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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 4.–5. 2006
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Aus presse und internet

31. 5. 2006

: Rechtschreibreform kann in Kraft treten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 125, s. 1, Politik (72 wörter)
Das Bundesverfassungsgericht wies eine Beschwerde gegen die von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Rechtschreibregeln ab.
: Wie er die Mähne baute. Stefan Georges Haare. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 125, s. 37, Feuilleton
Jeder Dichter von Rang wird von der Furie der Besonderheit umgetrieben, aber über keinen sonst ward verhängt, in derart kunstgewerblicher Aufmachung zu erscheinen, mit hochgeschürzten Punkten und weichgebogenen Lettern, von der affigen Kleinschreibung gar nicht erst zu reden.

27. 5. 2006

neu : Besser als ihr Ruf. (Frankfurter Rundschau), , Ratgeber, Karriere
Leiter des Personalcenters bei Provadis ist Markus Vogel. Der Diplom-Psychologe ist für die Auswahl der künftigen Fachkräfte ver­antwortlich. Außerdem betreut seine Abteilung rund 1200 Azubis […]. Wenn man die Er­gebnisse der Tests von heute mit denen von vor zehn Jahren vergleicht, fällt laut Vogel unter anderem auf: Die Bewerber sind heute nicht dümmer. Verschlechtert haben sich aber ihre mathematischen Kenntnisse […]. Auch bei den Rechtschreib­kenntnissen "liegt der Verdacht nahe, dass sich die Bewerber ver­schlechtert haben". Allerdings gibt Vogel zu: "Wegen der Rechtschreib­reform sind heute auch viele Erwachsene unsicher, was die richtige Schreib­weise angeht." Deshalb könne man die Test­ergebnisse von heute und vor zehn Jahren nur bedingt vergleichen.

26. 5. 2006

: Ehemaliger Kultusminister Reck wird in der Altmark wieder Pauker. Karl-Heinz Reck wird ab August am Salzwedeler Jahngymnasium unterrichten. Volksstimme,
Damals steckte er noch tief in der Politik, pflanzte als Minister die Förderstufe in die Schullandschaft und unterschrieb als Präsident der Kultusministerkonferenz in Wien für Deutschland den Vertrag zur Rechtschreibreform. Dann der Rücktritt, nur ein halbes Jahr nach Beginn der zweiten Amtszeit. Ein Bruch, weil Reck in der SPD die Rückendeckung für seine Politik vermisste.

24. 5. 2006

: Blatter sagt „Fussball“. Und das ZDF spricht ihm nach; beim Sport sind die TV-Sender weich in den Knien. Der Tagesspiegel, , Medien
Der Weltfußballverband Fifa, deren Zentrale in der Schweiz ansässig ist, hat auch in der Rechtschreibung ganz genaue Vorstellungen: „FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006 ™“ lautet der geschützte Titel […]. Wer diesen Titel in Deutschland jedoch in seiner Berichterstattung verwendet, kann schon mal Schwierigkeiten mit seinen Zuschauern bekommen. Die Fifa-Schreibweise sei gegenüber den Beschlüssen der Kultusminister nachrangig, teilte ein empörter Zuschauer dem ZDF mit, verlangte Gebührenrückerstattung und drohte mit Sanktionen bis hin zur Beugehaft für Intendant Markus Schächter. So weit ist es denn doch nicht gekommen. Vielleicht weil das ZDF sich tapfer der eidgenössischen Schreibweise verweigert, die kein „scharfes S“ kennt.

22. 5. 2006

: Satire mit hohem Spassfaktor. Christoph Brüske: Ein Highlight am Freitag. Oltner Tagblatt, MLZ, , Stadt/Region Olten
Ein Highlight der 19. Oltner Kabarett-Tage war ohne jeden Zweifel der Auftritt von Christoph Brüske am Freitagabend im Theaterstudio Olten. […] Nebst der Politik beinhaltet Brüskes Programm eine so grosse Bandbreite an Themen, dass fast für jede/n etwas dabei ist: Kinder­feindlichkeit […] oder heutige Senioren […] gehören ebenso in sein reichhaltiges Themen-Repertoire wie Online-Shopping («früher war man als Kunde noch König, nicht System-Administrator»), die Rechtschreibe­reform («Cholera schreibt man jetzt wie Kohl-Ära») oder Fussball.
: Dringende Hinweise an die Kultusminister. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 118, s. 11, Briefe an die Herausgeber (360 wörter)
Die sachliche und qualifizierte Darstellung von Andreas Kilb verdient den Hinweis darauf, daß die Akademie der Künste in Berlin auf einen Anlaß wie die Rechtschreib­reform angemessen reagiert hat […]. Daß alle diese Initiativen bei den politischen Adressaten weitgehend verhallten und in den Medien nur sehr partiell wahrgenommen wurden, ändert nichts daran, daß es sie in nach­drücklicher öffentlicher Form gegeben hat.

