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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 3. 2003
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Aus presse und internet

31. 3. 2003

: Verbindender Strich. Berliner Morgenpost, , Kultur
Rund 3000 Begriffe hat der Wissenschaftler in seinem Buch "Der Bindestrich" nach 15 Kategorien geordnet. Ohne schon wieder neue Regeln zu fordern, da bleibt der Mann zum Glück unverbindlich. Er versteht seine Vorschläge als Friedens-Angebot an die Gegner der neuen Rechtschreibung.
: Ende der Diskussion. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 76, s. 11, Briefe an die Herausgeber
Daß die F.A.Z. lernfähig ist, hat sie mit der Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung bewiesen. Sie würde auch zu Schwarzweißfotos zurückkehren, sprächen dafür eines Tages gute Gründe.
: Mit ohne Strich. Times mager. Frankfurter Rundschau, , Feuilleton
Man darf im Bindestrich einen Statthalter des besseren Verständnisses sehen. […] Nun erfahren wir in diesen Tagen durch nachdrückliche Hinweise auf einschlägige Veröffentlichungen, dass unser Gegenstand dennoch einige Kalamitäten mit sich bringt. Es ist vielmehr erwiesenermaßen so, dass der Bindestrich nicht nur die schiere Freude bereitet. Es wird mit ihm/durch ihn Frust geschoben. Das ist um so bedauerlicher, als doch durch ihn, der zuletzt immer wieder auf die Liste der im Zuge der deutschen Rechtschreibreform auszurottenden Schreibweisen gesetzt wurde, solche Differenzen aus dem Blick geraten, wie sie sich etwa zwischen den Wörtern Kriegsspiele oder Kriegs-Spiele auftun; rein semantisch betrachtet.

28. 3. 2003

Kompromißvorschlag zur Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 74, s. 1, Politik (63 wörter)
Da die wünschenswerte Rückkehr zur alten Orthographie unwahrscheinlich scheint, plädiert die Akademie für eine Reform der Reform und eine Vielzahl von Änderungen.
: Man muß wieder schreiben dürfen, was man fühlt. Die zweitbeste Lösung: Über den Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie zur Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 74, s. 46, Feuilleton (1668 wörter)
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat nun unter dem Titel "Zur Reform der deutschen Rechtschreibung" ihren Kompromißvorschlag vorgestellt […]. Kern und umfangreichsten Teil des Buches bildet die Wörterliste mit den geänderten Wortschreibungen. […] Das Ergebnis der Riesenarbeit ist in mehr als einer Beziehung von Interesse für die Bewertung der Neuregelung und den weiteren Umgang mit ihr. […] Der Kompromißvorschlag der Akademie ist inhaltlich substantiell, insofern er wesentliche Teile der Neuregelung akzeptiert und wesentliche Teile zurückweist. […] Häufig wird die Frage gestellt, warum die Akademie Mühe und Risiko eines Kompromißvorschlages auf sich nimmt, wo doch "Ruhe an der Rechtschreibfront" eingekehrt sei. Aber die Ruhe ist trügerisch. […] Die Nachricht an die Sprachgemeinschaft mit ihren Millionen von kompetenten Schreibern muß sein, daß man wieder zusammenschreiben darf, wenn man das Gefühl hat, man schreibe ein Wort. Daß man klein schreiben darf, wenn man das Gefühl hat, man schreibe ein Wort, das nicht ein Substantiv ist. Und daß man alles traditionelle Wissen über die Schreibung von Fremdwörtern auch anwenden darf. […] Wir haben bis zum Ende der Übergangsfrist im Jahre 2005 noch ungefähr zwei Jahre Zeit. Genug, um zu einem in Ruhe geplanten teilweisen Rückbau zu kommen. […] Die Forderung nach dem Status quo ante ist inzwischen nicht nur politisch unrealistisch, sondern auch der Sache nach. Die reine Lehre stellt nicht in Rechnung, was seit 1996 im deutschen Sprachraum geschehen ist. Mir wäre eine Reform von der alten Orthographie aus lieber als eine auf Grundlage der neuen. Was wir propagieren, ist die zweitbeste Lösung.
: Sprachwissenschaftler: Vieles besser lesbar dank Bindestrich. Pforzheimer Zeitung, ()
Wortungetüme wie «Dichteinhomo­genität», «Paläoantropo­logie» oder «Mo­niereisen» seien durch eine Sinn­trennung mit Binde­strich wesentlich schneller zu erfassen. «Damit wird auch verhindert, dass bei Trennungen Miss­verständnisse entstehen. So müsste etwa nach den Rechtschreib­regeln das Wort Gaschromato­graphie nach dem 'sch' getrennt werden», erläuterte Bernabei. «Und das ist ja wohl Unsinn.»

