[…] wenn man im Internet den Begriff Raunächte eingibt, wie man diese zwölf geheimnisumwitterten Nächte vom 24. Dezember bis zum 6. Januar nennt […]. Da finden sich Tausende von Belegen — aber falsch geschrieben: Rauhnächte statt Raunächte, wie es seit der Rechtschreibreform heißen muss. Denn rauh gehörte zu jenen Wörtern, deren Schreibweise 2006 verbindlich geändert wurde. Wie auch Känguruh verlor es sein h am Ende und wurde zu rau. Dabei war diese alte Schreibung unbestreitbar näher am etymologischen Hintergrund des Wortes.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Aus presse und internet
29. 12. 2017
28. 12. 2017
Die gar nicht mehr so neue Neue Rechtschreibung hat ein für allemal klargestellt: Das Stillleben heißt so, weil es auf den Bildern dieser Gattung ausgesprochen ruhig zugeht - und nicht weil der Künstler stilvoll malte. […] Die bis 2007 währende sprachliche Irritation mag im ursprünglich holländischen Begriff „stil leven“ ihre Ursache haben. Im Niederländischen bedeutet „stil“ unbewegt.
22. 12. 2017
Die neuen Regelungen betreffen Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv, die zusammen eine begriffliche Einheit bilden. Wird diese Einheit als „fester Begriff“ aufgefasst, ist nun häufiger als früher die Großschreibung des Adjektivs erlaubt.
21. 12. 2017
Spätestens seit dem Moment, in dem der Duden die durch ein paar linke Kulturbürokraten aufgezwungene Schreibreform obrigkeitsgläubig und widerstandslos übernommen hat, ist der Duden nicht mehr glaubwürdig und hat als Referenz ausgedient.
18. 12. 2017
In Erinnerung geblieben ist dabei, mit wie viel Humor er die Vorschläge der Rechtschreibkommission an frappierenden und lustigen Beispielen ad absurdum führte.
16. 12. 2017
Woher kommt das „scharfe S“? […] Lange wurde es uneinheitlich benutzt […], jeder schrieb gerade, wie er es für richtig hielt. Erst mit der großen Rechtschreibreform 1901 gab es dann feste Schreibweisen.
Ein paar sprachtheoretische Überlegungen und Vorschläge des Brasiliano-Münchner Autors Zé do Rock, natürlich auf ultradeutsh. […] Auch in dem hier erstmals abgedruckten Text "SIE DUZEN" betätigt er sich als Sprachtheoretiker. […] Ich ärger mich dauernd, das man in auslandishen filmen, die sincronisirt werden, wegen dem wort 'sie' nich weiss, wer gemeint is.
Warum schreibt man "am" mit einem m und "Kamm" mit zwei? Und woher kommt das h in "Thron"? Ein Germanistikprofessor, zehn Fragen zur Rechtschreibung: Beat the Prof!
14. 12. 2017
Aber wie schreibt man Liebe? Libe? Liehbe? Lihbe? […] Gemäss dem neusten Ranking von Google Trends ist nämlich die Frage «Wie schreibt man Liebe?» auf Platz drei der am häufigsten an Google gestellten Fragen in diesem Jahr gelandet. Jetzt können natürlich alle Hobby-Germanisten und verhinderten Lehrer ausrufen und dieses Resultat als Beweis von Schulversagen, gescheiterten Rechtschreibreformen und «Früher war alles besser»-Totschlagargumenten verwenden. Aber dadurch ist niemandem geholfen.
Geholfen wäre damit.
Ein Fünftel der deutschen Grundschüler kann nach vier Jahren nicht richtig lesen und schreiben. […] Ein Fünftel partielle Analphabeten unter den Zehnjährigen, das ist eine irre Zahl.
13. 12. 2017
Lassen Sie mich um Nachsicht für jene werben, die mit der französischen Rechtschreibung hadern (zu ihnen gehören nicht zuletzt viele österreichische Schüler). Denn das tun ja auch die Franzosen selbst. Ihre für Eleganz und Wohlklang berühmte Sprache hat eine berüchtigt komplizierte Orthografie. Sie wirkt skandalös unlogisch – weil so weit von der Aussprache entfernt. […] Eine Rechtschreibreform von 1990 ist bis heute nicht zwingend und wird kaum angewendet.
11. 12. 2017
Rückrat, Liäson und Dilettantismus: Wissen Sie es (besser)? Testen Sie Ihr Wissen im Rechtschreib-Quiz.
5. 12. 2017
Viele Grundschüler in Deutschland haben massive Schwierigkeiten beim Lesen. Das zeigt die neue Iglu-Studie.
Der geschäftsführende Justizminister will Relikte der NS-Zeit beseitigen. […] Relikt aus der NS-Zeit? Dann hat der geschäftsführende und neue/alte Justizminister in spe noch sehr viel zu tun. Dann muss er demnächst das Kindergeld abschaffen […]. Und die Autobahnen. […] Und die Rechtschreibreform, die 1941 initiiert, 1944 von Hitler gestoppt und in Teilen 1995 wieder aufgegriffen wurde.
12. 2017
Bendicht Arni: Neuschrieb für Dummies? […] Wer sich mit der Orthografiereform von 1996 auch nach der Revision von 2006 weder angefreundet noch abgefunden hat, kann mit dieser «Streitschrift» — so der Untertitel — Ärger und Argumente auffrischen. Oder verstärken […].
Seit Jahren werden Schüler und Studenten, unter Androhung schlechter Benotung oder Zurückweisung ihrer Arbeiten dazu angehalten, verschiedene Formen vorgeblich geschlechtergerechter Ausdrucksweise zu verwenden. […] Das oberste Prüforgan der Republik Österreich ist im Wesentlichen den Argumenten unserer Eingabe gefolgt und bestätigt somit, dass die Zwangsmaßnahmen im Bildungsbereich bezüglich einer konsequent gegenderten Sprachgestaltung als nicht rechtskonform zu betrachten sind. […] Beanstandet wurde die Verwendung des Binnen-I und ähnlicher Formen als Beurteilungskriterium bei Arbeiten an Schulen und Pädagogischen Hochschulen, weil sie in den Rechtschreibregeln nicht vorgesehen sind.
29. 11. 2017
Weil Eltern die Briefe nicht verstehen, verwendet eine Schule in Basel eine sehr vereinfachte Sprache. […] Lange Wörter werden mit einem Zwischenpunkt, einem sogenannten Medio-Punkt, getrennt.
Antwort gibt Katrin Piazza von den VBG (Verkehrsbetriebe Glattal AG). […] Die Duden-Regel 136 (Treffen bei Zusammensetzungen drei gleiche Buchstaben zusammen, darf keiner von ihnen wegfallen) ist im Falle des bei Swiss Topo registrierten Talnamens Glattal unerheblich.
Stellungnahme: Glattalbahn.
27. 11. 2017
Zur Geschichte der Fassadenschriften haben der Maler Olaf Thiede und Ko-Autor Andreas Patzak jetzt ein berührendes Fotobuch herausgegeben. […] Typografie, Gestaltung und Orthografie machen es dabei möglich, die Schriften recht zeitgenau einzuordnen. Vor der Rechtschreibreform von 1901 gab es beispielsweise das Brod mit d, die Wage mit einem a und Dehnungstrich.
24. 11. 2017
Karsten Rinas erforscht die Geschichte der Interpunktion und fördert Erstaunliches zutage. […] Doch obwohl sie ein wichtiges Instrument der Sinngebung und Leseführung ist, spielt sie in den Orthographie-Debatten höchstens eine Nebenrolle. […] Als in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts die Bemühungen um eine Vereinheitlichung der Orthographie zunahmen, erfuhr die Interpunktion nur wenig Aufmerksamkeit. Während die Schreibung der Wörter offiziell standardisiert wurde, blieb die Zeichensetzung ausgespart. Amtlich geregelt wurde sie erst 1996, im Zuge der Rechtschreibreform.
22. 11. 2017
Und was hat sich seit der Rechtschreibreform geändert? […] Vor der Reform durften Wörter wie Mikrophon, Telephon, Photografie nur mit “ph” geschrieben werden. Heute ist sowohl die Schreibvariante mit “ph” als auch jene mit “f” erlaubt.
Seit welcher rechtschreibreform? Der duden führte Telephon und Photographie (!) schon vor der reform nur als nebeneinträge auf. Telefon wurde 1929 als «häufige» variante eingeführt, Mikrofon vor ungefähr 60 jahren.
18. 11. 2017
Bei der Feier zum 25. Geburtstag der literarischen Vereinigung „Signatur“ am Donnerstagabend im Marktplatz der Volksbank Friedrichshafen-Tettnang ist kein Platz frei geblieben. […] Zwischen allen Rückblicken lag der Festvortrag von Rolf Waldvogel, ehemaliger Feuilletonchef der Schwäbischen Zeitung […]. Der studierte Neuphilologe hat nichts gegen die englische Sprache, doch er wehrt sich dagegen, dass sie die deutsche Sprache zunehmend vereinnahmt. […] Eine Gefahr für die deutsche Sprache liege auch in der verunglückten Rechtschreibreform, in den Medien, in der Computerwelt mit ihrer „Rumpfsprache“ und fehlenden Orthografie: „Schließlich schludern alle.“
15. 11. 2017
Wie heißt es richtig: annulieren, annullieren oder anullieren? […] Machen Sie mit bei unserem großen Quiz […].
13. 11. 2017
Dazu nutzte Lammert gleich auch seine Erwiderung, indem er – gerade angesichts des ansonsten detaillierten Regelungsehrgeizes des Gesetzgebers in der Verfassung – seine Forderung nach der Verankerung des Deutschen als Landessprache im Grundgesetz bekräftigte. […] Der Staat sei allenfalls für den Stellenwert der Sprache zuständig, bei der Rechtschreibreform hätten die Kultusminister den „richtigen Ehrgeiz an der falschen Stelle entwickelt“.
12. 11. 2017
In this article, you are going to see (1) why English spelling is the worst of all western languages, (2) why this spelling forces teacher-led teaching and pedagogy, (3) why it has effects on education in terms of higher cost and higher taxes (it may well be that people are paying higher taxes because, well, English spelling is mad), and (4) why this spelling increases illiteracy. […] Don’t you think it’s high time we take matters into our own hands and fix things?
8. 11. 2017
[…] ist das ABC doch eines der ältesten Ordnungssystemen. Weswegen es natürlich nicht nur im Telefonbuch steht, sondern auch in vielen Kinderbüchern. […] An seine Grenzen stiess das Konzept regelmässig bei den schwierigen Buchstaben: Viel mehr als Yak und Xylophon gibt es nicht; oder man erfindet wie Piatti einen Vogelfischgepard namens Xopiatti. Nach der Rechtschreibreform ist es immerhin möglich, aus einem Jojo ein YoYo zu machen.
[…] gab es doch in den vergangenen drei Jahrzehnten eine Menge Veränderungen im Bildungsbereich, die nicht gerade zur Qualitätssteigerung des Lernens und Lehrens beigetragen haben. Ich denke dabei vor allem an die Rechtschreibreform, an diverse Schreibleselehrgänge, etwa das Schreiben nach Gehör, […] die unzureichende Sicherung des Gelernten durch Vertiefung und Übung.
2. 11. 2017
Die angeblich der Vereinfachung dienende Rechtschreibreform hat zu weitgehender Verunsicherung geführt, Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung und „s“ oder „ss“ fallen jetzt fast durchgängig fehlerhaft aus. Die Bekämpfung der Schreibschrift im Grundschulunterricht nimmt gerade den eher mühsam lernenden Kindern die Möglichkeit zur sensomotorischen Verknüpfung von Wortbild und Wortbedeutung. Die antiautoritär inspirierte Aversion gegen das Üben und Wiederholen beim Schreibenlernen schadet besonders den Schwachen. Das weit verbreitete „Schreiben nach Gehör“ ist eine zutiefst frustrierende Methode, die Kinder zunächst zwingt, etwas Falsches zu lernen, und sie danach nötigt, es wieder zu verlernen.
