Porsch, Peter:
Vom Schicksal der Wörter. Revolution – Reformation – Reform; eine Sprachkritik.
Neues Deutschland,
, s. 18,
Luther, Lenin und die Linken
Nun, an der Verwendung des Wortes Reform herrscht kein Mangel: Rentenreform, Gesundheitsreform, Hochschulreform, Steuerreform, Bildungsreform, Rundfunkreform, Schulreform, Rechtschreibreform, Verfassungsreform usw. usw. […] Es gibt »Radikalreformer« und »gemäßigte Reformer«. […] Dass zumindest der sprichwörtliche »Kleine Mann« oder die »Kleine Frau« von all diesen Reformen Gutes, Vorteilhaftes für sich erwartet, ist freilich kaum belegt. Deshalb gibt es sehr viel mehr Protest gegen Reformen als Zustimmung. Es dominiert eher die Angst vor Verschlechterung durch Reformen, als dass sie Hoffnung nährten.
jam:
Lenin lebte viele Jahre in der Schweiz …
Neues Deutschland,
, s. 23,
Luther, Lenin und die Linken
Jacob (oder Jakob) war die eine Hälfte des Gebrüderpaares Grimm, dem wir nicht nur die berühmte Märchensammlung, sondern auch ein Wörterbuch verdanken, das auch »Der Grimm« genannt wird. […] 35 Jahre nach dem Abschluss des »Grimm« trat die Rechtschreibreform in Kraft, die sich leider nicht zu einer Revolution durchringen konnte, die im Sinne der Gebrüder Grimms gewesen wäre. Die propagierten nämlich schon vor 170 Jahren die gemäßigte Kleinschreibung […].
2016-12-30
Etzold, Kirsten:
Rau und reif.
Badische Neueste Nachrichten,
, 71. jg., nr. 303, s. 17,
Karlsruhe
Rauhnacht, Raureif, rau: Selbst im Internetzeitalter bewahren viele dem mythologisch belegten Wort der Reihe sein kleines h, der Rechtschreibreform 1996 zum Trotz. Wenn das nicht etwas Mystisches hat...
Kuchlbauer, Klaus:
Durch Faulheit fördert man die Dummheit.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 305, s. 33,
Briefe an die Herausgeber (226 wörter)
Die Idee, die für den Verein „Netzwerk Leichte Sprache“ zur Grundlage seines Wirkens geworden ist, […] hat einen beängstigenden Prozess in Gang gesetzt. Ähnlich wie seinerzeit die Rechtschreibreform ist dieser Eingriff in unsere Sprache äußerst fragwürdig.
Smoltczyk, Alexander:
Bunte Republik.
Der Spiegel,
, nr. 1/2017, s. 128 bis 133,
Der Spiegel seit 1947
26. März 1998, Bonn. "Die Sprache gehört dem Volk", beschließt der Bundestag in einer Resolution und erklärt die neue Rechtschreibung verbindlich für Beamte, Schüler und Soldaten. Die bunte Republik gibt sich einem Kulturkampf hin, bei dem in apokalyptischem Ton um Interpunktion und Worttrennung gestritten wird. […] Heute sind die Helden des Widerstands in die innere Emigration gegangen, treiben im Netz "grammatikalische Exerzitien", verlegen Anti-Duden und haben recht. Dank der Reform sind sich heute 80 Prozent der Deutschen bei vielen Wörtern nicht mehr sicher, wie man sie schreibt.
2016-12-29
Hermann:
Maulwurf: Gar nicht so einfach.
Ems-Zeitung,
, s. 15,
Lokales
Seit Jahren versuche ich, meinen Geschwistern beizubringen, wann sie „als“ und „wie“ zu verwenden haben. […] Nach der Rechtschreibreform dürfe man alles nach Lust und Laune nutzen, und es sei immer richtig, hieß es.
Hahn, Alexander:
Fehlende Scheine und „falsche Fuffziger“.
Der Standard,
, s. 11,
GeldStandard
Ob akuter Bargeldmangel oder bloß Verwirrung und Gelächter – die heuer auf den Weg gebrachten Währungsreformen waren in Planung und Umsetzung mangelhaft. […] führte in Weißrussland die Ausgabe neuer Rubel-Scheine, bei denen vier Nullen gestrichen wurden, bloß für Verwirrung. […] Da die neuen Banknoten bereits seit 2008 in den Tresoren der Notenbank lagen, wegen der Finanzkrise und anschließender Inflation aber erst heuer zum Zahlungsmittel wurden, konnte eine im Jahr 2011 umgesetzte Rechtschreibreform nicht berücksichtigt werden. Als Folge entspricht das Wort „fünfzig“ auf den neuen Banknoten nicht mehr der korrekten Schreibweise.
2016-12-23
Grether, Hans-Dieter:
Wie haben wir das nur überlebt?
Badische Zeitung (badische-zeitung.de),
,
Leserbriefe
Wenn man das "ß" auf Dauer abschaffen würde, käme noch mehr Mi(ß)ssverständliches zutage.
2016-12-22
Kegel, Sandra:
Das sagt sich so leicht!
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 299, s. 9,
Feuilleton
Ob Ministerien oder Kommunen, Behörden oder Rundfunkanstalten - überall übt man sich neuerdings in leichter oder einfacher Sprache. […] Gegen Hilfestellungen für Menschen mit kognitiven Schwierigkeiten ist nichts einzuwenden, im Gegenteil. Gegen die Infantilisierung von Sprache und ihren Gebrauch nach dem Baukastenprinzip dagegen schon. […] Gerade die Literatur aber bezieht ihren Reiz ja eben nicht aus Vereinfachung. […] Sprache, zumal die der Belletristik, atmet; sie ist lebendig, ein Reich der Vielfalt und der Widersprüche, das sich in kein Schema pressen lässt. Das hat auch die jüngste Rechtschreibreform unterschlagen.
Leider tappt die autorin auch in eine vereinfachungsfalle, indem sie sprache und schreibung gleichsetzt (schichtenmodell).
2016-12-17
Joos, Heinz-Dieter:
Diesen Buchstaben nutze ich nicht.
Badische Zeitung (badische-zeitung.de),
,
Leserbriefe
Die deutschsprachigen Länder leisten sich noch eine überholte Eigenart: Die Großschreibung von Substantiven ist einzigartig in Europa. Der letzte Staat, der dies abgeschafft hat, war Dänemark.
2016-12-16
Trautsch, Matthias:
Fehler in Deutsch werden kaum noch gewertet.
faz.net,
,
Rhein-Main
Der Hessische Philologenverband beklagt, dass eine korrekte Schriftsprache nur noch eine untergeordnete Rolle spiele - selbst bei der Notengebung im Fach Deutsch an Gymnasien. Die Kritik zielt auf eine Neuregelung, die seit Beginn dieses Schuljahres in den hessischen Oberstufen gilt. Danach können für sprachliche Fehler in Klausuren statt vier nur noch maximal zwei Punkte abgezogen werden. […] „Die neue Regelung relativiert die Bedeutung der formalen Korrektheit.“ Damit verstärke sie den allgemeinen Trend an den Schulen. Dort sei es um die Sicherheit in der Rechtschreibung schon länger schlecht bestellt.
2016-12-14
SZ:
Das Streiflicht.
Süddeutsche Zeitung,
, 72. jg., nr. 289, s. 1
Dabei ist das ß doch ein Alleinstellungsmerkmal der deutschen Sprache, stolzer Solitär und Flaggschiff in der S-Klasse. […] Die Rechtschreibreform hat uns einiges genommen, den „Paß“ und das „Schloß“, das „Roß“ ebenso wie das „Faß“ und den „Erlaß“, genau betrachtet also sogar den Rechtschreib-Erlaß. […] Seit 1996, als die neuen Regeln in Kraft traten, schreibt man all diese Wörter mit ss. Wenn man sie heute so schreibt wie früher, wirken sie ein bisschen (auch so ein ß-Abtrünniger) schnörkelig […]. So zurückgeblieben aber ist das ß gar nicht. […] Jetzt nämlich soll das ß auf seine alten Tage doch noch groß herauskommen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat die Einführung eines Großbuchstabens für das scharfe S angeregt […].
2016-12-10
Zinnober, Paul:
Atzventzkrantzkertzen.
Liechtensteiner Vaterland,
, s. 9
Aber muss man nicht fairerweise zugeben, dass die sogenannte Rechtschreibreform allen Verfechtern einer korrekten Sprache schamlos in den Rücken gefallen ist? Sagte man früher: «Ich habe mit Hilfe des Dudens die richtige Schreibweise gefunden», muss man heute schreiben: «Ich habe mithilfe des Dudens herausgefunden, dass ich in Zukunft auf die Mithilfe des Dudens getrost verzichten kann». Ich nenne das nicht Rechtschreibreform, sondern Rechtschreibverformung.
Es gehört schon eine beachtliche Portion Ignoranz und Abgehobenheit dazu, wenn der Rat für deutsche Rechtschreibung unter seinem ewigen Vorsitzenden Hans Zehetmair der Kultusministerkonferenz in seinem „3. Bericht“ seit der Rechtschreibreform mitteilt […]. Lesen die Leute keine Zeitung, keine Pisa-Studien, keine Klagen der Wirtschaft, Universitäten und Kommunen? Wissen sie wirklich nicht, wie es um die Rechtschreibung seit der überflüssigen, teuren und chaotischen Reform steht? Haben die Mitglieder des eigens von der Bundesregierung eingesetzten, für deutsche Orthographie zuständigen Gremiums allen Ernstes nicht mitbekommen, dass die Rechtschreibleistungen inzwischen einen Tiefstand erreicht haben wie seit hundert Jahren nicht?
Sie haben aber wohl mitbekommen, dass sogar Friedrich Denk ein «viel größeres Problem» namens internet sieht.
Begriffe würden falsch geschrieben, Kommata an den falschen Stellen gesetzt, von Groß- und Kleinschreibung ganz zu schweigen. […] Dabei handelt es sich nicht einmal um besonders schwierige Wörter. Die Bewerber müssen etwa zwischen „das“ und „dass“ unterscheiden oder die richtige Schreibweise von „Karussell“ bis „Dreißigjähriger Krieg“ beherrschen.
2016-12-09
Waldvogel, Rolf:
Sprachplauderei: Maria Immatriculata.
Schwäbische Zeitung (schwaebische.de),
, s. 11,
Kultur
[…] das Bundeskriminalamt habe Probleme bei der Besetzung von Stellen, weil die Bewerber trotz Abitur den Deutschtest nicht schafften. Deswegen werde schon überlegt, die Anforderungen abzusenken. Auf die Idee, eine bessere Rechtschreibschulung einzuklagen, scheint schon niemand mehr zu kommen. […] Entweder das Rechtschreib-Niveau sinkt allgemein – was viele Ursachen haben kann, von falscher Gewichtung im Unterricht über die Leseunlust der Jugend bis zur unausgegorenen Rechtschreibreform. Oder aber die Wurstigkeit im Umgang mit den Orthografie-Regeln steigt in Zeiten des schnellen Internet-Schriftverkehrs rapide an.
Auf die idee, eine bessere rechtschreibung einzuklagen, scheint schon niemand mehr zu kommen.
So fällt, wenn dieser Vorschlag des Rechtschreibrates umgesetzt wird, die Ersetzung durch „SS“ zwar nicht weg, aber der Einsatz von „ẞ“ ist immerhin erlaubt. Das nimmt dann auch endlich all den Obrigkeitshörigen den Wind aus den Segeln, die sich damit bis jetzt nicht anfreunden konnten („In den Rechtschreibregeln steht aber …“, „Gibt’s nicht, weil: steht nicht im Duden …“).
In den bereits vorab durchgeführten Anhörungen im deutschsprachigen Raum wurde dem Vorschlag bereits ohne Einwände zugestimmt. Das Goethe-Institut begrüßt den Vorschlag zum Beispiel ausdrücklich und schließt sich »vollumfänglich« an. Die Schweiz und Liechtenstein enthielten sich, da sie das Eszett bekanntlich generell nicht verwenden.
2016-12-03
kno/mba:
BKA-Bewerber scheitern am Deutschtest.
Spiegel Online,
,
Panorama
Das Bundeskriminalamt kann offene Stellen nicht besetzen, weil zu viele Bewerber am Deutschtest scheitern - trotz Abitur. Nach Informationen des SPIEGEL sollen die Anforderungen nun geändert werden.
2016-12-02
Bühler, Urs:
Apostrophitis und andere Seuchen.
Neue Zürcher Zeitung (nzz.ch),
, 237. jg., nr. 282, s. 12,
Meinung & Debatte
Fehlerreiches Schreiben ist wie Sprechen mit vollem Mund: unanständig und der Verständigung abträglich. […] Keine Gämse schleckt es weg und auch keine Gemse: Mit der Rechtschreibereform haben die Probleme wenig zu tun, ob man dieses Tier nun neu mit «ä» schreibt oder, wie diese Zeitung, die alte Schreibung bevorzugt. Natürlich haben die Reformer und ihre Vollstrecker an ein paar Stellen etwas gepfuscht, etwa indem sie als Hofknicks vor den Angelsachsen die Apostroph-Regeln liberalisiert und so der eingangs erwähnten Seuche Vorschub geleistet haben. Aber insgesamt ist das System vereinfacht und der Wegfall einiger Schreibvarianten so verschmerzbar wie damals, als die Schweiz das mitunter differenzierende Eszett abschaffte (als letzte hiesige Zeitung zog übrigens 1974 die NZZ mit). Ist dieses Land, seit es Masse und Maße nicht mehr zu unterscheiden weiss, etwa zu einer Brutstätte von Missverständnissen geworden? Nein, das Problem sind nicht die Regeln an sich. Es ist das allgemein erhöhte Tempo, gepaart mit wachsender Gleichgültigkeit gegenüber Sorgfalt und formalen Kriterien, deren Beachtung kaum mehr jemand einzufordern wagt.
Sollen Kinder sowohl Druck- als auch Schreibschrift lernen? Thüringen ist dazu übergegangen, nur noch Druckschrift zu pflegen. Kritiker sagen, Verwirrungen sind lernfördernd.
Auf den Hinweistafeln zu den „Bastelecken“ in der Innenstadt liest man nämlich: Schloßplatz und Reichsstrasse. Es muss aber richtig andersrum geschrieben werden: Schloss mit „ss“ und Straße mit „ß“.
