Die letzte Debatte über eine Aufnahme von sogenannten „gendergerechten“ Sonderschreibweisen und Zeichen in das Regelwerk fand im Juli dieses Jahres im belgischen Eupen statt. Dort beriet der Rat zum dritten Mal, nach 2018 und 2021, über den Genderstern und andere Symbole. Zum dritten Mal sprach er keine klare Empfehlung aus.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Aus presse und internet
2023-12-21
2023-12-20
Jede Veränderung bedeutet erst einmal eine Verlangsamung und eine innere Abwehr. Siehe Rechtschreibreform. Wer verliert heute noch ein Wort darüber? Kein Mensch. So wird es auch mit dem Gendern sein.
2023-12-18
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat beschlossen: Genderzeichen werden nun als „Sonderzeichen“ im amtlichen Regelwerk erwähnt. Zugleich erklärt ein Papier die Zeichen zu Hindernissen für Lesbarkeit und Verständlichkeit. […] Kritiker sehen in dem Bemühen, das Gendern als neues Amtsdeutsch und im öffentlich-rechtlichen staatsabhängigen Rundfunk zu etablieren, einen der Rechtschreibreform vergleichbaren Versuch, die deutsche Sprache im Namen eines von einer Minderheit definierten gesellschaftlichen Fortschritts zu optimieren.
Die Kulturministerkonferenz muss die Beschlüsse des Rats […] noch politisch absegnen. Es wäre das zweite Mal nach der Rechtschreibreform 1996, dass die Politik eine vermeintliche „Optimierung“ der deutschen Sprache zulässt, die die Mehrheit der Bevölkerung nicht wünscht. Weiser sind weder die Linguisten, die sich als Ingenieure der Sprache verstehen, noch die Politiker durch das damals angerichtete Desaster geworden.
Linguisten sind nicht ingenieure der sprache, sondern der amtlichen schulrechtschreibung, die bekanntlich von ingenieuren der amtlichen schulrechtschreibung erfunden wurde. (Abgesehen vom problem, dass auch die handwerker einfluss hatten und haben.)
2023-12-17
«Für Schweizer Schulen und Hochschulen gilt immer noch, dass der Genderstern weder verboten noch geboten ist, sagt Claudia Schmellentin (53), Professorin an der Pädagogischen Hochschule der Nordwestschweiz, zu SonntagsBlick. Ein Kompromiss, den sie ausdrücklich begrüsst.
Schon in der konventionellen deutschen Rechtschreibung litten manche darunter, dass etwa die Dehnung des Lautes «i» auf vier verschiedene Weise schriftlich dargestellt wird, nämlich mit «ie» (die Liebe), bei einigen Pronomen und Eigennamen mit «ih» (ihn, Sihl), dann sogar mit «ieh» (sieht, geschieht) oder überhaupt nicht (wir, Bibel). […] Der Teamleader beansprucht gleich für beide gedehnten Vokale eine Extrawurst, und das Bedauern von Marco Odermatt war gross, dass zu Beginn der Abfahrtssaison (oder «Sesong»?) alle Speedrennen ausgefallen sind. Aus vier Varianten in der Rechtschreibung eines gedehnten «I» sind also mindestens sieben geworden.
2023-12-06
Die jungen Schweizer können nicht mehr lesen. 25 Prozent verstehen kaum einen Text. Das zeigt die jüngste Pisa-Studie.
2023-11-21
Hier gibt's 15 Schreibweisen, die total falsch aussehen, laut Duden aber tatsächlich richtig sind. […] 8. Fantasie und Phantasie – Rechtschreibreform tauscht ph und f. Bis zur Rechtschreibreform von 1996 war Phantasie die richtige Schreibweise. Seit Einführung der neuen Rechtschreibung ist Fantasie nun die empfohlene Variante. Phantasie ist aber auch heute noch korrekt. Ähnlich ist es auch bei anderen Wörtern, die ein reformiertes f statt des ph abbekommen haben.
2023-11-20
Weilheim wächst, jedes Jahr kommen zahlreiche Neubürger hinzu. Und diese lud die Stadt zum Empfang ins Stadttheater […]. Unter den Neubürgern […] war auch ein bekanntes Gesicht: Friedrich Denk, der mit seiner Frau Gerda nach rund eineinhalb Jahrzehnten in Zürich und München wieder zurück nach Weilheim gezogen ist. Der frühere Gymnasiallehrer (80) war Mitinitiator der Weilheimer Hefte zur Literatur und des Weilheimer Literaturpreises. Überregional bekannt wurde er durch sein Engagement gegen die Rechtschreibreform.