31. 10. 2017
Last Friday Kazakh President Nursultan Nazarbayev finally decreed that the language would shed its heavy Cyrillic coat and don what he hopes to be a more fashionable attire: the Latin alphabet. […] By the end of the year there will a finalised official Latin spelling. By next year teacher training is to begin and new textbooks will be developed. Come 2025, all official paperwork and publications in the Kazakh language will be in the new Latin script.
27. 10. 2017
Seit 1940 wird in Kasachstan das kyrillische Alphabet mit seinen 42 Buchstaben benutzt. Abgelöst werden soll das bisherige Alphabet durch ein erweitertes lateinisches mit 32 Buchstaben, Apostrophen dienen zur Modifizierung. Dafür fehlen unser C und W. Festgelegt hat die Details eine Sprachkommission der Regierung. Es gibt allerdings auch Kritik – für besonders viel Unmut sorgt die neue Schreibweise des Landes: "Qasaqstan".
26. 10. 2017
Prenant acte de la diffusion d’une « écriture inclusive » qui prétend s’imposer comme norme, l’Académie française élève à l’unanimité une solennelle mise en garde. La multiplication des marques orthographiques et syntaxiques qu’elle induit aboutit à une langue désunie, disparate dans son expression, créant une confusion qui confine à l’illisibilité.
24. 10. 2017
Sagen oder besser schreiben wir eigentlich Hallo oder hallo? Groß oder klein? Beides ist möglich. Hier haben wir es wieder einmal mit einer der unsäglichen fakultativen Schreibweisen zu tun, was bedeutet: Sie ist der freien Wahl überlassen. Das Gegenteil von fakultativ (wahlfrei) ist obligatorisch (verbindlich). Ein Ziel der Rechtschreibreform ab 1996 sollte es sein, zu obligatorischen Schreibweisen zu gelangen.
21. 10. 2017
Manche Leser reagieren auf den Fehlerteufel richtiggehend allergisch. […] Wenn die allerdings wüssten, welche kreativen Wortschöpfungen ihnen erspart geblieben sind, wären sie uns vielleicht fürderhin gewogener. Beispiele gefällig? […] Verhindert haben wir beispielsweise die Politechnische Oberschule […]. Und zum Leibwesen, dem schmalen Grad oder der angebotenen Wahre konnten wir uns auch beim besten Willen – obwohl derlei Abweichungen von Konrad Duden oder der soundsovielten Rechtschreibreform gewiss manchem Sprachaffinen unter Ihnen viel Freude bereitet hätte – nicht durchringen.
18. 10. 2017
Nicht zum Schutz von Menschen, sondern zum Schutz der Rüstungsproduktion hat BMW den riesigen Klotz ab 1943 von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen bauen lassen. Das Projekt hatte den Codenamen „Walnuß“ (im Deutsch vor der Rechtschreibreform).
17. 10. 2017
Häufig treffen wir auf die Bedeutung „etwas versprechen, fest zusagen“: Ich versichere dir, dass die Rechtschreibreform viele Erleichterungen gebracht hat. Derjenige, der der Versicherung Glauben schenken soll, wird dabei in den Dativ (3. Fall) gesetzt (dir, wem?). Fritz versicherte ihm bei seiner Freundschaft, dass er ihn stets unterstützen werde. Früher wurde auch der Akkusativ gebraucht: Er versicherte sie (wen?), dass er sie ewig lieben werde. Allerdings gilt der Akkusativ heutzutage in diesem Zusammenhang als reichlich verstaubt.
… hätte Cäsar fast das Fragezeichen erfunden, wenn er nicht vorher hinterrücks ermordet worden wäre. […] Gehört das Fragezeichen zu einer Anführung, dann steht es vor dem schließenden Anführungszeichen. „Wie geht es dir?“ Der Schlusspunkt entfällt. Folgt hingegen ein Begleitsatz, muss seit der Rechtschreibreform immer ein Komma hinzugefügt werden: „Wie alt bist du?“, fragte er.
16. 10. 2017
Und dass die Lese- und Denkschwächen von Kindern und Jugendlichen auch mit einer verheerenden Erleichterungsdidaktik zu tun haben, die von der unseligen Rechtschreibreform bis zur «Leichten Sprache» alles tut, um Bildung als ein anspruchsloses Angebot für Anspruchslose zu installieren, sollte langsam ins allgemeine Bewusstsein rücken. Wer etwas für das Bildungswesen tun will, soll es mit solchen und ähnlichen Reformen verschonen.
13. 10. 2017
Fahren Sie doch einfach mal an die Ostküste der Insel Rügen, nach Sassnitz. In jene […] ziemlich bedeutende Hafenstadt von MeckPomm, die bis zum 2. Februar 1993 noch Saßnitz hieß. Bis die Rechtschreibreform dem 'ß' im Namen den Garaus machte.
Bei einem bundesweiten Test unter Grundschülern haben sich die Viertklässler in Rechnen und Lesen deutlich verschlechtert. […] Bei den Tests wurde untersucht, ob die Viertklässler die geforderten Mindeststandards erreichen. Bundesweit trifft das im Bereich Lesen auf knapp 66 Prozent zu, beim Zuhören erreichen gut 68 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Anforderungen, bei der Orthografie 54 Prozent. Demgegenüber stehen knapp 13 Prozent beim Lesen, 11 Prozent beim Zuhören und rund 22 Prozent beim Rechtschreiben, die den Mindeststandard verfehlen. […] Im Vergleich zur ersten Erhebung vor fünf Jahren haben sich die Werte im Bundesdurchschnitt teils deutlich verschlechtert […]. Für die Bereiche Zuhören und Orthografie seien […] "signifikant negative Trends zu verzeichnen, die größer ausfallen", so die Studienmacher.
6. 10. 2017
Wie kann unser Bildungssystem besser werden? [Scharfenberg:] Die Misere fing spätestens mit der Rechtschreibreform an. Auch wurde größtenteils die Schreib- und Schönschrift abgeschafft, obwohl es erwiesen ist, dass das verbundene Schreiben mit der Hand den Lerneffekt fördert. Aus diesem Grunde würde ich u. a. die Rechtschreibung und Schreibschrift wieder stärken.
30. 9. 2017
Lange bevor der erste Roman von Erwin Riess erschienen ist, waren sein Held und dessen Begleiter/ Widersacher bereits einer nicht ganz kleinen Leserschar bekannt. Denn in Kolumnen diverser Zeitschriften hat der Autor […] seinen Protagonisten Groll im Rollstuhl gegen die Windmühlen fehlender Barrierefreiheit, Ungerechtigkeiten, Rassismus, spezieller und allgemeiner Blödheit mit (nicht immer gezähmter) Wut ankämpfen lassen. […] Der Umstieg auf die Form des Krimis erzwang eine Änderung dieses Modells: Eine Story wurde gebraucht, viel Personal kam dazu, die Rolle des Dozenten verblasste zum manchmal nötigen Helferlein – er ging dabei sogar seines Familiennamens verlustig. Volles Licht auf Groll also: Betreiber der illegalen Lebens- und Vermögensberatung „Ister“ mit Sprechstunde bei einem transdanubischen Heurigen; missionarisches Faible für die Flussschifffahrt (besonders die der Donau); in seinen Aufzeichnungen standhafter Verweigerer der Rechtschreibreform in der Frage „ss statt ß“ […].
29. 9. 2017
I myner letschte Kolumne han i über Hass gschrybe. Drufabe han i paar Läserbriefe mit Korrekture bercho – nid inhautlech, nume beträffend Rächtschrybig. Zuegäh, bym Thema Hass hätt i mir inhautlechi Reaktione gwünscht. Aber nei, als würd Hass hie nid interessiere! I söu nid «st» schrybe, sondern «scht». Aber vo ganz ächte, so richtig ächte Bärner Outore weiss i, dass sogar dr Kurt Marti einisch «scht» gschrybe heig, es angers Mau «st». […] E cheibe Sach, das mit dr Rächtschrybig vo Mundart […].
27. 9. 2017
Die unsägliche Rechtschreibreform der neunziger Jahre hat eine klaffende Wunde im orthographischen Bewusstsein hinterlassen, deren Auswirkungen bis heute insbesondere Schüler zu spüren bekommen, da es ganz offenkundig keine einheitliche Schreibweise mehr gibt; wenn in Deutschbüchern anstelle klarer Regeln nur noch "weiche" Empfehlungen ausgesprochen werden, dann braucht sich niemand über sich manifestierende Unsicherheiten zu wundern, die dann womöglich in der Sekundarstufe als Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS) ausgewiesen werden und als Vorwand dazu dienen, einen Freibrief für willkürliche Schreibweisen zu bekommen […].
25. 9. 2017
Auf die Idee, die Nationalsprache orthographisch zu reformieren, nur um den Kindern das Schreiben dieser Sprache zu erleichtern, kämen Franzosen und Engländer nicht, obwohl bei ihnen die Differenz zwischen Aussprache eines Wortes und dessen Schriftbild ungleich größer ist als im Deutschen.
Hier sind die ideen, auf die herr professor dr. Schnell nicht kommt: stichwort französisch, Spelling Society.
22. 9. 2017
Gut möglich, dass das sogenannte Vorfeldkomma irgendwann vom Duden legalisiert wird. Peter Eisenberg beobachtet, dass längere Sätze öfters mit einem Komma abgetrennt werden, einfach so, damit sie etwas kürzer erscheinen. Das ist unsinnig und falsch, aber das war anderes auch schon. Der Duden erlaubt seit 1996 den Deppenapostroph und heisst den «gelegentlichen Gebrauch» von Wendungen wie «Carlo's Taverne» gut. Das löste bei Kennern des guten Geschmacks Entsetzen aus. Aber Norm ist manchmal schlicht Mode.
Alle Welt spottet über »Helga's Frisiersalon« und ähnliche Verwendungen des sogenannten Deppenapostrophs. Zu Unrecht, wie unser Sprachkolumnist weiß.
Auch wenn Berlin von Schweizer Verhältnissen noch weit entfernt ist - die plebiszitäre Bilanz kann sich sehen lassen: In den vergangenen 20 Jahren gab es acht Volksinitiativen. […] Es ging dabei um eher kuriose Anliegen wie die Rücknahme der Rechtschreibreform in Berlin, um verkehrspolitische Großprojekte wie die Förderung des Radfahrens oder um ein Nachtflugverbot für den BER, wenn er denn einmal eröffnet wird.
21. 9. 2017
Es begann mit der Neuregelung der Orthographie. Warum eine der einfachsten europäischen Orthographien überhaupt verändert wurde, ist inzwischen bekannt: Die Regierung Brandt war im Rahmen ihrer Politik des Wandels durch Annäherung auf der Suche nach Themen. Schon im Frühjahr 1973 hat Egon Bahr bei seinem Gegenüber Michael Kohl angefragt, wie die DDR zu einer Neuregelung stehe. Das war Politik und hatte mit der Sache nichts zu tun.
Abgesehen von der interessanten tese, dass politik «mit der sache nichts zu tun» hat – haben die beiden politiker auch unseren 1924 gegründeten Bund für vereinfachte rechtschreibung erfunden?