Fleischer, Janina:
Flucht und Segen.
Leipziger Volkszeitung,
, s. 11,
Kultur
Seine [Heinz Rudolf Kunze] Bücher werden nicht von Mönchen abgeschrieben, sondern gedruckt. Vielleicht nicht mit beweglichen Lettern, dafür mit Warnhinweis: „Auf Wunsch des Autors wurden die Regeln der Rechtschreibreform von 1996 nicht angewendet.“ Er kann nicht anders.
Friedli, Bänz:
Das dritte S.
Migros-Magazin (migrosmagazin.ch),
, nr. 48, s. 19,
Menschen, Kolumne
Die Rechtschreibreform? Wird gerade zwanzigjährig. Und abermals füllen ihre Gegner ganze Zeitungsseiten. Gämse oder Gemse? Emeritierte Professoren und professionelle Besserwisserinnen haben es sich zum Lebensinhalt gemacht, an Details besagter Refrom herumzumäkeln, statt auf das Gelungene hinzuweisen. Diese Berufseiferer vergessen, dass die Schrift seit je im Wandel ist.
ag.:
Schule und Reformen. Referat zum Lehrplan 21 und den Schulreformen.
Walliser Bote,
, s. 10,
Wallis
Zu seinem Vortrag schreibt Herr Stirnemann: «Unsere Schweizer Schule ist ein wohnliches Haus. […] Ein Schulbau muss unterhalten und weitergeführt werden. Das Aber an der Sache: Im Bildungswesen folgt eine Reform der anderen, und es fehlt an der Planung, am Versuchen und am Überprüfen. Beispiele sind die Rechtschreibreform und neuerdings der Lehrplan 21 mit seiner Kompetenzorientierung.»
2016-11-26
Schmid, Elisabeth:
Die MN-Wochenendumfrage. 20 Jahre Rechtschreibreform.
Mittelschwäbische Nachrichten,
, 72. jg., nr. 274, s. 31,
Krumbach, Kammel- und Günztal
Bei unserer Wochenendumfrage waren wir in Thannhausen unterwegs. Die Älteren der Befragten schreiben, wie sie es früher gelernt haben. Die Jüngeren oder die Schüler achten natürlich auf die richtige Rechtschreibung.
2016-11-21
Schmuki, Fabio:
Eszett: Die wichtigsten Regeln für Schweizer.
supertext.ch,
,
blog
Das Fehlen des Zeichens «ß» ist der wohl prominenteste Unterschied zum deutschen Standarddeutsch. […] Und auch in Deutschland verliert das Zeichen seit der letzten Rechtschreibreform an Einfluss.
2016-11-18
Stirnemann, Stefan:
Schwierig, hier keine Satire zu schreiben. Zwanzig Jahre Rechtschreibreform – ein Jubiläum, das niemand feiern mag.
Neue Zürcher Zeitung (nzz.ch),
, 237. jg., nr. 270, s. 37,
Feuilleton
Horst Haider Munske, der an der Ausarbeitung der Neuregelung beteiligt war, nennt aus kritischem Abstand den Grund für das Scheitern des Unternehmens: «Eine systematische Überprüfung, wie sich Reformvorschläge auf den gesamten Wortschatz auswirken, fand nirgends statt – nicht zuletzt wegen fehlender Mittel. Die Unausgegorenheit und Fehlerhaftigkeit vieler neuer Regeln wurde erst 1996 in den neuen Wörterbüchern sichtbar.» Sichtbar wurde damals, dass diese Reform in die Grundsätze der Wort- und Satzbildung unserer Sprache eingreift.
Jeder, der ein eingreifen in die grundsätze der wort- und satzbildung befürchtete (was wir bestreiten), hatte die möglichkeit, eine «systematische überprüfung» vorzunehmen. Wozu ist Munske wissenschafter? Warum hat er es nicht gemacht?
2016-11-06
Kilb, Andreas:
Pränatale Prosa.
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung,
, nr. 44, s. 44,
Feuilleton
Ian McEwans Roman „Nussschale“ ist ein seltsames Buch. Es hat nicht nur einen ungeborenen Erzähler; alles, was man ihm vorwerfen kann, kann man ihm auch zugutehalten. […] Denn „Nussschale“, dieser erste McEwan-Roman mit drei S im Titel (einer von vielen Folgeschäden der Rechtschreibreform) ist vom ersten bis zum letzten Satz aus der Sicht eines noch ungeborenen, dann, auf den Schlussseiten (noch ein Sss-Wort!), hastig und unverhofft […] ins Leben geworfenen Kindes erzählt.
In der Schweiz gäbe es diesen «folgeschaden» nicht.
Sogenanntes Gender-Deutsch treibt Befürworter und Gegner auf die Barrikaden. Der Ton an den Unis wird rauher. […] Die Münchner Frauenbeauftragte Margit Weber setzt jedoch darauf, dass sich die Menschen an die neuen Begriffe gewöhnen, wie sie auch die Rechtschreibreform akzeptiert hätten.
Körner, Wolfgang:
Wie kommt Frau Weber dazu …
faz.net,
,
Beruf & Chance, Lesermeinungen
… die Rechtschreibreform sei akzeptiert worden. Frau Weber hat wohl nicht mitbekommen, dass sich die unnötigste, teuerste und von Medien und Verlagen abgelehnte Rechtschreibreform als Megaflop herausgestellt hat und eben nicht die Akzeptanz gefunden hat, die sie sich wünscht.
Mehr akzeptanz, als man sich wünschen kann, wenn sich sogar die gegner ganz ohne zwang daran halten.
Bartkowiak, Rene:
Man werde sich dran gewöhnen...
faz.net,
,
Beruf & Chance, Lesermeinungen
... wie an die Rechtschreibreform. Na so ein Glück, dass ich z.B. die Reform immer noch ablehne und in der alten Weise weiterschreibe.
2016-11-03
Petra:
Schreib doch Petra: Scharfer Buchstabe.
tz (tz.de),
, 48. jg., nr. 254, s. 28,
Bunt Gemischt
Erst seit der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1901 gibt es Regeln, wann man das scharfe „S“ verwendet und wann nicht. Bis dahin hatte jeder Autor nach eigenem Empfinden darüber entschieden.
Spiewak, Martin:
Is doch garr nich so schlächt. Steht es um die Rechtschreibkünste unserer Schüler besser als gedacht?
Die Zeit,
, 70. jg., nr. 46, s. 33,
Wissen
Schuld an der Misere sind mal die Politiker (Rechtschreibreform!), mal die 68er (Abneigung gegen Diktate jeder Art), mal Grundschullehrer, die den Schülern nicht mehr wie früher einzelne Silben beibringen, sondern sie von der ersten Klasse an munter drauflosschreiben lassen. […] Vergangenen Freitag veröffentlichte das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen seinen neuen Bildungstrend. […] bisher von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, fanden sich dort auch Informationen zur Orthografie. Danach haben sich die Rechtschreibkenntnisse der Neuntklässler in den vergangenen sechs Jahren keineswegs verschlechtert, sondern sogar ganz leicht verbessert. […] Im Grunde genommen hat die Lese-Rechtschreib-Forschung in den vergangenen Jahrzehnten kaum empirisch belastbare Ergebnisse geliefert.
En 1771, Voltaire, militant pour une simplification de l’orthographe, posait que l’écriture étant « la peinture de la voix », elle se devait de lui être ressemblante. […] Rien n’interdirait en effet d’appliquer à Voltaire, aujourd’hui, sous couleur de respecter sa consigne, les pratiques en usage pour les textos, ce qui donnerait « Je c o ci di kandid kil fo kulti v notre jard1.
2016-10-26
Hauke, Peter:
Noch anderes.
Rheinische Post,
,
Leserbriefe
Zu „Studenten klagen über zunehmenden Stress“: […] Da fallen mir aber noch ganz andere Dinge ein, wie Rechtschreibreform, G 9/G 8-Reform, vereinfachte Ausgangsschrift und so weiter.
2016-10-22
Bähr, Julia:
Wir wollen 1901 zurück!
faz.net,
,
Literaturblog
Momentan ärgert sich Herr Weidle vom Weidle Verlag vor allem darüber, dass seine Praktikanten nicht das Korrektorat übernehmen können, weil sie zu jung sind, um die alte Rechtschreibung zu beherrschen. Wir kennen das Gefühl. So erging es uns, als wir merkten, dass der Familienhund zu schwach ist, den Mercedes zu ziehen, damit wir Benzin sparen.
2016-10-21
Janisch, Wolfgang:
Der Richter, der den Abschuss verbot.
Süddeutsche Zeitung,
, 72. jg., s. 6,
Politik
Dass „seine“ Urteile dann doch sehr viel bekannter geworden sind als er selbst, das hat ihm ganz gut gefallen. Und Dieter Hömig, der dem Bundesverfassungsgericht von 1995 bis 2006 angehörte, war im Ersten Senat für eine ganze Reihe großer Entscheidungen als Berichterstatter mitverantwortlich – zur Rechtschreibreform etwa […].
2016-10-20
oll.:
Späte Reue.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, s. 6,
Politik, Bildungswelten
Auf Zehetmair folgt jetzt der frühere niedersächsische Staatssekretär Josef Lange, der bisher jedenfalls nicht als Rechtschreibrebell von sich reden gemacht hat. Der eigentliche Rechtschreibrebell, der frühere Lehrer Friedrich Denk, lässt jedoch nicht locker. Bei der Frankfurter Buchmesse hat er am Mittwoch die sogenannte „Frankfurter Erklärung nach 20 Jahren Rechtschreibreform“ vorgestellt, die von vielen Schriftstellern, Professoren, Verlegern, Journalisten und Kulturschaffenden unterzeichnet wurde. 20 Jahre nach dem Start der Rechtschreibreform seien ihre Folgeschäden unübersehbar. „Die Verwirrung und Verunsicherung der Schreibenden ist groß, die Schüler machen nachweislich nicht weniger, sondern deutlich mehr Fehler, die deutsche Einheitsorthographie ging verloren.“
2016-10-18
Die Messe.
Süddeutsche Zeitung,
, 72. jg., nr. 241, s. spezial 1,
Literatur (114 wörter)
Aber war da nicht noch ein Aufreger? Richtig, der erschöpfende Fight um die Rechtschreibreform.
Eine Frisörin isst Spagetti.
Süddeutsche Zeitung,
, 72. jg., nr. 241, s. spezial 5,
Literatur (87 wörter)
Hartung, Manuel:
G8 gegen G9. Wir brauchen G8.
Die Zeit,
, nr. 43, s. 75,
Chancen
Abitur nach zwölf oder nach dreizehn Jahren? […] der neue Kampf ums Gymnasium zeigt allerdings, wie sich Bildungsdebatten wieder hysterisiert haben. An nervöses schulpolitisches Zittern jedoch muss man sich mit Grausen erinnern: Auseinandersetzungen um Gesamtschulen und Rechtschreibreform lähmten das Bildungssystem zu viele Jahre.
2016-10-11
Schmachthagen, Peter:
Deutschstunde: Vielleicht hätte Gutenberg es einführen können.
Hamburger Abendblatt (abendblatt.de),
, s. 2,
Meinung
Ein großes Eszett ist also weder Mitglied des Alphabets noch Gegenstand der Rechtschreibung. Vielleicht hätte Gutenberg es einführen können. Jetzt ist es zu spät dafür.
2016-10-07
Scheffer, Regine:
Grab der Sprache.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 234, s. 29,
Briefe an die Herausgeber
Der "Abschied vom Sie" (F.A.Z. vom 29. September) und die Willkommenskultur für Anglizismen, die Rechtschreibreform und der staatlich verordnete Gebrauch von "geschlechtersensibler Sprache" […]: es sind nur noch wenige Schritte bis zum Grab unserer einst schönen, ausdrucksstarken und nuancenreichen Muttersprache.
Profonde réflexion, qui remet définitivement à leur place les tentatives récurrentes de faire coïncider la graphie et la prononciation. Comme quelques années plus tard (1771), celle de Voltaire, qui milite pour une simplification de l’orthographe, au motif que : « L’écriture est la peinture de la voix, plus elle est ressemblante, mieux elle est. »
2016-10-03
Cernym, Karin:
Im Zeichen des Ameisenbären.
Profil,
,
47. jg., nr. 40, s. 90 bis 94,
Kultur
Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek wird am 20. Oktober 70 Jahre alt […]. 70 offene Fragen (und Antworten) zur Literaturnobelpreisträgerin. […] 52. Legt Elfriede Jelinek Wert auf korrekte Orthografie? Schon. Es mag jedoch tröstlich sein, dass auch Österreichs möglicherweise sprachmächtigster Mensch orthografisch nicht unfehlbar ist. („Das ist doch Geld, daß der deutsche Fußballbund verloren hat, aber nicht mit mir und nicht an mich“, heißt es etwa im jüngsten Text auf Jelineks Website.) „Ich will keinen Fetisch aus der Sprache machen, aus der Rechtschreibung auch nicht“, hat sie einst gesagt, als die Rechtschreibreform gerade zum Feuilletonthema aufstieg.
2016-09-26
Schneider, Simon:
„Piano Paul“ überzeugt nur am Klavier.
Gränzbote (schwaebische.de),
, s. 16,
Tuttlingen
Der Musikkabarettist Dr. Dietrich „Piano“ Paul hat am Samstagabend im Kulturhaus „Altes Krematorium“ gastiert und hat humorvoll auf Probleme im Schulwesen hingewiesen. […] Beispiele aus der PISA-Studie, Rechtschreibreform oder der Mathematik sowie Musik waren Inhalt seines Kabarettprogramms.
Jetzt ist sogar die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ der Frage nachgegangen, ob das V in der deutschen Sprache überhaupt seine Berechtigung habe. Anlass war die Frage eines beratungsbedürftigen Sprechers, ob man das V nicht streng genommen in allen deutschen Wörtern problemlos durch ein F oder ein W ersetzen könne. Die Antwort der Sprachgesellschaft lautete eindeutig: Ja. „Der Buchstabe V lässt sich lautlich nicht von entweder F oder W unterscheiden.“ […] Eine völlige Abschaffung des V hält die Gesellschaft für deutsche Sprache aber weder für wahrscheinlich noch für wünschenswert, denn dann könnte man ja beispielsweise nicht mehr zwischen viel und fiel unterscheiden […].
