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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel → 2017
nachgeführt , 2022-01-05
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Aus presse und internet

29. 12. 2017

: Sprachplauderei: Raue Nächte, raue Sitten. Schwäbische Zeitung, , nr. 299, s. 11, Kultur
[…] wenn man im Internet den Begriff Rau­nächte eingibt, wie man diese zwölf geheimnis­umwitterten Nächte vom 24. Dezember bis zum 6. Januar nennt […]. Da finden sich Tausende von Belegen — aber falsch ge­schrieben: Rauh­nächte statt Rau­nächte, wie es seit der Rechtschreib­reform heißen muss. Denn rauh gehörte zu jenen Wörtern, deren Schreib­weise 2006 ver­bindlich geändert wurde. Wie auch Känguruh verlor es sein h am Ende und wurde zu rau. Dabei war diese alte Schreibung un­bestreitbar näher am etymologischen Hinter­grund des Wortes.

28. 12. 2017

: Der Duft der Zitronenschale. Der Tagesspiegel (), , s. 21, Kultur
Die gar nicht mehr so neue Neue Recht­schreibung hat ein für allemal klar­gestellt: Das Stillle­ben heißt so, weil es auf den Bildern dieser Gattung aus­gesprochen ruhig zugeht - und nicht weil der Künstler stilvoll malte. […] Die bis 2007 währende sprach­liche Irritation mag im ursprünglich hollän­dischen Begriff „stil leven“ ihre Ursache haben. Im Nieder­ländischen bedeutet „stil“ unbewegt.

22. 12. 2017

: Reförmchen, 3. Teil: Neues zur Groß- und Kleinschreibung von Adjektiven in festen Verbindungen. , , Blog
Die neuen Regelungen betreffen Ver­bindungen aus Adjektiv und Substantiv, die zusammen eine be­griffliche Einheit bilden. Wird diese Einheit als „fester Begriff“ auf­gefasst, ist nun häufiger als früher die Groß­schreibung des Adjektivs erlaubt.

21. 12. 2017

: [Leserkommentar zu:] «Wir haben uns strikt an den Duden gehalten.» , , PR/Corporate
Spätestens seit dem Moment, in dem der Duden die durch ein paar linke Kultur­bürokraten auf­gezwungene Schreib­reform obrigkeits­gläubig und widerstands­los über­nommen hat, ist der Duden nicht mehr glaub­würdig und hat als Referenz aus­gedient.

18. 12. 2017

: RWTH-Linguist Christian Stetter ist gestorben. , , Region
In Erinnerung geblieben ist dabei, mit wie viel Humor er die Vorschläge der Rechtschreib­kommission an frappieren­den und lustigen Beispielen ad absurdum führte.

16. 12. 2017

: Schreib doch Petra: Scharfer Buchstabe. tz München, , s. 34, Bunt Gemischt, Die tz-Ratgeber (187 wörter)
Woher kommt das „scharfe S“? […] Lange wurde es un­einheitlich benutzt […], jeder schrieb gerade, wie er es für richtig hielt. Erst mit der großen Rechtschreib­reform 1901 gab es dann feste Schreib­weisen.
: SIE DUZEN. Süddeutsche Zeitung (), , nr. 289, s. 22, Feuilleton, Großformat
Ein paar sprachtheoretische Über­legungen und Vor­schläge des Brasiliano-Münchner Autors Zé do Rock, natürlich auf ultra­deutsh. […] Auch in dem hier erstmals ab­gedruckten Text "SIE DUZEN" betätigt er sich als Sprach­theoretiker. […] Ich ärger mich dauernd, das man in aus­landishen filmen, die sincronisirt werden, wegen dem wort 'sie' nich weiss, wer gemeint is.
: Beat the Prof: Wie gut kennen Sie die deutsche Sprache? , , Zeit Campus
Warum schreibt man "am" mit einem m und "Kamm" mit zwei? Und woher kommt das h in "Thron"? Ein Germanistik­professor, zehn Fragen zur Recht­schreibung: Beat the Prof!

14. 12. 2017

: Libe? Liehbe? Lihbe? Aargauer Zeitung, , s. 18, Kommentar (206 wörter)
Aber wie schreibt man Liebe? Libe? Liehbe? Lihbe? […] Gemäss dem neusten Ranking von Google Trends ist nämlich die Frage «Wie schreibt man Liebe?» auf Platz drei der am häufigsten an Google gestellten Fragen in diesem Jahr gelandet. Jetzt können natürlich alle Hobby-Ger­manisten und ver­hinderten Lehrer ausrufen und dieses Resultat als Beweis von Schul­versagen, ge­scheiterten Rechtschreib­reformen und «Früher war alles besser»-Totschlag­argumenten verwenden. Aber dadurch ist niemandem geholfen.

Geholfen wäre damit.

: Wer diesen Satz lesen kann, hat gute Eltern. , , Politik, Deutschland
Ein Fünftel der deutschen Grund­schüler kann nach vier Jahren nicht richtig lesen und schreiben. […] Ein Fünftel partielle Analphabe­ten unter den Zehn­jährigen, das ist eine irre Zahl.

13. 12. 2017

: Streng hüten Franzosen ihre haarsträubende Orthografie. Die Presse (), , s. 23, Feuilleton (416 wörter)
Lassen Sie mich um Nachsicht für jene werben, die mit der fran­zösischen Recht­schreibung hadern (zu ihnen gehören nicht zuletzt viele öster­reichische Schüler). Denn das tun ja auch die Franzosen selbst. Ihre für Eleganz und Wohl­klang berühmte Sprache hat eine berüchtigt komplizierte Ortho­grafie. Sie wirkt skandalös unlogisch – weil so weit von der Aus­sprache entfernt. […] Eine Rechtschreib­reform von 1990 ist bis heute nicht zwingend und wird kaum an­gewendet.

11. 12. 2017

Aus dem Ste(h)greif: Wie gut ist Ihre Rechtschreibung? , , Kultur
Rückrat, Liäson und Dilettan­tismus: Wissen Sie es (besser)? Testen Sie Ihr Wissen im Recht­schreib-Quiz.

5. 12. 2017

: Fast jeder fünfte Viertklässler kann nicht richtig lesen. , , Politik, Deutschland
Viele Grund­schüler in Deutsch­land haben massive Schwierig­keiten beim Lesen. Das zeigt die neue Iglu-Studie.
neu : Maas macht mobil. Diesmal gegen Paragraph 219 StGB. , , Kolumnen
Der geschäftsführende Justizminister will Relikte der NS-Zeit beseitigen. […] Relikt aus der NS-Zeit? Dann hat der geschäftsführende und neue/alte Justizminister in spe noch sehr viel zu tun. Dann muss er demnächst das Kindergeld abschaffen […]. Und die Autobahnen. […] Und die Rechtschreibreform, die 1941 initiiert, 1944 von Hitler gestoppt und in Teilen 1995 wieder aufgegriffen wurde.

12. 2017

: Wi(e)der die Schreibreform. Sprachspiegel, , 73. jg., nr. 6/17, s. 189, Bücherbrett (178 wörter)
Bendicht Arni: Neuschrieb für Dummies? […] Wer sich mit der Orthografie­reform von 1996 auch nach der Revision von 2006 weder an­gefreundet noch ab­gefunden hat, kann mit dieser «Streit­schrift» — so der Unter­titel — Ärger und Argumente auf­frischen. Oder ver­stärken […].
: Volksanwaltschaft verurteilt Genderzwang. Wiener Sprachblätter, , 67. jg., nr. 4, s. 3
Seit Jahren werden Schüler und Studenten, unter Androhung schlechter Benotung oder Zurück­weisung ihrer Arbeiten dazu angehalten, ver­schiedene Formen vorgeblich geschlechter­gerechter Ausdrucks­weise zu verwenden. […] Das oberste Prüforgan der Republik Österreich ist im Wesentlichen den Argumenten unserer Eingabe gefolgt und bestätigt somit, dass die Zwangs­maßnahmen im Bildungs­bereich bezüglich einer konsequent ge­genderten Sprach­gestaltung als nicht rechts­konform zu betrachten sind. […] Be­anstandet wurde die Verwendung des Binnen-I und ähnlicher Formen als Beurteilungs­kriterium bei Arbeiten an Schulen und Pädagogischen Hoch­schulen, weil sie in den Recht­schreib­regeln nicht vorgesehen sind.

29. 11. 2017

: Einfache Sprache für Schuleltern. Blick am Abend, , nr. 229, s. 4 bis 5, Schweiz (244 wörter)
Weil Eltern die Briefe nicht verstehen, verwendet eine Schule in Basel eine sehr ver­einfachte Sprache. […] Lange Wörter werden mit einem Zwischen­punkt, einem so­genannten Medio-Punkt, getrennt.
: Warum sind die Trams der Linie 10 mit Glattalbahn angeschrieben? Nach neusten Rechtschreibregeln müsste es Glatttalbahn heissen. Tagblatt der Stadt Zürich (), , nr. 48, s. 64, Ciao, Leser fragen – Fachleute antworten (113 wörter)
Antwort gibt Katrin Piazza von den VBG (Verkehrs­betriebe Glattal AG). […] Die Duden-Regel 136 (Treffen bei Zusammen­setzungen drei gleiche Buch­staben zusammen, darf keiner von ihnen weg­fallen) ist im Falle des bei Swiss Topo registrierten Tal­namens Glattal un­erheblich.

Stellungnahme: Glattalbahn.

27. 11. 2017

: Alles Fassade. Der Tagesspiegel () , , s. 10, Berlin/Brandenburg
Zur Geschichte der Fassaden­schriften haben der Maler Olaf Thiede und Ko-Autor Andreas Patzak jetzt ein be­rührendes Fotobuch heraus­gegeben. […] Typo­grafie, Gestaltung und Ortho­grafie machen es dabei möglich, die Schriften recht zeitgenau ein­zuordnen. Vor der Rechtschreib­reform von 1901 gab es beispiels­weise das Brod mit d, die Wage mit einem a und Dehnung­strich.

24. 11. 2017

: Punkt, Punkt, Komma, Strich. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 273, s. 10, Neue Sachbücher (778 wörter)
Karsten Rinas erforscht die Geschichte der Interpunktion und fördert Erstaunliches zutage. […] Doch obwohl sie ein wichtiges Instrument der Sinn­gebung und Lese­führung ist, spielt sie in den Orthographie-Debatten höchstens eine Neben­rolle. […] Als in der zweiten Hälfte des neun­zehnten Jahr­hunderts die Bemühungen um eine Ver­einheitlichung der Ortho­graphie zunahmen, erfuhr die Inter­punktion nur wenig Auf­merksamkeit. Während die Schreibung der Wörter offiziell standardisiert wurde, blieb die Zeichen­setzung ausgespart. Amtlich geregelt wurde sie erst 1996, im Zuge der Rechtschreib­reform.

22. 11. 2017

: Die 9 häufigsten Rechtschreibfehler. , , Grammatik
Und was hat sich seit der Rechtschreib­reform geändert? […] Vor der Reform durften Wörter wie Mikro­phon, Tele­phon, Photo­grafie nur mit “ph” ge­schrieben werden. Heute ist sowohl die Schreib­variante mit “ph” als auch jene mit “f” erlaubt.

Seit welcher rechtschreib­reform? Der duden führte Telephon und Photo­graphie (!) schon vor der reform nur als nebeneinträge auf. Telefon wurde 1929 als «häufige» variante eingeführt, Mikrofon vor ungefähr 60 jahren.

18. 11. 2017

: 25 Jahre Signatur verführt zum Schreiben. Rückblicke und Festrede bei der Geburtstagsfeier in der Volksbank. Schwäbische Zeitung (), , s. 18, Tettnang
Bei der Feier zum 25. Geburtstag der literarischen Vereinigung „Signatur“ am Donnerstag­abend im Marktplatz der Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang ist kein Platz frei geblieben. […] Zwischen allen Rück­blicken lag der Fest­vortrag von Rolf Waldvogel, ehemaliger Feuilleton­chef der Schwäbischen Zeitung […]. Der studierte Neu­philologe hat nichts gegen die englische Sprache, doch er wehrt sich dagegen, dass sie die deutsche Sprache zunehmend ver­einnahmt. […] Eine Gefahr für die deutsche Sprache liege auch in der ver­unglückten Rechtschreib­reform, in den Medien, in der Computer­welt mit ihrer „Rumpf­sprache“ und fehlenden Ortho­grafie: „Schließ­lich schludern alle.“

15. 11. 2017

Das große Rechtschreib-Quiz. , , Ratgeber
Wie heißt es richtig: annulieren, annullieren oder anullieren? […] Machen Sie mit bei unserem großen Quiz […].

13. 11. 2017

: Ein Bundespräsident der Herzen. Norbert Lammert nahm in der Kasseler Stadthalle den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache entgegen. Hessische Allgemeine (), , nr. 263, s. 34, Kultur
Dazu nutzte Lammert gleich auch seine Erwiderung, indem er – gerade an­gesichts des an­sonsten detaillierten Regelungs­ehrgeizes des Gesetz­gebers in der Verfassung – seine Forderung nach der Ver­ankerung des Deutschen als Landes­sprache im Grund­gesetz bekräftigte. […] Der Staat sei allen­falls für den Stellen­wert der Sprache zuständig, bei der Rechtschreib­reform hätten die Kultus­minister den „richtigen Ehrgeiz an der falschen Stelle ent­wickelt“.

12. 11. 2017

: The deranged English spelling: How deep the rabbit hole goes? (The Nerds),
In this article, you are going to see (1) why English spelling is the worst of all western languages, (2) why this spelling forces teacher-led teaching and pedagogy, (3) why it has effects on education in terms of higher cost and higher taxes (it may well be that people are paying higher taxes because, well, English spelling is mad), and (4) why this spelling increases illiteracy. […] Don’t you think it’s high time we take matters into our own hands and fix things?

8. 11. 2017

: ABC-Bücher – das Spiel mit der Ordnung. Buch & Maus, , nr. 3/2017, s. 11, Schwerpunkt
[…] ist das ABC doch eines der ältesten Ordnungs­systemen. Weswegen es natürlich nicht nur im Tele­fonbuch steht, sondern auch in vielen Kinder­büchern. […] An seine Grenzen stiess das Konzept regel­mässig bei den schwierigen Buch­staben: Viel mehr als Yak und Xylophon gibt es nicht; oder man erfindet wie Piatti einen Vogelfisch­gepard namens Xopiatti. Nach der Rechtschreibreform ist es immer­hin möglich, aus einem Jojo ein YoYo zu machen.
: Lernlust. Die Welt, , s. 3, Forum, Leserbriefe (224 wörter)
[…] gab es doch in den ver­gangenen drei Jahr­zehnten eine Menge Veränderungen im Bildungs­bereich, die nicht gerade zur Qualitätssteigerung des Lernens und Lehrens bei­getragen haben. Ich denke dabei vor allem an die Rechtschreib­reform, an diverse Schreiblese­lehrgänge, etwa das Schreiben nach Gehör, […] die un­zureichende Sicherung des Gelernten durch Vertiefung und Übung.