21. 5. 2006

: Deutsche Schönheit. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 20, s. 13, Politik (94 wörter)
Zu "Warum Sale und nicht Ausverkauf?" von Erika Steinbach (14. Mai): […] Ich liebe Fremdsprachen und knie mich mit Vorliebe auch in Eigenheiten hinein, aber Schönheiten und Eigenheiten hat auch das Deutsche - was man übrigens auch in der Recht­schreibung hätte bewahren sollen. Wer sonst betreibt solch ein Schindluder mit der Mutter­sprache […].

20. 5. 2006

: Orthografie zum Schwanzappell! Süddeutsche Zeitung, ausgabe Starnberg, , s. R1, Politik (245 wörter)
Zum Glück gibt’s in meinem Computer eine gute Fee. Sie kennt nicht nur ganz, ganz viele Wörter, sie weiß im Unterschied zu mir auch, wie sie derzeit richtig geschrieben werden […]. Gut, auch so eine Fee hat Macken. Die Schwarzpappel zum Beispiel, für sie ein unbeschriebenes Blatt, will sie durch Schwanzappell ersetzen. Ja, das kommt dabei raus, wenn dauernd an der Orthografie herumgeschraubt wird […]. Und keiner weiß am Ende, was das ist. Was aber auch nichts macht, weil es ja immerhin korrekt geschrieben ist, und das ist schon mehr, als man heutzu­tage nach der dritten Nachbesserung der schon korrigierten Reform erwarten darf.

19. 5. 2006

: Schach. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 116, s. 10, Deutschland und die Welt
Wie einfach ist da die Groß- und Kleinschreibung! Gerade deshalb stürzen sich in unregelmäßigen Abständen kleine Geister auf sie und wollen sie ändern, jawohl, kleine Geister, diesmal eine Realität wie die aussterbenden großen Geister, aber eine Landplage sonder­gleichen.

18. 5. 2006

: Spagetti sind nichts für die Zeitung. Die meisten Verlage werden im August darüber entscheiden, ob sie die korrigierte Reform übernehmen. Braunschweiger Zeitung (newsclick.de)
Da Tageszeitungen viel mit Agenturtexten arbeiten, werden sie sich größtenteils dieser Entscheidung anschließen. Auch diese Zeitung wird vermutlich der Entscheidung der Agenturen folgen. Verlage wie Springer und Süddeutsche Zeitung haben schon angekündigt, die korrigierte Reform umzusetzen. Wie schon bei der Einführung der Rechtschreib­reform wird diese Zeitung aber möglichst nahe an der vertrauten Schreibung bleiben […].

12. 5. 2006

: An Beweises Statt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 110, s. 9, Briefe an die Herausgeber (87 wörter)
In der F.A.Z. vom 18. April lese ich […] "an Beweises statt". […] Es kann aber keine Ausrede sein, daß die neue Rechtschreibung das verlangt, löblicherweise haben Sie diese ja abgelehnt!

10. 5. 2006

: "Il Canto del Mondo" ehrt Thomas Quasthoff. Hamburger Abendblatt, , Kultur/Medien
"Musik löst Verkrampfungen", weiß auch Quasthoff zu erzählen […]. Unverkrampft, fast polternd richtet er seine Appelle an die Öffentlichkeit bei der Canto-Preisverleihung: "Wenn ich sehe, wie etwa Unsummen für eine idiotische Rechtschreibreform statt für die Rettung von Musikschulen ausgegeben werden, wird mir ganz anders.

