wir nun eine neue Regierung bekommen oder die alte behalten ich erwarte eine Rechtschreibreform der Rechtschreibereform für erneute hundert Millionen Mark, diesmal in Euro, aus dem Fenster zu werfen […].
In der Reihe "Rätsel des Alltags" soll heute ein bedrohter Buchstabe gewürdigt werden: Das Ö. […] Noch rätselhafter ist, dass, während das Ö ungeliebt dahinsiecht, das Ä einen starken Fanklub gefunden hat. So ist es der Rechtschreibreform gelungen, eine Menge Ä zu säen: Gämse, Stängel, Quäntchen.
18. 9. 2002
[…] die Rollenklischees funktionieren noch. Und das Wort Kanzlerin hält der Duden auch nach der Rechtschreibreform nicht parat.
Wehmut schwang in der Schilderung heißblütiger Jugendschwärmereien von Brigitte Bardot, die "schon vor der Rechtschreibreform 'Schmolllippen mit drei l'" besaß […].
17. 9. 2002
300 Besucher kamen am Montagabend zum Stimme-Wahlforum. […] Bei allem Respekt vor der Länderkompetenz müsste der Wechsel eines Schülers von einem Bundesland in ein anderes leichter werden, sagte Michael Link (FDP). Er fordert einheitliche Standards. Der Einfluss der <Kultusministerkonferenz müsse aber zurück gefahren werden. Nicht zuletzt mit der Rechtschreibreform habe sie die staatliche Überreglementierung übertrieben.
Etwas zu übertreiben, was selbst schon «über» ist, wäre natürlich schlimm. Aber was ist heute mehr reglementiert als vorher?
16. 9. 2002
Buchheim grenzte tatsächlich ab 1850 an das Königreich Preußen mit dem Ort Thalheim. Schuster erklärte, dass dies das einzige Thalheim weit und breit sei, das sich mit "Th" schreibe, da die Preußen an der damaligen Rechtschreibreform nicht teilgenommen hatten.
13. 9. 2002
Zu Hochform läuft der Lehrer dann doch noch auf, wenn es um die seiner Ansicht nach unzureichende Ausstattung der Schulen geht. Mit den derzeitigen Geldern brauche es sieben lange Jahre, bis die Euro-Umstellung und die Rechtschreibreform in den Lehrmitteln realisiert ist, wettert Wilken.
12. 9. 2002
Höhere Kosten fallen in der Grundschule Wölkau bei den Lehr- und Unterrichtsmitteln an, weil wegen der Rechtschreibreform und der Einführung des Euro neue Lehrbücher nötig wurden.
11. 9. 2002
Der erst kürzlich komplett neu gestaltete Webauftritt der kantonalen CVP überzeugt mit Sicherheit auch Nichtparteimitglieder. […] Weniger gut: […], wenig nützliches […] auch über die Frauengruppe […]. […] Bei der Rechtschreibung haperts zum Teil noch.
Zum teil nicht nur bei der CVP (Christlichdemokratische volkspartei).
Ich beauftragte eine Suchmaschine, im Netz nach meinem Namen zu suchen […]. […] auch beim "Bund für vereinfachte Rechtschreibung" (mit der Besprechung eines Kabarettabends) bin ich nicht ungern verzeichnet.
Womit die zahl der belege um 1 vermehrt sei.
10. 9. 2002
Vielleicht hätte es am 22. September ja gar keiner gemerkt. In der Wahlkabine konzentriert sich der mündige Bürger schließlich auf die Parteien und die Direktkandidaten und nicht unbedingt darauf, ob oben auf seinem Stimmzettel nun "Stimmzettel" oder "Stimmmzettel" steht. Und ein kleines "m" zu viel hätte man zur Not ja auch noch der Rechtschreibreform in die Schuhe schieben können.
9. 9. 2002
In der Nachbargarage präsentiert der Braunschweiger Hartmut Staats Polizeihelme und -Mützen. "Das ist die Mütze der Zukunft", zeigt er ein Cap mit der Aufschrift Politsei. "Rechtschreibreform", klärt er auf. Muss dann aber selber grinsen: "Nein, das ist ein Cap aus Estland."
7. 9. 2002
Kaum jemand wendet im privaten Umfeld die neuen Regeln an. Kaum ein Brief, der nach den neuen Vorgaben geschrieben wurde. […] Die oft als Durchbruch der deutschen Schriftsprache bezeichnete Luther-Bibel hat nicht einmal in sich selbst eine einheitliche Schreibweise. […] Wo Luthers Bibel einen ungeheuren Einfluss hatte, ist bei der Gross-Schreibung der Hauptwörter, die viele Nachahmer fand, zu denen übrigens der Zürcher Reformator Huldrych Zwingli nicht gehörte. Seine Bibel ist in mittelalterlicher Kleinschreibung verfasst und wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein so gedruckt. […] Um auf die viel kritisierte neue Orthografie zurückzukommen. So schlecht sind deren Vorgaben auch nicht, wie sie gemacht werden.