Man kann auch nicht mehr zwischen sein und seinunterscheiden.
2016-09-10
Waldvogel, Rolf:
Immer noch Schwachpunkte bei der Rechtschreibreform.
schwaebische.de,
,
Kultur
Dass die Kulturtechniken des Lesens und des Schreibens nicht unbeeinflusst bleiben vom rasanten Wandel in einer Welt der elektronischen Medien, liegt auf der Hand. Jugendliche lesen in der Tat unterm Strich weniger, und in E-Mails, SMS, Blogs und Chats hat sich eine Schreibe eingebürgert, die mit ihren Satzbruchstücken, Wortsplittern und Kürzeln jeder Sprachnorm Hohn spricht. […] Auch der springflutartig wachsende Einfluss des Englischen wird von Experten gerne kleingeredet. […] Das bleibt nicht ohne Folgen, gerade für Jugendliche. Sich ständig nebenbei in einer Sprache zu bewegen, die man ohnehin nicht korrekt beherrscht, zweigt Energien ab. Und die fehlen anderswo – zuvörderst bei der Beherrschung der Muttersprache. Aber so sehr auch andere Ursachen für grassierende Rechtschreibschwäche verantwortlich sind, die Reformer haben ein gerüttelt Maß an Schuld.
Sprachgeschichte als schuldzuweisung. Wie so vieles würde auch die sprache besser funktionieren, wenn es keine menschen gäbe.
Unterstöger, Hermann:
Sprachlabor.
Süddeutsche Zeitung,
, s. 16,
Forum
Ob Holz modellierbar ist, sei dahingestellt, aber dass eine Galionsfigur nicht „aus Lerche modelliert“ wird, weiß Dr. S. gewiss. Die Rechtschreibreform hat die Gemse zur Gämse modelliert, doch gilt dies nicht in der Umkehrung: Es ist, wie Shakespeare sagt, die Lärche und nicht die Lerche.
2016-09-01
Wey, Max:
Synonyme.
Die Weltwoche,
, nr. 35, s. 64,
Kritiken
Das männliche Glied, auch Penis, Genital, Gemächt, Gehänge oder einfach Schwanz genannt, dient der Fortpflanzung. […] Ernest Bornemann führt in seinem Standardwerk «Sex im Volksmund» weit über fünfhundert Synonyme für das gute Stück auf. […] Manch einer erkannte seinen Stängel nach der Rechtschreibreform nicht wieder.
La querelle de l’orthographe, qui occupe régulièrement l’actualité, redonne vie à des arguments qui ne datent pas d’aujourd’hui. Elle est de fait aussi ancienne que les premières tentatives pour instaurer une graphie commune d’une langue dont l’usage ne s’imposera que par une décision politique, le français.
Sinn und Zweck einer geregelten Orthographie ist ja nicht ihre leichte Erlernbarkeit, sondern das mißverständnisfreie Lesen auch komplizierter Texte und das Ermöglichen einer hochdifferenzierten Sprachkultur […]. Denn in dieser Sprachkultur schult sich die Präzision des Denkens, ohne die es auch die wissenschaftsgestützte Technik mit all ihren Errungenschaften der Lebensbequemlichkeit nicht geben könnte.
2016-08-31
Markner, Reinhard:
Einspruch!
Münchner Merkur,
, s. 4,
Politik, Gastkommentar
Statt „tätiger Reue“, wie sie der scheidende Vorsitzende des Rechtschreibrats, Staatsminister a. D. Hans Zehetmair, einst ankündigte, erkennt man bloß untätige Scheu vor den ungelösten Problemen. Nur ein Neuanfang mit unverbrauchten Kräften könnte hier Abhilfe schaffen.
2016-08-30
Der Buchstabe ‹V› und seine Berechtigung in der deutschen Sprache.
gfds.de (Gesellschaft für deutsche Sprache e. V.),
,
Fragen und Antworten
Bedingt durch die graphemische Historie und die moderne Normierung unserer Schriftsprache ist der Buchstabe ‹V› jedoch nicht ohne Weiteres abzuschaffen und durch ‹F› oder ‹W› zu ersetzen.
Doch!
2016-08-28
svb:
Aufgetakelt.
Welt am Sonntag,
, nr. 35, s. 30,
Boot
Diese Traditionsveranstaltung ist so traditionell, dass sie sich sogar von der Rechtschreibreform nicht beeindrucken lässt. Die 35 Seemeilen lange Schiffahrtsregatta, die an diesem Wochenende von Schleimünde ins dänische Ærøskøbing führt, schreibt sich weiterhin nur mit zwei „ff“.
2016-08-26
Grassl, Roland:
Der bildungspolitische Sündenfall war ein unausgereifter Schnellschuss.
badische-zeitung.de,
,
Leserbriefe
Am Anfang stand die Rechtschreibreform, und ab da ging es stetig bergab mit der deutschen Sprache, könnte man versucht sein zu sagen.
2016-08-25
Wehrli, Hans Rudolf:
Sprachgefühl.
Die Weltwoche,
, nr. 34, s. 30,
Leserbriefe
Sein Vorgänger auf dem Lehrstuhl, mein hochverehrter Rudolf Hotzenköcherle, dreht sich seither im Grabe um.
2016-08-21
Kreitling, Holger:
Ganz genau gelesen.
Welt am Sonntag,
, nr. 34, s. 10,
Forum
Die Rechtschreibfähigkeiten bei Schülern nehmen seit Jahrzehnten ab, auch das belegen Studien. Wesentliche Felder sind Getrennt-/Zusammenschreibung und Groß-/Kleinschreibung. Kritiker sehen einen Zusammenhang mit der vor 20 Jahren gestarteten Rechtschreibreform. Andere verweisen auf gemeinen Egalismus in sozialen Medien oder Chats. jedenfalls nehmen die, ähem, Feler zu, überal.
2016-08-19
MH:
„Grossaga“: Ein Fehler, der erst Jahre später auffällt.
Ostthüringer Zeitung,
, s. 13,
Lokales
Vor einigen Tagen wird Agas Ortsteilbürgermeister Bernd Müller auf den Fehler auf einem Ortsschild und einem Pfeilwegweiser aufmerksam gemacht. […] Ob die Schreibweise des Ortsteiles „Großaga“ geändert wurde, weil da nun „Grossaga“, also mit Doppel-S, steht, will Müller wissen. Nein, heißt es von der Stadt auf Nachfrage: „Richtig ist natürlich die Schreibweise des Ortsteiles Großaga.“ Vielleicht war es ein Bestellformular, das in Blockbuchstaben ausgefüllt wurde? Oder Verwirrung durch die Rechtschreibreform?
Vor 20 Jahren wurde die Rechtschreibreform in Kraft gesetzt. Die Verwirrung ist grösser denn je. Ich war bei der Erarbeitung der Reform dabei – es war ein Fiasko.
Simon, Herbert:
Missgeburt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 192, s. 16,
Briefe an die Herausgeber
[…] die schlauen Damen und Herren […] konnten sich von der ewigen Missgeburt "ß" nicht trennen […].
2016-08-17
Hess, Klaus A.:
Wie in der Volksschule.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 191, s. 16,
Briefe an die Herausgeber
Insbesondere die Sache mit dass/das (Konjunktion und Pronomen) finde ich selbst in der F.A.Z. des Öfteren verkehrt geschrieben, und dabei ist es so einfach, wie ich es in der guten alten Volksschule mal gelernt habe […].
2016-08-16
Kott, Bodo-Christian:
"Erhohlsame" Ferien.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 190, s. 7,
Briefe an die Herausgeber
Als Beleg für die von der "Reform" verursachten Irrungen und Wirrungen vor dem Eingang zu diesem Gymnasium, an dem ich selbst einmal drei Jahre unterrichtet habe, das auf eine über vierhundertjährige Tradition stolz ist und gemeinhin als "renommiert" gilt, prangte eine Woche lang vor Ostern dieser orthographische Klops: "Erhohlsame Ferien und eine schöne Osterzeit".
Zwanzig Jahre Rechtschreibreform bedeuten auch zwanzig Jahre Widerstand. Nun wollen es die alten Haudegen der ersten Stunde noch einmal wissen – etwa der Rechtschreibrebell Friedrich Denk und der Verleger Matthias Dräger. Im Oktober 1996 hatten sie auf der Buchmesse 300 Intellektuelle davon überzeugt, eine „Frankfurter Erklärung“ gegen die Reform zu unterzeichnen. 2016 kehren sie mit einer neuen Aktion auf die Messe zurück. 20.000 Euro Preisgeld setzen sie für einen Schreibwettbewerb ein.
von Becker, Peter:
Es geht um mehr.
Der Tagesspiegel (tagesspiegel.de),
, s. 1,
Politik
So schnell verfliegen zwanzig Jahre. 1996 kam das erste Smartphone und begann in Deutschland die Rechtschreibreform. Das eine gehört für die meisten längst zum alltäglichen Standard – und die Schlachten um „dass“ oder „daß“, um „Stengel“ oder „Stängel“ sind längst geschlagen. […] Manches bleibt wohl weiter unklar: Warum schreiben wir Orthografie und Fotografie, obgleich es dann eigentlich auch „Filosofie“ heißen müsste? Sieht halt gar zu doof aus.
2016-08-13
Speckmann, Lukas:
Gut für die Leserschaft. Die Germanistin Dagmar Hüpper über Rechtschreibung und Rechtschreibreform.
wn.de (Westfälische Nachrichten),
,
Münster
Die Sprachwissenschaftlerin Dr. Dagmar Hüpper vom Germanistischen Institut der Universität plädiert im Gespräch mit Redakteur Lukas Speckmann für mehr Gelassenheit.
2016-08-12
Burchard, Amory:
"Neue" Rechtschreibung ist für manche noch immer ein Gräuel.
tagesspiegel.de,
,
Wissen
Herr Eichinger, der Beginn der Rechtschreibreform liegt 20 Jahre zurück und noch immer haben viele nicht ihren Frieden mit den „neuen“ Schreibweisen gemacht. Überrascht Sie das? [Eichinger:] Rechtschreibung ist ja etwas, das wir uns in bestimmter Weise angeeignet haben und mit dem wir uns lebenslang beschäftigen. Da tut man sich mit Veränderungen schwer. Die Reform von 1996 wurde auch nicht sehr glücklich durchgeführt. Es gab anfangs zu wenige Kompromisse mit dem bisherigen Schreibgebrauch.
Es gab von anfang zu viele kompromisse.
2016-08-11
Praschl, Peter:
Küchendienst für Wutbürger.
GQ,
, s. 101,
Living, Küchenchef
Ach ja, das hier ist eine Kochkolumne […]. Aber keine Sorge, Sie kriegen Ihr Rezept. Zusammen mit einem Selbstoptimierungstipp (verfckte Rechtschreibreform, die zwei „p“ haben will, weil sich das kultur- und raumfremde Wort gefälligst zu integrieren hat im Reich der Dichter und Henker!): Kochen hilft super gegen Wut.
2016-08-10
Böddeker, Michael:
"Rechtschreibkenntnisse haben nachgelassen." Studie zur Rechtschreibreform.
deutschlandfunk.de,
,
Campus & Karriere
Auf Rechtschreibung werde in der Schule weniger Wert gelegt als früher, darüber sind sich Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Philologenverband und Josef Lange vom Rat für Deutsche Rechtschreibung einig. In diesem Punkt stimmen sie auch der Studie des Bildungsforschers Uwe Grund zu. Doch die Behauptung, dass die Rechtschreibreform ein Flop sei, sei eine polemische Übertreibung, sagte Lange im DLF.
rolf.bd:
Rechtschreibreform – ein kulturelles Fiasko?
Spiegel Online (spiegel.de),
,
Forum: Schule
Seit ich Spiegel Online lese […] schreiben viele Foristen/ Kommentatoren bei den immer wiederkehrenden Themen im Bereich Bildung, Schule und neue Rechtschreibung, dass früher alles besser gewesen sei. Nur wann der Ausgangspunkt dieses „früher“ gewesen sein soll, sagt niemand. Ab wann ging es in unserem Bildungssystem bergab? Schon 1964, also vor über fünfzig Jahren, beklagte sich der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) nach einer groß angelegten Studie bei jungen Lehrlingen, dass viele (Berufs-)Schüler eklatante Rechtschreibschwächen hätten. Mit Graus wurde das Faksimile eines Diktates voller Fehler in der damaligen Schriftenreihe des DIHT abgebildet, neben einem guten. Die damals getesteten Schüler im Alter von ca. 15 Jahren sind jetzt alle im Rentenalter. Und Deutschland ist nicht untergegangen.
2016-08-09
dts Nachrichtenagentur:
Bildungsexperten für mehr Deutschunterricht.
contra-magazin.com,
,
Gesellschaft
Der CDU/CSU-Bildungsobmann im Bundestag, Stefan Kaufmann (CDU), hält hingegen "kleine Korrekturen" an der Rechtschreib-Reform für möglich. Kaufmann kritisiert, die Reform habe "nicht überall zur Vereinfachung beigetragen".
Messmann, Waltraud:
Babylonische Rechtschreibverwirrung.
noz.de (Neue Osnabrücker Zeitung),
,
Deutschland & Welt
Auch wenn die Rechtschreibreform nur eine von vielen Ursachen der sich stetig verschlechternden Rechtschreibleistung von Jugendlichen ist, ihre Folgen sind für alle spürbar. […] Trotzdem ist die Forderung nach einer Rücknahme aber mindestens so unsinnig, wie es die Reform selbst vor zwanzig Jahren war. Der Grad der Verwirrung würde dann vermutlich schon bald fast babylonische Ausmaße annehmen.
Schultejans, Britta:
Hat die Rechtschreibung noch Überlebenschancen?
pnp.de (Passauer Neue Presse),
,
Bayern
Doch der Eindruck täuscht, sagt Michael Rödel, Professor für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. "Ich glaube, dass Abiturienten schon besser schreiben, als man ihnen nachsagt." […] Lange vorbei sind aber die Zeiten, in denen in Deutschland ein regelrechter Krieg um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Schifffahrt oder Schiffahrt tobte und die Rechtschreibreform landauf, landab zu Debatten führte. "Diese Emotionalität ist verschwunden", sagt Rödel.
mamk/afp/dpa:
Macht die Reform die Schüler schlecht?
