Rund 3000 Begriffe hat der Wissenschaftler in seinem Buch "Der Bindestrich" nach 15 Kategorien geordnet. Ohne schon wieder neue Regeln zu fordern, da bleibt der Mann zum Glück unverbindlich. Er versteht seine Vorschläge als Friedens-Angebot an die Gegner der neuen Rechtschreibung.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
nachgeführt
Aus presse und internet
31. 3. 2003
Daß die F.A.Z. lernfähig ist, hat sie mit der Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung bewiesen. Sie würde auch zu Schwarzweißfotos zurückkehren, sprächen dafür eines Tages gute Gründe.
Man darf im Bindestrich einen Statthalter des besseren Verständnisses sehen. […] Nun erfahren wir in diesen Tagen durch nachdrückliche Hinweise auf einschlägige Veröffentlichungen, dass unser Gegenstand dennoch einige Kalamitäten mit sich bringt. Es ist vielmehr erwiesenermaßen so, dass der Bindestrich nicht nur die schiere Freude bereitet. Es wird mit ihm/durch ihn Frust geschoben. Das ist um so bedauerlicher, als doch durch ihn, der zuletzt immer wieder auf die Liste der im Zuge der deutschen Rechtschreibreform auszurottenden Schreibweisen gesetzt wurde, solche Differenzen aus dem Blick geraten, wie sie sich etwa zwischen den Wörtern Kriegsspiele oder Kriegs-Spiele auftun; rein semantisch betrachtet.
28. 3. 2003
Da die wünschenswerte Rückkehr zur alten Orthographie unwahrscheinlich scheint, plädiert die Akademie für eine Reform der Reform und eine Vielzahl von Änderungen.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat nun unter dem Titel "Zur Reform der deutschen Rechtschreibung" ihren Kompromißvorschlag vorgestellt […]. Kern und umfangreichsten Teil des Buches bildet die Wörterliste mit den geänderten Wortschreibungen. […] Das Ergebnis der Riesenarbeit ist in mehr als einer Beziehung von Interesse für die Bewertung der Neuregelung und den weiteren Umgang mit ihr. […] Der Kompromißvorschlag der Akademie ist inhaltlich substantiell, insofern er wesentliche Teile der Neuregelung akzeptiert und wesentliche Teile zurückweist. […] Häufig wird die Frage gestellt, warum die Akademie Mühe und Risiko eines Kompromißvorschlages auf sich nimmt, wo doch "Ruhe an der Rechtschreibfront" eingekehrt sei. Aber die Ruhe ist trügerisch. […] Die Nachricht an die Sprachgemeinschaft mit ihren Millionen von kompetenten Schreibern muß sein, daß man wieder zusammenschreiben darf, wenn man das Gefühl hat, man schreibe ein Wort. Daß man klein schreiben darf, wenn man das Gefühl hat, man schreibe ein Wort, das nicht ein Substantiv ist. Und daß man alles traditionelle Wissen über die Schreibung von Fremdwörtern auch anwenden darf. […] Wir haben bis zum Ende der Übergangsfrist im Jahre 2005 noch ungefähr zwei Jahre Zeit. Genug, um zu einem in Ruhe geplanten teilweisen Rückbau zu kommen. […] Die Forderung nach dem Status quo ante ist inzwischen nicht nur politisch unrealistisch, sondern auch der Sache nach. Die reine Lehre stellt nicht in Rechnung, was seit 1996 im deutschen Sprachraum geschehen ist. Mir wäre eine Reform von der alten Orthographie aus lieber als eine auf Grundlage der neuen. Was wir propagieren, ist die zweitbeste Lösung.
Wortungetüme wie «Dichteinhomogenität», «Paläoantropologie» oder «Moniereisen» seien durch eine Sinntrennung mit Bindestrich wesentlich schneller zu erfassen. «Damit wird auch verhindert, dass bei Trennungen Missverständnisse entstehen. So müsste etwa nach den Rechtschreibregeln das Wort Gaschromatographie nach dem 'sch' getrennt werden», erläuterte Bernabei. «Und das ist ja wohl Unsinn.»
Nach den rechtschreibregeln muss natürlich gas-chromatographie getrennt werden. Dass der bindestrich u. u. eine falsche trennung verhindern kann, ist keine so sensationelle erkenntnis.