2. 11. 2017

: Die neue deutsche Leseunlust. Die Welt, , s. 2, Forum, Essay
Die angeblich der Vereinfachung dienende Rechtschreibreform hat zu weitgehender Ver­unsicherung geführt, Groß- und Klein­schreibung, Getrennt- und Zusammen­schreibung und „s“ oder „ss“ fallen jetzt fast durch­gängig fehlerhaft aus. Die Bekämpfung der Schreib­schrift im Grundschul­unterricht nimmt gerade den eher mühsam lernenden Kindern die Möglichkeit zur senso­motorischen Verknüpfung von Wort­bild und Wort­bedeutung. Die anti­autoritär inspirierte Aversion gegen das Üben und Wiederholen beim Schreiben­lernen schadet besonders den Schwachen. Das weit ver­breitete „Schreiben nach Gehör“ ist eine zutiefst frustrierende Methode, die Kinder zunächst zwingt, etwas Falsches zu lernen, und sie danach nötigt, es wieder zu verlernen.

31. 10. 2017

: Kazakhstan to Qazaqstan: Why would a country switch its alphabet? (BBC News), , Asia
Last Friday Kazakh President Nursultan Nazar­bayev finally decreed that the language would shed its heavy Cyrillic coat and don what he hopes to be a more fashion­able attire: the Latin alphabet. […] By the end of the year there will a finalised official Latin spelling. By next year teacher training is to begin and new text­books will be developed. Come 2025, all official paperwork and publications in the Kazakh language will be in the new Latin script.

27. 10. 2017

: Kasachstan steigt auf lateinisches Alphabet um. , , Wissenschaft, Welt
Seit 1940 wird in Kasachstan das kyrillische Alphabet mit seinen 42 Buch­staben benutzt. Abgelöst werden soll das bisherige Alphabet durch ein er­weitertes lateinisches mit 32 Buch­staben, Apostrophen dienen zur Modifizie­rung. Dafür fehlen unser C und W. Fest­gelegt hat die Details eine Sprach­kommission der Regierung. Es gibt aller­dings auch Kritik – für besonders viel Unmut sorgt die neue Schreibweise des Landes: "Qasaqstan".

26. 10. 2017

Déclaration de l'Académie française sur l'écriture dite « inclusive ». , , L’actualité
Prenant acte de la diffusion d’une « écriture inclusive » qui prétend s’imposer comme norme, l’Académie française élève à l’un­animité une solennelle mise en garde. La multi­plication des marques ortho­graphiques et syn­taxiques qu’elle induit aboutit à une langue désunie, disparate dans son ex­pression, créant une confusion qui confine à l’illisi­bilité.

24. 10. 2017

: Deutschstunde: Opa wollte nur einmal kurz Hallo sagen. Berliner Morgenpost (), , s. 2, Meinung
Sagen oder besser schreiben wir eigentlich Hallo oder hallo? Groß oder klein? Beides ist möglich. Hier haben wir es wieder einmal mit einer der unsäglichen fakultativen Schreib­weisen zu tun, was bedeutet: Sie ist der freien Wahl über­lassen. Das Gegenteil von fakultativ (wahlfrei) ist obligatorisch (verbindlich). Ein Ziel der Rechtschreib­reform ab 1996 sollte es sein, zu obligatorischen Schreib­weisen zu gelangen.

21. 10. 2017

: Sieben Tage, sieben Nächte. Neues Deutschland (), , s. 17, Wochen-nd
Manche Leser reagieren auf den Fehler­teufel richtig­gehend allergisch. […] Wenn die allerdings wüssten, welche kreativen Wort­schöpfungen ihnen erspart geblieben sind, wären sie uns vielleicht fürder­hin gewogener. Beispiele gefällig? […] Verhindert haben wir beispiels­weise die Poli­technische Ober­schule […]. Und zum Leibwesen, dem schmalen Grad oder der an­gebotenen Wahre konnten wir uns auch beim besten Willen – obwohl derlei Ab­weichungen von Konrad Duden oder der sound­sovielten Rechtschreib­reform gewiss manchem Sprach­affinen unter Ihnen viel Freude bereitet hätte – nicht durch­ringen.

18. 10. 2017

: Codename „Walnuß“. Abendzeitung München, , nr. 240, s. 8, Stadtviertel
Nicht zum Schutz von Menschen, sondern zum Schutz der Rüstungs­produktion hat BMW den riesigen Klotz ab 1943 von Zwangs­arbeitern und KZ-Häft­lingen bauen lassen. Das Projekt hatte den Code­namen „Walnuß“ (im Deutsch vor der Rechtschreib­reform).

17. 10. 2017

: Deutschstunde: Ein recht flexibles Verb ist in diesen Text geweht. Hamburger Abendblatt (), , s. 2, Meinung
Häufig treffen wir auf die Bedeutung „etwas ver­sprechen, fest zusagen“: Ich versichere dir, dass die Rechtschreib­reform viele Er­leichterungen gebracht hat. Derjenige, der der Ver­sicherung Glauben schenken soll, wird dabei in den Dativ (3. Fall) gesetzt (dir, wem?). Fritz versicherte ihm bei seiner Freundschaft, dass er ihn stets unter­stützen werde. Früher wurde auch der Akkusativ gebraucht: Er ver­sicherte sie (wen?), dass er sie ewig lieben werde. Allerdings gilt der Akkusativ heutzutage in diesem Zusammen­hang als reichlich verstaubt.
: Deutschstunde: Als Kleopatra ihren Körper lasziv in Kurven bog. Berliner Morgenpost (), , s. 2, Meinung
… hätte Cäsar fast das Frage­zeichen erfunden, wenn er nicht vorher hinter­rücks ermordet worden wäre. […] Gehört das Frage­zeichen zu einer An­führung, dann steht es vor dem schließenden Anführungs­zeichen. „Wie geht es dir?“ Der Schluss­punkt entfällt. Folgt hingegen ein Begleit­satz, muss seit der Rechtschreib­reform immer ein Komma hinzu­gefügt werden: „Wie alt bist du?“, fragte er.

16. 10. 2017

: Begabung zum Menschsein. Neue Zürcher Zeitung (), , 238. jg., nr. 240, s. 10, Meinung & Debatte (1359 wörter)
Und dass die Lese- und Denk­schwächen von Kindern und Jugendlichen auch mit einer verheerenden Erleichterungs­didaktik zu tun haben, die von der un­seligen Rechtschreib­reform bis zur «Leichten Sprache» alles tut, um Bildung als ein an­spruchsloses Angebot für Anspruchs­lose zu installieren, sollte langsam ins all­gemeine Bewusst­sein rücken. Wer etwas für das Bildungs­wesen tun will, soll es mit solchen und ähnlichen Reformen ver­schonen.

13. 10. 2017

Ein Broiler und Lenin. Mitteldeutsche Zeitung, , s. 25, Ratgeber: Reise
Fahren Sie doch einfach mal an die Ostküste der Insel Rügen, nach Sassnitz. In jene […] ziemlich be­deutende Hafenstadt von MeckPomm, die bis zum 2. Februar 1993 noch Saßnitz hieß. Bis die Rechtschreib­reform dem 'ß' im Namen den Garaus machte.
: Grundschüler schlechter in Mathe und Deutsch. , , Schule
Bei einem bundes­weiten Test unter Grund­schülern haben sich die Viertklässler in Rechnen und Lesen deutlich ver­schlechtert. […] Bei den Tests wurde unter­sucht, ob die Viert­klässler die ge­forderten Mindest­standards erreichen. Bundes­weit trifft das im Bereich Lesen auf knapp 66 Prozent zu, beim Zuhören er­reichen gut 68 Prozent der Schülerinnen und Schüler die An­forderungen, bei der Ortho­grafie 54 Prozent. Dem­gegenüber stehen knapp 13 Prozent beim Lesen, 11 Prozent beim Zuhören und rund 22 Prozent beim Recht­schreiben, die den Mindest­standard verfehlen. […] Im Vergleich zur ersten Erhebung vor fünf Jahren haben sich die Werte im Bundes­durchschnitt teils deutlich ver­schlechtert […]. Für die Bereiche Zuhören und Ortho­grafie seien […] "signifikant negative Trends zu verzeichnen, die größer aus­fallen", so die Studien­macher.

6. 10. 2017

Die Kandidaten: Stephanie Scharfenberg (AfD), Wahlkreis 7, Wolfsburg. Wolfsburger Nachrichten, , s. 12, Wolfsburg
Wie kann unser Bildungs­system besser werden? [Scharfenberg:] Die Misere fing spätestens mit der Rechtschreib­reform an. Auch wurde größten­teils die Schreib- und Schön­schrift ab­geschafft, obwohl es er­wiesen ist, dass das ver­bundene Schreiben mit der Hand den Lern­effekt fördert. Aus diesem Grunde würde ich u. a. die Recht­schreibung und Schreib­schrift wieder stärken.

30. 9. 2017

: Noch ein Kampf um Rom. Die Presse, , s. V (45), Spectrum, Literatur
Lange bevor der erste Roman von Erwin Riess erschienen ist, waren sein Held und dessen Begleiter/ Widersacher bereits einer nicht ganz kleinen Leser­schar bekannt. Denn in Kolumnen diverser Zeit­schriften hat der Autor […] seinen Protagonisten Groll im Rollstuhl gegen die Windmühlen fehlender Barriere­freiheit, Ungerechtig­keiten, Rassismus, spezieller und allgemeiner Blödheit mit (nicht immer gezähmter) Wut ankämpfen lassen. […] Der Umstieg auf die Form des Krimis erzwang eine Änderung dieses Modells: Eine Story wurde gebraucht, viel Personal kam dazu, die Rolle des Dozenten verblasste zum manchmal nötigen Helferlein – er ging dabei sogar seines Familien­namens verlustig. Volles Licht auf Groll also: Betreiber der illegalen Lebens- und Vermögens­beratung „Ister“ mit Sprech­stunde bei einem trans­danubischen Heurigen; missiona­risches Faible für die Fluss­schifffahrt (besonders die der Donau); in seinen Auf­zeichnungen standhafter Verweigerer der Rechtschreib­reform in der Frage „ss statt ß“ […].

29. 9. 2017

: Aues was Rächt isch. «Mundart»-Kolumnistin Renata Burckhardt über Richtig und Falsch. (Der Bund), , Kultur
I myner letschte Kolumne han i über Hass gschrybe. Drufabe han i paar Läserbriefe mit Korrekture bercho – nid in­hautlech, nume be­träffend Rächt­schrybig. Zuegäh, bym Thema Hass hätt i mir in­hautlechi Reak­tione gwünscht. Aber nei, als würd Hass hie nid interes­siere! I söu nid «st» schrybe, sondern «scht». Aber vo ganz ächte, so richtig ächte Bärner Outore weiss i, dass sogar dr Kurt Marti einisch «scht» gschrybe heig, es angers Mau «st». […] E cheibe Sach, das mit dr Rächt­schrybig vo Mundart […].

27. 9. 2017

: Der Lerner darf die Suppe auslöffeln. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 225, s. 6, Briefe an die Herausgeber (441 wörter)
Die unsägliche Rechtschreib­reform der neunziger Jahre hat eine klaffende Wunde im ortho­graphischen Bewusst­sein hinterlassen, deren Auswirkungen bis heute ins­besondere Schüler zu spüren bekommen, da es ganz offen­kundig keine ein­heitliche Schreib­weise mehr gibt; wenn in Deutsch­büchern anstelle klarer Regeln nur noch "weiche" Emp­fehlungen aus­gesprochen werden, dann braucht sich niemand über sich mani­festierende Un­sicherheiten zu wundern, die dann wo­möglich in der Sekundarstufe als Lese- und Rechtschreib­schwäche (LRS) aus­gewiesen werden und als Vorwand dazu dienen, einen Freibrief für will­kürliche Schreib­weisen zu bekommen […].

25. 9. 2017

: Politisierte Sprache. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 223, s. 18, Briefe an die Herausgeber (269 wörter)
Auf die Idee, die National­sprache orthographisch zu reformieren, nur um den Kindern das Schreiben dieser Sprache zu er­leichtern, kämen Franzosen und Engländer nicht, obwohl bei ihnen die Differenz zwischen Aussprache eines Wortes und dessen Schrift­bild ungleich größer ist als im Deutschen.

Hier sind die ideen, auf die herr professor dr. Schnell nicht kommt: stichwort französisch, Spelling Society.

22. 9. 2017

: Heute falsch, morgen richtig. Zur Lage der deutschen Sprache. Neue Zürcher Zeitung, , 238. jg., nr. 220, s. 37, Feuilleton
Gut möglich, dass das so­genannte Vorfeld­komma irgendwann vom Duden legalisiert wird. Peter Eisen­berg be­obachtet, dass längere Sätze öfters mit einem Komma ab­getrennt werden, ein­fach so, damit sie etwas kürzer er­scheinen. Das ist unsinnig und falsch, aber das war anderes auch schon. Der Duden erlaubt seit 1996 den Deppen­apostroph und heisst den «gelegent­lichen Gebrauch» von Wendungen wie «Carlo's Taverne» gut. Das löste bei Kennern des guten Geschmacks Entsetzen aus. Aber Norm ist manchmal schlicht Mode.
: Und Helga hat doch recht. , , Wortewandel: Sprachkolumne
Alle Welt spottet über »Helga's Frisier­salon« und ähnliche Ver­wendungen des sogenannten Deppen­apostrophs. Zu Unrecht, wie unser Sprach­kolumnist weiß.
: Kreuzweise. Der Tagesspiegel (), , s. 11, Berlin
Auch wenn Berlin von Schweizer Ver­hältnissen noch weit entfernt ist - die plebiszitäre Bilanz kann sich sehen lassen: In den ver­gangenen 20 Jahren gab es acht Volks­initiativen. […] Es ging dabei um eher kuriose Anliegen wie die Rücknahme der Rechtschreib­reform in Berlin, um verkehrs­politische Groß­projekte wie die Förderung des Rad­fahrens oder um ein Nachtflug­verbot für den BER, wenn er denn einmal er­öffnet wird.

21. 9. 2017

: Missbrauchte Sprache. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 220, s. 6, Bildungswelten (1488 wörter)
Es begann mit der Neuregelung der Ortho­graphie. Warum eine der ein­fachsten europäischen Ortho­graphien über­haupt ver­ändert wurde, ist in­zwischen bekannt: Die Regierung Brandt war im Rahmen ihrer Politik des Wandels durch An­näherung auf der Suche nach Themen. Schon im Frühjahr 1973 hat Egon Bahr bei seinem Gegen­über Michael Kohl angefragt, wie die DDR zu einer Neu­regelung stehe. Das war Politik und hatte mit der Sache nichts zu tun.