Nach den rechtschreibregeln muss natürlich gas-chromatographie getrennt werden. Dass der bindestrich u. u. eine falsche trennung verhindern kann, ist keine so sensationelle erkenntnis.

: Schwer erträgliche Unsinnigkeit. In alter Rechtschreibung: das orthographische Konzept der Deutschen Akademie. Süddeutsche Zeitung, , s. 15, Feuilleton (1135 wörter)
Für die Rechtschreibreform hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, seit sie sich – spät genug – zu Wort meldete, nur schärfste Verachtung übrig gehabt […]. Die Akademie wußte auch, was zur Lösung der mutwillig heraufbeschworenen Rechtschreibkrise zu tun wäre: die bisherige Rechtschreibung beibehalten und lediglich einige Haarspaltereien des Duden „auskämmen“. Um so überraschter war die Fachwelt, als die Akademie im Jahre 1999, offenbar unter dem Einfluß ihres „frisch gebackenen“ Mitglieds Peter Eisenberg, mit einem Kompromißvorschlag hervortrat, der die verachtete Neuregelung als Grundlage einer Reform der Reform akzeptierte. […] Der Kompromißvorschlag deckt wesentliche Fehler der amtlichen Neuregelung schonungslos auf; das ist verdienstvoll, wenn es auch etwas spät kommt. Inhaltlich kann er jedoch nicht überzeugen, und als Strategie ist das Herumdoktern an einem von „Deppen“ (so der damalige Präsident Christian Meier) hervorgebrachten Pfusch von Grund auf verfehlt.
: Lieber ein Bindestrich. Sprachforscher: Lesbarkeit wird verbessert. Salzburger Nachrichten, , Kultur
Für eine Ausweitung der Bindestrich-Schreibweise hat sich der Darmstädter Sprachforscher Dante Bernabei ausgesprochen.

27. 3. 2003

: Sprachwissenschaftler: Vieles besser lesbar dank Bindestrich. , , Yahoo-Schlagzeilen
Der Sprachwissenschaftler hat rund 3000 Begriffe gesammelt und in seinem soeben veröffentlichten Buch «Der Bindestrich» in 15 Kategorien geordnet. «Dabei fordere ich jedoch keine neue Regeln für die Benutzung des Bindestrichs», sagte Bernabei. «Das hätte nach den Diskussionen um die Rechtschreibreform auch wenig Erfolg.»

25. 3. 2003

: C-Dur schmeckt nach Seife. Farben hören, Töne sehen, Formen schmecken: Synästhesieforscher treffen sich zum ersten weltweiten Fachkongress. Süddeutsche Zeitung, , 59. jg., nr. 70, s. V2/11, Wissenschaft
Ansonsten aber werden die Synästhesien nur selten als unangenehm empfunden, sondern von den meisten Betroffenen als hilfreich und amüsant. Zum Beispiel von jener Synästhetikerin, die über die Rechtschreibreform begeistert war. Nun gebe es viel weniger schwarzgraue „ß“, sagte sie. Liebend gern schreibe sie stattdessen zwei sonnengelbe „s“.

24. 3. 2003

: Wir wissen immerfort Bescheid. Auf der Leipziger Buchmesse: Moralische Überlegenheit, die nicht diskutiert, und Literatur, die keinen Frieden macht. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 70, s. 43, Feuilleton
Bezeichnend, daß die Publikation mit dem größten Aufmerksamkeitswert wohl kaum jemand wirklich ganz durchlesen dürfte: Die deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat, wie bereits berichtet, einen bedenkenswerten Kompromißvorschlag zur Rechtschreibreform vorgestellt.
: Sag es mit Post-its. Berliner Szenen. taz Berlin, , nr. 7012, s. 25, Kolumne
Jetzt muss alles raus, raus, raus, an die Luft und in die Sonne: Vögel, Menschen, […] Waschmaschinen. Ja, auch die, und fast wäre ich […] in eine alte Bauknecht gelaufen, die in der Mariannenstraße im Mittagslicht glänzt […]. Ich […] sehe an der Rückseite den netten, gelben Post-it-Zettel, darauf die schnörkelige Handschrift […]: "Ich finde es ätzend, wenn ihr eure kaputten Waschmaschinen und Fernsehgeräte einfach in den Hof stellt. […] Habt ihr denn gar keinen Sinn für Schönheit und Ästetik [neue Rechtschreibung?]!"