Für die Rechtschreibreform hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, seit sie sich spät genug zu Wort meldete, nur schärfste Verachtung übrig gehabt […]. Die Akademie wußte auch, was zur Lösung der mutwillig heraufbeschworenen Rechtschreibkrise zu tun wäre: die bisherige Rechtschreibung beibehalten und lediglich einige Haarspaltereien des Duden auskämmen. Um so überraschter war die Fachwelt, als die Akademie im Jahre 1999, offenbar unter dem Einfluß ihres frisch gebackenen Mitglieds Peter Eisenberg, mit einem Kompromißvorschlag hervortrat, der die verachtete Neuregelung als Grundlage einer Reform der Reform akzeptierte. […] Der Kompromißvorschlag deckt wesentliche Fehler der amtlichen Neuregelung schonungslos auf; das ist verdienstvoll, wenn es auch etwas spät kommt. Inhaltlich kann er jedoch nicht überzeugen, und als Strategie ist das Herumdoktern an einem von Deppen (so der damalige Präsident Christian Meier) hervorgebrachten Pfusch von Grund auf verfehlt.
Für eine Ausweitung der Bindestrich-Schreibweise hat sich der Darmstädter Sprachforscher Dante Bernabei ausgesprochen.
27. 3. 2003
Der Sprachwissenschaftler hat rund 3000 Begriffe gesammelt und in seinem soeben veröffentlichten Buch «Der Bindestrich» in 15 Kategorien geordnet. «Dabei fordere ich jedoch keine neue Regeln für die Benutzung des Bindestrichs», sagte Bernabei. «Das hätte nach den Diskussionen um die Rechtschreibreform auch wenig Erfolg.»
25. 3. 2003
Ansonsten aber werden die Synästhesien nur selten als unangenehm empfunden, sondern von den meisten Betroffenen als hilfreich und amüsant. Zum Beispiel von jener Synästhetikerin, die über die Rechtschreibreform begeistert war. Nun gebe es viel weniger schwarzgraue ß, sagte sie. Liebend gern schreibe sie stattdessen zwei sonnengelbe s.
24. 3. 2003
Bezeichnend, daß die Publikation mit dem größten Aufmerksamkeitswert wohl kaum jemand wirklich ganz durchlesen dürfte: Die deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat, wie bereits berichtet, einen bedenkenswerten Kompromißvorschlag zur Rechtschreibreform vorgestellt.
Jetzt muss alles raus, raus, raus, an die Luft und in die Sonne: Vögel, Menschen, […] Waschmaschinen. Ja, auch die, und fast wäre ich […] in eine alte Bauknecht gelaufen, die in der Mariannenstraße im Mittagslicht glänzt […]. Ich […] sehe an der Rückseite den netten, gelben Post-it-Zettel, darauf die schnörkelige Handschrift […]: "Ich finde es ätzend, wenn ihr eure kaputten Waschmaschinen und Fernsehgeräte einfach in den Hof stellt. […] Habt ihr denn gar keinen Sinn für Schönheit und Ästetik [neue Rechtschreibung?]!"
Ganz neue rechtschreibung gemäss BVR.
Autor ist der Potsdamer Linguist Peter Eisenberg […]. Der Potsdamer ist sich also im Grundsatz treu geblieben aber ob er diesmal mit seinen Vorschlägen Gehör findet oder sich endgültig zwischen alle Stühle setzt, bleibt abzuwarten. Denn natürlich vergrätzt er nicht nur die Mannheimer Kommission, sondern auch die Gegner der Rechtschreibreform, weil er sich auf eine Fülle von Neuregelungen einlässt (ohne von ihnen überzeugt zu sein). […] Das große Manko der "Reform der Reform" ist es, dass sie auf halbem Wege stehen bleibt und nun ihrerseits uneinsehbare neue Unterscheidungen dekretiert, die die "Liberalität" sofort wieder in Frage stellen.
22. 3. 2003
Es ist absehbar, dass die Akademie mit ihrem Kompromiss zwischen den Stühlen sitzt. […] Warum nicht gleich zurück zur alten Schreibung? Das war auch die Frage gestern. […] Die Frage sei, mit welchen Revisionen man «durchkommt».
Grosser muss und will offensichtlich auf alles und jedes zu sprechen kommen: auf die Einstellung zum Kinderkriegen und die Rechtschreibreform, die Scharping-Affäre, die Hauptaufgaben des Bundesverfassungsgerichtes, die Stammzellen- und die Euthanasiedebatte, die Integrationsprobleme, die Bundeswehr, die Korruption, die Kirchen und die Walser-Bubis-Kontroverse, […].