Abgesehen von der interessanten tese, dass politik «mit der sache nichts zu tun» hat – haben die beiden politiker auch unseren 1924 gegründeten Bund für ver­einfachte recht­schreibung erfunden?

: Mein Deutsch, dein Deutsch. Der Tagesspiegel (), , s. 22, Wissen (1337 wörter)
Der „Bericht zur deutschen Sprache“ beschreibt Phänomene wie das Gender­sternchen und sterbende Dialekte. […] Die Linguistik betrachtet sich nicht als Sprach­polizistin, sie sieht es als ihre Aufgabe, die Sprache zu beschreiben: „Die letzte Norm­autorität ist aus dieser Sicht die Sprach­gemeinschaft selbst“, erklärte der Potsdamer Linguist Peter Eisenberg. „Es macht keinen Sinn, gegen den Sprach­gebrauch normativ an­zustinken.“ Eisen­berg hat gleichwohl ver­schiedene Phänomene gesichtet, die in der Öffentlichkeit Besorgnis erregen. So geht er, ein ent­schiedener Gegner der Rechtschreib­reform, davon aus, dass diese „dem Orthographie­unterricht quantitativ und qualitativ viel Wasser abgegraben hat“, was mit ein Grund für die nach­lassenden Rechtschreib­fähigkeiten bei Schülern sei. […] Auch geschlechter­gerechte Sprache („BäckerInnen“, „Bäcker_innen“ oder „Bäcker*innen“) lässt er nicht wie andere Linguisten als nützliche Innovationen der Sprach­gemeinschaft gelten.

18. 9. 2017

: Aktuelles Lexikon: Duden. Süddeutsche Zeitung, , s. 4, Meinung (191 wörter)
„Der Duden“ hat seit der grässlich ver­unglückten staatlichen Rechtschreib­reform von 1996 zwar nicht mehr das Rechtschreib­monopol, gilt aber im Zweifel immer noch als letzte Instanz.

17. 9. 2017

: Wenn Schlechtschreibung – pädagogisch verbrämt – zur Reform geadelt wird. , , Kolumnen
Eine der er­schreckendsten Er­kenntnisse: Nur ein knappes Drittel (31 Prozent) der Grund­schulen gibt an, dass man dort relativ viel Wert auf Recht­schreibung lege. […] Das habt Ihr nun davon, liebe Reformer. Ge­nerationen von Schülern habt Ihr als Versuchs­kaninchen miss­braucht und ins Schlecht­schreib-Nirwana geführt. Vor allem aber habt Ihr als wahrhaft große Klassen­kämpfer damit gerade die Kinder aus sozial schwächeren Schichten in deren Herkunfts­milieus ein­gesperrt. Tolle Reform.

Aha, die schüler werden als versuchs­kaninchen miss­braucht, indem sie in der schule die schul­ortografie anwenden müssen. Aber warum ist die internet­kolumne von pensionär Kraus in «schlecht­schreibung» abgefasst? Ist Kraus vielleicht ein versuchs­kaninchen in sachen obrigkeitshörigkeit?

15. 9. 2017

: Romantische Studien im Selbstversuch. Sebastian Krämer mit Liederabend bei der Schumann-Festwoche. Leipziger Volkszeitung, , s. 12, Kultur
Man könnte Sebastian Krämer, Wahl­berliner, Jahrgang 1975, Chansonnier, Träger des Deutschen Kleinkunst­preises und Meister des Poetry Slam, hier miss­verstehen und seine Worte als Ein­ladung zum Sich-Zurück­lehnen begreifen, um Spaß zu haben an seinen fetzigen Hits wie „Deutsch­lehrer“. Weil sie weder Harry Potter noch Bushido oder die Rechtschreib­reform ver­hindert haben, trifft sie des Sängers Zorn […].

13. 9. 2017

: So wenig achten Deutschlands Lehrer auf Rechtschreibung. , , Leben und Lernen
Wie Grundschüler am besten Recht­schreibung lernen, ist umstritten. Nun zeigt eine Studie: An den meisten Schulen zählt die korrekte Schreib­weise in den ersten Jahren kaum - und es kommt auch aufs Bundes­land an. […] Und dabei geht es […] vor allem um die Ein­stellung: Wie viel Wert wird auf Recht­schreibung gelegt? Um das heraus­zufinden, hat der Forscher im Früh­jahr 2015 eine bundes­weite Umfrage an Grund­schulen durch­geführt. Diese erschien in dieser Woche in Wolf­gang Steinigs Buch "Grundschul­kulturen: Pädagogik - Didaktik - Politik" und liegt dem SPIEGEL vor. […] An knapp 60 Prozent der befragten Schulen spielt Ortho­grafie zumindest zu Beginn der Grundschul­zeit kaum eine Rolle.

12. 9. 2017

: „Rechtschreibung muss sich immer am Alltag orientieren“ – Hupen wird erstes Wort mit drei „H“. , , Kultur (satire)
Über 20 Jahre sind seit der Rechtschreib­reform vergangen. Während all der Jahre stand die Sprache natürlich nicht still […]. Früher war das ‚Hupen‘ ein kurzer Vorgang […]. Aber die Bedeutung des HHHupens hat sich verändert. […] Der Rat für deutsche Recht­schreibung folgt damit auch einer Studie der inter­nationalen Akkustiker­vereinigung TuBa.

11. 9. 2017

Kai Spitzl: «Systemfehler Globalisierung». Aargauer Zeitung, , s. 28, Fricktal, Agenda
Kabarett. Die Welt gerät immer weiter aus den Fugen – alte Gesetzmässig­keiten und Werte scheinen nicht mehr zu greifen. […] Klima­wandel, Rechtschreib­reform, Horst Seehofer – die letzten Jahre waren auch für ihn kein Zucker­schlecken. Also macht Spitzl sich an die Arbeit, räumt auf, analysiert und eliminiert einen System­fehler nach dem anderen […].

6. 9. 2017

: Marienberg-Gymnasium: "Was halten Sie von G 9, Herr Burdich?" (Rheinische Post), , Rhein-Kreis, Stadtgespräch
[…] sie wollten von Schulleiter Josef Burdich hören, wie er die Entscheidung der neuen Landes­regierung beurteilt, vom Schuljahr 2019/20 an Gymnasiasten wieder in neun Jahren zum Abitur zu führen. Die Statements, die er Marie Panzer und Clara Plewe in einem Interview für die Schüler­zeitung gab, waren deutlich. […] Die 1990er Jahre, sagt er, seien bildungs­politisch ruhig verlaufen. "Lediglich mehrere kurzlebige Rechtschreib­reformen trieben die Schulbuch­verlage in die Verzweiflung."

5. 9. 2017

: Deutschstunde: Nicht alles ist falsch, was wie falsch aussieht. Hamburger Abendblatt (), , s. 2, Meinung (626 wörter)
Ist die neue Recht­schreibung leichter als die alte? Auch die Reform hat ihre Tücken, aber sie ist systematischer. […] Zur Ein­führung der Reformschreib­weise in den Medien hatte ich im Juli 1999 im Abendblatt ein Rechtschreib­quiz nach alter Norm gebastelt. Es bestand aus 40 einzelnen Aus­drücken und Fügungen, hinter denen zwei Kästchen standen, eins für richtig, eins für falsch. Die Leser sollten also nur jeweils ein Kreuz machen, ob die Schreib­weise nach den Regeln des Jahres 1901 richtig oder falsch sei. Das höchste Gebot waren acht Richtige, doch alle 40 Beispiele waren nach damaliger Norm richtig – nur hatte es niemand geglaubt.

30. 8. 2017

: Brauchen wir Ärztinnen und Ärzte? St. Galler Tagblatt (), , s. 2, Meinung, Ansichten
Noch problematischer dürfte der Vorschlag sein, männliche und weibliche Form etwa von Personen­bezeichnungen im Wort­innern durch das grosse I (Ver­käuferInnen), durch die Klammerung (Verkäufer(innen) oder durch den Schräg­strich (Verkäufer/innen) kenntlich zu machen. Der Nachteil liegt auch da auf der Hand: Rein ortho­grafische Neutrali­sierungen lassen sich zwar schreiben, aber nicht sprechen.

29. 8. 2017

: Da flattert einem doch die Manchesterhose. Frankfurter Allgemeine Zeitung (), , s. 10, Literatur und Sachbuch (1114 wörter)
Was lernt man eigentlich aus der groß angekündigten jüngsten Auflage des „Duden“? […] Ein großer Teil der neuen Wörter gelangt nur wegen ihrer öffentlichen Re­sonanz, nicht etwa aus ortho­graphischen Gründen, in den Duden: Wie „Kopftuch­streit“, „Lügen­presse“ oder „Schmäh­gedicht“ ge­schrieben werden, weiß schließlich jeder, der die Bestand­teile dieser Zusammen­setzungen schreiben kann. […] Sollte man sich den neuen Duden an­schaffen? Wer ein Wörter­buch besitzt, das in den ver­gangenen zwölf Jahren erschienen ist und die Revisionen der Orthographie­reform durch den „Rat für deutsche Recht­schreibung“ be­rücksichtigt, kann darauf ver­zichten. Die wenigen aktuellen Änderungen in der Ortho­graphie – wer „Majonäse“ statt „Mayonnaise“ oder „Anschovis“ statt „Anchovis“ schreibt, verletzt ab sofort die amtlichen Regeln – sind marginal und kaum relevant.

27. 8. 2017

: Zeichenwende. Der Tagesspiegel, , s. S3, Gesellschaft
Ein öster­reichischer Grafik­designer hat 30 Ergänzungen zu . ! ? entwickelt. […] Spezielle, dem Ausrufe- oder Frage­zeichen gleich­gestellte Symbole für Ironie, Ab­lehnung oder Skepsis geben eindeutig an, wie ein Satz gemeint ist. […] Goethe verwendet Punkt und Komma noch nach Gut­dünken. 1876 gibt Konrad Duden zwar seinen „Versuch einer deutschen Interpunktions­lehre“ heraus, eine amtliche Leit­linie wird aber tat­sächlich erst 1996 an­lässlich der Rechtschreib­reform ver­öffentlicht. Neue Zeichen führt jedoch auch diese nicht auf.

22. 8. 2017

: Sie scheren sich nicht um Rechtschreibung. (St. Galler Tagblatt), , St. Gallen, Gossau & Rorschach
Wer heute einen Coiffeur­geschäft eröffnet, braucht nicht nur ein Faible für gerade Schnitte, sondern offenbar auch ein solches für schräge Sprach­spiele. […] Kreativ, zumindest dem Namen nach, ist auch der Gossauer Coiffure Creativ. Während sie sich mit Kreativität brüsten, stellt sie der Wald­kircher Salon KreHaartiv sogleich unter Beweis. […] Bei diesem bunten Mix aus Gross- und Klein­buchstaben dürften Sprach­puristen die Haare zu Berge stehen […]. Nach dem gleichen Muster geht auch die heARCHITEKTin aus St. Gallen vor, die nicht das Haar in ihrem Namen verewigte, sondern vielleicht den Umstand, dass sie gut zuhören kann? Auch der Fris-ör in St. Gallen oder Gwafför in Engelburg scheren sich nicht um Rechtschreibe­regeln.

18. 8. 2017

: Tüddelkram im Duden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 191, s. 27, Briefe an die Herausgeber (258 wörter)
Die Duden-Mitarbeit bei der Rechtschreib­reform war eine Katastrophe. Theodor Ickler: „Ungezählte Barbarismen bei Getrennt­schreibung — miß­handelte Grund­regeln der Sprache“; Wolf Schneider: „Vor­sicht vor dem Duden!“

17. 8. 2017

: Übrigens ... Passauer Neue Presse, , nr. 188, s. 21, FRG - Regional
... gibt es doch immer wieder ein paar Leute, die uns etwas über­stülpen, das wir gar nicht haben wollen! […] Los ging es schon mit der „unbedingt not­wendigen“ Rechtschreib­reform. […] Und nun eröffnen die Redakteure des „Duden“ eine neue Runde.

16. 8. 2017

: Sieg über die „Ottographie“. Die Welt (), , nr. 190, s. 22, Feuilleton (1039 wörter)
Beim Kampf um die Recht­schreibung hatte Konrad Duden einen scheinbar unbesiegbaren Gegner: Otto von Bismarck. […] Er hatte Deutschland geeinigt. Aber die Recht­schreibung wollte er nicht ver­einheitlichen. Wenn es nach Otto von Bismarck gegangen wäre, hätte im 1871 ge­gründeten Reich jeder weiter schreiben können, wie er wollte – und die Österreicher und Schweizer sowieso.

12. 8. 2017

: Bei welchem Wort brauchen Sie den Duden? (Rheinische Post), , NRW, Städte, Dinslaken
Wir haben bekannte Persönlich­keiten gefragt, bei welchem Wort sie noch das Standard­werk des berühmten Weselers Konrad Duden verwenden. […] "Porte­monnaie": Bei Wörtern wie "Portemonnaie" schaue ich immer wieder nach, wie die Empfehlung des Dudens aussieht. Da hat die Ver­einfachung der Schreib­weisen, die ein­geführt und dann teilweise wieder zurück­genommen wurde, für einige Verwirrung gesorgt. […] Sabine Friemond-Kund, Inhaberin Buch­handlung Lesezeit! in Voerde.

9. 8. 2017

Konrad Duden: Wie ein Wust Wörter zum Bestseller wurde. (Bayerischer Rundfunk), , Wissen
Bis 1996 war das Wörter­buch in der Bundes­republik für die Schrift­sprache maßgebend. Mit der Rechtschreib­reform wurde dieses Monopol ge­brochen: Seither werden richtige und mögliche Schreib­weisen durch die amtliche Regelung bestimmt und auch von anderen Verlagen unters Volk gebracht.
: Bei welchem Wort brauchen Sie den Duden? Rheinische Post, , 72. jg., nr. 183, s. C2, Wesel
Wir haben bekannte Bürger gefragt, bei welchem Wort sie noch das Standard­werk des berühmten Weselers Konrad Duden verwenden. […] Sebastian Hense, stell­vertretender Schul­leiter am Andreas-Vesalius-Gymnasium und Vorsitzender der CDU, schlägt häufiger im Duden nach. „Auch wenn sich die Recht­schreibung leider ändert und die Frage, ob das sinnvoll ist, meist un­beantwortet bleibt, der Duden kennt die Lösung. […]“ Seine Kollegin Karen Schneider vom Konrad-Duden-Gymnasium beobachtet, dass ins­besondere die mit der Rechtschreib­reform vor der Jahrtausend­wende eingeführte Möglichkeit zweier Schreib­weisen oft zu Ver­wirrung führt.

