1880 erschien schließlich das erste Vollständige orthographische Wörterbuch im Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig. […] Es dauerte allerdings bis zum 1. Januar 1903, bis sie im Deutschen Reich, in Österreich und der Schweiz in Kraft trat. Der Umgang mit der deutschen Sprache war schon vor einem Jahrhundert mindestens so kompliziert wie die Sprache selbst. Das zeigt sich auch heute wieder in den Jahren der permanenten Rechtschreibreformreform seit 1995. Die Experten überbieten sich gegenseitig mit immer neuen Vorschlägen. […] Otto Normalschreiber hat die Reform längst seinem Computer-Rechtschreibprogramm überantwortet oder folgt mal dieser und mal jener Regel. […] Schriftsprachliche Veränderungen werden sowieso stärker von der Praxis als von Kommissionen bestimmt: Im Internet […] tippt jeder auf seine Tastatur ein, wie es ihm gefällt. Ganz abgesehen von verkümmerten SMS-Meldungen, die den Gymnasialrektor Duden vermutlich hätten erschauern lassen.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Aus presse und internet
31. 12. 2002
2002-12-30
Weil der kleine Wahrig aber eine "Rechtschreibung" sein will, stellt er dem Wörterverzeichnis "Grundregeln der deutschen Orthografie" voran. Auf 54 eng bedruckten Seiten wird dargestellt, wie die neue Rechtschreibung funktioniert. Verfaßt hat sie der renommierte Linguist Peter Eisenberg, ausführlich kommentierend zeigt er die Stärken und Schwächen der Reform. […] Entstanden ist ein Text von akademischen Interesse für Orthografen. […] "Wahrig. Universalwörterbuch Rechtschreibung" ist etwas für Fortgeschrittene, für aktive Freunde oder Gegner der reformierten Orthografie, für Liebhaber von Wörterbüchern, für Spezialisten.
2002-12-29
Der Widerstand gegen die am 1. August 1998 in Kraft getretene jüngste Rechtschreibreform hat den Geschäftsführer der zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, Klaus Heller, nicht überrascht. Das sei auch vor hundert Jahren nicht anders gewesen, als am 1. Jänner 1903 erstmals eine einheitliche Regelung der deutschen Rechtschreibung für die Behörden im Deutschen Reich, in der Schweiz und in Österreich eingeführt wurde, so Heller.
2002-12-28
Dass übrigens uns ganz neu erscheinende Lieder schon vor langer Zeit gesungen wurden, stellte jetzt unser Mitarbeiter Ferdinand Schlickel fest. Er entdeckte den folgenden Beitrag in der "Speierer Zeitung" vom 2. Januar 1903": "Amtlich wird mitgeteilt, dass die neue einheitliche Rechtschreibung vom 1. Januar 1903 ab bei allen Ausfertigungen und Veröffentlichungen amtlicher Behörden im Zivil- und Militärdienste Bayerns, namentlich in allen Amtsblättern, zur Anwendung gelangt. Für die Einführung der neuen Rechtschreibung in den deutschen Schulen wurde als Zeitpunkt der Beginn des Schuljahres 1903/1904, das ist der Herbst 1903, in Aussicht gestellt." Welches Leid sich daraus entwickeln kann, haben wir am eigenen Leib erlebt und erleben es noch.
Auch im Text hatte sich die Theater-AG einige Aktualisierungen einfallen lassen: Vor allem die Anspielungen auf die Rechtschreibreform beim nutzlosen Versuch des Philosophie-Lehrers, dem tumben Jourdain Sprachunterricht zu geben, ernteten einen großen Lacherfolg.
Die Rechtschreibreform, ja ja! […] Wie man mittlerweile weiß, hat die gute Absicht eine Missgeburt hervorgebracht, indem nur ein Teil der Neuerungen akzeptiert und richtig angewendet wird. Der andere Teil hingegen verursacht fortzeugend ständig neue Fehler Fehler, die es vorher überhaupt nicht gab und die man auch gerne in die Büchse der Pandora zurückstopfte, wenn man nur wüsste, wie. Saudumm, die ganze Sache, wirklich Sau dumm.
