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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 10.–12. 2008
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Aus presse und internet

29. 12. 2008

: Der Tigervorleger ist jetzt ein Stoffdackel. Charmanter Silvestermorgen: "Wissen macht Ah!" adaptiert "Dinner for One". Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 303, s. 36, Feuilleton
Dass man aber bei der Berechnung noch viel genauer - und doch wieder ungenau - vorgeht, nämlich orientiert am frühneuzeitlichen, fingernagelgroßen Gewicht Quentchen, dem Viertel von einem Lot und damit dem Hundertachtundzwanzigstel eines Pfunds, das rechnet uns ein weiterer Beitrag vor. […] Das Wort stammt übrigens von "quintus" ab, da es ursprünglich ein Fünftel des Solidus bezeichnete. Die jüngste Rechtschreibreform machte aus dem "Quentchen" ein "Quäntchen", da sie es irrtümlich von "Quantum" ableitete - hätten die Etymologen nur besser aufgepasst im Kinderfernsehen.

24. 12. 2008

: Befehl und Kleinmut. Typisch Deutschland? Das Grundgesetz soll nun die Sprache vorschreiben, aber die Goethe-Institute werden geschlossen. Süddeutsche Zeitung, , Themen des Tages, rubrik Außenansicht (952 wörter)
Gerade wo es um Sprache geht, ist der Staat ein untauglicher Gesetzgeber, wie er jüngst am vergleichsweise harmlosen Beispiel einer Orthographiereform vorgeführt hat.

22. 12. 2008

: Georg Gölter 70. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 299, s. 4, Politik
Bis zur Ablösung der CDU-Landesregierung 1991 profilierte er sich auch bundesweit als Vorsitzender der Kultusminister­konferenz, wo er 1989 die Debatte über eine "maßvolle" Rechtschreib­reform anstieß.
: CDU fordert Verankerung der deutschen Sprache im Grundgesetz. ,
Da scheint ja Aussage gegen Aussage zu stehen. Grund genug für uns, einmal genauer hinzuschauen, wie es denn eigentlich um die deutsche Sprache steht. Das Institut für Demoskopie Allensbach führte dazu, im Auftrag der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS), im Juni 2008 eine umfassende Studie durch. […] Interessant ist, dass sich die Rechtschreib­kenntnisse der Bevölkerung in den letzten 20 Jahren, trotz höherer Bildungs­abschlüsse, zwar nicht verschlechtert, jedoch auch nicht verbessert haben. Die Verwirrung und Verunsicherung der Bürger durch die Rechtschreib­reform hat sicherlich ihren Beitrag hierzu geleistet.

12. 12. 2008

: Was sagt der Name? Mühe und Noth. Die Welt,
Dass unsere Familiennamen auch die existenziellen Lebensbedingungen spiegeln, zeigen (unter vielen anderen) die Namen "Kummer", "Sorge" und "Noth". Den Namen Noth (das "h" fiel erst mit der Rechtschreibreform im Jahr 1900 weg) tragen heute etwa 900 Mitbürger […].

11. 12. 2008

: Neue Winterthurer GPS-Rechtschreibung. Tages-Anzeiger, , s. 17, Zürich (138 wörter)
Dort heisst es noch immer Anton Graff-Strasse. Selbst die Stadt Zürich führte 2001 diesen Bindestrich wieder ein, den sie 1951 abgeschafft hatte. Nun zieht der Winterthurer Stadtrat nach. Er hat laut einer Mitteilung sieben Regeln zur Schreibweise von Strassennamen erlassen, deren Wichtigste die Durchkupplung von Personennamen ist.
: Ich kreide an. Deutsch im Grundgesetz. Rheinischer Merkur, , nr. 50, s. 17, Kultur
Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrer­verbandes, fordert Verfassungs­rang für unsere Sprache und wettert gegen Sprach­verfall und Anglizismen-Inflation. […] Worin liegen denn deren Versäumnisse? Kraus: Das fängt mit der Rechtschreib­reform an. Sie hat die Attitüde vermittelt, Sprache sei nichts Exaktes[,]* und hat damit der Beliebigkeit das Wort geredet. Das Ergebnis sieht man nach zehn Jahren in den Zeitungen, vor allem aber in den Schülerköpfen.