8. 8. 2017

: Keine schriftbildliche Vereinheitlichung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 182, s. 6, Briefe an die Herausgeber (260 wörter)
Nach der "Logik" des Leserbriefs könnten wir auch andere Besonder­heiten unserer Sprache ausmerzen, zum Beispiel die Schreibung der Umlaute ä, ö und ü, die schließlich ebenso problem­los durch ae, oe und ue ersetzt werden könnte. Ich finde es tröstlich, dass die in vieler Hinsicht miss­lungene Rechtschreib­reform wenigstens vor dem ß halt­gemacht und ihm ebenso wie dem ss eine klare Funktion in Bezug auf die Aussprache zugewiesen hat.
: 5000 neue Wörter im Duden: Was ist „das Gender“? , , Feuilleton
Wir müssen nicht mehr „Majonäse“, „Frotté“ oder „Ketschup“ schreiben, diese hässlichen Ein­deutschungen gelten ab sofort wieder als falsch. […] Wer vergessen hat, wie „Mayonnaise“ schon immer ge­schrieben wurde, kann danach ab sofort im neuen Duden suchen, der am Mittwoch erscheint.

Um «Mayonnaise» zu suchen, muss man den neuen duden nicht kaufen; es steht so in sämtlichen 27 auflagen. (Nicht aber bei Mackensen 1968.) Musste die bedauerns­werte FAZ-mitarbeiterin wirklich «Majonäse» schreiben? Wir sind in der glücklichen lage, dass wir gar nichts müssen. Da wir weder auf der gehaltsliste der Frankfurter All­gemeinen Zeitung stehen noch zur schule gehen, ist für uns «majonäse» nach wie vor nicht falsch. – Die geschichte der «hässlichen ein­deutschung» (!) «Frotté» sieht so aus: 1934 nur «Frottee», 1947 «Frottee» mit verweis unter dem zu vermeidenden «Frotté», 1967 nur «Frottee», 1991 (also vor der reform) «Frottee, österr. u. fachspr. auch Frotté», 1996 «Frottee, auch Frotté», 2009 2 lemmata «Frotté» und «Frottee», 2017 nur «Frottee».

: „Duden“ adelt Fake-News, das Facebooken und den Flexitarier. Die Presse (), , s. 19, Feuilleton
Alle drei bis vier Jahre wird der „Duden“ aktualisiert, mit 145.000 Stichwörtern ist er nun so umfang­reich wie nie zuvor, enthält rund fünfmal so viele Wörter wie das „Vollständige Ortho­graphische Wörter­buch“, das der deutsche Gymnasial­lehrer Konrad Duden im Jahr 1880 herausgab. Er wollte die Recht­schreibung ver­einheitlichen, was ihm mit seinem sehr erfolgreichen Wörter­buch auch gelang. […] Nur mit einem Wunsch konnte sich Konrad Duden nie durchsetzen: Er lehnte die Groß­schreibung als unnötige, „ver­dummende“ Lern­anstrengung ab.
Interview mit Dr. Kathrin Kunkel-Razum, Leiterin der Dudenredaktion, zur 27. Auflage des Rechtschreibdudens. , , Über den Rechtschreibduden
Es sind vor allem zwei Änderungen, die das amtliche Regel­werk betreffen: Das wird so­zusagen erwachsen, also auch als Groß­buchstabe zugelassen. […] Darüber hinaus hat der Rat für deutsche Recht­schreibung fest­gestellt, dass manche Adjektive in bestimmten festen Fügungen sehr häufig groß­geschrieben werden, obwohl bisher nur die Klein­schreibung zugelassen war.

4. 8. 2017

: Auch ohne ß. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 179, s. 25, Briefe an die Herausgeber
Es ist sehr bedauer­lich, dass das „ß“ bei der letzten Rechtschreib­reform nur zurück­gedrängt, aber nicht auf­gegeben wurde.

3. 8. 2017

: Wie man die Demokratie zerstört. (Jan Deichmohle), , Feminismus
Dieses Prinzip des kollektiven Ignorierens des Wähler­willens durch eine etablierte, sich ständig weiter fest­setzende und fest­fahrende politische Kaste dehnte sich immer weiter aus, wurde zu einem systemati­schen Fehl­prinzip. Unter anderem betraf es auch die zu Anfang von einer breiten Mehrheit abgelehnte Rechtschreib­reform, die von Experten als dümmlich und unlogisch angesehen wurde. Am Ende wurde sie nur deshalb trotz Scheiterns nicht zurück­genommen, weil das ein Eingeständnis des Irrtums und Versagens gewesen wäre. Die Entscheidung wurde aus­gesessen, bis sich alle, ein­schließlich vieler Kritiker, an die neue Schreibung gewöhnt hatten, die schlechter war als die vorherige. Damals schrieb die FAZ, das Vorgehen der Regierung sei wie ein Menetekel: Wenn eine schlechte Reform so durch­gezogen werden und so schlecht regiert werde in dieser Frage, dann sei zu befürchten, daß wir auch in anderen Fragen genauso schlecht regiert würden wie in Sachen Rechtschreib­reform. Dies war ein geradezu prophetischer Satz. Genau so kam es.

2. 8. 2017

: Bundestagswahl: Noch 53 Tage. Die Welt (), , s. 3, Forum
Mir schwebt ein anderes System vor […]. Die Kriterien wären das Alter, der öko­logische Fuß­abdruck und die soziale Parti­zipation. Die Jungen, sagen wir von 18 bis 35, hätten drei Stimmen, die Mittleren von 31 bis 60 hätten zwei, und die Senioren ab 61 hätten eine Stimme. […] Für die kommende Wahl wird die Zeit nicht mehr reichen, aber in vier Jahren wird wieder gewählt. Bis dahin sollte nicht nur die Rechtschreib­reform reformiert, sondern auch das Wahl­recht neu kon­zipiert werden.

Für die rechtschreibreform, die in Broders satire etwas unmotiviert auftaucht, wäre ein solches system bestimmt nicht schlecht (stichwort generation).

1. 8. 2017

: Wenn das Komma zur Überlebensfrage wird. Zehn Jahre Rechtschreibreform. , , Panorama
Ebenfalls ruhig bleibt bei dem Thema Lutz Kuntzsch von der Gesellschaft für deutsche Sprache. "Wir haben ganz andere Probleme mit der deutschen Sprache", sagt er. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihm die "verschwurbelte Behördensprache". Ihre Un­verständlichkeit habe bisweilen weitreichende Folgen. So blieben Kommunen beispiels­weise auf Förder­geldern sitzen, "weil die Menschen die Anträge nicht verstehen können und dann lieber auf die ihnen zustehende Unter­stützung verzichten, als das Behörden­deutsch zu enträtseln", sagt Kuntzsch. Der Rechtschreib­reform aber könne man diesen Miss­stand nicht in die Schuhe schieben.
10 Jahre Rechtschreibreform: Haben wir uns daran gewöhnt? , , Wissen
Ob sich die Reform bewährt hat, ob die deutsch­sprachigen Menschen die Änderungen ver­innerlicht haben und ob noch mehr verändert werden soll, weiß Kerstin Güthert, die Leiterin der Geschäfts­stelle des Rats für deutsche Recht­schreibung.
: unten links. Neues Deutschland (), , s. 1, Kommentare (127 wörter)
Als heute vor zehn Jahren die über­arbeitete Rechtschreib­reform in Kraft trat, lagen sich die Deutschen vor Freude weinend in den Armen, es wurden Deutschland­fahnen geschwenkt und der Kognak – nicht etwa der »Cognac« – floss in Strömen!
: Neue Regeln, alte Probleme: Die Krux mit der Rechtschreibung. , , Ausland
Seit zehn Jahren gilt die Rechtschreib­reform in allen Schulen - und sorgt weiter für Verwirrung. Wann gilt die alte und wann die neue Schreib­weise? […] Unter­dessen hat der "Rat für Deutsche Recht­schreibung" längst weitere Korrekturen an der reformierten Reform vor­genommen. […] Wieder erlaubt ist die Groß­schreibung etwa bei "Goldene Hochzeit" oder "Technischer Direktor" neben der Klein­schreibung.

Nicht «wieder», sondern neu.

: Mit Fosfor geht kein Licht auf... , , leserkommentare
Die Rechtschreib­reform ist ein Parade­beispiel dafür, wie eine Reform aus etwas etabliertem (nicht unbedingt perfektem, aber leidlich funktio­nierendem) ein heil­loses Chaos macht, wenn Leute daran herum­pfuschen (meinet­wegen auch herum pfuschen), die keine Ahnung von der Um­setzbarkeit ihrer möglicher­weise trotz offen­sichtlicher Parteiideologie gut gemeinten Ideen haben.
: Das Ende der Ordnung. , , leserkommentare
Das Verhalten offizieller Stellen ist irritierend. In der Stadt Zürich wechselte man sofort das Schild der Gemsen­strasse. Sie heisst seither Gämsen­strasse, was man, so leid es mir tut, anders aus­spricht. Wenige Jahre später hob die selbe Instanz die Glattal­bahn (Durchs Tal der Glatt) aus der Taufe, die nach der neuen Ordnung eigentlich Glatttal­bahn ge­schrieben werden müsste.

So leid es uns tut, gemse, gämse, bremse und nässe werden gleich ausgesprochen: [ɛ]. Zu Glattal: Verwirrung im Glattal und Glattalbahn.

: reform der rechtschreibung. , , leserkommentare
wie wäre es einfach die groß­schreibung ab­zuschaffen? ... ein einfaches ding, ohne irgend­welche große regel­änderungen und unsere kinder hätten in der schule ein problem weniger!
: Die Reform war sogar noch zu halbherzig. , , leserkommentare
Kreationen wie "ph" haben in der deutschen Sprache nichts mehr zu suchen […]. Warum schreibt man "verrückt" und nicht "ferrückt" - phonetisch das selbe.

8. 2017

: Sprache als Schlüssel zum Wissen. Akzente; das Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich (), , 24. jg., nr. 3, s. 10 bis 15, Schwerpunkt Deutsch, Leitartikel (1718 wörter)
Im Deutsch­unterricht verdrängten authentische Schreib­anlässe mit Lebenswelt­bezug die an grammati­kalischen Normen und Repetition orientierte Wissens­vermittlung. Verworfen wurde auch die Annahme, dass lediglich eine einzige korrekte Sprache existiere. […] Die Abkehr von einem normativen Sprach­verständnis schlug sich auch in den Rechtschreibe­reformen zwischen 1996 und 2006 nieder, die neu für bestimmte Wörter ortho­graphische Varianten zulassen. Dass einige Wörter auf verschiedene Arten geschrieben werden können, während es bei anderen nur eine richtige Schreib­weise gibt, erweckt den Eindruck, dass Recht­schreibung ver­handelbar sei, und wurde von vielen keines­wegs als Erleichterung für den Grammatik- und Ortho­graphie-Erwerb eingeschätzt.

Recht­schreibung ist ver­handelbar!

: «Ich hatte als Schüler eine Buchstaben-Manie.» Akzente; das Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich (), , 24. jg., nr. 3, s. 16 bis 18, Schwerpunkt Deutsch, Interview
Der Schrift­steller Pedro Lenz entwickelte dank seiner Zweisprachigkeit früh ein ausgeprägtes Sprach­bewusstsein. In Mundart kann er die sprachlichen Eigen­heiten eines Milieus besser be­schreiben als auf Hochdeutsch. Aus Angst vor Fehlern auf Mundart auszuweichen, hält er aller­dings für keine gute Idee. […] Mundart liegt generell im Trend […]. Woher kommt das? [Lenz:] Ein Grund, weshalb in Chats und SMS Mundart benutzt wird, ist die Be­quemlichkeit. Man will sich auch nicht blamieren, etwas falsch zu schreiben. Das ist ein grosses Problem. Ich kenne Erwachsene, die machen in einem Mail zehn Orthographie­fehler. Sie sind sich dessen bewusst und zeigen das Mail jemandem, wenn es wichtig ist. Sonst schreiben sie eben in Mundart. […] Dass so viel in Mundart ge­schrieben wird, ist per se zwar keine schlechte Ent­wicklung. Der Grund dafür ist aber be­denklich.

Ja, be­denklich. Es sollte uns zu denken geben bezüglich der brauchbarkeit der deutschen rechtschreibung.

28. 7. 2017

: Wohin mit dem großen ß? , , Weblog, Know-How
Laut des Deutschen Instituts für Normung (DIN) diskutierten ins­gesamt 20 Experten über die best­mögliche Position des großen ß.

24. 7. 2017

: Gnadenschuss für Grislibären. Profil , , 48. jg., nr. 30, s. 64 bis 67, Wissenschaft (1904 wörter)
Der Rat der deutschen Recht­schreibung hat kürzlich die deutsche Ortho­grafie sanft reformiert. Wo aber versteckt sich das große scharfe ß auf der Computer­tastatur? Ist „Mayonnaise“ wirklich besser als „Majonäse“? Und warum dürfen wir nicht mehr „Roulett“ spielen? 16 Fragen zum heiklen Job der Sprach­polizei. […] „Majonäse“, „Frotté“, „Joga“: Wer entscheidet darüber, welche Schreib­weisen erlaubt sind beziehungs­weise verboten werden? Im Prinzip wiederum die All­gemeinheit. Schreibt der Greißler in Worms „Frottee“ oder „Frotté“ auf die Anschlag­tafel? Verwenden deutsch­sprachige Medien „Yoga“ oder das ein­gedeutschte „Joga“? Bieten Lokale auf der Speise­karte „Mayonnaise“ oder „Majonäse“ an?

Aha, die eine schreibung ist «erlaubt», die andere «verboten» – und dann schaut man, welche verwendet wird …

2017-07-23

Schreibt man Joghurt jetzt mit oder ohne h? Bild am Sonntag, , 64. jg., nr. 30, s. 32, Leben (118 wörter)
„Im Zuge der Rechtschreib­reform wurde neben Joghurt auch die Schreib­weise Jogurt zu­gelassen. Apropos: Die neue Schreib­variante lehnt sich an die heutige türkische Schreibung an […].“
: Sexualkunde in Schulen: Was Kinder lernen sollten. , , Feuilleton
Erziehungsrecht der Eltern und Erziehungs­auftrag des Staates stehen gleich­berechtigt nebeneinander. Aber was passiert, wenn die Schule etwas lehrt, das den Eltern missfällt […]? Ein „Fluß“ sollte ein „Fluss“ sein, ein „Stengel“ ein „Stängel“. Auch hier forderten Eltern: Diesem Unsinn darf unser Kind keinen Tag ausgesetzt sein […]. Nimmt man die Gleich­berechtigung von Staat und Eltern ernst, lautet die pragmatische Lösung: Dann lernen die Kinder in der Schule die neue und zu Hause alte Recht­schreibung. Es steht Eltern frei, ihren Kindern zu sagen, dass sie Dinge anders sehen als ihre Lehrer. Die Kinder mag das verwirren. Aber es bereitet sie auf das Leben vor, in dem es selten absolute Wahrheiten gibt, in dem sie selbst entscheiden können und müssen. So pragmatisch sah es das Bundesverfassungs­gericht: Schule und Eltern brauchen sich nicht einig zu sein; jeder kann seine Agenda verfolgen. Es betrachtete die Rechtschreib­regeln allerdings als „wertfreie Wissens­vermittlung“, die nicht ein ganzes Erziehungs­konzept durch­kreuzen können. Deshalb unterwarf es sie nicht einmal dem Vorbehalt des Gesetzes, nach dem in der Demokratie alle wesentlichen Dinge das Parlament regeln muss. Diese Lösung lässt sich auf den Sexual­kunde-Fall übertragen – auf den Teil, in dem es auch hier um „wertfreie Wissens­vermittlung“ geht. […] Hierfür gilt das Gleiche wie für die Rechtschreib­regeln: Der Staat bestimmt, wann die Kinder in der Schule von Sex hören und wie sie das Wort schreiben. Damit müssen Eltern leben, auch wenn sie die Dinge anders sehen. […] Ein Schul­gebet vermittelt kein „wertfreies Wissen“, sondern eine Glaubens­wahrheit. Anders als Rechtschreib­regeln kann das ein elterliches Konzept auf den Kopf stellen. Überraschender­weise ließ sich aber auch dieser Konflikt so lösen, dass alle Konzepte gleich­berechtigt nebeneinander­stehen […]. Nicht nur Eltern und Schule können unter­schiedliche Entwürfe verfolgen, sondern auch Eltern unter­einander. Es ist unmöglich, dass die Schule allen Wünschen aller Eltern Rechnung trägt. Schon deswegen darf und muss sie ihren eigenen Plan verfolgen.