Der „Bericht zur deutschen Sprache“ beschreibt Phänomene wie das Gendersternchen und sterbende Dialekte. […] Die Linguistik betrachtet sich nicht als Sprachpolizistin, sie sieht es als ihre Aufgabe, die Sprache zu beschreiben: „Die letzte Normautorität ist aus dieser Sicht die Sprachgemeinschaft selbst“, erklärte der Potsdamer Linguist Peter Eisenberg. „Es macht keinen Sinn, gegen den Sprachgebrauch normativ anzustinken.“ Eisenberg hat gleichwohl verschiedene Phänomene gesichtet, die in der Öffentlichkeit Besorgnis erregen. So geht er, ein entschiedener Gegner der Rechtschreibreform, davon aus, dass diese „dem Orthographieunterricht quantitativ und qualitativ viel Wasser abgegraben hat“, was mit ein Grund für die nachlassenden Rechtschreibfähigkeiten bei Schülern sei. […] Auch geschlechtergerechte Sprache („BäckerInnen“, „Bäcker_innen“ oder „Bäcker*innen“) lässt er nicht wie andere Linguisten als nützliche Innovationen der Sprachgemeinschaft gelten.
18. 9. 2017
„Der Duden“ hat seit der grässlich verunglückten staatlichen Rechtschreibreform von 1996 zwar nicht mehr das Rechtschreibmonopol, gilt aber im Zweifel immer noch als letzte Instanz.
17. 9. 2017
Eine der erschreckendsten Erkenntnisse: Nur ein knappes Drittel (31 Prozent) der Grundschulen gibt an, dass man dort relativ viel Wert auf Rechtschreibung lege. […] Das habt Ihr nun davon, liebe Reformer. Generationen von Schülern habt Ihr als Versuchskaninchen missbraucht und ins Schlechtschreib-Nirwana geführt. Vor allem aber habt Ihr als wahrhaft große Klassenkämpfer damit gerade die Kinder aus sozial schwächeren Schichten in deren Herkunftsmilieus eingesperrt. Tolle Reform.
Aha, die schüler werden als versuchskaninchen missbraucht, indem sie in der schule die schulortografie anwenden müssen. Aber warum ist die internetkolumne von pensionär Kraus in «schlechtschreibung» abgefasst? Ist Kraus vielleicht ein versuchskaninchen in sachen obrigkeitshörigkeit?
15. 9. 2017
Man könnte Sebastian Krämer, Wahlberliner, Jahrgang 1975, Chansonnier, Träger des Deutschen Kleinkunstpreises und Meister des Poetry Slam, hier missverstehen und seine Worte als Einladung zum Sich-Zurücklehnen begreifen, um Spaß zu haben an seinen fetzigen Hits wie „Deutschlehrer“. Weil sie weder Harry Potter noch Bushido oder die Rechtschreibreform verhindert haben, trifft sie des Sängers Zorn […].
13. 9. 2017
Wie Grundschüler am besten Rechtschreibung lernen, ist umstritten. Nun zeigt eine Studie: An den meisten Schulen zählt die korrekte Schreibweise in den ersten Jahren kaum - und es kommt auch aufs Bundesland an. […] Und dabei geht es […] vor allem um die Einstellung: Wie viel Wert wird auf Rechtschreibung gelegt? Um das herauszufinden, hat der Forscher im Frühjahr 2015 eine bundesweite Umfrage an Grundschulen durchgeführt. Diese erschien in dieser Woche in Wolfgang Steinigs Buch "Grundschulkulturen: Pädagogik - Didaktik - Politik" und liegt dem SPIEGEL vor. […] An knapp 60 Prozent der befragten Schulen spielt Orthografie zumindest zu Beginn der Grundschulzeit kaum eine Rolle.
12. 9. 2017
Über 20 Jahre sind seit der Rechtschreibreform vergangen. Während all der Jahre stand die Sprache natürlich nicht still […]. Früher war das ‚Hupen‘ ein kurzer Vorgang […]. Aber die Bedeutung des HHHupens hat sich verändert. […] Der Rat für deutsche Rechtschreibung folgt damit auch einer Studie der internationalen Akkustikervereinigung TuBa.
11. 9. 2017
Kabarett. Die Welt gerät immer weiter aus den Fugen – alte Gesetzmässigkeiten und Werte scheinen nicht mehr zu greifen. […] Klimawandel, Rechtschreibreform, Horst Seehofer – die letzten Jahre waren auch für ihn kein Zuckerschlecken. Also macht Spitzl sich an die Arbeit, räumt auf, analysiert und eliminiert einen Systemfehler nach dem anderen […].
6. 9. 2017
[…] sie wollten von Schulleiter Josef Burdich hören, wie er die Entscheidung der neuen Landesregierung beurteilt, vom Schuljahr 2019/20 an Gymnasiasten wieder in neun Jahren zum Abitur zu führen. Die Statements, die er Marie Panzer und Clara Plewe in einem Interview für die Schülerzeitung gab, waren deutlich. […] Die 1990er Jahre, sagt er, seien bildungspolitisch ruhig verlaufen. "Lediglich mehrere kurzlebige Rechtschreibreformen trieben die Schulbuchverlage in die Verzweiflung."
5. 9. 2017
Ist die neue Rechtschreibung leichter als die alte? Auch die Reform hat ihre Tücken, aber sie ist systematischer. […] Zur Einführung der Reformschreibweise in den Medien hatte ich im Juli 1999 im Abendblatt ein Rechtschreibquiz nach alter Norm gebastelt. Es bestand aus 40 einzelnen Ausdrücken und Fügungen, hinter denen zwei Kästchen standen, eins für richtig, eins für falsch. Die Leser sollten also nur jeweils ein Kreuz machen, ob die Schreibweise nach den Regeln des Jahres 1901 richtig oder falsch sei. Das höchste Gebot waren acht Richtige, doch alle 40 Beispiele waren nach damaliger Norm richtig – nur hatte es niemand geglaubt.
30. 8. 2017
Noch problematischer dürfte der Vorschlag sein, männliche und weibliche Form etwa von Personenbezeichnungen im Wortinnern durch das grosse I (VerkäuferInnen), durch die Klammerung (Verkäufer(innen) oder durch den Schrägstrich (Verkäufer/innen) kenntlich zu machen. Der Nachteil liegt auch da auf der Hand: Rein orthografische Neutralisierungen lassen sich zwar schreiben, aber nicht sprechen.
29. 8. 2017
Was lernt man eigentlich aus der groß angekündigten jüngsten Auflage des „Duden“? […] Ein großer Teil der neuen Wörter gelangt nur wegen ihrer öffentlichen Resonanz, nicht etwa aus orthographischen Gründen, in den Duden: Wie „Kopftuchstreit“, „Lügenpresse“ oder „Schmähgedicht“ geschrieben werden, weiß schließlich jeder, der die Bestandteile dieser Zusammensetzungen schreiben kann. […] Sollte man sich den neuen Duden anschaffen? Wer ein Wörterbuch besitzt, das in den vergangenen zwölf Jahren erschienen ist und die Revisionen der Orthographiereform durch den „Rat für deutsche Rechtschreibung“ berücksichtigt, kann darauf verzichten. Die wenigen aktuellen Änderungen in der Orthographie – wer „Majonäse“ statt „Mayonnaise“ oder „Anschovis“ statt „Anchovis“ schreibt, verletzt ab sofort die amtlichen Regeln – sind marginal und kaum relevant.
27. 8. 2017
Ein österreichischer Grafikdesigner hat 30 Ergänzungen zu . ! ? entwickelt. […] Spezielle, dem Ausrufe- oder Fragezeichen gleichgestellte Symbole für Ironie, Ablehnung oder Skepsis geben eindeutig an, wie ein Satz gemeint ist. […] Goethe verwendet Punkt und Komma noch nach Gutdünken. 1876 gibt Konrad Duden zwar seinen „Versuch einer deutschen Interpunktionslehre“ heraus, eine amtliche Leitlinie wird aber tatsächlich erst 1996 anlässlich der Rechtschreibreform veröffentlicht. Neue Zeichen führt jedoch auch diese nicht auf.
22. 8. 2017
Wer heute einen Coiffeurgeschäft eröffnet, braucht nicht nur ein Faible für gerade Schnitte, sondern offenbar auch ein solches für schräge Sprachspiele. […] Kreativ, zumindest dem Namen nach, ist auch der Gossauer Coiffure Creativ. Während sie sich mit Kreativität brüsten, stellt sie der Waldkircher Salon KreHaartiv sogleich unter Beweis. […] Bei diesem bunten Mix aus Gross- und Kleinbuchstaben dürften Sprachpuristen die Haare zu Berge stehen […]. Nach dem gleichen Muster geht auch die heARCHITEKTin aus St. Gallen vor, die nicht das Haar in ihrem Namen verewigte, sondern vielleicht den Umstand, dass sie gut zuhören kann? Auch der Fris-ör in St. Gallen oder Gwafför in Engelburg scheren sich nicht um Rechtschreiberegeln.
18. 8. 2017
Die Duden-Mitarbeit bei der Rechtschreibreform war eine Katastrophe. Theodor Ickler: „Ungezählte Barbarismen bei Getrenntschreibung — mißhandelte Grundregeln der Sprache“; Wolf Schneider: „Vorsicht vor dem Duden!“
17. 8. 2017
... gibt es doch immer wieder ein paar Leute, die uns etwas überstülpen, das wir gar nicht haben wollen! […] Los ging es schon mit der „unbedingt notwendigen“ Rechtschreibreform. […] Und nun eröffnen die Redakteure des „Duden“ eine neue Runde.
16. 8. 2017
Beim Kampf um die Rechtschreibung hatte Konrad Duden einen scheinbar unbesiegbaren Gegner: Otto von Bismarck. […] Er hatte Deutschland geeinigt. Aber die Rechtschreibung wollte er nicht vereinheitlichen. Wenn es nach Otto von Bismarck gegangen wäre, hätte im 1871 gegründeten Reich jeder weiter schreiben können, wie er wollte – und die Österreicher und Schweizer sowieso.
12. 8. 2017
Wir haben bekannte Persönlichkeiten gefragt, bei welchem Wort sie noch das Standardwerk des berühmten Weselers Konrad Duden verwenden. […] "Portemonnaie": Bei Wörtern wie "Portemonnaie" schaue ich immer wieder nach, wie die Empfehlung des Dudens aussieht. Da hat die Vereinfachung der Schreibweisen, die eingeführt und dann teilweise wieder zurückgenommen wurde, für einige Verwirrung gesorgt. […] Sabine Friemond-Kund, Inhaberin Buchhandlung Lesezeit! in Voerde.
9. 8. 2017
Bis 1996 war das Wörterbuch in der Bundesrepublik für die Schriftsprache maßgebend. Mit der Rechtschreibreform wurde dieses Monopol gebrochen: Seither werden richtige und mögliche Schreibweisen durch die amtliche Regelung bestimmt und auch von anderen Verlagen unters Volk gebracht.
Wir haben bekannte Bürger gefragt, bei welchem Wort sie noch das Standardwerk des berühmten Weselers Konrad Duden verwenden. […] Sebastian Hense, stellvertretender Schulleiter am Andreas-Vesalius-Gymnasium und Vorsitzender der CDU, schlägt häufiger im Duden nach. „Auch wenn sich die Rechtschreibung leider ändert und die Frage, ob das sinnvoll ist, meist unbeantwortet bleibt, der Duden kennt die Lösung. […]“ Seine Kollegin Karen Schneider vom Konrad-Duden-Gymnasium beobachtet, dass insbesondere die mit der Rechtschreibreform vor der Jahrtausendwende eingeführte Möglichkeit zweier Schreibweisen oft zu Verwirrung führt.
8. 8. 2017
Nach der "Logik" des Leserbriefs könnten wir auch andere Besonderheiten unserer Sprache ausmerzen, zum Beispiel die Schreibung der Umlaute ä, ö und ü, die schließlich ebenso problemlos durch ae, oe und ue ersetzt werden könnte. Ich finde es tröstlich, dass die in vieler Hinsicht misslungene Rechtschreibreform wenigstens vor dem ß haltgemacht und ihm ebenso wie dem ss eine klare Funktion in Bezug auf die Aussprache zugewiesen hat.