2023-11-15
Dieses Reformvorhaben war aus der denkbar edelsten Absicht heraus geboren worden: An die Stelle des bisherigen Wildwuchses der Sprache sollten endlich rational geordnete Strukturen und Regeln treten. Die würden leichter zu erlernen und anzuwenden sein. Das Gegenteil kam heraus. Ein Drama mit immer neuen Wendungen.
Stellungnahme Edle absichten
Zu seinem zweiten journalistischen Lebensthema wurde […] die Bildungspolitik. Auf diesem Gebiet machte dem dickköpfigen Dithmarscher, wie er sich selbst nannte, niemand etwas vor, schon gar nicht jene, die sich unsinnige Neuerungen ausdachten. Es versteht sich somit von selbst, dass Reumann auch zu einem scharfen Kritiker der Rechtschreibreform wurde.
2023-11
Darüber hinaus hat es Vicco von Bülow nicht an kritischen Bemerkungen zur Entwicklung seiner Muttersprache fehlen lassen und wurde daher zum „Sprachwahrer des Jahres 2011“ gekürt. Aus Protest gegen die Rechtschreibreform gehörte er dem Rat für Rechtschreibung als Ehrenmitglied an.
2023-10-18
Die Frage, ob sich die Rechtschreibkompetenz gegenüber früher verschlechtert habe, bejahen 34 Prozent der Dozenten, weitere 35 Prozent sehen keine Veränderung („leider unverändert schwach“) und 29 Prozent verzichten auf eine Einschätzung. eine Verbesserung stellen nur zwei Prozent fest. […] Unberücksichtigt bleibt, dass es sich hier nicht um beliebige Meinungsäußerungen, sondern um Erfahrungsberichte handelt, die empirisch zu überprüfen wären.
2023-10-14
Gegen die Reform bricht ein Sturm der Entrüstung los. […] Erfolg werden Denk und seine Mitstreiter nicht haben, die Reform setzt sich durch, auch wenn sich der Initiator im Radiointerview am 14. Oktober 1996 noch kämpferisch gibt.
2023-09-22
Warum wird Deutsch als das eigentliche Bindeglied unseres Landes so geringgeachtet? Wenn es um Sprache geht, streiten wir um Rechtschreibreform oder Gendern. Das sind Randthemen, wenn es um Erhalt, Verbreitung und Pflege des Deutschen geht.
2023-09-19
In Frankreich wird neu über eine Rechtschreibreform debattiert […]. […] der Linguist André Chervel, der die Notwendigkeit einer grundlegenden Vereinfachung unterstützt: 'Es besteht heute ein echter Bedarf an einer Rechtschreibreform für die Schüler, deren Niveau erheblich gesunken ist.'
2023-09-15
Le français est la langue romane dont l’écriture est la plus difficile à maîtriser. Face à ce constat, partisans de la simplification et tenants de la distinction orthographique ne cessent de se déchirer. […] Le 25 mai 2023, un opuscule intitulé Le Français va très bien, merci […]. Appelant de leurs vœux une nouvelle réforme de l’orthographe, les signataires commencent par appliquer les rectifications orthographiques décidées par le Conseil supérieur de la langue française en 1990 […].
2023-09-06
Gegen die Einführung der neuen französischen Rechtschreibung an Schulen gab es starken Widerstand – nun, da es passiert ist, bleibt es still. […] . In verschiedenen Westschweizer Kantonsparlamenten gab es Vorstösse, welche sich gegen den Übertrag der Rechtschreibereform in die Schulbücher auflehnten. […] Dem Westschweizer Lehrerverband sind gemäss «Le Temps» keine negativen Rückmeldungen vonseiten der Schüler oder der Eltern bekannt. […] Vielleicht haben sich sämtliche Akteure daran erinnert, wie viele Worte der französischen Sprache von der Reform betroffen sind – auf tausend sind es vier.
2023-09-01
Wie man die Wahrheit für eine geschlechtergerechte Sprache strapaziert: Eckhard Meineke zerlegt gängige Argumente der Genderlinguistik. […] Dass die Genderbefürworter künstlich ausgelöste Assoziationen statt des realen Sprachgebrauchs und Sprachbewusstseins der Sprecher in den Fokus stellen, liegt nicht nur an der Erwünschtheit der Ergebnisse. Es passt für Meineke auch zum dort gepflegten Bild der Sprachgemeinschaft als einer geistig trägen Masse von Laien, der eine aufgeklärte Elite den Weg in die Verbalgerechtigkeit weisen muss. Die Parallele zum Geist der Orthographiereform zieht der Autor nicht, sie liegt aber nahe.
Nein, liegt sie nicht.
2023-08-29
Die Befürworter des Genderns gehen ihre Kritiker mit persönlichen Angriffen an. Das reicht bis zum Vorwurf der Zwangsstörung. […] Manch einer, wie der erwähnte Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch, träumt in dieser heiklen Lage davon, das Genderprojekt jetzt einfach – wie seinerzeit die große Rechtschreibreform – auch gegen den Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung durchzuziehen. So äußerte sich der Professor zumindest unlängst in einem ZDF-Interview.
