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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 9.–12. 2007
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Aus presse und internet

24. 12. 2007

Weihnachten statt "X-Mas". n-tv.de,
Durch eine gedankenlose Übernahme von Wörtern wie "Christmas" oder "X-Mas" in den deutschen Sprach­gebrauch sei inzwischen eine gezielte "Amerikanisierung" und "Cocacolisierung" des besinnlichen Weihnachts­festes erfolgt, heißt es in einem Beitrag der Zeitschrift "Deutsche Sprachwelt" […]. Die in dem Verein zusammen­geschlossen Sprachschützer, die die Zeitschrift herausgeben, waren in den vergangenen Jahren vor allem durch ihren Kampf gegen die Rechtschreib­reform hervorgetreten.

23. 12. 2007

: Der Anwalt der deutsche Sprache. Bastian Sick spricht im Interview über Aktionen gegen die Verbreitung von Anglizismen, Reglementierungen und das Wortbau-Spiel Scrabble. freiepresse.de, , Kultur
Ich bin kein Mensch, der alles gesetzlich reglementiert wissen möchte. Die Rechtschreib­reform hat ja gezeigt, wie wenig es bringt, wenn der Staat sich einmischt. Das war ein zehn Jahre währender Prozess, der Berge von Papier und Beamten verschlissen hat. Und am Ende ist ein fauler Kompromiss dabei herausgekommen.

18. 12. 2007

: Es muss schmecke. Darmstädter Echo, , Echo-Eck (200 wörter)
Fehlerhaft wurde früher geschrieben, fehlerhaft wird heute geschrieben. Wer nimmt dies heute noch ernst? Nach all den Rechtschreib­reformen, hin und zurück? Jeder kennt Leute, die sich immer noch darüber aufregen, dass auf den Speise­karten diverser Fleischer der Apostroph beim Plural völlig falsch eingesetzt wird: Steaks’s. […] Nichts gegen die Macht der Orthographie, aber auch die Freunde rechter Rechtschreibung sollten doch die Kirche im Dorfe lassen: Für den Konsumenten zählt letztlich nicht, was auf der Ware geschrieben steht. Der Inhalt der Ware ist ausschlaggebend. Oder, wie der Baden-Württemberger sagt: Es muss schmecke.
: Riskantes Spiel um den Tempelhofer Flughafen. Der Tagesspiegel, , Berlin
Das Volksbegehren zum Flughafen Tempelhof ist das erfolgreichste Plebiszit, das bisher in Berlin stattgefunden hat. Bis zum Wochenende wurden 114 510 Unterschriften gezählt und damit der alte Rekord, eine Aktion gegen die Rechtschreib­reform (1999: 106 080 Stimmen) gebrochen.

13. 12. 2007

: Evolutionäres Sprachverständnis. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 290, s. 7, Briefe an die Herausgeber (165 wörter)
War es doch die F.A.Z., die sich gegen die von Staatsorganen verordnete umstürzlerische Rechtschreib­reform in vorderster Front und ja nicht ganz ohne Erfolg gewehrt hat.

12. 12. 2007

: Medienärger - Der Rückblick auf 250 Zapp-Sendungen NDR-fernsehen, sendung Zapp,
Der heftige Streit unter Journalisten. Heute eher die Ausnahme. Leider. Michael Jürgs (2005), Publizist: "Es muss Gegensätze geben, es muss in einer Demokratie möglich sein, dass der und die andere Meinungen haben, es muss auch Schlachten geben unter den Medien. Das ist ganz normal." Es ist aber nicht normal, denn heute kungeln mächtige Medien, die früher Kontrahenten waren. […] Springer-Boss Döpfner und "Spiegel"-Mann Aust verbündeten sich auch mit dem "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher. Gemeinsam versuchten sie, die Rechtschreibreform zu kippen. Eine neue, bedrückende Medien­allianz. Hans-Jürgen Jakobs (2005), "Süddeutsche Zeitung": "Man kann sagen, Rechtschreib­reform, das ist ein kulturelles Anliegen, aber wer sagt denn, dass es dabei bleibt. Es könnte ja im nächsten Schritt um konkrete, handfeste Interessen der Häuser gehen, die man mit gemeinsamem Druck befördern könnte."