Wir müssen nicht mehr „Majonäse“, „Frotté“ oder „Ketschup“ schreiben, diese hässlichen Eindeutschungen gelten ab sofort wieder als falsch. […] Wer vergessen hat, wie „Mayonnaise“ schon immer geschrieben wurde, kann danach ab sofort im neuen Duden suchen, der am Mittwoch erscheint.
Um «Mayonnaise» zu suchen, muss man den neuen duden nicht kaufen; es steht so in sämtlichen 27 auflagen. (Nicht aber bei Mackensen 1968.) Musste die bedauernswerte FAZ-mitarbeiterin wirklich «Majonäse» schreiben? Wir sind in der glücklichen lage, dass wir gar nichts müssen. Da wir weder auf der gehaltsliste der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stehen noch zur schule gehen, ist für uns «majonäse» nach wie vor nicht falsch. – Die geschichte der «hässlichen eindeutschung» (!) «Frotté» sieht so aus: 1934 nur «Frottee», 1947 «Frottee» mit verweis unter dem zu vermeidenden «Frotté», 1967 nur «Frottee», 1991 (also vor der reform) «Frottee, österr. u. fachspr. auch Frotté», 1996 «Frottee, auch Frotté», 2009 2 lemmata «Frotté» und «Frottee», 2017 nur «Frottee».
Alle drei bis vier Jahre wird der „Duden“ aktualisiert, mit 145.000 Stichwörtern ist er nun so umfangreich wie nie zuvor, enthält rund fünfmal so viele Wörter wie das „Vollständige Orthographische Wörterbuch“, das der deutsche Gymnasiallehrer Konrad Duden im Jahr 1880 herausgab. Er wollte die Rechtschreibung vereinheitlichen, was ihm mit seinem sehr erfolgreichen Wörterbuch auch gelang. […] Nur mit einem Wunsch konnte sich Konrad Duden nie durchsetzen: Er lehnte die Großschreibung als unnötige, „verdummende“ Lernanstrengung ab.
Es sind vor allem zwei Änderungen, die das amtliche Regelwerk betreffen: Das ẞ wird sozusagen erwachsen, also auch als Großbuchstabe zugelassen. […] Darüber hinaus hat der Rat für deutsche Rechtschreibung festgestellt, dass manche Adjektive in bestimmten festen Fügungen sehr häufig großgeschrieben werden, obwohl bisher nur die Kleinschreibung zugelassen war.
4. 8. 2017
Es ist sehr bedauerlich, dass das „ß“ bei der letzten Rechtschreibreform nur zurückgedrängt, aber nicht aufgegeben wurde.
3. 8. 2017
Dieses Prinzip des kollektiven Ignorierens des Wählerwillens durch eine etablierte, sich ständig weiter festsetzende und festfahrende politische Kaste dehnte sich immer weiter aus, wurde zu einem systematischen Fehlprinzip. Unter anderem betraf es auch die zu Anfang von einer breiten Mehrheit abgelehnte Rechtschreibreform, die von Experten als dümmlich und unlogisch angesehen wurde. Am Ende wurde sie nur deshalb trotz Scheiterns nicht zurückgenommen, weil das ein Eingeständnis des Irrtums und Versagens gewesen wäre. Die Entscheidung wurde ausgesessen, bis sich alle, einschließlich vieler Kritiker, an die neue Schreibung gewöhnt hatten, die schlechter war als die vorherige. Damals schrieb die FAZ, das Vorgehen der Regierung sei wie ein Menetekel: Wenn eine schlechte Reform so durchgezogen werden und so schlecht regiert werde in dieser Frage, dann sei zu befürchten, daß wir auch in anderen Fragen genauso schlecht regiert würden wie in Sachen Rechtschreibreform. Dies war ein geradezu prophetischer Satz. Genau so kam es.
2. 8. 2017
Mir schwebt ein anderes System vor […]. Die Kriterien wären das Alter, der ökologische Fußabdruck und die soziale Partizipation. Die Jungen, sagen wir von 18 bis 35, hätten drei Stimmen, die Mittleren von 31 bis 60 hätten zwei, und die Senioren ab 61 hätten eine Stimme. […] Für die kommende Wahl wird die Zeit nicht mehr reichen, aber in vier Jahren wird wieder gewählt. Bis dahin sollte nicht nur die Rechtschreibreform reformiert, sondern auch das Wahlrecht neu konzipiert werden.
Für die rechtschreibreform, die in Broders satire etwas unmotiviert auftaucht, wäre ein solches system bestimmt nicht schlecht (stichwort generation).
1. 8. 2017
Ebenfalls ruhig bleibt bei dem Thema Lutz Kuntzsch von der Gesellschaft für deutsche Sprache. "Wir haben ganz andere Probleme mit der deutschen Sprache", sagt er. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihm die "verschwurbelte Behördensprache". Ihre Unverständlichkeit habe bisweilen weitreichende Folgen. So blieben Kommunen beispielsweise auf Fördergeldern sitzen, "weil die Menschen die Anträge nicht verstehen können und dann lieber auf die ihnen zustehende Unterstützung verzichten, als das Behördendeutsch zu enträtseln", sagt Kuntzsch. Der Rechtschreibreform aber könne man diesen Missstand nicht in die Schuhe schieben.
Ob sich die Reform bewährt hat, ob die deutschsprachigen Menschen die Änderungen verinnerlicht haben und ob noch mehr verändert werden soll, weiß Kerstin Güthert, die Leiterin der Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung.
Als heute vor zehn Jahren die überarbeitete Rechtschreibreform in Kraft trat, lagen sich die Deutschen vor Freude weinend in den Armen, es wurden Deutschlandfahnen geschwenkt und der Kognak – nicht etwa der »Cognac« – floss in Strömen!
Seit zehn Jahren gilt die Rechtschreibreform in allen Schulen - und sorgt weiter für Verwirrung. Wann gilt die alte und wann die neue Schreibweise? […] Unterdessen hat der "Rat für Deutsche Rechtschreibung" längst weitere Korrekturen an der reformierten Reform vorgenommen. […] Wieder erlaubt ist die Großschreibung etwa bei "Goldene Hochzeit" oder "Technischer Direktor" neben der Kleinschreibung.
Nicht «wieder», sondern neu.
Die Rechtschreibreform ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine Reform aus etwas etabliertem (nicht unbedingt perfektem, aber leidlich funktionierendem) ein heilloses Chaos macht, wenn Leute daran herumpfuschen (meinetwegen auch herum pfuschen), die keine Ahnung von der Umsetzbarkeit ihrer möglicherweise trotz offensichtlicher Parteiideologie gut gemeinten Ideen haben.
Das Verhalten offizieller Stellen ist irritierend. In der Stadt Zürich wechselte man sofort das Schild der Gemsenstrasse. Sie heisst seither Gämsenstrasse, was man, so leid es mir tut, anders ausspricht. Wenige Jahre später hob die selbe Instanz die Glattalbahn (Durchs Tal der Glatt) aus der Taufe, die nach der neuen Ordnung eigentlich Glatttalbahn geschrieben werden müsste.
So leid es uns tut, gemse, gämse, bremse und nässe werden gleich ausgesprochen: [ɛ]. Zu Glattal: Verwirrung im Glattal und Glattalbahn.
wie wäre es einfach die großschreibung abzuschaffen? ... ein einfaches ding, ohne irgendwelche große regeländerungen und unsere kinder hätten in der schule ein problem weniger!
Kreationen wie "ph" haben in der deutschen Sprache nichts mehr zu suchen […]. Warum schreibt man "verrückt" und nicht "ferrückt" - phonetisch das selbe.
8. 2017
Im Deutschunterricht verdrängten authentische Schreibanlässe mit Lebensweltbezug die an grammatikalischen Normen und Repetition orientierte Wissensvermittlung. Verworfen wurde auch die Annahme, dass lediglich eine einzige korrekte Sprache existiere. […] Die Abkehr von einem normativen Sprachverständnis schlug sich auch in den Rechtschreibereformen zwischen 1996 und 2006 nieder, die neu für bestimmte Wörter orthographische Varianten zulassen. Dass einige Wörter auf verschiedene Arten geschrieben werden können, während es bei anderen nur eine richtige Schreibweise gibt, erweckt den Eindruck, dass Rechtschreibung verhandelbar sei, und wurde von vielen keineswegs als Erleichterung für den Grammatik- und Orthographie-Erwerb eingeschätzt.
Rechtschreibung ist verhandelbar!
Der Schriftsteller Pedro Lenz entwickelte dank seiner Zweisprachigkeit früh ein ausgeprägtes Sprachbewusstsein. In Mundart kann er die sprachlichen Eigenheiten eines Milieus besser beschreiben als auf Hochdeutsch. Aus Angst vor Fehlern auf Mundart auszuweichen, hält er allerdings für keine gute Idee. […] Mundart liegt generell im Trend […]. Woher kommt das? [Lenz:] Ein Grund, weshalb in Chats und SMS Mundart benutzt wird, ist die Bequemlichkeit. Man will sich auch nicht blamieren, etwas falsch zu schreiben. Das ist ein grosses Problem. Ich kenne Erwachsene, die machen in einem Mail zehn Orthographiefehler. Sie sind sich dessen bewusst und zeigen das Mail jemandem, wenn es wichtig ist. Sonst schreiben sie eben in Mundart. […] Dass so viel in Mundart geschrieben wird, ist per se zwar keine schlechte Entwicklung. Der Grund dafür ist aber bedenklich.
Ja, bedenklich. Es sollte uns zu denken geben bezüglich der brauchbarkeit der deutschen rechtschreibung.
28. 7. 2017
Laut des Deutschen Instituts für Normung (DIN) diskutierten insgesamt 20 Experten über die bestmögliche Position des großen ß.
24. 7. 2017
Der Rat der deutschen Rechtschreibung hat kürzlich die deutsche Orthografie sanft reformiert. Wo aber versteckt sich das große scharfe ß auf der Computertastatur? Ist „Mayonnaise“ wirklich besser als „Majonäse“? Und warum dürfen wir nicht mehr „Roulett“ spielen? 16 Fragen zum heiklen Job der Sprachpolizei. […] „Majonäse“, „Frotté“, „Joga“: Wer entscheidet darüber, welche Schreibweisen erlaubt sind beziehungsweise verboten werden? Im Prinzip wiederum die Allgemeinheit. Schreibt der Greißler in Worms „Frottee“ oder „Frotté“ auf die Anschlagtafel? Verwenden deutschsprachige Medien „Yoga“ oder das eingedeutschte „Joga“? Bieten Lokale auf der Speisekarte „Mayonnaise“ oder „Majonäse“ an?
