Werner Scholze-Stubenrecht, 62, Leiter der Duden-Redaktion, über die Bewegung der deutschen Sprache. […] Wie wird entschieden, wie ein neues Wort geschrieben wird? Scholze-Stubenrecht: Wir wenden die Regeln der Rechtschreibung an. Spiegel: Aber wenn ein Wort entsteht, kann es dafür keine Regeln geben. Scholze-Stubenrecht: Doch, Substantive haben ja immer einen großen Anfangsbuchstaben. Und sollte es Spielräume geben, gilt der Schreibgebrauch, der in den Quellen am häufigsten auftritt.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
nachgeführt
Aus presse und internet
30. 5. 2011
23. 5. 2011
Scheiße. Ja, ja, das darf man natürlich eigentlich nicht sagen. […] Aber […] in diesem Fall geht das in Ordnung. Warum? Na, weil genau so, also "Scheiße", Lied Nummer 7 auf Lady Gagas neuem Album "Born This Way" heißt. Und der Text geht so: "I don't speak German but I can if you like: Ich schleiban austa be clair es kumpent madre monstère, aus-be aus-can be flaugen fräulein uske-be clair. (…) Scheiße Scheiße be mine." O.k., für den Bruchteil einer Sekunde fragen wir uns vielleicht, ob wir womöglich die jüngste Rechtschreibreform verpasst haben. Doch wenn man des Deutschen auch nur halbwegs mächtig ist, fällt einem schnell wie Schuppen von den Augen, dass sich Frau Gaga hier einen bösen Schabernack erlaubt hat.
21. 5. 2011
Mit dem Leben und Werk des Schriftstellers Carl Julius Weber beschäftigt sich der Journalist Martin Blümcke aus Laufenburg schon seit Jahrzehnten. […] Wie lautet eigentlich die korrekte Schreibweise seines Vornamen - mit "C" oder mit "K"? [Blümcke:] Er selbst schreibt sich seiner Zeit und ihrer orthografischer Mode entsprechend mit "C". Aber es gab im Jahr 1900 eine Rechtschreibreform - da wurde aus dem "C" ein "K". Für mich heißt er Karl mit "K".
20. 5. 2011
Mit 10 000 Euro hat die Aktion "Bildung stärken" von Raiffeisenbank und Südwest Presse vor einem Jahr Forschergeist und Leselust gefördert. […] An der Längenfeldschule ist das Geld ins Lesen investiert worden. […] "Wir wollen in unserer Schülerbücherei vor allem neue Bücher nach der neuen Rechtschreibreform haben", sagt Schulleiter Max Weber […].
10. 5. 2011
Was der Lehrer einer siebten Klasse nicht bemerkt hatte – die von ihm verfasste Liste mit Wortbeispielen zur Groß- und Kleinschreibung und Getrennt- und Zusammenschreibung strotze auch sonst nur so von Fehlern. […] Das ist keine Ausnahme, sagen Experten wie der Potsdamer Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg und der Deutschdidaktiker Jakob Ossner.
Wissenschaftler der Universität Siegen fanden 2004 heraus, dass sich die Fehlerquote in freien Texten von Viertklässlern zwischen 1972 und 2002 verdoppelt hat.
9. 5. 2011
Deutschlehrer sind nicht auf dem neuesten Stand der Rechtschreibung. Das sagt der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg. […] Eisenberg: Das liegt vor allen Dingen daran, dass weder die Medien, noch die Kultusministerkonferenz eine intensive Öffentlichkeitsarbeit gemacht haben. Das war ja nach 1996 durchaus der Fall, die Neuregelung ist damals öffentlich sehr intensiv diskutiert worden, aber 2006 eben gar nicht. Die Neuregelung von 2006, die also teilweise den Rückbau betrieben hat […]. […] die teilweise Rückkehr zur alten Orthografie war eigentlich nur politisch gewollt. Sie war gewollt, weil man endlich die öffentliche Debatte loswerden wollte. Aber das inhaltliche Interesse an dem, was dort geschehen ist, war sehr gering, und von der KMK ist kaum etwas unternommen worden, um diese neue Schreibweise unter die Leute zu bringen.
8. 5. 2011
„Es ist kein Geheimnis, dass die neue Rechtschreibung und erst recht die seit 2006 gültige nicht in der Schule ankommt und der Rechtschreibunterricht noch immer an vielen Orten vernachlässigt wird“, beklagt Eisenberg.