19. 7. 2017

: Am Thron wurde auch in Uri nicht gerüttelt. Urner Wochenblatt, , s. 2
Im Juli 1902 hat die Urner Regierung beschlossen, dass auch in Uri die neue Ortho­grafie nach Duden gilt. […] 1996 erfuhr die deutsche Recht­schreibung eine um­fassende Reform. Die Dis­kussionen waren gross und dauern teil­weise bis heute an. Gut 100 Jahre davor war das nicht anders.

17. 7. 2017

: Auf seinem HÜGEL steht und siegt der Waldemar. Die Welt, , s. 8, Politik
Die AfD holte mit Waldemar Birkle in Pforzheim ihren deutschen Spitzen­wert: 54,2 Prozent. Jetzt will der Spät­aussiedler in den Bundestag. […] Waldemar Birkle […] hat über ein Viertel­jahrhundert in Deutsch­land verbracht, das sind zwei Weltmeister­titel und eine Rechtschreib­reform, das sind acht Jahre Helmut Kohl, sieben Jahre Gerhard Schröder und auch schon zwölf Jahre Angela Merkel. Es ist eine Zeit, in der ihm dieses Land erst vertraut und dann un­heimlich geworden ist.

11. 7. 2017

: Deutschstunde: Wenn morgens das Geschlecht ausgewürfelt wird. Berliner Morgenpost (), , s. 2, Meinung
Wie trennt man Eisenach?, fragt eine Leserin. Eigentlich Eisen|ach, denn der zweite Bestand­teil -ach ent­spricht einem alten Wort für „Gewässer, Fluss“. Da diese Kenntnis aber nicht sehr ver­breitet ist, darf seit der Rechtschreib­reform auch nach Sprech­silben getrennt werden: Eise|nach.

10. 7. 2017

: Es ist schon unglaublich, was da hochdotierte Personen so zusammenbringen. , , Leserbriefe
Für den viel­beschworenen gesunden (semantischen) Menschen­verstand war eine goldene Hochzeit mit goldener Hochzeits­kutsche schon allein durch die Groß­schreibung des Adjektivs von der 50-jährigen Goldenen Hoch­zeit zwingend zu unter­scheiden.

9. 7. 2017

8. 7. 2017

: Warum gibt es das ß, Herr Professor? Die Welt, , s. 29, Die literarische Welt (1852 wörter)
Seit er 1986 seinen „Grundriss der deutschen Grammatik“ ver­öffentlichte, gilt Eisenberg als die größte Koryphäe für Bau und Funktions­weise des Deutschen. Nun hat er ein schmales Buch mit dem Titel „Deutsche Ortho­grafie: Regel­werk und Kommentar“ geschrieben, mit dem er versucht, die immer noch offenen Wunden der Rechtschreib­reform zu heilen.

Stellungnahme: Es muss nicht sein, wie es ist.

6. 7. 2017

: Rechtschreibung – hier sind die neuen Regeln 2017. , , Richtig schreiben
Bei der Eindeutschung von Fremd­wörtern wurde zurück­gerudert. […] Der Rechtschreib­rat hat be­obachtet, dass sie sich nicht durchsetzen […]. Des­wegen hat er etliche dieser Schreibungen […] entfernt. So ganz konse­quent war er dabei aber nicht […]. Naja, da hat der Rechtschreib­rat halt auch in Zukunft noch etwas zu tun, bis er die Malaise mit der Polonäse erledigt hat …

5. 7. 2017

: Endlich wieder ein wichtiges Problem: Das "ß" als Großbuchstabe. (Salzburger Nachrichten), , Meinung, Kolumne, HEVI
Übrigens, seit mit der Rechtschreib­reform der Konjunktion "daß" das "ß" weggenommen und durch ein "ss" ersetzt wurde, hat sich die Zahl der Ver­wechslungen des Binde­worts "dass" mit dem be­züglichen Fürwort "das" potenziert. Darüber freuen sich höchstens die Korrektoren, deren Jobs damit zu­sätzlich un­verzichtbar geworden sind.

4. 7. 2017

: Deutschstunde: Wie ein Buchstabe das Sommerloch füllen soll. (Berliner Morgenpost), , Kolumne
Dieses Sommer­loch wurde in den Zeitungen bis vor wenigen Jahren stets mit dem Ungeheuer von Loch Ness überbrückt, das angeblich wieder einmal ge­sichtet worden war. Seit 2008 hat das große Eszett das schottische Fabel­tier abgelöst.
: AfD stellt Kulturprogramm vor: Ein Kessel Besorgtes. Rhein-Zeitung, , s. 25, Kultur
[…] Präsentation des Kultur­programms der rhein­land-pfälzischen AfD in Koblenz […]. Was die ständig beschworene deutsche Leitkultur sein soll: Das bleibt im Programm wie auch am Abend schwammig. Dafür wird ein Ein­topf serviert, der zusammen­kocht, was besorgte Bürger umtreibt oder um­treiben könnte. Man sollte etwa – nach 20 Jahren – erwägen, die Rechtschreib­reform wieder ab­zuschaffen. Schließlich versuche diese, Sprache von oben nach unten zu ändern, und nicht, wie es der Duden einst­mals begonnen habe, dem Volk aufs Maul zu schauen. Eine gewagte These.

3. 7. 2017

: Mit neuen Regeln zurück zum letzten Stand. Märkische Allgemeine, , s. 8, Brandenburg/Berlin, Leserbriefe (99 wörter)
Die letzte Rechtschreib­reform hat auf jeden Fall eines bewirkt: Dass selbst ehemals sehr gute Deutsch­schüler heut­zutage unsicher sind, was denn nun in Sachen Inter­punktion und Schreib­weise eigentlich richtig ist.

2. 7. 2017

: Walk of Häme. Die Presse (), , s. 40, Menschen
Es erhärtetet sich der Eindruck, dass Recht­schreibung zu jenen Kultur­techniken zählt (wie Handschrift, das Alphabet als Ordnungs­einheit zur Systema­tisierung, Archivierung und Suche etwa in Lexika, Telefon­büchern, Zettel­kästen, Wörter­büchern und das schrift­liche Kommunizieren in voll­ständigen Sätzen), denen bis vor Kurzen in der Bildung noch ganze Auf­merksamkeit galt, die aber nun rasant an Bedeutung verloren haben. Was wir weder beklagen noch begrüßen, sondern nur als Tatsache fest­stellen.

1. 7. 2017

: ẞ, ß. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 150, s. 11, Feuilleton
Aber konnte sich der Rat für deutsche Rechtschreibung nach all dem Unsinn, den er in den vergangenen Jahr­zehnten auf seinem Feld angerichtet hat (nicht zuletzt beim Umgang mit dem Buch­staben ß), nicht wenigstens die Mühe machen und einen winzigen Teil jener sechs Jahre, die seit der vor­herigen Neu­regelung der Schlecht­schreibung vergangen sind, auf Fragen von Typo­graphie verwenden? Der Auftrag an einen Schrift­gestalter, die amtliche Ein­führung eines großen ß, Eszett oder scharfen S durch einen ge­eigneten Druck­buchstaben zu ergänzen, der nicht aussieht wie der kleine – das wäre eine Tat gewesen! Doch der Rat hat wieder eine Untat begangen.
: Ansichtssache: Wortgewalt. Mitteldeutsche Zeitung, , s. 1
Das Internet hat Platz für alles, auch für Dämliches. Und nun wohl auch für das große 'ß', das man wahr­scheinlich so dringend braucht wie grünen Ketschup.
: Plutos Rache: Das Big Es. (Mittelbayerische Zeitung), , Neumarkt
Der Neumarkter Rechts­anwalt Geedo Paprotta beschäftigt sich mit dem neuen Star der Rechtschreib­reform. […] Es gibt einen neuen Buch­staben in unserem Alphabet! […] Aber sicher fragen Sie sich: Wer ent­scheidet denn sowas? Das Zauber­wort lautet „Rechtschreib­reform“ […]. Sie finden, es sei eine Unver­schämtheit, dass der Staat uns Buch­staben vor­schreibt? Dann lesen Sie das Urteil des Verfassungs­gerichts, Az. 1 BvR 1640/97.
: So kam dem Föhn einst das „h“ abhanden. Bezeichnung für Haartrockner angelehnt an Begriff für warmen Fallwind. Neue Osnabrücker Zeitung, , s. 26, Gut zu wissen
Fön oder Föhn? Vor der Rechtsschreibreform 1996 musste man sich über diesen Unterschied in der Schreib­weise noch Gedanken machen: Es ging um die Ent­scheidung, ob man den Haar­trockner oder den warmen Fallwind meinte.

30. 6. 2017

: Schluss mit dem Klein-Klein! Der Rat für deutsche Rechtschreibung sagt: Das Eszett ist jetzt auch groß. Hamburger Abendblatt (), , s. 1
WIR HABEN ES ZWAR NOCH NICHT, ABER DAS ESZETT GIBT ES NUN ALS GRO_BUCH­STABEN.
: Das ß wird groß. Der Rat für Rechtschreibung führt einen neuen Buchstaben ein. Hannoversche Allgemeine, , s. 1
Mehr Bedeutung bekommt das ß, das im Zuge der mehrfach selbst re­formierten Rechtschreib­reform etwas an den Rand gedrängt wurde, aller­dings auch in Zukunft nicht. Das daß von damals ist verloren, die Kon­junktion muss weiter­hin mit Doppel-s geschrieben werden. Dafür kehren jetzt Ketchup und Mayonnaise zurück.
: Wieder mal. Neues Deutschland, , s. 15, Feuilleton (141 wörter)
Das amtliche ortho­grafische Regel­werk ist 21 Jahre nach der um­strittenen Rechtschreib­reform erneut, wenn auch gering­fügig, geändert worden.
: Buchstabieren. (Nordwest-Zeitung), , Meinung
Die Welt hat viel­leicht nicht darauf gewartet, mag sich mancher sagen. Aber der neue Groß­buchstabe, auch gern ohne Hinter­gedanken scharfes S genannt, ist offenbar nötig […]. Doch leider gleicht das große Eszett sehr dem kleinen Eszett, es ist nur etwas fetter. Aber seien wir froh, denn das Fehlen des Groß­buchstabens ist ja seit 100 Jahren ein Thema.
: Alle Meißners und Großmanns werden sich freuen. Einige Typografen auch: Endlich gibt es das „ß“ auch als Großbuchstaben. Süddeutsche Zeitung, , s. 9, Feuilleton (491 wörter)
Das ß als sz-Ligatur hingegen wurde erst Ende des 19. Jahr­hunderts eingeführt und hat sich nicht einmal im ganzen deutsch­sprachigen Raum durch­gesetzt. Wer in der Schweiz falsch parkt, muss eine „Busse“ zahlen. Die deutsche Rechtschreib­reform, die – wegen des kurzen Vokals – aus dem „daß“ das „dass“ gemacht hat, hat der Ver­breitung des ß eben­falls zu­gesetzt.

29. 6. 2017

: Prediger gegen Vereinfachung und allgemeine Verdummung. Zum Ende der dreißig Jahre währenden Amtszeit des Lehrerverbandspräsidenten Josef Kraus. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 148, s. 6, Politik
Von Anbeginn kämpfte er gegen die Rechtschreib­reform, sprach sich schon in den neunziger Jahren für eine pädagogi­sche Re­naissance von Fleiß, Disziplin, Zu­verlässigkeit, Ordnung und Pünktlich­keit sowie Leistung aus, was ihm zuweilen auch den Ruf des Reaktionärs ein­brachte.
: Das ß wird groß. , , Leben und Lernen
Die Begründung für den neuen Groß­buchstaben: ein genereller Trend zur Schreib­weise in Versalien in der Werbung und auch in Büchern. Die Zulassung des großen Eszetts ermögliche in solchen Fällen nun ein optisch ein­heitliches Schrift­bild, heißt es vom Rat. Die Ersatz­schreibweise mit Doppel-S oder kleinem "ß" bleibt jedoch weiter zulässig.
: Das ändert sich sofort an unserer Rechtschreibung. , , Kultur
Die amtlichen Orthografie-Regeln ändern sich schon wieder. Droht ein neues Reform-Desaster? Im Gegenteil: Einige Horror-Schrei­bungen ver­schwinden sogar ganz. Nur beim Eszett kommt etwas gewaltig Neues.
: Leserkommentar. , , Kultur, kommentare
[…] „die mittlere/Mittlere Reife“ […]. Da kann man nur den Kopf schütteln. Die Groß­schreibung der Adjektive ist vollkommen sinnlos und kann deshalb ganz ab­geschafft werden. Statt­dessen muss man sich jetzt immer mehr Einzel­fälle merken und mit ver­schiedenen Schreib­weisen leben. Der ur­sprüngliche Sinn der Rechtschreib­reform, die Ver­einfachung, wird damit konterkariert.

24. 6. 2017

: Icke tindert. , , Literatur
In diesem Sommer erscheint ein neuer Duden. […] Anders als Deutsch­lands andere Wörterbuch­institution, der Grimm, und anders als die längst ein­gestellte Konkurrenz, der Wahrig, der 2009 das letzte Mal erschien, wird der Duden fort­gesetzt. Im Herbst­programm kündigt der Verlag die 27. Auflage an.

23. 6. 2017

: Eine Stadt ohne Regeln. Wiler Zeitung (), , s. 37, Wil
Heisst es nun Weier oder Weiher? […] Das h wird schlichtweg weg­gelassen, wenn vom Wiler Weier die Rede ist. […] «Für den Stadt­weier ist einzig die Schreib­weise ohne h zutreffend», […]. Es handle sich um einen Flurnamen […]. Bei diesen sei oft die Mundart-Schreib­weise in den offiziellen Sprach­gebrauch übernommen worden.