Aha, die eine schreibung ist «erlaubt», die andere «verboten» – und dann schaut man, welche verwendet wird …
2017-07-23
„Im Zuge der Rechtschreibreform wurde neben Joghurt auch die Schreibweise Jogurt zugelassen. Apropos: Die neue Schreibvariante lehnt sich an die heutige türkische Schreibung an […].“
Erziehungsrecht der Eltern und Erziehungsauftrag des Staates stehen gleichberechtigt nebeneinander. Aber was passiert, wenn die Schule etwas lehrt, das den Eltern missfällt […]? Ein „Fluß“ sollte ein „Fluss“ sein, ein „Stengel“ ein „Stängel“. Auch hier forderten Eltern: Diesem Unsinn darf unser Kind keinen Tag ausgesetzt sein […]. Nimmt man die Gleichberechtigung von Staat und Eltern ernst, lautet die pragmatische Lösung: Dann lernen die Kinder in der Schule die neue und zu Hause alte Rechtschreibung. Es steht Eltern frei, ihren Kindern zu sagen, dass sie Dinge anders sehen als ihre Lehrer. Die Kinder mag das verwirren. Aber es bereitet sie auf das Leben vor, in dem es selten absolute Wahrheiten gibt, in dem sie selbst entscheiden können und müssen. So pragmatisch sah es das Bundesverfassungsgericht: Schule und Eltern brauchen sich nicht einig zu sein; jeder kann seine Agenda verfolgen. Es betrachtete die Rechtschreibregeln allerdings als „wertfreie Wissensvermittlung“, die nicht ein ganzes Erziehungskonzept durchkreuzen können. Deshalb unterwarf es sie nicht einmal dem Vorbehalt des Gesetzes, nach dem in der Demokratie alle wesentlichen Dinge das Parlament regeln muss. Diese Lösung lässt sich auf den Sexualkunde-Fall übertragen – auf den Teil, in dem es auch hier um „wertfreie Wissensvermittlung“ geht. […] Hierfür gilt das Gleiche wie für die Rechtschreibregeln: Der Staat bestimmt, wann die Kinder in der Schule von Sex hören und wie sie das Wort schreiben. Damit müssen Eltern leben, auch wenn sie die Dinge anders sehen. […] Ein Schulgebet vermittelt kein „wertfreies Wissen“, sondern eine Glaubenswahrheit. Anders als Rechtschreibregeln kann das ein elterliches Konzept auf den Kopf stellen. Überraschenderweise ließ sich aber auch dieser Konflikt so lösen, dass alle Konzepte gleichberechtigt nebeneinanderstehen […]. Nicht nur Eltern und Schule können unterschiedliche Entwürfe verfolgen, sondern auch Eltern untereinander. Es ist unmöglich, dass die Schule allen Wünschen aller Eltern Rechnung trägt. Schon deswegen darf und muss sie ihren eigenen Plan verfolgen.
19. 7. 2017
Im Juli 1902 hat die Urner Regierung beschlossen, dass auch in Uri die neue Orthografie nach Duden gilt. […] 1996 erfuhr die deutsche Rechtschreibung eine umfassende Reform. Die Diskussionen waren gross und dauern teilweise bis heute an. Gut 100 Jahre davor war das nicht anders.
17. 7. 2017
Die AfD holte mit Waldemar Birkle in Pforzheim ihren deutschen Spitzenwert: 54,2 Prozent. Jetzt will der Spätaussiedler in den Bundestag. […] Waldemar Birkle […] hat über ein Vierteljahrhundert in Deutschland verbracht, das sind zwei Weltmeistertitel und eine Rechtschreibreform, das sind acht Jahre Helmut Kohl, sieben Jahre Gerhard Schröder und auch schon zwölf Jahre Angela Merkel. Es ist eine Zeit, in der ihm dieses Land erst vertraut und dann unheimlich geworden ist.
11. 7. 2017
Wie trennt man Eisenach?, fragt eine Leserin. Eigentlich Eisen|ach, denn der zweite Bestandteil -ach entspricht einem alten Wort für „Gewässer, Fluss“. Da diese Kenntnis aber nicht sehr verbreitet ist, darf seit der Rechtschreibreform auch nach Sprechsilben getrennt werden: Eise|nach.
10. 7. 2017
Für den vielbeschworenen gesunden (semantischen) Menschenverstand war eine goldene Hochzeit mit goldener Hochzeitskutsche schon allein durch die Großschreibung des Adjektivs von der 50-jährigen Goldenen Hochzeit zwingend zu unterscheiden.
9. 7. 2017
Niemand weiß mehr über das Deutsche als der Linguist Peter Eisenberg. Ein Gespräch über geprügelte Anglizismen, das V in Vater, die Daseinsberechtigung des Eszetts und seinen Austritt aus dem Rat für deutsche Rechtschreibung.
8. 7. 2017
Seit er 1986 seinen „Grundriss der deutschen Grammatik“ veröffentlichte, gilt Eisenberg als die größte Koryphäe für Bau und Funktionsweise des Deutschen. Nun hat er ein schmales Buch mit dem Titel „Deutsche Orthografie: Regelwerk und Kommentar“ geschrieben, mit dem er versucht, die immer noch offenen Wunden der Rechtschreibreform zu heilen.
Stellungnahme: Es muss nicht sein, wie es ist.
6. 7. 2017
Bei der Eindeutschung von Fremdwörtern wurde zurückgerudert. […] Der Rechtschreibrat hat beobachtet, dass sie sich nicht durchsetzen […]. Deswegen hat er etliche dieser Schreibungen […] entfernt. So ganz konsequent war er dabei aber nicht […]. Naja, da hat der Rechtschreibrat halt auch in Zukunft noch etwas zu tun, bis er die Malaise mit der Polonäse erledigt hat …
5. 7. 2017
Übrigens, seit mit der Rechtschreibreform der Konjunktion "daß" das "ß" weggenommen und durch ein "ss" ersetzt wurde, hat sich die Zahl der Verwechslungen des Bindeworts "dass" mit dem bezüglichen Fürwort "das" potenziert. Darüber freuen sich höchstens die Korrektoren, deren Jobs damit zusätzlich unverzichtbar geworden sind.
4. 7. 2017
Dieses Sommerloch wurde in den Zeitungen bis vor wenigen Jahren stets mit dem Ungeheuer von Loch Ness überbrückt, das angeblich wieder einmal gesichtet worden war. Seit 2008 hat das große Eszett das schottische Fabeltier abgelöst.
[…] Präsentation des Kulturprogramms der rheinland-pfälzischen AfD in Koblenz […]. Was die ständig beschworene deutsche Leitkultur sein soll: Das bleibt im Programm wie auch am Abend schwammig. Dafür wird ein Eintopf serviert, der zusammenkocht, was besorgte Bürger umtreibt oder umtreiben könnte. Man sollte etwa – nach 20 Jahren – erwägen, die Rechtschreibreform wieder abzuschaffen. Schließlich versuche diese, Sprache von oben nach unten zu ändern, und nicht, wie es der Duden einstmals begonnen habe, dem Volk aufs Maul zu schauen. Eine gewagte These.
3. 7. 2017
Die letzte Rechtschreibreform hat auf jeden Fall eines bewirkt: Dass selbst ehemals sehr gute Deutschschüler heutzutage unsicher sind, was denn nun in Sachen Interpunktion und Schreibweise eigentlich richtig ist.
2. 7. 2017
Es erhärtetet sich der Eindruck, dass Rechtschreibung zu jenen Kulturtechniken zählt (wie Handschrift, das Alphabet als Ordnungseinheit zur Systematisierung, Archivierung und Suche etwa in Lexika, Telefonbüchern, Zettelkästen, Wörterbüchern und das schriftliche Kommunizieren in vollständigen Sätzen), denen bis vor Kurzen in der Bildung noch ganze Aufmerksamkeit galt, die aber nun rasant an Bedeutung verloren haben. Was wir weder beklagen noch begrüßen, sondern nur als Tatsache feststellen.
1. 7. 2017
Aber konnte sich der Rat für deutsche Rechtschreibung nach all dem Unsinn, den er in den vergangenen Jahrzehnten auf seinem Feld angerichtet hat (nicht zuletzt beim Umgang mit dem Buchstaben ß), nicht wenigstens die Mühe machen und einen winzigen Teil jener sechs Jahre, die seit der vorherigen Neuregelung der Schlechtschreibung vergangen sind, auf Fragen von Typographie verwenden? Der Auftrag an einen Schriftgestalter, die amtliche Einführung eines großen ß, Eszett oder scharfen S durch einen geeigneten Druckbuchstaben zu ergänzen, der nicht aussieht wie der kleine – das wäre eine Tat gewesen! Doch der Rat hat wieder eine Untat begangen.
Das Internet hat Platz für alles, auch für Dämliches. Und nun wohl auch für das große 'ß', das man wahrscheinlich so dringend braucht wie grünen Ketschup.
Der Neumarkter Rechtsanwalt Geedo Paprotta beschäftigt sich mit dem neuen Star der Rechtschreibreform. […] Es gibt einen neuen Buchstaben in unserem Alphabet! […] Aber sicher fragen Sie sich: Wer entscheidet denn sowas? Das Zauberwort lautet „Rechtschreibreform“ […]. Sie finden, es sei eine Unverschämtheit, dass der Staat uns Buchstaben vorschreibt? Dann lesen Sie das Urteil des Verfassungsgerichts, Az. 1 BvR 1640/97.
Fön oder Föhn? Vor der Rechtsschreibreform 1996 musste man sich über diesen Unterschied in der Schreibweise noch Gedanken machen: Es ging um die Entscheidung, ob man den Haartrockner oder den warmen Fallwind meinte.
30. 6. 2017
WIR HABEN ES ZWAR NOCH NICHT, ABER DAS ESZETT GIBT ES NUN ALS GRO_BUCHSTABEN.
Mehr Bedeutung bekommt das ß, das im Zuge der mehrfach selbst reformierten Rechtschreibreform etwas an den Rand gedrängt wurde, allerdings auch in Zukunft nicht. Das daß von damals ist verloren, die Konjunktion muss weiterhin mit Doppel-s geschrieben werden. Dafür kehren jetzt Ketchup und Mayonnaise zurück.
Das amtliche orthografische Regelwerk ist 21 Jahre nach der umstrittenen Rechtschreibreform erneut, wenn auch geringfügig, geändert worden.
Die Welt hat vielleicht nicht darauf gewartet, mag sich mancher sagen. Aber der neue Großbuchstabe, auch gern ohne Hintergedanken scharfes S genannt, ist offenbar nötig […]. Doch leider gleicht das große Eszett sehr dem kleinen Eszett, es ist nur etwas fetter. Aber seien wir froh, denn das Fehlen des Großbuchstabens ist ja seit 100 Jahren ein Thema.
Das ß als sz-Ligatur hingegen wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt und hat sich nicht einmal im ganzen deutschsprachigen Raum durchgesetzt. Wer in der Schweiz falsch parkt, muss eine „Busse“ zahlen. Die deutsche Rechtschreibreform, die – wegen des kurzen Vokals – aus dem „daß“ das „dass“ gemacht hat, hat der Verbreitung des ß ebenfalls zugesetzt.
29. 6. 2017
Von Anbeginn kämpfte er gegen die Rechtschreibreform, sprach sich schon in den neunziger Jahren für eine pädagogische Renaissance von Fleiß, Disziplin, Zuverlässigkeit, Ordnung und Pünktlichkeit sowie Leistung aus, was ihm zuweilen auch den Ruf des Reaktionärs einbrachte.
Die Begründung für den neuen Großbuchstaben: ein genereller Trend zur Schreibweise in Versalien in der Werbung und auch in Büchern. Die Zulassung des großen Eszetts ermögliche in solchen Fällen nun ein optisch einheitliches Schriftbild, heißt es vom Rat. Die Ersatzschreibweise mit Doppel-S oder kleinem "ß" bleibt jedoch weiter zulässig.
Die amtlichen Orthografie-Regeln ändern sich schon wieder. Droht ein neues Reform-Desaster? Im Gegenteil: Einige Horror-Schreibungen verschwinden sogar ganz. Nur beim Eszett kommt etwas gewaltig Neues.
[…] „die mittlere/Mittlere Reife“ […]. Da kann man nur den Kopf schütteln. Die Großschreibung der Adjektive ist vollkommen sinnlos und kann deshalb ganz abgeschafft werden. Stattdessen muss man sich jetzt immer mehr Einzelfälle merken und mit verschiedenen Schreibweisen leben. Der ursprüngliche Sinn der Rechtschreibreform, die Vereinfachung, wird damit konterkariert.
24. 6. 2017
In diesem Sommer erscheint ein neuer Duden. […] Anders als Deutschlands andere Wörterbuchinstitution, der Grimm, und anders als die längst eingestellte Konkurrenz, der Wahrig, der 2009 das letzte Mal erschien, wird der Duden fortgesetzt. Im Herbstprogramm kündigt der Verlag die 27. Auflage an.