Die in Darmstadt beheimatete Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat am Freitag auf der Leipziger Buchmesse die schon mehrfach angekündigten Wortlisten vorgelegt, mit denen sie ihren Kompromissvorschlag zur Reform der deutschen Rechtschreibung aus dem Jahre 1999 konkretisiert, den sie im Wesentlichen wiederholt. […] Welche Chancen hat der Vorschlag der Akademie, der im Ton wesentlich moderater als der Vorschlag von 1999 gehalten ist – die Reform als solche wird nicht mehr mit Anführungszeichen versehen –, bei der Kultusministerkonferenz berücksichtigt zu werden? Die Fachleute nehmen Eisenberg und seine Vorschläge ernst. Aber selbst die Verbesserungsvorschläge der „Zwischenstaatlichen Kommission“ selbst wurden 1998 von der Kultusministerkonferenz nicht berücksichtigt. Außerdem sitzen in der Kommission nicht nur Leute, die auf mehr Toleranz gegenüber dem bisherigen Schreibusus drängen, sondern auch Verfechter einer noch entschiedeneren Reform.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat auf der Leipziger Buchmesse einen Kompromißvorschlag zur Reform der Rechtschreibreform vorgestellt.
Aus dem babylonischen Durcheinander soll der kluge Vorschlag der Akademie heraushelfen, der eigentlich "Kompromiss" überschrieben sein müsste. […] Möge dieser Vorschlag bis 2005 eine friedensstiftende Wirkung bei Reform-Gegnern wie -Befürwortern entfalten.
Wenn gestern der Krieg begonnen hätte, so die Beschlusslage bei der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, hätte es gestern wichtigeres gegeben, als die eigene Position zur Rechtschreibreform der Presse vorzustellen. Aber so.
21. 3. 2003
Senkrecht: […] 25 Ist es auch, wie die Rechtschreibreform mit dem Bundespräsidenten umspringt.
Zehetmair gilt als einer der Hauptschuldigen an dem Tohuwabohu, das die Reform in den deutschsprachigen Ländern angerichtet hat. […] Noch nie in der Geschichte unserer Republik hatten Kulturpolitiker eine Fehlentscheidung von solcher Tragweite zu verantworten.
Verleger Klaus Wagenbach beklagte zudem die Orientierung großer Verlage auf hohe Auflagen und damit die Verdrängung des Neuen in der Literatur. […] «Dabei tritt das Neue eher auf sehr leisen Sohlen auf», mahnte er. «Eine Gesellschaft gibt sich auf, wenn sie die Verlage im Stich lässt, in denen das Neue erscheint.» Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung stellte unterdessen einen Kompromissvorschlag zur Reform der Rechtschreibreform vor.
20. 3. 2003
Der neue Kompromissvorschlag der Akademie, über den auch bei der gestern eröffneten Leipziger Buchmesse verhandelt werden soll, überrascht dagegen durch den gedämpften Ton, in dem hier die vormals Empörten eine "allseits annehmbare Lösung" offerieren. Noch auf der vergangenen Herbsttagung der Akademie hatte deren Präsident Christian Meier mit der heroischen "Kampf"-Bereitschaft des selbst ernannten Sprachpflegers geprahlt, als gelte es, einen orthographischen Bürgerkrieg gegen die Neuregelung zu entfesseln.
15. 3. 2003
Seit der Rechtschreibreform verfährt fast jede Zeitung nach ihren eigenen Orthographie- und Grammatikregeln, und da eröffnet sich ein weites Feld zwischen Willkür und Nonsens. Bahn brechend wirkte hier zu Lande von allem Anfang an der Tages-Anzeiger, während man bei der NZZ beschloss, nicht jeden Unfug mitzumachen. Da ohnehin kaum jemand alle neuen Regeln beherrscht, braucht sich auch der Volontär in Entenhausen nicht darum zu kümmern. Dies gilt vor allem für die veränderten Richtlinien zur Zusammen- und Getrenntschreibung. Fast täglich begegnen uns Rappen spaltende Eidgenossen, Not leidende Bergbauern oder untergetauchte Asyl Suchende, ohne dass sich jemand daran stösst.
Mehr mit dem S sollte sich aber auf jeden Fall der FDP-Kreisverband Leer beschäftigen. Der schreibt in einer Pressemitteilung von der Silbernen Theodor-Heuß-Medaille. Heuß? Liest sich irgendwie komisch. Kein Wunder, der Urvater aller deutschen Liberalen schreibt sich nämlich mit Doppel-S: Theodor Heuss. Oder ist die Kreis-FDP Mitglied der Initiative Rettet das ß vor der Rechtschreibreform?