Spiegel Online (spiegel.de),
,
SchulSPIEGEL
Schüler in Deutschland haben ihre liebe Not mit der Rechtschreibung. Nun streiten sich Experten, ob der wichtigste Grund die Reform der Schreibregeln ist.
Daß Interessengruppierungen nicht in der Lage wären die Sprachentwicklung zu beeinflussen, kann man einfach widerlegen. Sie tun es bereits sehr erfolgreich. Das Interesse ist in diesem Fall vermutlich nicht die Sprachentwicklung in die eine oder andere Richtung, sondern viel mehr Profit. Es handelt sich um die Werbeindustrie. Auch die Rechtschreibreformen und -reförmchen haben die (Schrift-)Sprache ebenfalls beeinflußt.
2016-08-08
Vehlewald, Hans-Jörg:
Die Murks-Reform.
Bild,
, nr. 185, s. 2,
Bild-Kommentar
Resultat: Schüler machen heute MEHR Fehler denn je. Und nicht weniger, wie die Reform versprach.
Dr. Christian Efing ist Professor für Didaktik der Deutschen Sprache an der Bergischen Universität und bewertet die Rechtschreibreform auf wissenschaftlicher Basis. […] Efing: Die Reform hat Verunsicherung ausgelöst, vor allem durch die Nachbesserungen, wie Rücknahmen von Regeln und Zulassung von Varianten. Beispielsweise die Komma-Regeln sind für Erwachsene zum Teil nicht nachzuvollziehen. So war vor der Reform klar geregelt, dass erweiterte Infinitivsätze mit „um zu“ immer ein Komma vor dem „um“ haben mussten. Das wurde 1996 dann aufgehoben und das Komma verboten. Später aber wurde das Komma wieder verpflichtend eingeführt. Wenn man die Entwicklung der Rechtschreibung nicht die ganze Zeit verfolgt hat, macht man automatisch Fehler - da sie zeitweise die korrekte Rechtschreibung waren.
Dass das komma vor «um zu» «verboten» war, ist übertrieben; es war immer zulässig.
2016-08-05
Eggel, Stefan:
Netzenten.
Walliser Bote,
, s. 24,
Wallis
Der TV-Sender MDR verbreitete zum 20-Jahr-Jubiläum der Rechtschreibreform die Meldung, dass mit dem leidigen Unterschied zwischen seid und seit jetzt Schluss sei und ab dem neuen Schuljahr ein einheitliches «seidt» eingeführt werde. […] Es handelte sich um eine echte Zeitungs-, pardon, Blogente.
Die Rechtschreibreform wird 20 Jahre alt - Grund genug für den MDR, einen Blick in die Zukunft zu wagen. Blöd nur, dass man mit dem Postillon nicht unbedingt die glaubwürdigste Quelle dafür erwischte.
Korfmacher, Peter:
Ausgepresst: Gradwanderung mit finalem Plosiv.
Leipziger Volkszeitung,
, s. 9,
Kultur
[…] die öffendlich-rechdlichen Informierer sind einer so frei wie grandios erfundenen Meldung des „Postillon“ vom Mai aufgesessen, die sie, das ist man seinem Namenszusatz „aktuell“ schuldig, über Monate reifen ließen, bis entlich – am Montag beginnd in Sachsen das neue Schuljahr – die Relevanz übermächtig wurde. Nun hat der Postillon seinen Triumph und der MDR den Spot – und keiner schaudt mehr auf den ernsten Hintergrunt dieser Geschichte. Denn die Rechtschreibreform zielte seinerzeid wirklich zu kurz.
2016-08-03
Paulsen, Nina:
Und jetzt sind wir alle mal nett zueinander!
Berliner Morgenpost (morgenpost.de),
, s. 2,
Meinung, Mein Berlin
Ansonsten finde ich immer nur Schrott und stoße über die ganzen unnützen Dinge, die die Menschen vor ihre Tür stellen und gönnerhaft „zu verschenken“ darauf schreiben. Kaputte Tintenstrahldrucker zum Beispiel, olle Klamotten, Telefonkabel, VHS-Kassetten, Bücher. Juhu! Bei mir um die Ecke steht gerade der Weltbestseller „Früchte einkochen und kandieren“ auf einem Fensterbrett […] sowie der Duden von 1980. 1980! Damals macht man noch Photos statt Fotos und gab seinen Liebsten einen Kuß. Toll, dass jemand diesen Duden so selbstlos an die Allgemeinheit abgibt. Übrigens: Die neue Rechtschreibung feiert gerade zehnjähriges Jubiläum – seit 1. August 2006 gilt das wirklich neueste Regelwerk in der gesamten Bundesrepublik. Ja, dann Glückwunsch, liebe neue Rechtschreibung, du Reform der Reform der Reform. Ohne dich wäre meine Schulzeit sicherlich nur halb so lustig gewesen.
20 Jahre Rechtschreibreform: MDR fällt auf plumpen Postillon-Witz herein und hält „seidt“ für neues Wort.
meedia.de,
,
Buzzer
Ja, schon oft wurden Medien und ahnungslose Leser des Satire-Blogs hinters Licht geführt […]. Nun hat es auch den MDR erwischt: In einem Radio-Beitrag zum Thema „20 Jahre Rechtschreibreform“ zitiert der Mitteldeutsche Rundfunk (offensichtlich ungeprüft) eine Meldung des Postillon. Die Nachricht: Aus „seit“ und „seid“ werde zu Beginn des neuen Schuljahres im Herbst einheitlich „seidt“. […] In dem knapp zweiminütigen Soundclip wird noch einmal die Rechtschreibreform aufgerollt und etwa von einem 60-jährigen Hörer kommentiert, der eine „Verrohung der Sprache“ darin sehe – ihm tue „der Delfin mit ‚f‘ immer noch in den Ohren weh“. Und trotz zahlreicher, immer noch verwirrender Änderungen wie dieser werde weiter an der Sprache geschraubt. Stichwort: „seidt“.
Korrekturen.
mdr.de (Mitteldeutscher Rundfunk),
,
Service
Im Programm von MDR 1 RADIO SACHSEN lief am Montag, 1. August 2016, um 16:47 Uhr ein Bericht zu "20 Jahre Rechtschreibreform". Dieser wurde am selben Tag um 21:54 Uhr von MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio gesendet. In diesem Beitrag ist uns ein Fehler unterlaufen. Darin hieß es: "Die beiden Wörtchen seid und seit sollen ab dem neuen Schuljahr zusammengelegt werden in seidt - also hinten mit d und t. […]" Dies trifft nicht zu. Die Redaktion von MDR 1 RADIO SACHSEN und die Autorin bedauern den Fehler.
2016-08-02
Langhals, Ralf-Carl:
Komma!
Mannheimer Morgen,
, s. 32,
Kultur
Das Ding hieß früher Beistrich, was aber auch niemand mehr weiß. Weist man jemanden auf einen falschen solchen hin, kommt das Argument, dass man seit der Rechtschreibreform nun ja gar nicht mehr wisse, wie es sich mit der korrekten Kommasetzung verhalte. Diese Ausrede kommt, um im schulischen Vergleichsmilieu zu bleiben, gleich nach den seinerzeit noch vom Hund gefressenen Hausaufgaben […].
Reformgegner auch am zehnten Jahrestag kritisch.
nwzonline.de (Nordwest-Zeitung),
,
Kultur
Um die Reform wurde seit deren Einführung 1996 heftig gestritten. Zu den Reformgegnern gehört die Oldenburgerin Gabriele Ahrens, die mit ihrem Mann die Initiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ gegründet hatte. Heute beklagt sie die „verlorene Einheitlichkeit der Orthografie“. Durch zahlreiche parallel geltende Schreibweisen und nicht identische Wörterbücher sei sie der Beliebigkeit preisgegeben.
nein, es ist eben nicht so, daß die Älteren normales Deutsch schreiben dürfen. Ämter, Unis, Großunternehmen usw. fordern die Kinderrechtschreibung. Allenfalls dürfen Sie sich noch im privaten Tagebuch oder im Brief Ihres privaten Deutsch bedienen.
Was man zu dürfen glaubt, hängt davon ab, wie obrigkeitshörig man ist.
Bis 1996 existierte die Einheitlichkeit der deutschen Orthografie, die für eine Sprachgemeinschaft von unschätzbarem Wert ist. Von falschem Ehrgeiz getriebene Sprachwissenschaftler und Kultusbürokraten sowie Wörterbuchverleger, die das Duden-Monopol brechen wollten, haben diese Einheitlichkeit mit einem Schlag zerstört.
Die ganze Rechtschreibreform, die Millionen Arbeitsstunden vergeudet, Milliarden gekostet und eine jahrzehntelange und noch anhaltende Verwirrung bewirkt hat, war nichts anderes als ein Schreibdiktat.
2016-07-12
Stang, Christian:
"Gämse" statt "Gemse": Wie die deutsche Rechtschreibung die Tierwelt veränderte.
focus.de,
,
Familie, Lernen
Vor 20 Jahren wurde die "Gemse" zur "Gämse" ... und das "Känguruh" kurzerhand zum "Känguru". Damals wurde die Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung unterzeichnet, bei der auch einige Tiere ihre Federn lassen mussten – um im Bilde zu bleiben.
2016-07-11
20 Jahre Rechtschreibreform – und (k)ein bisschen weise.
beamten-infoportal.de,
,
Blog
Bereits die ersten Anregungen von 1988 stießen auf große Empörung. Sprachexperten schlugen vor, das „a“ des Kaisers nach mittelhochdeutscher Art durch ein „e“ zu substituieren, dem Boot das zweite „o“ zu entwenden und die allgemeine Kleinschreibung einzuführen. Die neue Orthografie sollte vor allem Schulen und Behörden übergestülpt werden. Der Großteil der Gesellschaft werde sich wohl oder übel den neuen Rechtschreibregeln anpassen müssen – so hoffte man.
2016-07-09
Peter, Walter:
Ein erregendes Gehirnlabsal.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 158, s. 25,
Briefe an die Herausgeber
Die F.A.Z. versprach Mitte 2000 vollmundig: Wir kehren zur alten Schreibe zurück. Sie hat es nicht gehalten. Versprechen gebrochen. Rechtschreibung, Interpunktion und Silbentrennung sind chaotisch. Die tägliche Korrektur der F.A.Z. mit dem Rotstift ist ein erregendes Gehirnlabsal.
2016-07-06
Giegerich, Wolfgang:
Politik als Abenteurertum.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 155, s. 13,
Briefe an die Herausgeber
Jürgen Kaube […] meint […], wer in der Politik zu einer Option aufrufe, müsse Wege und Kosten dieser seiner Option skizzieren, das wäre seine „verdammte politische Pflicht“. […] Recht hat er! […] Sind Mario Draghis EZB-Politik und die bühnenreife „Griechenland-Rettung“ nicht reinstes Abenteurertum? Und […] BER, Berliner Staatsoper, die von den Kultusministern durchgeboxte Rechtschreibreform, überhaupt die drauflos experimentierende Schulpolitik der letzten Jahrzehnte, der Bologna-Prozess – wo war und ist da die zu Recht geforderte Ausübung der „verdammten politischen Pflicht“?
2016-07-05
Schmachthagen, Peter:
Deutschstunde: Als ein Tollpatsch durch die Straßen wankte.
Berliner Morgenpost,
, s. 2,
Meinung
Als wenn es nichts Wichtigeres gegeben hätte, wurde die Änderung von „belemmert“ in belämmert von den Reformgegnern zum orthografischen Weltuntergang hochstilisiert. Schließlich stamme die Schreibweise mit „e“ vom niederd. Verb belemmeren (hindern, lähmen) […]. Sicher, diese etymologische Erklärung ist Allgemeingut … Wir werden Klein Fritzchen erst in ein altsächsisches Proseminar schicken, damit er die Schulreife für die 1. Klasse erlangt. Belämmert, in der Tat!
2016-07-03
Stocker, Frank:
Weißrusslands doppelter Rubel.
Welt am Sonntag,
, s. 50,
Finanzen
Mehr als sieben Jahre lang schlummerten die Scheine in irgendwelchen Schließfächern. Denn eigentlich wollte Weißrussland schon 2008 neue Banknoten einführen. Doch dann kam die Finanzkrise dazwischen, und anschließend eine galoppierende Inflation. Seit 1. Juli aber sind die neuen Rubel in Umlauf. […] Dass die neuen Scheine bereits sieben Jahre auf ihren Einsatz warteten, hat nun eine besonders absurde Folge. Denn in der Zwischenzeit gab es in Weißrussland eine Rechtschreibreform, die auch das Wort für „fünfzig“ betrifft: Ein Buchstabe wurde darin durch einen anderen ersetzt. 2011 hatte die Notenbank daher die damals in Umlauf befindlichen 50- und 50.000-Rubel-Scheine neu gedruckt. Die neuen Banknoten, die jetzt ausgegeben werden, enthalten das Wort dagegen wieder in der alten Schreibweise.
2016-07-02
Unterstützung durch Pappkamerad Lutz. Pädagoge H.D. Nicolay kämpft gegen Legasthenie.
Münchner Merkur,
, s. 45,
Leserthema „Schule & Bildung“
„Die Methode, nach Gehör und mit Anlauttabelle und Silbenlehre schreiben zu lernen, wurde mit der Rechtschreibreform im Jahr 2000 eingeführt. […] Das Scheitern dieser Methode belegt auch die 2014 bundesweit durchgeführte Studie ,Vera 3‘.
Jerichow, Regina:
Keine Regeln von oben herab.
nwzonline.de,
,
Interview
Der ehemalige niedersächsische Staatssekretär (68) hält den Rat nach wie vor für erforderlich. Es bestehe die Sorge, sagt er, dass in den Schulen immer weniger Wert auf korrekte Rechtschreibung gelegt werde. […] Der Rat und die Reformer von damals haben begriffen, dass sich Sprache entwickelt und man nicht von oben herab vorgeben darf, wie zu schreiben ist.
Dass sich sprache entwickelt, haben wir auch vorher gewusst. Ob man von oben herab vorgeben darf, wie zu schreiben ist, wissen wir immer noch nicht. Gibt es keine amtliche rechtschreibung mehr?