6. 5. 2011
... «feiern» die Verursacher der überstürzten, auf Impuls der Deutschen Kultusministerkonferenz in die Welt gesetzten Rechtschreibereform des Jahres 1996, das Jubiläum «15 Jahre Rechtschreibreform». […] Die Reform, wie sie nichtkompetente Politiker anstiessen, war ein Debakel — ein teures und unsinniges übrigens, das man uns allen, der Schule und den Printmedien hätte ersparen müssen. […] Angesichts […] vieler […] Beispiele liederlich-laienhafter, willkürlicher und unverantwortlicher Arbeitsweise des Rates und des entstandenen Rechtschreibechaos legte die Schweizer Orthographische Konferenz nun einen Gratis-»Wegweiser zu einer einheitlichen und sprachrichtigen deutschen Rechtschreibung» vor.
Der liederlich-laienhafte artikel ist ein schönes beispiel dafür, dass es für ein rechtschreibechaos keine reform braucht. Übrigens: Die reform wurde nicht von politikern angestossen, und der rechtschreibrat existierte vor 15 jahren noch nicht.
Als Schreiber liefert Schneider abseits seiner Erfolgsbücher seltsam Sperriges und Blutarmes ab. […] So wundert es nicht, dass Wolf Schneider noch heute besessen scheint von allem, was sich ums Formulierte dreht. Dass er sich festbeißt in der Kritik an der Rechtschreibreform, der Abrechnung mit Anglizismen oder Feminismen im Deutschen […].
[…] dass die "FAZ" "Usama Bin Ladin" anders schrieb als alle anderen. […] Solch altertümliche Hausschreibungen im Kampf gegen den internationalen Terror falscher Orthografie haben natürlich etwas ungeheuer Prätentiöses. […] Und was machen wir mit der Schlagzeile: "Spektakuläre Liquidierung von Usama Bin Ladin" ("NZZ")? Wäre die immer nur politisch zu lesen? Oder, mit zwei Anführungszeichen mehr, auch als Ankündigung einer großen Rechtschreibreform?
4. 5. 2011
Im Alter von 76 Jahren ist Jean Romain, ehemaliger Gymnasiallehrer aus dem ostfranzösischen Städtchen Saint-Dié-des-Vosges, ein kleiner Medienstar in Frankreich geworden. Grund dafür ist seine Idee, Aufsätze, die er jahrzehntelang in einem Aktenordner aufgehoben hatte, seinen einstigen Schülern zurückzugeben, die inzwischen selbst Eltern oder Grosseltern sind. […] Die Blätter sind noch gut erhalten und nur leicht vergilbt, vor allem hebt Romain die «exzellente Orthografie» hervor – die sei damals besser gewesen als bei der heutigen Jugend.
Eine Rechtschreibreform hier, eine andere dort. Und ehe man sichs versieht, geht das Gefühl für die deutsche Sprache den Bach runter. Der Duden-Verlag füllt Wissenslücken ab sofort kostenlos.
Die Comic-Zeichnerin Isabel Kreitz widmet ihren Band "Deutschland. Ein Bilderbuch" den wichtigsten Momenten seit 1949 […] Die Spannung der kleinen deutschen Szenen entsteht vor allem durch die narrative Beschränkung: Kreitz nimmt sich immer nur eine Seite Platz. Und somit herrscht auch absolute Gleichberechtigung zwischen Großem und eher Profanem, zwischen dem Mauerfall, dem Fall Rosemarie Nitribitt und dem Fall des harten "ß" im Zuge der letzten Rechtschreibreform: Innerhalb der Galerie (vor allem west-)deutscher Dreh- und Angelpunkte wird nicht hierarchisiert.
3. 5. 2011
Und dann sind da noch: der Widerstand gegen die Rechtschreibreform, das Interesse für die Walhalla, die Bewunderung für den Dirigenten Christian Thielemann, der Einsatz für einen zweiten Konzertsaal in München, die Freundschaft mit Martin Walser, der Thomas-Mann-Preis – gar kein Ende nimmt es mit den Aktivitäten dieses Mannes.
Endlich auch in Digitalien ein orthographischer Stecken und Stab für uns ahnungslose Sprach-User. Schließlich weiß spätestens seit der Rechtschreibreform keiner mehr, wie man was zu schreiben hat.
29. 4. 2011
1984 erklärten die Luxemburger Luxemburgisch zur Nationalsprache, 1999 gab es bereits die erste Rechtschreibreform.
28. 4. 2011
In seinem neuen Programm schlüpft Silvano Tuiach in die Rolle des Herrn T. Er sitzt im Wartezimmer seines Neurologen […]. Im Gespräch mit dem Neurologen rastet Herr T. aus und schimpft über […] Autofahrer, die nicht wissen, wo ihr Blinker ist, über junge Mütter, die das Café zum Spielplatz ihrer Sprösslinge machen[,] und über die wahnsinnigen Ergebnisse der Rechtschreibreform.
In Niedersachsen gab es bisher sieben Volksbegehren, unter anderem gegen die Rechtschreibreform. Mit 639.219 gültigen Unterschriften war nur das Kita-Volksbegehren von 2001 erfolgreich.