22. 6. 2017

: „Die Brennesseln“ sagt Lebewohl. (Frankfurter Rundschau), , Main-Kinzig-Kreis
Das Kult­kabarett "Die Brennesseln" verlässt die Bühne für immer: Am Sonntag gibt es beim Kultur­sommer die letzte Vorstellung. […] So eigen sind die Brennes­seln eben, selbst in der Schreib­weise ihres Namens. Rechtschreib­reform? Ohne die Brenn(n)es­seln.
neu : Deseret Alphabet created by Mormon Pioneers is over 150 years old. (Deseret News), , Faith, Mormon Times
A phonetic system created more than 150 years ago to simplify English words, the Deseret Alphabet is alive and well […]. Lovers of the language can find the 38 symbols used in printings of Shake­speare and the U.S. Consti­tution, and some Insta­gram accounts are even entirely dedicated to the lettering system.

17. 6. 2017

Per Pedes. Fahrzeug oder nicht? Bersenbrücker Kreisblatt, , s. 17, Lokales
Deutsche Sprache – schwere Sprache. […] Die (mehr­fach wieder ab­geänderte) Rechtschreib­reform macht die Sache nicht einfacher – besonders für die­jenigen, die von der einen auf die andere Variante umlernen mussten.

15. 6. 2017

: Verfassungsgericht prüft Urteil über Volksbegehren zur Gebietsreform. Thüringer Allgemeine, , s. 2, Thüringen
Da ja auch noch die Regierung ihre Klage zurück­gezogen habe, könnte es damit, ginge es nur "nach fach­gerichtlichen Maß­stäben", sein Bewenden haben. […] So könne sich […] aus der Klage der Landes­regierung, obwohl sie zurückgezogen wurde, ein "objektiver Prüf­auftrag" ergeben haben - jedenfalls dann, wenn das öffentliche Interesse an der Klärung des Sach­verhalts groß genug sei. So habe es zum Beispiel das Bundes­verfassungsgericht mit der Rechtschreib­reform gehalten.

14. 6. 2017

: Das Chaos mit der neuen deutschen Rechtschreibung. Miss Moneypenny, , s. 46
So neu ist die neue deutsche Recht­schreibung gar nicht, wie ihre Bezeichnung vermuten lässt. Seit ihrer Ein­führung ist die Welt der Recht­schreibung alledings nicht mehr ganz in Ordnung — ein Erfahrungs­bericht aus der Unterrichts­praxis.

stellungnahme

12. 6. 2017

: Der Mann, der während der Arbeit die Zeitung liest. Luzerner Zeitung (), , s. 15, Luzern
Varianten sind ein schwieriges Thema. Wenn der Duden zwei Varianten als richtig taxiert, müssen wir uns in der Zeitung auf eine be­schränken, zum Bei­spiel schreiben wir jetzt wieder Joghurt an­stelle des auch er­laubten Jogurt.

8. 6. 2017

: „Kein Notenabzug für Rechtschreibfehler? Das falsche Signal.“ , , Panorama
Welche Neuigkeiten gibt es denn gerade momentan noch so aus der Orthografie-Community? Stang: Da die Rechtschreib­reform 1996 in der Schreib­gemeinschaft zum Teil heftige Reaktionen hervor­gerufen hat, ist man in­zwischen viel zurück­haltender geworden. […] Ab sofort ist nun auch das große scharfe „ß“ Bestandteil des amtlichen Regel­werks. Und bei manchen Fremd­wörtern hat man die ein­gedeutschte Variante wieder gestrichen, die sich nicht durch­gesetzt hat. Zum Beispiel „Vandalismus“ mit „W“, „Roulette“ ohne „e“ am Ende, „Ketchup“ mit „sch“. So schreibt einfach niemand.

6. 6. 2017

: F statt PH. , , Sonntagsgedanken
Es war eine gute Idee, vor einigen Jahren die deutsche Recht­schreibung zu re­formieren. Leider blieb dies ziemlich in­konsequent. Das überflüssige „ß“ hätte man locker endlich loswerden können […], und die weltweit ein­malige Groß­schreibung von Substanti­ven hat man auch beibehalten.

2. 6. 2017

: Ein Handwerker unter Akademikern. Christian Stang ist Postbeamter — und so rechtschreibbesessen, dass er an der Universität Regensburg eine Stelle bekam. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 127, s. 6, Politik
Gegen die Rechtschreib­reform begehrte er nicht auf, auch am Dritten Bericht des Rates für deutsche Recht­schreibung, den die Kultus­minister in dieser Woche entgegen­nehmen, hat er eigentlich nichts zu kritteln. Es sei schon richtig, die Schreibung den Gewohnheiten an­zupassen, sagt Stang. Für Kritiker der Reform freilich war die Intention genau das Gegenteil von Anpassung an Gewohnheiten — nämlich ein Sprach­diktat.

Pech, dass der «wandelnde Duden» nicht gegen die rechtschreibreform aufbegehrt. Für die journalistin freilich kein grund, auf die agitation zu verzichten.

: Von der Hand in den Kopf. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 127, s. 10, Neue Sachbücher
Schreiben ist eine Kulturtechnik, die unterrichtet werden muss: Maria-Anna Schulze Brüning und Stephan Clauss treten der schulischen Ver­nachlässigung der Hand­schrift entgegen. […] Diese Abwertung alles Formalen, zumal wenn es mit An­strengung verbunden ist, prägt in ähnlicher Weise den „modernen“ Orthographie­unterricht.

1. 6. 2017

: Kleine Rechtschreibreform: Das „ß“ bekommt einen großen Bruder. Münchner Merkur, , nr. 125, s. 3, Im Blickpunkt (826 wörter)
Das „ß“ soll es bald als Groß­buchstaben geben. Die „Goldene Hochzeit“ darf man künftig groß­schreiben. Und Schreib­weisen wie „Ketschup“, „Grislibär“ oder „Joga“ werden wohl aus­sortiert. Die deutsche Recht­schreibung soll wieder einmal reformiert werden.
: „Man kann nicht einfach sagen: Du schreibst das jetzt groß.“ Expertin Kerstin Güthert vom Rat für deutsche Rechtschreibung über den Wandel der Sprache – und wie man darauf reagieren muss. Münchner Merkur, , nr. 125, s. 3, Im Blickpunkt (835 wörter)
Sie erklärt im Interview, wie Wissen­schaft und Werbung die Sprache beeinflussen, warum das große „ß“ Sinn macht und warum man oft zwei Schreib­weisen zu­lassen muss. […] [Güthert:] Wir schauen uns zum Beispiel Gruß­karten an: Bei Konstruktio­nen wie „das Neue Jahr“ oder „die Goldene Hochzeit“ wird das Adjektiv immer öfter groß­geschrieben.

So hat es im barock angefangen.

17. 5. 2017

: Rechtschreibung und gute Sprache (I). Neue Zürcher Zeitung, , 238. jg., nr. 113, s. 9, Zuschriften
Kaum je ein Lehrer­brief an die Eltern ent­sprach einwand­freier Ortho­graphie […].
: Rechtschreibung und gute Sprache (II). Neue Zürcher Zeitung, , 238. jg., nr. 113, s. 9, Zuschriften
Mir fallen im Alltag sehr häufig fehlerhafte Texte auf. […] Ich kann nicht verhehlen, dass ich dann dazu neige, von Recht­schreib- auf die weiteren Kompetenzen dieser Ver­fasser zu schliessen.

Uns fallen die fehler ebenfalls auf (fundsachen)! Wir schliessen allerdings primär auf den reformbedarf der ortografie.

: Rechtschreibung und gute Sprache (III). Neue Zürcher Zeitung, , 238. jg., nr. 113, s. 9, Zuschriften
Es gibt motivierende, spielerische und sportliche Trainings­varianten und in Deutsch­land sogar einen grossen regionalen und über­regionalen Diktat­wettbewerb. Wie uns die Neuro­wissenschaften lehren, ist Wett­bewerb enorm stimulierend – und zwar nicht nur für einen Gewinner, sondern für alle Teil­nehmenden.

Ja, wir sind sehr für wettbewerb – den wettbewerb der ortografien!

9. 5. 2017

: Alte Rechtschreibung beibehalten. Tages-Anzeiger, , s. 14, Leserbriefe (161 wörter)
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es höchste Zeit wäre, die gemässigte Klein­schreibung einzuführen, ins­besondere mit Rück­sicht auf die Fremd­sprachigen. […] Ein Ana­chronismus sonder­gleichen.
: «Das» ist nicht «dass». Tages-Anzeiger, , s. 14, Leserbriefe (42 wörter)
Dringend sollte man sich damit be­schäftigen, dass zur Zeit die Unter­scheidung von «das» und «dass» in atem­beraubender Ge­schwindigkeit abnimmt.

6. 5. 2017

: Überzeugen, nicht dektretieren. Der Bund, , s. 33, Hintergrund
Sprache verändert sich. […] Erweisen wir uns als Kenner und Anwender von Regeln, Registern, Stilebenen, aber auch der kreativen Möglich­keiten, die Sprache bietet. Das geschieht meistens unwill­kürlich. Aber immer wieder kommt Sprache auch zum Bewusst­sein, wird gar zum Streit­fall. So hat etwa die Rechtschreib­reform über Jahre Emotionen geweckt, die in keinem Ver­hältnis zur Sache, also den vergleichs­weise geringen Ver­änderungen standen; aber ob man ein gewisses Alpen­tier mit e oder ä schreibt, rührte offenbar bei vielen an Existen­zielles.
: Links vor rechts. Die Welt, , nr. 105, s. 16, Motor
In Großbritannien, den britischen Kanal­inseln, Malta und Zypern wird links gefahren und rechts überholt. Das prägt die Menschen. Links ist sozusagen die Regel, rechts die Ausnahme. Bei uns ist es umgekehrt. Wir fahren nicht nur rechts, wir haben einen „Rechtsstaat“, wir sind „recht­schaffen“, bei uns wird „Recht ge­sprochen“, wir streiten um „Bürger­rechte“ und „Tierrechte“. Ein Anwalt ist ein „Rechts­beistand“, eine Emanze eine „Frauen­rechtlerin“, der Frisör ein Opfer der „Rechtschreib­reform“.

5. 5. 2017

: Orthographie zum Vergessen. Neue Zürcher Zeitung, , 238. jg., nr. 103, s. 50, Wochenende
Die besten Schüler der Schweiz sollten korrekt schreiben können. Doch die Gymnasien setzen andere Prioritäten. […] Viele Studierende haben nicht nur Mühe mit der Rechtschreib­reform, sondern mit der Ortho­graphie generell. […] Formale Schreibschwächen sind evident. Doch viele Lehrer kon­zentrieren sich lieber auf inhaltliche und dramaturgische Fragen, anstatt sich mit «basalen» Dingen wie Getrennt- und Zusammen­schreibung oder Komma­regeln aufzuhalten. «Die Recht­schreibung ist etwas aus dem Blick geraten», sagt Thomas Lindauer, Professor an der Pädagogischen Hochschule (PH) der Fachhoch­schule Nordwest­schweiz.
: Schreib nicht, lies! Neue Zürcher Zeitung, , 238. jg., nr. 103, s. 51, Wochenende
Bis um 1800 vermittelt die Volks­schule keine Schreib­kompetenzen, wie der Zürcher Sozial­anthropologe Alfred Messerli nachgewiesen hat. Die Obrigkeiten finden Schreiben unnütz, Lesen reiche allemal. […] Für die Schulen der Deutsch­schweiz gilt die Recht­schreibung nach Duden […]. Doch die «korrekte» Schreib­weise bleibt umkämpft. 1946 schlägt der «Bund für vereinfachte Recht­schreibung» die Klein­schreibung vor. Er findet kein Gehör. Die letzte grosse Reform beginnt 1996: Sie soll das Schreiben ver­einfachen. Doch die Neu­regelung ist umstritten. Die Reform wird ihrer­seits reformiert, mehrere Redaktionen führen eigene Schreib­weisen ein oder halten an diesen fest, so auch die NZZ. Die Folge ist eine Re-Pluralisierung der Orthographie.

Danke für die erwähnung unseres vereins! Aber das mit der klein­schreibung war 1924.

: «Ich will wachrütteln und motivieren.» Der deutsche Linguist Roland Kaehlbrandt sieht Sprachbewusstsein als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Neue Zürcher Zeitung, , 238. jg., nr. 103, s. 52, Wochenende
Ist ewiggestrig, wer noch auf sprachlich formale Präzision pocht? [Kaehlbrandt:] Tatsächlich ist die Kritik an Sprach­normen sehr verbreitet. Das hat mit dem flüchtigen Sprach­gebrauch in den digitalen Medien zu tun, auch die Rechtschreibe­reform hat mit ihrem Hin und Her Schaden an­gerichtet: In einigen Bereichen hat sie über­trieben, durch die allgemeine Ver­unsicherung haben jene Auftrieb erhalten, die Normen über­flüssig finden. Das bedaure ich sehr.
: Sprachkritik in Zeiten des Egalismus. Tages-Anzeiger, , s. 33, Kultur & Gesellschaft (1419 wörter)
Sprachkritik wertet also. Das unterscheidet sie von der Sprach­wissenschaft, die lediglich beobachtet. «Fehler und Fehl­entwicklungen gibt es in der Sprache nicht», schreibt der Sprach­wissenschaftler Peter von Polenz. Am so­genannten Deppen-Apostroph («Otto's Café») würde einen Linguisten nur in­teressieren, wo und wie oft er auftaucht. Der Sprach­kritiker dagegen wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass das Genitiv-s im Deutschen, anders als im Englischen, keinen Apostroph bekommt, also richtig: «Ottos Café».
: Wider den «Deppen-Apostroph» und anderen sprachlichen Unsinn. , , Kultur
Die Sprache ist voller Fall­stricke, voller Zweifels- und Ermessens­fragen. Auch Zeitungs­redaktoren […] greifen immer wieder zum Duden (und haben das, dies nebenbei, vor der Rechtschreib­reform nicht weniger getan).

4. 5. 2017

: Das Deppenleerzeichen greift um sich. (Frankfurter Rundschau), , Panorama, Sprachkritik
Das Phänomen ist alt, hat aber an Fahrt gewonnen. […] Student Erik Lutz (23) hat darüber an der Uni­versität Eichstätt-Ingolstadt die Seminar­arbeit „Deppen Leer Zeichen“ geschrieben. Darin nennt er drei Gründe: den Einfluss von Produkt­aufschriften und Werbung, das Vorbild des Englischen sowie das Schreiben auf Smart­phone und Co.
: Das Deppenleerzeichen gibt es nicht: Eine Art Replik. , , Kommentare
[…] Punkt, der mich nervt, ist, dass das Wort "Deppen­leerzeichen" überall vorkommt und so getan wird, als sei das ein etablierter Fach­begriff. In Wirklich­keit ist das Wort einfach nur widerlich: Es klassifiziert Menschen, die nicht norm­gerechte Leer­zeichen benutzen, als dumm.

