Die nächste Reform läuft demzufolge auf eine Verringerung der Doppelschreibweisen hinaus. […] Doch sogar die scheinbar einfache Verringerung der Variantenzahl birgt Zündstoff. Der Rechtschreibrat ist hier nämlich in eine Duden- und in eine Wahrig-Fraktion geteilt. […] Wie erwähnt, hatte die 2006er-Reform zahlreiche bewährte Schreibungen wieder zugelassen, die reformierten Schreibweisen allerdings daneben weitergelten lassen. Für rund 3.000 Wörter gibt es nun zwei mögliche Schreibweisen. Dies nutzten Duden und Wahrig aus, um 2006 unterschiedliche und willkürliche Empfehlungen zu geben und sich ein sogenanntes Alleinstellungsmerkmal zu sichern. Während Duden dabei eher die reformierten Formen von 1996 bevorzugte („bei Weitem“), neigte Wahrig eher den traditionellen Schreibweisen zu („bei weitem“).
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
nachgeführt
Aus presse und internet
31. 12. 2011
30. 12. 2011
Zehetmair bezieht sich dabei auf einen Ländervergleich des Institutes zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen von 2009, bei dem 19,6 Prozent der Zehntklässler mit ihrer Rechtschreibung nicht die in den KMK-Standards formulierten Erwartungen erfüllte. […] Didaktisch an die jeweiligen Jahrgangsstufen angepasste Konzepte seien rar […]. Der Verband der Schulbuchverlage, VdS Bildungsmedien, zeigte sich über die Vorhaltungen irritiert. […] Zudem sitze der Verband doch selbst im Rat für deutsche Rechtschreibung – und dort sei eine solche Kritik nie aufgekommen.
25. 12. 2011
Januar 1903: Im Deutschen Reich, in Österreich-Ungarn und der Schweiz tritt eine einheitliche Rechtschreibreform in Kraft.Das war aber «Heesters' Geburtsjahr».
22. 12. 2011
Ich habe oft den Eindruck, dass in der Bildungspolitik gearbeitet wird wie an einer Patchworkdecke. Ob Rechtschreibreform oder G8 - überall wird geflickt und genäht.
20. 12. 2011
Immer dann, wenn er sich mit der Macht verbindet, wird der Dilettantismus zur Bedrohung. Aus den einfältigen Versagern werden professionelle Dilettanten. Und wo sie erfolgreich sind, hat die Gesellschaft am Ende auszubaden, was sie in ihrer Selbstüberschätzung ahnungslos anrichten, gleich, ob sie als Banker die Einlagen ihrer Kunden verspielen, sich als Politiker mit einer Rechtschreibreform am Kulturgut der Sprache vergreifen oder ob sie einen Rettungsschirm nach dem anderen aufspannen […].
Als Mutter hat sich Friedrike Ochs nominieren lassen. Sie ist der Carl-Schurz-Schule durch ihre Tochter, die in die fünfte Klasse geht, verbunden, aber auch durch ihre Arbeit als Schulsekretärin. […] Und sie hat eine klare Meinung: "Ich hasse es, wenn etwas falsch geschrieben ist." Deshalb müssten die Regeln eindeutig sein. In dieser Hinsicht habe die Rechtschreibreform neue Probleme gebracht, zumal ihr nicht alle Verlage gefolgt seien. Trotz oder gerade wegen des Rechtschreibkompromisses von 2004, der maßgeblich für den Wettbewerb ist, gebe es für viele Wörter unterschiedliche Schreibweisen, etwa "Delfin" und "Delphin". Solche Unklarheiten erschwerten das Lernen, gerade für Kinder, meint Ochs.
14. 12. 2011
Ansonsten gibt es den seit Jahren bewährten Mix aus Lesung und Abschweifung, wobei die Abschweifungen ganz klar die ‚Bringer‘ sind, während sich die nach Rowohlts eigener Aussage zum Teil „steinalten“ Kolumnen zu Gähnthemen wie etwa der Rechtschreibreform als ziemlich lau und nur mäßig witzig erweisen.