5. 5. 2006

: «Es geht um unsere Identität.» St. Galler Tagblatt,
Mit einer nationalen Kampagne will die CH-Stiftung die sprachliche Vielfalt der Schweiz fördern. Ihr Präsident, der Solothurner Regierungsrat Christian Wanner (FDP), warnt vor der Vernachlässigung der Landessprachen. […] Sie von der CH-Stiftung sollten mit gutem Beispiel vorangehen. In den Unterlagen ist aber die Rede von der «CH Stiftung», ohne Bindestrich. Das entspricht vielleicht trendig englischer Rechtschreibung aber nicht der deutschen. Wanner: Das ist mir noch nie aufgefallen. Aber Sie haben Recht, da gehört ein Bindestrich hin.

2. 5. 2006

: Das Amt und sein Preis. Klaus Staeck muß die Akademie aus ihrer Lähmung führen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 101, s. 43, Feuilleton
Wenn die Akademie bei aktuellen Themen mit dem nötigen Gewicht auftreten, sprich: auf Anlässe wie die Rechtschreibreform oder den Karikaturenstreit intellektuell und ausstellungstechnisch angemessen reagieren soll, müssen die Direktoren einen Teil ihrer Programmkompetenz ans Präsidium abtreten. Daß ihnen dieser Verzicht gelingt, darf bezweifelt werden.

30. 4. 2006

: Staecks Weg. In der Stunde ihrer größten Krise wählt die Berliner Akademie der Künste einen Polit-Satiriker zu ihrem Präsidenten. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 17, s. 25, Feuilleton
Wo waren die intellektuellen Vorstöße? Da war nicht mal ein Stimmchen zu hören, nicht bei der Rechtschreibreform, nicht beim Karikaturenstreit. Und wenn eines zu hören gewesen sein sollte, dann hat es sich jedenfalls nicht sonderlich tief in die Erinnerung gegraben.

29. 4. 2006

Umfrage: Was halten Autoren von der Akademie? ,
Die Berliner Akademie der Künste hat ihren neuen Präsidenten gewählt. Die Netzeitung fragte Schriftsteller, was sie für Erwartungen an ihn haben. […] 2) Was erwarten Sie von einem neuen Präsidenten, von einer neuen Präsidentin? […] Iris Hanika […] 2) Von der neuen Präsidentin erwarte ich, daß sie ihre ganze Kraft dafür einsetzt, die Rechtschreibreform ohne jeden «Kompromiß» rückgängig zu machen.

19. 4. 2006

: Richtig schreiben falsch? Anstand im Alltag. Blick, , nr. 90, s. A19, BlickLife&Style (199 wörter)
Sprache kann nicht durch Paragrafen geregelt werden, und sie muss nicht von einer Handvoll (ja: nicht Hand voll!) Lehrern umgestaltet werden. Gönnen Sie sich die Freiheit der Rechtschreibung, sonst lacht vielleicht Ihr Kind über die Majonäse oder das Portmonee.
Die Welt zu Gast bei Juristen. ,
Auch der schöne Begriff "Fußball-WM" ist in den Fängen der FIFA gelandet und geschützt, allerdings mit Doppel-S: Fussball-WM. Vier Wochen lang wird der rechtschreibreformierte deutsche Pisastaat deshalb Gastgeber der nicht wirklich Duden-konformen "FIFA Fussball-WeltmeisterschaftTM" sein. Macht aber eigentlich auch nichts: Die FIFA kommt schließlich aus der Schweiz - und dort schreibt man Fußball Fussball.
: Kein Bock auf nen Date? Spiegel Online, , UniSPIEGEL, Zwiebelfibel
Tatsache ist: Nie wurden so viele Fehler gemacht wie heute. Aber die Menschen haben auch noch nie so viel geschrieben. […] Menschen, die mit der Recht­schreibung Probleme haben, hat es immer schon gegeben. Sie fielen früher bloß nicht so auf, da ihnen die Technik fehlte, um ihre Probleme regelmäßig unter Beweis stellen zu können. […] Folglich ist eBay eine Fundgrube - nicht nur in sammel­surischer Hinsicht, sondern auch in orthografischer. Denn jeder schreibt eben so, wie er es für richtig hält. […] Als Suchender muss man das berück­sichtigen. Wer zum Beispiel Modelleisenbahnen sammelt und eine spezielle Dampflokomotive sucht, tut gut daran, nicht nur mit dem Stichwort "Dampflok" zu suchen, sondern es auch noch mit "Dampflock" zu probieren. […] All das ist jedoch kein Grund zu verzagen, beweist es doch nur, wie lebendig das Interesse der Deutschen am Gebrauch ihrer Schrift ist und wie niedrig die Schwellen­angst vor dem Schreiben.
: Alle Ausländer synchronisieren. Zippert zappt. Die Welt, , s. 1
Wer hier leben und arbeiten will, soll zunächst einmal zeigen, daß er Deutsch kann. Ein etwas problematisches Unterfangen in einem Land, in dem über 80 Prozent der Einheimischen nicht wissen, welche Stufe der Rechtschreibreform gerade gültig ist und ob man Integration überhaupt so groß schreiben sollte.