Ganz neue rechtschreibung gemäss BVR.

: Totgelaufen oder tot gelaufen? Worüber Linguisten am liebsten streiten: Fragen zum Rechtschreibkompromiss der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung. Die Welt, , nr. 59, s. 27, Kultur
Autor ist der Potsdamer Linguist Peter Eisenberg […]. Der Potsdamer ist sich also im Grundsatz treu geblieben — aber ob er diesmal mit seinen Vorschlägen Gehör findet oder sich endgültig zwischen alle Stühle setzt, bleibt abzuwarten. Denn natürlich vergrätzt er nicht nur die Mannheimer Kommission, sondern auch die Gegner der Rechtschreibreform, weil er sich auf eine Fülle von Neuregelungen einlässt (ohne von ihnen überzeugt zu sein). […] Das große Manko der "Reform der Reform" ist es, dass sie auf halbem Wege stehen bleibt und nun ihrerseits uneinsehbare neue Unterscheidungen dekretiert, die die "Liberalität" sofort wieder in Frage stellen.

22. 3. 2003

: Ein Friedensangebot. Deutsche Akademie präsentiert Kompromiss zur Rechtschreibung. Neue Zürcher Zeitung, , 224. jg., nr. 68, s. 62, Feuilleton (306 wörter)
Es ist absehbar, dass die Akademie mit ihrem Kompromiss zwischen den Stühlen sitzt. […] Warum nicht gleich zurück zur alten Schreibung? Das war auch die Frage gestern. […] Die Frage sei, mit welchen Revisionen man «durchkommt».
: Politologische Plaudereien. Alfred Grossers Notizen zu Deutschland. Neue Zürcher Zeitung, , s. 89, Politische Literatur, Buchkritik
Grosser muss und will offensichtlich auf alles und jedes zu sprechen kommen: auf die Einstellung zum Kinderkriegen und die Rechtschreibreform, die Scharping-Affäre, die Hauptaufgaben des Bundesverfassungsgerichtes, die Stammzellen- und die Euthanasiedebatte, die Integrationsprobleme, die Bundeswehr, die Korruption, die Kirchen und die Walser-Bubis-Kontroverse, […].
: Kompromiß? Kompromiss. Rechtschreibreform: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung legt auf Leipziger Buchmesse Vorschlag zur Güte vor. Darmstädter Echo, , Kultur (646 wörter)
Die in Darmstadt beheimatete Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat am Freitag auf der Leipziger Buchmesse die schon mehrfach angekündigten Wortlisten vorgelegt, mit denen sie ihren Kompromissvorschlag zur Reform der deutschen Rechtschreibung aus dem Jahre 1999 konkretisiert, den sie im Wesentlichen wiederholt. […] Welche Chancen hat der Vorschlag der Akademie, der im Ton wesentlich moderater als der Vorschlag von 1999 gehalten ist – die Reform als solche wird nicht mehr mit Anführungszeichen versehen –, bei der Kultusministerkonferenz berücksichtigt zu werden? Die Fachleute nehmen Eisenberg und seine Vorschläge ernst. Aber selbst die Verbesserungsvorschläge der „Zwischenstaatlichen Kommission“ selbst wurden 1998 von der Kultusministerkonferenz nicht berücksichtigt. Außerdem sitzen in der Kommission nicht nur Leute, die auf mehr Toleranz gegenüber dem bisherigen Schreibusus drängen, sondern auch Verfechter einer noch entschiedeneren Reform.
: Reform der Reform. Vorschlag für einheitliche Rechtschreibung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 69, s. 37, Feuilleton (114 wörter)
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat auf der Leipziger Buchmesse einen Kompromißvorschlag zur Reform der Rechtschreibreform vorgestellt.
: Bald Frieden an der Rechtschreib-Front? Buchmesse; die Akademie macht einen Vorschlag; in Leipzig herrscht Hochbetrieb und wenig Kriegs-Missstimmung. Neue Ruhr/Rhein Zeitung, ()
Aus dem babylonischen Durcheinander soll der kluge Vorschlag der Akademie heraushelfen, der eigentlich "Kompromiss" überschrieben sein müsste. […] Möge dieser Vorschlag bis 2005 eine friedensstiftende Wirkung bei Reform-Gegnern wie -Befürwortern entfalten.
: Nächster Halt: Dichterkuscheln — Es ist Krieg — Leipzig liest und der Betrieb diskutiert über Literaturvermarktung: Impressionen von der Buchmesse. Rheinpfalz, , Kultur (828 wörter)
Wenn gestern der Krieg begonnen hätte, so die Beschlusslage bei der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, hätte es gestern wichtigeres gegeben, als die eigene Position zur Rechtschreibreform der Presse vorzustellen. Aber so.

