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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 3. 2006
nachgeführt , 2020-11-28
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Aus presse und internet

31. 3. 2006

: Rechtschreibung Schüler dürfen wieder sitzenbleiben. Blick, , nr. 76, s. A9, BlickAktuell (195 wörter)
Und wieder ändert sich die Rechtschreibung: Es wird ein klein bisschen zurückbuchstabiert. Deutschland hat die Reform reformiert - die Schweiz wird wohl oder übel nachziehen müssen. […] Für «Otto Normalrechtschreiber» ändert das Reformreförmchen wenig.
: Einhellig für korrigierte Fassung. St. Galler Tagblatt, (65 wörter)
Die Rechtschreibreform wird in Deutschland noch mal korrigiert, nun aber endgültig.
: Reformierte Schreibreform abgesegnet. Die Südostschweiz, ausgabe Graubünden, , Kultur (152 wörter)
Den Gegnern der Rechtschreibreform gehen die Korrekturen immer noch nicht weit genug. «Mit diesem angeblichen Kompromiss kann kein Rechtschreibfriede erreicht werden», hiess es am Donnerstag in einer Erklärung des Vereins für deutsche Rechtschreibung. Der Verein plädiert deshalb für eine «Rückkehr ins vertraute und vor allem funktionsfähige Heim der bewährten Schreibweisen» vor 1996.
: Rechtschreibreform gebilligt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 77, s. 1, Politik (174 wörter)
Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache, ein Zusammenschluß von Reformgegnern, äußerte die Sorge, "daß nunmehr die orthographische Spaltung endgültig" Einzug halte.
: Ein Fiasko. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 77, s. 12, Zeitgeschehen (186 wörter)
Für die Politik ging es nur noch darum, ein Projekt durchzuboxen, das irgendwann einmal begonnen wurde - niemand weiß oder versteht heute mehr, warum dies eigentlich geschah.

Wir wissen und verstehen, aber wir sind ja niemand.

: Stolz und Vorurteil. Das Spanische verteidigt sich nach außen und innen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 77, s. 41, Feuilleton
Die Königlich-Spanische Akademie der Sprache, gegründet 1713, unternimmt in den letzten Jahren große Anstren­gungen, jeglichen Anspruch auf Deutungshoheit mit ihren zweiundzwanzig Schwester­akademien in den übrigen spanisch­sprachigen Ländern zu teilen. Mexikos Akademie etwa blickt auf eine hundertdreißig­jährige Tradition zurück. So erschien 1999 eine gemeinsam erstellte, freilich überaus moderate Überarbeitung der spanischen Rechtschreibung, und erst vor wenigen Monaten gaben die Akademien das "Diccionario panhispánico de dudas" heraus, das in Zweifelsfällen als Richtschnur für die korrekte Verständigung in der gesamten spanisch­sprachigen Welt dienen soll.
: Wir schreiben richtig. Die Resolution der Schriftsteller zur Orthographie. Süddeutsche Zeitung, , s. 14, Literatur (314 wörter)
Wir jedenfalls werden unsere Bücher weiter in der Schreibweise drucken lassen, die wir für richtig halten.

Und richtig ist nicht, was irgendwann war, was irgendwann sein wird, was auch noch möglich wäre, sondern das, was wir in der schule gelernt haben.

: Neue Rechtschreibung auf dem Weg. Rüttgers: Künftige Änderungen ohne die Politik; Länder einig bei Staatsreform. Der Tagesspiegel, , Politik
„Das Thema wurde letztmals in diesem Kreis beraten“, kündigte Jürgen Rüttgers, Vorsitzender der Ministerpräsidenten­konferenz und Regierungschef von Nordrhein-Westfalen, an. Der CDU-Politiker hofft, dass für weitere Rechtschreib­änderungen ein Verfahren gefunden werde, an dem die Politik nicht mehr beteiligt sein müsse. […] Er betonte aber, das Ergebnis der Rechtschreib­reform, die nun zum neuen Schuljahr gelte, bringe eine Verbesserung.

Das verfahren wurde schon von Klopstock, Grimm usw. gefunden: schreiben Sie klein!

: Abschied vom deutschen Führerschein, alias Pappe. Die Welt, , nr. 77, s. 2, Deutschland
Es war lange vor der Rechtschreibreform, der Reform der Reform und des Protests der beruflich Schreibenden Anfang dieser Woche gegen die zu geringe Rückführung der reformierten Reform an die ursprüngliche Rechtschreibung. Nein, auch wegen Alkohol am Steuer oder wegen lebensgefährlicher Raserei durch geschlossene Ortschaften […] hat Hochhuth seinen Führerschein nicht verloren, sondern er hat ihn erst gar nicht gemacht.
: Ministerpräsidenten nicken Änderungen an Rechtschreibreform ab. Die Welt, , nr. 77, s. 4, Deutschland
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) forderte die Politik auf, sich in Zukunft aus der Weiter­entwicklung der deutschen Rechtschreibung heraus­zuhalten. Es sei "viel Chaos angerichtet" worden, sagte Wulff gestern in Hannover. Die gesamte Diskussion um die Reform sei "ein einziges Fiasko". […] Die "orthographische Krise" sei trotz des jetzt gefundenen Kompromisses noch nicht überwunden.
: Kopfnoten. Note: 3. Die Welt, , nr. 77, s. 8, Forum (94 wörter)
Wem würde es mit der Rechtschreib­reform nicht gehen wie Kurt Beck? "Ich kann es nicht mehr hören", sagte der rheinland-pfälzische Minister­präsident gestern, bevor er und seine Kollegen die reformierte Reform absegneten.

Ein tipp: politiker, die der politik überdrüssig sind, pflegen zurückzutreten.

30. 3. 2006

: Unfug mitgemacht. Facts, , nr. 13, s. 9, Kontakt (89 wörter)
Das Beste wäre wohl, man würde ab sofort Altes und Neues gleichwertig nebeneinander gelten lassen, und die Schreibenden könnten das ihnen Zusagende wählen.

Wäre? Ist es denn nicht so?

: Umsetzen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 76, s. 21, Briefe an die Herausgeber (143 wörter)
[…] warum bedient er sich dabei zweimal des albernen Modeverbs "umsetzen"? […] Weil die F.A.Z. sich so verdienst­voll gegen die mißglückte Rechtschreib­reform wendet, sollten ihre Autoren sich doch möglichst von solchen Sprach­torheiten fernhalten […].
: Ministerpräsidenten entscheiden über Rechtschreibreform. Die Welt, , nr. 76, s. 2, Deutschland (112 wörter)
Unterdessen kündigte gestern eine Gruppe namhafter Schrift­steller an, ihre Bücher "weiter in der Schreibweise drucken (zu) lassen, die wir für richtig halten". Der Staat gehöre "nicht zu den Instanzen, denen Literatur sich unterwirft."
neu : Wozu Österreich? Die Furche (), , Literatur (548 wörter)
Eine ORF-Interviewserie ist auch in Buchform erhältlich: "Aus­gesprochen öster­reichisch". […] Die ver­schiedenen Frage­steller umkreisten kritisch immer wieder auch den Umgang Österreichs mit seiner Vergangen­heit […]. Solche Fragen förderten aber auch kluge Antworten un­verdächtiger Zeitzeugen zutage: […]. Richard von Weizsäcker, der Österreich zu einem weniger ideologisch aufgeladenen, ge­lasseneren Umgang mit der Neutralität […] rät. (Auch zu weniger Gleich­gültigkeit in der Rechtschreib­reform.)

29. 3. 2006

: Deutsche Schriftsteller halten an der alten Rechtschreibung fest. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 75, s. 2, Politik (636 wörter)
Kurz vor der Entscheidung der Ministerpräsidenten­konferenz über die Vorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung an diesem Donnerstag haben Schriftsteller und Rechts­wissenschaftler sowie die Bayerische Akademie der Schönen Künste an die Minister­präsidenten appelliert, an der bisherigen Rechtschreibung festzuhalten. In einer gemeinsamen Erklärung der Schriftsteller, die von Daniel Kehlmann, Christian Kracht, Feridun Zaimoglu, Judith Hermann, Iris Hanika und anderen unterzeichnet ist, bekräftigen die Dichter, ihre Bücher weiter in der bisherigen Schreibweise drucken zu lassen.
: "Die Sprache kennt keine Kompromisse." Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 75, s. 1, Politik (145 wörter)
Der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Zehetmair (CSU), sagte dieser Zeitung: Wenn die "Printmedien" künftig im Falle mehrerer Möglichkeiten den bewährten Schreibweisen folgten, würden sich diese durchsetzen. Auch die Schulbuchverlage hätten angekündigt, so zu verfahren.

Womit amtlich bestätigt ist: Die verlage machen die rechtschreibung. Dann wäre es aber ehrlicher, gegen sponsoring auf die schulbücher zu schreiben: «Die Rechtschreibung wird Dir präsentiert von der Bild-Zeitung.» (Und auf die chemiebücher: «Die Chemie wird Dir präsentiert von Novartis.» Usw.)

28. 3. 2006

: Ohne staatliche Vorschrift. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 74, s. 22, Briefe an die Herausgeber (274 wörter)
Das Bundesverfassungsgericht hat dem Staat das Recht nicht bestritten, in seinen Einrichtungen Vorschriften zur Schreibung der deutschen Sprache zu erlassen. Er sollte - nicht nur aus wissenschaftlichen, sondern vor allem aus ethischen Gründen - auf dieses Recht verzichten, wenn es in den Bestand der Sprache mit all ihren unwägbaren Einwirkungen auf Gemüt und Weltsicht der Sprecher und Schreiber eingreift.