15. 4. 2006

: Unfreiwilliges Beispiel. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 89, s. 42, Briefe an die Herausgeber (134 wörter)
Kaum zu glauben: Ausgerechnet die F.A.Z., das Sturmgeschütz der Reformgegner, liefert - wohl unfreiwillig? - ein Beispiel dafür, wie die Rechtschreibreform die Menschen verwirrt. […] Weil viele Leute aber glauben, das "ß" sei durch die Reform völlig abgeschafft worden, muß man in der Schriftsprache zunehmend degeneriertes Deutsch wie "viel Spass in der Schillerstrasse" […] ertragen […].

13. 4. 2006

: Schreibt, wie es euch gefällt. Der Schweizerische Beobachter, , 80. jg., nr. 8, s. 77, Piazza (357 wörter)
Zukünftig, so taten Astrid und Peter Erzinger aus Gibswil-Ried ZH in einem Leserbrief im «Tages-Anzeiger» kund, würden sie Texte und Briefe nur noch nach «brifater Ortografie konzipiiren». […] Die Erzingers, beide Lehrer im Ruhestand, griffen zur Feder, nachdem die Zeitung berichtet hatte, dass die deutschen Kultusminister Anfang März Änderungen an der Rechtschreibreform beschlossen hätten - also die Reform der Reform. […] Die Rechtschreibung trage überhaupt nichts zum besseren Verständnis bei. Viele Geistesgrössen ruft er für seine These in den Zeugenstand: «Nehmen Sie Luther, Erasmus oder Goethe: Ihnen war es vollkommen egal, wie sie schrieben.» […] Der Leserbrief gehört laut «Tages-Anzeiger»-Redaktor Peter Früh zu den am meisten beachteten der letzten Zeit: «Ich wurde verschiedentlich darauf angesprochen.» So gross das Echo auch war: Die Chance ist gering, dass die Botschaft gehört wird.

9. 4. 2006

: Die Hölle I. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 14, s. 13, Leserbriefe (77 wörter)
An Deutschlands Schulen ist die Hölle los, und die Konferenz der Kultusminister beschäftigt sich mit der Rechtschreibreform!
: Das Wortporträt. Haß. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 14, s. 32, Feuilleton (437 wörter)
Schon vor der Rechtschreib­reform hat es das Wort in der Schreibweise mit "ss" gegeben. Das sonst geläufige "ß" am Wortende galt nur für den Lauftext mit gemischter Groß- und Kleinschreibung, es wirkte ein wenig rostig, antiquiert, es war wie der mißlingende Versuch einer Zähmung, und eine Regel warnte: "ss am Schluß bringt Verdruß." Da es das "ß" als Großbuchstabe aber nicht gibt, wurde der laute Haß, der aus Krawall­buchstaben gebildete HASS, immer mit dem Doppel­konsonanten "s" geschrieben.

