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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 2015
nachgeführt , 2023-01-31
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Aus presse und internet

30. 12. 2015

: Er riskierte den Alleingang gegen Bologna. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 302, s. 10, Feuilleton
Die Folgen der asymmetrischen Einheit beschreibt der lang­jährige sächsische Wissenschafts­minister Hans Joachim Meyer in seinem Lebens­bericht dezidiert aus der Perspektive eines Ost­deutschen. […] Selbst sein bayerischer Amtskollege Zehetmair hatte die Auswirkung der Bologna-Reform völlig unterschätzt - wie er sehr viel später zugab, genauso wie im Fall der Rechtschreib­reform. Unver­ständlich ist, wieso Meyer die Kritik an der Rechtschreib­reform als Lappalie abtut. Angesichts der minimalen Änderungen und der klag­losen Akzeptanz vieler, erscheint ihm der Glaubens­krieg darüber völlig unver­ständlich: "Besonders töricht fand ich die Behauptung, hier würde von der Politik in die organische Entwicklung der Sprache eingegriffen und diese von oben reglementiert." Als habe es je eine Ortho­graphie gegeben, die nicht von oben beschlossen worden sei.

28. 12. 2015

: Witz und Weizen. (Frankfurter Rundschau), , Main-Taunus-Kreis
Wer wissen will, wo der Name einer Straße herkommt, kann im Hofheimer Stadt­archiv nach­forschen […]. Massiv hatten sich die Anwohner der Adolf­straße beschwert, weil sie der Ansicht waren, der Straßen­name nehme Bezug auf Hitler. Dabei sollte er an den Herzog Adolph von Nassau erinnern, der 1839 bis 1866 regierte. Im Zuge der Rechtschreib­reform war ihm das „ph“ abhanden gekommen. Um alle Ver­wechslungen aus­zuschließen, wurde im Jahr 2000 die Straße offiziell in Herzog-Adolph-Straße umbenannt.

18. 12. 2015

Litfaßsäulen: Immer noch eine runde Sache. (Frankfurter Rundschau), , Wirtschaft
Wenig später klebten Tanz­lokale, Weinstuben und Theater ihre Aushänge ordentlich an die Säulen statt an Bäume und Hauswände – die Litfaß­säule war geboren und gilt bis heute als Start der Plakat­werbung. Den Namen ihres Erfinders trägt sie noch immer in alter Schreib­weise: Denn da es sich um einen Eigen­namen handelt, schreibt sich die Litfaß­säule laut Duden auch nach der Rechtschreib­reform noch immer mit dem sperrigen ß.

16. 12. 2015

: Wort des Jahres „Flüchtling“: Hier endet das Gendern. , , Feuilleton, Debatten
Was einen Sprach­wissenschaftler am etablierten Gendern selbst dann beunruhigt, wenn er die sprachliche Sichtbar­machung von Frauen freudig begrüßt, ist dreierlei. Erstens: Die Sprache wird nicht akzeptiert, wie sie ist, sondern sie gilt als manipulier­barer Gegenstand mit unklaren Grenzen dieser Manipulierbarkeit. Zweitens: Die Kenntnis des Gegenstandes, an dem man Ver­änderungen vornimmt, geht nicht sehr weit. Drittens: In vielen Fällen stigmatisiert man Wörter, ohne dass es brauch­bare Alternativen gäbe. Haben wir denn nichts aus dem Desaster der Orthographie­reform gelernt, die im Kern ja auch nichts anderes als ein unüber­legter Eingriff ins Sprach­system war?

Was uns beunruhigt: «Die heillose Verquickung von Sprache und ihrer Schreibung, die sich von allem Anfang durch die gesamte Kontroverse zieht …» (Lötzsch, 1997).

15. 12. 2015

Die Schwachen zu fördern … (Bürgerliche Freiheitsbewegung für Deutschland),
Die Schwachen zu fördern, indem man ihre Schwächen zum all­gemeinen Maßstab erhebt, wie bei der Rechtschreib­reform 1996/'98, ist ein nach­haltiger Fehler, denn so wird den Folge­generationen nurmehr die "Light-Version" eines Bildungs­gutes vermittelt, das durchaus eine Elite benötigt, um wenigstens in öffentlichen und offiziellen Schreiben Verwendung zu finden, was es soll und muß. Es soll immerhin noch weiteren Generationen un­verfälscht ver­mittelt werden. Dazu ist es natürlich zu allererst einmal zu erhalten.

Siehe stellungnahme.

10. 12. 2015

: Gefährdet die Demokratie den Kapitalismus? Mainzer Historiker gibt Crashkurs über die Probleme unserer Zeit. Rhein-Zeitung, , Interview
Der Mainzer Historiker Prof. Dr. Andreas Rödder nimmt in seinem Buch „21.0. Eine kurze Geschichte der Gegen­wart“ ungewohnte Perspektiven ein. […] Da kommen wir zu einer weiteren These Ihres Buches, dass Ideen immer dann schädlich werden, wenn sie sich von der Realität lösen. [Rödder:] Das ist meine zentrale These. Das erleben wir auch auf anderen Ebenen, von der Euro­päischen Währungs­union bis zur Rechtschreib­reform.
: Tschichold, Jan. , , Biographie
1928/29 unterstützt Tschichold eine Rechtschreib­reformbewegung, die die gemischte Schreib­weise im deutschen Schrift­satz abschaffen will. Die Klein­schreibung in Grotesk­schriften entsprach auch dem Bauhaus-Dogma, dass eine Minuskel­schreibweise rationeller und moderner sei. Entsprechend dieser Doktrin und inspiriert vom konstrukti­vistischen Universal-Alphabet (1925) des Grafik­designers und Typo­graphen Herbert Bayer (1900–1985), konstruiert Tschichold ein eigenes phonetisches Minuskel­alphabet, das die Inter­punktion auf die x-Linie stellt.

8. 12. 2015

Das unsägliche große Du in Briefen … Berliner Morgenpost,
… sorgt für allerlei Verwirrung bei den Anredefürwörtern. Seien Sie konsequent und schreiben es klein! […] Bis 1998 musste das Du in Briefen groß­geschrieben werden, bis 2006 musste es auch in Briefen klein­geschrieben werden, nach der Verschlimm­besserung der Rechtschreib­reform soll es jetzt wieder groß­geschrieben werden, muss aber nicht! Wohl­gemerkt: Das gilt nur in Briefen!

6. 12. 2015

: Kämpfer gegen das Binnen-I. Schweiz am Sonntag, , nr. 333, s. 20, Meinungen, Aus Berner Sicht
Einmal mehr gestolpert ist der Aargauer SVP-Nationalrat Maximilian ReImann. Diesmal bei der Lektüre eines EDA-Positions­papiers. Darin ist die Rede von «AusländerInnen» und «Ausland­schweizerInnen». […] Nun soll der Bundes­rat diesem Treiben der Verwaltung konsequent einen Riegel vorschieben, fordert der Sesselkleber in seinem Vorstoss «Stopp der Ver­bastardisierung der deutschen Sprache durch Bundes­behörden!». Das Binnen-I soll endlich ausgemerzt werden.

1. 12. 2015

: Veränderungshürde Volksentscheid. Plebiszite privilegieren den Status quo. (Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.), , Publikationen
13 der 18 auf politische Inhalte ge­richteten Volks­entscheide wollten Ver­änderungen verhindern und den Status quo erhalten. Sieben waren erfolgreich: 1998 in Schleswig-Holstein gegen die Recht­schreibreform, 2001 in Sachsen gegen einen landes­weiten Sparkassen­verbund, 2004 in Hamburg gegen die Krankenhaus­privatisierung, 2010 gegen die Schul­reform in Hamburg, 2011 gegen die Privatisierung der Berliner Wasser­versorgung, 2013 in Hamburg zur Re­kommunalisierung der Energie­netze und 2014 gegen die Bebauung des Tempel­hofer Feldes in Berlin.
: Rechtschreibreform: Das faule Ei der Bildungspolitiker. (Offenburger Tageblatt), , Kultur regional, Kolumne
Eigentlich sollte die Sprache im Land von Heine, Hölderlin und Herder ein heiliges Gut sein. Terra incognita gewisser­maßen, ein für unsensible Obrigkeit und simplifizierende Polit­bürokraten vollkommen ungeeignetes Terrain. Doch die Allmachtsphantasien vom Primat der Politik verführen offenbar immer wieder zu einem Refor­meifer, der mitunter mehr Schaden als Nutzen verursacht. […] Was sich weitgehend sinnfrei Berufs­politiker ausdachten, führte nach­weislich zu noch mehr Chaos und blankem Entsetzen bei den Sprach­profis

Dass es hier für den autor eine terra incognita gibt, was übrigens nichts mit heilig zu tun hat, ist ganz offen­sichtlich. Die politiker haben sich nichts aus­gedacht, aber wenn sie sich etwas aus­denken wollten, gäbe es auch für sie keine tabus.