23. 6. 2017
Heisst es nun Weier oder Weiher? […] Das h wird schlichtweg weggelassen, wenn vom Wiler Weier die Rede ist. […] «Für den Stadtweier ist einzig die Schreibweise ohne h zutreffend», […]. Es handle sich um einen Flurnamen […]. Bei diesen sei oft die Mundart-Schreibweise in den offiziellen Sprachgebrauch übernommen worden.
22. 6. 2017
Das Kultkabarett "Die Brennesseln" verlässt die Bühne für immer: Am Sonntag gibt es beim Kultursommer die letzte Vorstellung. […] So eigen sind die Brennesseln eben, selbst in der Schreibweise ihres Namens. Rechtschreibreform? Ohne die Brenn(n)esseln.
A phonetic system created more than 150 years ago to simplify English words, the Deseret Alphabet is alive and well […]. Lovers of the language can find the 38 symbols used in printings of Shakespeare and the U.S. Constitution, and some Instagram accounts are even entirely dedicated to the lettering system.
17. 6. 2017
Deutsche Sprache – schwere Sprache. […] Die (mehrfach wieder abgeänderte) Rechtschreibreform macht die Sache nicht einfacher – besonders für diejenigen, die von der einen auf die andere Variante umlernen mussten.
15. 6. 2017
Da ja auch noch die Regierung ihre Klage zurückgezogen habe, könnte es damit, ginge es nur "nach fachgerichtlichen Maßstäben", sein Bewenden haben. […] So könne sich […] aus der Klage der Landesregierung, obwohl sie zurückgezogen wurde, ein "objektiver Prüfauftrag" ergeben haben - jedenfalls dann, wenn das öffentliche Interesse an der Klärung des Sachverhalts groß genug sei. So habe es zum Beispiel das Bundesverfassungsgericht mit der Rechtschreibreform gehalten.
14. 6. 2017
So neu ist die neue deutsche Rechtschreibung gar nicht, wie ihre Bezeichnung vermuten lässt. Seit ihrer Einführung ist die Welt der Rechtschreibung alledings nicht mehr ganz in Ordnung — ein Erfahrungsbericht aus der Unterrichtspraxis.
12. 6. 2017
Varianten sind ein schwieriges Thema. Wenn der Duden zwei Varianten als richtig taxiert, müssen wir uns in der Zeitung auf eine beschränken, zum Beispiel schreiben wir jetzt wieder Joghurt anstelle des auch erlaubten Jogurt.
8. 6. 2017
Welche Neuigkeiten gibt es denn gerade momentan noch so aus der Orthografie-Community? Stang: Da die Rechtschreibreform 1996 in der Schreibgemeinschaft zum Teil heftige Reaktionen hervorgerufen hat, ist man inzwischen viel zurückhaltender geworden. […] Ab sofort ist nun auch das große scharfe „ß“ Bestandteil des amtlichen Regelwerks. Und bei manchen Fremdwörtern hat man die eingedeutschte Variante wieder gestrichen, die sich nicht durchgesetzt hat. Zum Beispiel „Vandalismus“ mit „W“, „Roulette“ ohne „e“ am Ende, „Ketchup“ mit „sch“. So schreibt einfach niemand.
6. 6. 2017
Es war eine gute Idee, vor einigen Jahren die deutsche Rechtschreibung zu reformieren. Leider blieb dies ziemlich inkonsequent. Das überflüssige „ß“ hätte man locker endlich loswerden können […], und die weltweit einmalige Großschreibung von Substantiven hat man auch beibehalten.
2. 6. 2017
Gegen die Rechtschreibreform begehrte er nicht auf, auch am Dritten Bericht des Rates für deutsche Rechtschreibung, den die Kultusminister in dieser Woche entgegennehmen, hat er eigentlich nichts zu kritteln. Es sei schon richtig, die Schreibung den Gewohnheiten anzupassen, sagt Stang. Für Kritiker der Reform freilich war die Intention genau das Gegenteil von Anpassung an Gewohnheiten — nämlich ein Sprachdiktat.
Pech, dass der «wandelnde Duden» nicht gegen die rechtschreibreform aufbegehrt. Für die journalistin freilich kein grund, auf die agitation zu verzichten.
Schreiben ist eine Kulturtechnik, die unterrichtet werden muss: Maria-Anna Schulze Brüning und Stephan Clauss treten der schulischen Vernachlässigung der Handschrift entgegen. […] Diese Abwertung alles Formalen, zumal wenn es mit Anstrengung verbunden ist, prägt in ähnlicher Weise den „modernen“ Orthographieunterricht.
1. 6. 2017
Das „ß“ soll es bald als Großbuchstaben geben. Die „Goldene Hochzeit“ darf man künftig großschreiben. Und Schreibweisen wie „Ketschup“, „Grislibär“ oder „Joga“ werden wohl aussortiert. Die deutsche Rechtschreibung soll wieder einmal reformiert werden.
Sie erklärt im Interview, wie Wissenschaft und Werbung die Sprache beeinflussen, warum das große „ß“ Sinn macht und warum man oft zwei Schreibweisen zulassen muss. […] [Güthert:] Wir schauen uns zum Beispiel Grußkarten an: Bei Konstruktionen wie „das Neue Jahr“ oder „die Goldene Hochzeit“ wird das Adjektiv immer öfter großgeschrieben.
So hat es im barock angefangen.
17. 5. 2017
Kaum je ein Lehrerbrief an die Eltern entsprach einwandfreier Orthographie […].
Mir fallen im Alltag sehr häufig fehlerhafte Texte auf. […] Ich kann nicht verhehlen, dass ich dann dazu neige, von Rechtschreib- auf die weiteren Kompetenzen dieser Verfasser zu schliessen.
Uns fallen die fehler ebenfalls auf (fundsachen)! Wir schliessen allerdings primär auf den reformbedarf der ortografie.
Es gibt motivierende, spielerische und sportliche Trainingsvarianten und in Deutschland sogar einen grossen regionalen und überregionalen Diktatwettbewerb. Wie uns die Neurowissenschaften lehren, ist Wettbewerb enorm stimulierend – und zwar nicht nur für einen Gewinner, sondern für alle Teilnehmenden.
Ja, wir sind sehr für wettbewerb – den wettbewerb der ortografien!
9. 5. 2017
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es höchste Zeit wäre, die gemässigte Kleinschreibung einzuführen, insbesondere mit Rücksicht auf die Fremdsprachigen. […] Ein Anachronismus sondergleichen.
Dringend sollte man sich damit beschäftigen, dass zur Zeit die Unterscheidung von «das» und «dass» in atemberaubender Geschwindigkeit abnimmt.
6. 5. 2017
Sprache verändert sich. […] Erweisen wir uns als Kenner und Anwender von Regeln, Registern, Stilebenen, aber auch der kreativen Möglichkeiten, die Sprache bietet. Das geschieht meistens unwillkürlich. Aber immer wieder kommt Sprache auch zum Bewusstsein, wird gar zum Streitfall. So hat etwa die Rechtschreibreform über Jahre Emotionen geweckt, die in keinem Verhältnis zur Sache, also den vergleichsweise geringen Veränderungen standen; aber ob man ein gewisses Alpentier mit e oder ä schreibt, rührte offenbar bei vielen an Existenzielles.
In Großbritannien, den britischen Kanalinseln, Malta und Zypern wird links gefahren und rechts überholt. Das prägt die Menschen. Links ist sozusagen die Regel, rechts die Ausnahme. Bei uns ist es umgekehrt. Wir fahren nicht nur rechts, wir haben einen „Rechtsstaat“, wir sind „rechtschaffen“, bei uns wird „Recht gesprochen“, wir streiten um „Bürgerrechte“ und „Tierrechte“. Ein Anwalt ist ein „Rechtsbeistand“, eine Emanze eine „Frauenrechtlerin“, der Frisör ein Opfer der „Rechtschreibreform“.
5. 5. 2017
Die besten Schüler der Schweiz sollten korrekt schreiben können. Doch die Gymnasien setzen andere Prioritäten. […] Viele Studierende haben nicht nur Mühe mit der Rechtschreibreform, sondern mit der Orthographie generell. […] Formale Schreibschwächen sind evident. Doch viele Lehrer konzentrieren sich lieber auf inhaltliche und dramaturgische Fragen, anstatt sich mit «basalen» Dingen wie Getrennt- und Zusammenschreibung oder Kommaregeln aufzuhalten. «Die Rechtschreibung ist etwas aus dem Blick geraten», sagt Thomas Lindauer, Professor an der Pädagogischen Hochschule (PH) der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Bis um 1800 vermittelt die Volksschule keine Schreibkompetenzen, wie der Zürcher Sozialanthropologe Alfred Messerli nachgewiesen hat. Die Obrigkeiten finden Schreiben unnütz, Lesen reiche allemal. […] Für die Schulen der Deutschschweiz gilt die Rechtschreibung nach Duden […]. Doch die «korrekte» Schreibweise bleibt umkämpft. 1946 schlägt der «Bund für vereinfachte Rechtschreibung» die Kleinschreibung vor. Er findet kein Gehör. Die letzte grosse Reform beginnt 1996: Sie soll das Schreiben vereinfachen. Doch die Neuregelung ist umstritten. Die Reform wird ihrerseits reformiert, mehrere Redaktionen führen eigene Schreibweisen ein oder halten an diesen fest, so auch die NZZ. Die Folge ist eine Re-Pluralisierung der Orthographie.
Danke für die erwähnung unseres vereins! Aber das mit der kleinschreibung war 1924.
Ist ewiggestrig, wer noch auf sprachlich formale Präzision pocht? [Kaehlbrandt:] Tatsächlich ist die Kritik an Sprachnormen sehr verbreitet. Das hat mit dem flüchtigen Sprachgebrauch in den digitalen Medien zu tun, auch die Rechtschreibereform hat mit ihrem Hin und Her Schaden angerichtet: In einigen Bereichen hat sie übertrieben, durch die allgemeine Verunsicherung haben jene Auftrieb erhalten, die Normen überflüssig finden. Das bedaure ich sehr.
Sprachkritik wertet also. Das unterscheidet sie von der Sprachwissenschaft, die lediglich beobachtet. «Fehler und Fehlentwicklungen gibt es in der Sprache nicht», schreibt der Sprachwissenschaftler Peter von Polenz. Am sogenannten Deppen-Apostroph («Otto's Café») würde einen Linguisten nur interessieren, wo und wie oft er auftaucht. Der Sprachkritiker dagegen wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass das Genitiv-s im Deutschen, anders als im Englischen, keinen Apostroph bekommt, also richtig: «Ottos Café».
Die Sprache ist voller Fallstricke, voller Zweifels- und Ermessensfragen. Auch Zeitungsredaktoren […] greifen immer wieder zum Duden (und haben das, dies nebenbei, vor der Rechtschreibreform nicht weniger getan).
4. 5. 2017
Das Phänomen ist alt, hat aber an Fahrt gewonnen. […] Student Erik Lutz (23) hat darüber an der Universität Eichstätt-Ingolstadt die Seminararbeit „Deppen Leer Zeichen“ geschrieben. Darin nennt er drei Gründe: den Einfluss von Produktaufschriften und Werbung, das Vorbild des Englischen sowie das Schreiben auf Smartphone und Co.
[…] Punkt, der mich nervt, ist, dass das Wort "Deppenleerzeichen" überall vorkommt und so getan wird, als sei das ein etablierter Fachbegriff. In Wirklichkeit ist das Wort einfach nur widerlich: Es klassifiziert Menschen, die nicht normgerechte Leerzeichen benutzen, als dumm.
3. 5. 2017
Hinter den Kulissen der Bildungsmisere: Josef Kraus weiß, wer die dauernden Reformen gegen den Willen der Bürger durchsetzt. […] Kraus nimmt seine Leser mit auf eine Tour d'Horizon in vier Kapiteln über alle zentralen Themen der Bildungsdebatte: das Kompetenzgerede, die Digitalisierung, den Bildungsbegriff, das Gymnasium, die Ganztagsschule, die Inklusion, die Verramschung der Sprache und die Recht- beziehungsweise "Schlechtschreibung".