12. 2007

: Konsens in der Rechtschreibung zeichnet sich ab. Lead, Newsletter der SDA-Gruppe, , nr. 39
Entstanden ist das Durcheinander unter anderem, weil zwei konkurrierende Systeme ineinander verschachtelt wurden: ein streng systematischer und ein semantischer Ansatz. Der streng systematische Ansatz mit der Einebnung von Bedeutungs­unterschieden vor allem bei der Getrennt- und Zusammen­schreibung löste so viel Kritik aus, dass zum herkömmlichen semantischen Ansatz zurück­gerudert werden musste. Statt sich für ein System zu entscheiden, wurden die Varianten nebeneinander stehen gelassen.

Wir wären dafür, sich für ein system zu entscheiden. Herr Müller will den systematischen ansatz nicht, aber er will natürlich auch nicht einen strengen semantischen ansatz: Bank und Bannk, Schalter und Schallter, Pension und Pennsion (Welt Online, 21. 7. 2008). Er will einfach gar keine änderung, d. h. das frühere durcheinander beibehalten, und dafür braucht es seine systemteorie eigentlich nicht.

27. 11. 2007

: Einst boll der Hund. Linguistik starker Worte: Eine Stärke des Deutschen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 276, s. 43, Forschung und Lehre
Die Sprachentwicklungsprognose besagt also, dass sich ein harter Kern sinnvoller Unregelmäßig­keiten noch lange halten wird. Um ihn herum findet in weiten Bereichen eine fortschreitende Vereinfachung statt. Ob das die internationalen Chancen des Deutschen erhöhen wird, wie Heide Wegener mit Blick auf das Englische meint, darf man bezweifeln. Mit unregelmäßigen Verben und manch bizarrem Substantiv­plural traktiert schließlich auch das Englische seine Lernwilligen - ganz zu schweigen von einer Orthographie, mit der verglichen die deutsche ein Muster an Transparenz darstellt. Auch Latein und Französisch sind nicht gerade für ihre grammatische Schlichtheit bekannt. Ihren Aufstieg zu Weltsprachen verdankten sie alle den Regeln der Macht, nicht der Flexion.

26. 11. 2007

neu : Eszett in der Schweiz. (Schweizer Orthographische Konferenz), , Fragen und Antworten
Eine der Neuerungen der Rechtschreib­reform ist die Umstellung der Eszett-Schreibung von der Adelung­schen auf die Heysesche Regel. […] Mut­maßungen über die Gründe für die Abschaffung des Eszett in der Schweiz (und in Liechten­stein) gibt es viele. […] In Wirklichkeit hat vermutlich nicht ein einzelner Grund, sondern eine Kombination von Gründen zum Verschwinden des Eszett in der Schweiz geführt.

25. 11. 2007

: Kulturbewusstsein und die Dominanz der Wirtschaft. Telepolis (heise.de),
In Dresden tagt das Internationale Gründungs-Symposium "World Culture Forum". Ein Gespräch mit dem Philosophen und Sozial­ökologen Johannes Heinrichs. […] Johannes Heinrichs: Die Kultur hat derzeit keine eigene, unabhängige und institutionali­sierte Position, von der aus sie gestaltend in gesellschaftliche Prozesse eingreifen kann. Die Wieder­vereinigung lieferte dafür ein sehr anschauliches Beispiel. Wenn zwei Volksgruppen mit gleicher Sprache und gemeinsamen kulturellen Wurzeln zusammen­geführt werden sollen, müssen diese Aspekte auch im Vordergrund stehen. Es wäre insofern sinnvoll gewesen, die nationale Begeisterung zu nutzen, um zu überlegen, wie hier zunächst eine kulturelle Einheit geschaffen oder wiederhergestellt werden kann. Stattdessen ging es immer in erster Linie um die Einführung der D-Mark und diese falsche Prioritäten­setzung hat sich ja dann auch als Nachteil erwiesen. Übrigens auch und gerade für die Wirtschaft. Bei der Rechtschreib­reform konnten wir Ähnliches beobachten und sehen, wie die Diskussion durch partei­politische Einmischungen vollkommen unsachlich wurde.
: World Culture Forum in Dresden geht zu Ende. Ein kritisches Fazit. Pressemitteilung WebService, pressemitteilung.ws,
Schon in der Einführung zu dem Symposium beschwor der Veranstalter des World Culture Forums, der Intendant des Berliner Theater, Hans-Joachim Frey, eine neue Balance zwischen Wirtschaft und Kultur […] Prof. Kurt Biedenkopf setzte dem zwar entgegen, dass derzeit der Staat und die vorherrschende Gesellschafts­kultur darauf gegründet sei, dauerhaft das Materielle mit exponentieller Geschwindigkeit zu vermehren. Der Prozess sei aber, wie man in der derzeitigen Finanzkrise sehen könne, völlig aus dem Ruder gelaufen […]. Es sei Aufgabe der Kultur, diesen Prozess wieder umzukehren und handhabbar zu machen. Dies sei die Aufgabe von Kultur, die damit eine politische Kategorie darstelle, so Biedenkopf. Der ehemalige Politiker übersieht allerdings dabei, dass Kultur nicht mit Politik identisch sein kann und die Politik durch ihren Einfluss auf die Kultur der Kultur massiven Schaden zufügt, wie das verheerende Beispiel der Rechtschreib­reform gezeigt hat.
: Aufstand der Duckmäuser. vorwaerts.de, , Kolumne, Gut gebrüllt, Loewe
Der Rausschmiss kam überraschend. Noch im Januar hatte Stefan Aust erklärt, er würde gern weitermachen. Jetzt setzten ihm die Anteilseigner des Spiegel-Verlags den Stuhl vor die Tür […]. Manche Berichte können eine gewisse Häme kaum verbergen. Der Chefredakteur des „Spiegel“, bei dem die Grenze zwischen Selbstbewusstsein und Selbst­herrlichkeit durchaus fließend ist, hat sich auch außerhalb seines Hauses nicht nur Freunde geschaffen. Etwa als sich ein seltsames Bündnis aus Springer-Chef Mathias Döpfner, FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher und Aust verschwor, der Rechtschreib­reform den Garaus zu machen, doch letztlich erfolglos blieb.