24. 11. 2015

: Meine neuen Nachbarn. Hamburger Abendblatt,
Teil 9 des Tagebuchs von Jan Melzer. […] Mir fiel wieder der Satz der Chefin der Konrad-Adenauer-Stiftung ein: „Viele Menschen haben generell die Zumutungen der Moderne satt und finden nun in den Flüchtlingen ein Ventil.“ Da könnte etwas dran sein: Fahrrad­streifen, Müll­trennung, Energie­sparlampen­zwang, Homo-Ehe, Sommer­zeit, E10, Kinder­krippen, Stadtteil­schulen, Globalisierung, EU, Rauchverbot, Euro, Rechtschreib­reform, etc. pp … Vieles, das ich persönlich gut finde, das aber von oben durch­gesetzt wurde.

10. 11. 2015

: Deutschstunde: Rechtschreibreform hat Erleichterungen gebracht. Hamburger Abendblatt online (), , Meinung
Dabei ist die Erinnerung an die gute, alte, klassische Recht­schreibung, die jeder fehlerfrei beherrschte, häufig genauso falsch wie die Erinnerung an die gute alte Zeit, in der immer die Sonne schien. Ein ehemaliger Moderator der "Tages­themen" erklärte seinen Zuschauern stets bei jedem neuen Diskussions­beitrag, drei gleiche Buch­staben hinter­einander habe es früher nicht gegeben. Das war, wie der Hamburger sagt, natürlich "dumm Tüüch".

6. 11. 2015

: Ein Klacks Tomatchup. SZ-Sprachplauderei. Schwäbische Zeitung (), , nr. 257, s. 11, Kultur
Ähnlich wie bei Mayon­naise/Majonäse ist laut Duden seit der Rechtschreib­reform von 2006 die einge­deutschte Variante Ketschup erlaubt – für viele ein Unding.

Ein komma nach der umstandsbestimmung ist nach wie vor nicht erlaubt.

2. 11. 2015

: Sinnliche Herzaktivität. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 254, s. 13, Feuilleton
In Gestalt von Peter Eisenberg, der von Manfred Bierwisch laudiert wurde, erhielt ein Sprach­wissenschaftler den Freud-Preis für wissen­schaftliche Prosa, der nicht nur erheblich dazu beigetragen hat, das Elend der Rechtschreib­reform nach­träglich so weit wie möglich einzudämmen, sondern auch souverän und prägnant die Macht und Eleganz der Prinzipien, auf denen Sprache beruht, zu deuten und darzu­stellen versteht.

1. 11. 2015

Rainald Goetz wird älter und singt. (Frankfurter Rundschau), , Kultur
Im Großen Haus des Staats­theaters Darmstadt, wo am Samstag der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik (20 000 Euro), der Sigmund-Freud-Preis für wissen­schaftliche Prosa (20 000 Euro) und der Georg-Büchner-Preis (50 000 Euro) über­reicht wurden, sang Goetz jedoch erst ganz am Ende seiner Dankes­rede […]. Der Freud-Preis ging […] an den Sprach­wissenschaftler Peter Eisenberg, dem ein großer alter Mann der Linguistik, Manfred Bierwisch, die Laudatio hielt (mit den üblichen polemischen Seiten­hieben gegen das „Debakel“ Rechtschreibreform). Eisenberg lobte seine Disziplin für ihr „kon­sequentes bis stures Festhalten an Problemen der Ebene“, äußerte sich entspannt über die Zukunft des Deutschen als Wissenschafts­sprache und machte auf die Aufgaben der Zunft beim ver­mehrten Bedarf an „Deutsch als Fremd­sprache“ aufmerksam.

25. 10. 2015

: Ganz schön KAPUTT. Welt am Sonntag,
Seit das Internet erfunden wurde, geht es mit uns bergab. Das Internet nämlich ist die größte Gefahr für die Menschheit, schlimmer noch als Islamisierung, Klima­erwärmung, Rechtschreib­reform und die Porto­erhöhung auf 70 Cent zusammen. […] In seinem Anfang November erscheinenden Buch „Cyber­krank!“ über­zieht der Gehirn­forscher Manfred Spitzer das Netz mit einer Sammel­klage, die sich liest, als müsse ein Kriegs­verbrecher aus dem Verkehr gezogen werden.

24. 10. 2015

: Sprachlabor. Süddeutsche Zeitung, , Forum & Leserbriefe
Wählen Leser den Satzanfang „Oder habe ich . . .“, ist es vorher meist um die Rechtschreib­reform gegangen. Auch bei Herrn G. war das so. „Oder habe ich“, fragte er, „nur die Rechtschreib­reform nicht begriffen?“ Seine Zweifel rühren daher, dass die Reportage über Hardheim so angekündigt worden war: „Über einen Ort, der sich allein ge­lassen fühlt.“ Völlig richtig wendet er ein, dass Hardheim sich alleingelassen fühle. Schon im Duden von 1934 heißt es schön griffig, dass die Zusammen­schreibung geboten sei, „wenn durch die Ver­bindung zweier Wörter ein neuer Begriff entsteht, den die bloße Nebeneinander­stellung nicht ausdrückt“. An dieser Regel hat sich nichts geändert.

23. 10. 2015

: Bräute auf dem Schrottplatz. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 246, s. 31, Rhein-Main-Zeitung, Frankfurt
Eine Ausstellung erzählt vom Wandel des Viertels und andere Stadtgeschichten. Dieser Imbiss schreibt sich noch mit "ß". Das Schild auf dem Dach des Büdchens stammt aus der Zeit vor der Rechtschreib­reform. Es passt gut in den Ost­hafen, der ja auch ein wenig aus der Zeit gefallen ist.

18. 10. 2015

: Völlig verrechnet. Welt am Sonntag,
Immer neue Bildungsreformen sollten in den letzten Jahr­zehnten unser Schul­system verbessern. In den meisten Fällen waren sie vergebens. Was bleibt übrig vom ewigen Erneuerungs­eifer? […] Die Rechtschreib­reform von 2006 war von dem Geist getragen, den „elaborierten Code“ der deutschen Recht­schreibung, der angeblich breite Bevölkerungs­schichten über­forderte, durch ein einfaches und intuitiv ein­leuchtendes Regel­werk zu ersetzen. Das hat nicht funktioniert: Die strukturellen Unter­schiede zum Beispiel zwischen Konsekutiv- und Relativsätzen („Ich bin so glücklich, dass ich weinen könnte“ beziehungs­weise „Ich nehme das Stück Kuchen, das am größten aussieht“) werden weiter durch unter­schiedliche Schreib­weisen markiert – dass und das – und also auch weiter falsch geschrieben. Die neue Getrennt­schreibung ist oft sinn­entstellend.

9. 10. 2015

: Dringende Kaufwarnung. Eine missglückte Einführung in die Sprachkritik. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 234, s. 10, Feuilleton
Hans Jürgen Heringer und Rainer Wimmer: "Sprachkritik". […] Die Rechtschreib­reform wird als Bagatelle abgetan, da sie nur Äußerlich­keiten betreffe; das ist mitnichten der Fall.
Klassenzimmer mit Aussicht. Münchner Merkur,
Aber bis Außenminister Frank Walter Steinmeier (SPD) heute das neue Gebäude der Deutschen Schule Madrid (DSM) offiziell einweiht, sollte auch „Tilde“ auf ihrem Platz sitzen. Darauf bestanden die Spanisch­lehrer am „Colegio Alemán“. „Tilde“ heißt im Spanischen der Akzent, der seit einer Rechtschreib­reform auch auf Groß­buchstaben gehört, was das Berliner Architektur­büro „Grüntuch Ernst“ aber nicht wusste. Und so fehlte dem in Versalien geschriebenen Namen auf dem spektakulären Neubau noch das Strichelchen auf dem A – aber dieses philologische Detail dürfte den Wenigsten ins Auge fallen angesichts der strahlend weißen Gitter­fassade, die sich im Norden von Madrid erhebt.

6. 10. 2015

: Die Macht der Ereignisse. Süddeutsche Zeitung,
Was lässt ein Geschehen zum „Thema des Tages“ werden? […] Oft geht es auf der Seite zwei um das politische Geschehen. Aber eben nicht nur. Gerade für die Wochenend­ausgabe sind es auch Themen, die, wie Soziologen es formulieren würden, den gesellschaft­lichen Diskurs bestimmen. Zum Bei­spiel der Hashtag #Hotpants­verbot und die Frage, wie viel Haut in Klassen­zimmern gezeigt werden sollte. Oder die Diskussion darüber, wie gerecht deutsche Gerichte wirklich sind und was von der großen Rechtschreib­reform übrig geblieben ist.

5. 10. 2015

: Les fautes de grammaire et d’orthographe, un critère d’évaluation important sur les sites de rencontre. , , Sites de rencontres
Les membres de sites de rencontre considèrent comme un critère important le maniement d’une langue à travers la maîtrise de l’orthographe et de la grammaire. Si un profil de présentation comporte des fautes ou des erreurs, le ou la concerné(e) a davantage de risque d’être ignoré(e) par le reste de la communauté.