21. 3. 2003

Kreuzwort. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 68, s. 8, Deutschland und die Welt
Senkrecht: […] 25 Ist es auch, wie die Rechtschreibreform mit dem Bundespräsidenten umspringt.
: Zehetmair hatte recht. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 68, s. 9, Briefe an die Herausgeber
Zehetmair gilt als einer der Hauptschuldigen an dem Tohuwabohu, das die Reform in den deutschsprachigen Ländern angerichtet hat. […] Noch nie in der Geschichte unserer Republik hatten Kulturpolitiker eine Fehlentscheidung von solcher Tragweite zu verantworten.
: Leipziger Buchmesse startete mit Besucherrekord. , , Yahoo-Schlagzeilen
Verleger Klaus Wagenbach beklagte zudem die Orientierung großer Verlage auf hohe Auflagen und damit die Verdrängung des Neuen in der Literatur. […] «Dabei tritt das Neue eher auf sehr leisen Sohlen auf», mahnte er. «Eine Gesellschaft gibt sich auf, wenn sie die Verlage im Stich lässt, in denen das Neue erscheint.» Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung stellte unter­dessen einen Kompromiss­vorschlag zur Reform der Rechtschreibreform vor.

20. 3. 2003

: Friede im Rechtschreib-Streit? Ein Kompromissvorschlag der Akademie für Sprache und Dichtung. Die Rheinpfalz, , Kultur
Der neue Kompromissvorschlag der Akademie, über den auch bei der gestern eröffneten Leipziger Buchmesse verhandelt werden soll, überrascht dagegen durch den gedämpften Ton, in dem hier die vormals Empörten eine "allseits annehmbare Lösung" offerieren. Noch auf der vergangenen Herbsttagung der Akademie hatte deren Präsident Christian Meier mit der heroischen "Kampf"-Bereitschaft des selbst ernannten Sprachpflegers geprahlt, als gelte es, einen orthographischen Bürgerkrieg gegen die Neuregelung zu entfesseln.

15. 3. 2003

: Heisse Tipps für coole Volontäre. Sprachglosse. Zofinger Tagblatt, , Region aktuell
Seit der Rechtschreibreform verfährt fast jede Zeitung nach ihren eigenen Orthographie- und Grammatikregeln, und da eröffnet sich ein weites Feld zwischen Willkür und Nonsens. Bahn brechend wirkte hier zu Lande von allem Anfang an der Tages-Anzeiger, während man bei der NZZ beschloss, nicht jeden Unfug mitzumachen. Da ohnehin kaum jemand alle neuen Regeln beherrscht, braucht sich auch der Volontär in Entenhausen nicht darum zu kümmern. Dies gilt vor allem für die veränderten Richtlinien zur Zusammen- und Getrenntschreibung. Fast täglich begegnen uns Rappen spaltende Eidgenossen, Not leidende Bergbauern oder untergetauchte Asyl Suchende, ohne dass sich jemand daran stösst.
: Kleinigkeiten. Ostfriesen-Zeitung, , Stadt und Landkreis Leer
Mehr mit dem S sollte sich aber auf jeden Fall der FDP-Kreisverband Leer beschäftigen. Der schreibt in einer Presse­mitteilung von der Silbernen Theodor-Heuß-Medaille. Heuß? Liest sich irgendwie komisch. Kein Wunder, der Urvater aller deutschen Liberalen schreibt sich nämlich mit Doppel-S: Theodor Heuss. Oder ist die Kreis-FDP Mitglied der Initiative „Rettet das ß vor der Rechtschreib­reform“?
: Die Lernregion. Neue Verbandspädagogik. Stuttgarter Zeitung, , Region Stuttgart
Regional­bewusstsein, wir wissen es aus leidvoller Polit­erfahrung, lässt sich bei so manchem Dick­schädel nur schwer ins Hirn hämmern. Ähnlich wie die neue Rechtschreibung, Mathe oder lästige Latein­vokabeln.

