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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 11.–12. 2003
nachgeführt , 2020-05-20
ortografie.ch ersetzt sprache.org ortografie.ch ersetzt in zukunft sprache.org

Aus presse und internet

30. 12. 2003

: Die Metaphysik des Pudels. Peter Sagers Hommage an Oxford und Cambridge. Neue Zürcher Zeitung, , 224. jg., nr. 302, s. 41, Feuilleton
Eine Randbemerkung noch zur Lektoratspraktik des Verlags und wohl auch zur umstrittenen deutschen Rechtschreib­reform: Warum man «Kricket» und «Klubs» schreibt, aber «Colleges» beibehält, ist rätselhaft, zumal man überrascht wäre, wenn sich britische Verlage auf «Carpfen» oder «Cönig» kaprizieren würden. Schliesslich ist es nicht die originale Schreibweise dieser Wörter, die beide für kontinentaleuropäische Geister undurchdringlich macht, sondern das enigmatische (oft ungeschriebene) Regelwerk der mit ihnen verbundenen Ausprägungen britischer Lebensart.

29. 12. 2003

: Anglizismen und die deutsche Sprache III. Neue Zürcher Zeitung, , 224. jg., nr. 301, s. 22, Briefe an die NZZ (73 wörter)
1892 haben die kantonalen Erziehungsdirektoren zusammen mit Bundesbehörden entschieden, dass in den Volksschulen eine bestimmte (die Duden'sche) Rechtschreibung gelehrt wird. 1996 ist dasselbe passiert. Die Rechtschreibung von 1892 war nicht vollkommen, und die von 1996 ist es auch nicht (der 1924 gegründete Bund für vereinfachte Rechtschreibung wüsste eine bessere); aber weder 1892 noch 1996 gab es eine grosse Aufregung, und das nächste Mal wird es bestimmt auch keine geben.

originalfassung.

28. 12. 2003

: Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung gestört. Bis heute weigern sich die Elite-Schriftsteller vehement, das neue Regelwerk anzuerkennen. stern.de, , Campus & Karriere, Schule (597 wörter)
Günter Grass wird niemals "Kuss", "lieb haben" oder "Schlussstrich" schreiben. Wenn sich jedoch ein Schüler an der Orthografie des Literatur-Nobelpreisträgers orientiert, greift sein Lehrer zum Rotstift. Die am 1. Dezember 1995 beschlossene und zum 1. August 1998 in Kraft gesetzte Rechtschreib­reform hat dazu geführt, dass es keine einheitliche deutsche Schrift­sprache mehr gibt. Ein Ausweg könnte ein Kompromiss­vorschlag der Akademie für Sprache und Dichtung sein.

Wenn Günter Grass niemals "Kuss" schreiben wird, wird aus dem ausweg wohl auch nichts.

24. 12. 2003

: Keine Basis. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 299, s. 9, Briefe an die Herausgeber (194 wörter)
Die Attacke von acht renommierten Akademien auf die Rechtschreib­reform ist von der großen Mehrheit der Deutschsprechenden mit freudiger Zustimmung begrüßt worden.

Weiss die grosse mehrheit der deutsch sprechenden, wie freudig sie zugestimmt hat? Jetzt bestimmt; die eine hälfte liest die FAZ, die andere hälfte sprache.org.

: Unterhaltsam. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 299, s. 9, Briefe an die Herausgeber (91 wörter)
Die F.A.Z. wird sich meiner und vieler meiner Freunde Treue sicher sein können, wenn Sie geloben, fünf Dinge auch künftig niemals zu tun: Strizz verabschieden; die Fraktur­schrift ganz aufgeben, die neue Recht­schreibung einführen, die Zahl der bunten Bilder vermehren oder […] Bilder auf die Titel­seite drucken […].

23. 12. 2003

: Verenden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 298, s. 7, Briefe an die Herausgeber
In der Ausgabe vom 21. November fordern Sie wörtlich, daß die letzte Rechtschreib­reform rückgängig gemacht werden müßte. Sie haben recht.