27. 9. 2015

: Richtig falsch und total verkehrt. KuL (), , ausgabe 8/15, s. 2
Ich rede von Regeln und deren Verletzung sowie von Sprach- und Stilkritik […]. Vor rund fünfzig Jahren zeichnete sich in der Sprach­wissenschaft ein Wandel ab: Kannte der Duden zuvor noch richtig und falsch, wollte er plötzlich kein Urteil mehr fällen, sondern «deskriptiv» sein. Mit wel­chen Folgen zeigt die Reform der Reform der Recht­schreibreform.

25. 9. 2015

: Die liebe Mühe mit dem Lieblingskomma. Der Bund (), , Meinungen, Sprachlupe
Mein Lieblings­komma dagegen steht dort, wo nach einem Ein­schub der gleiche Hauptsatz weiter­geht. […] Vorher und nach­her muss ein Komma stehen. Daran hat die Reform der Recht­schreibung nichts geändert.

Siehe fundsachen.

: Klage über Rechtschreibfehler auf Straßenschildern. (Passauer Neue Presse), , Töging
Der Name "Behring" mal mit (korrekt), mal ohne "h", "Erhartinger Straße" mal zusammen geschrieben (falsch), mal auseinander (korrekt): Dass man es bei der Ortho­grafie auf den Straßen­schildern nicht so genau genommen hat, beklagte Stefan Grün­felder im Stadt­rat.

23. 9. 2015

: Kuhhändlerischer Kompromiss. glarner woche (), , s. 7, Meinung, Kolumne
Im einen oder anderen Fall haben wir heute Auswahl­möglichkeiten. Das war dann der Kompromiss, um nicht die ganze Rechtschreib­reform zum Scheitern zu bringen. Ein Kuhhandel jeden­falls war es nicht, denn die Nach­frage für eine neue Recht­schreibung war doch eher gering. Aber ein paar Gelehrte wollten unbedingt ein Angebot schaffen und haben uns dann die Nachfrage suggeriert. Doch wir haben uns zwischen­zeitlich auch daran gewöhnt, obwohl meine Recht­schreib­unsicherheit […] noch grösser geworden ist. «Dr I-Einzig» werde ich in dieser Sache jedoch nicht sein. Die heute Lernenden werden das aber sicher im Griff haben.

18. 9. 2015

: Orthographe: la baisse alarmante du niveau des étudiants. (Le Figaro étudiant), , Les news, Actu
Dans son livre «Orthographe en chute, orthographe en chiffres», Loïc Drouallière dresse un bilan du niveau d’expression écrite des étudiants. En 20 ans, les fautes d’orthographe des étudiants de première année ont plus que doublé.

17. 9. 2015

: Rechtschreibreform – eine ernüchternde Bilanz. St. Galler Tagblatt (), , s. 2, Thema
Zehn Jahre nach der Einführung der neuen Rechtschreibung ist die Bilanz dieses obrigkeitlichen Gewalt­aktes an der Sprache ernüchternd. Die mehrere Milliarden teure Rechtschreib­reform, von der sich Bildungs­politiker und Lehrer eine Vereinfachung der deutschen Ortho­graphie erhofften, hat in Wirklich­keit nichts vereinfacht.

stellungnahme

12. 9. 2015

: Keine Gefahr durch Smileys, „LOL“ & Co. Tag der Deutschen Sprache. (Westfälische Nachrichten), , Münster
Ein Kultur­verfall? Der Sprach­wissenschaftler Peter Schlobinski gibt im Gespräch mit unserem Redaktions­mitglied Claudia Kramer-Santel Entwarnung: Alles halb so wild. Wie schreiben Sie denn so Ihre Nachrichten bei WhatsApp? Schlobinski: Ich schreibe klein und verwende Ab­kürzungen wie alle anderen auch.

7. 9. 2015

Zermalmtes Zeitlang. Süddeutsche Zeitung,
Das moderne Deutsch aber hat keinen Sinn für Poesie, es besitzt die Fein­fühligkeit einer Planier­raupe und klingt im täglichen Fernseh­brei wie das Kreischen einer Schredder­anlage. In so einem Umfeld werden Begriffe wie Zeit­lang zermalmt. Die grauen Büro­kraten der Rechtschreib­reform mal­trätierten Zeitlang schon in den 90er Jahren, als sie das Wort ohne Sinn und Verstand trennten (Zeit lang).

5. 9. 2015

: Mann von Weltformat. Wilhelm Ostwald war Nobelpreisträger für Chemie, aber er wollte mehr: Mit einem Plan für eine globale Ordnung aller Dinge wollte der Wissenschaftler die Welt retten. Süddeutsche Zeitung,
Der „Brücke“ war laut Satzung aufgetragen, „Weltformate“ für Druck­erzeugnisse zu entwickeln, Vor­schläge für eine Ver­einheitlichung von Maßen und Gewichten zu erarbeiten, inter­nationale Referate­dienste und Aus­kunfteien zu betreiben. Sie sollte die Ein­führung eines „Welt­geldes“ ebenso vor­bereiten wie eine Kalender- und eine Rechtschreib­reform und die Ein­richtung eines Welt­patentamtes.
: Domplatz 1: Der Sprachgewaltige. , , Vermischtes
Der Erfurter Germanistik-Professor Csaba Földes über sein Jein zur Rechtschreib­reform, den Deppen-Apostroph und die Freude am Genitiv. […] Regina Eberhardt: 20 Jahre Rechtschreib­reform – brachte sie eher negative oder positive Ver­änderungen? [Földes:] Da kann man ein ein­deutiges Jein antworten. Es trifft beides zu. Es gibt massen­weise Publikationen von Meinungen, aber nur sehr wenige verlässliche praktische Studien dazu. Die Rechtschreib­kompetenzen gehen zurück, besonders bei kleineren Kindern. Denen sind die Wahl­möglichkeiten der Schreib­weise keine große Hilfe. […] Den größeren Kindern und jungen Erwachsenen sind die Optionen schon eine Hilfe. Insgesamt gehen die Deutsch­kenntnisse der Jugendlichen wohl nicht zurück. Ihre Satz­bildung, ihre Argumentations­fähigkeit hat sich gegen­über den Auf­sätzen vor 20 Jahren verbessert. Die Text­kompetenz ist größer geworden, die Recht­schreibung schlechter.

4. 9. 2015

: Wir schaffen unsere Sprache ab. Gebietet dem Kahlschlag der deutschen Sprache Einhalt und nehmt euch an den Franzosen ein Beispiel. Thüringische Landeszeitung,
Über den Sinn der Rechtschreib­reform kann man streiten. Aber wenn ein Kultus­minister allen Ernstes sagt, dass jedes Kind in der Schule so schreiben soll, wie es das für richtig hält, verstehe ich die Welt nicht mehr.
: Sprechen Sie power? The Economist,
In 1880 Mark Twain complained in “The Awful German Language” that the treatment of gender—so that “a young lady has no sex, while a turnip has”—borders on perverse. And nouns “are not words, they are alphabetical processions”. Twain sensibly suggested the language should be “trimmed down and repaired”. Foolishly, the Germans have not heeded his advice (changes to spelling in the 1990s, many think, made matters worse). Fortunately, however, the task is not as futile as Twain suggested. With its predictable spelling and pronunciation, German can be mastered, whereas English, with its protean spelling and word order, may seem easy but prove treacherous.

31. 8. 2015

: Aktion Jugendbibliothek. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 201, s. 18, Briefe an die Herausgeber
Es ist nicht zu fassen. Da werden 40 Prozent einer Jugend­bibliothek in Bad Dürr­heim entsorgt, als Folge der sogenannten Rechtschreib­reform. […] Folgen einer Reform, deren Wirkungen die Politik nicht erkannte, aber umsetzte […].
: Missglückte Reform. , , Leserbriefe
Bis heute fragt sich die Sprach­gemeinschaft, wie es über­haupt zu einer derart miss­glückten Reform kommen konnte, die ein mir bekannter Parlamentarier als ,die größte Dummheit’ bezeichnete, die sich die deutsche Politik in den letzten 20 Jahren geleistet hat.

27. 8. 2015

: Ratespiel mit Tücken. Britta Hinkel über die Fehlbarkeit von Journalisten. Thüringer Allgemeine,
Dass "Quiz" mit einem "z" geschrieben wird, weiß ich inzwischen. Leider war dem vor einigen Tagen noch nicht so. Und Sie, liebe Leser, waren wieder einmal mit meiner Fehl­barkeit konfrontiert. Aus­gerechnet bei einem Bei­trag, in dem es um die leidige Rechtschreib­reform ging. (Oder viel­leicht gerade darum?)

26. 8. 2015

: Bilanz nach zehn Jahren Rechtschreibreform. , , Leben, Interview
Christiane M. Pabst ist die neue Chef­redakteurin in jener Redaktion, die seit sechzig Jahren das Öster­reichische Wörter­buch herausgibt. […] Noch ein Ausblick: Hat uns die SMS der Klein­schreibung näher­gebracht als all die Germanisten, die sie seit Jahren fordern? [Pabst:] Gegen­frage: Aktivieren Sie immer die Großschreib­taste, wenn Sie eine SMS schreiben? Ich nicht. Meine Antwort ist somit: ja.