Wie viele privatbriefe werden nach den alten vorgaben geschrieben? Und woran erkennt man den unterschied bei einem schweizer privatbrief, wo sich die s-schreibung nicht ändert, trennungen oft vermieden werden und fremdwortschreibungen schon immer schwankten?
6. 9. 2002
Bei der Polit-Show in der Aloysius-Kapelle in Opladen war mehr gefragt als Wahlkampf-Floskeln. […] Beim anschließenden Quiz stellten sie doch glatt Fragen zur neuen Rechtschreibung. Ganz gemein. Da scheiterte Akbayir an der Schreibweise von Liechtenstein und Nowak an der Schifffahrtsgesellschaft. […] Und auch Anna Schönhütte, die Vorsitzende der Grünen-Jugend in NRW, […] musste trotz aller Erfolge auch Schlappen einstecken. Rhythmus wird nun mal immer noch mit zwei h geschrieben, auch unter einer Rot-Grünen-Regierung.
Belinda […] freut sich am meisten auf das Lesen und Schreiben […]. Jedoch freut sich die Mutti, mit ihren Kindern wieder mitlernen zu können. „Die neue Rechtschreibung zum Beispiel.“
4. 9. 2002
[…] es kam mir so vor, als hätten wir es hier mit einem craze, wie man in Kalifornien sagt, zu tun. Bei der Parlamentswahl ginge es nicht mehr um politische Grundrichtungen und die Selektion des Personals, das die Geschäfte führen soll. Vielmehr würde sich die Beseitigung von Schröder/Fischer umstandslos einfügen in die Reihe der anderen crazes, mit denen sich die Gesellschaft schon so lange vergnügt, die Rechtschreibreform und die Bildungskatastrophe ("nach Pisa …"), die bovine spongiforme Enzephalopathie und der Elektrosmog, die Kampfhunde und die Computerspiele (als Programmierung zum Amoklauf). Nach einer Saison pflegt der craze zu verfliegen; verblüfft wischt sich Der Wähler die Augen und versteht kaum, warum jetzt Dr. Stoiber und seine bayerischen Kader das Kanzleramt besetzen.
2. 9. 2002
Rechtschreibung ist eine sprachliche Praxis, die sich täglich neu vollzieht. Die Formulierung orthographischer Regeln ist der wissenschaftliche Versuch, sich auf den Usus einen Reim zu machen. Die Gewohnheit, im "Duden" etwa den Regelteil dem Wörterverzeichnis voranzustellen, stellt also die Verhältnisse auf den Kopf.
Die Rechschreibreform sorgt auch vier Jahre nach ihrer Einführung für Kontroversen in Ostdeutschland. Bildungspolitiker in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sprachen am Wochenende zumindest von Teilerfolgen und regten Veränderungen an. Dabei machten sie allerdings unterschiedliche Vorschläge, wie eine reformierte Reform aussehen könnte. Der Jenaer Rechtswissenschaftler Rolf Gröschner erklärte die neue Rechtschreibung für gescheitert.
Die 1901 festgelegte einheitliche Schreibung des Deutschen hatte damals zwar konkurrierende Regeln und Schreibweisen in den Ländern beseitigt, allerdings auf Kosten von Systematik und Einfachheit. Um dieses Problem zu beseitigen, das sich durch immer neu hinzukommende Unterregeln noch verschärfte, begannen in den siebziger Jahren Arbeitskreise in der Bundesrepublik und der DDR mit der Vorarbeit für eine neue Rechtschreibung.
Pisa-Test und Kultusministerkonferenz waren Schlagworte, die am Freitag im Hotel Bären öfters zu hören waren. Der Gesamtelternbeirat Tettnang hatte Bundestagskandidaten und -abgeordnete der Parteien zur Podiumsdiskusssion zum Thema Bildungs- und Familienpolitik geladen. […] Der FDP-Kreisvorsitzende Manfred Brugger vertrat FDP-Bundestagskandidat Heiner Schülke[…]. "Wir sind der Meinung, dass die gemeinsame Willensbildung das Problem der Kultusministerkonferenz ist", erklärte Brugger. Die Konferenz habe nötige Reformen wie die Rechtschreibreform blockiert.
Neuberlinern den Bezirk Tempelhof-Schöneberg zu beschreiben, ist keine ganz leichte Aufgabe. Man könnte davon berichten, dass in der einen Hälfte (Schöneberg) der größte Teil der Berliner Schwulen-Szene zu Hause ist, während es in der anderen (Tempelhof) die im Stadtvergleich nicht unerhebliche Zahl von 4600 Kleingärten gibt. Oder, dass in Tempelhof eine berlinweite Rekordzahl von 7005 Bürgern das Volksbegehren Schluss mit der Rechtschreibreform unterzeichnet hat, während in Schöneberg Unterschriften zur Rettung des Stadtteilfestes in der Motzstraße gesammelt werden.
Die Praxis bestätige seine damalige Prognose, dass zwar Münzen einer Währung vom Staat geprägt würden, nicht aber die Schreibweisen eines Volkes, sagte Gröschner.
Deshalb: Wenden Sie die eigennamengrossschreibung in der praxis an!