Vor allem die Rahmenrichtlinien von 1972, mit denen die Regierung Lernziele statt Lehrpläne festschreiben wollte, riefen erbitterte Diskussionen hervor. Literatur würde damit in den Mülleimer geworfen, befürchtete der Historiker Golo Mann […]. Andere frohlockten, dass endlich die Rechtschreibung als Repressionsinstrument verschwinden würde.
Der Widerstand gegen die Rechtschreibreform in den 90er Jahren hat Klaus Heller nicht überrascht. Das sei auch vor 100 Jahren nicht anders gewesen […]. Nach Angaben der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung erscheinen mittlerweile 80 Prozent der neu verlegten Bücher in der neuen Rechtschreibung. "Jenseits aller heißen Debatten und scharfen Polemik haben vor allem nach der Umstellung der deutschsprachigen Presse die Leser und Schreiber erkannt, dass die Neuregelung im Schriftbild kaum Auswirkungen hat", sagt Heller.
26. 12. 2002
In der Eisenacher Zeitung war vor 100 Jahren zu lesen: Nachdem zwischen den Bundesregierungen Vereinbarungen über die Einführung einer einheitlichen Rechtschreibung getroffen worden sind, ordnen wir hiermit an, daß vom 1. Januar 1903 alle Behörden des Großherzogthums sich im amtlichen Verkehre und bei amtlichen Veröffentlichungen der neuen Rechtschreibung bedienen. Maßgebend für diese Rechtschreibung sind die im Weidmannschen Verlage Berlin erschienenen "Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis".
24. 12. 2002
In Sammy Drechsels Jugendbuch "Elf Freunde müßt ihr sein" (der Titel wird respektvoll in alter Rechtschreibung gesetzt) ist das Damals auf jeden Fall sehr lange her, was man unter anderem an der Bagatelle merkt, dass sich vier Buben im Lokal eine einzige Zitronenlimonade teilen, während sie auf einen Freund warten; mehr ist einfach nicht drin.
23. 12. 2002
Wenige Lebensbereiche sind von dieser Primitivierung der Sprache so unmittelbar und einschneidend betroffen wie das Recht, die Jurisprudenz und alle juristischen Berufe. Es bleibt eine Schande für unseren Berufsstand, dieses Übel nicht früher erkannt und nicht leidenschaftlicher bekämpft zu haben.
Der professor emeritus führt uns auf einer vollen FAZ-seite eine wahre apokalypse vor augen: Die sprache verfällt, die kultusminister verüben einen staatsstreich und die hüter von recht und kultur schlafen. Siehe stellungnahme.
21. 12. 2002
Die deutsche Sprache ist voller Brüche und das nicht erst seit der Rechtschreibreform.
Der Theaterwissenschaftler […] bedient sich einer angenehmen Sprache ohne jeden Schwulst und nach der alten Rechtschreibung.
19. 12. 2002
Mit sieben Jahren habe ich meine ersten Geschichten geschrieben. Mit der Rechtschreibung nahm ich es nicht so ganz genau, und die Themen waren auch nicht abwechslungsreich.
Aufschlussreich ist die reihenfolge.
2002-12-17
In den vergangenen Jahren nahmen solche teils richtigen, teils falschen Vorabveröffentlichungen wieder zu. Mal ging es um Überhangsmandate, mal um Rechtschreibreform oder Wehrpflicht.
"Die Berliner Morgenpost wird an dem alten Namen Lehrter Bahnhof festhalten." Basta. Das kann sich ziehen, weiß man seit der Rückkehr der FAZ zur alten Rechtschreibung.
Kabarettist Ulf Annel schwängerte leidenschaftlich eine berauschte Zuhörerschaft. […] Und Annel fuhrwerkt gnadenlos weiter durchs Programm, lässt keine Federn an niemandem und äußert sich über die rustikale Rechtschreibreform, die böhmische Flugente mit fünf Buchstaben, also Papst, dann die in ganz Thüringen solidarisch verstreuten Schluchtendialekte.