*) Das ist der wahre horror: Der retter ist selbst von der krankheit (sprachverfall und beliebigkeit) infiziert.

10. 12. 2008

: Kein Vorbild für die Schaffhauser Schüler. Schaffhauser Nachrichten, , Leserbriefe (79 wörter)
Unsere Tageszeitung jedoch negiert den alten wie den neuen Duden und pflegt nach wie vor ihre Hausorthographie. […] Die Schaffhauser Schüler können dem «Intelligenzblatt» bezüglich Rechtschreibung nicht trauen.

6. 12. 2008

: So weit die deutsche Zunge reicht. Hamburger Abendblatt, , Kultur & Medien
"Die Wahrheit über die deutsche Sprache ist, dass viele Deutsche schon lange nicht mehr auf Deutsch sagen, geschweige denn schreiben können, was sie sagen oder schreiben wollen", so Thomas Steinfeld in der "Süddeutschen Zeitung". An dieser Wahrheit würde die Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz nicht das Geringste ändern. Die Politiker haben uns die Rechtschreibreform eingebrockt, das ist schon schlimm genug. Jetzt sollen sie die Sprache in Ruhe lassen!

4. 12. 2008

: Teutonikum. Heilige Landessprache: Ein Projekt aus deutscher Urzeit. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 284, s. 35, Feuilleton
Die einhellige Ablehnung, die dem CDU-Projekt in der Öffentlichkeit entgegenschlägt, hat einen Grund im Zweifel an der Sprachbeherrschung der politischen Klasse. Sie hat die Rechtschreibreform oktroyiert, die durch die vorgeschlagene Grundgesetzergänzung nicht hätte verhindert werden können; die Volkssprache muss ihre amtliche Regulierung aushalten.
: Grundgesetz und Oberlehrer. Die deutsche Sprache braucht die Verfassung nicht. Süddeutsche Zeitung, , 64. jg., nr. 282, s. 11, Feuilleton
Umgekehrt ist es der deutschen Sprache nie gut bekommen, wenn sie in allzu große Nähe zur Politik rückte oder gerückt wurde. Das gilt für den Allgemeinen Deutschen Sprachverein, der sich im frühen "Dritten Reich" als "SA unserer Mutter­sprache" im Kampf gegen die "Verwelschung" des Wortschatzes empfahl, ebenso wie für die von den Kultusministern durch­gesetzte Rechtschreib­reform der Jahre von 1996 bis 2006, deren bleibendes Verdienst darin liegt, zwar nichts reformiert, aber so viel Verwirrung gestiftet zu haben, dass die Einheitlich­keit der Orthographie (oder -fie?) in der Praxis aufgehoben ist.

Ja, der staat sollte die schüler nicht zu «Schifffahrt» verpflichten. Aber auch nicht zu «Schiffahrt»! Hat er das vorher nicht getan?

3. 12. 2008

"Bonbon für heimatlose Konservative." Pressestimmen. ,
Volksstimme (Magdeburg): […] Die deutsche Sprache galt zwar bisher - abgesehen von einer unsäglichen Rechtschreibreform - als krisenfest. Das sehen die Autoren des CDU-Parteitagsantrages zum Schutz der deutschen Sprache per Grundgesetz augenscheinlich anders […].

1. 12. 2008

: Der Deutschlandfunk funkt oft daneben. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 281, s. 38, Feuilleton, Medien
Das Deutsche mag sich wandeln; das ist hinzunehmen. Sogar mit einer noch so nutzlosen Rechtschreibreform lässt es sich leben. Sie wirkt äußerlich und bringt - entgegen bisweilen zu hörenden Warnungen - weder Barbarei noch Untergang mit sich. Goethe schrieb "Tal" mit "Th" und "Zucker" mit doppeltem "k"; niemand wird behaupten, dass die Abkehr von dieser Praxis den Keim von Buchenwald barg. Wenn aber unsere Sprachwelt verliert, was sie im Innersten zusammenhält - dann rückt die kulturelle Katastrophe tatsächlich näher.