Schlechter vergleich. 1. Die rechtschreibreform war alles andere als gross. 2. Die grosse mehrheit der bevölkerung kann mangels beherrschung nicht gegen änderungen der rechtschreibung sein.
2023-08-23
Ein Blick auf seine Manuskripte im Frankfurter Schopenhauer-Archiv zeigt die Akribie, mit der er bei der Verwendung der Sprache vorging, sie sind voller Anweisungen an den Setzer, er bestand beispielsweise in drohendem Ton darauf, eine altertümliche Orthographie beizubehalten. Sprache und Gedanken waren für ihn nicht zu trennen.
2023-08-22
Die Schreibweise unter a) („Ohmsches Gesetz“) war bis 1996 die einzig korrekte, ist es seit der Rechtschreibreform jedoch nicht mehr. […] Dabei wird heute im Gegensatz zu früher kein Unterschied gemacht, ob eine persönliche Leistung gewürdigt wird („einsteinsche Relativitätstheorie“ – von Einstein) oder ob die Person nur als Namensgeber dient (fast eine „einsteinsche Theorie“ – nach der Art von Einstein).
2023-08-21
Über 1100 Erstsemestrige werden an der kaufmännischen Berufsschule ab sofort nach einem neuen Modell unterrichtet. Christian Bretscher wird sich in diesem Leben nicht mehr anfreunden mit dem orthografischen Lustprinzip, mit willkürlichen Kommas und konsequenter Kleinschreibung. Er ist alte Schule. Ihm graut es bei der Vorstellung, dass sich die Gepflogenheiten aus Online-Chats nach und nach in die offizielle Firmenkorrespondenz einschleichen könnten. «Falsches Deutsch wirkt absolut unprofessionell», sagt der Geschäftsführer des Zürcher Bankenverbands, «das geht überhaupt nicht.»
2023-08-17
Die Sitzung des Rechtschreibrates vom 14. Juli 2023 in Eupen stieß auf ein ungewöhnlich starkes Medienecho. Einer der Gründe war die Ankündigung des Rates, er werde zum Ende der im Dezember ablaufenden Amtsperiode die Neufassung des amtlichen Regelwerks abschließen […]. Erwartet wurde auch, der Rat werde etwas zum Streit über sprachliches Gendern sagen. Diese Erwartung wurde weitgehend enttäuscht […].
2023-08-16
Die deutsche Rechtschreibung, ein ewiger Streit. Kürzlich wurde an 25 Jahre Rechtschreibreform erinnert. […] Dieser Blogartikel nimmt dich mit auf einen Spaziergang durch die Geschichte der deutschen Rechtschreibung.
2023-08-15
In der DDR schikaniert, wusste Reiner Kunze 43 Jahre nicht, was es bedeutet, frei zu sein. Nun wird der Dichter 90. […] In der Auseinandersetzung um die Neuregelung der Orthographie erhielt Reiner Kunze 2004 einen Preis der Zürcher Stiftung für abendländische Ethik und Kultur. […] Dass der Dichter mit seiner Denkschrift zur Rechtschreibreform «Die Aura der Wörter» recht hat, bestätigte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, indem sie bekannte, die Kultusminister wüssten längst, dass die Rechtschreibreform falsch gewesen sei, aus Staatsräson sei sie nicht zurückgenommen worden. Es charakterisiert eine Zeit, dass ein Dichter darauf hinweisen muss, dass sich die Sprache in Freiheit entwickelt, nicht nach amtlichen Vorgaben. Die Probleme, die Reiner Kunze klar umrissen hat, sind noch ungelöst.
2023-08-11
Michael Köhler diskutiert mit Dr. Sabine Beste, Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband, Potsdam, Dr. Sabine Krome, […], Prof. Dr. Ekkehard Felder, Germanistische Linguistik, Universität Heidelberg. sendung als mp3
2023-08-02
Schreibt es sich nun „Albtraum“ oder „Alptraum“? Um diese Frage zu klären, werfen wir einen Blick auf die aktuellen orthografischen Regelungen sowie Gebrauch, Aussprache und Herkunft des Wortes. […] Aus etymologischer (und somit auch morphologischer) als auch aus phonetischer Sicht sind also beide Schreibweisen nachvollziehbar. Und auch die offizielle Rechtschreibung lässt Ihnen die Wahl.
Einheitlicher und logischer sollte die Rechtschreibung damals werden. Es bleibt jedem selbst überlassen, zu befinden, ob das gelungen ist.