Gibt es einen besonders krassen Fall von „unschöner Ausdrucksweise“ […]? Sick: Die Unterscheidung zwischen großem „Sie“ und kleinem „sie“. Die gibt es immer noch, auch wenn viele glauben, dass sie mit der Rechtschreibreform abgeschafft worden sei. Ein Beispiel aus dem Zoo. Da steht auf dem Schild am Leopardengehege: „Sehr verehrte Gäste, aufgrund Ihres hohen Alters ist unsere Leopardin leider verstorben.“ Jetzt steht man da als Rentner vor dem Gitter und schämt sich seines hohen Alters, das dazu geführt hat, dass die Leopardin tot ist.
10. 12. 2011
Es gibt auch Vorteile, wenn man eine Sprache erst im Erwachsenenalter lernt. […] Wäre etwa der syrisch-stämmige und äußerst erfolgreiche deutsche Autor Rafik Schami in Deutschland geboren und aufgewachsen, hätte er sicherlich niemals sein besonderes Verhältnis zum "ß" entwickelt. Bei einem Interview nach der Rechtschreibreform klagte der Geburts- und Gefühls-Damaszener, dass ihm das reformbedingte Ersetzen von "ß" durch "ss" seinen Lieblingsbuchstaben raube, "einen Buchstaben mit Nase und Bauch". Eine Form- und Kurvenwahrnehmung, wie sie bei Muttersprachlern wohl kaum möglich wäre.
8. 12. 2011
Ich kann nicht glauben, daß "ungefähr zwanzig Prozent eines Jahrgangs der 15-Jährigen als Analphabeten gelten müssen", diese Zahl kommt mir viel zu groß vor.
7. 12. 2011
Verglichen mit den Leidenschaften, die vor einigen Jahren der Streit um die Rechtschreibreform in der allgemeinen Öffentlichkeit auslöste, ist es kaum mehr als ein hier und da aufkommendes Grummeln: der Streit um die neue "Grundschrift", die in Deutschland eingeführt werden soll, wenn es nach dem "Grundschulverband e. V." geht, der sie energisch als Befreiung der Abc-Schützen von der überflüssigen Pein des doppelten Schreibenlernens propagiert.
6. 12. 2011
Denn für die künftige Ausleihe sind neue Ausweise nötig, weiß Claudia Göpel, Leiterin der Gemeindebücherei Wiefelstede, zu der auch die Kinderbücherei gehört. […] „Wir haben die Gelegenheit genutzt und alles, was veraltet, noch in alter Schreibweise aus der Zeit vor der Rechtschreibreform oder einfach zerschlissen war, aus dem Bestand herauszunehmen“, berichtet Göpel von einer umfangreichen Bestandsaufnahme.
Während Politikerreden betont unverbindlich gehalten sind, sollte das bei Vertragstexten normalerweise anders sein - und dennoch: In der Zwischenzeit ist ein Gerangel um die Bedeutung von Worten ausgebrochen, genauer um die Bedeutung der Präposition "by". Es wird zwar hier keine neue Rechtschreibreform verhandelt, aber trotzdem ist um dieses Wörtchen jetzt ein heftiger Streit um seine Interpretation ausgebrochen. […] So steht in den Beschlüssen der letzten Klimakonferenz in Mexiko der Satz, dass die Industriestaaten "by" 2020 pro Jahr 100 Milliarden US-Doller locker machen […].
3. 12. 2011
Als bayerischer Kultusminister (1986 bis 1998), als Präsident der Kultusministerkonferenz und als Vorsitzender des Rechtschreibrats (2004 bis heute) ist Zehetmair einer der Hauptverantwortlichen für die mißlungene Rechtschreibreform und auch dafür, daß Beliebigkeit einzog und viele Menschen Rechtschreibung nicht mehr als wichtig erachten. Im Jahr 2004, als die Rechtschreibreform kurz vor dem endgültigen Aus stand, war es Zehetmair, der die Aufgabe übernahm, die Neuregelung durch eine erneute Reform zu retten. Herr Zehetmaier, Ihre jüngste Pressemitteilung zeigt es deutlich: Sie haben versagt.
1. 12. 2011
Bereits Konrad Duden, Namensgeber des bekannten Wörterbuchs […][,] forderte eine konsequente Kleinschreibung in der deutschen Sprache. Nach der letzten Rechtschreibereform in den 1990er-Jahren bleibt die Gross- und Kleinschreibung von Wörtern immer noch eine Knacknuss. In diesem Werkstattgespräch interviewt text.im.takt. Rolf Landolt, den Präsidenten des Schweizer “bunds für vereinfachte rechtschreibung”.