30. 4. 2017
In den letzten Jahren ist es aus der Mode gekommen, sich gegenseitig «Gesundheit» zu wünschen […]. Allerdings hat sich diese Reformierung der Nies-Etikette noch nicht ganz durchgesetzt, darum kommt es zu neuerlichen Irritationen (ähnlich wie nach der Rechtschreibreform, als auch alle völlig durcheinander waren).
Wenn es nach den Veranstaltern des Festivals „Pax Terra Musica“ geht, sollen Ende Juni viele tausend Friedensbewegte aus ganz Deutschland in den Süden Brandenburgs reisen […]. Auf Außenstehende wirken die Verschwörungstheorien mancher Festival-Teilnehmer unfreiwillig komisch. […] Der Staat begrüße die Rechtschreibreform sowie die Übernahme von Fremdwörtern in die deutsche Sprache, damit Kindern in der Schule „die Lerninhalte der Industrie besser eingetrichtert werden können“.
28. 4. 2017
Tobias Mann ist kein Unbekannter der deutschen Kabarett- und Comedyszene. […] Als Pianist gab er zum Beispiel „Früher war heute noch besser“ zum Besten oder als Gitarrist kommentierte er mit „Lokal Adverb“ die Rechtschreibreform.
25. 4. 2017
Das Schulleben des Schloß-Gymnasiums (das sich heute immer noch – trotz Rechtschreibreform – mit Eszett, also dem „ß“ schreibt) begann mit einer Klasse. […] Und selbverständlich waren es nur Knaben […].
22. 4. 2017
Herr Dr. Sch. findet es schön, dass Helikopter bei uns in Heliko-pter getrennt wurde, also morphologisch, das heißt: der Wortstruktur entsprechend, statt silbisch, wie das seit der Rechtschreibreform mächtig in Schwang gekommen ist. Wir könnten jetzt so tun, als wüssten alle Redaktionsmitglieder, dass Helikopter aus hélix, -ikos (gewunden) und pterón (Flügel) zusammengesetzt ist. Dem ist nicht so. Wenn Helikopter trotzdem sinnvoll getrennt wurde, so hat da nicht etwa ein blindes Huhn ein Korn gefunden, sondern das hauseigene Trennungsprogramm segensreich gewaltet.
Aha, so funktioniert schreiben: Weder schreiber noch leser wissen bescheid, aber die technik gaukelt beiden vor, der andere wisse bescheid.
21. 4. 2017
Was ist deutsch? Große Buchstaben am Wortanfang. Ein Forscher erklärt, wie es zu dieser Einzigartigkeit unserer Schrift kam. Er weiß auch, warum Großbuchstaben neuerdings sogar mitten im Wort stehen. […] Hans-Georg Müller, so heißt der gelehrte Majuskel-Versteher, erklärt einen Teil der Schwierigkeiten damit, dass es über die rein orthografischen Regeln hinaus „Wirkungsabsichten des Zeichenproduzenten“ seien, die dazu führten, dass er sich für Großbuchstaben entscheidet. Das System der Groß- und Kleinschreibung sei der einzige Teilbereich der deutschen Orthografie, „bei dem im Alltagsgebrauch typografische Wirkungsabsichten in nennenswerter Häufigkeit orthografische Regeln außer Kraft setzen“.
11. 4. 2017
Richterin Gudrun Kurschat sah es als erwiesen an, dass der selbstständige Software-Entwickler die Mitarbeiter der Bundeskasse Zoll im vergangenen Juni per E-Mail aufs Übelste ossi-feindlich beleidigt hatte. […] „Ich habe das nicht verfasst“, beteuerte A. Schließlich sei es heutzutage ein Leichtes, eine E-Mail zu fälschen. […] Zum anderen seien alle Mails mit der gleichen Signatur unterzeichnet worden und enthielten darüber hinaus auch noch die gleichen Schreibfehler. So boykottiert der Autor in allen seinen E-Mails konsequent die Rechtschreibreform und verwendet für die Konjunktion „dass“ weiterhin das ß.
10. 4. 2017
Wenn schon Hochschulabsolventen ohne Punkt und Komma und voller Rechtschreibfehler schreiben, dann muss man die Notbremse ziehen. Orthografie geht nicht nach Gehör. Sie muss geübt werden. Üben ist sexy.
6. 4. 2017
Viele Schüler lernen heute nach der Methode „Schreiben nach Gehör“. Das ist eine Zumutung fürs Gehirn. Denn dem fällt es leichter zu üben, als Gelerntes zu korrigieren. Gastbeitrag eines empörten Gymnasiallehrers.
4. 4. 2017
Etliche Menschen in Schleswig-Holstein stutzten, als sie dieser Tage Post von ihren örtlichen Wahlämtern erhielten. Wie dem Briefkopf zu entnehmen ist, handelt es sich um die „Wahl-Benachrichtigung“ für die Wahl zum „Land-Tag“ von Schleswig-Holstein am 7. Mai. […] „Habe ich etwas von der Rechtschreibreform verpasst, oder ist die Verwaltung einem Freak des Bindestrichs auf den Leim gegangen?“, schrieb ein Abendblatt-Leser.
Noch mehr verunsichert das Gefühl für Sprache und Regeln, dass nach neuer Rechtschreibung der Apostroph auch weggelassen werden kann in Fällen wie „wie geht’s“, „mach’s gut“, „sag’s mir“.
«Nach dem Anschlag in der U-Bahn von St. Petersburg sollte das Brandenburger Tor am Montagabend nicht in den russischen Nationalfarben angestrahlt werden. […] Nach Anschlägen wie etwa in Paris, Brüssel, London, Istanbul […], Nizza und Jerusalem war das Berliner Wahrzeichen in Solidarität mit den Betroffenen in den Nationalfarben der jeweiligen Länder angestrahlt worden.» (Morgenpost) […] Die Begründung für die Nichterleuchtung (des Brandenburger Tors und der Politiker) war folglich nicht nur an den Haaren herbeigezogen, nämlich konstruiert, sondern auch nachweislich falsch. […] Die Nichterleuchtungsposse nichterleuchteter Politiker am Brandenburger Tor ist – so wie viele frühere Vorfälle, darunter die Rechtschreibreform – nur ein Menetekel an der Wand für ein grundsätzliches Problem der regierenden Eliten und politischen Kaste, ja, vielleicht des Systems parlamentarischer Demokratie […].
31. 3. 2017
Und ich dachte immer, eine der wichtigsten Grammatikregeln würde Dich unsterblich machen: Am Satzende steht ein Punkt. Aber heute wird praktisch keine SMS, keine WhatsApp-Nachricht, kein Facebook-Posting noch mit einem Punkt beendet! […] Die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 erzürnte noch die Bildungsbürger – zwanzig Jahre später diskutiert man nicht mehr über Rechtschreibung. Die großen Dispute werden nicht mehr um Satzzeichen, sondern um Emojis ausgetragen […].
24. 3. 2017
Aus zweierlei Gründen ist das Allerweltswort sogenannt bemerkenswert: Zum einen gehört es zu den unseligen Variantenschreibungen, die uns die Rechtschreibreform von 2006 eingebrockt hat. Immer wenn sich die zur Einstimmigkeit verdammten Rechtschreibhüter aus sechs Nationen nicht einigen konnten, ließen sie die Wahl offen. So haben wir jetzt sogenannt, aber auch so genannt. Bis heute wollen die Verantwortlichen übrigens nicht einsehen, dass sie damit der Sprachkultur einen Bärendienst erwiesen haben. Wenn ich hier schon die Wahl habe, nehme ich sie mir bei anderen Wörtern auch – so denkt sich der Normalschreiber und schludert munter drauf los.
22. 3. 2017
Zum Thema Rechtschreibreform: […] Die Lehrer versuchen gar nicht erst, den Kindern Rechtschreibregeln zu vermitteln.
16. 3. 2017
Das Deppenleerzeichen breitet sich immer weiter aus. […] Und, liebe Werbefuzzis: Kommt nicht mit der Rechtschreibreform. Auch nach den neuen Regeln ist das Auslassen von Bindestrichen in Komposita unzulässig.
11. 3. 2017
Bei Jauch war gerade eine junge Dame zu Gast, ihres Zeichens Bloggerin. Dennoch brauchte sie bei der Frage nach der Schreibweise des Wortes Aggregatzustand den Publikumsjoker. Merke: Ein schnöder Duden kann auch im 21. Spieljahr der Rechtschreibreform (so lange hat nur noch Arsene Wenger beim FC Arsenal durchgehalten) über Sieg und Niederlage entscheiden.
9. 3. 2017
[…] das amtliche Regelwerk selbst: "Es ist zu lang, nicht konsistent, wenn überhaupt dann schwer verständlich und wissenschaftlich inakzeptabel", sagt der Berliner Grammatiker Peter Eisenberg […]. Er hat jetzt im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung einen weiterführenden Vorschlag mit dem Titel "Deutsche Orthografie. Regelwerk und Kommentar" (de Gruyter) vorgelegt, der keine neue Orthografie anstrebt. Vielmehr geht es Eisenberg […] darum, die geltende Regelung so zu formulieren, dass Begründungen und Funktionalitäten gezeigt werden. […] Sein Anliegen ist es, die geltende Schreibung, wo möglich, so in Regeln zu fassen, dass sie wieder lernbarer wird. Selbstverständlich weiß auch Eisenberg, dass sich die deutsche Orthographie niemals vollständig in Regeln fassen lässt.
Selbstverständlich muss es das ziel sein, die deutsche und jede andere ortografie vollständig in regeln zu fassen.
Das Gefühl dafür, wo ein Wort aufhört und das andere beginnt bzw. wo ein Wort noch nicht aufhört, sondern noch weitergeht, scheint gegenwärtig stark im Schwinden begriffen zu sein.
7. 3. 2017
Seifert: Die Wahrnehmung ist offenbar immer, dass es schlechter wird. Auf der anderen Seite muss ich sagen: Es ist ja auch faktisch so. In erschreckend großer Zahl weisen Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeiten […] logische Brüche, unbeholfene Formulierungen und erhebliche Rechtschreib- und Interpunktionsfehler auf. […] Im Bereich der Rechtschreibung sehe ich erhebliche Probleme etwa bei der Kennzeichnung von Kurzvokalen, etwa „Stamm“ mit einem m oder „Tabelle“ mit einem l. Es gibt Indizien dafür, dass dies mit der Schreiblernmethode zu tun haben könnte […].
6. 3. 2017
Nimmt man die von sachunkundigen Politikern in den 1990er Jahren „begleitete“ unselige Rechtschreibreform hinzu, die nach zahllosen Rettungsversuchen als gescheitert gelten darf — weil deren Zielsetzungen a priori mit der komplexen Geschichte der deutschen Schriftsprache nicht in Einklang zu bringen sind (was man hätte wissen müssen!) —, schaut man überdies auf die bedenklichen Folgeerscheinungen der […] Bologna-Reform […], dann überkommt einen Mutlosigkeit, Resignation, zuweilen auch Wut.
4. 3. 2017
Appetitlich ist die Geschichte nicht gerade. Aber für Orthographie-Gourmets bot das Frankfurter Stadtfinale des großen Diktatwettbewerbs einige Leckereien. […] Der Sieger in der Schülerkategorie, Matthias Tielmann von der Freien Christlichen Schule, landete mit acht Fehlern knapp vor der Besten unter den Lehrern, Elke Willmann von der Schillerschule. Ebenfalls vom Sachsenhäuser Gymnasium kommt die Erstplazierte in der Elternkategorie und Gesamtsiegerin Tatjana Koch, der sieben Fehler unterliefen.