14. 3. 2003

: Vergessenes Werk, bleibende Wirkung. Zum 200. Todestag von Friedrich Gottlieb Klopstock. Neue Zürcher Zeitung, , 224. jg., nr. 61, s. 57, Feuilleton
«Fom Handel und Wandel ferstehet ir auch nichz», warf er — auch in der Orthographie ein eigensinniger Neuerer — seinen Kollegen vor.
: Kommentar: "b" oder "p"? Rheinpfalz, , Pirmasens
Eigentlich glaube ich ja dem Duden, Zweifel bekomme ich immer, wenn ich den "Albtraum" sehe. Nach der Rechtschreib­reform bin ich völlig verunsichert.

13. 3. 2003

: Austritt aus dem Verein. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 61, s. 44, Frankfurt
Die Gesellschaft, die die Halunkerei der Rechtschreibreform zu verantworten hat, ist im Kuratorium einer Akademie für Sprache und Dichtung vertreten! […] Man könnte daran denken, daß die Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung beschließt, um die Kultusministerkonferenz und womöglich andere staatliche Mitglieder, die die geistige Bewegungsfreiheit einengen könnten, aus dem Kuratorium zu entfernen. So etwas wird natürlich nicht gelingen. Dafür gibt es ja Akademiepräsidenten und Generalsekretäre, daß solche Ungeheuerlichkeiten gar nicht erst auf die Tagesordnung kommen.

12. 3. 2003

: Zehn Jahre lang Wörter verfolgend und von Wörtern verfolgt. Ein Mammutpuzzle aus Deutsch und Italienisch: Zu Besuch bei den Diktionär-Autorinnen Luisa Giacoma und Susanne Kolb. Basler Zeitung, , nr. 60, s. 37, Feuilleton
Und dann kam noch die deutsche Rechtschreibreform hinzu. Für Susanne Kolb war das ein geradezu traumatisches Erlebnis. Privat schreibt sie heute noch nach der alten, «obwohl das vermutlich ein Kampf gegen Windmühlen ist».
: Ein Fremdkörper. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 60, s. 7, Briefe an die Herausgeber
Es ist, als wenn die bunten Bilder aus der Zeitung fallen; sie sind ein Fremdkörper. […] Bleibt nur die Hoffnung, daß die F.A.Z. sich noch besinnt und die Kraft aufbringt, die sie schon einmal anläßlich der Umstellung auf die reformierte Rechtschreibung bewiesen hatte.

11. 3. 2003

: Bei Regen ohne Schutz auf der Straße. Situation junger Deutschrussen in Erfttal ist deprimierend. Neuss-Grevenbroicher Zeitung,
Deutsch sprechen und verstehen haben sie schnell gelernt, beim Schreiben in der neuen Schrift mit den zahllosen Regeln tun sie sich schwer […]. Viele Bewerbungen hat Roman schon verschickt, um endlich einen Ausbildungsplatz als KFZ-Mechaniker zu bekommen. […] "In Mathe war ich sehr gut, aber bei der Rechtschreibung bin ich durchgefallen", ärgert er sich, "obwohl man als Mechaniker vor allem Mathe braucht."
: Akademie will Reform der Reform. Berliner Morgenpost, , Kultur
: Sprach-Akademie will Reform. Die Welt, , nr. 59, s. 27, Feuilleton
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt will auf der Leipziger Buchmesse am 21. März einen "Kompromissvorschlag" samt Wörterliste vorstellen.
: Rechtschreibreform. Wörterliste wird vorgelegt. Südwest Presse,
Man solle versuchen, wieder zu einer einheitlichen Schreibung zu gelangen. Einfach zum "Status quo ante" zurückzukehren, scheine unmöglich.
: Neue Rechtschreibung: Suche nach dem Kompromiss. Kölner Stadt-Anzeiger,
Deshalb müsste der Kompromiss alles übernehmen, "was an der neuen Schreibung sinnvoll oder ohne nennenswerten Schaden hinnehmbar ist". Zum anderen müssten dort, wo die neuen Regeln "gravierende Mängel" aufwiesen, "neue, bessere Lösungen" vorgesehen werden. Einzelheiten dazu sollen in Leipzig vorgestellt werden.