27. 3. 2006

: Keine halben Sachen mehr. Deutsche Akademie fordert Geld und Hilfe für den Rechtschreib-Rat. Neue Zürcher Zeitung, , 227. jg., nr. 72, s. 24, Feuilleton (377 wörter)
In ihrer jüngsten Erklärung nun fordert die Akademie, die Politik solle dem Rat eine «finanziell und institutionell abgesicherte Arbeitsebene» verschaffen. […] Zur Begründung der Forderung nach Geld und nach einem lexiko­graphischen Apparat wird auf die Wörterliste verwiesen, die seit kurzem vorliegt […]. Nachfragen ergeben, dass die als grosses Desiderat empfundene Wörterliste gar nicht vom Rat erstellt wurde, sondern von den alten Reformkräften: dem Institut für Deutsche Sprache in Mannheim sowie zwei Wörterbuch­verlagen. Noch immer arbeiten im Garten der Orthographie Böcke als Gärtner.

Ebenso im garten des journalismus.

: Orientierungshilfe und Mahnung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 73, s. 9, Briefe an die Herausgeber (348 wörter)
Die vom Rat für deutsche Rechtschreibung empfohlene und von den Kultusministern beschlossene Reform bringt zwar wesentliche Verbesserungen, löst die entscheidenden Probleme aber nur teilweise […]. Um so wichtiger wird es nun, daß die F.A.Z. an der bewährten Rechtschreibung festhält - unabhängig von der Entscheidung der Ministerpräsidenten­konferenz.
: Aus Staatsraison. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 73, s. 9, Briefe an die Herausgeber (224 wörter)
Das Ganze läuft so: Ohne erkennbare Kompetenz­kriterien beruft man zwei Dutzend Menschen in eine Kommission, die dann im vernunftfreien Raum auf dem Hintergrund ihrer welt­anschaulichen und ideologischen Vorprägungen Entscheidungen fällen.
: Es ginge auch ohne die dümmlichen Anglizismen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 73, s. 9, Briefe an die Herausgeber (423 wörter)
Da staunt Leser Professor Wolfgang Enzensberger (F.A.Z. vom 17. März), daß das Fernsehen keine Sondersendung zum Wahnwitz der Rechtschreibreform bringt. Na, weil dem Fernsehen die deutsche Sprache egal ist, wie man jeden Tag dutzendfach hören kann.

24. 3. 2006

: Von Höckern und Marken. CoffeeTalk mit Martin Hicklin. Basler Zeitung, , s. 35, Wissen (283 wörter)
So verschieden CoffeeTalk und ForscherBlick […] sein mögen, eines ist ihnen gemeinsam: Der Höcker in der Mitte. Das T und das B sind das, was im Deutschen Binnenmajuskel oder Binnenversal (böswillig auch Deppenmajuskel) genannt wird, im Englischen CamelCase oder BumbyCaps heisst. Zwar ist die Höckerschreibweise im Deutschen eigentlich verboten, und stamme - so lesen wir bei Wikipedia - aus der Zeit vor der Vereinheitlichung der Rechtschreibung. (In der wir uns möglicherweise wieder befinden.) Doch die Höcker machen eine Wortkombination zur Marke. […] Mode wurde die bucklige Schreibweise letztes Jahrhundert eigentlich bei den Programmierern. Mit CamelCaps konnten sie Begriffe erkennbar getrennt und doch hintereinander schreiben.

23. 3. 2006

Korrekt. Basler Zeitung, , s. 30, Forum (45 wörter)
Wie die baz die neue Rechtschreibung umsetzt; baz 21. 3. 06. Ausgerechnet im Artikel über die neue Rechtschreibung sind die Beispiele zur Getrennt- bzw. Zusammenschreibung fehlerhaft.
: Perfekt, ohne Anfang und Ende. Miller's Studio Ursus & Nadeschkin mit «Weltrekord». Zürichsee Zeitung,
Aber für die, welche diesmal nicht mit dabei sein können, versprechen Ursus & Nadeschkin, im Herbst oder vielleicht auch im Januar wiederzukommen - oder auch wieder zu kommen, denn eine Auseinandersetzung mit den Absurditäten der Rechtschreibereform gehört zu den Höhepunkten ihres Programms.

21. 3. 2006

Rechtschreibreform: Schweiz ausgetrickst. Basler Zeitung, , s. 1, Front (65 wörter)
Die Schweizer Konferenz der Erziehungsdirektoren wurde vom Beschluss der deutschen Kultusminister, die letzte Fassung der Rechtschreibreform gutzuheissen, überrumpelt.
: Zusammenarbeit wurde klein geschrieben. Deutsche Bildungsminister haben ihre Schweizer Kollegen bei der Reform der Rechtschreibreform überrumpelt. Basler Zeitung, , s. 7, Schweiz (941 wörter)
Auch in ihrer Endphase sorgt die deutsche Rechtschreibreform für Aufregung. Unter deutschem Druck eilte es sehr: zwei Dokumente sind vom Rat für deutsche Rechtschreibung noch gar nicht abgesegnet. Drei Teile umfasst das überarbeitete Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung (RdR), das Anfang März ins Internet gestellt wurde: die Regeln, ein umfangreiches Wörterverzeichnis und der Bericht des Rates. […] Die EDK kritisiert, dass sie zur jüngsten Reform der Rechtschreibreform nicht angemessen habe Stellung nehmen können. […] Die Unzufriedenheit ist gross, gerade bei Lehrerinnen und Lehrern. Mit einer Auswahlsendung von Varianten seien die Schüler überfordert, meint auch Beat Zemp, Präsident des Lehrervereins LCH. […] Werner Hauck dagegen sieht die Sache nicht so dramatisch.
: Wie die baz die neue Rechtschreibung umsetzt. Wo das offizielle Regelwerk verschiedene Varianten zulässt, muss der Hausduden der Basler Zeitung eine Entscheidung treffen. Basler Zeitung, , s. 7, Schweiz (529 wörter)
Die baz hat in ihrer Korrekturpraxis die letzten Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung bereits vorweggenommen. Wie die meisten Tageszeitungen in der Schweiz hat die baz 1999 offiziell auf die neue Rechtschreibung umgestellt, gleichzeitig mit den deutschsprachigen Nachrichtenagenturen. Diese trafen bei möglichen Varianten eine Auswahl und bei einigen Punkten folgten sie nicht den neuen Regeln. Die baz hat die meisten dieser Sonderregelungen übernommen, um zeitaufwändige Anpassungen von Agenturtexten zu vermeiden. […] Bei der Zusammen- und Getrenntschreibung entstand ein heilloses Durcheinander. […] Widerstand gab es bei uns in der baz auch bei der Unterscheidung zwischen wörtlicher und übertragener Bedeutung von Begriffen.
: Rechtschreibreform auf Sorbisch. Niederlausitz: Viele zweisprachige Ortsschilder sind seit Februar falsch; schuld ist das „ut“. Der Tagesspiegel, , Brandenburg
Und all’ der Hader um die deutsche Rechtschreibreform hat die Sorben in der Niederlausitz nicht davon abgehalten, nun ebenfalls eine ihrer Ansicht nach längst fällige Sprachkorrektur vorzunehmen. Es geht um das „ut“, einen Vokal, der […] bislang wie ein „o“ geschrieben wurde, obwohl er wie ein zum „ö“ tendierendes „y“ ausgesprochen werde. Nicht-Sorben und Sorbischschüler hatten deshalb bislang erhebliche Probleme, das normale „o“ vom „ut“ zu unterscheiden. Seit Februar muss das „ut“ nun „ó“ geschrieben werden. […] Beschlossen wurde die Reform von der Niedersorbischen Sprachkommission. Ihr lagen noch viele weitere Änderungswünsche vor. Manche wollten eine große Korrektur der Sprache mit der Begründung, die Deutschen hätten ja auch eine umfassende Rechtschreibreform durchgeführt.

18. 3. 2006

: Züri intern. Tages-Anzeiger, , s. 16, Zürich
Bei der neuen deutschen Rechtschreibung ist bald alles möglich. Dass einem dies ziemlich auf den Magen schlagen kann, beweist jetzt ein Verkäufer von Kebab und anderem an der Langstrasse. «Musso Schokolade» auf seinem Menüplakat ist ja noch lustig. Aber bei «Nase Göring» wirds einem doch etwas flaumig.

17. 3. 2006

: Voller Fragen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 65, s. 7, Briefe an die Herausgeber (245 wörter)
Wie kann sich ein Volk seine Sprache von Politikern diktieren lassen? […] Und das Fernsehen bringt nicht einmal eine Sondersendung, wie es sonst bei nationalen Katastrophen üblich ist. Vielleicht erscheinen bald große Todesanzeigen in den Tageszeitungen: Deutsche Rechtschreibung, geboren in der staatlichen Rechtschreibkonferenz 1901, in Berlin - gestorben 2006, nach einer langen Kultusminister-Konferenz-Agonie. Die Rechtschreibung wird zu Grabe getragen.
: Schwachsinn. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 65, s. 7, Briefe an die Herausgeber (85 wörter)
Ich frage mich immer häufiger, wie Ickler, "in welchem Land ich eigentlich lebe" […].

In Deutschland! Wir können nichts dafür.

: Ein "Unrat gegen Rechtschreibung". Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 65, s. 7, Briefe an die Herausgeber(319 wörter)
Die ganze Rechtschreib-Posse läßt hier ein Grundproblem dieser Republik offen zutage treten: die Ent-Demokratisierung und Ent-Professionalisierung in allen Bereichen des politischen Lebens und das Ersetzen des Diskurses mit dem Volk durch simulakrumartige Spektakel. […] Das Volk wird, sozialistischer Utopie folgend, von weisen Fachleuten in eine bessere Sprachzukunft geführt. Der Austritt Icklers demaskiert den Rat aber als reine Mesalliance von Politikern und Lobbyisten. […] Der obig erwähnte Doppel-Trend der Ent-Demokratisierung und Ent- Professionalisierung ist für mich das Endzeit-Faszinosum schlechthin.