8. 4. 2006

: Sprachlosigkeit. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 84, s. 8, Briefe an die Herausgeber (351 wörter)
Aber eine Gesellschaft, die es derzeit fast klaglos duldet, daß ihre Sprache zum Opfer einer vollständig mißlungenen Rechtschreibreform wird, muß sich nicht wundern, daß immer höhere Anteile der Schülerschaft sprachlos werden und zu anderen Kommunikationsformen greifen!
: Wie der grobe Unfug möglich wurde. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 84, s. 8, Briefe an die Herausgeber (320 wörter)
Da ich mich durch den Beamteneid nicht dazu verpflichtet habe, den Schülern groben Unfug zu vermitteln - in diesem Falle eine Reform, deren wissenschaftliche Dürftigkeit, Inkonsequenz und Widersinnigkeit hinlänglich erwiesen sind -, habe ich in der Oberstufe diese Reform im Unterricht thematisiert und mich bemüht, den Schülern so auf "subversive" Weise die Einschätzung der Reform zu erleichtern und kritisches Sprachbewußtsein zu fördern.

Und hoffentlich unsere reformbestrebungen nicht vergessen!

: Das Haus des Seins. Meine Woche: Schifffahrt mit drei f; "Was guckst Du?"; Die Verklärung der Sprachgettos. Die Welt, , nr. 84, s. 2, Deutschland (471 wörter)
Normale Menschen interessieren sich nicht besonders für die Sprache, die sie sprechen. Man interessiert sich ja auch nicht für die Luft, die man atmet, solange sie nicht stickig ist. Deshalb darf man als Intellektueller, Dichter oder anderweitig "Kulturschaffender" nicht enttäuscht sein, daß Erika Mustermann sich nicht so recht über die Rechtschreibreform erregen kann und allenfalls ein Interesse daran hat, daß das neue Schulbuch, das sie gerade für ihr Kind angeschafft hat, auch morgen noch gültig ist. Dichter und Denker sehen das schon von Berufs wegen anders. Für sie gibt es nichts Wichtigeres als den Zustand und das Schicksal ihrer Sprache. Während normale Menschen die Sprache für ein Kommunikationsmedium halten, verehren Dichter und Denker in der Sprache das Haus des Seins. Deshalb hängt für sie sehr viel an scheinbar so kuriosen Fragen wie der, ob man Schiffahrt mit drei "f" schreibt. (Mein Computer hat "Schiffahrt" gerade als Fehler markiert!)

Warum ist es für dichter und denker anders? Auch für sie sollte es etwas wichtigeres geben als die sprache: die inhalte. Und besonders sie sollten erkennen, dass sprache und rechtschreibung nicht nur zwei verschiedene wörter, sondern zwei verschiedene dinge sind.

7. 4. 2006

: Fußball mit scharfem „s“. Der Tagesspiegel, , Sport
Wie schreibt man das Wort Fußball? Im Deutschen mit „ß“, in der Schweiz mit „ss“. Weil der allgewaltige Welt-Fußballverband Fifa in Zürich sitzt, hatten sich die Sportfunktionäre für die WM in Deutschland eine kleine Rechtschreibreform ausgedacht: ARD und ZDF sollten verpflichtet werden, während der Übertragung der Spiele das Wort Fußball mit „ss“ einzublenden. Die Sender weigerten sich.

6. 4. 2006

: Veto gegen Rechtschreibkurs. Basler Zeitung, , s. 2, heute (102 wörter)
Der St. Galler Erziehungsdirektor und Präsident der Konferenz der Erziehungsdirektoren (EDK), Hans Ulrich Stöckling, hat einen Weiterbildungskurs für Mittelschullehrer zur Rechtschreibung verboten. Als Referenten waren drei ausdrückliche Kritiker der Reform vorgesehen.
: Stöckling verbietet Rechtschreibkurs. Die Südostschweiz, ausgabe Glarus/Gaster/See, , Region Gaster/See (197 wörter)
Der Kurs hätte im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms für Mittelschullehrer stattfinden sollen. «Von alt zu neu – von neu zu alt: Die neue Rechtschreibung – Hinweise, Klärungen und Stellenwert», so der Titel. Die Anregung kam laut Kursleiter Mario Andreotti von der Fachschaft.
: «So geht das nicht.» Zürichsee Zeitung, (91 wörter)
Drei ausdrückliche Gegner der Reform als Kursveranstalter: «So geht das nicht», fand Stöckling und legte sein Veto ein.
: Die Erblast von Achtundsechzig. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 82, s. 1, Politik (829 wörter)
Das Dogma, daß schon alles gut werde, wenn man bis zur Aufgabe der eigenen Werte und Ordnungs­systeme tolerant und antiautoritär sei, bezog sich freilich nicht nur auf die Ausländer­politik. Nach 1968 versuchten die progressiven Geister in Deutschland möglichst alles zu schleifen, was ihnen irgendwie als Herrschafts­system vorkommen wollte. Auch die unselige Rechtschreib­reform geht auf dieses Motiv zurück.