24. 11. 2007

: Pointiert. Berner Zeitung BZ, , s. 21, Ihre Seite
Nachdem nämlich die Deutschen «Pnöi» sagen, wenn sie «Pneu» meinen, oder «Portmonee» schreiben und das Unwort aussprechen, als enthielte es vier «e», sind sie in meinen Augen zu Sprachbanausen geworden. Übrigens sind unsere CH-Promis, die bei der Reform der Rechtschreibung dabei waren, Schlapp­schwänze; sonst hätten sie sich gegen die Verhunzung der französischen Sprache gewehrt.

Und dabei haben wir schlappschwänze schon bei militair, bei meubel (heute möbel) usw. versagt. Und die welt ist voller schlappschwänze, z. b. die noch etwas zahlreicheren russen (maiones, ragu, schans).

23. 11. 2007

: Suche nach Orientierung. Die Nachfolge für Stefan Aust als Chefredakteur des Spiegel: Mehr als eine Medienpersonalie. Frankfurter Rundschau, , s. 33
Aust, der mitten im deutschen Medien­klüngel zwischen Bild, FAZ und ARD schwamm, wurde im Spiegel deswegen seit längerem kritisch gesehen. Bei der Rechtschreib­reform kooperierten Bild, FAZ und Spiegel […].

17. 11. 2007

: Das lange französische Gedicht. Über den Zusammenhang von Literatur und Nation – oder über dessen Fehlen in Frankreich. Neue Zürcher Zeitung, , 228. jg., nr. 268, beilage Literatur und Kunst, s. B3 (1699 wörter)
Die französische Sprache ist erneut bedroht, weil sie im Land selbst nicht mehr universal ist. Natürlich spricht sie jeder mehr oder weniger, aber trotz der bis zum Alter von 16 Jahren bestehenden Schulpflicht können viele Jugendliche weder lesen noch schreiben – von Erwachsenen ganz zu schweigen. Und wie viele von denen, die lesen und schreiben können, beherrschen wirklich die Grammatik und die Rechtschreibung, wie viele haben Zugang zur Literatur ihres Landes? […] Die komplexen grammatikalischen Regeln wirken ihrerseits völlig willkürlich, da ohne Blick fürs Ganze präsentiert. Spärliche Erklärungen werden in einem pseudo­strukturalistischen Jargon mitgeliefert, der das Ganze vollends un­durchsichtig macht – wie sollten die Regeln da angewandt werden? Da im Übrigen jeder Versuch einer Rechtschreib­reform am Widerstand der Tempelhüter scheitert, leben wir, wie im Ancien Régime, in einer gespaltenen Gesellschaft und Sprache. Die Eliten haben Zugang zur Geschichte der Sprache und der Literatur wie auch zur Geschichte der Nation, die andern – die Mehrheit – bleiben draussen.
: Hemdsärmeliger Herrscher. Mit seinem autoritären Auftreten hat Stefan Aust sein Ende beim "Spiegel" beschleunigt. Frankfurter Rundschau, Magazin, , s. 48
Dazu kam die Umtriebigkeit eines Chefredakteurs, der mit dem Axel-Springer-Verlag und der FAZ bei der Rechtschreib­reform gemeinsame Sache machte. In Folge dieser Kampagne war Kritik an den "Großwesiren" (FR) des deutschen Journalismus laut geworden.