16. 3. 2006

: Schweiz macht mit. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 64, s. 38, Feuilleton (189 wörter)
Der Ärger über das deutsche Vorgehen ist auch noch in der jüngsten Mitteilung der Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK) zu spüren, in der die sechsundzwanzig Bildungsminister der Kantone zusammengeschlossen sind. Sie bedauert, daß ihr die neuesten Änderungsvorschläge wieder einmal verspätet zugestellt worden seien und daß es kein konzertiertes Handeln zwischen den staatlichen Partnern gegeben habe.
: Zehn überflüssige neue Bücher. Süddeutsche Zeitung, , s. 9, Panorama
9 „Neue Numerologie“ von Nick Newmont. Ansata. Verzichtbar, weil Numerologie nicht neu, sondern uralt ist. Das einzig Neue an diesem Buch ist die Rechtschreibung: Der Vorgängerband hieß „Neue Nummerologie“.

15. 3. 2006

: Kunze wehrt sich gegen neue Rechtschreibung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 63, s. 1, Politik (151 wörter)
In einer Erklärung Kunzes […] heißt es, er werde "auch künftig all das zurückweisen, was das Sprachgefühl der Kinder, die intuitive, vom Regelwissen unabhängige Sprachkompetenz beschädigt und vom Rat für deutsche Rechtschreibung in seiner Mehrheit von Verursachern und Befürwortern des Reformskandals unkorrigiert gelassen oder zur Variante umgewidmet worden ist".
: Günter Grass unterstützt Elternverein. Die Welt, ausgabe Hamburg, , nr. 63, s. 40, Norddeutschland (125 wörter)
Der Nobelpreisträger und Schriftsteller Günter Grass hat als erster einen bundesweiten Aufruf des Deutschen Eltern­vereins mit Sitz in Kiel unterzeichnet. Mit der Aktion werden Unterschriften für den Erhalt der klassischen Rechtschreibung gesammelt.

13. 4. 2006

: Von Mozart über Tiki bis zum 21. Mai. Berner Zeitung, , s. 21, SO-Aufschlagseite
Ob schmunzlächeln mit der deutschen Rechtschreibereform übereinstimmt, weiss ich nicht. Es würde seinen Schöpfer auch keinen Deut kümmern. Er hätte für das groteske Gezerre um Du oder du oder doch wieder Du wohl nur beissenden Spott übrig. Er, der scharfzüngige deutsche Dichter Heinrich Heine, der kein Blatt vor den Mund nahm.

12. 3. 2006

: «Nur dann klickt es!» Verleger Helge Malchow über Erfolg, den Dativ und Medienstars als Autoren. Sonntags-Zeitung, , s. 51, Kultur
Er verlegt Harald Schmidt, Joschka Fischer und Alice Schwarzer. Als Chef des Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch betreut er zudem Schriftsteller wie Uwe Timm, Christian Kracht und Bret Easton Ellis. Und weil er das alles auch noch profitabel macht, wurde Helge Malchow, 55, kürzlich zum «Verleger des Jahres» gewählt. […] [Malchow:] Im Nachhinein gibt es kluge Begründungen für den Erfolg: die Rechtschreibreform, die Pisa-Debatte. In dem Moment aber, in dem man es macht, ist alles offen. Nur wenn man eine untergründige Mentalitätsader in der Gesellschaft trifft, dann klickt es!

11. 3. 2006

Sarah Meier wird wieder «eislaufen» statt «Eis laufen». Neues Bülacher Tagblatt, , Der Bülacher Trichter (341 wörter)
Zum letztjährigen Bundesfeiertag war sie offiziell, die neue deutsche Rechtschreibung. Eben «verbindlich» hat es aus dem grossen Kanton geheissen. Ein gutes halbes Jahr später wird die Reform erneut reformiert; wie die Kultusministerkonferenz (ein eigentliches Unwort mit ganzen acht Silben) verspricht, «voraussichtlich zum letzten Mal».
: So sieht´s Mainz Gedenkt un gedacht. Allgemeine Zeitung, Main-Rheiner,
Un an all dem kann mer kaum ebbes mache, denn so werd halt bei uns schon seit Menschegedenke gedenkt, un mer hot sich niemols ebbes besonders debei gedenkt. Wehe dem, der Schlechtes dabei dachte. Wer des akzeptiert un trotzdem unser Rechtschreibreform für gut hält, dem gehört aber werklich e Denk-Mal.
: "Bastian Sick lernt Ihnen Deutsch" ist falsch. Hamburger Abendblatt, , Journal
Durch das Hin und Her der Rechtschreibreform schreiben viele jetzt so, wie sie wollen. Sick: So war es doch immer schon. Der Staat kann ja nur dort Regeln festlegen, wo er die Hoheit hat, also an den Schulen und den Behörden, aber nicht im Privatleben.
: „Goethe hat geschrieben wie ein Chaot – es geht also auch ohne Norm.“ SZ-Gespräch mit Gerd Holzheimer. Süddeutsche Zeitung, ausgabe München-Land-Süd, , s. R7 (1262 wörter)
Der Gautinger Schriftsteller und Dozent Gerd Holzheimer ist auch Deutschlehrer am Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasium und muss seinen Schülern nun wieder eine neue Schreibweise beibringen. Die SZ sprach mit dem Literaturwissenschaftler und Philosophen über die Reform der Reform, die deutsche Sprache und das Wesen der Deutschen. […] Holzheimer: Ich finde Sprach-Mullahs und -Taliban auf beiden Seiten sehr komisch. Ich denke mir: Haben die keine anderen Probleme? […] Da wollte ja einer sogar vor das Bundesverfassungsgericht gehen mit der Begründung, seine Kinder würden jetzt anders schreiben und das würde die Kinder von ihm entfremden. Da hört sich’s doch auf. […] Wenn man zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe nimmt: Der hat geschrieben wie ein Voll-Chaot, der war wirklich schlecht in der Orthographie – selbst für damalige Verhältnisse. Sie sehen, es geht auch ohne Norm. Es kommt mir manchmal so vor wie bei den Trachtlern, die behaupten, wir hätten schon immer eine Tracht gehabt. Dabei gibt es die Vereine gerademal gut hundert Jahre.

10. 3. 2006

: Reform der Rechtschreibung. Basler Zeitung, , s. 4, Schweiz (97 wörter)
Die 26 Schweizer Erziehungsdirektoren haben gestern festgehalten, dass die Korrekturvorschläge des Rechtschreibrats «so weit als möglich für die Schweizer Schulen» übernommen werden sollen.
: «Sich an der Sprache nicht vergreifen.» Neue Luzerner Zeitung, , s. 39, Leserbriefe (202 wörter)
Also, was solls — es geht ja bloss um das Schreiben der Wörter, nicht um die Sprache.
: Rechtschreibung: Entscheid vertagt. St. Galler Tagblatt, (81 wörter)
Die Erziehungsdirektoren-Konferenz EDK will die jüngsten Korrektur-Vorschläge des Rechtschreibrats «so weit als möglich für die Schweizer Schulen» übernehmen. Der definitive Beschluss wurde auf den 22. Juni vertagt. Geprüft werden soll bis dahin insbesondere, ob es – wie schon bisher – für Einzelfälle Schweizer Lösungen gibt […].
: Rechtschreibung: Schweiz macht mit. Tages-Anzeiger, , s. 5, Inland (174 wörter)
Die Schweizer Erziehungsdirektoren wollen die vom Rat für deutsche Rechtschreibung verabschiedeten Veränderungsvorschläge bei der Rechtschreibreform weitmöglichst übernehmen. Zuvor sollen jedoch in einer Vernehmlassung allfällige Sonderlösungen, die schulische Vermittlung und die Fristen geklärt werden. […] Die EDK bedauere, dass ein konzertiertes Handeln zwischen den staatlichen Partnern nicht möglich geworden sei.
: Jedem seine brifate Rechtschreibung (I). Tages-Anzeiger, , s. 25, Leserforum (70 wörter)
Theilen Ihnen mit, dasz wir ab jetzigem dato unsere Leser Briefe ausschliësslich nach brifater Ortografie konzipiiren. Wir sind es Leid und haben es sadt, durch obrigkeitliche Mahndate in unserer intellecktösen Betättigunk ein geschrenkt zu werden […]. Aschtrid und Peter Ehrziger, Kipswiel

Warum dann nicht gleich unserer regelung?

: Jedem seine brifate Rechtschreibung (II). Tages-Anzeiger, , s. 25, Leserforum (113 wörter)
Einheitlichkeit um jeden Preis kann nicht das Ziel sein, Spielräume sind erwünscht. Es geht nicht in erster Linie um richtig oder falsch, sondern um gut oder schlecht, und das ist Geschmackssache. […] Ich selbst habe mir längst meine eigene Orthografie zugelegt.
: Jedem seine brifate Rechtschreibung (III). Tages-Anzeiger, , s. 25, Leserforum (132 wörter)
Am 29. Juni 1996 habe ich mich in einem Leserbrief detailliert zur damals gerade publik gewordenen Rechtschreibreform geäussert. Sie fanden es nicht für nötig, näher auf meine Kritik einzugehen, und übernahmen vorbehaltlos die zum Teil äusserst fragwürdigen Änderungen. […] Das meiste, was ich damals als unsinnig bezeichnet hatte, wird nun hoffentlich rückgängig gemacht.
: Jedem seine brifate Rechtschreibung (IV). Tages-Anzeiger, , s. 25, Leserforum (21 wörter)
Das Doppel-s haben wir ja auch nicht nachgeäfft. Warum sollen wir uns wieder einmal etwas aufzwingen lassen?
: Ein Sammelsurium von Varianten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , Nr. 59, S. 11, Briefe an die Herausgeber (415 wörter)
Wenn es in unserer Republik mit rechten Dingen zuginge, müßte Icklers ungeschminkter Bericht über die Zustände im Rat für deutsche Rechtschreibung zu dessen sofortiger Auflösung führen. […] Inzwischen ist aus der deutschen Rechtschreibung ein Sammel­surium von Varianten geworden, die Schüler müssen sich also sehr anstrengen, wenn sie Fehler machen wollen.
: Und wer redet über den "Denglisch"-Vormarsch? Die Welt, , nr. 59, s. 9, Forum, Leserbriefe (88 wörter)
Solange man allerdings in einer Zeit des „Denglisch“ […] so tolle Änderungen wie „Stopp“ statt „Stop“ beibehält, so daß Verkehrszeichen plötzlich alle falsch sind, und eingeführte Wörter wie Ketchup, Portemonnaie oder Mayonnaise schreibtechnisch eindeutscht, so lange werkelt man um des Werkelns willen.