Es geht um ein Gesetz, das die Duma akzeptiert hatte, gegen das aber nun die Vertreter Kareliens und Tatarstans protestieren. Es dekretiert nämlich, dass es in der russischen Föderation nur ein Alphabet geben soll: das kyrillische. […] Duma wie Föderationsrat bescherten Präsident Putin damit wieder einmal ein Problem, bei dem er nur das Gesicht verlieren kann. Unterschreibt er das Gesetz, bricht er die Verfassung. Lehnt er es ab, hat er beide Kammern brüskiert.
16. 12. 2002
Die Leitglosse "Eine Revision" […] weist zu Recht darauf hin, daß die Entscheidung über die Aufnahme der Türkei in die EU jetzt schon gefallen ist. […] Die Politik in Deutschland verliert in den Augen der Bevölkerung die Legitimität. Die Politik veränderte in den letzten Jahren die Sprache mit der umstrittenen Rechtschreibreform. Die Währung wurde gegen den bekannten Mehrheitswillen verschlechtert.
Schließlich sind es drei Lehrer des Ludwigsgymnasiums, die bei der Diskussion in der Saarbrücker Kneipe "Feuchter Ludwig" über die Rechtschreibreform unserem Privatdetektiv die zündende Idee zum Dechiffrieren der geheimnisvollen Briefe geben.
Als erbitterter Gegner der Rechtschreibreform wurde der Studiendirektor in den 90er Jahren bundesweit bekannt. […] Den Kampf für eine bessere deutsche Sprache hat er aufgegeben, denn es lohne sich nicht, gegen Windmühlen zu kämpfen. Vorausgegangen waren neben der von ihm initiierten Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform unzählige Anzeigen in Zeitungen und Protestaufrufe. Mehrere 10000 Mark hat er dafür investiert.
Bei der Feier zum 60. Geburtstag von Friedrich Denk […] trug Hans Krieger folgendes Gedicht vor: […] Der Schreibreformer-Klüngel kriegt die Kränk, / erblickt er Sie, greift schlotternd ans Gemächt sich / und alpträumt, daß man bald mit Fug ihn henk’, / zumindest in den Orkus ihn versenk’. / Die feige Bande ängstigt ganz zu Recht sich, / denn wer die Sprache schändet, der erfrecht sich / nicht lange ungestraft: der Frevel rächt sich.
13. 12. 2002
Die Dudenredaktion in Mannheim zeichnet verantwortlich, dass die Rechtschreibung in geordneten Bahnen ausgeübt wird. Professoren, Lehrer, Schüler und Familien sowie die ganze Deutsch sprechende Bevölkerung ist damit eingebunden. Vor wenigen Jahren setzte die Dudenredaktion Reformen in Kraft. Erst in der Anwendung wurden Unzulänglichkeiten festgestellt und als Folge regte sich Widerstand.
Oder umgekehrt: Der widerstand war schon immer da, und die kompromisse führten zu unzulänglichkeiten. – Übrigens lässt diese stimme aus dem volk erkennen, dass in der Schweiz rechtschreibung und duden synonyme sind und eine reform nicht zu einem legitimationsproblem des dudens hätte führen müssen.
7. 12. 2002
In seinem Briefkasten findet Peter Härtling täglich einen dicken Stapel Kinderbriefe. Seit nunmehr 30 Jahren. Und neuerdings in der allerneuesten Rechtschreibung.
Wer hätte das gedacht!
5. 12. 2002
In der Bayerischen Akademie der Schönen Künste diskutierten am Dienstag Literaten und Pädagogen über die neue Rechtschreibung. Den Anfang machte Reiner Kunze, der aus seiner Denkschrift "Die Aura der Wörter" las. […] "J'accuse!" rief der Literaturwissenschaftler und Lyriker Peter Horst Neumann und rief zur fortdauernden öffentlichen Empörung auf. Wie kann man das Falsche betreiben, obwohl man weiß, daß es falsch ist? Der Literaturkritiker Albert von Schirnding nannte das schlicht kriminell.
Es ist schön, wenn man so genau weiss, was richtig ist und wem man gehorchen muss. Wir wissen natürlich auch, was richtig ist, aber vielleicht nicht ganz so schlicht.