8. 3. 2003

: Im Spannungsfeld von Macht und Geist. Walter Jens ist ein liberaler Moralist und unbequemer Mahner; heute wird er 80 Jahre alt. Ostsee-Zeitung, , Kultur/Medien
Manche rümpften über seine „Generalkompetenz“ die Nase, wenn sich Jens sowohl für den Protest gegen die Raketen in Mutlangen […] als auch für die Fußball-Weltmeisterschaft, die Rechtschreibreform oder das Holocaust-Mahnmal zuständig fühlte.
: Roll over Mozart. Sprachspaltereien. Die Presse, , nr. 16.517, s. IX, Spectrum, Architektur und Design
Das Mozart-Requiem zu hören ist relativ einfach. Aber wie schreibt man es richtig? "Mozart's Requiem" — so war es jüngst auf einem Plakat angekündigt. Warum der Apostroph? Die Suche im Internet bringt weitere Schreibmöglichkeiten zu Tage: "Mozart Requiem"; "Mozart — Requiem"; "Mozart-Requiem"; "Mozart: Requiem"; "Mozart, Requiem".

7. 3. 2003

: "Vom Frieden kommt alles, vom Krieg nichts." Am Samstag feiert Walter Jens seinen 80. Geburtstag. Stuttgarter Nachrichten, , Kultur
Der Ehrenpräsident der Berliner Akademie der Künste hat sich nie im Elfenbeinturm versteckt. So protestierte der "vielleicht letzte Bildungsbürger" ("Süddeutsche Zeitung") gegen die Rechtschreibreform und machte sich für eine asylsuchende kurdische Familie stark.
: Danke für die neue Rechtschreibung (I). Die Presse, , nr. 16.516, s. 24, Leserbriefe
Auch im Namen meines neunjährigen Sohnes (dessen Deutschaufgaben ich kontrollieren muss) danke ich für die Umstellung.
: Danke für die neue Rechtschreibung (II). Die Presse, , nr. 16.516, s. 24, Leserbriefe
Ich finde es eine gute und richtige Entscheidung, dass „Die Presse" auf die neue Rechtschreibung umgestiegen ist. Allerdings sollten Ihrem Blatt doch die Rechtschreibregeln bekannt sein. Denn in der Ausgabe von Montag war auf der Titelseite gleich dreimal fälschlicherweise „grosse" statt „große" zu lesen.

6. 3. 2003

: Wer Nachhilfe braucht, soll den Primus nicht belehren. Edelstoff Geist: Hans Zehetmair, bayerischer Kunstminister, vor dem Ende einer langen Amtszeit. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 55, s. 42, Feuilleton
"Viel Wirbel machen" — Zehetmair war immer für einen Aufreger gut, aber er versteht es auch, Aufregung produktiv zu machen. Die Liste der Feldsteine, die er dem politischen Gegner in den Vorgarten warf, ist lang. […] In der unendlichen Geschichte der Rechtschreibreform fuhr er Slalom […]. Wenn er etwas bereut, dann seine Haltung in der Rechtschreibreform. Flapsigkeiten von einst — es sei ihm "wurst, wieman ,Ketchup' schreibe, er möge es ohnehin nicht" — können heute nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Reform ihr Ziel verfehlte. Aber "Schwarzer Peter" hin, "Heiliger Vater" her, die tiefste Dimension hat für Zehetmair das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1996, Kreuze in Schulen dürften nicht vorgeschrieben werden.
: Wechstaben verbuchselt. Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung,
Nicht erst seit Rechtschreibreform und Pisa-Debakel wissen wir um die Tücken der deutschen Orthographie; und wenn im hektischen Redaktionsalltag die Wechstaben verbuchselt werden, ist die Rechtschreibprüfung Gold wert.

5. 3. 2003

: Ungeliebte neue Rechtschreibung (I). Die Presse, , nr. 16.514, s. 16, Leserbriefe
Auch empfinde ich das sang- und klanglose Revidieren des noch vor einiger Zeit hochgehaltenen „Pathos" der Nicht-Berücksichtigung der sogenannten „Rechtschreibreform" als eine Art ideologischen Ausverkauf all jener Leser, die der konsequenten, wenn auch konservativen Linie der Aufrechterhaltung der alten Rechtschreibnormen Gefallen und auch eine gewisse Identität abgewinnen konnten.
: Ungeliebte neue Rechtschreibung (II). Die Presse, , nr. 16.514, s. 16, Leserbriefe
Und dazu noch, quasi schleichend, ja doch, die neue, katastrophale Rechtschreibung, feige dem Trend der anderen folgend.