Regionalbewusstsein, wir wissen es aus leidvoller Politerfahrung, lässt sich bei so manchem Dickschädel nur schwer ins Hirn hämmern. Ähnlich wie die neue Rechtschreibung, Mathe oder lästige Lateinvokabeln.
14. 3. 2003
«Fom Handel und Wandel ferstehet ir auch nichz», warf er auch in der Orthographie ein eigensinniger Neuerer seinen Kollegen vor.
Eigentlich glaube ich ja dem Duden, Zweifel bekomme ich immer, wenn ich den "Albtraum" sehe. Nach der Rechtschreibreform bin ich völlig verunsichert.
13. 3. 2003
Die Gesellschaft, die die Halunkerei der Rechtschreibreform zu verantworten hat, ist im Kuratorium einer Akademie für Sprache und Dichtung vertreten! […] Man könnte daran denken, daß die Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung beschließt, um die Kultusministerkonferenz und womöglich andere staatliche Mitglieder, die die geistige Bewegungsfreiheit einengen könnten, aus dem Kuratorium zu entfernen. So etwas wird natürlich nicht gelingen. Dafür gibt es ja Akademiepräsidenten und Generalsekretäre, daß solche Ungeheuerlichkeiten gar nicht erst auf die Tagesordnung kommen.
12. 3. 2003
Und dann kam noch die deutsche Rechtschreibreform hinzu. Für Susanne Kolb war das ein geradezu traumatisches Erlebnis. Privat schreibt sie heute noch nach der alten, «obwohl das vermutlich ein Kampf gegen Windmühlen ist».
Es ist, als wenn die bunten Bilder aus der Zeitung fallen; sie sind ein Fremdkörper. […] Bleibt nur die Hoffnung, daß die F.A.Z. sich noch besinnt und die Kraft aufbringt, die sie schon einmal anläßlich der Umstellung auf die reformierte Rechtschreibung bewiesen hatte.
11. 3. 2003
Deutsch sprechen und verstehen haben sie schnell gelernt, beim Schreiben in der neuen Schrift mit den zahllosen Regeln tun sie sich schwer […]. Viele Bewerbungen hat Roman schon verschickt, um endlich einen Ausbildungsplatz als KFZ-Mechaniker zu bekommen. […] "In Mathe war ich sehr gut, aber bei der Rechtschreibung bin ich durchgefallen", ärgert er sich, "obwohl man als Mechaniker vor allem Mathe braucht."
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt will auf der Leipziger Buchmesse am 21. März einen "Kompromissvorschlag" samt Wörterliste vorstellen.
Man solle versuchen, wieder zu einer einheitlichen Schreibung zu gelangen. Einfach zum "Status quo ante" zurückzukehren, scheine unmöglich.
Deshalb müsste der Kompromiss alles übernehmen, "was an der neuen Schreibung sinnvoll oder ohne nennenswerten Schaden hinnehmbar ist". Zum anderen müssten dort, wo die neuen Regeln "gravierende Mängel" aufwiesen, "neue, bessere Lösungen" vorgesehen werden. Einzelheiten dazu sollen in Leipzig vorgestellt werden.
8. 3. 2003
Manche rümpften über seine Generalkompetenz die Nase, wenn sich Jens sowohl für den Protest gegen die Raketen in Mutlangen […] als auch für die Fußball-Weltmeisterschaft, die Rechtschreibreform oder das Holocaust-Mahnmal zuständig fühlte.
Das Mozart-Requiem zu hören ist relativ einfach. Aber wie schreibt man es richtig? "Mozart's Requiem" — so war es jüngst auf einem Plakat angekündigt. Warum der Apostroph? Die Suche im Internet bringt weitere Schreibmöglichkeiten zu Tage: "Mozart Requiem"; "Mozart — Requiem"; "Mozart-Requiem"; "Mozart: Requiem"; "Mozart, Requiem".
7. 3. 2003
Der Ehrenpräsident der Berliner Akademie der Künste hat sich nie im Elfenbeinturm versteckt. So protestierte der "vielleicht letzte Bildungsbürger" ("Süddeutsche Zeitung") gegen die Rechtschreibreform und machte sich für eine asylsuchende kurdische Familie stark.