12. 2008

Erotische Fotos aus Brandenburg. ,
"Nennt mich bloß nicht Fotograf", sagt er immer. Uwe Halling beschreibt sich als Aktionist, seine Passion als Photoaktion, und auf das "Ph" am Anfang legt er trotz Rechtschreibreform großen Wert.

30. 11. 2008

Wurst Stadt, Land. Tagesspiegel,
Kasseler. Kommt nicht aus Kassel, sondern aus Berlin! Namensgeber ist ein Fleischermeister namens Cassel, der um 1880 in einer Schlachterei in der Potsdamer Straße 15 arbeitete. […] Kasseler – die erste große Rechtschreibreform von 1902 machte aus dem „C“ ein „K“ – muss nicht gegart, sondern nur heiß gemacht werden.

Das heisst, der duden könnte aus Litfaßsäule Litfasssäule machen.

: Klartext, bitte! Wickert fordert neuen Umgang mit der Sprache. Welt Online, , Kultur
Ich möchte nicht, dass der Staat sich in die Sprache einmischt. Reicht nicht, was Beamte und Politiker für ein Chaos mit der Rechtschreib­reform geschaffen haben? Die Sprache lebt im Volk.

24. 11. 2008

Dämlich kommt nicht von Dame. Falsche Etymologien. ,
Offensichtlich unterstellen die geistigen Mütter und Väter der Orthografiereform den Leuten, dass sie sich bei der Schreibung mancher Wörter von etymologischen Überlegungen leiten lassen, dazu noch von falschen. Bei «Quentchen» denkt man an «Quantum», dachten die Reformer und verordneten die Schreibung «Quäntchen». Dabei hiess es früher (16. Jahrhundert) sogar «Quintchen» oder «Quintel»; das Wort geht nämlich auf lateinisch «quintus» («der fünfte») zurück.

Das unterstellt man den geistigen müttern und vätern der ortografiereform leider immer wieder. Es ist umgekehrt: Die reformer denken synchronisch, die gegner diachronisch.

: «Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen»: Jetzt in Buchform. (Aachener Nachrichten),
Im Gespräch mit den Besuchern tauchte fast zwangsläufig die Frage auf, warum man bei der Rechtschreib­reform nicht die gemäßigte Klein­schreibung, wie sie bei unseren europäischen Nachbarn üblich ist, eingeführt habe. Dazu erklärte Mackowiak, zunächst habe die Angst vor massiven Reaktionen der Öffentlichkeit dies verhindert, mittlerweile sei man jedoch ganz froh darüber, es nicht getan zu haben, weil es neue Erkenntnisse gebe. In den USA hätten breit angelegte Unter­suchungen zu diesem Sachverhalt gezeigt, dass das Text­verständnis wie die Fähigkeit, den Text wieder­geben zu können, bei Groß­schreibung, wie sie im Deutschen üblich ist, signifikant verbessert würden.

Dann sind wir ja gespannt, welche sprache als erste (bzw. zweite) die substantiv­gross­schreibung einführt.