3. 5. 2017

: Gründliches Misstrauen, notfalls Revolte. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 102, s. 10, Literatur und Sachbuch
Hinter den Kulissen der Bildungs­misere: Josef Kraus weiß, wer die dauernden Reformen gegen den Willen der Bürger durchsetzt. […] Kraus nimmt seine Leser mit auf eine Tour d'Horizon in vier Kapiteln über alle zentralen Themen der Bildungs­debatte: das Kompetenz­gerede, die Digita­lisierung, den Bildungs­begriff, das Gymnasium, die Ganztags­schule, die Inklusion, die Ver­ramschung der Sprache und die Recht- beziehungs­weise "Schlecht­schreibung".

30. 4. 2017

: Hat das Stil? Stil (NZZ am Sonntag), , s. 4
In den letzten Jahren ist es aus der Mode gekommen, sich gegenseitig «Gesundheit» zu wünschen […]. Aller­dings hat sich diese Reformierung der Nies-Etikette noch nicht ganz durch­gesetzt, darum kommt es zu neuer­lichen Irritationen (ähnlich wie nach der Recht­schreibreform, als auch alle völlig durch­einander waren).
: Verschwörende Details. Der Tagesspiegel (), , s. 14, Brandenburg
Wenn es nach den Veranstaltern des Festivals „Pax Terra Musica“ geht, sollen Ende Juni viele tausend Friedens­bewegte aus ganz Deutschland in den Süden Branden­burgs reisen […]. Auf Außen­stehende wirken die Verschwörungs­theorien mancher Festival-Teil­nehmer un­freiwillig komisch. […] Der Staat begrüße die Rechtschreib­reform sowie die Übernahme von Fremd­wörtern in die deutsche Sprache, damit Kindern in der Schule „die Lern­inhalte der Industrie besser ein­getrichtert werden können“.

28. 4. 2017

: Tobias Mann witzelt über die aktuelle Politik. Rheinische Post, , s. C5, Grafschafter Kultur
Tobias Mann ist kein Unbekannter der deutschen Kabarett- und Comedy­szene. […] Als Pianist gab er zum Beispiel „Früher war heute noch besser“ zum Besten oder als Gitarrist kommentierte er mit „Lokal Adverb“ die Rechtschreib­reform.

25. 4. 2017

: 110 Jahre Schloß-Gymnasium. Rheinische Post (), , s. D4, Benrather Tageblatt
Das Schulleben des Schloß-Gymnasiums (das sich heute immer noch – trotz Rechtschreib­reform – mit Eszett, also dem „ß“ schreibt) begann mit einer Klasse. […] Und selbver­ständlich waren es nur Knaben […].

22. 4. 2017

: Sprachlabor. Süddeutsche Zeitung, , s. 14, Forum
Herr Dr. Sch. findet es schön, dass Helikopter bei uns in Heliko-pter getrennt wurde, also mor­phologisch, das heißt: der Wortstruktur ent­sprechend, statt silbisch, wie das seit der Rechtschreib­reform mächtig in Schwang gekommen ist. Wir könnten jetzt so tun, als wüssten alle Redaktions­mitglieder, dass Helikopter aus hélix, -ikos (gewunden) und pterón (Flügel) zusammen­gesetzt ist. Dem ist nicht so. Wenn Helikopter trotz­dem sinn­voll getrennt wurde, so hat da nicht etwa ein blindes Huhn ein Korn gefunden, sondern das haus­eigene Trennungs­programm segens­reich gewaltet.

Aha, so funktioniert schreiben: Weder schreiber noch leser wissen bescheid, aber die technik gaukelt beiden vor, der andere wisse bescheid.

21. 4. 2017

: Enträtselt: Die Geheimnisse der deutschen Großbuchstaben. , , Kultur, Literatur
Was ist deutsch? Große Buchstaben am Wortanfang. Ein Forscher erklärt, wie es zu dieser Einzigartigkeit unserer Schrift kam. Er weiß auch, warum Groß­buchstaben neuerdings sogar mitten im Wort stehen. […] Hans-Georg Müller, so heißt der gelehrte Majuskel-Versteher, erklärt einen Teil der Schwierigkeiten damit, dass es über die rein ortho­grafischen Regeln hinaus „Wirkungs­absichten des Zeichen­produzenten“ seien, die dazu führten, dass er sich für Groß­buchstaben ent­scheidet. Das System der Groß- und Klein­schreibung sei der einzige Teil­bereich der deutschen Orthografie, „bei dem im Alltags­gebrauch typografische Wirkungs­absichten in nennens­werter Häufigkeit ortho­grafische Regeln außer Kraft setzen“.

11. 4. 2017

: Ossifeindliche Inhalte. (Frankfurter Rundschau), , Rhein-Main, Hochtaunus
Richterin Gudrun Kurschat sah es als erwiesen an, dass der selbst­ständige Soft­ware-Entwickler die Mit­arbeiter der Bundes­kasse Zoll im ver­gangenen Juni per E-Mail aufs Übelste ossi-feindlich beleidigt hatte. […] „Ich habe das nicht verfasst“, beteuerte A. Schließlich sei es heut­zutage ein Leichtes, eine E-Mail zu fälschen. […] Zum anderen seien alle Mails mit der gleichen Signatur unter­zeichnet worden und ent­hielten darüber hinaus auch noch die gleichen Schreib­fehler. So boykottiert der Autor in allen seinen E-Mails konsequent die Rechtschreib­reform und verwendet für die Konjunktion „dass“ weiterhin das ß.

10. 4. 2017

: Wir sind auf dem Weg in eine Republik der Analphabeten. , , Debatte, Meinung
Wenn schon Hochschul­absolventen ohne Punkt und Komma und voller Rechtschreib­fehler schreiben, dann muss man die Not­bremse ziehen. Ortho­grafie geht nicht nach Gehör. Sie muss geübt werden. Üben ist sexy.

6. 4. 2017

: „Di foirwer retete eine oile aus dem Stal.“ , , Beruf & Chance
Viele Schüler lernen heute nach der Methode „Schreiben nach Gehör“. Das ist eine Zumutung fürs Gehirn. Denn dem fällt es leichter zu üben, als Ge­lerntes zu korrigieren. Gast­beitrag eines em­pörten Gymnasial­lehrers.

4. 4. 2017

Wahlbriefe: „Gut gemeint – schlecht gemacht.“ Hamburger Abendblatt, , s. 18, Hamburg & der Norden
Etliche Menschen in Schleswig-Holstein stutzten, als sie dieser Tage Post von ihren örtlichen Wahlämtern erhielten. Wie dem Briefkopf zu entnehmen ist, handelt es sich um die „Wahl-Be­nachrichtigung“ für die Wahl zum „Land-Tag“ von Schleswig-Holstein am 7. Mai. […] „Habe ich etwas von der Rechtschreib­reform verpasst, oder ist die Verwaltung einem Freak des Binde­strichs auf den Leim gegangen?“, schrieb ein Abend­blatt-Leser.
: Der „Deppenapostroph“ treibt wunderliche Blüten. (Neue Osnabrücker Zeitung), , Kultur
Noch mehr ver­unsichert das Gefühl für Sprache und Regeln, dass nach neuer Recht­schreibung der Apostroph auch weg­gelassen werden kann in Fällen wie „wie geht’s“, „mach’s gut“, „sag’s mir“.
: Die Regierung lügt, verdreht, blamiert uns international und schädigt diplomatische Beziehungen. (Jan Deichmohle), , Politik
«Nach dem Anschlag in der U-Bahn von St. Petersburg sollte das Branden­burger Tor am Montag­abend nicht in den russischen National­farben angestrahlt werden. […] Nach Anschlägen wie etwa in Paris, Brüssel, London, Istanbul […], Nizza und Jerusalem war das Berliner Wahr­zeichen in Solidarität mit den Betroffenen in den National­farben der jeweiligen Länder angestrahlt worden.» (Morgen­post) […] Die Begründung für die Nicht­erleuchtung (des Branden­burger Tors und der Politiker) war folglich nicht nur an den Haaren herbei­gezogen, nämlich konstruiert, sondern auch nach­weislich falsch. […] Die Nicht­erleuchtungs­posse nicht­erleuchteter Politiker am Branden­burger Tor ist – so wie viele frühere Vorfälle, darunter die Rechtschreib­reform – nur ein Menetekel an der Wand für ein grund­sätzliches Problem der regierenden Eliten und politischen Kaste, ja, vielleicht des Systems par­lamentarischer Demokratie […].

31. 3. 2017

: Punkt. Am Ende. , , Leben
Und ich dachte immer, eine der wichtigsten Grammatik­regeln würde Dich unsterblich machen: Am Satz­ende steht ein Punkt. Aber heute wird praktisch keine SMS, keine WhatsApp-Nachricht, kein Facebook-Posting noch mit einem Punkt beendet! […] Die Reform der deutschen Recht­schreibung von 1996 erzürnte noch die Bildungs­bürger – zwanzig Jahre später diskutiert man nicht mehr über Recht­schreibung. Die großen Dispute werden nicht mehr um Satz­zeichen, sondern um Emojis aus­getragen […].

24. 3. 2017

: Sprachplauderei: Von wegen schäbig! Schwäbische Zeitung (), , s. 11, Kultur
Aus zweierlei Gründen ist das Allerweltswort sogenannt bemerkens­wert: Zum einen gehört es zu den unseligen Varianten­schreibungen, die uns die Rechtschreib­reform von 2006 ein­gebrockt hat. Immer wenn sich die zur Ein­stimmigkeit verdammten Rechtschreib­hüter aus sechs Nationen nicht einigen konnten, ließen sie die Wahl offen. So haben wir jetzt sogenannt, aber auch so genannt. Bis heute wollen die Ver­antwortlichen übrigens nicht einsehen, dass sie damit der Sprach­kultur einen Bären­dienst erwiesen haben. Wenn ich hier schon die Wahl habe, nehme ich sie mir bei anderen Wörtern auch – so denkt sich der Normal­schreiber und schludert munter drauf los.

22. 3. 2017

: Pflichtverletzung in den Grundschulen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 69, s. 6, Briefe an die Herausgeber
Zum Thema Rechtschreib­reform: […] Die Lehrer ver­suchen gar nicht erst, den Kindern Rechtschreib­regeln zu ver­mitteln.

16. 3. 2017

: Bindestrich? Voll AfD-mäßig. , , Gesellschaft
Das Deppen­leerzeichen breitet sich immer weiter aus. […] Und, liebe Werbe­fuzzis: Kommt nicht mit der Rechtschreib­reform. Auch nach den neuen Regeln ist das Auslassen von Binde­strichen in Komposita un­zulässig.

11. 3. 2017

: Bitte twittert nicht, wenn ihr aufs Klo geht. Axel Eger mit einer sportlichen Betrachtung zum richtigen Wort zur rechten Zeit. Thüringer Allgemeine (), , nr. 60, s. 25, Sport, Zeitlupe
Bei Jauch war gerade eine junge Dame zu Gast, ihres Zeichens Bloggerin. Dennoch brauchte sie bei der Frage nach der Schreib­weise des Wortes Aggregat­zustand den Publikums­joker. Merke: Ein schnöder Duden kann auch im 21. Spiel­jahr der Rechtschreib­reform (so lange hat nur noch Arsene Wenger beim FC Arsenal durch­gehalten) über Sieg und Nieder­lage ent­scheiden.

9. 3. 2017

: So flüchtig wie Katarrh bei Ostwind. Warum auch zwanzig Jahre nach der Rechtschreibreform keine Korrektur geplant ist. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 58, s. 6, Politik (1031 wörter)
[…] das amtliche Regel­werk selbst: "Es ist zu lang, nicht konsistent, wenn überhaupt dann schwer ver­ständlich und wissen­schaftlich in­akzeptabel", sagt der Berliner Grammatiker Peter Eisenberg […]. Er hat jetzt im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung einen weiter­führenden Vorschlag mit dem Titel "Deutsche Ortho­grafie. Regel­werk und Kommentar" (de Gruyter) vorgelegt, der keine neue Ortho­grafie an­strebt. Vielmehr geht es Eisenberg […] darum, die geltende Regelung so zu formulieren, dass Begründungen und Funktiona­litäten gezeigt werden. […] Sein Anliegen ist es, die geltende Schreibung, wo möglich, so in Regeln zu fassen, dass sie wieder lern­barer wird. Selbst­verständlich weiß auch Eisenberg, dass sich die deutsche Ortho­graphie niemals voll­ständig in Regeln fassen lässt.

Selbst­verständlich muss es das ziel sein, die deutsche und jede andere orto­grafie voll­ständig in regeln zu fassen.

Wo hört ein Wort auf? Hannoversche Allgemeine, , s. 23, Kultur & Leben, O-Ton
Das Gefühl dafür, wo ein Wort aufhört und das andere beginnt bzw. wo ein Wort noch nicht aufhört, sondern noch weiter­geht, scheint gegen­wärtig stark im Schwinden begriffen zu sein.

7. 3. 2017

: Studenten beherrschen immer schlechter die deutsche Sprache. Interview mit Bonner Germanist Jan Seifert. , , Wissen und Bildung, Hochschulen
Seifert: Die Wahr­nehmung ist offenbar immer, dass es schlechter wird. Auf der anderen Seite muss ich sagen: Es ist ja auch faktisch so. In er­schreckend großer Zahl weisen Seminar-, Bachelor- oder Master­arbeiten […] logische Brüche, unbeholfene Formu­lierungen und erhebliche Recht­schreib- und Interpunktions­fehler auf. […] Im Bereich der Recht­schreibung sehe ich erhebliche Probleme etwa bei der Kenn­zeichnung von Kurz­vokalen, etwa „Stamm“ mit einem m oder „Tabelle“ mit einem l. Es gibt Indizien dafür, dass dies mit der Schreiblern­methode zu tun haben könnte […].

6. 3. 2017

: Politiker als Mutmacher? Frankfurter Allgemeine Zeitung, , s. 18, Briefe an die Herausgeber
Nimmt man die von sach­unkundigen Politikern in den 1990er Jahren „begleitete“ unselige Rechtschreib­reform hinzu, die nach zahl­losen Rettungs­versuchen als ge­scheitert gelten darf — weil deren Ziel­setzungen a priori mit der komplexen Geschichte der deutschen Schrift­sprache nicht in Einklang zu bringen sind (was man hätte wissen müssen!) —, schaut man überdies auf die bedenklichen Folge­erscheinungen der […] Bologna-Reform […], dann über­kommt einen Mut­losigkeit, Resignation, zuweilen auch Wut.