Der Lehrerverband VBE weist die Kritik des Rats für deutsche Rechtschreibung an den Lehrern zurück. Wenn der Rat etwas verändern wolle, müsse er bei den Lehrplänen ansetzen, sagte Landeschef Gerhard Brand in Stuttgart.
30. 11. 2011
Die deutsche Rechtschreibung ist in verheerendem Zustand. Das sagt ausgerechnet Hans Zehetmair, seines Zeichens Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung und einer der Verantwortlichen für die Rechtschreibreform. […] Es wäre ehrlicher, das Scheitern einzugestehen und zurückzutreten.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg weist die Kritik des Rats für deutsche Rechtschreibung (Mannheim) an den Lehrern in aller Deutlichkeit zurück. Korrektes Schreiben ist ordentlicher Bestandteil aller Bildungspläne, wird aber in der Realität stets nur so viel Gewicht haben, wie die Gesellschaft der Rechtschreibung de facto auch einräumt. […] Die Rechtschreibreform zur Jahrhundertwende (1998) ließ die Diskussion über den Wert richtigen Schreibens wieder aufflammen. […] Zurzeit sei die Rechtschreibung – insbesondere bei Kurznachrichten (SMS), in Chaträumen und Online-Foren – nicht einmal zweitrangig, sondern völlige Nebensache.
Kein Wort über die Verwirrung, die durch drei größere und mehrere kleine Rechtschreibreformen innerhalb von zehn Jahren hervorgerufen wurde. Der Ratsvorsitzende Zehetmair, als Kultusminister selbst maßgebend an der Einführung und gnadenlosen Durchsetzung der seither so oft geänderten Reformschreibung beteiligt, schiebt nach altbewährter Weise den Untergebenen die Verantwortung für das Scheitern des ganzen Unternehmens zu.
29. 11. 2011
Der Rat für deutsche Rechtschreibung […] hat sich im Rahmen seines Beobachtungsauftrages über den aktuellen Zustand der deutschen Rechtschreibung ausgetauscht. Dabei wurde deutlich, dass der Sprache und insbesondere ihrer Rechtschreibung hohe Bedeutung beigemessen, aber im Umgang mit ihr nachlässig verfahren wird. In dieser Haltung ist mit eine Ursache dafür zu sehen, dass ungefähr zwanzig Prozent eines Jahrgangs der 15-Jährigen als Analphabeten gelten müssen […]. Rechtschreibung muss eine stärkere Rolle in Schule und Lehrerausbildung einnehmen.
In der tat, nachlässigkeit ist weit verbreitet, z. b. wenn man von einem «aktuellen Zustand» spricht.
Rechtschreibung müsse eine stärkere Rolle in Schule und Lehrerausbildung einnehmen, hat der Vorsitzende Rat für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, jetzt gefordert.
24. 11. 2011
In früheren Volksentscheiden ging es um höchst unterschiedliche Fragen. Einige Beispiele: Soll es eine Gemeinschaftsschule geben, statt strikt getrennte Schulen für unterschiedliche Intelligenzstufen? Soll eine zusätzliche Landebahn für den Flughafen gebaut werden? Soll es ein absolutes Rauchverbot ohne Ausnahme für alle öffentlichen Räume geben? Soll es ein anderes Müllbeseitigungskonzept geben? Soll es einen schlankeren Staat geben? Soll es eine Rechtschreibreform geben? Sollen alle Krankenhäuser unserer Stadt wirklich privatisiert werden? Muß das Land die Kinderbetreuung ausbauen? Soll es ein Wahlpflichfach Religion an Schulen geben? Die thematische Palette von Volksentscheidungen und Bürgerbefragungen reicht also von Bauprojekten über Bildungsfragen bis hin zu Entscheidungen der Lokalpolitik.