2023-08-01
Vor allem die neuen Regeln zur Groß- und Kleinschreibung, zur Bindestrich-Schreibung und zur Worttrennung hätten sich gut durchgesetzt, sagt Krome der Deutschen Presse-Agentur. Umstritten waren lange Zeit die Getrennt- und Zusammenschreibung sowie die Fremdwortschreibung. „An den ursprünglichen Regelungen zu diesen Bereichen wäre die Reform schon vor 1996, aber auch danach, fast noch gescheitert.“ Mit der vollständigen Neuerarbeitung und Aktualisierung des Amtlichen Wörterverzeichnisses 2023 und den Anpassungen des Regelwerks sei aber in diesen Bereichen eine grundsätzliche Klärung erzielt worden.
25 Jahre nach der Reform ist angeblich vieles einfacher geworden. Lernende sollen sich heute nicht mehr Sonderregelungen und-Ausnahmen merken, sondern Strukturen verstehen und Analogien erkennen, um die korrekte Schreibung herleiten zu können. Nach einer Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen der Humboldt-Universität Berlin von 2022 erreichen aber 30 Prozent der Viertklässler in Orthografietests nicht einmal den Mindeststandard.
Es gab aber auch Schreibweisen, die sich im Gebrauch nicht durchsetzen konnten. Viele neue Varianten wurden vom Rat für deutsche Rechtschreibung deswegen wieder zurückgezogen. So wird „Schikoree“ seit 2011 wieder ausschließlich „Chicorée“ geschrieben, „Grislibär“ ist wieder der „Grizzlybär“, und die ebenfalls kaum verwendeten Schreibweisen „Ketschup“ und „Majonäse“ wurden 2016 aus dem Wörterverzeichnis des Rates gestrichen.
In der tat sieht man grislibär selten, aber sieht man grizzlybär wirklich häufiger?
Es gäbe eine wirksame Möglichkeit, die Rechtschreibung der jungen Leute zu verbessern: nämlich sie in den Schulen konsequenter zu üben und zu bewerten. Kinder und Jugendliche müssen in Elternhaus und Schule wieder intensiver zum Lesen erzogen werden. Denn das Lesen schult implizit immer zugleich das Schreibvermögen.
Ein lehrer sagt, was er tun müsste, wenn er könnte. Jetzt versteht man, warum es in den letzten 100 jahren nicht wirksam war. Abgesehen davon: Eine schlechte norm wird durch drill nicht besser.
Nach einem Vierteljahrhundert ist die einst umstrittene Rechtschreibreform kein Aufreger mehr, sagt Experte Heinz-Peter Meidinger im Interview. […] Meidinger: Interessant ist, dass das Thema in den Lehrerkollegien und wohl auch in der restlichen Gesellschaft kaum noch eine Rolle spielt. Damals aber hat man sich kein größeres Aufreger-Thema in der Bildungspolitik vorstellen können.
2023-07-31
Ursprünglich sollte die deutsche Rechtschreibung radikal vereinfacht werden, doch der Widerstand dagegen war exorbitant. […] Eine von Augst geleitete Kommission, beauftragt von Bundesinnenministerium und Kultusministerkonferenz, legte einen ersten Reform-Entwurf vor – und der war radikal: Der Kaiser sollte „Keiser“ geschrieben werden, das Boot wurde zum „Bot“, und Großbuchstaben sollte es nur noch am Satzanfang und bei Eigennamen geben. Die Reaktionen waren niederschmetternd und „furchtbar“, wie Augst fand: „Sie sind wirklich über uns hergefallen.“
Vor 25 Jahren wurde die deutsche Rechtschreibung reformiert. Doch anders als erwartet, ging das Abendland gar nicht unter – auf jeden Fall nicht wegen der Rechtschreibreform.
25 Jahre nach dem Start der Rechtschreibreform hat Heinz-Peter Meidinger, langjähriger Vorsitzender des Lehrerverbandes, eine kritische Sicht auf den damaligen Aufschrei. […] Heute erscheine dieser jedoch wie ein Luxusproblem, so Meidinger.
2023-07-30
Vor 25 Jahren trat die einst heiß umkämpfte Rechtschreibreform in Kraft. Die Sprache hat sie ganz gut überlebt. Manches lässt sich daraus im Glaubenskrieg um geschlechtergerechte Sprache lernen.
2023-07-28
"Schifffahrt" mit drei F und "Schluss" mit zwei s hinten statt einem scharfen ß – was heute für die meisten selbstverständlich ist, war in den 1990ern eine Revolution und sorgte für zahllose Debatten.
2023-07-26
Der «Kuß» wurde zum «Kuss», die «Schiffahrt» hatte plötzlich drei «f», und «Mayonnaise» durfte man auch «Majonäse» schreiben.