2016-07-01
Orthographie. Wettbewerb zur Buchmesse.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 151, s. 9,
Feuilleton (154 wörter)
Zum zwanzigsten Jahrestag der Rechtschreibreform, die am 1. Juli 1996 durch die "Wiener Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung" in Gang gesetzt wurde, schreibt der Arbeitskreis "Lesen und Rechtschreiben heute" einen mit 20 000 Euro dotierten Schreibwettbewerb um den Frankfurter Orthographie-Preis aus.
Mattes, Jenny:
Die neue Rechtschreibung ist 20 Jahre alt. An der Grundschule im Holderstöckle erinnern sich die Lehrer noch gut an die Schwierigkeiten der Reform.
Gränzbote (schwaebische.de),
, nr. 150, s. 19,
Tuttlingen
Helgrid Kager-Kunze, Rektorin und Deutschlehrerin im Holderstöckle, unterrichtete vor ihrer Zeit an der Grundschule auch höhere Klassenstufen. „Wegen Unklarheiten, wie ein Wort nun richtig geschrieben wird, galt drei Jahre nach der Rechtschreibreform sowohl die alte als auch die neue Rechtschreibung in Aufsätzen und Diktaten“, erzählt Kager-Kunze. […] Sichtlich länger an der Umgewöhnung hatten laut Kager-Kunze die Eltern der Schüler zu nagen: „Im Prinzip sind die Eltern der Kinder noch jung, haben jedoch zu ihrer Schulzeit die alte Rechtschreibweise gelehrt bekommen. Und das ist der Knackpunkt. Sie sind immer noch über manche Schreibweisen von Wörtern verunsichert und das kann ziemlich verwirrend sein.“
Meier, Kerstin:
Sturm im Wasserglas. Vor 20 Jahren trat die Rechtschreibreform in Kraft; heute erscheint die Aufregung absurd.
Kölner Stadtanzeiger,
, s. 12,
Report
Hätten die Reformgegner geahnt, was künftige Generationen im digitalen Zeitalter mit der Rechtschreibung anstellen werden - sie hätten sich wohl besser für ein Ende des Internets eingesetzt. […] Dabei war das Ansinnen der Reformer ursprünglich durchaus demokratisch: Richtiges Schreiben sollte nicht unnötig kompliziert und für jeden leicht zu lernen sein. Warum nicht „Kaiser“ mit „ei“ schreiben und „Boot“ mit nur einem „o“? Eben so, wie die meisten Kinder es intuitiv tun. Am Ende ist davon nur eine zweifelhafte Sparversion übrig geblieben. Wie (fast) immer, wenn aus gewagten Utopien konkrete Politik wird.
Meier, Kerstin:
„Schüler schreiben nur noch klein.“ Internet und Smartphones verändern mehr als die Reform von 1996.
Kölner Stadtanzeiger,
, s. 12,
Report
Sibylle Wagner absolvierte 1992-1994 ihr Referendariat in Köln und ist Lehrerin für die Fächer Deutsch und Geschichte. […] Rückblickend würde ich sogar sagen, dass die Reform zu kurz gegriffen hat. Sie ist, von Schülerseite aus gesehen, einfach nicht radikal genug gewesen […]. Früher haben die Kinder telefoniert, heute schreiben sie sich ständig Nachrichten, und zwar so, wie sie reden, und konsequent klein. […] Der Unterschied zwischen geschriebener und gesprochener Sprache verschwindet zunehmend […]. Ich glaube, dass sich die geschriebene Sprache dadurch irgendwann verändern wird. Dann setzt sich sicher auch die Kleinschreibung durch.
Kunkel-Razum, Kathrin:
„Zwei Duden für alle Fälle.“ Redaktion der Rechtschreib-Bibel hatte vor der Reform Riesenstress.
Kölner Stadtanzeiger,
, s. 12,
Report
Am Ende ist die Sache tatsächlich bis vor das Bundesverfassungsgericht gegangen. Insofern haben wir den Duden dann zwar in der neuen Rechtschreibung veröffentlicht, waren aber gleichzeitig für eine Ausgabe in alter Form gewappnet. Wir haben also tatsächlich mit zwei Teams an einem Duden in der alten und an einem Duden in der neuen Rechtschreibung gearbeitet.
Sommersberg, Angela:
Rechtschreibung ist wichtig für dich. Der Sprachwissenschaftler Günther Thomé erklärt, wie die Regeln fürs Schreiben entstanden sind.
Kölner Stadtanzeiger,
, s. 13,
Kinder, Duda News
Insgesamt gibt es heute immer noch einige Menschen, die mit den Änderungen nicht einverstanden sind. „Aber ich finde, dass viele der neuen Regeln klarer sind“, sagt Günther Thomé.
Kraft, Katja:
Liebe Leser.
Münchner Merkur,
, nr. 150, s. 13,
Leserbriefe
Standard-Antwort bei uns in der Redaktion auf die Frage eines Kollegen, wie ein Wort geschrieben wird — so oder so? „Ich glaub“, das geht beides.“
caz/cd:
Herr Minister, zum Diktat!
Münchner Merkur (merkur.de),
, nr. 150, s. 3,
Im Blickpunkt
Sein letztes Diktat hat er in den 1970er-Jahren geschrieben, aber als bayerischer Schulminister ist Ludwig Spaenle, CSU, der Chef aller Lehrer und Schüler im Freistaat. Zum Jubiläum der deutschen Rechtschreibreform, die vor 20 Jahren beschlossen worden ist […], haben wir Spaenle, 55 Jahre alt, zum Diktat gebeten.
Zimniok, Carina:
„Mit Sprache wird schludrig umgegangen.“ Der Rat für Rechtschreibung hat einen neuen Chef; im Interview fordert er eine strengere Korrektur in der Schule.
Münchner Merkur,
, nr. 150, s. 3, Im Blickpunkt
Wir sprachen mit Josef Lange über 20 Jahre Rechtschreibreform. […] [Lange:] Ich kann mir auf absehbare Zeit keine Großreform wie 1996 und 2006 vorstellen.
Wir können uns eine grossreform vorstellen. (1996/2006 war keine.)
Alte und neue Schreibweise.
Münchner Merkur,
, nr. 150, s. 3, Im Blickpunkt
In Friedrich Denks Worten: „Im neuesten Duden wimmelt es nur so von Varianten.“
Gürtler, Leonie:
Rechtschreibreform: Die Lieblings-Fehler der Schüler.
ruhrnachrichten.de,
,
Vermischtes
Ein Lehrer aus NRW hat uns erklärt, welche Wörter Schüler immer noch falsch schreiben, woran er sich nicht gewöhnen kann und wie Handys die Rechtschreibung beeinflussen. […] Welche Wörter werden von Ihren Schülern immer wieder falsch geschrieben? Der Klassiker: "dass" und "das". Seit der Rechtschreibreform wird "dass" zwar nicht mehr mit "ß" geschrieben; daran, dass Schüler oft trotzdem nicht wissen, welches Wort sich an welcher Stelle gehört, hat sich aber nichts geändert. Kommata werden auch gerne nach Gefühl gesetzt - so wie es gerade Sinn macht. So schlimm finde ich das aber überhaupt nicht, schließlich hat die Rechtschreibreform gerade das getan: Die Komma-Setzung so vereinfacht, das sie Sinn macht und nicht einfach nur strikten Regeln folgt. Allerdings ist es trotzdem nicht optimal, wenn die Schüler das Gefühl haben, dass Sie Kommata einfach setzen können, wie sie wollen.
Oster, Kira:
Warum die deutsche Sprache die Gesellschaft spaltet und Emojis bald im Duden stehen.
shz.de (Pinneberger Tageblatt),
,
Lokales
Manfred Schwarz vom Verein Deutsche Sprache erklärt im Interview, wie er die Reform damals bewertet hat, was der deutschen Sprache 2016 zu schaffen macht und wie sie die Gesellschaft spaltet. […] Es gibt auch Verbesserungen dahingehend, dass einige Wörter jetzt groß geschrieben werden. Und das völlig zu Recht. Zum Beispiel Rad fahren. Negativ ist die Möglichkeit, offiziell verschiedene Varianten der Rechtschreibung anzuwenden. Es gibt häufig keine klaren, nachvollziehbaren Regelungen.
Schroers, Martin:
Schlossstraße oder Schloßstraße?
derwesten.de,
,
Mülheim
Wir haben mit Annika Renker, Geschäftsführerin des Verlags an der Ruhr, über die Reform gesprochen. […] 20 Jahre ist die Rechtschreibreform schon alt – trotzdem fragen sich viele Mülheimer noch immer, ob es Schloß Broich oder Schloss Broich heißt […]. Renker: Eigennamen haben eine Sonderstellung und müssen die allgemein geltenden Regeln nicht berücksichtigen. Das „Schloss“ wird mit Doppel-S geschrieben, weil es auf einen kurzen Vokal folgt. Wenn Ihr Nachname aber „Schloß“ ist, dann wird dieser natürlich nicht zwingend geändert, nur weil es eine Rechtschreibreform gab. Gleiches gilt für Orts- und Straßennamen. Die Stadt Mülheim nutzt auf ihrer Homepage für das Schloß Broich nach wie vor die alte Schreibung […].
Eine sonderstellung haben natürliche und juristische personen, nicht aber strassen, gebäude usw. Gewiss kann Mülheim «Schloßstraße» schreiben – sie kann auch «Thür» schreiben oder gar wie wir «tür».
Baumgartner, Armin:
20 Jahre neue Rechtschreibung: Sprache bewusst machen.
derstandard.at,
,
Kultur
Zäh müssen die Verhandlungen der Reformkommission gewesen sein, galt es doch, radikale Positionen, die eine generelle Kleinschreibung sowie die Abschaffung des scharfen S vorsahen, mit jenen der Bewahrer zu vereinen. Wie in allen demokratischen Prozessen ist ein Kompromiss geblieben, der nun laufend angepasst wird. Und das ist gut so.
tun:
20 Jahre Rechtschreibreform: Wie war das noch mal?
derstandard.at,
,
User, Mitmachen
Testen Sie Ihr Wissen! […] Während des Nationalsozialismus wurde die Rückkehr zur gemäßigten Kleinschreibung erwogen, aus den Verhandlungen um die Rechtschreibreform blieb die Frage ausgeklammert.
Die kleinschreibung wurde hauptsächlich vor dem nationalsozialismus, nach dem nationalsozialismus und ausserhalb des nationalsozialismus (in der Schweiz) erwogen.
2016-07
Deutsche Rechtschreibreform: Beinahe ein Kulturkampf.
goethe.de,
,
Deutsche Sprache
Seit dem 1. August 2006 gilt in Deutschland die neue Rechtschreibung. Vorausgegangen war ein erbitterter Streit: Befürworter der Reform wollten die Schreibregeln vereinfachen, Kritiker fürchteten eine Verflachung der Sprache. […] „Was man in acht oder neun Schuljahren lernen kann, soll reichen, um richtig zu schreiben“, so eines der Hauptargumente von Augst. […] „Die Rechtschreibreform ist überflüssig wie eine Warze am Fuß“, sagt Friedrich Denk. Der heute 73-Jährige klingt dabei kampfeslustig wie eh und je. […] „Man kann die Rechtschreibreform jetzt mal abhaken“, sagt Peter Schlobinski, Professor für Germanistik an der Universität Hannover und Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache (Gfd).
2016-06-30
Forberg, Christian:
Wenn Sprache auf Beamte trifft.
deutschlandfunk.de,
,
Aus Kultur- und Sozialwissenschaften
Vor 20 Jahren, am 1. Juli 1996, verpflichteten sich die deutschsprachigen Länder zur Neuregelung der Rechtschreibung. Die Devise hieß: 'Einfacher schreiben', doch stattdessen wurde vieles komplizierter. Nach heftigem Streit folgte 2006 die Teilrücknahme der Reform - was für noch mehr Verwirrung sorgen sollte.
mol:
20 Jahre Rechtschreibreform: Arbeitskreis lobt 20.000-Euro-Preis aus.
hna.de,
,
Kultur
Zum 20-jährigen Bestehen der Rechtschreibreform lobt ein Arbeitskreis einen hochdotierten Preis aus. […] Dem Arbeitskreis gehört unter anderem Friedrich Denk an, der als einer der schärfsten Kritiker der Rechtschreibreform gilt.
Sebastian Bischof ist einer dieser Korrekturleser unserer Zeitung. […] Mit der Rechtschreibreform vor 20 Jahren hatte Bischof nie ein Problem. "Ich hab's ja nur so gelernt", sagt der 28-Jährige […].
Jung, Manuela:
"Die Reform hätte mehr gekonnt."
mittelhessen.de,
,
Lokales, Region Dillenburg
Im Interview schildert Reinhard Hamel vom Institut für individuelle Lernförderung in Dillenburg und Herborn, warum die Rechtschreibreform sinnvoll war und welche Chancen damals möglicherweise verpasst wurden. […] Hamel: Meiner Meinung nach war die Reform unvollkommen, sie hätte mehr gekonnt. […] Aber mein ganz persönliches Anliegen - Sie werden es kaum glauben - wäre die Abschaffung der […] Groß- und Kleinschreibung gewesen.
2016-06-27
Fleischer, Janina:
Ausgepresst: Kriek und Friehden.
Leipziger Volkszeitung,
, s. 7,
Kultur
Josef Lange, Jahrgang 1948, ist ein Vermittler. „Es ist offenkundig, dass Sprache lebendig ist und sich weiterentwickelt“, räumt er ein. Die Deutsche Presse-Agentur aber führt das Wort „Sprachfrieden“ im Munde, den Lange „bewahren“ werde und der – nach den Scharmützeln der Rechtschreibreform – nun wieder hergestellt zu sein scheint.
Hadem, Marco:
Droht der Verfall der Sprache? Rechtschreibpapst im Interview.
svz.de (Schweriner Volkszeitung),
,
Deutschland & Welt
Der Sprachfrieden scheint nach der Rechtschreibreform wieder hergestellt. Braucht es den Rechtschreibrat überhaupt noch? Lange: Wenn man sieht, mit welcher Geschwindigkeit sich Sprache entwickelt, erkennt man, wie wichtig es ist, dass dies beobachtet und begleitet wird. Genau das ist die Aufgabe des Rates.