16. 11. 2007

: Die Kunst des Crashs. Die Mitarbeiter des Spiegel verlängern den Vertrag von Chefredakteur Stefan Aust nicht. Frankfurter Rundschau, , s. 41, Medien
Teile der Redaktion sollen ihm besonders die Kooperation mit dem Springer Verlag beim Versuch, die Rechtschreib­reform zu kippen, übel genommen haben.
: Es war nicht alles schlecht. Rauswurf von "Spiegel"-Chef Aust. taz.de, , Leben, Medien
Der Kampf gegen die Windkraft, das Gerede vom "neuen Bürgertum", der nicht nachlassende Furor gehen die politischen Gutmenschen, die es in der Zahl, wie sie der Spiegel bekämpft, ja nie gegeben hat - wen interessierte das denn noch? Was hatte das mit der Realität außerhalb des Restaurant Borchardt zu tun, in dessen Sesseln Aust, Schirrmacher und Springer-Chef Mathias Döpfner einst den Sturm auf die Rechtschreib­reform planten. Dass sich Aust in dieser Situation zum Büttel von Bild-Chef Kai Diekmann und dem Springer-Verlag hat machen lassen, ist eigentlich der größte Sündenfall in seiner Spiegel-Karriere. Mit dieser Männerbündelei, die sich um eine eigenständige publizistische Haltung nicht mehr scherte, hat er dem Ansehen des Blattes nachhaltig geschadet.
: Peter Rastl im Interview. computerwelt.at,
Das beispiel mit IPv6 illustriert schon, wie schwer es ist, überhaupt Standards zu ändern und was Neues einzuführen. Ich rechne nicht damit, dass das leicht gelingen wird sondern dass man mit den alten Sachen weiterfährt. Es ist einfach zu weit verbreitet. Wie schaut das mit anderen Reform-Ideen aus. Man könnt weiß Gott was alles reformieren auf der Welt. Wieso haben wir noch ein scharfes „s“ in Österreich? Trotz der Rechtschreib­reform ist das nicht aus der Welt zu schaffen!

12. 11. 2007

: Kuttner: „Weg vom Fenster bin ich nicht.“ Die Presse,
Sarah Kuttner ist die bekannteste TV-Moderatorin in Ruhe. Zur Zeit ist sie das Gesicht einer Kampagne gegen Raser und macht Radio mit ihrem Vater. Heute Abend liest sie in Wien. […] In ihren beiden Büchern mit so unausprechlichen Namen, wie „Das oblattendünne Eis des halben Zweidrittel­wissens“, macht Kuttner eigentlich nichts anderes als wild hin und her assoziieren. Das heißt, sie beantwortet Fragen aller Art und kommt dann vom Papst zum besseren Leben, von Ossis zu Oasis und von Rock Festivals zu Rechtschreibreform.

9. 11. 2007

: Dem Duden eine Chance. Basler Zeitung, , s. 2, rubrik Netzfisch (147 wörter)
Jawoll, den Duden gibt es noch – verschleppte Rechtschreibe­reform hin oder her. Und es gibt keinen Grund, ihm die ganze Schuld dafür anzuhängen, dass die Orthografie derzeit ein bisschen wankel­mütig ist.

6. 11. 2007

: Virtuelle Erwartungen auf dem Prüfstand. Internet und Computer an den Schulen sind keine Wundermittel. Neue Zürcher Zeitung, , nr. 258, s. 17, Schweiz
Das Projekt «Schule im Netz» ist seit September offiziell abgeschlossen. Trotz hohen Erwartungen ist man sich über den Nutzen der neuen Technologie in der Schule noch nicht im Klaren. […] Bildungs­verantwortliche lassen vorsichtig verlauten, dass vom ICT-Einsatz kaum quantifizier­bare Ergebnisse für Fächer wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu erwarten seien. Dass jede Surfstunde eines Schülers schon per se ein Bildungs­prozess sei, glaubt auch Beat Zemp, der Zentral­präsident der Schweizer Lehrer, nicht. Eltern­organisationen wie «Schule und Elternhaus» blasen ungefähr ins gleiche Horn. Einige bezweifeln sogar, dass der Computer die schulischen Kern­kompetenzen fördere, dem Bereich Rechtschreibung schenke man wegen der Korrektur­programme nämlich entschieden weniger Beachtung.