21. 11. 2008

: Die Sprachstrafe. Basler Zeitung, , s. 3, heute, rubrik Bazillus (213 wörter)
Die Absicht der slowakischen Regierung, Geldstrafen für Verstösse gegen sprachliches Fehlverhalten einzuführen (BaZ vom Mittwoch), ist bedenkenswert. […] Leicht durchzuführen wird diese Sprachzensur indes nicht sein, denn in der Sprache ist jedermann Expertin (wäre das jetzt schon strafbar?), und gute Sprache ist ähnlich schwer zu definieren wie gute Architektur. […] Zum andern ist die Rechtschreibung, wie man bei der Debatte um die neue deutsche Rechtschreibung erfahren hat, in stetem Fluss.
: Die Braut wird zum Verzehr präpariert wie ein Backhähnchen. Tages-Anzeiger, , s. 53, Kultur
Der deutsche Syrer Rafik Schami führt in seinem neuen Roman ins Damaskus der Fünfziger­jahre. […] Es ist noch nicht lange her, da bewegte bei uns die Rechtschreib­reform die Gemüter. Was Fritzchen einmal gelernt hatte, wollte Fritz für immer so schreiben, und viele Fritze fanden sich, unter Germanisten, Schrift­stellern und Politikern. In der arabischen Welt ist eine Schreibreform noch viel schwieriger, weil jede Veränderung den Kern der Religion berührt. Der Koran […] ist auf Arabisch geschrieben, und das bedeutet für die Sprache: Rührsienichtan! (Allerdings vergessen die orthodoxen Urschrift­verteidiger gern, dass schon im 7. und 8. Jahr­hundert verschiedene Ver­änderungen eingeführt wurden, um Vokale zu kennzeichnen und Konsonanten voneinander zu unterscheiden.) Ein Schrift­reformer neuerer Zeit steht im Mittelpunkt des neuen Romans von Rafik Schami, der in seiner Heimatstadt Damaskus in den Fünfziger­jahren spielt. […] Meister aller Meister ist Hamid Farsi. Ihm genügt es allerdings nicht, dass sein Geschäft blüht […]. Er will mehr: eine Reform der arabischen Schrift, die überflüssige Buchstaben tilgt und neue (etwa zur Wiedergabe aus­ländischer Laute) einführt. […] Am Ende sehen wir Hamid im Gefängnis - ganz wie sein grosses Vorbild Ibn Muqla, ein Schrift­reformer aus dem 10. Jahrhundert […]. Schami hat ihm seinen Roman gewidmet.

20. 11. 2008

: RADIKAL REDUZIERT. Max Bills hundertster Geburtstag im Haus Konstruktiv. züritipp (Tages-Anzeiger), , s. 37, Kultur
ehrerweisungen, denen wir uns - sie haben es längst bemerkt - mit billscher konsequenz freudig anschliessen. der künstler hatte nämlich all seine texte in der radikalen, vom bauhaus übernommenen kleinschreibung verfasst.

19. 11. 2008

: Auf der Suche nach der verlorenen Unschuld. Ein grosses gemeinsames Wörterbuch soll Nord- und Südkorea einander sprachlich annähern. Neue Zürcher Zeitung, , 229. jg., nr. 271, s. 45, Feuilleton
Ein Hindernis, auf das die Wissenschafter stiessen, betraf die unterschiedliche Handhabe der lexikalischen Ordnung im Norden und im Süden. Denn die aus Konsonanten und Vokalen bestehenden Alphabete, die wie überall, so auch in Korea die lexikalische Ordnung ermöglichen, wichen in einigen Punkten voneinander ab. Ohne eine Einigung hier hätte man das ganze Projekt gleich aufgeben müssen, aber unerwartet schnell konnte man sich auf eine gemeinsame Regelung einigen. Die verbleibenden Probleme lassen sich grob in zwei Bereiche einteilen: Der eine enthält all diejenigen strittigen Punkte, welche die Grammatik im engeren Sinn betreffen. Dahin gehört beispielsweise die Rechtschreibung, die in den beiden Landesteilen sehr unterschiedlich gehandhabt wird: Viele einzelne Wörter werden anders geschrieben, und wenn auch die Differenz oft sehr klein ist, ist es doch notwendig, eine einheitliche Lösung anzustreben. Ebenso herrscht bei der Getrennt- und Zusammenschreibung eine grosse Vielfalt im Norden und im Süden, die zu ganz verschiedenen Satzgefügen und folglich auch zu unterschiedlichen Sprachmelodien führt.