2023-07-25
Strittiger erscheint die Frage, ob die Konjunktion „und“ zwischen zwei Hauptsätzen das Komma ersetzt. Nach alter Rechtschreibung musste trotz des „und“ ein Komma stehen, nach neuer Rechtschreibung kann ein Komma stehen, muss aber nicht. Empfehlung: Zeigen Sie, dass Sie die Satzkonstruktion (Syntax) durchschauen, und setzen Sie ein Komma!
Zu Beginn waren viele Menschen nicht so begeistert von der Rechtschreibreform. Sie hatten in der Schule noch andere Regeln gelernt und mussten sich umgewöhnen. Einige neue Regeln setzten sich auch gar nicht durch und wurden wieder zurückgenommen. Die meisten sind aber bestehen geblieben.
Auch die Dudenredaktion wertet die Reform 25 Jahre später nach Angaben von Leiterin Kathrin Kunkel-Razum als Erfolg. "Inzwischen ist die öffentliche Diskussion dazu verebbt, andere Sprachthemen sind - wieder - in den Fokus gerückt", sagt sie. Etwa im Zusammenhang mit der Debatte ums Gendern würden aber immer wieder Parallelen zur Rechtschreibreform gezogen. Auch vor diesem Hintergrund habe die Reform gezeigt, dass sich nur solche Regeln durchsetzten, die "den Schreibgebrauch einer Mehrheit der Lesenden und Schreibenden berücksichtigen", sagt Krome.
Und wann wird der schreibgebrauch wirklich berücksichtigt?
2023-07-24
Auf Schweizer Schulen sieht Gallmann kein Chaos zukommen: «Die Lehrpersonen wissen ganz genau, was zu tun ist. Ein Genderstern im Aufsatz ist kein Fehler. Und es ist auch kein Fehler, wenn man ohne Genderstern schreibt.»
2023-07-21
Auf jeden Fall hat diese Fraktion im Rat vorerst ihr Ziel erreicht: keine Entscheidung! Jeder und jede im deutschen Sprachraum können auch fortan tun und lassen, was sie wollen. Lehrerinnen und Lehrer, Verwaltungskräfte und Redakteurinnen hatten händeringend an den Rat appelliert, endlich Klartext zu sprechen. Er hat auf ganzer Linie versagt!
2023-07-19
Der Rat für deutsche Rechtschreibung und seine Kompetenz sind immer noch recht unbekannt. Die korrekte Rechtschreibung legt seit dem Inkrafttreten der Reform von 1996 nicht mehr der Duden – oder die „Dud:in“, wie das Wörterbuch wegen des Gendereifers seiner Redaktion auch spöttisch genannt wird – fest, sondern ein amtliches Regelwerk. Für dieses ist der Rechtschreibrat zuständig.
Es ist immer noch recht unbekannt, dass der duden nicht «die Rechtschreibung festgelegt» hat. Er konnte nur über zweifelsfälle innerhalb der staatlichen regelung von 1901 entscheiden.
Das Gendern ist deshalb bis heute ein gesinnungsanzeigendes Polit-Phänomen. So wie man früher mit dem Gebrauch von Fremdwort-Verdeutschungen seinen Patriotismus signalisieren wollte. Oder wie man mit Antiqua statt Frakturschrift oder mit der Kleinschreibung beweisen wollte, dass man im Lager der Modernen steht. […] Die Frage, ob Sternchen, Doppelpunkt oder Unterstrich die beste orthografische Genderpraxis sind, ist im Grunde nur die Frage nach dem besten Parteiabzeichen des beschriebenen politischen Lagers. Darüber zu entscheiden ist nicht Aufgabe einer politisch neutralen Instanz, wie es der Rechtschreibrat sein sollte.
Vielleicht können wir daraus lernen, was uns droht und wie wir es vermeiden können. […] Das ist die auffälligste Parallele: eine hitzige öffentliche Kulturdebatte, die sich in allen Medien, in ungezählten Leserbriefen, auch in Gerichtsurteilen niederschlug. Eine zweite Parallele liegt in der jahrzehntelangen Dauer der Auseinandersetzung um Bewahrung oder Reform der deutschen Rechtschreibung. Ums Gendern wird immerhin seit Luise Puschs provokanter Schrift vom Deutschen als Männersprache gestritten. […] Und schließlich geht es […] um neue Regeln der Schriftsprache.
Wenn man die deutsche empörungsbewirtschaftung anschaut und zeiträume von 300 und 39 jahren gleichsetzt, findet man gewiss parallelen. Dann ist alles parallel. Gar nicht parallel ist dagegen, dass es uns nicht um neue regeln geht und schon gar nicht für die sprache, sondern um die abschaffung veralteter schreibregeln und um mehr regelhaftigkeit.