Vielleicht muss man die schulischen kernkompetenzen anders definieren. Die kalligrafie wird ja schon mal nicht mehr erwähnt.

2. 11. 2007

: Besonnenheit statt Medien-Hype. Basler Zeitung, , s. 7 (115 wörter)
Volker Hage: «Letzte Tänze, erste Schritte. Deutsche Literatur der Gegenwart». […] Die Chronik zu Beginn behandelt das neu erwachte Interesse am Erzählen und an der deutschsprachigen Literatur ebenso wie den 11. September als Zäsur oder die Rechtschreib­reform.
: Offenburger Stadtgeflüster. Offenburger Tageblatt, , Offenburg
Nächsten Freitag »feiern« wir den Abschluss der Reform der Reform der Rechtschreib­reform, auch bekannt als die »Elf vertanen Jahre«. Wir beginnen die neue Duden-Ära standesgemäß im Zell-Weierbacher Schulmuseum, wo am Freitag­vormittag ein Dutzend Offenburger Schulrektoren ein Diktat schreiben »dürfen«. Zusammen­gestellt von unserem ehemaligen Chef vom Dienst Herbert Sommerkamp; auf der Schulbank brütet auch Redaktions­leiter Jürgen Rohn. Wenn Sie so wollen ein »Orthografie-Event«, wie es einer der teilnehmenden Rektoren schmunzelnd nannte. Aber nicht nur: Wir wollen wissen, wie unsere Schulleiter nach den elf Wirrwarr-Jahren über das Ergebnis denken, wie es um den Stellenwert der Rechtschreibung an ihren Schulen bestellt ist, ob ihre Schüler überhaupt noch wissen, wann sie zwei Es oder ein Eszett hinkritzeln müssen.

27. 10. 2007

: «Auf dem Schulweg las ich alle Wirtshausschilder.» Tages-Anzeiger, LSE Linkes Ufer und Sihltal, , s. 82, Die Letzte
Peter Feller aus der Au machte Schulbücher und war 20 Jahre Direktor des Lehrmittel­verlags. […] Und was kommt nach dem Lehrmittel­verlag? […] Von meinen Ämtern behalte ich meine Mitgliedschaft im Rat für deutsche Rechtschreibung.

13. 10. 2007

: Mehr Biss und bitte kein Titelbild. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 238, s. 8, Briefe an die Herausgeber
In Sachen "neue Rechtschreibung" hat die F.A.Z. Vorzügliches geleistet, ist dann aber dennoch eingeknickt.
: Die Fraktur ist weg — eine Epoche ist vorbei. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 238, s. 8, Briefe an die Herausgeber (254 wörter)
Ich kann schon verstehen, dass Sie die deutsche Rechtschreibung ändern, wenn sie Pflicht wird. Aber das Ende der Fraktur bei den Titeln Ihrer Kommentare zeigt mir, dass eine Epoche wirklich zu Ende geht.

Pflicht ist gar nichts, aber eben, die epochen . . .

10. 10. 2007

: Banalität. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 235, s. 8, Briefe an die Herausgeber
Die Banalität des ersten bunten Titelfotos unterstreicht diesen Niedergang. […] Anstatt sich auf Ihre Stärken, auf Ihre "Marke", auf Ihre Unverwechsel­barkeit zu stützen, geben Sie ohne Not preis, was Ihren Erfolg dauerhaft sichert. Das war schon mit der Aufgabe der Tiefdruck­beilage und mit der Einführung der falschen Rechtschreibung so.

9. 10. 2007

Langenscheidt schließt 2006 mit plus 3,1 Prozent ab. Börsenblatt Online, , Verlage
Zurückzuführen sei das Wachstum vor allem auf die Neuauflage des Duden zum Inkraft­treten der Rechtschreib­reform.

8. 10. 2007

: Widerstand des Sophas. Martin Mosebach: (K)eine Mondromanze. Neues Deutschland,
Er in einem Job, wo er bloß funktionieren muss, sie lesend oder sinnend auf dem Sopha. Ja, so schreibt Martin Mosebach das hin: Sopha – als Akt des Widerstands nicht nur gegen die Rechtschreib­reform. Der Verwahrlosung allüberall setzt er seine gewählte Sprache entgegen.