16. 11. 2008

Deutsche Comedy. (Liechtensteiner Volksblatt), , Liechtenstein, Leben
Die derzeit äusserst erfolgreichen hessischen Kabarettisten Dietrich Faber und Martin Guth, alias FaberhaftGuth, nahmen am Samstag im Schlösslekeller den Alltag der Väter und sonstiger Menschen aufs Korn. […] ergehen sich die beiden in einem Dialog über die angeblich amtlich beschlossene «Rechtsprechreform», die nach der Art der Rechtschreibreform vorschreibt, künftig jedes Wort besonders bescheuert auszusprechen - falsche Betonungen, Diphthong statt Monophthong und umgekehrt. Leider gar nicht so blöd und an der Wahrheit vorbei: Wird doch z. B. «aufwendig» tatsächlich von vielen Leuten anders ausgesprochen, seit «aufwändig» geschrieben wird. Nur leider wird der Witz ein wenig überstrapaziert, insbesondere die Pointe «Urinstinkt»/«Urin stinkt».
: Ärger über das amtliche Rechtschreiben. Salzburger Nachrichten,
Geschrieben wird so, wie es dem jeweils Schreibenden einleuchtend erscheint. Genügt das als Grund für eine Empörung? Für Ludwig Laher schon. Der Autor, bekannt für einen scharfen Blick für verdrängte und verschwiegene österreichische Zustände, macht sich ein ganzes Buch lang Luft über Versäumnisse und Ungereimtheiten der Rechtschreibreform. „Ixbeliebige Wahr-Zeichen?“ ist soeben im Innsbrucker Studienverlag erschienen.

15. 11. 2008

: Luxemburg gibt sich noch weltoffener. Die doppelte Staatsbürgerschaft im Grossherzogtum künftig erlaubt. Neue Zürcher Zeitung, , 229. jg., nr. 135, s. 5, International
Es wird Französisch, Deutsch und selbstverständlich auch «Lëtzebuergesch» gesprochen, die Sprache, die 1984 per Gesetz zur Nationalsprache der Luxemburger erklärt wurde und die seit 1999 über eine neue offizielle Rechtschreibung verfügt.
: Gefälscht. Artikel, die leider nie erscheinen. epd medien (Evangelischer Pressedienst), , nr. 91, Tagebuch
Eine Künstlergruppe in den USA hatte eine lustige Idee. Sie druckte eine gefälschte Ausgabe der "New York Times" […]. Aber in Zeiten allgemeiner Obama-Manie wäre es dennoch Zeit, die USA mal wieder als Vorbild zu nehmen und zu sagen: "Yes, we can make some Fälschungen, too". […] Die "Bild" fordert den Rücktritt Angela Merkels und gibt die Empfehlung ab, Oskar Lafontaine zum Bundeskanzler zu wählen. Zudem startet sie eine Kampagne zur Weiterentwicklung der Rechtschreibreform. Zentrale Forderung: Allgemeine Kleinschreibung! Zur Illustration druckt die "Bild" alte RAF-Bekennerschreiben.

14. 11. 2008

: Frankforderisch. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 267, s. 50, Rhein-Main-Zeitung, Frankfurt, Leserbriefe
My Zeil, des is awwer grad richtig, des neue Zentrum uff de Zeil, "mei Zeil" zu nenne. […] Dass "mei" mit "y" - also "My" geschriwwe werd, is doch vielleicht schon en kluge Vorgriff uff die nächst Rechtschreibreform.

12. 11. 2008

Vicco von Bülow. , , Personen
Loriot gehört dem im August 2004 in München aus Protest gegen die Rechtschreibreform gegründeten “Rat für deutsche Rechtschreibung e. V.” als Ehrenmitglied an. Nicht das wir für die Neue oder überhaupt eine Rechtschreibung sind aber das sieht Loriot mal wieder ähnlich.

11. 11. 2008

: Moooment - bitte sagen Sie jetzt nichts... Ach was! Loriot wird 85 - Seine Sketche und Dialoge sind Klassiker. , , Kultur
Aber auch Ausflüge in die hehren Künste wagte der Karikaturist, Autor, Regisseur, Schauspieler, Wagner-Verehrer, Bundesverdienstkreuz-Träger, Mops-Liebhaber und Rechtschreibreform-Gegner gelegentlich: von Bülow inszenierte Opern und dirigierte das humoristische Festkonzert zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker.
: Bücherei in neuem Glanz und Sortiment. Ibbenbürener Volkszeitung,
Seit rund zwei Jahren war die katholisch-öffentliche Bücherei in der Mehrzweckhalle geschlossen. Doch nun erstrahlt sie in neuem Glanz. Aber nicht nur der Raum wurde neu gestrichen, auch das Sortiment wurde von Marion Knüvener, die die Hauptleitung der Bücherei übernommen hat, überarbeitet. […] „Wir wollen das Angebot noch weiter ausbauen“, informiert Marion Knüvener. Dabei bittet sie jedoch, von Bücherspenden abzusehen. „Durch die Rechtschreibreform können wir ältere Bücher einfach nicht verwerten.“