25. 8. 2015

: „Wording“ – Die Bücherschnüffler. , , Kultur, Medien, Meinung
Daß eine Bücherei Bücher zerstört, die in besserer Recht­schreibung verfaßt sind, ist kein Einzel­fall. Die Rechtschreib­reform führte zur größten Bücher­vernichtung seit dem Zweiten Welt­krieg.
: Visionär und Pragmatiker. Dem Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann zum 90. Der Tagesspiegel (), , 71. jg., nr. 22501, s. 19, Kultur
Hilmar Hoffmann war später noch Präsident des Goethe-Instituts, hat die Stiftung Lesen animiert, Studenten in Tel Aviv unter­richtet, gegen Unsinnig­keiten der Rechtschreib­reform gekämpft oder das Kultur­programm der Expo 2000 in Hannover verant­wortet.

22. 8. 2015

: Henryk Goldberg über eine missglückte Rechtschreibreform. , , Kultur
Diese sogenannte Reform, die ihre Gestalt seit 1996 in einem kaum zu über­blickenden Chaos aus politischem Trotz und philologischer Feder­fuchserei mehrfach geändert hat, bedeutete den teil­weisen Tod von eben dem, was die kultur­historische Leistung Konrad Dudens ist: die Ver­einheitlichung der Rechtschreibung, die normative Kraft eines deutschen Wörter­buches. […] Das einzig wirklich greifbare Ergebnis ist die gewachsene Beliebigkeit: Es gibt mehr Regeln und weniger Ver­bindlichkeit. So ist diese Reform am Ende nichts als die Mahnung, endlich den deutschen Bildungs­förderalismus zu reformieren.

Mehr regeln? Welche?

Kleines Quiz zur Rechtschreibung. , , Kultur
Kennen Sie die neuen Rechtschreib­regeln? Wir haben ein kleines Quizz zum testen.

Kennen Sie die alten rechtschreib­regeln?

20. 8. 2015

: Schreiben wir besser recht als schlecht … , , Blog
Und seien wir froh, dass der Reform­wille nicht noch stärker über uns herein­gebrochen ist. Schließlich sollten wir in einer ersten Fassung mehr oder weniger schreiben, wie wir sprechen, ins­besondere bei Fremd­wörtern: Chaussee = Schossee, Trainer = Träner. Wir hätten also genauso geschrieben, wie derzeit Erst- bis Dritt­klässler an einigen Grund­schulen. Sie dürfen so schreiben, wie sie hören und sprechen.

18. 8. 2015

: Von Ideologen getrieben. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 190, s. 29, Briefe an die Herausgeber
Mit deutlicher Sprache be­stätigt der Autor […], dass der ungebremste Krippenausbau keinesfalls zu Freuden­schreien Anlass gibt, jedenfalls nicht, wenn man das Wohl des Kindes in Be­tracht zieht. […] Muss es so lange dauern wie bei der Rechtschreib­reform, bis Politi­ker kleinlaut zugeben, dass sie von Ideolo­gen in eine bestimmte Richtung getrieben wurden?

17. 8. 2015

Die Rechtschreibreform – ein Jubiläum zum feiern? , , Landesverband
Wo außen CSU draufsteht, ist Debakel drinnen. Nicht anders bei der ideologie­getriebenen Rechtschreib­reform. […] Bewerbungen sind gespickt mit Fehlern […].

Nicht nur bewerbungen, wie man sieht.

15. 8. 2015

: Großes Bestürzen über Aussortierungsaktion in Bad Dürrheimer Bibliothek. , , Bad Dürrheim
3200 Bücher, das sind 40 Prozent des Bücherei­bestands sind bei einer Aus­sortierungs­aktion des Regierungs­präsidiums vernichtet worden. […] Das sagt das Regierungspräsidium: […] Bei Kinder- und Jugend­literatur weist die Bibliothekarin darauf hin, dass einige Bücher in alter Recht­schreibung verfasst seien, „wobei die richtige Schreib­weise gerade für Kinder wichtig ist.“

13. 8. 2015

: Fussballgott Grädel: Zehn Jahre Ärger. Der Bund, , s. 16, Sport
Nun gut, dann sollen die in Deut­schland drüben halt auf zehn Jahre Rechtschreib­reform anstossen, aber wenn Grädel ganz nüchtern Bilanz zieht, muss er leider sagen: Das Ganze (schreibt man das nun gross oder klein?) war mehr oder weniger für die Füchse. Und ob es Stade de Suisse oder Wank­dorf oder beides aneinander­gehängt heisst, das konnten die, wo den Duden schreiben tun, immer noch nicht schlüssig klären.
: Nichts Neues im Rechtschreibreformchaos. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 186, s. 25, Briefe an die Herausgeber
Denn bei all dem, was uns nun als neu, fortschrittlich, mo­dern und avantgardistisch aufgedrängt wird, handelt es sich samt und sonders um nichts anderes als um die Schreibgewohn­heit des 19. Jahrhunderts, von dem unsäg­lichen „selbständig", der albernen „Schiff­fahrt" […], dem erwei­terten Infinitiv ohne Komma bis zu den unübersichtlichen Worttrennungen am Zeilenende wie „Na-cken" statt „Nak-ken".
: Zwei Dinge. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 186, s. 25, Briefe an die Herausgeber
Man darf zwei Dinge nicht ver­mischen: zum einen die Reform als solche, die nicht zur Vereinfachung beigetragen hat, sondern allenfalls zur Verschiebung der Schwierigkeiten, und zum anderen die fast völlige Abschaffung des Diktats […].
: Hässliche Versalien. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 186, s. 25, Briefe an die Herausgeber
Die Kri­tik von Heike Schmoll an der Rechtschreib­reform kann ich in dieser Pauschalität nicht teilen, denn zumindest die Zurück­drängung des „ß" war überfällig. Leider hatte man nicht den Mut, das „ß" ganz ab­zuschaffen […].

11. 8. 2015

: «Hauptsache, man versteht uns.» St. Galler Tagblatt (), , s. 2, Podium
Nimmt man die heftigen Debatten über die Rechtschreib­reform vor gut 20 Jahren beim Wort, dann sind die Deutsch­sprechenden lauter Sprach­liebhaber, denen nichts fremder ist als sprachliche Experimente, zumindest was die Mysterien der Ortho­graphie betrifft. Hält man sich indessen an den Umgang mit der Sprache, wie er im Alltag […] geübt wird, so ist die deutsche Sprache ihren Benützern so gleich­gültig wie nur weniges sonst, fortwährend verhunzt, ohne dass das noch besonders auffiele oder irgend­welche Folgen hätte.
: Die ungeliebte Rechtschreibreform. , , Politik
Zugegeben, es hätte noch schlimmer kommen können. Denn im ersten Entwurf für eine Rechtschreib­reform blieb kaum ein Stein auf dem anderen: Der „Kaiser“ wurde zum „Keiser“, der „Staat“ zum „Stat“, der „Frevel“ zum „Frefel“. Fremdwörter erschienen in Pseudo-Eindeutschung: „Hobbi“, „Träner“, „Schossee“, „Restorant“ oder „Pitza“. Gott sei Dank wurde dieser Reform­entwurf einer Professoren­kommission aus den 80er-Jahren noch abgeschmettert.

Kaum ein Stein auf dem anderen? Kaum ain štain auf dem anderen sääe fiil šlimer aus!

: „Große Verwirrung angerichtet.“ , , Politik
Der Erlanger Germanist Theodor Ickler war von Anfang an ein engagierter Kritiker der Rechtschreib­reform. […] Was er gegen die Reform hat, erklärt er hier im Inter­view. […] Dennoch haben Sie jetzt mit dem Verleger Matthias Dräger und dem Autor Friedrich Denk einen Vorschlag gemacht, den Sie als „menschen­freundlich“ für die Schüler bezeichnen. [Ickler:] Wir schlagen vor, in den Schulen auch die bisherige Recht­schreibung von vor 1996 gelten zu lassen und nicht als Fehler anzu­streichen. Für eine Übergangs­zeit muss es verschiedene Recht­schreibungen geben, die dann allerdings in sich konsistent sein sollten. […] Ich finde, unser Vor­schlag vereinfacht vieles. Die Kultus­minister müssten nur über ihren Schatten springen und sagen: Dieses Toleranz­edikt wird jetzt in die Öffent­lichkeit gebracht. Und dann lassen wir es gut sein und mischen uns nie wieder ein.

Tolle idee! Da kann man ja die toleranz gleich auf die noch ältere eigen­namen-gross­schreibung aus­dehnen. Wir können aller­dings nicht ver­sprechen, dass wir uns nie wieder ein­mischen. Kein mensch, der an einer sache und nicht nur am eigenen stand­punkt interes­siert ist, kann das.