Auch im Namen meines neunjährigen Sohnes (dessen Deutschaufgaben ich kontrollieren muss) danke ich für die Umstellung.
Ich finde es eine gute und richtige Entscheidung, dass „Die Presse" auf die neue Rechtschreibung umgestiegen ist. Allerdings sollten Ihrem Blatt doch die Rechtschreibregeln bekannt sein. Denn in der Ausgabe von Montag war auf der Titelseite gleich dreimal fälschlicherweise „grosse" statt „große" zu lesen.
6. 3. 2003
"Viel Wirbel machen" Zehetmair war immer für einen Aufreger gut, aber er versteht es auch, Aufregung produktiv zu machen. Die Liste der Feldsteine, die er dem politischen Gegner in den Vorgarten warf, ist lang. […] In der unendlichen Geschichte der Rechtschreibreform fuhr er Slalom […]. Wenn er etwas bereut, dann seine Haltung in der Rechtschreibreform. Flapsigkeiten von einst es sei ihm "wurst, wieman ,Ketchup' schreibe, er möge es ohnehin nicht" können heute nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Reform ihr Ziel verfehlte. Aber "Schwarzer Peter" hin, "Heiliger Vater" her, die tiefste Dimension hat für Zehetmair das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1996, Kreuze in Schulen dürften nicht vorgeschrieben werden.
Nicht erst seit Rechtschreibreform und Pisa-Debakel wissen wir um die Tücken der deutschen Orthographie; und wenn im hektischen Redaktionsalltag die Wechstaben verbuchselt werden, ist die Rechtschreibprüfung Gold wert.
5. 3. 2003
Auch empfinde ich das sang- und klanglose Revidieren des noch vor einiger Zeit hochgehaltenen „Pathos" der Nicht-Berücksichtigung der sogenannten „Rechtschreibreform" als eine Art ideologischen Ausverkauf all jener Leser, die der konsequenten, wenn auch konservativen Linie der Aufrechterhaltung der alten Rechtschreibnormen Gefallen und auch eine gewisse Identität abgewinnen konnten.
Und dazu noch, quasi schleichend, ja doch, die neue, katastrophale Rechtschreibung, feige dem Trend der anderen folgend.
4. 3. 2003
Da damals von der Rechtschreib-Reform noch längst nicht die Rede war, durfte sich das Journal-Maskottchen "Rosi Roß" noch mit scharfem "ß" schreiben (was auf "Stuß" und "Schluß" natürlich ebenfalls zutraf).
Partei- und Fraktionschef Reinhard Stölzel übernimmt das Landwirtschafts- und Weinbau-Ressort sowie den Wurstmarkt-Ausschuss. Ein Geheimpapier […] sieht vor, den Anteil der Barrique-Weine an Wurstmarkt mittelfristig auf 95 Prozent zu schrauben und daneben lediglich einen trockenen Riesling pro Stand und Zelt im QbA- oder Kabinettformat als Reparaturwein zuzulassen. Um den Absatz anzukurbeln, bedient man sich eines einfachen, aber raffinierten Tricks anhand der Rechtschreib-Reform: In Werbetexten des städtischen Presseamts werden Wurstmarkt-Besucher ab sofort animiert, den Wein in Massen (statt in Maßen) zu trinken.
Immer zögerlicher werden an deutschen Schulen neue Unterrichtswerke angeschafft. In den vergangenen zehn Jahren schrumpften die staatlichen Ausgaben für Schulbücher von rund 400 Millionen Euro auf 275 Millionen Euro. Ein finanzieller Aderlass mit drastischen Folgen. Bis Lehrbücher ausgewechselt werden, vergehen oft zehn Jahre und länger. Gedichtsammlungen in alter Rechtschreibung, Eselsohren inbegriffen; Atlanten, in denen die Mauer noch steht; Mathematikwerke, die munter in Mark und Pfennig statt Euro und Cent rechnen – auch im Jahre Zwei nach Pisa werden Deutschlands Schüler mit oft völlig veralteten Lernmitteln unterrichtet.
Der Protest gegen die Bundesregierung und das Gefühl einer erfolgreichen Regeneration der Bundestagsopposition hat sich diesmal bei der Kommunalwahl freilich besonders stark niedergeschlagen, denn die Landes-CDU verfügt noch nicht über eine wirklich konsolidierte Führung. Das verkannte, komplizierte Land Schleswig-Holstein war für ein solches Signal prädestiniert. Einerseits jahrhundertelang dänisch und deshalb bis fast zur Xenophobie heimatverwurzelt, war und ist es zugleich im weitesten Sinne aufsässig Dithmarscher Bauernfreiheit, Aufstand gegen die dänische Herrschaft 1848, Kieler Matrosenaufstand, zuletzt der Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform.