3. 11. 2008

: Glanz und Elend der föderalen Gelehrtenrepublik. Süchtig nach Selbstmord: Die Herbsttagung der Akademie fragt nach Poetiken in unserem Einwanderungsland und ehrt Josef Winkler. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 257, s. 33, Feuilleton
Reflexhaft kulturkritisch begann auch die Ansprache des Akademiepräsidenten Klaus Reichert im Darmstädter Staatstheater: Traf die Keule bis vor kurzem noch die Rechtschreibreform, so diesmal die marktwirtschaftliche Destruktion der Hochschulen.
: "Konfus und hymnisch und schwer zu begreifen." In Erich Wolfgang Skwaras "Entwurf einer Wüste" wird viel geredet, aber nur wenig gesagt. , , nr. 11, Deutschsprachige Literatur
Apropos "Sprache sprechen" oder eher "schreiben": All jene, die sich mit den diversen Versionen der mittlerweile schon inflationär 'nachgebesserten' Orthografiereform nie recht anfreunden konnten und die sich anlässlich der jüngsten Gedanken Herrn Zehetmaiers zur (horribile dictu!) "Eindeutschung" von Fremdwörtern fragen mögen, in wessen Hände eigentlich das orthografische Schicksal einer Sprache gelegt wurde, die doch wenigsten ehedem die von Dichtern und Denkern war, werden sich darüber freuen, dass Skwara ein Anhänger der präreformatorischen Rechtschreibung ist - die Qualität seiner langatmigen, befremdlich artifiziellen und letztlich völlig anämischen Erzählung vermag dies allerdings leider auch nicht zu steigern.

31. 10. 2008

: Wir Reformweltmeister. Badische Zeitung,
Dagegen sind die Deutschen wahrscheinlich Weltmeister in Sachen Schulreformen. Am liebsten würden wir unser System alle paar Jahre grundsätzlich umkrempeln. Weil wir irgendwo in der Welt jemand entdecken, der etwas besser macht als wir. Oder es zumindest verspricht. Weshalb wir bereit sind, gleich alles in Frage zu stellen. […] Auch die Ganztagesschule ist immer für einen Streit gut. Rechtschreibreform, auch schön.

30. 10. 2008

: Zum Tode des Philologen Hans Glinz. Neue Zürcher Zeitung, , 229. jg., nr. 254, s. 19, Schweiz (341 wörter)
Neben der Grammatik hat er selbst seine Arbeiten zu Textanalyse und Verstehenstheorie, zu systematischem Sprachvergleich (zumal der Schulsprachen), zur Entwicklung der Kindersprache, des Lesens und des Schreibens und zur Graphematik sowie - bezogen auf die Schule und Praxis - zur Rechtschreibreform als besonders wichtig angesehen.