«Stopp» und «Majonäse» sind nicht neu.

9. 3. 2006

: Tagebuch. Facts, , nr. 10, s. 3
«Ein Alleingang der Schweiz wäre schlecht», meint der Lehrerverband in vorauseilendem Gehorsam. Konsequenter wäre er allemal. Und die Hoffnung auf eine einheitliche Regelung und ihre Durchsetzung schwindet sowieso.
: Tut uns leid. Was nach dem historischen Kompromiss übrig bleibt, ist zum Verzweifeln. Die Weltwoche, , nr. 10, s. 6 (320 wörter)
Grund zur Panik besteht aber weder bei der Vogelgrippe noch bei der Rechtschreibung. Novalis hat vor zwei­hundert Jahren «Filosofie» geschrieben. So ein Hallodri. Im berühmten Wörterbuch der Brüder Grimm benützt man die KLEINSCHREIBUNG, und den Dichter­fürsten Johann Wolfgang von findet man, jesses!, so geschrieben: «göthe».
: Ein Schritt zu mehr Einheitlichkeit der Kultur (I). Die Welt, , nr. 58, s. 9, Forum, Leserbriefe (92 wörter)
Ich habe heute mit Freude gelesen, daß der Springer-Konzern auf die neue Rechtschreibung umstellt. […] Zur Zeit macht jeder, was er will. Wenn ich mich richtig erinnere, wollten die Gegner der Rechtschreibreform das ja genau verhindern.
: Ein Schritt zu mehr Einheitlichkeit der Kultur (II). Die Welt, , nr. 58, s. 9, Forum, Leserbriefe (97 wörter)
Ich bin sehr traurig darüber, daß der Springer-Verlag seine Rechtschreibung wieder umstellt. […] Ich empfinde es als Schande, daß man uns unserer Sprache und damit unserer Kultur beraubt.

8. 3. 2006

KulturJournal. Springer zieht mit. St. Galler Tagblatt, (44 wörter)
Der Springer Verlag, der bisher nach alten Regeln schrieb, will nach den jüngsten Nachbesserungen bis 1. August auf die neue Recht­schreibung umstellen.
: Springer begräbt das Kriegsbeil. Die Südostschweiz, ausgabe Graubünden, , Kultur (318 wörter)
Gestern kündigte auch der Springer-Verlag, in dem unter anderem die «Bild»-Zeitung, «Die Welt» und die «Hörzu» erscheinen, ein entsprechendes Vorgehen an.
: In Kürze. Medien akzeptieren Rechtschreibreform. Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 56, s. 54, Kultur (100 wörter)
Auch der Springer-Verlag, der 2004 ebenso wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» beschlossen hatte, die neue Recht­schreibung zu ignorieren, kündigte die Übernahme der korrigierten Regeln bis spätestens 1. August an.
: Das Geheimprotokoll zur Rechtschreibreform. Financial Times Deutschland, , Meinung, Das Letzte
"Bild", "Welt" und "Spiegel" führen die neue neue Rechtschreibung ein, nachdem sie zuvor von der alten neuen Recht­schreibung zur ganz alten Recht­schreibung zurück­gekehrt waren. […] Nur Frank Schirrmacher von der FAZ hält am Methusalem-Komplott fest und bleibt noch beim Althochdeutschen. Die zahl­reichen investigati­ven Reporter aller genannten Organe haben aber leider übersehen, dass zusammen mit der Rechtschreib­reform neu auch ein geheimes Zusatz­protokoll der Kultusminister­konferenz (KMK) beschlossen wurde, das […] uns über den Faxverteiler der CIA erreicht hat. In diesem Zusatz­protokoll wird die verbindliche Neuschreibung von Eigennamen festgelegt: Die neue Schreibweise von Axel Springer lautet demnach "Alex Läufer", die von Frank Schirrmacher "Franz Scharfmacher" und die von Stefan Aust "Stefan Markwort".
: Zeitungsverlage zur Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , Nr. 57, S. 1, Politik (182 wörter)
Seitdem die Reform der Rechtschreibreform durch die Wiederzulassung zahlreicher Varianten die weitgehende Verwendung der bewährten Rechtschreibung möglich macht, ist die Frankfurter Allgemeine Zeitung grundsätzlich zu einem Kompromiß bereit.
Abendblatt übernimmt Rechtschreibreform. Hamburger Abendblatt, , Kultur/Medien (94 wörter)
Die Axel Springer AG, zu der auch das Hamburger Abendblatt gehört, wird eine reformkonforme Rechtschreibung in ihren Publikationen umsetzen. […] Das Abendblatt wird bei optionalen Schreibweisen weitestgehend die klassische Rechtschreibung anwenden.
: Hübscheres Feind-Bild. junge Welt, , s. 12, Feuilleton (105 wörter)
In Sachen Rechtschreibreform ist der Frontverlauf wieder etwas klarer. Die Axel Springer AG wird eine reformkonforme Rechtschreibung in ihren Publikationen umsetzen.
: Axel Springer AG stellt Rechtschreibung bis August um. Änderung gilt für alle Publikationen und Online-Angebote; "Chance auf Konsens". Die Welt, , nr. 57, s. 1, Politik (346 wörter)
Nach den jüngsten Änderungsbeschlüssen will die Axel Springer AG eine reformkonforme Recht­schreibung in ihren Publikationen umsetzen. Die Änderung der Schreibweise in den Zeitungen und Zeitschriften sowie den Online-Angeboten des Unternehmens ist nach Schaffung der technischen Voraus­setzungen bis spätestens 1. August 2006 vorgesehen. Der Verlag, zu dem unter anderem die Tages­zeitungen "Bild" und WELT gehören, war im August 2004 zur alten Rechtschreibung zurück­gekehrt.
: Ende eines langen Streits. Vergeblich haben die Schreibreformer jahrzehntelang versucht, die bestehenden Regeln zu ändern. Die Welt, , nr. 57, s. 4, Deutschland (644 wörter)
Damit endet eine 34jährige Phase mit zum Teil dramatischen Auseinandersetzungen. Ausgelöst wurde der sogenannte Rechtschreibkrieg durch eine Bürgerinitiative "aktion kleinschreibung" am 25. Juni 1972.
: In eigener Sache. Die Welt, , nr. 57, s. 4, Deutschland (168 wörter)
Die Axel Springer AG wird eine reformkonforme Rechtschreibung in ihren Publikationen umsetzen. Anlaß der Umstellung ist der Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 2. März 2006, die Rechtschreibreform entsprechend den Vorschlägen des Rats für deutsche Rechtschreibung verbindlich zu ändern. Die Änderung der Schreibweise in den Zeitungen und Zeitschriften sowie den Online-Angeboten des Unter­nehmens ist nach Schaffung der technischen Voraus­setzungen bis spätestens 1. August 2006 vorgesehen. Die Axel Springer AG will sich der Chance auf einen Konsens in Fragen der deutschen Orthographie nicht entgegen­stellen, bedauert aber, ebenso wie große Teile der Öffentlichkeit, daß die Rechtschreib­reform alles andere als ein über­zeugendes Ergebnis vorzuweisen hat.

7. 3. 2006

: Neue Reform — und keiner merkts (I). Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 55, s. 23, Leserforum (95 wörter)
Wenn der Deutschaufsatz zur Lottoübung und der Duden zur permanenten Pflicht­lektüre wird, gibt es mit Bestimmtheit eine weitere Rechtschreib­reform. […] In Zukunft sollten wir Berner Manieren anwenden und warten, bis die Reform­euphorie wieder abgeklungen ist.
: Neue Reform — und keiner merkts (II). Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 55, s. 23, Leserforum (204 wörter)
Eines freut uns an der erbittert geführten Debatte: Wir sehen, dass unsere Länder nicht in argen Nöten stecken, denn wie wäre es sonst zu erklären, dass sich ganze Heere von Ministern jahrelang über derartige Nebensächlichkeiten kümmern können?

Wenn man die beschäftigung mit einer sache für zeitverschwendung hält, fängt man am besten bei sich selbst an!

: Neue Reform — und keiner merkts (III). Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 55, s. 23, Leserforum (186 wörter)
Was im Artikel stört und nicht der Wahrheit entspricht: Die Schülerinnen und Schüler schreiben heute eher kreativer, gewitzter und mit einem reich­haltigeren Wortschatz als früher! Das ständige Jammern über den angeblichen Zerfall des Hoch­deutschen ärgert mich […] Warum soll «Leid tun» logischer sein als «leidtun»? Das eine Mal wird Leid als Nomen verstanden, das andere als Verbzusatz. In diesen schwierigen Fällen der Getrennt- und Zusammen­schreibung sollte grösst­mögliche Toleranz herrschen, es sollten beide Schreib­weisen gelten.
: Wer schreibt, der bleibt. Springer-Chef Mathias Döpfner trifft bald Günter Grass – und hat einen journalistischen Traum. Süddeutsche Zeitung, , s. 15, Medien
Noch eine Niederlage gibt er zu. Spiegel-Chef Stefan Aust, den er als Tatmenschen bewundert, FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, den er als Intellektuellen bewundert[,] und er, der von beiden etwas hat und diese Mischung als Gesamt­kunstwerk bewundern lässt, saßen beim Abend­essen. Beim Wein beschlossen sie, zum Wohl des Volkes und dem ihrer Kinder, die Rechtschreib­reform zu kippen. „Der Ansatz war völlig richtig. Wir haben aber die politische Wirkung unter­schätzt. Das war naiv. Denn sofort begannen die Angriffe, ein Kartell habe sich Rechte angemaßt, was allein dem Parlament und dem Gesetz­geber zustehe. Warum haben Politiker eigentlich mehr Rechte als die, die von Sprache leben: Schriftsteller, Journalisten, Verleger?“

Falsche antwort auf falsche angriffe. Politiker haben nicht mehr rechte, sondern andere. Sie sind für den lehrplan der volksschule zuständig. Verleger sind für sich selbst zuständig. Unser wunsch an beide wäre, die macht (mit oder ohne kartell) nicht nur negativ, zum neinsagen einzusetzen.