2023-07-17
Was aber hätte der Rat denn tun können, zerstritten, wie er selbst ist? Gendersterne schlankweg zu verbieten, wäre absurd angesichts ihrer inflationären Verbreitung in der sprachlichen Realität. Zur sprachlichen Norm gehören sie aber nun einmal nicht, schon angesichts der ungelösten grammatischen Probleme, die Formulierungen wie der*die Ärzt*in aufwerfen. Die Klassifizierung als «Sonderzeichen» bietet immerhin diese Orientierung: Wer gendert, tut sprachlich etwas Besonderes, er weicht von der Norm ab. Wer der Ansicht ist, dass ein sonderzeichenfreies Deutsch alle Möglichkeiten bietet, sich sensibel und gerecht auszudrücken, gendert eben nicht.
Da sowohl Bildungsvergleichsstudien der Kultusministerkonferenz (KMK) als auch andere Expertisen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission unter maßgeblicher Mitwirkung von Leibniz-Direktoren entstehen, wird in solchen Auftragstexten für die KMK mit Doppelpunkt gegendert. Die Kultusminister sorgen also für den Autoritätsverlust eines Gremiums, das sie selbst eingesetzt haben, als sie vor dem Scherbenhaufen der Rechtschreibreform standen.
2023-07-16
Der Beschluss geht nun in allen deutschsprachigen Ländern in die Vernehmlassung, also auch in der Schweiz. Claudia Schmellentin kann sich vorstellen, dass die EDK bei Bedarf nun Empfehlungen für die Schulen ausarbeitet. Sie hält nichts davon, den Genderstern in Schulen als Fehler zu werten: «Wer den Genderstern benutzt, setzt damit ein Signal. Mit falscher Rechtschreibung hat das nichts zu tun. Und wenn Lehrpersonen den Genderstern nutzen, kann das je nach Situation pädagogisch sinnvoll und sensibel sein. Gleichzeitig wird auch niemand dazu gezwungen.»
2023-07-15
Wie man die Sprache richtig gendert, sollte der Rat für deutsche Rechtschreibung verbindlich beschließen. Das Ergebnis ist wieder mal eine Enttäuschung. […] Die Hoffnung wäre also begründet, dass eine Institution wie der Rechtschreibrat gegen diese Spaltung einschreiten könnte, zumal er zu so etwas gegründet wurde. Erst 2004, damit ist er eine junge Institution im Vergleich etwa zur mächtigen Académie française, die seit 1635 über die französische Sprache wacht. Ursprünglich richtete man den Rat ein, um des Chaos Herr zu werden, das durch die Rechtschreibreform von 1996 und den Widerstand von Verlagen, Medien und Lehrerverbänden dagegen entstanden war.
2023-07-14
Rats-Chef Josef Lange (75) sagte am Mittwoch, dass man so das Phänomen an sich beschreiben wolle. Der Sprach-Experte machte deutlich, dass Genderzeichen auch weiterhin KEINE regulären Zeichen seien.
2023-07-13
Wiederholt wurde der Rat für deutsche Rechtschreibung darum auch mit der Frage der geschlechtergerechten Schreibung konfrontiert. […] Dazu hat der Rat für deutsche Rechtschreibung schon zwei Mal Stellung bezogen […]. "Und schließlich ist der Rat der Auffassung, dass durch eine solche Schreibung das Erlernen der deutschen Sprache nicht erschwert werden soll. Denn als man die Rechtschreibreform gemacht hat, war das mit dem Ansatz: Wir wollen die Rechtschreibung so gestalten, dass sie möglichst vereinfacht wird, um den Zugang zu Literalität für alle zu eröffnen."
2023-07-12
Linguists know that today, only around 50% of the world’s languages have dedicated writing systems. That doesn’t mean that languages without writing systems are somehow “less-than” those languages with writing systems, like English. […] Grammar and writing are different skills: commanding a native language (grammar) is just human (you fully command the grammar of your native language subconsciously, by virtue of being human); writing is more like playing chess. […] Writing is one of our best inventions as a species — we can communicate with each other across time (we humans “invented” writing, but we did not invent language: we automatically acquire language by virtue of being human).
2021-07-08
Dass die Reform von 1996 dann zum Albtraum wurde, lag sicher auch an taktischen Fehlern. Die Reform wurde „aus der Innenperspektive der Sprachwissenschaft heraus betrieben“, schreibt der Direktor des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache, Henning Lobin, in seinem kürzlich erschienenen Buch „Sprachkampf“. Die schulische, publizistische oder private Schreibpraxis sei zu wenig berücksichtigt worden.