28. 10. 2008

: Von Mäusen und Märkten. Tages-Anzeiger, , s. 10, Hintergrund
Was alles bedroht unsere liberale Gesellschaft heute? Der Philosoph A. C. Grayling bleibt keine Antwort schuldig. […] Der Professor an der Schule für Philosophie des Londoner Birkbeck College, Oxford-Dozent, prominente Zeitungskolumnist und Radiokommentator, Davos-Teilnehmer und vielfache Buchautor sieht sich in einer langen Tradition von Denkern, «deren Ehrgeiz darin bestand, zu fragen: Wie sollen wir leben? Und wie eine Gesellschaft entwickeln, in der es sich gut leben lässt?» […] Ob «Räuber-Barone der City» oder Schwindeleien an den Olympischen Spielen, Rechtschreibfehler an heimischen Universitäten, die Weltraumforschung oder die Forderungen religiöser Fundamentalisten - Grayling durchleuchtet das Strittige stringent und mit verbaler Eleganz […]. «Schon Bertrand Russell hat einmal gesagt, die meisten Leute würden lieber sterben als selbständig denken.» Die «traurige Wahrheit» sei, «dass die Mehrheit es lieber hätte, dass man ihr mitteilt, was richtig und was falsch ist, als dass sie selbst zu irgendwelchen Schlüssen kommen müsste».
: Für ein Europa der Literaten. Die Akademie hat sich verändert. (Darmstädter Echo),
Klaus Reichert (70) ist seit sechs Jahren Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die am Mittwoch (29.) in Darmstadt ihre Herbsttagung eröffnet. […] Als Sie das Amt des Akademiepräsidenten antraten, war der Streit um die Rechtschreibreform in vollem Gange. Ist das heute ein erledigter Fall? Reichert: In der Öffentlichkeit hat sich das wohl erledigt. Aber die Reform der Reform ist noch nicht vom Tisch. Es gibt verschiedene Dinge, die mit heißer Nadel genäht worden sind, zum Beispiel bei der Groß- und Kleinschreibung und den Trennungen. Wir sind im Rat für Rechtschreibung hinterher, dass diese Fragen geklärt werden. Wir müssen die Reform weiter rückbauen.

27. 12. 2008

neu : Ein Genie aus dem Morgenland. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 302, s. Z5, Bilder und Zeiten, Literatur
Rafik Schami […] führt uns in seinem neuen Roman in die Welt der arabischen Worte, die nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein macht­politisches Gravitations­zentrum bildet. Jeder Verfechter von Rechtschreib­reformen hier­zulande dürfte dabei das Fürchten lernen. […] Vor Eingriffen ins Regelwerk der Wörter haben die Mächtigen und Macht­hungrigen der islamischen Welt immer Angst gehabt […]. Selbst zaghaften Reform­versuchen haftete stets der Geruch der Häresie an.

24. 10. 2008

: Roberts Revolution. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 249, s. 35, Feuilleton (150 wörter)
In seiner handlichen Ausgabe "Le Petit Robert" erlaubt der Duden der Franzosen bei sechstausend von sechzigtausend verzeichneten Worten zwei Schreibweisen: die traditionelle und eine modernere. […] Bei den neu erlaubten doppelten Schreibweisen handelt es sich um die Orthographiereform des Jahres 1993.
: Ich weiß überhaupt nicht, ob die Bayern ein Gen haben. Ein Gespräch mit dem Satiriker Gerhard Polt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 249, s. 40, Feuilleton
Wie lang hat die Rechtschreibreform gedauert? — Zehn Jahre. — Und das Ergebnis? Die Politik schreibt vor, wie man zu schreiben hat. Der Duden macht Reklame mit dem Spruch, jetzt stehe fest, wie man "amtlich" schreibt. Ich schreibe, wie ich mag, und nicht amtlich.

Wir auch. Kleiner irrtum: Dass die politik vorschreibt, wie die schule (nicht «man») zu schreiben hat, ist ein ergebnis der allgemeinen schulpflicht, nicht der reform.

23. 10. 2008

: Johanna Wanka, die künftige Chefin von Brandenburgs CDU, über Neuanfang, alte Rivalitäten, die SPD und die DDR. Interview: „Alle wichtigen Personen sind mit im Boot“. Märkische Allgemeine, , Brandenburg/Berlin, Landespolitik
Ich werde mich nicht auf Zahlen festlegen. Nennt man eine Zahl und wird diese knapp verfehlt, ist es plötzlich ein Misserfolg, obwohl es eigentlich ein Riesenerfolg war. Bei der Rechtschreibreform habe ich als Chefin der Kultusministerkonferenz stets gesagt: Ich mache keine Beispiele. Nie etwas buchstabiert, keine Kommasetzung.

18. 10. 2008

: Beinah farbenfrohe Zeiten in New York. In Papier kann man etwas einpacken; auch oder vor allem in Zeitungspapier. Der Standard, , Sport
Hätten die Kolonien anders abgestimmt, würde wohl die New York Times oder eben die Neu York Zeiten (je nach Auslegung der Rechtschreibreform auch Neu Joak Zeiten genannt) ihrerseits den Standard beilegen.