6. 3. 2006

: Gallmann und Dové arbeiten mit. Schaffhauser Nachrichten, , s. 6, Feuilleton (122 wörter)
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat 38 Mitglieder […]. Unter den Vertretern aus der Schweiz sind zwei aus der Region: Der Schaff­hauser Peter Gallmann, ordentlicher Professor für germanistische Sprach­wissenschaften an der Universität Jena (Fach­wissenschaft). Für den Verband Schweizer Presse hat Stephan Dové, Gemeinde­präsident von Laufen-Uhwiesen und Chef­korrektor der NZZ[,] Einsatz.
: Der Dachverband der Lehrer will Regelwerk überprüfen. EDK: Entscheid erfolgt an der nächsten Sitzung. Schaffhauser Nachrichten, , Diverses (369 wörter)
Bisherige Praxis der EDK war es, dem Beispiel der anderen deutsch­sprachigen Länder zu folgen. Dazu könne man die EDK nicht verpflichten, warnte der Dach­verband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH in einem offenen Brief in der NZZ vom 25. Januar. Er fordert die EDK auf, die Vernehmlassung zu verlängern, das Regelwerk wissenschaftlich zu überprüfen, die Schweizer Delegation im Rechtschreibrat auszuwechseln und ein Moratorium, wie das des Kantons Bern, zu beschliessen.
: Immer noch gleich verwirrend. Schaffhauser Nachrichten, , s. 6, Feuilleton, Kommentar (255 wörter)
Die Schweiz hat die Reformen bisher konsequenter umgesetzt als Deutschland. Jetzt, wo sich die deutschen Bundesländer endlich zu einigen scheinen, zögert die schweizerische Erziehungsdirektoren­konferenz (EDK), den gleichen Weg einzuschlagen. […] Den Weg aus dem Chaos vermag im jetzigen Stadium auch die erneute Reform nicht mehr zu weisen. Ob sie bloss eine weitere Etappe im endlosen Streit ist oder ob die gesamte Rechtschreibreform damit wirklich abgeschlossen ist, bleibt abzuwarten.
(): So ist's recht. Die Kultusminister haben die Rechtschreibreform reformiert und hoffen nun auf Frieden im Schreibvolk. Focus, , nr. 10, s. 82f., Kultur (803 wörter)
Vor allem im Bereich Getrennt- und Zusammen­schreibung, dem umstrittensten Teilbereich, wird es Korrekturen geben: Künftig sollen wieder mehr Wörter zusammen­geschrieben werden. "Wir haben den Akzent stärker auf den Sprachgebrauch gelegt", sagt der Vorsitzende des Rats, Hans Zehetmair. "Bei den Reform­erfindern stand die Systematik zu sehr im Vordergrund."

Einem grossen teil des volks wäre es recht, wenn herr Zehetmair auch mal das strassenverkehrsrecht überarbeiten würde.

: Schulbücher werden umgehend umgeschrieben. Verlage versprechen schnelle Reaktion auf die künftig geltenden Rechtschreibregeln; 6000 Euro Kosten pro Titel. Die Welt, , Deutschland (395 wörter)
Man werde umgehend die ersten Deutsch-Bücher korrigieren, sagte Programm-Geschäfts­führer Peter Schell vom Verlag Wester­mann/Schroedel/Diesterweg in Braunschweig, auch wenn das "einen Haufen Geld" kostet. […] Der Verband VdS Bildungsmedien - früher Verband der Schulbuch­verlage - hält die Korrektur der Recht­schreibung für eine "richtige Entscheidung". "Sie wird hoffentlich lange Bestand haben", sagte Geschäfts­führer Andreas Baer in Frankfurt am Main. […] Der Aufwand sei überschaubar, weil die Schulen mit den bestehenden Büchern weiter machen könnten - ergänzt durch einige Materialien vor allem zur Getrennt- und Zusammen­schreibung, sagte Baer.
: Ein Sieg der Pfennigfuchser. Reform der Rechtschreibreform. Die Welt, , nr. 55, s. 9, Forum, Kolumne (583 wörter)
Ob man "sitzen bleiben" oder "sitzenbleiben" schreibt, "bankrottgehen" oder "Bankrott gehen", "Recht haben" oder "rechthaben", ist einigermaßen belanglos; verständlich wird die Sache allemal. Weshalb die Kultusminister gut daran getan hätten, den Ball, der ihnen da zugespielt worden war, den Pfennig­fuchsern zurückzugeben. Sie hätten Freiheit geben und nicht nur Doppelt-, sondern auch Dreifach­schreibungen erlauben können, und das nicht nur für eine Übergangs­periode. Doch was wäre dann aus den Germanisten geworden, die mit Texten und Sätzen nichts anfangen können und sich deshalb aufs Silben­zählen und Kommasetzen verlegt haben? Sie würden arbeitslos: unvorstellbar für einen Lebenszeit­beamten, der nicht nur das Recht, sondern leider auch die Pflicht zum vollen Arbeits­einsatz hat. Vorschriften zu erlassen ist sein Beruf, den er mit derselben Leidenschaft erfüllt wie die Beamten im Finanz­ministerium den ihren. Was denen die Steuergesetzgebung, ist den Berufs­rechtschreibern ihr Duden. An dem wollen sie weiter­arbeiten, weshalb sie sich ihr Mandat zur Aufsicht über die deutsche Orthographie um fünf weitere Jahre verlängert haben.
: Reform zerstört die Einheit der Rechtschreibung (I). Die Welt, , nr. 55, s. 9, Forum, Leserbriefe (167 wörter)
Die von der Kultusministerkonferenz so beschworene „Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung“ ist doch erst durch den Irrsinn namens Rechtschreibreform mutwillig zerstört worden. […] Die WELT wäre gut beraten, sich nicht der Reform der Reform anzuschließen.
: Reform zerstört die Einheit der Rechtschreibung (II). Die Welt, , nr. 55, s. 9, Forum, Leserbriefe (80 wörter)
Wie wäre es, wenn man unsere schöne Sprache etwas von den ausländischen, vor allem englischen Einflüssen säubern würde? Das wäre doch Reform genug.
: Reform zerstört die Einheit der Rechtschreibung (III). Die Welt, , nr. 55, s. 9, Forum, Leserbriefe (123 wörter)
Das wirklich Schlimme ist nicht die sogenannte Rechtschreib­reform als Mißgeburt amoklaufender Sozialingenieure, sondern die Tatsache, daß seit zehn Jahren auf sachliche und wohl­begründete Kritik nicht reagiert wird. […] Meine Bitte an die WELT: Bleiben Sie bei der bewährten Schreibweise.

5. 3. 2006

: Recht schreiben und Recht haben. Sonntags-Zeitung, , s. 1, Front, P.S. (146 wörter)
«Früener isch alles besser gsi» (Volksmund). Auch die Rechtschreibung. Kann ab 1. August wieder recht sein, was vorher unrecht war? Wie viel Toleranz gilt für die Anders­schreibenden?
: Blauäugig. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 9, S. 6, Leserbriefe (125 wörter)
Allerdings wirkt die Kritik der F.A.Z./F.A.S. an Zehetmair immer etwas blauäugig. Wurden ihm doch vor nicht allzu langer Zeit noch Lobeskränze geflochten.
: Reform der Rechtschreibreform. Welt am Sonntag, , Editorial (375 wörter)
Auch wir bei der "Welt am Sonntag" haben eine Rolle in der Auseinander­setzung gespielt. Gemeinsam mit anderen Redaktionen hatten wir uns entschlossen, der Altreform nicht zu folgen. Dahinter steckten weder Sturheit noch Modernisierungs­feindlichkeit. […] Ohne die Hartnäckigkeit der Medien wäre an der Altreform nicht gerüttelt worden. Ihr zum Teil blühender Unsinn wäre auf immer Gesetz geblieben.