2002-12-04
Die Veranstaltung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste mit Reiner Kunze, Hans Krieger, Wolfgang Illauer, Peter Horst Neumann, Herbert Rosendorfer und, als Moderator, Albert von Schirnding ist vor wenigen Stunden zu Ende gegangen. Was dort stattgefunden hat, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen getraut. […] Wir dürfen uns niemals mit dieser demokratischen und intellektuellen Bevormundung und Demütigung abfinden! Und: Es werden weitere Veranstaltungen dieser Art und öffentliche Verlautbarungen unterschiedlichster Art folgen, die Talibane in Mannheim, Berlin und in den Kultusbehörden werden keine Ruhe finden!
28. 11. 2002
Der karelische Abgesandte sagte, dem kyrillischen Alphabet fehlten gewisse Symbole für Laute, die Bestandteil der Sprachen von mehreren Völkern in der Föderation seien. Die Verabschiedung des Gesetzes werde autochthone Sprachen zerstören. Unangenehm ist das neue Gesetz, falls es von Präsident Putin unterzeichnet wird, vor allem für Tatarstan, wo ein Republiksgesetz zur Umstellung auf ein modifiziertes lateinisches Alphabet bereits in Kraft getreten ist.
23. 11. 2002
Die Schifffahrt kennt Friedrich Müßig aus dem "effeff" und genau so schreibt er sie weiterhin: "Nach wie vor nur mit zwei f". Da ist der langjährige Chef der Hafenmeisterei im Haus Oberrhein nicht mehr umzustimmen: Die neue Rechtschreibung nimmt er zumindest in diesem Fall nicht ins Boot.
21. 11. 2002
Die von Innenminister Fritz Behrens (SPD) geplante Staffelung nach Einkommen fällt weg […]. Behrens sagte, dass nach der Rechtschreibreform und der Einführung des Fachs Englisch allein an den Grundschulen der Schulbuchbestand komplett erneuert werden müsse.
[…] in der Fassung des Erstdrucks, der einzigen von Thomas Mann korrigierten, von der dann alle folgenden abwichen bis hin zu jüngsten Ausgaben mit dem Etikett "In neuer Rechtschreibung". […] Nun muss die Literaturgeschichte nicht gleich umgeschrieben werden, weil man uns jahrzehntelang das "Privatbüreau", die "Roccoco-Façade" und den Plural "die Bursche" vorenthielt zugunsten von "Privatbüro", "Rokoko-Fassade" und "die Burschen". Aber es wurden ja nicht nur drei, sondern hunderte solcher Details im Laufe der von Mann nicht mehr durchgesehenen Ausgaben verschliffen. Es sind Feinheiten, die neben den im Roman beschriebenen Zeitläuften auch jene Zeit spiegeln, in der der Text entstand. Von einigen Schreibweisen hat sich Mann selbst noch auf dem Weg vom Entwurf zum Korrekturabzug getrennt, etwa von "Hülfe" und dem "C" der "Consulin", aber die "Thür" fällt bei ihm, zwei Jahre vor der Reform von 1903, noch mit hohlem "h" ins Schloss, und ein Messer ist so "grifffest" wie offiziellerweise erst wieder seit der Reform von 1999. Das alles sind Farben, die nicht etwa Patina erzeugen, sondern den Text konkreter werden lassen.
20. 11. 2002
Als Ronald M. Schernikau sein Debüt 1979 an den »Rotbuch«-Verlag schickte, wollte die Lektorin nicht glauben, daß der Autor gerademal so alt war wie sein Protagonist, nämlich Abiturient. Zu gekonnt wirkte das alles, durchgehend ohne Absatz in Kleinschreibung verfaßt, atemlos geschrieben, zugleich aber pointiert formuliert.
19. 11. 2002
Seit 25 Jahren gibt es die bayerische Folklore-Band Schariwari. […] In der Region hört und sieht man sie immer wieder gern, wenn sie in der Vorweihnachtszeit mit dem Mystical "Bayerische Rauhnacht" tourt ("Raunacht" müsste es jetzt eigentlich heißen, das gebietet die Rechtschreibreform).