Solange die FAZ (meistens) «Erstplazierte» schreibt, würde sie wohl auch nicht null fehler schaffen.
2. 3. 2017
Wie kann man Frauen in der Sprache sichtbarer machen? Muss man sich dafür zum Herren oder zur Herrin über die Grammatik aufschwingen? Mit dem Gendern gehen sprachpolizeiliche Allüren einher. […] Der nächste Schritt in Richtung eines konsequenten Genderns bestand in der Propagierung der Schreibweise BäckerInnen, die dann vielfältig ausgebaut wurde, etwa zu Bäckerinnen, Bäcker/innen, Bäcker_innen und Bäcker*innen. Von vornherein blieb unklar, wie all das ausgesprochen werden konnte. Aus dieser großen Not versucht man eine kleine Tugend zu machen mit dem Hinweis, die Fixierung auf das Geschriebene sei umso richtiger, als die Sprecher dadurch ins Grübeln kämen. Man sollte sich wohl an solche Formen gewöhnen, aber dennoch niemals aufhören, jedesmal wieder überrascht zu sein. […] Der Unterstrich hat nach einer verbreiteten Lesung über sich einen Abgrund von Leere und soll verwendet werden, wenn man gar kein Geschlecht mehr will, der über allem sich erhebende Stern (Asterisk) dagegen soll die ungefähr sechzig Geschlechter überstrahlen, die man heute individuell oder gruppenbasiert in Anspruch nimmt. Die Sprache muss ja mit nur drei Genera auskommen. Alle genannten Formen, das darf man nicht vergessen, gibt es im Deutschen nicht. Sie stellen einen Eingriff in unsere Grammatik dar, in der sie keinen Platz finden.
1. 3. 2017
Das Frankfurter Diktatwettbewerbsfinale in der Schillerschule wird durch einen Föhn erst schön. […] Und man lernt noch was fürs Leben: „Einen Föhn kriegen“ beziehe sich auf den Wind aus den Bergen und habe nichts mit dem Haartrockner zu tun, der zwar nach dem Bergwind benannt sei, aber vor der Rechtschreibreform ohne „h“ schlicht „Fön“ geschrieben wurde – weil seine Erfinder den Diktatwettbewerb wohl nicht gewonnen hätten.
21. 2. 2017
Als George Bernard Shaw einst der englischen Orthographie den Krieg erklärte […], konnte er nicht ahnen, dass seine Idee, die Schreibweise dem Klang anzugleichen, im Online-Zeitalter neue Aktualität erhalten sollte. […] An fehlerhafte Verlautbarungen aus Washington, auch «alternative Fakten» genannt, sind wir inzwischen gewöhnt, manch einem könnte freilich entgangen sein, dass die zweifelhafte Expertise der neuen Regierung auch die Rechtschreibung nicht verschont. […] Selbst das Motto auf dem Inaugurations-Porträt, das auf der Website der Library of Congress vertrieben wird, gelang nicht fehlerfrei: «No dream is too big, no challenge is to (sic) great» – ausser die Herausforderung, vor die der korrekte Gebrauch der Buchstaben stellt.
10. 2. 2017
Wir haben uns ja mittlerweile dran gewöhnt, dass der englische Genitiv-Apostroph mit der Rechtschreibreform im Deutschen per Duden-Erlaubnis geadelt wurde.
25. 1. 2017
Mit den in den verflossenen zwei Jahrzehnten unternommenen punktuellen Rückreformen hat der Rat für Rechtschreibung im Prinzip den qualitativ höheren Standard der hergebrachten Rechtschreibung anerkannt.
19. 1. 2017
Ach, die Wahl der Wörter, sie ist halt ein wunderbares Spiel- ebenso wie ein Minenfeld: Gerade deshalb sind Sprachmoden kritisch zu beäugen. Dieser Erkenntnis sei hier der zweite Teil unserer Sprachbetrachtungen gewidmet, zu deren Fortsetzung wir uns durch die Reaktionen auf den ersten ermutigt sehen: Dieser hat unter dem Titel «Apostrophitis und schlimmere Seuchen» (NZZ 2. 12. 16) ein reiches Echo gezeitigt. […] Erwartungsgemäss kontrovers aufgenommen wurde unsere Anmerkung, der ganze Schlamassel sei nicht der Rechtschreibereform anzulasten.
18. 1. 2017
Im Übrigen ist die alte, bewährte Rechtschreibung in Privatbriefen noch weit mehr verbreitet, als jede Statistik erfassen kann, so dass deren Aussagen über die Akzeptanz zu hinterfragen sind.
17. 1. 2017
Das Buch «Richtiges Deutsch» sollte eigentlich nur eine Sprachschule für Schriftsetzer und Korrektoren sein. Bald aber fand das Nachschlagewerk von Walter Heuer auch ausserhalb der Branche grosse Beachtung und wird in einigen Fachkreisen gar über den Duden gestellt. […] Der «Heuer», wie «Richtiges Deutsch» umgangssprachlich genannt wird, findet weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung. So galt das Nachschlagewerk auch bei deutschen Zeitungen stets als Geheimtipp. Vor allem deshalb, weil mit der Umsetzung der neuen Rechtschreibung in Nachschlagewerken wie dem Duden plötzlich zwei, teilweise gar drei Schreibvarianten für dasselbe Wort auftraten.
Walter Heuer hat mit seinem Nachschlagewerk das Verständnis von korrektem Deutsch in der Schweiz geprägt. […] Heute ist es eines der wichtigsten Nachschlagewerke für alle, die beruflich schreiben und für Sprachinteressierte. […] Dabei werden die Vorgaben der Rechtschreibreform grundsätzlich übernommen, Heuer setzt aber oftmals eindeutigere Regeln, als dies etwa im Duden der Fall ist.
Ist die Leichte Sprache nur wieder ein Beispiel für die deutsche Regulierungswut, die uns zuletzt diese ahistorische, antigrammatikalische und in ästhetischer Hinsicht höchst anfechtbare Rechtschreibreform beschert hat? Mit all diesen absurden Getrenntschreibungen und der Substantivierung adverbialer Wendungen wie „aufs Schönste“, als müsse da ein Berg namens „das Schönste“ erklommen werden, wo doch nur „besonders schön“ gemeint ist?
12. 1. 2017
Die Reform von 1996 wollte der Sprachentwicklung ausdrücklich „entgegenwirken“ – ein Hauptgrund der Proteste. Nun gilt umgekehrt die Parole, das Regelwerk an den Schreibbrauch anzupassen. Darum unternimmt der Rat breit angelegte und teure Untersuchungen an Texten innerhalb und außerhalb der Schule. Dabei fällt ihm auf, dass es in der Schule gar keine Entwicklung geben kann, weil die Lehrer jede Abweichung als Fehler ahnden müssen. Darum waren schon die einschlägigen Beobachtungen im zweiten Bericht von Anfang an sinnlos, wie der dritte nun ausdrücklich zugibt […]. Aber auch außerhalb der Schule gibt es keinen Schreibbrauch mehr, der sich nach den Intuitionen der Schreibenden entwickelt. Geschrieben wird fast nur noch am Computer und damit nach den Vorgaben der Korrekturprogramme, die automatisch dafür sorgen, dass die gesetzte Norm befolgt wird.
Richtig. Also ist es auch gar nicht so wichtig, ob man der nicht existierenden entwicklung entgegenwirken oder folgen will. Womit dann der «Hauptgrund der Proteste» auch wieder hinfällig wird. (So oder so kann nicht die sprachentwicklung gemeint sein, denn die gibt es, und zwar nicht nur alle hundert jahre.) Jetzt müssen Ickler und die anderen reformgegner nur noch den kleinen erkenntnisschritt hinter sich bringen, dass es die möglichkeit geben muss, eine amtlich «gesetzte Norm» auch amtlich zu ändern. Dass es also rechtschreibreformen geben muss.
11. 1. 2017
Heute sagt die Forschung: Hohe Erwartungen […] sind besonders leistungsförderlich […]. Insofern war die Rechtschreibreform aus pädagogischer Sicht Unsinn - japanische Grundschüler verdanken ihre Stärken nicht zuletzt der Kompliziertheit ihrer Schriftzeichen.
So ein glück! Die gegner der reform von 1996/2006 beklagen, dass sie die rechtschreibung komplizierter gemacht habe. Wir können uns also auf eine leistungssteigerung freuen.
10. 1. 2017
Ja, die "einfache Sprache" ist ein Dogma. Als solches wird sie von den gleichen Leuten mit den gleichen Argumenten propagiert wie seinerzeit die Rechtschreibreform.
Fake news.
Lehrer sollen Fehler schon früh korrigieren, sagt Renate Valtin, Grundschulpädagogin. […] Manche Leute haben den Eindruck, dass Schulabsolventen heute weit schlechter in Rechtschreibung sind als frühere Generationen. Zu Recht? [Valtin:] Es gibt keine große Längsschnittuntersuchung, aus der wir das ersehen könnten. Ich habe nur eine anekdotische Evidenz: Wenn ich meine Studierenden früher das Kosogsche Diktat schreiben ließ - „Tut nie unrecht, seid Ihr aber im Recht, so habt Ihr recht“ und so weiter -, hatten sie schon in drei Sätzen so viele Fehler wie die Leute achtzig Jahre vorher im ganzen Text. Allerdings hat die Rechtschreibreform inzwischen ja vieles leichter gemacht. Was die Grundschule betrifft, so zeigen die Rechtschreibtests von Iglu 2001 und 2006, dass sich die Leistungen sogar signifikant verbessert haben. Insgesamt ist mir allerdings die Betonung des Themas Rechtschreibung in der bildungspolitischen und didaktischen Diskussion in Deutschland völlig unverständlich. International spielt die Beherrschung der Rechtschreibung so gut wie gar keine Rolle. Stattdessen wird zu Recht die Förderung der wichtigen Kompetenzen Lesen und Schreiben als Verfassen von Texten betont.
7. 1. 2017
Zugegeben, nach der soundsovielten Rechtschreibreform ist es selbst für studierte Germanisten wie Journalisten nicht immer leicht, einen Treffer bei den gerade gültigen orthografischen Regeln zu landen. Und natürlich sind wir ein ums andere Mal beschämt, wenn uns doch wieder irgendetwas durchgerutscht ist, was es eigentlich nicht gedurft hätte.
4. 1. 2017
Zum einen begann das Übel mit der „Rechtschreibreform“, die in der Tat, wie der ehemalige Kultusminister Roman Herzog sagte, „so unnötig wie ein Kropf“ ist. Seither gibt es unterschiedliche Schreibweisen – sogar offiziell zugelassene wie auch von Institutionen selbst erfundene.
Mohrrübe. Dieses Duden-belegte Unwort für die längliche Daucus sativus befördert das Klischee über Männer aus afrikanischen Kulturkreisen. Mein Vorschlag, bei der Rechtschreibreform wenigstens die Schreibweise in „Moorrübe“ abzuändern, wurde leider nicht berücksichtigt.
2. 1. 2017
Was hätte uns Luther heute zu sagen? […] Eine Neujahrs-Provokation. […] Mit seinem Großwerk – der Bibel-Übersetzung ins Deutsche – wollte Martin Luther möglichst vielen Menschen den Zugang zu den Quellen möglich machen. […] Wenn sich Gottes Wort ins Deutsche übertragen ließ, dann musste die Sprache zu allem anderen auch fähig sein. Doch dem Volk auch sprachlich aufs Maul zu schauen heißt nicht, die Sprache radikal zu vereinfachen. Unsere Rechtschreibreform – sie dürfte ein Dorn im Auge des Reformators gewesen sein.
Nein, das reförmchen hätte er nicht bemerkt. Siehe auch Zofinger Tagblatt, 7. 9. 2002 und welt.de, 26. 1. 2016.