Der rat kann auch das wetter beobachten. Zuständig ist er allerdings weder für das wetter noch für die sprache, sondern für die rechtschreibung.
2016-06-25
Loheide, Bernward:
Ein neuer Chef für unsere Sprache. Der ehemalige Staatssekretär Josef Lange wird Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung.
Göttinger Tageblatt,
, s. 8,
Niedersachsen
„Mr. Rechtschreibung“ Hans Zehetmair […] nimmt nun seinen Hut – doch sein Nachfolger steht schon parat: Der ehemalige niedersächsische Staatssekretär Josef Lange wird neuer Chef des Gremiums. Der 68-Jährige wurde am Freitag in Vaduz (Liechtenstein) einstimmig gewählt.
2016-06-24
dpa:
Wer braucht noch Rechtschreibregeln? Sprache Im digitalen Zeitalter scheint korrektes Schreiben überflüssig zu sein; ein Trugschluss.
Augsburger Allgemeine,
, s. 16,
Feuilleton
Lange vorbei sind aber die Zeiten, in denen in Deutschland ein regelrechter Krieg um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Schifffahrt oder Schiffahrt tobte und die Rechtschreibreform landauf, landab zu leidenschaftlichen, wenn nicht gar aggressiven Debatten führte.
dpa/tog:
„Streit fast beigelegt.“
Mannheimer Morgen,
, s. 32,
Kultur
Hans Zehetmair (79) sieht den Sprachfrieden zum Ende seiner Amtszeit wiederhergestellt. […] „Ich bin dankbar und rechne es – bescheiden gesagt – zu meinem Erfolg mit dem Gremium, dass wir aus diesen wirren und schwierigen Situationen jetzt doch in ruhige Gewässer gekommen sind.“
Schultejans, Britta:
Der Duden in Zeiten von WhatsApp.
svz.de (Schweriner Volkszeitung),
,
Deutschland & Welt
Auch der Rechtschreib-Duden […] kann sich nach Angaben einer Verlagssprecherin nicht über mangelndes Interesse beklagen. Umsatzzahlen werden zwar nicht herausgegeben, aber 28 Millionen Kontakte im Monat zählt die Duden-Seite im Internet. Das sind annähernd eine Million am Tag. Lange vorbei sind aber die Zeiten, in denen in Deutschland ein regelrechter Krieg um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Schifffahrt oder Schiffahrt tobte und die Rechtschreibreform landauf, landab zu leidenschaftlichen, wenn nicht gar aggressiven Debatten führte.
SZ:
Das Streiflicht.
Süddeutsche Zeitung,
, s. 1,
Politik
Zehetmair […] sieht den Sprachfrieden gesichert. Im ersten Präliminarartikel zu der Schrift „Zum ewigen Frieden“ schreibt Immanuel Kant, dass es diesen Frieden nur geben könne, wenn kein geheimer Vorbehalt für weitere Kriege vorliege. Was einen weiteren Rechtschreibkrieg anginge, so ist zu sagen, dass Vorbehalte dieser Art nicht existieren, ja dass man, um es nach Landsknechtsart zu sagen, die Schnauze gestrichen voll hat.
Wer ist «man»?
Hirsch, Wolfgang:
Anhaltender Ärger über das neue orthografische Weltbild. Ein Gespräch mit dem Jenaer „Rechtschreibrebellen" Rolf Gröschner 20 Jahre nach der umstrittenen Reform.
Thüringische Landeszeitung (otz.de),
, s. 12,
Kultur
[Gröschner:] Die Normativität der Rechtschreibung ist keine, die von staatlicher Seite verordnet werden darf. Schreibnormen entwickeln sich in der Gesellschaft, und wir sollten diese Normalität, wie sie von kompetenten Schreibern praktiziert wird, als Grundlage unserer Schreibung nehmen. Das hat bis zur Rechtschreibreform in Deutschland ausgezeichnet funktioniert.
Schmoll, Heike:
Ein Akkreditierungsmonster ist doch kein Grund zum Fürchten!
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 143, s. N4,
Natur und Wissenschaft
Karlsruhe ruft die Länder zur Reform der Zulassung von Studiengängen auf. Die Kultusminister stellen sich taub. […] Aussitzen wie bei der Rechtschreibreform scheint die Devise der KMK zu sein.
2016-06-18
Amendt, Jürgen:
Katholisch und kulturpessimistisch. Der CSU-Politiker Hans Zehetmair verlässt den Rechtschreibrat.
Neues Deutschland,
, s. 20,
Die Woche
Es hatte schon etwas Skurriles, als der heute 79-Jährige 2004 in dieses Amt befördert wurde. […] Den Rat für Rechtschreibung leitete Zehetmair […] im Sinne der Kultusbürokratie; das 40-köpfige Expertengremium sollte mit ihm an der Spitze den »Sprachfrieden« sichern. […] Die Neuregelung sei überflüssig gewesen, sagte er in einem Zeitungsinterview. […] Und kulturpessimistisch merkte er an: »Sprache ist verkommen. Sprache ist zu sehr dem Konsum gewichen, der Passivität, und ist zu wenig schöpferisch.« sry, lieber hzm, imo heißt das, du hast kA.
2016-06-16
Munske, Horst Haider:
Katzenjammer. Die Rechtschreibreform ist zwanzig Jahre alt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 138, s. 6,
Bildungswelten
Geht es denn bloß ums Schreiben? Sind wir nicht in erster Linie Leser des Deutschen und außer uns noch viele Millionen in der ganzen Welt? Ihnen allen bietet das gedruckte Deutsch der Gegenwart ein lächerliches Chaos. Dies hat seinen Ursprung in den zahlreichen Entstellungen, welche die amtlich verordneten Schreibregeln der deutschen Sprache bescherten.
Unterstöger, Hermann:
Sprachlabor.
Süddeutsche Zeitung,
, s. 16,
Forum & Leserbriefe
Dass Standardkomposita wie stacheldrahtbewehrt immer wieder auseinandergeschrieben werden, ist der Rechtschreibreform anzurechnen, obwohl deren § 36 (1.1) an der Zusammenschreibung keinen Zweifel aufkommen lässt.
2016-06-02
dpa:
Die richtige Schreibe. Josef Lange soll Zehetmair ablösen.
Augsburger Allgemeine,
, s. 15,
Feuilleton
sz:
Reise geht zum Mittelpunkt des Waldes. Für die jungen Zuschauer gibt es tolle „Reuber“-Tipps.
Gränzbote,
, s. 10,
Veranstaltungen
Tief drinnen im unendlichen Wald wohnt eine geheimnisumwitterte Person. […] Einmal aufgestöbert wird der „Reuber“, wie er sich nach der Räuber-Rechtschreibreform nennt, nun ein einziges Mal vom Reuberdasein berichten. […] Das Ein-Personen-Schauspiel „Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes“ schrieb Autor Finn-Ole Heinrich als Auftragswerk für die Württembergische Landesbühne Esslingen „”.
2016-05-20
Kampf ums Dach. Später Protest: Frankreichs Intellektuelle stemmen sich gegen die Rechtschreibreform.
Geo,
, nr. 6, s. 26,
Horizonte (138 wörter)
Die Reform soll die Bildungschancen von Schülern aus nicht akademischen Haushalten und Einwandererfamilien erhöhen. Konservative Intellektuelle dagegen sehen sich ihrer Sprache beraubt.
2016-05-18
Wer weiss, wo der „Meeessberg“ ist?
Hamburger Morgenpost,
, nr. 134/20, s. 6,
Hamburg (100 wörter)
So sagen Wandsbeker Kids wahrscheinlich „Schloooßstraße“, wenn sie durch die Straße laufen, die eigentlich „Schlossstraße“ heißen müsste. Zeit, dass Hochbahn und Bezirke die nicht mehr ganz so neue Rechtschreibreform anerkennen.
2016-05-13
von der Hagen, Hans, und Langenau, Lars:
„Streamingdienste sind pure Enteignung.“ Rockmusiker Heinz Rudolf Kunze erzählt, wie man heute noch mit Liedern Geld verdienen kann, warum ihn der Tod immer begleitet hat und seine Frau das wirkliche Leben von ihm fernhält.
Süddeutsche Zeitung,
, s. 26,
Wirtschaft
Ich bin sogar wegen der Rechtschreibreform aus der SPD ausgetreten. Ich hatte das Gefühl, mir vergiftet jemand das Trinkwasser. Wem steht es zu, zu bestimmen, wie ich schreibe? Ich fand das anmaßend. Heute sieht man doch, dass das in einem heillosen Durcheinander endete und ein katastrophaler Schuss in den Ofen war. Jetzt haben wir den Salat: Keiner weiß mehr, wie das geht.
Niemand bestimmt, wie Kunze zu schreiben hat; die kultusminister bestimmen, wie die schüler zu schreiben haben. Das kann man gut oder schlecht finden, aber sicher ist, dass ein 60-jähriger rockmusiker kein schüler ist.
2016-05-09
Koch, Klaus:
Auf die Mitarbeiter kommt es an.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 107, s. 33,
Rhein-Main-Zeitung, Posteingang
May konnte namhafte Architekten als enge Mitarbeiter gewinnen - dem Politikwissenschaftler und Parteikarrieristen Josef wird auch zu empfehlen sein, eine Auswahl ohne Ansehen des Parteibuchs zu treffen, damit die Stadt nicht in einen Zustand gerät wie die deutsche Sprache nach der Mitwirkung sozialdemokratischer Lehrer an der Rechtschreibreform.
2016-05-08
Knoller, Gerlinde:
Wer liest, hört die Stimme des Autors. Auftakt der Lesewoche in der Schillerschule mit Friedrich Denk vor Achtklässlern.
augsburger-allgemeine.de,
,
Lokales (Augsburg)
Er ist beseelt von seiner Mission: Das ist spürbar, wenn Friedrich Denk (73) vor Schülern von seiner Leidenschaft, dem Lesen, spricht. […] Der ehemalige Gymnasiallehrer Friedrich Denk, manchen vielleicht noch in Erinnerung als federführender Kritiker der Rechtschreibreform, ist auch selbst Autor. „Wer liest, kommt weiter“, heißt eines seiner jüngsten Bücher.
2016-05-06
Decker, Kerstin:
Seh’ ich nicht ein!
Leipziger Volkszeitung,
, s. 17,
Leipzig, Hallo Leipzig
Auf der Buchmesse habe ich Heinz-Rudolf Kunze mal gefragt, warum er „daß“ oder „wußte“ immer noch mit ß schreibt, obwohl seit dem Jahr 2006 die Rechtschreibreform verbindlich ist. Er boykottiere die Zerstörung der deutschen Sprache, sehe die Regel nicht ein, antwortete der studierte Germanist. Mein Einwand, Regeln seien dazu da, dass alle sich darauf verlassen können und der Alltag für alle übersichtlicher wird, interessierte ihn nicht.
Bachmann, Alice:
Deutsches Schiffahrtsmuseum in schwerer See. Immer weniger Menschen wollen sich die Ausstellungen in Bremerhaven ansehen; nun soll die Forschung in dem Haus stärker gefördert werden.
Neues Deutschland,
,
Inland
In Bremerhaven, das direkt an der Wesermündung in die Nordsee liegt, ist […] auch das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) angesiedelt. Das übrigens tatsächlich mit nur zwei »f« geschrieben wird, weil es ein Eigenname ist, der nach der Rechtschreibreform vor zehn Jahren nicht geändert wurde.
Köhler, Peter:
Die Endeffektive.
die tageszeitung,
, nr. 11011,
Die Wahrheit
Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Bundesbildungsministerin Johanna „Janka“ Wanka. […] 2005 hatte sie als Präsidentin der Kultusministerkonferenz die Rechtschreibreform bis zum Anschlag durchgedrückt – an den Folgen leidet sie noch heute.
2016-05-04
Hein, Dörthe:
Bauhaus Dessau zeigt „Große Pläne!“.
Ostthüringer Zeitung,
, s. 12,
Kultur
Welche Visionen Gestalter, Techniker, Architekten und Künstler vor knapp 100 Jahren auf dem heutigen Gebiet von Sachsen-Anhalt hatten, zeigt eine neue Ausstellung im Bauhaus Dessau. […] „Insgesamt haben wir rund 100 Protagonisten recherchiert“, sagt Bauhaus-Chefin Perren. […] Darunter ist neben viele Künstlern auch Gustav Nagel (1874-1952) aus Arendsee […]. Der religiöse Wanderprediger setzte sich für Abhärtung durch Winterbaden, Barfußgehen und gesunde Ernährung ein. Er schuf aber auch eine neue Rechtschreibung.
2016-05-03
Schmachthagen, Peter:
Deutschstunde: Sie wartete vergeblich an der Litfaßsäule.
Hamburger Abendblatt (abendblatt.de),
, s. 2,
Meinung
Wenn es nicht so genau auf die Minute ankommt, wird die Helferin am Telefon vielleicht sagen: "Kommen Sie Freitag Morgen." Oder Freitag "morgen"? Nein, seit der Rechtschreibreform werden die früher als Adverbien angesehenen Bezeichnungen für die Tageszeiten in Verbindung mit einem Wochentag jetzt den Substantiven zugeordnet und großgeschrieben […]. Das sieht für ältere Leser etwas ungewohnt aus, sollte aber als Beweis eines gewissen Rechtschreibniveaus beachtet werden.
2016-04-28
kho:
WOZ News.
Die Wochenzeitung,
, nr. 17, s. 32,
Die Letzte
Bei Einführung der deutschen Rechtschreibreform wurde versprochen, vieles werde vereinfacht; so wurde zum Beispiel «nummerieren» mit zwei m endlich legalisiert, wie es zuvor schon Generationen von SchülerInnen geschrieben hatten. Doch weil diese elende Grammatik nun mal nicht ganz ohne Fallstricke auskommt, stolperte die «SonntagsZeitung» über die «nummerische Ausgewogenheit».
«Nummerisch» ist (auch) korrekt.