4. 3. 2003

: Was lesern auffällt: Rosi Ross gab's schon einmal. Rheinpfalz, , Zweibrücken
Da damals von der Rechtschreib-Reform noch längst nicht die Rede war, durfte sich das Journal-Maskottchen "Rosi Roß" noch mit scharfem "ß" schreiben (was auf "Stuß" und "Schluß" natürlich ebenfalls zutraf).
: Kunst am Kreisel erst nach der Kommunalwahl. Rheinpfalz-Geheimreport enthüllt: Ein Monument für die künftige Stadtspitze; Stölzel und Lambrecht neue Beigeordnete. Rheinpfalz, , Bad Dürkheim
Partei- und Fraktionschef Reinhard Stölzel übernimmt das Landwirtschafts- und Weinbau-Ressort sowie den Wurstmarkt-Ausschuss. Ein Geheimpapier […] sieht vor, den Anteil der Barrique-Weine an Wurstmarkt mittelfristig auf 95 Prozent zu schrauben und daneben lediglich einen trockenen Riesling pro Stand und Zelt im QbA- oder Kabinettformat als Reparaturwein zuzulassen. Um den Absatz anzukurbeln, bedient man sich eines einfachen, aber raffinierten Tricks anhand der Rechtschreib-Reform: In Werbetexten des städtischen Presseamts werden Wurstmarkt-Besucher ab sofort animiert, den Wein in Massen (statt in Maßen) zu trinken.
neu : Eselsohren inbegriffen. Keine Rechtschreibreform, kein Euro: Schulbücher werden immer älter – worunter neben Schülern auch Autoren und Verlage leiden. Süddeutsche Zeitung, , s. V2/12, Schule und Hochschule
Immer zögerlicher werden an deutschen Schulen neue Unterrichts­werke angeschafft. In den ver­gangenen zehn Jahren schrumpf­ten die staatlichen Ausgaben für Schulbücher von rund 400 Millionen Euro auf 275 Millionen Euro. Ein finanzieller Ader­lass mit drastischen Folgen. Bis Lehrbücher aus­gewechselt werden, vergehen oft zehn Jahre und länger. Gedicht­sammlungen in alter Recht­schreibung, Esels­ohren in­begriffen; Atlanten, in denen die Mauer noch steht; Mathematik­werke, die munter in Mark und Pfennig statt Euro und Cent rechnen – auch im Jahre Zwei nach Pisa werden Deutsch­lands Schüler mit oft völlig veralteten Ler­nmitteln unter­richtet.
Der Norden wird schwarz. Die CDU ist in den Küstenländern auf dem Weg zur stärksten politischen Kraft; Wähler strafen die Sozialdemokraten ab. Die Welt, , Deutschland
Der Protest gegen die Bundesregierung und das Gefühl einer erfolg­reichen Regeneration der Bundestags­opposition hat sich diesmal bei der Kommunalwahl freilich besonders stark nieder­geschlagen, denn die Landes-CDU verfügt noch nicht über eine wirklich konsolidierte Führung. Das verkannte, komplizierte Land Schleswig-Holstein war für ein solches Signal prädestiniert. Einerseits jahrhundertelang dänisch und deshalb bis fast zur Xenophobie heimatverwurzelt, war und ist es zugleich im weitesten Sinne aufsässig — Dithmarscher Bauern­freiheit, Aufstand gegen die dänische Herrschaft 1848, Kieler Matrosenaufstand, zuletzt der Volksentscheid gegen die Rechtschreib­reform.
: Volles Lob für neues Design (I). Die Presse, , nr. 16.513, s. 16, Leserbriefe
Wir haben ja in Österreich schon lange die neue Form der Rechtschreibung — warum also soll eine moderne Zeitung sie nicht auch einsetzen? Viel ärgerlicher wäre die Mischung von alt und neu, was aber leider immer wieder vorkommt.
: Volles Lob für neues Design (II). Die Presse, , nr. 16.513, s. 16, Leserbriefe
Und die neue deutsche Rechtschreibung war überfällig!
: Volles Lob für neues Design (III). Die Presse, , nr. 16.513, s. 16, Leserbriefe
Auch dass die längst fällige Umstellung auf die neue Rechtschreibung endlich erfolgt ist, finde ich lobenswert. Was bringt denn ein etwas provinziell anmutendes Festhalten an der alten Rechtschreibung auf die Dauer?
: Volles Lob für neues Design (IV). Die Presse, , nr. 16.513, s. 16, Leserbriefe
Die sogenannte neue Rechtschreibung stört nicht, denn es geht ja um den transportierten Inhalt (der Worte).
: Sonst eigentlich ganz nett. Blattsalat. Der Standard,
Man wird ja bald sehen, wie weit der Linksruck bei der "Presse" geht. An einem solchen haben sich deren Leser bisher nicht gestoßen, aber der Relaunch stößt vielen von ihnen doch saurer auf, als man es nach der Lektüre der Leserbriefe in der Wochenend­nummer vermuten sollte. Wie dort ausschließlich überschwängliche Preiser der Blatt-, wenn auch nicht immer der Rechtschreib­reform zu Wort kamen, das grenzte an Gleichschaltung.