: Milliardenschaden durch Rechtschreibreform. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 184, s. 6, Briefe an die Herausgeber
Wenn die Kultusminister zwar den Milliarden­schaden nicht aus­gleichen können, so könnten sie sich doch bei allen Schreibenden, unter anderen den Sekretärinnen, den Journalisten und allen Autorinnen und Autoren, vor allem den Kinder- und Jugendbuch­autoren, deren Bücher verhunzt wurden, dafür entschuldigen, dass beziehungs­weise daß wir seit fast zwanzig Jahren für das büßen müssen, was die Minister sich von den „Reformern“ haben auf­schwatzen lassen und […] der deutschen Schrift­sprache auf­gezwungen haben.
: Zehetmair ist unschuldig! Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 184, s. 6, Briefe an die Herausgeber
Zehetmair entschuldigt sich heute, Jahre nach der Einführung einer Rechtschreib­reform in Schulen, für etwas, für das er gar nicht verant­wortlich ist.
: Größter Rohrkrepierer der jüngeren Kulturgeschichte. Neues Deutschland, , s. 18, Leserbriefe
Ich lese nach wie vor von »Halle’s schönstem Biergarten am Ufer der Saale«. Dem Betreiber des Bier­gartens darf ich keinen Tipp geben, dies zu ändern, denn die Rechtschreib­reform besagt, dass man auf Werbe- und Reklame­schildern diesen falschen Apostroph setzen darf, obwohl er recht­schreiberisch falsch ist. Es gehe darum, die Grundform des Personen­namens zu verdeutlichen. […] Anstatt den vielen Apostrophen […] mit eindeutigen ortho­grafischen Regeln den Garaus zu machen, und damit zur Rettung der deutschen Sprache beizutragen, liefert die Rechtschreib­reform einige Sarg­nägel zu ihrem Niedergang.

Abgesehen davon, dass die sache mit dem apostrof nicht so eindeutig ist, erlaubt die rechtschreib­reform dem sprach­retter durchaus einen tipp bezüglich des orts­namens (!) «Halle’s».

9. 8. 2015

: Rechtschreibreform geglückt? (schweizer fernsehen SRF 1), , dauer 2:31, sendung Tagesschau
Wenn morgen viele erstklässler zum ersten mal in die schule gehen, steht für die meisten auch der erstkontakt mit der recht­schreibung an. Also mit der recht­schreibung, die vor genau 10 jahren ein­geführt worden ist, gegen die dann diverse kantone sturm gelaufen sind und die bloss 1 jahr später erneut reformiert worden ist. Der ortografie­orkan hat sich zwar gelegt, dennoch ist Joël Bau­mann der frage nach­gegangen, ob die neue recht­schreibung wirklich ange­kommen ist […].

Der orkan hat offen­sichtlich die erinnerung vernebelt. Welche schwei­zerischen kantone sollen sturm gelaufen sein? (Chronik.)

8. 8. 2015

Vor zehn Jahren: Mißglückte Rechtschreibreform eingeführt. , , Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
Ein neuer Vorstoß kommt von dem Erlanger Germanisten Theodor Ickler, dem Verleger Matthias Dräger und dem als „Rechtschreib­rebell“ bekannten Friedrich Denk aus Bayern. In einer gemeinsamen Mitteilung fordern sie jetzt, den Schülern die „alte Recht­schreibung“ (vor 1996) offiziell wieder zu erlauben. Das wird wohl nicht durch­kommen. Doch da es an Deutsch­kenntnisse immer häufiger mangelt, haben Lehrer ohne­hin anderes zu tun, als sich um „ß“ oder „ss“ zu kümmern. Ein typisches Beispiel für fehl­geleitete Energie.

7. 8. 2015

: Recht schreiben (I). Münchner Merkur (), , nr. 180, s. 13, Leserbriefe
Ich selbst schreibe immer noch in klassischer Recht­schreibung, und ich lese mit Vergnügen Bücher, die ohne das dämliche ss in dass aus­kommen.
: Recht schreiben (II). Münchner Merkur (), , nr. 180, s. 13, Leserbriefe
Die soge­nannte Rechtschreibeform war eine einzige Katastrophe.

Wie genannt?

5. 8. 2015

: Salzkorn. St. Galler Tagblatt (), , s. 1, kolumne
Vor zehn Jahren trat die Rechtschreib­reform in Kraft, im August 2005 wurde sie auch für die Schüler in der Schweiz als ver­bindlich erklärt. Nach wie vor aber haben Ver­lage eigene Vor­stellungen von richtiger Schreib­weise […].
: Eine Reform mit Fehlern. Prof. Ickler zu zehn Jahren neue Rechtschreibung. Erlanger Nachrichten (), , Kurz gefragt
Wie halten Sie es persönlich – verwenden Sie die alte oder neue Rechtschreibung? Theodor Ickler: Natürlich die „alte“ (die aber eigentlich moderner ist als die reformierte). Fast alle deutschen Schrift­steller von Rang halten es ebenso. Deshalb fordern wir jetzt auch, daß den Schülern keine Schreib­weisen als Fehler ange­strichen werden, die vor der Reform üblich waren […]. Warum sollen die Schüler ausbaden, was selbst Ex-Minister Zehetmair heute als großen Fehler der Politik brand­markt?
: Vernünftige Idee. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 179, s. 8, Briefe an die Herausgeber
Wir Lehrer als diejenigen, die als Basisarbeiter beim Korrigieren von Schulheften und Klausuren am besten die Problematik schon früh vor 1997/1998 erkannt hatten, wurden natürlich nicht gefragt. […] Die dilettan­tischen „Reformer“ waren schon zu dieser Zeit gescheitert, nicht erst im Jahre 2015.
: Nicht widerstanden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 179, s. 8, Briefe an die Herausgeber
Die F.A.Z. als die führende deutsche Tages­zeitung hätte seinerzeit die Möglich­keit gehabt, durch Bei­behaltung der tradierten Recht­schreibung ein wichtiges Fanal zu setzen.
: Rotlicht: Rechtschreibreform. junge Welt (jungewelt.de), , s. 14, Feuilleton
Am Beginn, 1980, gehörte zu den ehren­werteren unter den Zielen, Bildungs­schranken zu beseitigen. Doch können soziale Probleme nur sozial gelöst werden, nicht durchs Herum­pfuschen an Bildungs­vorgaben. 1995 und gar 2005 war die Lage ganz verändert. Nun stand Reform für den Kampf gegen lästige Traditionen. So musste das Neue, egal ob effektiv und sinnvoll, gegen jeden Widerstand durchgesetzt werden. Die Geschichte der Rechtschreib­reform markiert damit den Weg von wohl­meinendem Egalitarismus zu neoliberaler Barbarei.
: Rechtschreib-Katastrophe. Die Orthographie-Reform und ihre Folgen. Münchner Merkur, , nr. 178, s. 2, Politik, Kommentare
Überflüs­sig? Das ist der Euphemismus des Jahres. Die Reform war eine Katastrophe, und noch immer stehen wir fassungs­los vor den rauchenden Trümmern: Vergleichs­studien zeigen, dass die Rechtschreibfähigkeiten von Schülern […] dramatisch nach­gelassen haben.
: Rechtschreiben ist beliebig geworden (I). Münchner Merkur, , nr. 178, s. 13, Leserbriefe
Weiß der Minister a. D. eigentlich, was er angerichtet hat? Heute ist Recht­schreiben mehr oder weniger beliebig geworden.
: Rechtschreiben ist beliebig geworden (II). Münchner Merkur, , nr. 178, s. 13, Leserbriefe
Zehetmair lächelt und meint: „Nun ja, da hab‘ ich mich eben getäuscht.“ Kein Wort der Ent­schuldigung, dass er schuld war, und sinn­los Gelder verpasst wurden.
: Rechtschreiben ist beliebig geworden (III). Münchner Merkur, , nr. 178, s. 13, Leserbriefe
Wer garantiert uns denn, dass nach weiteren zehn Jahren nicht wieder jemand auf die glor­reiche Idee kommt, einer dann auch wieder neuen Rechtschreib­reform ein As aus dem Ärmel zieht und ein neues Chaos verursacht.

Garantien für den status quo gibt’s erst im himmel.

: Rechtschreiben ist beliebig geworden (VI). Münchner Merkur, , nr. 178, s. 13, Leserbriefe
Bücher, vor allem Kinderbücher, wurden aus dem Verkehr gezogen. Es entstand sowohl ein finanzieller als auch kultureller Verlust ohnegleichen.

2015-08-02

neu Chaos im Schreiben und Denken. , , blog, Schriftkultur
Heute scheint vielen Schreibern die Recht­schreibung am Aller­wertesten vorbei­zugehen, jeder schreibt frei Schnauze.

1. 8. 2015

: 10 Jahre neue Rechtschreibregeln: "Für die Schule ist mehr Sicherheit gewonnen." , , Interview
Gisela Beste, Mitglied im Rat für Rechtschreibung, zieht eine positive Bilanz. Für Schüler sei die deutsche Rechtschreibung einfacher geworden.
: Chaos im Schreiben und Denken. Frankfurter Allgemeine Zeitung (), , nr. 176, s. 1, Politik
Die Rechtschreib­reform hat ruinöse Folgen für Sprache und Denken. […] Den heutigen Zustand wird man ohne Übert­reibung als sicht­bares Schreib­chaos charakterisieren können. Das offenbart spätestens der Blick in Internet­foren.