4. 3. 2006

: Neue Rechtschreibung sorgt wieder für Wirbel. Auch die letzte Phase der Reform geht nicht konfliktfrei über die Bühne — und die Schweiz lässt sich Zeit. Basler Zeitung, , s. 7, Schweiz (553 wörter)
Die deutschen Bildungsminister haben die Korrekturen an der Rechtschreibreform gutgeheissen. […] Die Verwirrung um die Rechtschreib­reform ist damit insbesondere für die Schweiz noch nicht beendet. […] Offiziell wusste man bei der EDK gestern noch nicht, was beschlossen wurde. Die Arbeiten im Rat für Recht­schreibung verliefen aus Schweizer Sicht offenbar nicht sehr harmonisch.
: Die Schweiz bleibt unter Zugzwang. Neue Luzerner Zeitung, , s. 5, Schweiz (651 wörter)
Die Rechtschreibung wird in Deutschland noch einmal angepasst. In der Schweiz stellen sich zur Reform der Reform aber viele Fragen. […] Bereits jetzt haben verschiedene Seiten ihren Widerstand gegen die Änderungen angekündigt. Kämpferisch zeigt sich dabei insbesondere der Schweizer Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer (LCH), der gegen 50 000 Mitglieder zählt. […] Laut Schildknecht hat der LCH vor allem versucht, seine Anliegen im Vorfeld einzubringen. Nämlich durch seinen Vertreter im Rat für deutsche Recht­schreibung. «Das führte natürlich zu Auseinandersetzungen», sagt Schildknecht. Es habe sich aber gelohnt. «Die jetzige Vorlage ist nicht zuletzt ein Erfolg unserer Bockigkeit.» […] Feller, der als Vertreter der Lehrmittel­verlage im Rat mit dabei war, steht voll und ganz hinter den nun vorliegenden Änderungs­vorschlägen. Die Haltung, die der Lehrerverband in seiner Stellungnahme einnimmt, kann er nicht ganz nachvollziehen.
: Änderungen abgesegnet. Die Kultusministerkonferenz folgt dem Rechtschreib-Rat. Neue Zürcher Zeitung, , s. 50 (435 wörter)
In der Schweiz haben sich zuletzt vor allem der Lehrerdachverband (LCH) und der Sprachkreis Deutsch in Opposition zum Rechtschreib-Rat und seiner Arbeit begeben. […] Hans Ulrich Stöckling, Präsident der schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz, widerspricht dem Verlangen des LCH, besser die gesamte Reform noch einmal gründlich aufzurollen, statt an ihr herumzudoktern. […] Anders als der LCH hält Stöckling die Empfehlungen des Rates für akzeptabel. Er stelle sich vor, sagte er gegenüber der NZZ, die Schreibungen als Alternativen zuzulassen und am Ende einer Übergangsfrist über ihre Verbindlichkeit zu entscheiden.
: Politisierte Rechtschreibung: Und jetzt der Alleingang? St. Galler Tagblatt, , s. 2 (222 wörter)
Während deutsche Politiker – und das will etwas heissen! – inzwischen eingestehen, dass sie mit der Materie von Anfang an überfordert waren, gibt sich der schweizerische Vertreter noch immer souverän. […] Eine solche Haltung angesichts der gescheiterten Reform ist falsch und überheblich.
: Rechtschreibreform: Schweiz wagt kaum einen Alleingang. Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 52, s. 1, Front (187 wörter)
Die von den deutschen Kultusministern diese Woche beschlossenen Anpassungen der Rechtschreibung könnten bald auch in der Schweiz gelten. Die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) will die Entscheide zwar erst prüfen und eine Vernehmlassung durchführen, insbesondere bei den Lehrern.
: Cool bleiben und abwarten. Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 52, s. 1, Front, Kommentar (302 wörter)
Nüchtern betrachtet, geht der abgehobene Streit um orthografische Finessen am Schulalltag gänzlich vorbei. Ob alte oder neue Dudenregeln — die geringfügigen Unterschiede sind bei schriftlichen Arbeiten das kleinste Problem. […] Im Zeitalter von Handy, SMS und Dialektwelle sind viele Pädagogen froh, wenn ihre Schützlinge überhaupt einen einigermassen hochdeutschen Satz zu Papier bringen.
: «Schweiz kann kaum ausscheren.» Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 52, s. 2, Inland (1006 wörter)
Max A. Müller: Tatsächlich würden eine Menge Scheusslichkeiten beseitigt. Problematisch sind aber zwei Punkte. Zum einen sind häufig mehrere Varianten gleichzeitig möglich, etwa «kennen lernen» und «kennenlernen». Zum anderen sind die revidierten Regeln unsystematisch. […] Die angepassten Regeln betreffen die Volksschule nur am Rande. Was unsere Schüler im Deutschunterricht nicht beherrschen, bewegt sich auf einem viel tieferen Niveau. Von daher sind die Neuerungen auch wieder nicht so relevant. […] Der EDK wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Anpassungen zu übernehmen.
: Richtig und falsch. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 54, s. 1, Politik (555 wörter)
Der Rat für Rechtschreibung will zahllose klassische Varianten wieder zulassen und verspricht, daß es dadurch jedem wieder freigestellt ist, weitgehend der bewährten Rechtschreibung zu folgen. Das wird zu prüfen sein. Bewährte und neue Rechtschreibung sollen sich nicht länger ausschließen, sondern gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Ist das eine salomonische Entscheidung? Nein, es ist nur die dürre Weisheit derjenigen, die nicht mehr wissen wollen, was falsch und was richtig ist. Die meisten Menschen lassen ihr Sprachgefühl über ihre Rechtschreibung entscheiden; sie mußten ohnmächtig erleben, wie dieses Sprachgefühl im ewigen Hin und Her der vergangenen Jahre verunsichert und beschädigt wurde. Diesen Schaden kann auch die Reform der Reform nicht beheben.

Herrje, jetzt ist das sprachgefühl kaputt! Wir haben das angeborene gefühl dafür, was falsch und was richtig ist, beschädigt. Es ist ja auch verantwor­tungslos, wenn wissenschaft und politik etwas in frage stellen und eine diskussion anzetteln. Es ist zeit, dass sie von den sprachmullahs in die schranken verwiesen werden.

Der Schaden ist angerichtet. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 54, s. 2, Politik (106 wörter)
Zur Übernahme der Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung durch die Kultusministerkonferenz heißt es in der "Wilhelmshavener Zeitung": Die Mehrheit der Menschen hat längst mit Stiften und an Tastaturen abgestimmt: Sie verweigert einfach die Annahme der meisten neuen Schreibweisen.
Noch viel Unsinn. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 54, s. 2, Politik (78 wörter)
Die "Augsburger Allgemeine" meint zu der somit beschlossenen Reform der Rechtschreibreform: […] Die vorliegende reformierte Reformschreibung bedarf weiterer Reform. Sie hat sich kompromißlerisch zu sehr in die Variantenschreibung geflüchtet.
Ein Kapitel Sprachgeschichte. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 54, s. 2, Politik (139 wörter)
In der "Kölnischen Rundschau" lesen wir: […] Eine zeitlos richtige Schreibung gibt es nicht, sondern nur eine geschichtlich gewachsene. Und zur Geschichte unserer Sprache, wenn auch nicht gerade zu deren schönsten Kapiteln, gehören auch die Reste der Rechtschreibreform.
: Stoiber: Reform jetzt viel vernünftiger. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 54, s. 2, Politik (166 wörter)
Stoiber hielt dieses Ergebnis dem Vorgehen Bayerns und Nordrhein-Westfalens zugute, die im vergangenen Jahr die damalige Reform "nicht umgesetzt" hätten. Das sei "die einzige Möglichkeit" gewesen, daß der Rat für deutsche Rechtschreibung die Chance bekommen habe, Verbesserungen herbeizuführen.
: »Da werden alle verrückt.« Reform der Reform der Rechtschreibung löst unterschiedliche Reaktionen aus. Neues Deutschland, (543 wörter)
Die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer hat gestern wohl vielen aus dem Herzen gesprochen. Die Rechtschreibung werde durch die […] Änderungen zwar nicht leichter und eindeutiger, aber die Schulen hätten viel wichtigere Probleme, sagte die GEW-Vizechefin am Freitag. Sie sprach sich dagegen aus, zur neuen Schreibweise auch die alte Rechtschreibung zu erlauben. »Für die Schule ist das keine Lösung«, sagte sie. Es dürfe kein Nebeneinander von zwei oder drei Schreibweisen geben: »Da werden alle verrückt.« Für die Weiterentwicklung der Rechtschreibung erwartet Demmer »erhebliche Einflüsse durch die neuen Medien«. Schon heute sei zu beobachten, dass im E-mail-Verkehr eigene Regeln gelten. Zum Beispiel werde vielfach bereits »eine gemäßigte Kleinschreibung« praktiziert.
: Die Baustelle bleibt offen. Süddeutsche Zeitung, , s. 4, Meinungsseite, Leitartikel (1024 wörter)
[…] lang hätte die deutsche Sprachgemeinschaft „es“ nicht mehr getragen, nämlich das Gezappel und Gezerre um die Rechtschreibreform. […] Im Film sieht man oft Hochzeiten, bei denen der Pfarrer sagt, wer Hinderliches wisse, sage es gleich oder schweige für immer. So ein Ritual wünschte man sich auch für die Rechtschreibreform.

Aber wenn dann alle gezappel und gezerre der welt auf diese weise erledigt sind und alle schweigen, was machen dann die zeitungen und die leitartikler?