2023-07-07
Eingesetzt vor bald 20 Jahren, nicht zuletzt, um die von heftigen Debatten begleitete Orthografiereform der Jahrtausendwende zu evaluieren und, wo nötig, begründeter Kritik Rechnung zu tragen, zeichnet sich der Rat durch sprachnutzerfreundliche Prinzipien aus. Während die umstrittene Reform präskriptiv angelegt war und neue Regeln auch gegen Wortakzent und Semantik einführte, setzt der Auftrag der staatlichen Stellen an den Rat in erster Linie auf die Beobachtung der Schreibentwicklung, die zu Anpassungen führen kann. Mit gesellschaftlichen Anliegen hat das kaum je zu tun. Anders sieht es mit der schriftlichen Repräsentanz verschiedener Geschlechtsidentitäten aus. Für den Rat steht außer Zweifel, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll. Dies zu leisten sieht er in erster Linie als gesellschaftspolitische Aufgabe.
2023-06-24
Viele Grundschüler scheitern selbst an einfachen Texten – mit dramatischen Folgen. Was muss sich ändern, damit die Nation das Lesen nicht verlernt?
2023-06-07
Bislang gillt: Rechtschreibkompetenz gleich Zurechnungsfähigkeit. Ist diese Haltung bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden noch zeitgemähs? Oder gar schädlich und anmaßend?
2023-06
Anlass der Tagung war das Thema „20 Jahre Rat für deutsche Rechtschreibung“ und damit das Ende der dritten Amtszeit des Rats zum Jahresende. […] Mit der Orthographie wurde ein aktuelles, in vielen Facetten in Wissenschaft und Gesellschaft gleichermaßen präsentes Thema aufgegriffen und drei Tage lang multiperspektivisch, ideenreich und gewinnbringend beleuchtet. Die Tagung kann als ein Beispiel dafür stehen, wie Fachdiskussionen kritisch, kompetent, sach- und konsensorientiert zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie der sprachinteressierten Öffentlichkeit geführt werden und wie auch kontroverse Themen durch gegenseitigen respektvollen Umgang miteinander den Blick auf ein breites Spektrum alternativer Sichtweisen öffnen und verschiedenartige und vielschichtige Positionen zu einem ganzheitlichen Bild vereinigen können.
2023-05-16
25 Prozent der Viertklässler in Deutschland können nicht richtig lesen. Das geht aus der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) hervor. Im internationalen Vergleich schneiden deutsche Schulkinder bei der Lesekompetenz schlechter ab als Gleichaltrige im Ausland.
2023-05-12
Der Journalist Ralf Schuler spricht im Interview über seine Erfahrungen in der DDR, die Gefahren des Gleichschritts und die Zukunft der Gendersprache. […] Spätestens dann, wenn Menschen gegen die Wand laufen, merken sie, dass da immer eine Wand gewesen ist. Man denke zum Beispiel an die Rechtschreibreform der 90er Jahre. Jeder mit ein wenig Sprachgefühl wusste, dass diese Reform unsinnig ist, und trotzdem musste man sie erst einführen, um das zu merken. Dann hat man sie nach und nach zurückgedreht.
2023-05
Die Rechtschreibreform von 1996 und 2006 habe gezeigt, dass Regeln veränderlich seien, sagt Henning Lobin, wissenschaftlicher Direktor des „Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache“. In dieser „Ur-Erfahrung“ finde sich die Willkür, die sich bei manchen mit Rechtschreibregeln verbindet. Ein anderer Grund sei der Deutschunterricht. Dieser konzentrierte sich mehr auf inhaltliche Aspekte der Sprache. weniger auf formale. Auch sei das Thema Rechtschreibung in der Vergangenheit nicht intensiv in der Forschung berücksichtigt worden. Das habe sich in den letzten Jahren geändert.
2023-04-23
Es gibt die „Woken“ hier und die „Anti-Woken“ dort. Eine Feministin will schlichten. […] Stevie Schmiedel wurde bekannt als Gesicht der feministischen NGO „Pinkstinks“, sie ist deutsch-britische Genderforscherin […]. Über Sprache aber, meint Schmiedel, wurde schon immer gestritten: „Ich glaube, alle haben vergessen, was bei der Rechtschreibreform los war. Wir haben uns jahrelang medial angeschrien, der Deutsche Rechtschreibrat musste gegründet werden.“
2023-04-14
Der Buchstabe V hat in der deutschen Sprache lange ein eher beschränktes Dasein geführt. […] Heute kommt das V in der deutschen Sprache viel seltener vor als früher. […] Eine völlige Abschaffung des V hält die Gesellschaft für deutsche Sprache aber weder für wahrscheinlich noch für wünschenswert, denn dann könnte man ja beispielsweise nicht mehr zwischen viel und fiel unterscheiden: „Bedingt durch die graphemische Historie und die moderne Normierung unserer Schriftsprache ist der Buchstabe V nicht ohne Weiteres abzuschaffen und durch F oder W zu ersetzen.“ Dies gilt heute, sieben Jahre nach dem GfdS-Gutachten, umso mehr. Denn die Zahl der Wörter mit V scheint durch den Veganismus-Trend zuzunehmen […].