Nein, das ist eben so ein dogma.

5. 4. 2006

: Stöckling verbietet Rechtschreibkurs. St. Galler Tagblatt, (87 wörter)
Der Staat könne nicht in seinen Schulen die neue Rechtschreibung durchsetzen und zugleich einen Kurs der Kritiker finanzieren.
: Stöckling kippt Rechtschreibkurs. Wegen reformkritischer Referenten: St. Galler Erziehungsdirektor verbietet Weiterbildung für Gymnasiallehrer. St. Galler Tagblatt, , s. 11, Ostschweiz (581 wörter)
FORMI-Kurs 2006-58 ist abgesagt. «Von alt zu neu – von neu zu alt: Die neue Rechtschreibung – Hinweise, Klärungen und Stellenwert»: So sollte das Thema lauten. […] Neben Andreotti waren als Kursleiter der in Gossau unterrichtende Gymnasiallehrer Stefan Stirnemann und der deutsche Germanist Theodor Ickler genannt. Beide treten als lautstarke Kritiker der Reform auf. «Drei ausdrückliche Gegner der neuen Rechtschreibung machen miteinander einen Kurs zulasten der Steuerzahler: So geht das nicht», begründet Stöckling seine Veto auf unsere Anfrage. […] Es gehe nicht darum, eine Diskussion abzuklemmen; selbstverständlich hätte er nicht reagiert, wenn der Kurs ausgewogen besetzt gewesen wäre.
: Gleichgültigkeit. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 81, s. 8, Briefe an die Herausgeber (202 wörter)
So oder so ist doch nichts mehr wirklich falsch. […] Bedrohliche Aussichten also: daß die verordnete orthographische Gleich-Gültigkeit mit der mentalen eine unheilige Allianz eingeht und tiefer noch als bisher in den Sumpf allgemeiner Sprachverschlampung führt, den es eigentlich auszutrocknen galt.

4. 4. 2006

: Weit entfernt von der Einheitlichkeit der Sprache. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 80, s. 7, Briefe an die Herausgeber (380 wörter)
Ich halte es für sehr gefährlich, jetzt in den Chor derer einzustimmen, die meinen (oder zu meinen vorgeben), jetzt sei alles gut.

3. 4. 2006

: Unselige Reform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 79, s. 22, Briefe an die Herausgeber (199 wörter)
Unsere erkämpfte Lebenszeitverlängerung wird noch lange diejenigen unserer Mitbürger am Leben erhalten, die in der Lage sind, die alte Rechtschreibung zu beherrschen […].

1. 4. 2006

: Keiner, am keinsten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 78, s. 19, Briefe an die Herausgeber (110 wörter)
Seit Jahrzehnten ist die F.A.Z. nicht nur meine tägliche Lektüre, sondern auch Referenz für korrektes und gepflegtes Deutsch. So haben Sie auch die überflüssige Rechtschreibreform nicht mitgemacht beziehungsweise sich sehr schnell wieder davon distanziert.
: Mein Handwerkszeugskasten. Was ich gesagt haben wollte. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 78, s. 39, Feuilleton (603 wörter)
[…] was mich wirklich erschreckt an dieser sogenannten Reform: die Hybris einiger Professoren und der meisten Politiker; ihre Anmaßung, ohne Not und nach ihrem Gutdünken etwas regulieren zu wollen, das den meisten Menschen wie etwas natürlich Gegebenes erscheint und das sie darum hinnehmen — als etwas Lebendiges und etwas Gewachsenes […].

Der schreck kommt hundert jahre zu spät. Die heutigen professoren regulieren nichts; sie ändern eine vorhandene regelung (ein bisschen). Und so vieles haben die menschen früher wie etwas natürlich gegebenes hingennommen, aber dann kam eine epoche namens aufklärung. Wer die verpasst hat, ist natürlich leicht zu erschrecken.