18. 12. 2003

… und heute? die tageszeitung, taz Berlin, , nr. 7237, s. 22, Berlin Aktuell
Trotz Rechtschreibreform: Litfaßsäule schreibt sich mit "ß". Schließlich ist sie nach ihrem Erfinder E. A. Th. Litfaß benannt.

11. 12. 2003

: Wer "Strasse" schreibt, versteht die Reform nicht. Westdeutsche Allgemeine Zeitung,
Im Kursraum des Erich-Klausener-Hauses büffeln keine Nachhilfeschüler, sondern Väter und Mütter schulpflichtiger Kinder. […] Die Rechtschreib­reform, seit dem 1. August 1998 in Kraft, ist noch längst nicht im Lebensalltag und vielen Köpfen angekommen. Eltern schulpflichtiger Kinder müssen sich spätestens bei der Hausaufgabenbetreuung eingestehen: Ich weiß nicht, ob das, was mein Kind schreibt, auch richtig ist.

10. 12. 2003

berichtigung. die tageszeitung, , nr. 7230, Kultur (113 wörter)
Die Kommasetzung wurde in der Rechtschreib­reform liberalisiert — unseretwegen, die taz war ja schon immer eher dafür, dass jeder selbst tun und lassen kann, was er will.

8. 12. 2003

: Die Scharfsichtigkeit des Gemüts befördern. Über Anglizismen und den Zustand der deutschen Sprache. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 285, s. 25, Feuilleton (2270 wörter)
Der Staat hat sich in Sachen Sprache so radikal desavouiert, durch die sogenannte Rechtschreib­reform nämlich, wie es nur denkbar ist. Dass die verantwortlichen Damen und Herren sich das Recht angemasst haben (das in Deutsch­land ausser dem NS- Minister Rust nie zuvor ein Minister beansprucht hat), der Sprach­gemeinschaft willkürlich Schreibungen zu diktieren, die noch dazu teilweise im Widerspruch zu elementaren Regeln der deutschen Grammatik und Wortbildung stehen, und dass sich das Bundes­verfassungs­gericht zu ihrem Büttel gemacht hat, ist schlimm. Und die Arroganz der Macht, das obrigkeits­staatliche Gebaren, die geschönten Befunde, Betrug und Diffamierungen, die in dieser Angelegenheit vorherrschen, sind es auch. Auf den Staat wird man also in diesen Dingen nicht rechnen können. Wer aber könnte uns dann helfen? Nur wir selbst, die Gesellschaft.

Wir sind die gesellschaft! Ernsthaft: stellungnahme.

1. 12. 2003

: Die Angst der Deutschen vor sich selbst. die tageszeitung, taz Nord, , nr. 7222, s. 24
Mehr Basisdemokratie in Deutschland — dafür kämpft die Initiative "Mehr Demokratie" seit fünfzehn Jahren. […] In Hamburg und Schleswig-Holstein hingegen werden eifrig Unterschriften gesammelt: In Schleswig-Holstein lehnten die Bürger 1998 in einem Volksentscheid die Rechtschreib­reform ab — ein Jahr später führte sie der Landtag trotzdem ein.

29. 11. 2003

: «Monatshefte» zum Rechtschreibeirrtum. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 278, s. 87, Politische Literatur (303 wörter)
Das «Fehlkonzept Rechtschreibereform» stellen die «Schweizer Monatshefte» ins Zentrum ihrer Novemberausgabe. In einem guten Dutzend Beiträgen äussern sich vor allem Germanisten und Altphilologen, Schriftsteller und andere Praktiker kritisch zur neuen Orthographie und zur Art ihres Zustandekommens. Befürworter erhalten in dem von Stefan Stirnemann mitgestalteten «Dossier» nur marginal Raum.
: Reform im Namen der deutschen Sprache. Berliner Zeitung, , Leserbriefe (78 wörter)
Endlich tritt eine bedeutende Person an die Öffentlichkeit, die im Namen der deutschen Sprache eine Reform der Rechtschreib­reform von 1995 verlangt.
: Verwirrung hier zu Lande. Berliner Zeitung, , Leserbriefe (140 wörter)
Der Duden belehrt mich aber, dass das Wort "hierzulande" nach wie vor existiert […]. Dieser Umstand zeigt: Die Stellungnahme Dieckmanns ist nicht ernst zu nehmen […].