Ein faz.net-leser namens Axel Werner dazu: Es gebe in Frank­reich «genau die gleichen Klagen der Arbeit­geber und Universi­täten, daß sich niemand mehr fehler­frei schriftlich äußern könne; von der Schreib­weise, die für SMS und e-mails benützt wird, erst gar nicht zu reden». Offenbar hat die FAZ unter­trieben – die deutsche rechtschreib­reform hat die ganze welt ruiniert.

: Der fast vergessene Streit um die deutsche Rechtschreibung. (Saarbrücker Zeitung), , Saarbrücken
Für Aufregung sorgt die Reform längst nicht mehr, so mancher staunt im Rück­blick eher über den damaligen Wirbel. […] „Mit vor­sichtiger Demut möchte ich sagen, dass die Deutschen wohl zur Über­treibung und zum Grundsatz­streit neigen“, urteilt Zehetmair rückblickend.
: Lob der Orthografie. Schwäbische Zeitung, , nr. 175, s. 1, Unterm Strich
Wer am Ende eines Briefes 50 Kommata in Reihe setzt, kann nichts falsch machen. Er muss nur dazu schreiben: Bitte nach Bedarf entnehmen!
neu Lob der Orthografie. Gränzbote, (241 wörter)
Dieser 1. August ist ein hoher Feiertag. Seit exakt zehn Jahren ent­faltet nämlich die Recht­schreib­reform ihre nach­haltig be­zaubernde Wirkung. Dass aus daß dass wurde, fasziniert noch immer, und dass es daneben noch das Das gibt, beleuchtet sehr schön den Finessen­reichtum des Deutschen.
: Babylonische Sprachverwirrung. Zehn Jahre nach der Rechtschreibreform sehen Experten die neuen Regeln weiter kritisch. Schwäbische Zeitung, , nr. 175, s. 16, Panorama
Der frühere bayerische Kultus­minister Hans Zehetmair (CSU), damals an führender Stelle mit der Reform befasst, schaut heute mit Unbehagen auf die damaligen „gespenstischen“ Debatten. Die Reform sei überflüssig gewesen, sagte er der Wochen­zeitung „Die Zeit“.
: Generation lässig. Zehn Jahre Rechtschreibreform. , , Bildung
Gut möglich, dass die Debatte so heute nicht mehr statt­finden würde, weil Recht­schreibung schlicht­weg weniger Leute interessiert. Die Reform hat dazu bei­getragen, die Parallel­schreibungen, das Hin und Her haben die Haltung bestärkt: Egal, irgendwie ist alles erlaubt. […] Auch die Schulen legen Wert auf andere Kompetenzen, zum Beispiel Nach­schlagen von Wissen. Inhalt und Aufbau von Auf­sätzen sind wichtiger als die Ortho­grafie - andere Welt, andere Schulen, andere Schüler. […] Das Verhältnis zur Recht­schreibung ist anders geworden, zehn Jahre nach der Reform. Anders, das muss nicht unbedingt schlechter bedeuten. Das alte Lied, wonach früher alles besser war, ist vor allem eines: alt.
: Jedem sein Deutsch. Verlage und Autoren haben ihre eigenen Vorstellungen von richtiger Schreibweise. Süddeutsche Zeitung,
Keiner redet mehr gern über die Rechtschreibung. Es soll „Frieden“ herrschen.

Wir reden gern über die rechtschreibung. Wer es nicht gern tut, kann es ja bleiben lassen.

: Richtig schreiben? Braucht heute doch kein Mensch mehr. , , Feuilleton
Die Vehemenz der Debatte nervte. Sie offenbarte den hässlichen Deutschen in seinen schlimmsten Klischees: Unentspanntheit, Regelwut, Prinzipien­reiterei. Zum Glück lief die Reform der Rechtschreib­reform zwischen 1996 und 2005 – zu einer Zeit, als die Mehr­heit der Deutschen noch nicht Online-bewaffnet und Social-Media-aktiv war. Eine Rechtschreib­debatte damaligen Ausmaßes unter heutigen Shitstorm-Bedingungen mag man sich nicht vorstellen. […] Kaum je gefragt wird, ob nicht auch die alte Rechtschreibung heute wesentlich mehr Fehler produzieren und Probleme ver­ursachen würde als früher. Der ganze Umgang mit Schreiben und Schrift ist im Digital­zeitalter ein anderer.

31. 7. 2015

: Liebe Leser. , , Leserbriefe, Kolumne
Eine wirkliche Schreib­erleichterung wäre, wenn wir es mit der Groß- und Klein­schreibung so hielten wie Engländer, Franzosen und Italiener.

… und spanier, finnen, portugiesen, russen – eben alle!

: Späte Einsicht einer grundfalschen Entscheidung. , , Lokales, Leserbriefe
Dieser äußerst kostenintensive Rundumschlag hat die Eltern- und Großeltern-Generation auf literarisch geistigem Gebiet von den schulpflichtigen Nachfahren geradezu abgekoppelt.
: Wörterbuchmacher hätten lieber mehr Einheitlichkeit. (Nordwest-Zeitung), , Interviews
Der Germanist Werner Scholze-Stuben­recht (66) leitet seit 2010 die Redaktion des „Duden“. […] Seit der Rechtschreib­reform sind in vielen Fällen mehrere Varianten erlaubt. Ist das wirklich hilf­reich? [Scholze-Stuben­recht:] Wir Wörter­buch­macher hätten es lieber, wenn möglichst viel Einheitlich­keit herrscht. Wir haben auch den Eindruck, dass diejenigen, die den Duden kaufen, lieber nur eine Möglichkeit haben wollen. Je eindeutiger, desto besser.
: Der alte Kampf mit der neuen Rechtschreibung. (Südwestrundfunk), , SWR2, Kultur Info
Kulturgespräch am 31.7.2015 mit Friedrich Denk. […] [Denk:] Und wenn Herr Zehetmair heute be­hauptet, dass das über­flüssig war, dann muss ich sagen, das ist eine un­glaubliche Unter­treibung. Das war ein Überfall, ein Überfall auf die deutsche Sprach­kultur, und zwar ein Über­fall mit milliarden­teuren Kosten und jahrzehnte­langer Verwirrung.
Oberlehrer geht in Pension. tz (tz.de), , s. 9, Bayern (67 wörter)
Josef Kraus […] geht in den Ruhe­stand. Der Pädagoge hatte Bekannt­heit erlangt als Kritiker der Rechtschreib­reform und des G8 in Bayern.
: Neue Rechtschreibung: "Das war überzogen." , , Schule
Vor einem Jahr­zehnt endete der Krieg um die neue Recht­schreibung. Ein Gespräch mit Hans Zehetmair, der damals als bayerischer Kultus­minister an vorderster Front stand. […] Der Streit um die Rechtschreib­reform – einige sprachen vom Dreißig­jährigen Krieg – trug surreale Züge. Die einen forderten eine radikale Klein­schreibung, die anderen sahen in jeder Änderung den Unter­gang des Abend­landes. […] Zehetmair: Die Auseinander­setzung war wirklich gespenstisch. Mit vor­sichtiger Demut möchte ich sagen, dass die Deutschen wohl zur Über­treibung und zum Grundsatz­streit neigen. Es gab die Gipfel­stürmer, die alles ändern wollten […]. Bemerkens­wert, dass sich ausgerechnet namhafte Literaten wiederum gegen jedwede Änderung wandten. Das war genauso überzogen.
: Rechtschreibreform auch nach zehn Jahren noch immer umstritten. , , Wissenschaft, Welt
Anlässlich des Jubiläums in Deutsch­land bemängelt der Duden-Chef­redakteur, dass seitdem zu viele Varianten erlaubt seien.
: Eine Schreibung, die niemandem recht ist. , , Sprache, Sprachdiwan
Seit zehn Jahren gilt sie an Schulen verbindlich: Die neue deutsche Recht­schreibung erhitzt jedoch immer noch die Gemüter. Warum bloß? […] Zu hoffen bleibt, dass die zu­künftigen Duden-Redakteure und Rechtschreib­experten aus dem Hickhack der letzten Rechtschreib­reform genug gelernt haben. Eine so umfangreiche und vor allem so umstrittene Rechtschreib­reform braucht die deutsche Sprach­gemeinschaft keines­falls noch einmal durch­zumachen.