2016-04-21
J.A.:
Abgeschrieben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz.net),
, nr. 42, s. 11,
Feuilleton
Es wird in Frankreich keine linke Rechtschreibung geben. […] Mit ihrer Rechtschreibereform wollte die Ministerin ihr angeschlagenes Image verbessern und geriet vom Regen in die Traufe. Dass auch diese Reform offensichtlich klang- und sanglos beerdigt wird, erwähnte Hélène Carrère d’Encausse, Sekretärin der Académie Française, in einem Interview mit dem Westschweizer Fernsehen. […] Ihrer Kenntnis nach würden die Schulbuchverleger auf den Kleber „Neue Rechtschreibung“ verzichten, und in der Folge werde auch dieser Versuch einer Reform dem Vergessen anheimfallen […]. Aus dem Ministerium gibt es noch keine Stellungnahme.
2016-04-18
Hecht, Dorothea:
Reformversuche.
Gränzbote,
, s. 15,
Tuttlingen
Wenn sogar der Bildungsguru vhs sich minuskulös gibt — vielleicht ist es Zeit für eine neue Rechtschreibreform. Dann darf einfach jeder schreiben, wie er will. Oder, Moment, wurde das nicht schon bei der letzten Reform erlaubt?
Oder, moment, war das nicht schon immer erlaubt?
2016-04-15
Waldvogel, Rolf:
Sprachplauderei: Die Jungfrau und die Rechtschreibreform.
schwaebische.de,
,
Panorama, Kultur
Als sich der Rechtschreibrat vor 2006 Gedanken über eine effektive Reform machen sollte, wäre der Kontakt mit den Anwendern – also Otto Normalschreiber – das Wichtigste gewesen. Stattdessen erging man sich in professoraler Selbstgenügsamkeit und reformierte spitzfindig an der Allgemeinheit vorbei. Wie sieht das dann aus? Die Treppe hoch steigen schreibt man getrennt, die Ärmel hochkrempeln schreibt man zusammen, und bei hoch achten oder hochachten hat man die Wahl… Was hochgradig (nur so!) gewöhnungsbedürftig ist, weil hochkompliziert beziehungsweise hoch kompliziert (beides möglich!) Da ist nur eines sicher: Auf solche Reformatoren singt niemand das Hohelied.
2016-04-02
Kucera, Andrea:
Genf sucht den Staranwalt von morgen.
nzz.ch,
,
Schweiz, Aktuelle Themen
Insgesamt 15 schwarz gewandete Gestalten zählt die aufmerksame Beobachterin. Sie schauen mit strenger Miene in Richtung Rednerpult, hinter dem normalerweise der Staatsanwalt steht, um im Namen der Öffentlichkeit Anklage gegen Mörder und Betrüger zu erheben. Heute aber gehört dieser prestigeträchtige Platz den Anwälten von morgen. Sie sind gekommen, um vor den Augen einer Jury, die aus der Crème de la Crème der hiesigen Anwaltsszene besteht, ein Plädoyer zu einem fiktiven Thema zu halten. Willkommen am «Concours d'art oratoire Michel Nançoz», dem Redekunst-Wettbewerb des Genfer Anwaltsverbandes. […] Zehn Tage vor dem Wettbewerb werden die zehn Kandidaten der diesjährigen Ausführung […] vorgeladen, um per Los das Sujet für ihre zehnminütige Rede zu ziehen. «Sie plädieren für die Beibehaltung der Syntax in der französischen Sprache», steht etwa auf einem der Zettel. Der Bezug zur aktuellen französischen Rechtschreibereform ist offensichtlich.
Bernardy, Richard Gerd:
Rechtschreibung ist keine Verpflichtung.
textatelier.com,
Die heutige deutsche Rechtschreibung richtet sich nach politischen Entscheidungen, die 2006 beschlossen worden sind. Daran sollte (muss?) ich mich halten, wenn ich im Unterricht Rechtschreibtechnik vermittele, wenn das Verfassen deutschsprachiger Texte zu meinen Aufgaben gehört, sei es als Beamter, Journalist, Schriftsteller, usw.
Daran muss ich mich halten, wenn ich nicht mein eigener chef bin. Das gilt sicher für beamte, aber sicher nicht für schriftsteller (und blogger).
Koch, Martin:
Wörtertausch und Netzjargon.
Neues Deutschland,
, s. 22,
Wochenende
Veränderungen der Sprache erfolgen heute vermehrt von unten nach oben. Das heißt: Normative Standards werden von der akademischen Sprachwissenschaft nicht mehr nur einfach gesetzt (wie im Fall der Rechtschreibreform), sondern resultieren häufig aus den alltäglichen Sprachgewohnheiten der Menschen.
2016-03-29
Schmachthagen, Peter:
Deutschstunde: Das Fremdwort ist ein rein deutsches Wort.
Hamburger Abendblatt (abendblatt.de),
, s. 2,
Meinung
Die Rechtschreibreformer unternahmen 1996 den gut gemeinten Versuch, schwierigen Fremdwörtern ein deutsches Mäntelchen umzulegen. Dieser Versuch entpuppte sich als Rohrkrepierer. […] Ich gehe einmal davon aus, dass Klein Fritzchen nicht in der Lage sein wird, das Wort Portemonnaie aus dem Kopf richtig zu schreiben. Das gilt jedoch auch für den Ersatzvorschlag „Portmonee“. Wenn Fritzchen jedoch ohnehin im Wörterbuch nachschlagen muss, kann er ja gleich beim Original bleiben.
Bastian Sick, Retter des vom Tode bedrohten Genitivs, erweist sich im Alten Speicher eher als belehrend denn als begeisternd. […] Die Gedanken über Getrennt- und Zusammenschreibung hat er - genauso wie die Attacke auf "Denglisch" und die Kritik an der Sprache der "political correctness" - schon zu oft und zu ausführlich formuliert, als dass er damit noch Aha-Effekte erzielen sollte. Er erzielt sie trotzdem, weil ein von schlechtem Sprachgebrauch umbrandetes und von der Rechtschreibreform verunsichertes Publikum sich darüber freut, dass das eigene Misstrauen und Unbehagen offenbar doch begründet ist.
2016-03-16
Möhl, Sönke, und Semmelroch, Anja:
Atomkonzerne wollen Milliarden-Entschädigung. Prozess Unternehmen klagen in Karlsruhe auf Schadensersatz.
Rhein-Zeitung,
, s. 7,
Wirtschaft
Eine Verfassungsklage kann jederzeit zurückgenommen werden, selbst nach einer aufwendigen zweitägigen Verhandlung. Es gibt aber auch Beispiele für Fälle, die Karlsruhe trotzdem einfach entschieden hat: 1998 erklärte der erste Senat die umstrittene Rechtschreibreform für rechtens, obwohl die Kläger einen Rückzieher machten – unter Verweis auf die allgemeine Bedeutung der Frage.
2016-03-15
Schmachthagen, Peter:
Deutschstunde: Manche setzen ein Komma, wenn sie Luft holen.
Berliner Morgenpost,
, s. 4,
Meinung
Ich kann in einer Folge der „Deutschstunde“ unmöglich alle Beispiele zur Zeichensetzung aufführen. Deshalb beginnen wir mit einer guten Nachricht an die Älteren: Trotz der Rechtschreibreform können Sie 99 Prozent der früheren Interpunktionsregeln weiterhin anwenden.
2016-03-08
Paterjey, Thomas:
Schlossplatz oder Schloßplatz?
kn-online.de (Kieler Nachrichten),
,
Nachrichten aus Kiel
In vielen Städten schreiben sich Schloßplätze und -straßen noch mit Buckel-S. Und auch in Kiel hat die Schloßstraße, die vom besagten Platz an der Ecke der heutigen Eggerstedtstraße/Burgstraße in Richtung Alter Markt führt, nach wie vor ein Eszett im Namen – als hätte es die Rechtschreibreform von 1996 nie gegeben. Ins Feld geführt werden können hier ästhetische Gründe, wie Uwe König vom Förderkreis Kieler Altstadt bemerkt. Eine „Schlossstraße“ mit einem Dreifach-S sieht eigenartig aus.
2016-03-04
Rohner, Walter:
«Das Hütchen auf dem Vokal» (I).
Neue Zürcher Zeitung,
, 237. jg., nr. 53, s. 9,
Zuschriften
Doch Jürgen Ritte hat in seiner Glosse (NZZ 29. 2. 16) den entsprechenden Erlass leider falsch wiedergegeben: Der Zirkumflex bleibt auf «a», «e», «o», verschwindet aber auf «i» und «u» (und nicht umgekehrt!), mit wenigen Ausnahmen, wo er einen Bedeutungsunterschied bewirkt (du/dû, sur/sûr, jeune/jeûne usw.) sowie bei bestimmten Formen (passé simple, subjonctif de l'imparfait u. a.).
Egloff, Arthur:
«Das Hütchen auf dem Vokal» (II).
Neue Zürcher Zeitung,
, 237. jg., nr. 53, s. 9,
Zuschriften
Bezüglich der unseligen deutschen Sprachreform bemerkt er richtig die Schwierigkeit der praktischen Umsetzung. Hier hätte er ruhig noch anfügen können, dass das Ganze zu 80 Prozent einen elenden Murks darstellte […].
2016-03-02
Dittrich, Monika:
Waffenruhe im Wörterkrieg.
deutschlandfunk.de,
,
Hintergrund
Dabei hätte doch alles so viel einfacher werden sollen – mit der Rechtschreibreform. Doch Ausnahmen, Unterregeln und Varianten gibt noch immer ziemlich viele, weiß Melanie Kunkel, die auf einige Jahre Erfahrung in der Sprachberatung zurückblicken kann: "Also natürlich werden uns weiterhin viele Fragen zur Rechtschreibung gestellt. Insgesamt haben wir aber den Eindruck, dass die Diskussion um die Rechtschreibreform stark nachgelassen hat und die Regeln heute insgesamt gut angenommen worden sind."
2016-02-29
Ritte, Jürgen:
Das Hütchen auf dem Vokal. Frankreich streitet um den «accent circonflexe».
Neue Zürcher Zeitung (nzz.ch),
, 237. jg., nr. 49, s. 29,
Feuilleton
Und nun geschieht das doppelt Unerhörte. Denn nicht nur soll zum nächsten Schuljahrbeginn aus den Fibeln der «accent du souvenir» von «a», «o» und «u» verschwinden (und nur da und dort ein «i» oder «u» behüten - unter die liebenswerten Details fallen natürlich auch die Ausnahmen in allen Regelwerken), zu dem verbrecherischen Unternehmen soll gar die Académie française angestiftet haben, die seit über 380 Jahren dazu da ist, über das Wohl der französischen Sprache zu wachen[,] und darob immer wieder bei Antitraditionalisten, Antikonformisten und anderen jungen Wilden Gegenstand beissenden Spottes ist.
von Friesen, Juliane Freifrau:
Die Rechtschreibreform hat mit vielem Unsinn aufgeräumt.
Berliner Morgenpost,
, s. 2,
Meinung, Leserbriefe
Ja, die Rechtschreibreform fand ich klasse, vor allem weil sie mit dem Unsinn von „Schiffahrt“ […] aufräumte. Was ich allerdings nicht begriffen habe, ist die der Reform zu verdankende neue Doppelung bei „Tipp“ und „Stopp“.
2016-02-28
Papst, Manfred:
Und ewig spinnen die Gallier.
NZZ am Sonntag,
, s. 69,
In Kürze, Zugabe
Derzeit aber erhitzen sich die Gemüter in der Grande Nation über ein ganz anderes Thema: nämlich über die Rechtschreibreform […]. Das alles kommt uns bekannt vor. Auch wir haben eine Rechtschreibreform hinter uns. Sie hat ein altes widersprüchliches Regelwerk durch einen neuen Flickenteppich ersetzt. Gewettert haben wir damals gegen sie, weil sie uns zum Umlernen zwang und de facto eine Rechtsunsicherheit schuf, die bis heute anhält und mit der wir mehr schlecht als recht leben.
2016-02-27
Eisenring, Christoph:
«Nehmt Dampf aus der Flüchtlingsdebatte.» Der Ökonom Straubhaar warnt vor Dramatisierung und vor falschen Hoffnungen.
Neue Zürcher Zeitung,
, 237. jg., nr. 48, s. 31,
Wirtschaft
Ich habe mir meinen Berner Akzent bewahrt. Da ist auch etwas Trotz dabei. […] Auch wer wie ich nicht weiss, wann das «ß» kommt, auch wer Hüselipapier statt kariertes Papier sagt, kann in Deutschland erfolgreich sein.
2016-02-25
Kurtz, Martina:
Nach „Negerkuss“-Posting: Netz lästert über Höckes Facebook-Foto.
bild.de,
,
Leipzig
Vor allem, dass der ehemalige Gymnasiallehrer Kuß mit „ß“ statt nach neuer Rechtschreibung mit „ss“ schreibt, erheitert die Netz-Gemeinde. [… Höcke:] „Privat verwende ich die alte Rechtschreibung, weil die Rechtschreibreform eine Schlechtschreibreform ist“, ließ er auf BILD-Anfrage ausrichten. „Sie war überflüssig und eine von oben herab aufgezwungene Verwaltungsentscheidung.“
2016-02-22
Veiel, Axel:
Times mager: Circonflexe.
fr.de (Frankfurter Rundschau),
,
Kultur
Dass einige Buchstaben unter Umständen ohne Dächlein auskommen sollen, ist manchem Franzosen mehr als unangenehm. […] Als unverbindliches Angebot ist der Vorstoß gedacht. Niemandem soll etwas vorgeschrieben werden. Alte und neue Schreibweisen sollen vielmehr in friedlicher Koexistenz zusammenfinden, auf dass Befürworter wie Gegner der Reform tun können, was ihr orthographisches Gewissen gebietet.
2016-02-20
Altwegg, Jürg:
Diktat und Dschihad.
faz.net,
,
Feuilleton
Die Regierung will, dass ich schreibe, wie sie es sich vorstellt“, protestiert François Bayrou im „Journal du Dimanche“ gegen die Reform der französischen Rechtschreibung. […] Gegen ihre Vereinfachung kündigt Bayrou, der wie die meisten Politiker über das Selbst- und Sprachbewusstsein eines Schriftstellers verfügt, trotzigen Widerstand an: „Ich werde weiter schreiben, wie es meinen Vorstellungen entspricht.“ […] Die Franzosen frönen ihrer Sprache und der Orthographie fast so leidenschaftlich wie dem guten Essen. Die Diktate, die der Literaturpapst Bernard Pivot veranstaltet, sind Nationalsport. „Wie Pivots Diktate unsere Dschihadisten fabriziert haben“, versuchte zwei Tage nach den Anschlägen auf „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 ein Artikel in der Onlinezeitung „Médiapart“ den Franzosen zu erklären.