27. 11. 2003

Der oö. Schriftsteller und Uni-Professor Alois Brand­stetter begeht seinen 65er mit einer Lesung am Sonntag bei Wels. Neues Volksblatt, , 135. jg., nr. 275, Kultur
Durch das solcherart gezeichnete, vielschichtige und letztlich doch heimat­verbunden angehauchte Österreich­bild erwarb er sich den Ruf eines konservativen Autors, als der er etwa der Rechtschreib­reform vehement entgegen­trat.
: Acht Präsidenten und die Orthografie. Rheinischer Merkur,
Der Brief der Präsidenten ist mehr als ein Zeitdokument, er ist ein Warnruf. Er spricht aus, was schon jetzt in Gefahr ist und was unwiederbringlich verloren sein wird: die kulturstiftende und einigende Macht der Norm.

24. 11. 2003

: Im Namen unserer Sprache. Friedrich Dieckmann zur Rechtschreibreform. Berliner Zeitung, , Feuilleton (960 wörter)
Im Zentrum der Kritik steht der Eingriff der Reform in spracheigene Wortbildungs­prozesse. Also Regeln der Auseinander­schreibung, die inkonsequent und kompliziert sind; sie bieten nicht die mindeste Erleichterung, verstören aber durch Sinn­verschiebungen das Sprachgefühl. Es fällt mir auch bei der Lektüre der Berliner Zeitung immer wieder störend auf. […] Am 30. Oktober, auf Seite 17, ist von Spektakeln die Rede, die "hier zu Lande" stattfänden. Gemeint ist: hierzulande. "Hier zu Lande" hätte nur einen Sinn, wenn der Gegensatz zu: "hier zu Wasser", also zwischen Meer und Land, betont werden müsste.

stellungnahme.

22. 11. 2003

: Die Rechtschreibgeißel. Die Welt, , s. 8, Forum, Kolumne (644 wörter)
Da die Rechtschreib­reform meinen Lesefluß ständig behindern und mir eine entscheidende Möglichkeit der Nuancierung einfach stehlen will, konnte ich nicht anders, als sie vom ersten Tage an zu hassen. […] Das Deutsche ist die präziseste Sprache, die mir bislang untergekommen ist […]. Die Rechtschreib­reform aber zwingt zu einer Verarmung und Verdummung der Schrift­sprache, die am Ende auch die gesprochene Sprache verarmen und verdummen wird.

21. 11. 2003

: Helden des Rückzugs. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 271, s. 37, Feuilleton (444 wörter)
Acht namhafte deutsche Akademien fordern die Kultus­minister der Länder und andere zuständige staatliche Vertreter im gesamten deutsch­sprachigen Raum in einem Brief auf, endlich die Konsequenzen zu ziehen und "Freimut im Umgang mit der eigenen Entscheidung" zu zeigen. Hinter der eleganten Formulierung verbirgt sich eine unnachgiebige Haltung. […] Die Rechtschreib­reform muß rückgängig gemacht werden. Denn der Zustand, zu dem sie führte, hat sich längst als unhaltbar erwiesen.