30. 7. 2015

Späte Einsicht. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 174, s. 6, Bildungswelten, Bildungsnotizen
Zehn Jahre nach Inkrafttreten der Rechtschreib­reform ist der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) zu der späten Einsicht gelangt, die Rechtschreib­reform für über­flüssig zu erklären.
: Ein Unbequemer mit Bildungsverve. Josef Kraus wird an diesem Donnerstag in Vilsbiburg als Schulleiter verabschiedet. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 174, s. 6, Bildungswelten
Zu seinen bleibenden Hass­objekten gehört die „Schlecht­schreibreform“, wie er sagt.
: Worte auf Verdacht. (Mitteldeutsche Zeitung), , Mitteldeutschland
Ein Jahrzehnt nach der großen Rechtschreib­reform ist das Schreiben flüssiger geworden: Im Inter­net und über­haupt hat die Sprache ihre Regeln verloren. Offen­sichtlich schreibt heute jeder, wie er will.
: Der Mann, der recht hat. Josef Kraus, der markanteste Kritiker der deutschen Bildungspolitik, tritt als Gymnasiallehrer in den Ruhestand. Süddeutsche Zeitung,
Schon beim Streit um die Rechtschreib­reform in den frühen Neunziger­jahren mischte er kräftig mit. Kraus prophezeite, die Reform führe zu Beliebigkeit, Nachlässig­keit und zu einer höheren Fehler­quote, was sich letztlich be­wahrheitet hat.
: Warum funktioniert das nicht? Wieso schreiben Schüler so falsch? , , Hamburg
Dass eine nennens­werte Zahl von Deutschen imstande wäre, völlig fehlerfrei zu schreiben, kann ausge­schlossen werden – spätestens seit Dieter E. Zimmer in der ZEIT vor einem Viertel­jahrhundert zehn Test­sätze mit 75 Fehlern ver­öffentlichte, deren Korrektur selbst Profis über­forderte (auch Deutsch­lehrer machten dabei im Schnitt 39 Fehler). Die Rechtschreib­reform hat die Lage verbessert, aber wirklich einwand­freie Texte, zumal ohne Korrektur­programm und visuelles Lektorat, bleiben ein fernes Ideal.
: Das Känguruh gibt Ruh. , , Kommentare
Die Majonäse war ein Schreck­gespenst. Auch das Portmonee. […] Nicht weniger als den Untergang des Abend­landes verhieß sie, die deutsche Rechtschreib­reform. […] Zehn Jahre nachdem die Rechtschreib­reform (also eigentlich die Reform der Rechtschreib­reform) tatsächlich durch­gesetzt wurde, ist das alles nicht mehr so dramatisch.

29. 7. 2015

: Als die Computer sich zum ersten Mal ans Übersetzen machten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 173, s. 10, Feuilleton, Literatur und Sachbuch
Michael Gordin zeichnet nach, wie das Englische zur alleinigen Lingua franca der Wissenschaften aufstieg. […] Es ist ein Verdienst von Gordins flüssig geschrie­bener Darstellung, dass er die Anglisierung der Wissen­schaft nicht als zwangs­läufige Ent­wicklung darstellt, sondern als Ergebnis einer Ent­wicklung, die an vielen Weg­gabelungen auch eine andere Richtung hätte nehmen können. Die ver­meintliche Ein­fachheit des Englischen spielte dabei jeden­falls keine Rolle: Noch weit ins zwanzigste Jahr­hundert hinein gab es in anglo­phonen Ländern die Befürchtung, Englisch könnte wegen seiner "Schwierigkeit" international ins Hinter­treffen geraten. Gemeint waren in erster Linie die unsyste­matische Ortho­graphie, die starken Verben und die Fülle an beinahe - aber eben doch nicht ganz - synonymen Wörtern.
: Ex-Kultusminister nennt Rechtschreibreform einen Fehler. Spiegel Online (), , SchulSPIEGEL
Doch nun geht der ehemalige bayerische Kultus­minister Hans Zehetmair (CSU) mit den Orthografie-Regeln hart ins Gericht. Die Neu­regelung sei über­flüssig gewesen, sagte er der Wochen­zeitung "Die Zeit".

26. 7. 2015

: The absurdity of English spelling and why we’re stuck with it. , , Education
There have been many attempts throughout the history of the English language to rationalise it, making it more or even totally phonetic. While such reform efforts seem to have common sense on their side, the sheer success of English in becoming a global language, together with the conflict between orthography (spelling) and phonology (pronunciation), make such reforms unlikely.

17. 7. 2015

: Beistand für den Beistrich. SZ-Sprachplauderei. Schwäbische Zeitung (), , s. 11, Kultur
Als sich im Zuge der Rechtschreib­reform Ein­schränkungen beim Komma abzeichneten, erhoben Medien­leute warnend ihre Stimme. Kommas seien nun mal ganz wichtig zur Gliederung der Sätze. […] In dem Satz „Der Pfarrer las aus dem Lukas-Evangelium (,) und die Gemeinde war ganz Ohr“ ist das Komma also fakultativ. Da verwundert es nicht, dass die Tendenz heute eher zum Weg­lassen geht. Mit absehba­ren Folgen. Nehmen wir den Satz: „Der Pfarrer schimpfte auf die Gott­losen und seine Gemeinde hörte ihm gebannt zu.“ Da das Komma fehlt, könnte man kurz meinen, auch die Gemeinde habe ihr Fett abgekriegt.

Nehmen wir den satz … – gemeint ist: konstruieren wir den satz. Gewiss, nach alter regelung dürfte das komma nicht fehlen. Aber in der praxis (fundsachen) ist die chance, dass der schreiber mit der grammatik zurecht kommt, auch nicht grösser als die chance, dass er das optionale komma sinnvoll handhabt.

4. 7. 2015

: Zum Diktat, bitte. Passauer Neue Presse, , 70. jg., nr. 151, s. 16, Journal
Bei einem Diktat­wettbewerb der Duden-Redaktion in Berlin traten gestern dennoch Schüler wie Erwachsene freiwillig an. […] Der Duden-Verlag ist seit langem Recht­schreib-Instanz. Er richtete den Wettbewerb im Rahmen eines Festivals aus. […] Ob die Rechtschreib­reform der 90er das Schreiben vereinfacht oder erschwert hat, ist bis heute umstritten.

19. 6. 2015

: Sächsisch war nie beliebt. David Crystals kleines Sprachbuch ist keine große Hilfe. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 139, s. 12, Feuilleton, Neue Sachbücher
In vierzig kurzen Kapiteln handelt David Crystal so ziemlich alle Aspekte des Themas Sprache ab […]. Und es stellt die Tatsachen geradezu auf den Kopf, wenn die Brüder Grimm mit ihrem Wörter­buch als Vor­reiter einer "modernen", vereinheitlichten Ortho­graphie präsentiert werden. Tatsächlich erstrebte Jacob Grimm - sein Bruder ging in diesem Punkt auf Distanz - das Gegenteil, nämlich eine Restaurierung mittel­hochdeutscher Schreib­weisen. Und erst die durch diesen Vorstoß ausgelösten Ver­wirrungen führten dazu, dass die bereits weit­gehend ver­einheitlichte Schreibung im deutschen Sprach­raum sich wieder aufzu­lösen begann, was Duden zu seinen Aktivitäten veranlasste und schließlich 1901 zur amtlichen Regelung der Ortho­graphie führte.

17. 6. 2015

: Skistreit eskaliert. Fenninger und das Frauenbild des Präsidenten. FAZ.NET,
Der Konflikt […] zwischen Skiläuferin Anna Fenninger und dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) droht zu eskalieren. […] Fenninger selbst äußerte sich in einem langen Eintrag bei Facebook […]: "wenn wir ehrlich sind zählt meine meinung nicht - mir wird sowieso das wort im mund umgedreht. ehrlichkeit hat hier keinen platz - ich bin müde und kann nicht mehr. ich habe all diese lügen satt!", schrieb die zweimalige Gesamt-Weltcup­siegerin und Olympia­siegerin von Sotschi offenbar voller Zorn - ungeachtet jeglicher Regeln zur Groß- und Klein­schreibung.

15. 6. 2015

: Wie Autoren schreiben. , , Literaturszene
Wo gehen Autoren mit den amtlichen Regeln der Rechtschreib­reform konform und wo nicht? Edmund Jacoby, Verleger im Verlags­haus Jacoby & Stuart, sitzt für den Börsen­verein im Rat für deutsche Recht­schreibung - Einblicke aus der letzten Sitzung des Rats. […] die amtliche Schreibung besitzt längst noch nicht wieder die fraglose Autorität, die der Duden und andere Wörter­bücher einmal hatten. Dies wurde in einer ziemlich repräsentativen Umfrage des Interessen­verbands öster­reichischer Autorinnen und Autoren deutlich, die auf der letzten Tagung des Recht­schreibrats vorgestellt wurde: Nur 16% der Befragten bekennen sich uneingeschränkt zur gültigen reformierten Recht­schreibung, während fast ebenso viele an der alten Recht­schreibung von vor 1996 festhalten. Die große Mehrheit gab an, von Fall zu Fall zu entscheiden und eigene Regeln zu befolgen.

Sensationell! Oder doch nicht? Schon 1996 schrieb Martin Walser: «Komisch, daß Schriftsteller für und gegen Normen streiten, an die sie sich sowieso nicht halten.»

: Pediga, Zahlen und Lügenpresse. Paul-Josef Raue schreibt für die Liebhaber der deutschen Sprache. Thüringer Allgemeine,
Mir ist keiner bekannt unter den Lebenden, der fehler­frei die deutsche Sprache beherrscht, alle Unlogik und alle Fallen kennt und die Rechtschreib­reform unbeschadet über­standen hat.