18. 11. 2002
"Wir haben schon die Leistungs-Anforderungen zurückgeschraubt", sagt Heinz Engels, Sprecher der Feuerwehr. Woran die meisten Bewerber scheitern: nicht nur am Praxis-Test, sondern an Rechnen und Rechtschreibung.
15. 11. 2002
Thelma von Freymann, früher akademische Oberrätin finnischer Herkunft am Institut für angewandte Erziehungswissenschaft und allgemeine Didaktik an der Universität Hildesheim, hielt gestern im Heinrich-Pesch-Haus einen Vortrag mit dem Thema "Was kann Deutschland vom Sieger Finnland lernen?" Finnland belegte nach der Pisa-Studie Platz eins, Deutschland Platz 21 unter 31 nach den Schulleistungen verglichenen Ländern. […] Es gibt eine Reihe Faktoren. Finnland hatte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts die geringste Zahl von Analphabeten. Finnland hat lange, kalte dunkle Winter, in denen viel gelesen wird. Die finnische Orthographie, nht die Grammatik, ist unvergleichlich viel leichter.
14. 11. 2002
Während der Eskimo allein 30 Wörter für weiß hat, schöpft Krawczyk aus 80000 Wortschöpfungen („Rechtschreibreform“), die der runderneuerte Duden anbietet.
13. 11. 2002
Ein von Jürgen Dietz im Anschluss an die Rechtschreibreform getextetes Publikumslied fehlte ebenso wenig wie das Mottolied "Denkmal ... drüber nach" von Karl-Heinz Werner.
Nein, beteuert Harry Rowohlt immer wieder. Mit dem gleichnamigen Verleger habe er nichts zu tun. […] Vor allem lebt der bekennende Gegner der Rechtschreibreform, der nach eigenem Bekunden die Innenräume einer Universität für ganze zweieinhalb Stunden betreten hat und nicht einmal bis zur Mensa durchgedrungen ist, fast ausschließlich von einer vergleichsweise seriösen Tätigkeit, der belletristischen Übersetzung von amerikanischer Literatur ins Deutsche.
12. 11. 2002
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem Historiker Christian Meier, der der Akademie vor allem durch die Diskussion um die Rechtschreibreform Profil zu geben vermochte, will Reichert der Institution in literarischer Hinsicht mehr Gewicht verleihen, indem er die schriftstellernden Mitglieder, die gegenüber der eloquenten professoralen Übermacht zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten waren, mehr einbezieht.
11. 11. 2002
Schmerzlich vermisst wird seine inzwischen eingestellte Zeit-Kolumne "Pooh’s Corner", von der er drei Beispiele zum Besten gibt. Da geht es um leicht veraltete Themen wie die Atomversuche am Mururoa-Atoll oder die Rechtschreibreform. Rowohlt ist sowieso ein absoluter Sprachpurist.
10. 11. 2002
Zu "Deutsche Sprache fremde Sprache" von Hans Riebsamen (27. Oktober): Alle Bemühungen um eine Steigerung der Lesekompetenz unserer Schülerinnen und Schüler werden mit Sicherheit scheitern, solange die Kultusminister sich nicht entschließen können, die unsägliche Rechtschreibreform vollständig zurückzunehmen.
7. 11. 2002
Sehr belustigt war das Publikum von einer Kurzgeschichte aus seinem neuen Buch mit dem Titel „My unfair Lady“, ein Dialog zwischen Mann und Frau über das Essen oder über die Rechtschreibreform, dargestellt an dem Wort Kuss und was daraus geworden ist.