20. 11. 2003

sda: Rechtschreibung: Aufruf zur Umkehr. St. Galler Tagblatt, , s. 31 (132 wörter)
Mehrere Kunst- und Wissenschaftsakademien in Deutschland haben zu einer Umkehr bei der Rechtschreib­reform aufgerufen.
: Akademiebrief. Berliner Zeitung, (355 wörter)
Mit dem verwirrenden Regelfetischismus gerät die Einheitlichkeit unserer Orthographie in Gefahr, sagt erläuternd zum Brief der Kultur­philosoph Friedrich Dieckmann, der die Aktion koordinierte. Der nivellierende Eingriff in unsere Schrift­sprache sei auch ein Eingriff in unser Reden, unser Denken, unser gesamtes Geistes­leben.
: Bräutigam hob pädagogischen Zeigefinger. Ostsee-Zeitung, , Rostock
Die Schule habe er nie gescheut, verriet Ronald Maul. […] Kaum zu glauben jedoch, dass der redegewandte Hansa-Mittelfeldspieler Probleme im Fach Deutsch hatte. „Ich habe die Rechtschreib­reform eigenmächtig bereits vor 15 Jahren eingeführt. Meinen Lehrern hat das nicht so gefallen“, erzählte er.

19. 11. 2003

: Reformhaus Deutschland. Spalter. Frankfurter Rundschau, , s. 27, FRPlus Politik
Es gab ja eine konsequent verwirklichte Reform in den vergangenen Jahren: die Rechtschreib­reform. Mit dem Ergebnis, dass Gelehrten­akademien wie auch PEN und Schriftsteller­verband diese Rechtschreib­reform belächeln. Weil es eben keine Reform, sondern Ver­schlimmbesserung ist. Weil sie Sprache ärmer macht, wo sie glaubt zu klären. Drum wenden die meisten Zeitungen sie an, wie sie gemacht wurde: halbherzig. Das aber tut uns weder Leid noch leid, weil wir sie weder Ernst noch ernst und schon gar nicht ernstnehmen können.
Neue Attacke gegen die Rechtschreibreform. Spiegel Online, , Kultur (416 wörter)
Mehrere Kunst- und Wissenschaftsakademien, darunter die Berliner Akademie der Künste, haben in einem Brief an die Kultus­minister der Länder eine kritische Betrachtung der 1998 vollzogenen Rechtschreib­reform gefordert. Nach fünf Jahren Praxis seien viele der erhofften Vereinfachungen ausgeblieben. […] Die am 1. Dezember 1995 beschlossene und am 1. August 1998 in Kraft gesetzte Rechtschreib­reform habe schwer­wiegende Eingriffe in die deutsche Schrift­sprache vollzogen, hieß es in dem Brief.

11. 11. 2003

: Schilda oder Pisa? Kölnische Rundschau, , Rheinberg
Seit einem Monat steht sie nun schon auf dem Wipperfürther Marktplatz, die Engelbertus­säule […]. Und die ganze Zeit ist noch niemandem aufgefallen, dass die Inschrift an der Säule zwei dicke Rechtschreibfehler enthält. „...nach dem Tot seines Bruders...“ steht da tatsächlich in Stein gemeißelt […]. Oder hat der Steinmetz nur vorsichts­halber die nächste Rechtschreib­reform vorweg­genommen?
: Baden gehen mit Rucola. Thüringer Allgemeine, , Wissenschaft
Seit über 15 Jahren bietet die telefonische Duden-Sprachberatung Hilfe an. […] "1998 waren es etwa 40 pro Tag", sagt Leiterin Anette Auberle. Rund 40 000 Anfragen bearbeiten die 16 Mitarbeiter mittlerweile pro Jahr. […] Rund 90 Prozent der Anrufer haben nach Angaben Auberles Fragen zur neuen Recht­schreibung, die aber insgesamt gut akzeptiert werde. Die größten Probleme bereite die Zusammen- und Getrennt­schreibung. "Aber da wurde auch vorher schon vieles falsch gemacht", betont sie.