22. 11. 2011
"Liebe Grüße, Dein Peter" - Bekommen Sie auch immer häufiger Mails mit einem Komma nach der Grußformel? Das darf da nicht hin […]. Tausend Rechtschreibreformen haben mich weich gekocht, und ich ging davon aus: Die 1001., die uns das Komma an dieser Stelle beschert haben musste, hatte ich wohl schlichtweg verschlafen. Oder? Schließlich ist dieses Satzzeichen an diesem Platz weltmännisch, denn in englischsprachigen Mails kommt es ja auch vor: "Best regards, Tom" […].
21. 11. 2011
Am Sonntag stimmen die Baden-Württemberger über Stuttgart 21 ab. Im Moment haben die Bahnhofs-Befürworter die Mehrheit. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Wähler den Konzernen einen Strich durch die Rechnung machen. […] Ein Volksentscheid auf Landesebene hat dies bislang allerdings nicht geschafft. Meist beschäftigten sich diese mit Bildung und demokratischen Strukturen - gegen die Rechtschreibreform, für Religion als Pflichtfach oder für kleinere Parlamente.
20. 11. 2011
Mit 1850 Fehlern in einer – angeblich von der EU geförderten – Kafka-Ausgabe protestieren Bildungs-Guerilleros gegen das österreichische Schulsystem. […] Gezählte 1850 Fehler hat die Wiener Gruppe „The BirdBase“ eigens in Kafkas Roman hineinmontiert […]. Auf die miserable Bildungslage im Pisa-berüchtigten Österreich wollten die Guerilleros von „The BirdBase“ hinweisen, darauf, dass es den Lesern bald egal sein werde, ob die Orthografie stimmt, weil sie sie selbst gar nicht mehr beherrschen.
19. 11. 2011
Die oft medienübergreifend und gerne mit ungewöhnlichen Schreibweisen - wie konsequenter Kleinschreibung - und Satztechniken arbeitende Wahl-Berlinerin nutzt ihre Romane und Erzählungen für bisweilen harsche Zeitkritik […].
18. 11. 2011
Brigitte Frey aus Kaiseraugst arbeitet als selbstständige Korrektorin für verschiedene Schweizer Verlage. […] «Die Prüfungen waren sehr schwer. Kaum hatte ich sie bestanden, kam die Rechtschreibereform, und ich musste vieles wieder neu lernen.»
12. 11. 2011
Schon das jahrelange Gerangel um die Rechtschreibreform hat gezeigt, dass viele Deutsche schon "ihre" Orthografie und erst recht ihre Sprache ganz stark als Identitäts- und Kulturmerkmal begreifen.
11. 11. 2011
Gescheitert wie jetzt die Grundschul-Initiative sind 2009 das Volksbegehren gegen ein Rauchverbot und 1999 ein Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform.
4. 11. 2011
Die Curry-Wurst, in Deutschland fast schon ein Kulturgut, ist auch in Zürich angekommen. […] Gegen Ende der Langstrasse beim Limmatplatz beispielsweise […] gibt es seit gut einem Jahr das «Körry». Sein Name sieht wie ein Vorschlag für die nächste Orthographiereform aus […].
1. 11. 2011
Aber die zweite große Unart unseres Jahrhunderts, das Piercing, wirkt vor wie nach quicklebendig. […] Trotzdem gibt es zumindest eine gesellschaftliche Gruppe, die es schafft, noch outer zu sein: Tattoo-Träger. Sie müssen sich bei jeder Rechtschreibreform den Text neu stechen lassen.
11. 2011
In der Graphematik gilt die Fremdwortschreibung noch immer als schwer durchschaubar und wenig systematisiert. […] Dass Fremdwörter hinsichtlich ihrer Schreibung einem Integrationsdruck ausgesetzt sind, sich also früher oder später zumindest teilweise der Schreibung des nativen Wortschatzes anpassen, gilt gemeinhin als Konsens und lässt sich alltäglich beobachten. Hierzu gehört etwa die Ersetzung fremder durch native Grapheme. Welche Aspekte allerdings bei der Integration eine Rolle spielen, sie vorantreiben oder erschweren, ist empirisch kaum gesichert. […] Seit es überhaupt Bemühungen um eine einheitliche Orthographie und ihrer Reformen gibt, gehört die Fremdwortschreibung zu den kontroversen Bereichen. Auch im öffentlichen Diskurs um die vergangene Rechtschreibreform war sie eines der prominenten, fast verbittert diskutierten Themen.