27. 4. 2011
Wir wurden auf diese Welt losgelassen, da warst du schon lange da. Und hast diese selbstverständliche Omnipräsenz in keiner Phase unseres Aufwachsens wieder hergegeben. Mehr Konstanz besaßen nur Mama und Papa. Und allerhöchstens noch »Wetten, dass …?«. Wobei hier zumindest die Rechtschreibreform an Details kratzte. An dir hingegen gar nichts.
17. 4. 2011
Sie waren der letzte G9-Jahrgang am Aichacher Deutschherren-Gymnasium (DHG). Am Samstag feierten die 86 Abiturienten ihre bestandene Prüfung. […]Klar, dass die Schulreform auch in der Abiturrede von Pia Huber, Johannes Bohn, Rupert Mayr und Bettina Müller ein Thema war. […] In ihrer launigen Rede ließen die vier noch mal die Schuljahre Revue passieren. Angefangen bei Mathe, einem Fach mit vielen Unbekannten, dem Chemieexperiment, das zur zeitweiligen Evakuierung des Untergeschosses führte, dem Baulärm und der Rechtschreibreform. „Mussten gerade wir die Reform ausbaden“, fragten sie sich.
10. 4. 2011
Es gibt freilich ein Modell für solche kulturelle Gängelung, das die meisten schon fast vergessen haben, obwohl dieses Buch implizit darauf verweist, nämlich die Rechtschreibreform. Hans Magnus Enzensberger hat sich gegen diesen totalitären Gestus des Staates, der einem Dichter befiehlt, hier und dort auf das scharfe ß zu verzichten, stets verwahrt. Und so ist dieses Buch, obwohl sich der Suhrkamp Verlag sonst der sogenannten Neuen Rechtschreibung beugt, auf Verlangen des Verfassers in der alten gehalten.
Der staat befiehlt einem dichter nichts. Den schülern befiehlt er u. a. «Suhrkamp-Verlag».
7. 4. 2011
An neuem vertonten Gedankengut fehlt es Krämer selten, und so gibt es einmal mehr vor allem neue Lieder zu hören. Lieder vom Sehnen und Vermissen. Hochpolitisch, ohne daß ihm auch nur ein einziger Politikername über die Lippen käme … Ob es die Alte Rechtschreibung ist, die Kindheit, der Sozialismus […]. Über frühere Programme hieß es in der Presse: […] Sicher ist vor ihm nichts und niemand. Nicht der U-Bahn-Musikant, der bitte vor der Fahrgastbeschallung erst mal üben soll. Nicht Deutschlehrer, die die Rechtschreibreform hätten verhindern sollen. […] Tip Berlin
Wer viel schreibt, kommt nicht umhin, ab und zu den Duden zur Hand zu nehmen. Denn Orthografie und Grammatik der deutschen Sprache haben es manchmal in sich. Und die Rechtschreibreform mit ihren zahlreichen Neuerungen hat die Sache nicht einfacher gemacht. […] So wie es mit der "Straße der Romanik", der "Deutschen Weinstraße" oder der "Deutschen Märchenstraße bereits der Fall ist, soll auch die "Straße der deutschen Sprache" künftig Bildung und Tourismus miteinander verknüpfen. Das ist das erklärte Ziel der Vertreter aus Bad Lauchstädt, Reppichau, Haldensleben, Kamenz, Weißenfels, Schleiz, Gräfenhainichen und Köthen […]. Unter dem Dach der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen, von dessen Mitglied Thomas Paulwitz die Initiative für die "Straße der deutschen Sprache" ausging, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet […]. Pätzold gehört dem Schleizer Stadtrat an und ist Eigentümer des Hotels "Luginsland". Als Geschäftsmann hat er die Idee mit der "Straße der deutschen Sprache" sofort aufgegriffen und sie in Köthen vorgestellt. Mit einem Drei-Tagesarrangement lädt er dazu ein, die Stadt Schleiz als Wiege der deutschen Rechtschreibung zu besuchen.
Auch hier käme man nicht umhin, den duden zur hand zu nehmen: «Drei-Tage-Arrangement.»
1. 4. 2011
„Für die fränkischen Regierungsbezirke heißt das, dass nun vier Buchstaben zugunsten von zwei neuen Buchstaben gestrichen werden“, so Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer. Die zuständige Kommission teilte mit, dass künftig das „t“ und „d“, sowie die Buchstaben „b“ und „p“ zu jeweils einem Buchstaben zusammen gefasst werden. „Grund hierfür ist die Tatsache, dass es in der Aussprache in unserer Region keine Unterschiede zwischen diesen Buchstaben gibt“, erklärte Beinhofer die Reduzierung der Buchstaben.