2016-02-18
neudpa:
Studie: Neue Fremdwörter werden kaum noch eingedeutscht.
morgenpost.de,
,
Vermischtes (230 wörter)
„Integrierte Schreibweisen sind kaum noch nachweisbar“, sagte die Sprachwissenschaftlerin Sabine Krome. Die Rechtschreibreform von 1996 habe zwar eingedeutschte Varianten wie Ketschup (neben Ketchup) und Bravur (neben Bravour) zugelassen, dies habe sich aber auch nach 20 Jahren nicht durchgesetzt.
Sensationelle erkenntnis. Neue fremdwörter wurden eigentlich noch nie eingedeutscht. Aber irgendwann sind sie nicht mehr neu.
ag./red./tk:
Sprache: Ketschup und Bravur haben sich nicht durchgesetzt.
diepresse.com,
,
Bildung
Dies ergab ein Forschungsprojekt, das am Donnerstag im Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim vorgestellt wurde. […] Die Rechtschreibreform von 1996 habe zwar eingedeutschte Varianten wie Ketschup (neben Ketchup) und Bravur (neben Bravour) zugelassen, dies habe sich aber auch nach 20 Jahren nicht durchgesetzt. Genauso schreibt heute niemand mehr Schofför, […] und wer mag bitte Majonäse? Dabei schrieb Kurt Tucholsky sie noch so.
2016-02-16
Schmachthagen, Peter:
Deutschstunde: Von jedem Buchstaben gibt es ein Pärchen.
Berliner Morgenpost,
, s. 2,
Meinung
Unsere Lehrerin […] hatte eine praktische und kindgerechte Erklärung für diese Buchstabenform parat. „Alles, was ihr anfassen könnt, müsst ihr großvschreiben“, erklärte sie. Das klang einleuchtend – das Haus, die Wand, die Tür oder die Bank konnte man anfassen, und diese Wörter bekamen demnach einen großen Buchstaben am Anfang. Selbst die Lehrerin mit großem „L“ hätte man anfassen können, was wir natürlich nicht taten und durften, denn damals ging es im Unterricht noch diszipliniert und respektvoll zu. Allerdings beeinflusste diese Anfass-Regel die Rechtschreibkenntnisse bis zum Abitur, und das nicht unbedingt zum Guten.
2016-02-13
frey:
Sprachwandel: Welchen Einfluss hat die Zuwanderung?
badische-zeitung.de,
,
Deutschland
Die […] Linguistin Damaris Nübling von der Universität Mainz hält die Sorgen vor dem Verfall der deutschen Sprache für völlig unbegründet. "Die Sprache optimiert sich ständig und passt sich ideal den Verhältnissen an […]", sagt sie. […] Viele Menschen hätten in der Schule ein Deutsch gelernt, das sie für das beste halten, und mit dem sie meinten, sich über andere erheben zu können, die nicht genau dasselbe Deutsch sprechen und schreiben. Sprache diene also der sozialen Distinktion, wozu eben auch die Definitionshoheit gehöre, was man für richtiges Deutsch hält. "Vor diesem Hintergrund ist jeder Wandel eine Katastrophe, weil er diesen Menschen den vermeintlich festen Boden unter den Füßen wegzieht", sagt sie. Das gilt erst recht für Menschen, die sich die gültige Rechtschreibung mit großer Mühe aneigneten. Ihnen geben die Regeln Halt, jede Abweichung wird als Bruch wahrgenommen.
2016-02-12
Longin, Christine:
Abschied vom „Dächelchen“. Frankreich verzichtet künftig auf den Akzent auf i und u.
Saarbrücker Zeitung,
, nr. 36, s. A3,
Themen des Tages
Die Académie française hatte die Änderungen 1990 mit einer Entwicklung der Sprache begründet, wie sie auch in den Nachbarländern wie Deutschland üblich ist. Es sei wichtig, die Rechtschreibung mit „dosierten und kohärenten Berichtigungen anzupassen, die ihre Nutzung sicherer machen“, hieß es damals. Die renommierte Akademie […] sparte auch nicht mit Kritik am Zirkumflex: der „chapeau“ sei eine „große Schwierigkeit der französischen Rechtschreibung“. Sogar Gelehrte hätten Schwierigkeiten, den Akzent zu setzen, der „willkürlich und unzusammenhängend“ gebraucht werde.
hem:
„Reform macht Französisch attraktiver.“ Saar-Bildungsminister Commerçon begrüßt neue Schreibweise.
Saarbrücker Zeitung,
, nr. 36, s. A3,
Themen des Tages
Auch für Christoph Vatter, Romanisitik-Juniorprofessor an der Saar-Uni, geht die Reform in die richtige Richtung: „Regeln, die nicht gut nachvollziehbar sind, zu vereinfachen, ist sinnvoll.“ Interessanter als die Rechtsschreibreform selbst ist für ihn die Debatte darüber.
Maillasson, Hélène:
Viel Lärm um nichts.
Saarbrücker Zeitung,
, nr. 36, s. A3,
Themen des Tages, Meinung
Ob Rente, Uni oder Rechtschreibung – Reformen durchzuziehen, ist in Frankreich nie eine leichte Sache. Zu denken, dass die Änderungen an rund 2000 Wörtern die französische Kultur in große Gefahr bringen, ist blanker Unsinn.
2016-02-11
Inuktitut translators vote to adopt unified roman orthography system.
cbc.ca,
,
Canada, North
Inuktitut language interpreters and translators from across the country have voted to adopt a unified roman orthography system in hopes of saving and modernizing their language.
2016-02-09
JHAN:
Mit Hut. Neu entflammt: Die französische Rechtschreibreform.
Süddeutsche Zeitung (sueddeutsche.de),
, s. 11,
Feuilleton (243 wörter)
Im Jahr 1990 wäre die Académie Française beinahe auseinandergebrochen, weil manche Mitglieder eine behutsame Vereinfachung der Rechtschreibung guthießen und andere sie bekämpften. Es ging hauptsächlich um die Abschaffung des Bindestrichs in „Portemonnaie“ oder „Weekend“, die Ablösung des „ph“ durch „f“ und den Verzicht auf den „accent circonflexe“, das französische Hütchen auf manchen Vokalen. Danach es wieder ruhig geworden. Viele der Streithähne sind mittlerweile gestorben. Doch nun flammt die Polemik aufs Neue auf.
2016-02-08
Balmer, Rudolf:
Der Accent circonflexe macht perplex.
nzz.ch,
,
Panorama
Eine 1990 beschlossene Orthographiereform soll im Herbst im Schulalltag Einzug halten. […] Manche Vereinfachungen sind denn auch kaum umstritten. […] Für oder wider Accent circonflexe?, lautet vereinfacht die wichtigste Streitfrage. […] Von den deutschsprachigen Nachbarn hätten die französischen Sprachreformer lernen können, wie leicht es ist, eine neue Schreibweise zu beschliessen, aber wie schwer es danach ist, sie in der Praxis durchzusetzen.
2016-02-06
Wiegel, Michaela:
Ich bin Circonflexe. Protest gegen Frankreichs Rechtschreibreform.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 31, s. 6,
Politik (614 wörter)
Der Schriftsteller Jean d'Ormesson bezeichnete die Entscheidung der Bildungsministerin als "skandalös". Der "Unsterbliche" war vor 26 Jahren dabei, als die Regeln ausgearbeitet wurden. Doch der Kontext habe sich heute gewandelt. "Damals waren die Leute nicht unglücklich wie heute und das Land nicht in einem solchen Zustand", sagte d'Ormesson im "Le Figaro". Es gebe heute wichtigere Reformbaustellen. Der Rechtschreibung solle man sich widmen, wenn der Wohlstand zurückgekehrt sei. Besonders empöre ihn, dass die deutsche Rechtschreibreform als Vorbild angeführt werde. "Dabei war sie eine Katastrophe", sagte der Schriftsteller.
Longin, Christine:
Das Dach kommt weg. Rechtschreibreform in Frankreich: „Accent circonflexe“ wird ausgemustert – teilweise.
Schwäbische Zeitung,
, nr. 30, s. 9,
Journal
Beim Microbloggingdienst Twitter fand sich bereits eine Menge Menschen zusammen, die den vom Aussterben bedrohten „accent circonflexe“ in den Weiten des Netzes verteidigt. Das Stichwort lautet in – einigermaßen unpassender – Anlehnung an die Solidaritätsbewegung für die Opfer der Terroranschläge in Paris #JeSuisCirconflexe.
Waldvogel, Rolf:
Clarté gefragt.
Schwäbische Zeitung,
, nr. 30, s. 9,
Journal
Nun hätte es die vatikanische Lösung gegeben: wie bei der Papstwahl die Türe verriegeln und erst wieder öffnen, wenn weißer Rauch aufsteigt. Aber nein, bei Uneinigkeit entschied man sich stets zur Variantenschreibung, bis sich eine Präferenz für eine Schreibweise erkennen lässt. Ein Beispiel für das daraus resultierende Durcheinander soll hier genügen: Bei Formen wie grüner Tee, grüne Minna und grüne Welle schreiben wir grün verbindlich klein; bei Grüne Insel, Grüne Woche und Grünes Gewölbe ist das Grün verbindlich groß; die Wahl haben wir bei der grünen oder Grünen Lunge, bei der grünen oder Grünen Grenze sowie bei dem Grünen oder grünen Trikot…
Die wahlfreiheit gibt es seit 2006; die übrigen beispiele wurden durch die reform nicht verändert. Dem durcheinander kann man nur durch eine echte reform – kleinschreibung – entrinnen.
2016-02-05
Willsher, Kim:
Not the oignon: fury as France changes 2,000 spellings and drops some accents.
theguardian.com,
,
World news
#JeSuisCirconflexe campaigners fight back against decision by the Académie Française to ‘fix anomalies’ – although decision was originally made in 1990. […] Some pointed out that the i-less ognon sounds less like a vegetable and more like ‘oh non’, which pretty much summed up France’s reaction to the changes.
2016-02-04
Aissaoui, Mohammed:
Bernard Pivot : « Les professeurs risquent d'être perturbés par la réforme de l'orthographe »
lefigaro.fr,
,
Actualité, Société
Le vrai problème est la distorsion entre ce que les enfants vont apprendre et ce qu'ils vont lire dans les journaux ou les romans.
Dass die kinder noch ganz anderes lesen, worüber auch in Frankreich grosses wehklagen herrscht, ist dem professor entgangen.
2016-02-03
C. B:
Adieu accent circonflexe, la réforme de l’orthographe va s’appliquer en septembre.
bfmtv.com,
,
Société, Éducation
Votée il y a 26 ans, la réforme orthographique va s’appliquer à la rentrée prochaine. En tout, 2.400 mots subissent un lifting pour simplifier la langue; l’accent circonflexe doit quant à lui disparaître sur certains mots.
2016-02-02
Reitmeier, Henner:
Ihr tut mir Leid. 20 Jahre Rechtschreibreform.
heise.de,
,
Telepolis, Kultur (1838 wörter)
Sind wir schon bei Fehlern, möchte ich die Bemerkung wagen, auch so manche GegnerInnen der Rechtschreibreform waren und sind nicht gegen sie gefeit. So berufen sie sich auffällig oft auf die "Logik". Friedrich Georg Jünger (Sprache und Denken, 1962) hat mir jedoch schon vor Jahren eingebläut, Sprache habe keine Logik. […] Eignet aber der Sprache keine Logik, dann auch deren Schreibung nicht. Das ist nur logisch. […] Für mein Empfinden handelt es sich sowohl bei der Sprache wie beim Problem ihrer Schreibung um ein derart komplexes und letztlich unbegreifliches Phänomen, daß es sterblichen Menschen niemals gelingen wird, sie auf eine Weise handhabbar zu machen, die sogar Computer und Roboter begreifen.
Wurde die schrift nicht von sterblichen menschen erfunden?
2016-01-28
Schäfer, Katrin:
Erlaubt ist, was gefällt?
der-farisaeer.de,
,
Panorama
Die Rechtschreibreform von 1996 feiert ihr 20jähriges Jubiläum. Anlass zum Jubeln aber gab es seit ihrer Einführung nicht.
Mit der Orthografie haperte es beim Reformator aber zunächst. Die musste er erst lernen. […] In Übereinstimmung mit den Druckereien bemühte sich der Reformator selbst zunehmend um die Vereinheitlichung seiner Rechtschreibung: Konsonantenhäufungen wie bei zeytt, die typisch für den frühneuhochdeutschen Wildwuchs waren, wurden seltener. Er schrieb kaum noch tzehen oder czehen, sondern fast nur noch zehen. […] Mit seiner Groß- und Kleinschreibung näherte sich Luther übrigens ebenfalls den heutigen Regeln an. Er unterschied dabei jedoch zwischen Druck und Briefen: In einer Handschrift aus dem Jahre 1520 sind nur etwa drei Prozent aller Substantive mit großen Anfangsbuchstaben ausgezeichnet, während es im Druck bereits 17 Prozent sind. Allerdings ging es ihm – im Einklang mit den Regeln und dem Sprachgefühl der Zeit – vor allem darum, Wörter innerhalb des Satzes hervorzuheben. Deshalb schrieb er auch Artikel, Adjektive und sogar Verben groß.
2016-01-19
Schmachthagen, Peter:
Deutschstunde: Man schreibt zusammen, was zusammengehört.
Hamburger Abendblatt (abendblatt.de),
, s. 2,
Meinung
Um gleich die Standardausrede älterer Mitbürger zurückzuweisen: Vor der Rechtschreibreform gab es weitaus mehr Stolpersteine und unlogische Ausnahmen bei der Orthografie als heute.
2016-01-04
dpa:
Der König der Reklame: Ernst Litfaß.
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
, nr. 2, s. 20,
Unternehmen
Die Litfaßsäule kommt auch 200 Jahre nach dem Geburtstag ihres Erfinders Ernst Litfaß nicht aus der Mode. […] Den Namen ihres Erfinders trägt sie noch immer in alter Schreibweise: Da es sich um einen Eigennamen handelt, schreibt sich die Litfaßsäule laut Duden auch nach der Rechtschreibreform noch immer mit ß.