15. 10. 2008

: Ihr habt meinen Palast leergeklaut. Rodeo auf trojanischem Pferd: Raoul Schrotts "Ilias"-Übertragung ist ein Fest der sprachlichen Opulenz. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 241, s. L8, Literaturbeilage
Bürgerliche Leser müssen sich festhalten an ihrem Lehr- oder Lehnstuhl, denn Schrotts Modernisierung mutet ihnen einiges zu. Da brüllt einer der Helden den anderen an: "du gelockter lackaffe!" […] Homer redet einmal davon, Zeus habe jemandem die Besinnung geraubt, aber Schrott schreibt: "dem hat doch zeus ins hirn geschissen." Warum das alles auch noch in Kleinschreibung? Ich weiß es nicht. Es soll wohl an Stefan George erinnern, vielleicht auch an den Märchenvater Jacob Grimm, aber vornehmer wird dadurch nichts: Zeus ruft Hera zu: "du dumme kuh!" Helena nennt sich eine "kaltherzige berechnende schlampe". […] Dieser Umgangston lässt erwarten, dieser neue Homer solle ein Homer für alle werden. Gut. Aber dann stört die Kleinschreibung.

14. 10. 2008

neu : Gerüchte sind wie flinke Ratten. Rafik Schami erzählt ornamental von Kunst und Eheleben in Damaskus: „Das Geheimnis des Kalligraphen”. Süddeutsche Zeitung, , Literaturbeilage, Buchkritik
Doch die Schrift, in der auch der Koran verfasst ist, darf nicht verändert werden. Probleme der Dar­stellung, des Stils oder gar die Ver­besserung des Alphabets sind deshalb mehr als nur Ästhetik und Pragmatik, sie sind Probleme der Religion.

12. 10. 2008

: Jeder Reform folgt Verdruss. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, , nr. 41, s. 36, Wirtschaft, Bücher & Thesen
Tatsächlich ist es aufschlussreich, sich mit dem Verlaufsmuster von Reformen zu befassen. Der Historiker Ralph Bollmann, Leiter der Parlamentsredaktion der "taz", hat das jetzt getan. Sein Buch ist spektakulär: Der Zyklus verläuft immer gleich. […] Zum Begriff der Reform gehört es offenbar, dass sie nach ihrer Einführung zunächst als gescheitert gilt. […] Souverän navigiert Bollmann durch die Jahrhunderte: vom Basler Konzil zu den Stein-Hardenberg-Reformen, von Luther zur Rechtschreibreform, von Bismarck zu Adenauers Rentenreform.

10. 10. 2008

: Klein oder nicht klein? Serie: Richtig schreiben. (Kölner Stadt-Anzeiger),
Die großschreibung der substantive ist noch gar nicht so alt, wie mancher denken mag. […] Der leser profitiert in erster linie von den großgeschriebenen satzanfängen, wie studien belegen. Nicht zweifelsfrei erwiesen dagegen ist, wie sehr die substantivgroßschreibung das erfassen eines wortes, ganzen satzes oder textes erleichtert. […] Sicher aber scheint zu sein, dass es auch in zukunft immer wieder forderungen nach der kleinschreibung geben wird.

Danke für die kleinschreibung!

7. 10. 2008

: Frivole und kluge Schachzüge eines Fräuleins. Backnanger Kreiszeitung, , Kultur
Frl. Wommy Wonder ist die perfekte Kunstfigur […]. Die Sängerin verpasst immer wieder den Einsatz zur Musik aus dem Off, erzählt dann einfach drauflos, von Waldorfpädagogen („an dem ist alles rund“) bis hin zur Rechtschreibreform („Schifffahrt. Ich schreib’s mit so viel efs, wie ich Zeit hab“).

2. 10. 2008

: Binde-Striche nicht wahl-los benutzen. Serie: Richtig schreiben. (Kölner Stadt-Anzeiger),
Zusammengesetzte Substantive schreibt man zusammen. Daran hat auch die Rechtschreibreform nichts geändert.