4. 3. 2017

: Diktatwettbewerb in Frankfurt: In der Kasserolle gärt das Frikassee. (Frankfurter Allgemeine Zeitung), , Rhein-Main, Frankfurt
Appetitlich ist die Geschichte nicht gerade. Aber für Ortho­graphie-Gourmets bot das Frank­furter Stadt­finale des großen Diktat­wettbewerbs einige Leckereien. […] Der Sieger in der Schüler­kategorie, Matthias Tielmann von der Freien Christlichen Schule, landete mit acht Fehlern knapp vor der Besten unter den Lehrern, Elke Willmann von der Schiller­schule. Ebenfalls vom Sachsen­häuser Gymnasium kommt die Erst­plazierte in der Eltern­kategorie und Gesamt­siegerin Tatjana Koch, der sieben Fehler unterliefen.

Solange die FAZ (meistens) «Erst­plazierte» schreibt, würde sie wohl auch nicht null fehler schaffen.

2. 3. 2017

: Das missbrauchte Geschlecht. , , Kultur, Essay (1337 wörter)
Wie kann man Frauen in der Sprache sichtbarer machen? Muss man sich dafür zum Herren oder zur Herrin über die Grammatik aufschwingen? Mit dem Gendern gehen sprachpolizeiliche Allüren einher. […] Der nächste Schritt in Richtung eines konsequenten Genderns bestand in der Propagierung der Schreibweise BäckerInnen, die dann vielfältig ausgebaut wurde, etwa zu Bäckerinnen, Bäcker/innen, Bäcker_innen und Bäcker*innen. Von vornherein blieb unklar, wie all das ausgesprochen werden konnte. Aus dieser großen Not versucht man eine kleine Tugend zu machen mit dem Hinweis, die Fixierung auf das Geschriebene sei umso richtiger, als die Sprecher dadurch ins Grübeln kämen. Man sollte sich wohl an solche Formen gewöhnen, aber dennoch niemals aufhören, jedesmal wieder überrascht zu sein. […] Der Unterstrich hat nach einer verbreiteten Lesung über sich einen Abgrund von Leere und soll verwendet werden, wenn man gar kein Geschlecht mehr will, der über allem sich erhebende Stern (Asterisk) dagegen soll die ungefähr sechzig Geschlechter überstrahlen, die man heute individuell oder gruppenbasiert in Anspruch nimmt. Die Sprache muss ja mit nur drei Genera auskommen. Alle genannten Formen, das darf man nicht vergessen, gibt es im Deutschen nicht. Sie stellen einen Eingriff in unsere Grammatik dar, in der sie keinen Platz finden.

1. 3. 2017

: Hanebüchener Mumpelix. (Frankfurter Rundschau), , Frankfurt
Das Frankfurter Diktatwettbewerbs­finale in der Schiller­schule wird durch einen Föhn erst schön. […] Und man lernt noch was fürs Leben: „Einen Föhn kriegen“ beziehe sich auf den Wind aus den Bergen und habe nichts mit dem Haar­trockner zu tun, der zwar nach dem Berg­wind benannt sei, aber vor der Rechtschreib­reform ohne „h“ schlicht „Fön“ ge­schrieben wurde – weil seine Erfinder den Diktat­wettbewerb wohl nicht gewonnen hätten.

21. 2. 2017

: «Unpresidented.» Trumps alternative Orthographie. Neue Zürcher Zeitung (), , 238. jg., nr. 43, s. 35, Feuilleton
Als George Bernard Shaw einst der englischen Orthographie den Krieg erklärte […], konnte er nicht ahnen, dass seine Idee, die Schreib­weise dem Klang an­zugleichen, im Online-Zeitalter neue Aktualität erhalten sollte. […] An fehlerhafte Verlaut­barungen aus Washington, auch «alter­native Fakten» genannt, sind wir in­zwischen gewöhnt, manch einem könnte freilich entgangen sein, dass die zweifel­hafte Expertise der neuen Regierung auch die Recht­schreibung nicht verschont. […] Selbst das Motto auf dem In­augurations-Porträt, das auf der Web­site der Library of Congress vertrieben wird, gelang nicht fehler­frei: «No dream is too big, no challenge is to (sic) great» – ausser die Heraus­forderung, vor die der korrekte Gebrauch der Buch­staben stellt.

10. 2. 2017

: Rosenmontag’s wird gerock’t. Klaus Wuggazer auf der Spur irritierend gesetzter Häkchen. Thüringer Allgemeine, , nr. 35, s. 13, Bad Langensalzaer Allgemeine, Guten Morgen
Wir haben uns ja mittler­weile dran gewöhnt, dass der eng­lische Genitiv-Apostroph mit der Rechtschreib­reform im Deutschen per Duden-Erlaub­nis geadelt wurde.

25. 1. 2017

: Orthographische Standards gesunken. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 21, s. 6, Briefe an die Herausgeber (250 wörter)
Mit den in den ver­flossenen zwei Jahr­zehnten unter­nommenen punk­tuellen Rück­reformen hat der Rat für Recht­schreibung im Prinzip den qualitativ höheren Standard der her­gebrachten Recht­schreibung an­erkannt.

19. 1. 2017

: In der Wörter-Waschmaschine. , , Meinung, Kommentare
Ach, die Wahl der Wörter, sie ist halt ein wunderbares Spiel- ebenso wie ein Minen­feld: Gerade deshalb sind Sprach­moden kritisch zu beäugen. Dieser Erkenntnis sei hier der zweite Teil unserer Sprach­betrachtungen gewidmet, zu deren Fort­setzung wir uns durch die Reaktionen auf den ersten ermutigt sehen: Dieser hat unter dem Titel «Apostro­phitis und schlimmere Seuchen» (NZZ 2. 12. 16) ein reiches Echo gezeitigt. […] Erwartungs­gemäss kontro­vers auf­genommen wurde unsere Anmerkung, der ganze Schlamassel sei nicht der Rechtschreibe­reform anzulasten.

18. 1. 2017

: In Privatbriefen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 15, s. 25, Briefe an die Herausgeber (111 wörter)
Im Übrigen ist die alte, bewährte Recht­schreibung in Privat­briefen noch weit mehr ver­breitet, als jede Statistik er­fassen kann, so dass deren Aussagen über die Akzeptanz zu hinter­fragen sind.

17. 1. 2017

: Die Rechtschreib-Bibel aus dem Seeland. Bieler Tagblatt, , s. 2, Buch (939 wörter)
Das Buch «Richtiges Deutsch» sollte eigentlich nur eine Sprach­schule für Schrift­setzer und Korrektoren sein. Bald aber fand das Nachschlage­werk von Walter Heuer auch ausser­halb der Branche grosse Beachtung und wird in einigen Fach­kreisen gar über den Duden gestellt. […] Der «Heuer», wie «Richtiges Deutsch» umgangs­sprachlich genannt wird, findet weit über die Landes­grenzen hinaus Beachtung. So galt das Nachschlage­werk auch bei deutschen Zeitungen stets als Geheim­tipp. Vor allem deshalb, weil mit der Umsetzung der neuen Recht­schreibung in Nachschlage­werken wie dem Duden plötzlich zwei, teil­weise gar drei Schreib­varianten für dasselbe Wort auftraten.
: Wofür sich Walter Heuer einsetzte. Bieler Tagblatt, , s. 2, Buch (595 wörter)
Walter Heuer hat mit seinem Nachschlagewerk das Verständnis von korrektem Deutsch in der Schweiz geprägt. […] Heute ist es eines der wichtigsten Nachschlage­werke für alle, die beruflich schreiben und für Sprach­interessierte. […] Dabei werden die Vorgaben der Rechtschreib­reform grund­sätzlich über­nommen, Heuer setzt aber oftmals ein­deutigere Regeln, als dies etwa im Duden der Fall ist.
: Leichte Sprache, schwere Sprache. Die Welt (), , nr. 14, s. 22, Feuilleton
Ist die Leichte Sprache nur wieder ein Beispiel für die deutsche Regulierungs­wut, die uns zuletzt diese ahistorische, anti­grammatikalische und in ästhetischer Hinsicht höchst an­fechtbare Rechtschreib­reform beschert hat? Mit all diesen absurden Getrennt­schreibungen und der Substanti­vierung adverbialer Wendungen wie „aufs Schönste“, als müsse da ein Berg namens „das Schönste“ erklommen werden, wo doch nur „besonders schön“ gemeint ist?

12. 1. 2017

: Viel Wind um nichts. Der Rat für deutsche Rechtsschreibung bekommt die Folgen der „Reform“ nicht in den Griff. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 10, s. 6, Bildungswelten (1299 wörter)
Die Reform von 1996 wollte der Sprach­entwicklung aus­drücklich „entgegen­wirken“ – ein Haupt­grund der Proteste. Nun gilt um­gekehrt die Parole, das Regel­werk an den Schreib­brauch an­zupassen. Darum unter­nimmt der Rat breit angelegte und teure Unter­suchungen an Texten inner­halb und außer­halb der Schule. Dabei fällt ihm auf, dass es in der Schule gar keine Ent­wicklung geben kann, weil die Lehrer jede Abweichung als Fehler ahnden müssen. Darum waren schon die ein­schlägigen Be­obachtungen im zweiten Bericht von Anfang an sinnlos, wie der dritte nun aus­drücklich zugibt […]. Aber auch außer­halb der Schule gibt es keinen Schreib­brauch mehr, der sich nach den Intuitionen der Schreibenden ent­wickelt. Ge­schrieben wird fast nur noch am Computer und damit nach den Vorgaben der Korrektur­programme, die auto­matisch dafür sorgen, dass die gesetzte Norm befolgt wird.

Richtig. Also ist es auch gar nicht so wichtig, ob man der nicht existierenden entwicklung entgegen­wirken oder folgen will. Womit dann der «Haupt­grund der Proteste» auch wieder hinfällig wird. (So oder so kann nicht die sprachentwicklung gemeint sein, denn die gibt es, und zwar nicht nur alle hundert jahre.) Jetzt müssen Ickler und die anderen reformgegner nur noch den kleinen erkenntnis­schritt hinter sich bringen, dass es die möglichkeit geben muss, eine amtlich «gesetzte Norm» auch amtlich zu ändern. Dass es also rechtschreib­reformen geben muss.

11. 1. 2017

: Hausaufgaben für die Grundschule. Kölner Stadt-Anzeiger (), , s. 4, Meinung, Gastbeitrag
Heute sagt die Forschung: Hohe Erwartungen […] sind besonders leistungs­förderlich […]. Insofern war die Rechtschreib­reform aus pädagogischer Sicht Unsinn - japanische Grund­schüler ver­danken ihre Stärken nicht zuletzt der Kompliziert­heit ihrer Schrift­zeichen.

So ein glück! Die gegner der reform von 1996/2006 beklagen, dass sie die rechtschreibung komplizierter gemacht habe. Wir können uns also auf eine leistungssteigerung freuen.

10. 1. 2017

: Nicht in die Regelschule. Frankfurter Allgemeine Zeitung, , nr. 8, s. 6, Briefe an die Herausgeber (229 wörter)
Ja, die "einfache Sprache" ist ein Dogma. Als solches wird sie von den gleichen Leuten mit den gleichen Ar­gumenten propagiert wie seiner­zeit die Rechtschreib­reform.

Fake news.

: „Das Kind nicht entmutigen.“ Der Tagesspiegel (), , s. 20, Wissen & forschen
Lehrer sollen Fehler schon früh korrigieren, sagt Renate Valtin, Grundschulpädagogin. […] Manche Leute haben den Eindruck, dass Schul­absolventen heute weit schlechter in Recht­schreibung sind als frühere Generationen. Zu Recht? [Valtin:] Es gibt keine große Längsschnitt­untersuchung, aus der wir das ersehen könnten. Ich habe nur eine anekdotische Evidenz: Wenn ich meine Studierenden früher das Kosogsche Diktat schreiben ließ - „Tut nie unrecht, seid Ihr aber im Recht, so habt Ihr recht“ und so weiter -, hatten sie schon in drei Sätzen so viele Fehler wie die Leute achtzig Jahre vorher im ganzen Text. Allerdings hat die Rechtschreib­reform in­zwischen ja vieles leichter gemacht. Was die Grund­schule betrifft, so zeigen die Rechtschreib­tests von Iglu 2001 und 2006, dass sich die Leistungen sogar signifikant ver­bessert haben. Insgesamt ist mir aller­dings die Betonung des Themas Rechtschreibung in der bildungs­politischen und didaktischen Diskussion in Deutschland völlig un­verständlich. Inter­national spielt die Be­herrschung der Recht­schreibung so gut wie gar keine Rolle. Statt­dessen wird zu Recht die Förderung der wichtigen Kom­petenzen Lesen und Schreiben als Verfassen von Texten betont.

7. 1. 2017

: Sieben Tage, sieben Nächte. Neues Deutschland, , s. 17, Die Woche
Zugegeben, nach der sound­sovielten Rechtschreib­reform ist es selbst für studierte Germanisten wie Journalisten nicht immer leicht, einen Treffer bei den gerade gültigen ortho­grafischen Regeln zu landen. Und natürlich sind wir ein ums andere Mal beschämt, wenn uns doch wieder irgend­etwas durch­gerutscht ist, was es eigent­lich nicht gedurft hätte.

4. 1. 2017

: Fehlende Übung. Mühlacker Tagblatt (), , Leserbriefe
Zum einen begann das Übel mit der „Rechtschreib­reform“, die in der Tat, wie der ehemalige Kultusminister Roman Herzog sagte, „so unnötig wie ein Kropf“ ist. Seither gibt es unter­schiedliche Schreib­weisen – sogar offiziell zu­gelassene wie auch von Insti­tutionen selbst erfundene.
: Mohrrübe brandmarkt mehr als Mohrenkopf. Saarbrücker Zeitung, , nr. 3, s. A4, Leserbriefe
Mohrrübe. Dieses Duden-belegte Unwort für die längliche Daucus sativus befördert das Klischee über Männer aus afrika­nischen Kultur­kreisen. Mein Vorschlag, bei der Recht­schreibreform wenigstens die Schreib­weise in „Moorrübe“ ab­zuändern, wurde leider nicht berück­sichtigt.

2. 1. 2017

: Zehn neue Thesen für 2017. Rheinische Post, , s. C1, Kultur
Was hätte uns Luther heute zu sagen? […] Eine Neujahrs-Provokation. […] Mit seinem Groß­werk – der Bibel-Über­setzung ins Deutsche – wollte Martin Luther möglichst vielen Menschen den Zugang zu den Quellen möglich machen. […] Wenn sich Gottes Wort ins Deutsche über­tragen ließ, dann musste die Sprache zu allem anderen auch fähig sein. Doch dem Volk auch sprachlich aufs Maul zu schauen heißt nicht, die Sprache radikal zu ver­einfachen. Unsere Rechtschreib­reform – sie dürfte ein Dorn im Auge des Reformators gewesen sein.

Nein, das reförmchen hätte er nicht bemerkt. Siehe auch Zofinger Tagblatt, 7. 9. 2002 und welt.de, 26. 1. 2016.