4. 11. 2003

: Verwaltete Sprache. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 256, s. 8, Briefe an die Herausgeber (164 wörter)
Die Spur der Gesellschafts­veränderer läßt sich noch weiter zurück­verfolgen, wie Aus­führungen von Karl Korn […] entnommen werden kann: "Immerhin ist es für die Vorgeschichte der Reform­bestrebungen wichtig, zu wissen, daß die extremsten Ein­peitscher einer Veränderung der Schrift […] Leute waren, denen es um nichts Geringeres ging als um den Tod der Tradition. […]"
: Von der Freiheit eines Germanisten. Der Darmstädter Sprachwissenschaftler Rudolf Hoberg empfiehlt, von Luther zu lernen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 256, s. 44, Die Hochschulseite
Zum Beispiel in Sachen Rechtschreib­reform: Das nunmehr mit viel Mühe ins Werk gesetzte "Reförmchen" geht dem Gelehrten längst nicht weit genug. Um das Deutsche auch für Ausländer leichter erlernbar zu machen, plädiert er für die Klein­schreibung der Substantive.

2. 11. 2003

: Ein Klassiker im neuen Gewand. Kölnische Rundschau, , Rheinberg
Als ein modernes Jahrbuch für die bergische Region […] kommt der Rheinisch-Bergische Kalender diesmal daher. Und es ist die erste Ausgabe, die sich an die Richtlinien der Rechtschreib­reform hält. Landrat Norbert Mörs sprach bei der Präsentation von einem „entstaubtes Erscheinungsbild.“

11. 2003

: Wider die Enteignung der Sprache. Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 1, Editorial
Die beste Option ist ein Übungsabbruch in Verbindung mit einer grosszügig bemessenen intertemporalen Toleranz­frist. Wir plädieren darum in dieser Ausgabe für ein Time-out und für einen schrittweisen Ausstieg, und wir möchten darüber eine echte Auseinander­setzung eröffnen.

Oha, das in den letzten zweihundert jahren war nichts, vergessen wir die tonnen von büchern und zeitschriften- und zeitungsartikeln sowie diese megabytes; jetzt wird die echte auseinandersetzung eröffnet. Echt grosse worte. Aber damit die auseinandersetzung nicht zu echt wird, lässt man nur eine seite zum wort kommen.

: Die deutsche Sprachverwirrung. Fehlkonzept Rechtschreibreform. Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 13f., Dossier
Die Unterzeichnung der «Gemeinsamen Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung» (1. Juli 1996) hat amtliche und wirkliche Rechtschreibung gründlich getrennt. […] Die Schule ist der Wirklichkeit verpflichtet.

Die unterzeichnung der «gemeinsamen absichtserklärung zur neuregelung der deutschen rechtschreibung» hat amtliche und wirkliche rechtschreibung einander näher gebracht. Die schule ist der wirklichkeit verpflichtet.

neu : Die Sprachgemeinschaft, nicht die Politik; die Frage der Zuständigkeit. Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 18 bis 20, Dossier (1586 wörter)
Orthographie ist historisch gewachsen. Die von Wissen­schaftern ohne Not und gegen den Sprach­gebrauch konstruier­te Reform ist in­konsistent und wurde von Politikern ohne Sach­kunde über­stürzt eingeführt. Noch ist es nicht zu spät für einen Verzicht.
: Die erfolgreich depolitisierte Rechtschreibreform. Die Diskussion muß wieder politisch werden. Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 24, Dossier (477 wörter)
Die Überbewertung von orthographischer Kompetenz in der Gesellschaft nimmt mit der Neuregelung eher zu — was vermeintlich einfacher geworden ist, muß auch wieder jeder können. […] Die Latte niedriger zu hängen, statt die Sprungkraft zu trainieren, ist keine akzeptable Lösung — weder für den Olympiateilnehmer noch für den Gelegenheitssportler.

Hier hing die redaktionelle latte sehr tief.