10. 2007

: Wolfgang Mentrup: Stationen der jüngeren Geschichte der Orthographie und ihrer Reform seit 1933. Muttersprache, , nr. 4/2007, s. 374 bis 376, Rezensionen
Alles in allem ist das Buch von Mentrup eine minutiöse Aufarbeitung der Entwicklung der Rechtschreibung und ihrer Reform von 1933 bis heute. Wer nur an den zurückhaltend kommentierten Quellen interessiert ist, der lese besser die vier Quellenbände von Strunk 1998 und 2006. Wer aber in die Details unter zwei klaren Forschungs­fragen einsteigen will, dem sei Mentrups Buch sehr empfohlen. Mentrup strapaziert zwar manchmal die Geduld des Lesers durch eine über­bordende Faktenfülle und auch manche Schleife, die man überspringen kann.

19. 9. 2007

: In Sorge um die Sorben? Neues Deutschland, , Berlin/Brandenburg
Brandenburgs Linksfraktions­chefin über die Förderung der Minderheit; Kerstin Kaiser ist seit 2005 Vorsitzende der Linksfraktion im Potsdamer Landtag […] Zum Beispiel erforderten die deutsche Rechtschreib­reform und eine Rechtschreib­reform im Niedersorbischen, dass in den Jahren 2005 und 2006 neue Schulbücher erarbeitet werden mussten.

15. 9. 2007

: Sprachpolizisten am Werk? Südkurier, , Kultur
Die Politik will die Flut an Anglizismen in der deutschen Sprache eindämmen. […] Was sollen wir davon halten? Nur eine Verordnung mehr, an die sich keiner hält? Der Staat sollte die Finger von der Sprache lassen, die ihre eigene Dynamik entwickelt? Die Rechtschreib­reform ist Unglück genug.

13. 9. 2007

: Lindennacht. Reiner Kunze stellt seinen neuen Gedichtband vor. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 213, s. 51, Kultur
Von den hundert Seiten nehmen die Gedichte der ersten Abteilung fast die Hälfte ein: freie Rhythmen über den Bergmannsalltag der Kindheit im Erzgebirge, das Verwachsensein "auf leben und tod" über dem Donauhang südlich von Passau, wo der Dichter ein neues Zuhause fand, über die Angst vor dem leeren Schuh des anderen und den "tapferen Vorsatz", die zusammen­brechende Welt mit der Erinnerung an das erotische Zehenspiel von einst wiederaufzurichten. Spottverse auf die Rechtschreibreform und ironische Kommentare auf ästhetische Programme folgen im nächsten Teil, empathische, aber auch befremdete Annäherungen an Poeten und Passanten in Korea im dritten.

12. 9. 2007

: Viele Studierende pro Professur. Tages-Anzeiger, , s. 23, Leserforum
In Anbetracht dieser immer noch prekären Zahlen und im Bewusstsein für die «Kollateral­schäden», nämlich dass wegen der Bologna-Reform das Studium zunehmend verschult und die Mobilität eingeschränkt wird, das ehemals selbstverantwortliche Lernen zum stupiden Punktesammeln verkommt und die zeitliche Belastung […] ständig zunimmt […], ist es schwierig, dieser «schlimmsten akademischen Pleite seit der deutschen Rechtschreib­reform» etwas Positives abzugewinnen.

8. 9. 2007

: Wer versteht schon die Jugend? St. Galler Tagblatt,
So meckern wir über die Sprach­verluderung der Jugend, über ihre unver­ständlichen msn- und SMS-Mundart-Orgien, über ihre sprachliche Schlamperei («auch der Lehrer sagt, die Rechtschreibung spiele hier keine Rolle»).

5. 9. 2007

: Zwischen Innovationsschub und Prüfungsmarathon. Tages-Anzeiger, , s. 45, Kultur
Seit 1999 ist alles anders. Davor stand «Bologna» für Tortellini (mit oder ohne Sugo Bolognese) und Mortadella, für die grösste Kinderbuch­messe und die älteste Universität. Heute meint «Bologna» einen anderen Superlativ: das umfassendste, gesamt­europäische Reformvorhaben in der Universitäts­landschaft oder, wie manche meinen, die schlimmste akademische Pleite seit der deutschen Rechtschreib­reform.