Wir haben ja in Österreich schon lange die neue Form der Rechtschreibung — warum also soll eine moderne Zeitung sie nicht auch einsetzen? Viel ärgerlicher wäre die Mischung von alt und neu, was aber leider immer wieder vorkommt.
Und die neue deutsche Rechtschreibung war überfällig!
Auch dass die längst fällige Umstellung auf die neue Rechtschreibung endlich erfolgt ist, finde ich lobenswert. Was bringt denn ein etwas provinziell anmutendes Festhalten an der alten Rechtschreibung auf die Dauer?
Die sogenannte neue Rechtschreibung stört nicht, denn es geht ja um den transportierten Inhalt (der Worte).
Man wird ja bald sehen, wie weit der Linksruck bei der "Presse" geht. An einem solchen haben sich deren Leser bisher nicht gestoßen, aber der Relaunch stößt vielen von ihnen doch saurer auf, als man es nach der Lektüre der Leserbriefe in der Wochenendnummer vermuten sollte. Wie dort ausschließlich überschwängliche Preiser der Blatt-, wenn auch nicht immer der Rechtschreibreform zu Wort kamen, das grenzte an Gleichschaltung.
3. 3. 2003
Die Themen des Abends lagen irgendwo zwischen dem Liberosysstem im Fußball und dem Kommunismus, zwischen Sexspielchen der Deutschen und der Rechtschreibreform. Bin kleih zürük, hatte der Änderungsschneider Achmet zum Beispiel auf ein Schild geschrieben und dann dem Publikum erklärt, dass die deutsche Sprache seit der Reform viel türkenfreundlicher geworden sei.
1. 3. 2003
hochgeehrter herr geheimrat […] Auf den ersten Blick wirkt dieser Brief belanglos. Nichtsdestoweniger spiegelt er eine äußerst wirkungsmächtige Entwicklung, eine Entscheidung, deren Konsequenz bis heute die Schreibgrundlage aller Briefe bestimmt. […] Es geht um die Form, allerdings nicht im Sinn von formal korrekt, wogegen schon getilgte Kommas oder die durchgängige Kleinschreibung sprechen, die sich Walter Porstmann aus Gründen einer recht sonderbaren Schreibeffizienz angeeignet hat. Dieser Brief erweist sich vielmehr durch sein Format, also die Abmessungen des Papierblatts, als Vorbote eines Triumphs, der sich Ende 1920 abzuzeichnen beginnt.
Keine Frage, dass die neue Rechtschreibung sehr viele ärgert. Bis heute ist ja die Weisheit der deutschsprachigen Unterrichtsminister rätselhaft, welchen kulturellen Fortschritt sie darin sehen, wenn es statt "daß" und "heiß" künftig "dass", aber weiter "heiß" heißt. Und der Zorn auf Elisabeth Gehrer, ihre sozialdemokratischen Vorgänger und vor allem die bürokratischen Täter im Dunkeln bleibt unvermindert. Zugleich kann und darf eine Zeitung aber nicht ignorieren, wenn junge Leser von der Schule auf neue Regeln hingetrimmt worden sind.
Mit der Einführung der neuen Rechtschreibung hat Die Presse an Stil und Niveau verloren […].
Mit dieser Ausgabe fällt in Österreich die letzte Bastion einer Rechtschreibung, die immer noch von mehr Leuten angewendet wird, als viele glauben.
[…] nur: die neue Rechtschreibung musste die sein? Ihr wart das letzte Bollwerk dagegen schade!
3. 2003
In seinem am 18. November 2002 in der Casa di Goethe gehaltenen Vortrag über Sprachnorm und Sprachveränderung im gegenwärtigen Deutsch beleuchtete Peter Eisenberg die Gründe für abweichendes Sprachverhalten und Veränderungen in Grammatik und Wortschatz […]. In der anschließenden lebhaften Diskussion, bei der auch andere Themen wie die umstrittene Rechtschreibreform oder die Bedeutung von Deutsch als Wissenschaftssprache angeschnitten wurden, stellte Eisenberg fest, dass Lehnübersetzungen aus dem Englischen wie »das macht Sinn« der allgemeinen Tendenz der Stärkung transitiver Verben entgegenkommen und daher immer häufiger werden.