: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Reform. Die neuen Regeln: für Zeitungsleser eine Tortur. Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 25, Dossier (483 wörter)
Drei Jahre später sieht die Zeitung keinerlei Anlaß, ihre Entscheidung zu bereuen. Die Situation ist unverändert: Im siebten Jahr nach der Einführung der neuen amtlichen Regeln in den deutschen Schulen ist die Lage chaotisch, wenn nicht gar anarchisch. Aber es ist keine fröhliche, sondern eine trübsinnige Anarchie am Werk.
: Die Reform in Schweden. Wir sind die Sprache! Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 28, Dossier (434 wörter)
Ein fachkundiger Schwede müßte – und viele tun es! – mit Befremden auf ministeriel­le Eingriffe in die freie Entwicklung der Sprache reagieren. Schon der Versuch, die Sprache von oben zu regeln und eine lange Liste von Wörtern zu verbieten (das heisst ihre tat­sächliche Existenz in der Sprache zu verleugnen), müßte ihm als geradezu irr vorkommen.
: Die durchtrennte Ligatur. Über das ß, die Schweiz und die Strategie der Reformer. Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 29f., Dossier (992 wörter)
Mit dem Verzicht auf das ß hat die Schweiz in der Rechtschreibung vor dem Zweiten Weltkrieg einen Sonder­weg gewählt. Gegenüber der fragwürdigen Rechtschreib­reform haben offizielle Stellen leider wenig Widerstands­geist mobilisiert, obwohl über 90 Prozent der Deutsch­schweizer dagegen eingestellt waren.
neu : Es sei denn mit Macht, die keine Argumente kennt. Bemerkungen zu den Äußerungen der Befürworter. Schweizer Monatshefte (), , 83. jg., nr. 11, s. 31 bis 33, Dossier (1438 wörter)
Wie weiter? Erstens: Die Reform­schreibung wird als «vorüber­gehend gleich­berechtigt» an­erkannt, damit keinem, der sie gelehrt bekommen hat, ein gesellschaft­licher Nach­teil ent­steht. Zweitens: Ab der ersten Klasse des neuen Schul­jahres wird wieder die Recht­schreibung unter­richtet, die bis 1998 galt.

Wer soll die schreibungen anerkennen? Die kultus­minis­ter/er­ziehungs­direktoren? Sie sind für die schule zuständig. Es gibt niemanden, der er­wachsenen etwas vor­schreiben oder an­erkennen kann.

: Falsch zugeknöpft. Ein Nachruf auf die Rechtschreibreform. Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 34, Dossier
Das Bemühen um eine «bessere» Rechtschreibung ist als Geistes­übung nützlich, weil es das Sprach­bewußtsein schärft. Schreitet es zur Tat, so stiftet es heillose Verwirrung. Was die Sprach­gemeinschaft sich in Jahr­hunderten erschuf, läßt sich mit einem voluntaristi­schen Akt nicht neu konstruieren. Weisere Kulturen wie die englische oder französi­sche schicken sich darum gelassen in die Schwierig­keiten einer Ortho­graphie, in der Schrift­bild und Lautung viel weiter auseinander­gedriftet sind als im Deutschen.
: Der Höcker der Rechtschreibereform. Schweizer Monatshefte, , 83. jg., nr. 11, s. 3f., zu Gast (1256 wörter)
Orthographie, als begradigte Sprache, kommt einem kulturellen Gedächtnisverlust gleich. Denn die Geschichte, die die Sprache erzählt, verbirgt sich in ihrer Schreibung, und wenn diese eine Differenz zum gesprochenen Laut zu erkennen gibt, ist sie bedeutsam: darin steckt eine Erinnerung.

So ein pech, dass sich die geschichte der sprache ausgerechnet in der schreibung verbirgt. (Die deutschen hören wohl nicht, wie wir biisse und die engländer beit sagen statt beissen — aber sehen können sie es dummerweise auch nicht!) Aber wenn es so wäre: Ist das, was jetzt passiert (bzw. 1996 bzw. in den letzten 20 jahren), keine geschichte? Oder keine genehme geschichte? In zukunft eilen wohl auserwählte historiker auf das schlachtfeld, in das forschungslabor und ins parlament und rufen: «Halt! Was hier geschieht, ist keine geschichte! Dieser krieg, dieses forschungsergebnis, dieser beschluss ist ein unorganischer eingriff. Wir beginnen nochmals dort, wo wir vor zehn jahren waren.»