12. 6. 2015

: Kleines ß ganz groß. Sprachplauderei. Schwäbische Zeitung (), , s. 11, Kultur
Was ist eigentlich aus dem großen Scharf-S geworden? Auch wenn Sie jetzt der Meinung sein sollten, es gebe Wichtigeres im Leben, so ist diese Frage doch nicht ganz abwegig. Und im Nu sind wir wieder mal bei der Rechtschreib­reform. Obwohl lange über einen Weg­fall des ß, jenes nur im Deutschen vorkommenden Buch­stabens, diskutiert worden war, entschied man sich 1996 zur Beibe­haltung – allerdings mit neuen Regeln.

8. 6. 2015

: Geht es um Sein oder Werden? Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 129, s. 18, Briefe an die Herausgeber
[…] der Beitrag von Frank-Walter Steinmeier: „Was müssen wir tun, wenn Kultur zerstört wird?“ […] Hat Steinmeier schon einmal die Folgen der Rechtschreib­reform und daraus folgende mögliche kulturelle Auswirkungen ins Auge gefasst?

6. 5. 2015

: Zierliche Wörter. "Ickelsamers Alphabet" gewinnt Hörspielpreis. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 104, s. 13, Feuilleton, Medien
In "Ickelsamers Alphabet" lässt Katharina Bihler […] sich vom 16. Jahrhundert zum "Dictionarium der zierlichen Wörter" anregen. Voller Klang-, Zitier- und Mystifikations­lust hat sie dazu […] eine authentische Quelle, Valentin Ickel­samers "Teutsche Grammatica", wieder­entdeckt und ergänzt. […] Zu den Artikulations­orgien bringt die Autorin Fran­kreich ins Spiel: Der Lyoner Sprach­enthusiast Louis Meigret, der die französische Ortho­graphie der Aussprache anzu­passen versuchte, verblüfft als bizarrer Zeit­genosse Ickelsamers.

2. 5. 2015

Dichterschlacht in Salzburg: „Come on baby, fight my Leier.“ Salzburger Nachrichten,
Der „Verein der Freunde des Schüttelreims“ gastiert am 3. Mai im Kleinen Theater. […] Ruhm war bislang nur wenig mit dieser Kunst­form zu ernten: So sind etwa Ludwig W. Müller, Simon Pichler und Christoph Krall nur Insidern als „Verein der Freunde des Schüttelreims mit Sitz in Vaduz“ bekannt. […] Sie verpacken Wortwitz in Zwei- und Vier­zeilern. Wobei unter Kennern die ortho­grafische Reinheit – spätestens seit der Rechtschreib­reform – als Spaßbremse unter den Schüttel­reimern gilt.

28. 4. 2015

: Deutschstunde: Schreibt man Kartoffelmus mit Schnörkel-s? Hamburger Abendblatt online (), , Meinung
Leute mit Lücken in Deutsch pflegen gern die Rechtschreib­reformer […] für die eigenen Defizite verantwortlich zu machen […], aber sie irren sich in der Annahme, das Eszett wäre durch die Reform abgeschafft worden. Im Gegenteil, die Reformer haben mit der ss/ß-Regel klar und einfach festgelegt, wann "ss" und wann "ß" geschrieben werden muss.

2015-04-21

: Schraibm nach gehöa – Wie Schulanfänger heute das Schreiben verlernen. (Konrad-Adenauer-Stiftung), , Publikationen, Veranstaltungsbeiträge
Zur Auftakt­veranstaltung in der Reihe „Bildung in Zeiten der Beliebig­keit“ hatte das Politische Bildungs­forum Rheinland-Pfalz der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Mainz eingeladen, um mit Experten und Ver­tretern aus Politik und Schul­wesen über die Rolle des Schreibens bei der Bildung von Kindern ins Gespräch zu kommen. […] Bei seiner Begrüßung hob Karl-Heinz B. van Lier, der Landes­beauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung für Rheinland-Pfalz, die deutliche Verschlechterung der Ortho­grafie im All­gemeinen hervor.

18. 4. 2015

: „Schraibm nach gehöa“ macht langfristig Probleme. , , Wissen
Welche Auswirkungen hat es für Kinder, wenn Sie das Schreiben zunächst nach Gehör lernen? Laut Experten haben sie später mehr Probleme mit der Recht­schreibung, sogar bis zur Uni­versität.

Sogar bis zur Welt-redaktion!

1. 4. 2015

: Vom Wert der Sauklaue. (Frankfurter Rundschau), , Meinung, Leitartikel
Wer die Schreib­schrift aus der Schule verbannt, trägt zum Ver­schwinden einer nützlichen Kultur­technik bei. Sie ist durch die Digitalisie­rung ohnehin schon stark bedroht. […] Die umständliche Reform der öffentlichen Recht­schreibung vor einigen Jahren hat zahlreiche neue Regeln formuliert und alte Überein­künfte aufgehoben. Am Ende aber hat diese Rechtschreib­reform vor allem bewirkt, dass jeder machen kann, was er will. In der digitalen Kommunikation wird klein geschrieben, abgekürzt und je nach Bedürfnis­lage neu montiert.

28. 3. 2015

: 16 Neuschreibungen, die sich nicht durchsetzten. , , Kultur
Rechtschreib­reformen sind keine Er­findung der Gegen­wart. Seit über 300 Jahren machen Dichter und Gelehrte Vor­schläge, wie man deutsche Wörter anders schreiben könnte. Diese hier sind ge­scheitert. […] Kwälle statt Quelle […] ABG statt ABC […] falen statt fallen […] schpeisen statt speisen […] Nazion statt Nation […] Foll­endung statt Voll­endung […].

2015-03-27

: Schwarz mit großem S. Süddeutsche Zeitung (), , München
Die Fernseh-Journa­listin Anne Chebu kombiniert in ihrem Buch "Anleitung zum Schwarz sein" afro-deutschen Geschichts­diskurs und praktische Lebens­hilfe. […] "Ich schreibe Schwarz mit einem großem S", erklärt Chebu. "Weil es sich hier nicht um eine Haut­farbe, sondern um eine Identität handelt".

Und dafür «Schwarzsein» getrennt und «sein» (substantivierung) klein.

6. 3. 2015

: Ausstellung in Hanau: Viel Wirbel um Mohammed-Karikatur. (Frankfurter Rundschau), , Rhein-Main
Ab Mitte März zeigen die Karikaturisten Achim Greser und Heribert Lenz ihre Werke in Hanau. […] insgesamt hat Kurator Claudio Hils 220 Blätter ausgewählt mit Zeichnungen zu fast allen gesellschaft­lichen und politi­schen Diskussio­nen in den vergangenen 20 Jahren: Griechenland­krise, Energiespar­birnen, Terror durch IS und andere Islamisten, Rechtschreib­reform, bayerische Besonder­heiten, der Umgang mit Asyl­bewerbern, Aus­wüchse des Fußball­geschäfts und vieles mehr, alles von Greser und Lenz genau beobachtet, pointiert kommentiert und kunstvoll mit Tusche zu Papier gebracht.

27. 2. 2015

: Luftgitarre kontra Lachsack. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 49, s. 10, Feuilleton
Thomas Brussig, der große Ostalgie-Humorist, ironisiert in seinem fröhlich kontra­faktischen und sich genre­technisch als Biographie tarnenden Buch diesen Dauer­selbstbetrug in bewährter Ost-West-Manier […]. Dabei ist ein seltsamer Roman heraus­gekommen, verspielt, komisch, selbst­reflexiv bis zur Schmerz­grenze, aber zugleich wie ein nicht fertig­gebackener Kuchen auseinander­laufend. Die DDR wurde also nie abgewickelt […]. Der Witz des Buches besteht darin, dass die DDR nach chinesischem Muster auch ohne Wende und Wieder­vereinigung im totalen Kapitalismus ankommt, was zugleich bedeutet, dass auch in der Roman­wirklichkeit das Dissidenten-Ticket immer mehr an Wert verliert: "Ich mußte nun zur Kenntnis nehmen, wie abgemeldet ich war" - "mußte" mit "ß", denn die Rechtschreib­reform hat es auch nicht gegeben.

20. 2. 2015

: Käse und Kirsch. Sprachplauderei. Schwäbische Zeitung (), , s. 11, Kultur
Die richtige Schreib­weise ist Schweizer Käse. Zwar gibt es auch das klein­geschriebene Adjektiv schweizerisch […]. Aber die Form Schweizer auf -er wird eindeutig groß­geschrieben, und selbst die Rechtschreib­reform mit ihrem ansonsten so verhängnis­vollen Varianten­wahn lässt hier keine andere Wahl.

19. 1. 2015

: Alles durcheinander. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 15, s. 40, Rhein-Main-Zeitung, Posteingang
Kann man davon ausgehen, dass der "Willkommen"-Tafelanschrieb von einer Sekundarlehrkraft verfasst wurde? Da wird's mir schlecht. Nicht nur die Rechtschreibung ist falsch, da "willkommen" in Verbindung mit "herzlich" ein Adjektiv ist und kleingeschrieben wird. Auch in der Schrift geht alles durcheinander […].