: Ungenutzte Chance. Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (196 wörter)
Ich finde es besonders ärgerlich, dass die alte Regelung über die Großschreibung der Anredefürwörter du, dich, deine und so weiter in Briefen […] wieder in Kraft gesetzt werden soll. […] Wie kann das Inhalt einer amtlichen Regelung sein? […] Dabei hätte der Rechtschreibrat gerade jetzt die Chance gehabt, mit der Forderung nach Einführung der gemäßigten Kleinschreibung, wie sie in allen anderen Ländern der Welt, die die lateinische Schrift benutzen, üblich ist, ein für alle Mal das Problem der Groß- und Kleinschreibung im Deutschen zu beenden. Er hat sie leider ungenutzt gelassen.
: Regelwissen nicht berücksichtigt (I). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (316 wörter)
Der Hauptfehler der Reform von 1996 lag darin, zahlreiche Regelungen von oben herab gesetzt zu haben, ohne das Regelwissen fähiger Sprecher empirisch zu untersuchen und zu berücksichtigen. Das ist aufwendig, aber unerlässlich, wenn Experten ohne Anmaßung ins Regelwerk der Sprache eingreifen sollen.
: Regelwissen nicht berücksichtigt (II). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (119 wörter)
Die beschlossene Regelung vereint so viel Reform wie nötig mit so viel Bewahren wie möglich und ist deshalb kein Unfug, sondern sinnvoll und konsensfähig. Mag Steinfelds Titulierung der in den toten Sprachen weniger bewanderten, weil anders Gebildeten als „Barbaren“ historisch etwas für sich haben – sie ist arrogant.
: Tausend Jahre alte Verbindungen (I). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (217 wörter)
Eisenberg kann diese Verbindung nicht grammatisch analysieren, und dann verfährt er nach dem alten Wahlspruch aller Besserwisser: „Was ich mir nicht erklären kann, das sehe ich als Fehler an“ – und ändert lieber die Sprache als seine offenbar unzureichende Grammatik.
: Tausend Jahre alte Verbindungen (II). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (65 wörter)
Peter Eisenberg hat’s erkannt: „Wenn du denkst, etwas ist ein Wort, dann ist es in der Regel eins.“ Wenn’s nur in Wirklichkeit so einfach wäre!
: Tausend Jahre alte Verbindungen (III). Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (32 wörter)
[…] wie kommen diese Schriftklempner dazu, mir in mein Privatestes hineinzureden! Mein Du gehört mir!
: Falsche Analogie. Süddeutsche Zeitung, , s. 10, Leserbriefe (294 wörter)
Zur Begründung der Neuschreibung „leidtun“ (gegenüber sowohl dem herkömmlichen „leid tun“ wie dem – von der Reformkommission vorgeschlagenen – „Leid tun“) meint Eisenberg, dass die häufig vorgebrachte Auffassung, „leid“ sei hier Adjektiv, „keine grammatische Analyse“ „hatte“ (sic!). Müsste danach eigentlich sowohl die Zusammen- als auch die Getrennt-(und Groß-)schreibung zu rechtfertigen sein, so halte ich doch die Wort-Ursprünglichkeitsfrage hier für weder besonders relevant noch für lösbar.
: Krieg und Frieden. die tageszeitung, , nr. 7913, s. 21, Kultur (227 wörter)
Noch immer ist der "Rechtschreibfrieden gestört" (FAZ), es herrscht ein "Rechtschreibkrieg" (FR) […]. Der Rechtschreibkrieg verursachte großes Leid: Unschuldige Wortverbindungen wurden auf engstem Raum zusammengepfercht, es hagelte Kommas; "gewaltsame Eingriffe in die Sprache" (FAZ) waren an der Tagesordnung. […] Notgedrungen beugte sich die KMK schließlich den Empfehlungen des alliierten Kontrollrats für deutsche Rechtschreibung […].
: Debatte um Rechtschreibung geht weiter. Bundestagspräsident Lammert rüffelt die Politik; Elternvertreter zeigen sich erleichtert. Die Welt, , nr. 54, s. 2, Deutschland (385 wörter)
Die Korrektur der Rechtschreibreform war aus Sicht von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) überfällig. Für ihn sei das Verfahren "ein famoses Beispiel dafür, wie mühsam die Politik gelegentlich Lösungen für Probleme sucht, die sie selbst ohne Not geschaffen hat", sagte Lammert dem 3Sat-Magazin "Kulturzeit".

3. 3. 2006

: Die letzte Version der Reform. St. Galler Tagblatt, , s. 29, Kultur (229 wörter)
Die Kultusminister wollen einen Schlussstrich unter die seit mehr als zehn Jahren erbittert geführten Auseinandersetzungen ziehen. […] Der parteilose Kultusminister aus Sachsen-Anhalt, Jan-Hendrik Olbertz, plädierte am Rand der Konferenz dafür, dass sich die Politik künftig aus der Rechtschreibung heraushält.
: Rechtschreibung zwischen hü und hott. Die Südostschweiz, ausgabe Graubünden, , Kultur (452 wörter)
Viele Vorschläge des Rechtschreibrats buchstabieren die umstrittene Rechtschreibreform von 1996 teilweise zurück und verhelfen dem gesunden Sprachgefühl wieder zu mehr Geltung. So sollen in der Getrennt- und Zusammenschreibung Wortbedeutungen wieder sichtbar gemacht werden.

Mit definitionen des «gesunden gefühls» hat die welt keine guten erfahrungen gemacht.

: Reform der Rechtschreibreform. Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 52, s. 1, Front (72 wörter)
Die Kultusminister der deutschen Bundesländer haben am Donnerstag beschlossen, die viel kritisierte Rechtschreibreform anzupassen.
: Duden muss umschreiben. Tages-Anzeiger, , 114. jg., nr. 52, s. 7, Ausland (564 wörter)
Die Kultusminister der deutschen Bundesländer waren sich am Donnerstag rasch einig: Die Reform der Rechtschreibreform ist beschlossene Sache. Allerdings war sich die Konferenz der Kultusminister schon mehrmals einig […]. Doch nun besteht Hoffnung, dass die Reform diesmal Bestand hat. […] Im Ergebnis ist es eine moderate Rückkehr zur alten Schreibweise.
: Rechtschreibreform und das Versagen der Politik. Deutschlandradio (dradio.de), , Sendung: Fazit
Der Umgang mit der Rechtschreibreform war ein Debakel auch für den Föderalismus in Deutschland.
: "Weniger Unsinn — Elend beendet." Reform der Rechtschreibung reformiert. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 53, s. 1, Politik (377 wörter)
Die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung sind am Donnerstag von der Kultusministerkonferenz (KMK) einstimmig beschlossen worden. […] Der sachsen-anhaltische Kultusminister Olbertz (parteilos) lobte den Beschluß, "weil damit der gordische Knoten durchschlagen und vielleicht auch das Elend beendet ist". Jetzt könne man vielleicht die Lehre ziehen, "aus der Politik heraus eine solche Geschichte nicht noch mal zu machen". Er empfehle der KMK einen Beschluß, der laute: "Wir machen so was nie wieder."
: Jubiläumsjahr Gauß verpaßt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 53, s. 38, Briefe an die Herausgeber (266 wörter)
Mozart und Heine im Doppelpack, ein ganzes Jahr. Gerade ging ein langes Einstein-Jahr zu Ende. Man fragt sich allerdings, wer eigentlich all diese Jubiläumsjahre ausruft. […] Das Bildungsministerium scheidet als Initiator ebenso aus wie die Kultusministerien, weil man dort mit der sogenannten Rechtschreibreform völlig ausgelastet ist.
: Kultusminister für neue Regeln. Änderungsvorschläge des Rechtschreibrates akzeptiert. Süddeutsche Zeitung, , s. 6, Politik (523 wörter)
Die Geschäftsführerin des Rechtschreibrates, Kerstin Güthert, betonte, nach den Änderungsvorschlägen dürfte das richtige Schreiben wesentlich einfacher werden. Diese betreffen Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Zeichensetzung und Worttrennung am Zeilenende. So sollen etwa feststehende Begriffe wie „Große Koalition“ oder „Gelbe Karte“ wieder groß geschrieben werden. […] Weitere umfassende Nachbesserungen würden aller Voraussicht nach nicht mehr vorgenommen, sagte Güthert im ZDF.
: Ute Erdsiek-Rave Bildungsministerin aus Kiel im Kampf gegen Kleinstaaterei. Süddeutsche Zeitung, , s. 4, Meinungsseite, Im Profil (417 wörter)
Als Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), in der die Länder ihre Schul- und Hochschulpolitik koordinieren, sieht sich die schleswig-holsteinische Bildungsministerin in bundesweiter Verantwortung. […] Den Dauerkampf um die Rechtschreibreform möchte Erdsiek-Rave nun mit einem „Rechtschreibfrieden“ in der KMK beenden.
: Aus du soll wieder Du werden. Deutsche Kultusminister beschließen Änderungsvorschläge der Rechtschreibreform; Österreich zieht nach, Schweiz wartet ab. Die Welt, , Deutschland (509 wörter)
Die Empfehlungen des Rechtschreibrats zielen darauf ab, dem Sprachakzent als Schreibhilfe wieder eine stärkere Bedeutung zu geben. So soll je nach sprachlicher Betonung entweder "frei sprechen" ("Nicht jeder Politiker kann frei sprechen") oder "freisprechen" ("Der Richter wird den Angeklagten freisprechen") geschrieben werden können. Dies solle auch für Fremdwörter wie New Economy oder Mountainbike gelten. Außerdem soll bei der Anrede "du" in Briefen wieder zur Großschreibung zurückgekehrt werden können, was von vielen Seiten gefordert worden war. Zudem soll bei feststehenden Begriffen künftig mehr Großschreibung möglich sein.
: Überfällige Reform-Korrektur. Die Welt, , s. 8, Forum, Kommentar (238 wörter)
Die Floristin eröffnete "Gaby's Blumenladen", DaimlerChrysler führte die Doppel­großschreibung ein, und 60 Jahre nach Kriegsende wurde "den Opfern gedacht". Doch statt zu überlegen, wie solchem Sprach­verfall zu wehren ist, haben ihn unsere Kultus­minister sowie die in Österreich und der Schweiz sich für zuständig Erklärenden beschleunigt, indem sie einen bald 20 Jahre währenden Streit um die Rechtschreib­reform führten.
: Jahre unbeschwerter Arbeit. Die Rechtschreibreform war nur ein Ablenkungsmanöver, realsatirisch betrachtet. Die Welt, , Kultur (1812 wörter)
"Also kurz und gut, ich weiß, wie wir unsere Minister ablenken können. Wir lassen sie eine Rechtschreib­reform durch­führen. Das ist mit endlosen Konferenzen verbunden. Komitees müssen gegründet werden, Koordinations­ausschüsse, Fach­ausschüsse, Unter­ausschüsse, Befragungen müssen durch­geführt werden, Anhörungen, Revisionen, Korrekturen, Wider­legungen und Wider­legungen der Wider­legungen, Jahre fruchtbarer Arbeit, die die Minister restlos absorbiert. Sie kommen dann gar nicht mehr dazu, durch politisch motivierte Aktivitäts­anfälle ihre Beamten zu stören. Was halten Sie davon?"