Gut, wir haben immer noch alle […] Probleme mit der Fantasie, dem Delfin […] und dieser duseligen Doppel-S-Regelung. […] Aber der Rheinisch-Bergische Kreis? Diese vorletzte Instanz des Staates auf der kommunalen Ebene den juckt die staatliche Anordnung vom 1.August 1998, mit der uns allen die neue Rechtschreibung verodnet wurde, nicht die Bohne […]. Der Kreis schippert auf seiner Internetseite zwischen "ß" und "ss" (läßt, lässt) hin und her und vergisst beim 64-Jährigen den Bindestrich. Und noch schlimmer: Im Heider'schen Heimatkalender […] lässt er "seine" Redakteurin Ursula Schmidt-Goertz bis auf ein paar Ausrutscher in der alten Rechtschreibung agieren. […] Die Redakteurin schmunzelte bei der Vorstellung des Buches: Ja, sie habe die alte Rechtschreibung in die Autorenbeiträge hineinredigiert. Der Fragesteller solle mal abwarten: In zehn Jahren sei die Phase der neuen Rechtschreibung vorbei. Und übrigens: Bedeutende deutsche Schriftsteller zeigten der neuen Rechtschreibung doch auch die kalte Schulter. Upps! Willkommen im Club der (un)toten Dichter!
Auch in der Vergangenheit gab es gelegentlich Indiskretionen, zuletzt vor der Wehrpflichtentscheidung im Frühjahr, davor beim Urteil zur Rechtschreibreform 1998.
6. 11. 2002
members.aol.com/apostrophs, „Die Apostroph-S-Hass-Seite“; www.sprache.org, „Bund für vereinfachte rechtschreibung“; www.canoo.net, Deutsch-Wörterbuch; www.ids-mannheim.de/grammis/reform, zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung; www.ki37.fernuni-hagen.de/neuschreiber, Sprachkonverter.
In die Antiquaschrift scheint das "ß", das im romanischen Fundus nicht vorkam, aber im Deutschen erforderlich war, um 1800 als Fraktur-Anleihe gelangt zu sein. Ein Trojanisches Pferd, doch die Krieger waren müde, sie krochen nicht hervor, um die Antiqua-Traditionalisten zurückzuschlagen. Im Gegenteil, der verbogene Sonderling lebt heute in Reservaten hinter langen Vokalen und wird möglicherweise eines Tages (wenn das Latein am Ende ist) auch dort noch wegreformiert.
Ein "flotter Dreier" ist bei Z-é do Rock was anderes als landläufig angenommen. Er meint damit die Wichtigkeit der neuen deutschen Rechtschreibung bezogen auf drei aufeinanderfolgende Konsonanten. Beispiel: Suff-Alte (eine Alte, die säuft zwei f) und Sufffalte (eine Hautfalte, die man vom vielen Saufen bekommt drei f).
4. 11. 2002
Der "Merkur" wäre nicht Deutschlands führende Kulturzeitschrift, wenn er sich seinem Thema nicht systematisch und historisch mit deutscher Gründlichkeit widmen würde, übrigens unbeirrt in der alten Rechtschreibung.
3. 11. 2002
Interessant Rang 22: der Rechtschreib-Duden. Erstaunlich die von Käufern dieses Standardwerkes vorgenommene Bewertung: durchschnittlich drei Sterne. Wurden Rechtschreibfehler gefunden? Mißfiel der Wortschatz? Für den Rechtschreibreform-Kritiker Professor Theodor Ickler ("völlig neu und sehr überraschend die Großschreibung bei heute Früh") ist das Buch "leider unbrauchbar". Ein Stern. Eine Kundin aus St. Blasien im Schwarzwald meint dagegen, "man kann dieses Standardwerk der deutschen Sprache nicht genug loben. Fünf Sterne sind hier fast zuwenig."
2. 11. 2002
Aus dem TV Haßloch wurde nach Fusion und Rechtschreibreform die TSG Hassloch, derzeit Tabellenzweiter.
11. 2002
Das deutsche Feuilleton hat soeben seinen Geist aufgegeben. Es verschied nach langem Siechtum und hinterlässt nun Millionen degenerierter Leser, die mit den Stempeln „PISA“ und „Rechtschreibreform“ bereits vorher schon deutlich in ihren Zeugnissen gekennzeichnet wurden. […] Dieter Bohlen auf der Frankfurter Buchmesse. Und natürlich vorher seitenweise in der BILD-Zeitung. Und jeden Tag im TV-Boulevard bei RTL. Und nun auch noch im deutschen Feuilleton.