3. 3. 2003

neu : Türkenfreundliches Deutsch. Sinasi Dikmen schlüpft in verschiedene Rollen. Süddeutsche Zeitung, SZ-Landkreisausgaben, , s. R5, Ebersberg, Feuilleton
Die Themen des Abends lagen irgendwo zwischen dem Libero­sysstem im Fußball und dem Kommunismus, zwischen Sex­spielchen der Deutschen und der Rechtschreib­reform. „Bin kleih zürük“, hatte der Änderungs­schneider Achmet zum Beispiel auf ein Schild geschrieben und dann dem Publikum erklärt, dass die deutsche Sprache seit der Reform viel türken­freundlicher geworden sei.

1. 3. 2003

neu : Walter Porstmann an Wilhelm Ostwald (1920). Süddeutsche Zeitung, , Feuilleton
hochgeehrter herr geheimrat […] Auf den ersten Blick wirkt dieser Brief belanglos. Nichts­destoweniger spiegelt er eine äußerst wirkungs­mächtige Entwicklung, eine Entscheidung, deren Konsequenz bis heute die Schreibgrundlage aller Briefe bestimmt. […] Es geht um die Form, allerdings nicht im Sinn von „formal korrekt“, wogegen schon getilgte Kommas oder die durchgängige Klein­schreibung sprechen, die sich Walter Porstmann aus Gründen einer recht sonderbaren Schreib­effizienz angeeignet hat. Dieser Brief erweist sich vielmehr durch sein Format, also die Abmessungen des Papier­blatts, als Vorbote eines Triumphs, der sich Ende 1920 ab­zuzeichnen beginnt.
: Eine Ermunterung. "Die Presse" intern. Die Presse, , nr. 16.511, s. 2, Themen des Tages (345 wörter)
Keine Frage, dass die neue Rechtschreibung sehr viele ärgert. Bis heute ist ja die Weisheit der deutsch­sprachigen Unterrichts­minister rätselhaft, welchen kulturellen Fortschritt sie darin sehen, wenn es statt "daß" und "heiß" künftig "dass", aber weiter "heiß" heißt. Und der Zorn auf Elisabeth Gehrer, ihre sozial­demokratischen Vorgänger und vor allem die büro­kratischen Täter im Dunkeln bleibt unvermindert. Zugleich kann und darf eine Zeitung aber nicht ignorieren, wenn junge Leser von der Schule auf neue Regeln hingetrimmt worden sind.
: Trauer um Verlust der alten Rechtschreibung (I). Die Presse, , nr. 16.511, s. 20, Leserbriefe
Mit der Einführung der neuen Rechtschreibung hat „Die Presse“ an Stil und Niveau verloren […].
: Trauer um Verlust der alten Rechtschreibung (II). Die Presse, , nr. 16.511, s. 20, Leserbriefe
Mit dieser Ausgabe fällt in Österreich die letzte Bastion einer Rechtschreibung, die immer noch von mehr Leuten angewendet wird, als viele glauben.
: Trauer um Verlust der alten Rechtschreibung (III). Die Presse, , nr. 16.511, s. 20, Leserbriefe
[…] nur: die neue Rechtschreibung — musste die sein? Ihr wart das letzte Bollwerk dagegen — schade!

3. 2003

: Wo wohnt das gute Deutsch? Der Sprachdienst, , 47. jg., nr. 2, s. 81f
In seinem am 18. November 2002 in der Casa di Goethe gehaltenen Vortrag über Sprachnorm und Sprach­veränderung im gegenwärtigen Deutsch beleuchtete Peter Eisenberg die Gründe für abweichendes Sprach­verhalten und Veränderungen in Grammatik und Wortschatz […]. In der anschließenden lebhaften Diskussion, bei der auch andere Themen wie die umstrittene Rechtschreibreform oder die Bedeutung von Deutsch als Wissenschafts­sprache angeschnitten wurden, stellte Eisenberg fest, dass Lehn­übersetzungen aus dem Englischen wie »das macht Sinn« der allgemeinen Tendenz der Stärkung transitiver Verben entgegen­kommen und daher immer häufiger werden.