2. 3. 2006

Rettung des "Delphins". merkur-online.de (Münchner Merkur), , Politik
Mit ihrer Entscheidung wollen die 16 Kultusminister den "Rechtschreibfrieden" wieder herstellen. […] Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) zeigte sich dagegen zufrieden mit dem Beschluss. Endlich gebe es wieder eine einheitliche Rechtschreibung für alle Schulen. Bayern und Nordrhein-Westfalen hatten als einzige Bundesländer bisher die verbindliche Einführung der Rechtschreibreform verweigert. Für die neuen Regeln gilt an den Schulen eine einjährige Übergangsfrist […].
neu : Das Ende der Debatte. Praxis und Tradition sollen über richtig und falsch entscheiden. Rheinischer Merkur, , 61. jg., nr. 9 (1126 wörter)
Kommt die Reform der Reform also an ihr Ziel? Vieles hängt ab von der Reaktion der Medien.
neu : Vieles bleibt, wie es war. Rheinischer Merkur, , 61. jg., nr. 9 (716 wörter)
Der größte Part der reformierten Reform betrifft die Getrennt- und Zusammen­schreibung sowie die Groß- und Klein­schreibung. Laut Rechtschreib­rat sollen Sprach­gebrauch und Sprach­bau stärkste Richtschnur für die korrekte Ortho­grafie sein. Die meisten Pädagogen begrüßen es, wenn vom nächsten Schuljahr an nicht nur (etwas) feststellen, sondern etwa auch (Geld) lockersitzen (haben) oder (jemanden) fertigma­chen in einem Wort geschrieben werden. Die Unterrichts­erfahrung lehrt: Eine Regel, dass „bei neuer Gesamt­bedeutung“ etwa von Adjektiv und Verb ausnahms­los Zusammen­schreibung gilt, ist den Schülern leichter bei­zubringen als die Fülle von Ausnahmen, die der Duden von 1991 und das amtliche Regelwerk von 2004 transportieren.
neu : Realismus statt Purismus. Reform der Reform im Blick der Fachleute. Rheinischer Merkur, , 61. jg., nr. 9 (821 wörter)
Das Gutgemeinte (vulgo: gut Gemeinte) ist nicht immer gut. Das gilt auch für die Rechtschreib­reform, denn hier gab es allenfalls ein reformeri­sches Wollen. Der Paradigmen­wechsel in Sachen Schreib­normen, nämlich weg­zugehen von der Pro­tokollierung sprachlicher Ent­wicklungen in Wörter­büchern und statt­dessen Ent­wicklungen antizipieren beziehungs­weise oktroyieren zu wollen, ist daneben­gegangen. Schief gehen (vor der Reform: schiefgehen) mussten zudem die Miss­achtung des Kriteriums Les­barkeit und die Aus­richtung von Sprach­normen auf die Frage, wie man den Kindern das Schreiben er­leichtern kann.
neu : Nichts als Narreteien. Reform der Reform im Blick der Fachleute. Rheinischer Merkur, , 61. jg., nr. 9 (806 wörter)
Wie groß aber ist nun der Umfang der vom Rechtschreib­rat vor­schlagenen Änderungen? Die ss-Schreibung bleibt un­angetastet, so daß auf jeden Fall weniger als 10 Prozent der Reform­schreibungen und weniger als ein Prozent der Wörter eines normalen Textes von der Revision erfaßt werden. Unverändert bleiben die Bereiche Laut-Buchstaben-Zuordnung (rau, Tipp) ein­schließlich der Drei-Konsonanten-Regel (Schifffahrt), ferner die Bindestrich­schreibung (der 18-Jährige). Die Revision von Teilen der Getrennt- und Zusammen­schreibung sowie der Groß- und Klein­schreibung führt über­wiegend neue „alte“ Varianten wieder ein, so daß auch hier, ähnlich wie bei der Fremdwort­schreibung, die Schreibenden entscheiden müssen. Durch die Aus­schöpfung aller jetzt durch den Rat in Aussicht gestellten Freiräume könnten ein bis zwei Prozent der Reform­schreibungen vermieden werden, zusätzlich zu den Zugeständnissen von 2004. Anderer­seits dürfen Anhänger der Reform praktisch unverändert wie bisher (seit 1996) weiterschreiben, da die Reform­schreibung nur ver­einzelt aufgehoben wird […].
neu Daten deutscher Schreibung. Rheinischer Merkur, , 61. jg., nr. 9 (1202 wörter)
1924: Der Schweizer „Bund für ver­einfachte recht­schreibung“ wird gegründet; sein „minimal­programm“ fordert die konsequente Klein­schreibung aller Wörter.

1. 3. 2006

: "Reform der Reform" hemmt Lernprozesse. Kommentar: Marcus Knill über den Rechtschreibedschungel. persoenlich.com, , Medien, News
Kommunikationsberater Marcus Knill analysiert und kommentiert im Folgenden die Irrungen im deutschen Rechtschreibedschungel. […] Was jedoch beim ganzen "Hin und Her" unberücksichtigt blieb: Jeder Lernpsychologe weiss, wie Irritationen Lernprozesse behindern. Leidtragende sind bei raschen Wechseln all jene Beflissenen, die zuerst die alte Rechtschreiberegeln erlernt hatten, um sich nachher willig umschulen zu lassen[,] und nun plötzlich nochmals eine andere[,] moderatere (endgültige?) Schreibweise erwerben müssen. […] Es ist nämlich erwiesen, dass die Informationsaufnahme problematisch wird, wenn wir mehrere ähnliche Versionen vermitteln.
: Im Durcheinandertal. Rechtschreibreform 06: Noch mehr Varianten, noch weniger Einigkeit. St. Galler Tagblatt, , s. 25, Kultur (598 wörter)
Hier hat der Lehrerverband LCH die jüngsten Reformvorschläge in einem fünfseitigen Papier zurückgewiesen. Die Nachrichtenagentur SDA meldet Widerstand an, und der «Sprachkreis Deutsch» fordert in einem offenen Brief die Erziehungsdirektoren zu einer «sprachwissenschaftlichen Überprüfung des ganzen Regelwerks» auf. Diese Forderungen weist EDK-Präsident Hans Ulrich Stöckling auf unsere Anfrage hin zwar zurück. […] Aber die jüngsten Reformvorschläge hält auch er für unausgegoren. […] Allerdings relativiert der LCH seine Kritik gleich selber: Im Vergleich mit solchen Orthografie-Detailfragen bewegten sich die Schreibsorgen der Schülerinnen und Schüler «auf einem massiv tieferen Niveau. Schulen wären glücklich zu preisen, wenn dort nur noch Fehler in den genannten Bereichen gemacht würden».
: «Das Chaos ist herbeigeredet.» St. Galler Tagblatt, , s. 25, Kultur (362 wörter)
Stöckling: Der von der Kultusministerkonferenz Deutschlands zusammen mit Österreich und der EDK eingesetzte Rat für Deutsche Rechtschreibung hat jetzt neue Vorschläge unterbreitet. Über diese ist kein vernünftiges Vernehmlassungsverfahren durchgeführt worden. Deshalb haben wir mitgeteilt, die Schweiz würde diese Neuerungen vorderhand nicht übernehmen. […] Zurzeit besteht zumindest aus der Sicht der Ausbildung kein Grund zur Aufregung. Die neuen Regeln werden in der Schule diskussionslos angewandt, und die Schülerinnen und Schüler kennen gar nichts anderes.
: Geschichte eines Skandals. Die Rechtschreibreform, die KMK und der Rat für deutsche Rechtschreibung. Deutschlandradio, Deutschlandfunk (dradio.de), , Sendung: Kultur heute
[…] die Liste der Skandale ist lang. Dazu gehört auch, dass die Politik einfach davon ausgeht, dass sich alle Bürger ihren Vorgaben zur Schreibweise anschließen müssen, obwohl die Kultusminister Regelungsmacht nur für die Schulen haben und das auch nur nach Maßgabe des allgemeinen Schreibgebrauchs.
Inkonsequent und halbherzig. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 51, s. 2, Politik (87 wörter)
Die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung zur Überarbeitung der Rechtschreibreform kommentiert der "Döbelner Anzeiger": […] Der Kompromiß, der nun endlich nach vielen Jahren beim Rechtschreibreformstreit in Sicht ist, enttäuscht.
Um des Sprachfriedens willen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 51, s. 2, Politik (87 wörter)
Der "Mannheimer Morgen" bemerkt zur Rechtschreibreform: […] Die von allen Reformen wohl nebensächlichste hat rund zehn Jahre lang mit ihrem Zickzackkurs genervt, Schüler wie Lehrer auf eine wahre Geduldsprobe gestellt und einen Keil zwischen die Medien getrieben.
: Variantensalat. Warum die Reform der Rechtschreibreform scheitert. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 51, s. 37, Feuilleton (1044 wörter)
Viele fragen sich heute: Wie konnte es bloß zu einer derartigen Beschädigung einer bewährten Norm kommen? […] In den großen und traditionsreichen Sprachen Europas, im Englischen, Französischen und Deutschen, sind bisher alle Rechtschreibreformversuche am Widerstand der Betroffenen gescheitert. […] Auf einem anderen Blatt steht das Verfahren einer solchen Reform. Es ist langwierig und kompliziert - wegen der Vielzahl Beteiligter, Betroffener und wirtschaftlich Interessierter. […] Kernstück der hiesigen Reform war ein Nebeneinander vorbereitender Fachkommissionen und eigens eingerichteter Arbeitsgruppen aus Beamten der Kultusministerien. […] Diesen Kommissionen fehlte von Anfang an die fachliche und im weiteren Sinne kulturelle Legitimation.
: Elternverein will alte Rechtschreibung. netzeitung.de, (260 wörter)
Der Deutsche Elternverein will erreichen, dass an den Schulen wieder die klassische Rechtschreibung zugelassen wird. Alle Erlasse sollten zurückgezogen werden, die ein Anstreichen der alten Rechtschreibung als fehlerhaft vorsehen. Das geht aus einem offenen Brief des Elternvereins an die Ministerpräsidenten und Kultusminister der Länder hervor, den der Vereinsvorsitzende Ulrich G. Kliegis am Mittwoch in Kiel vorstellte. […] Ziel müsse es sein, an den Schulen wieder eine von Konsens getragene einheitliche Schriftsprache zu lehren, sagte Kliegis. Hierfür seien verbindliche Regeln erforderlich.