2023-04-03
Die Germanisten Kristian Berg und Jonas Romstadt, Universität Bonn, untersuchten […] 1398 Arbeiten; sie wurden an einem niedersächsischen Gymnasium geschrieben. Schockierendes Ergebnis: Heute kommen Semikolons nur noch durchschnittlich einmal alle 4000 Wörter vor. Ihr Gebrauch ist gegenüber den 1950er-Jahren um knapp 75 Prozent zurückgegangen.
2023-03-31
Lehrkräfte einer 10. Klasse dürfen gendern, so das VG Berlin. Das verdient Zustimmung, obwohl Gendern aktuell ein Rechtschreibfehler ist. Der Staat kann Rechtschreibung anordnen, solange Schülern die nötige Sprachkompetenz noch fehlt. […] In Berlin scheiterte nun ein Vater zweier Zehntklässler […] vor dem Verwaltungsgericht (VG). Er wollte verhindern, dass Lehrkräfte […] gendern. Das VG erkannte weder eine Verletzung des elterlichen Erziehungsrechts noch einen Verstoß gegen das staatliche Neutralitätsgebot. Zum Ersteren führte das VG aus, die Rahmenlehrpläne gewährten den Lehrkräften Spielräume […]. Dabei stellte es auch auf den Ausbildungsgrad der Kinder des Antragstellers ab: Bei den Zehntklässlern sei der "Spracherwerb weitgehend abgeschlossen", sie würden durch das Gendern daher nicht unzumutbar belastet. Auch leide die Verständlichkeit der Lehre und der Elternkommunikation nicht unter dem Einsatz geschlechtergerechter Sprache. […] Wer gendere, bringe damit allenfalls die Haltung zum Ausdruck, Sprache als Instrument zur Veränderung sozialer Zustände nutzen zu wollen. Doch wer Gendern kategorisch ausschließt, vertrete die Gegenposition, verhalte sich also nicht weniger politisch.
Analog: Wer substantive kleinschreibt, bringt damit die haltung zum ausdruck, rechtschreibung als instrument zur veränderung der rechtschreibung nutzen zu wollen. Und wer kleinschreibung kategorisch ausschliesst, vertritt die gegenposition, verhält sich also nicht weniger politisch. Also, lehrer und schüler höherer klassen: Schreibt substantive klein!
2023-03-26
Die Rechtschreibreform von 1996 und 2006 habe gezeigt, dass Regeln veränderlich seien, sagt Henning Lobin […]. In dieser „Ur-Erfahrung“ finde sich die Willkür, die sich bei manchen mit Rechtschreibregeln verbindet. […] Auch sei das Thema Rechtschreibung in der Vergangenheit nicht intensiv in der Forschung berücksichtigt worden. Das habe sich in den letzten Jahren geändert. Durch die Reform sei das Thema in den Vordergrund gerückt. „Das Thema gewinnt an Bedeutung, und man sollte deshalb auch hoffen, dass bei der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern an den Universitäten auch zukünftig bessere Materialien und Herangehensweisen zur Verfügung stehen und vermittelt werden können.“
2023-03-11
Fragen der Rechtschreibung stehen im Mittelpunkt der Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) kommende Woche in Mannheim. IDS–Direktor Lobin äußert sich dazu im Interview ebenso wie über gendergerechte Formen und den Einfluss digitaler Systeme auf die Sprachentwicklung. Herr Lobin, vor einem Vierteljahrhundert wurde über die damalige Rechtschreibreform heftig gestritten. Heute dagegen lässt das Thema Orthografie, also Schreibregeln, die Öffentlichkeit eher kalt, oder? Henning Lobin: Ich glaube schon, dass sich die Rechtschreibreform etabliert hat und die anfänglichen Verwerfungen Schnee von gestern sind. Die Reform ist in der Sprachwirklichkeit angekommen und stellt für die Menschen heute auch kein Problem mehr dar.
2023-03-01
Liechtenstein wird ab 2024 durch Karina Frick im Rat vertreten. Die Liechtensteiner Sprachwissenschaftlerin arbeite derzeit als Juniorprofessorin für Angewandte Linguistik an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie tritt die Nachfolge von Renate Gebele Hirschlehner an. Die ehemalige Gymnasiallehrerin hatte das Amt 17 Jahre inne.
2023-02-16
Sprache lasse sich fast nie einfach von oben bestimmen. Eine Ausnahme bilden vom Staat durchgesetzte Rechtschreibreformen, aber auch an die muss sich der normale Bürger nicht halten.
2023-02-10
Die Westschweiz will eine neue Rechtschreibung einführen: weg mit überflüssigen Buchstaben, Bindestrichen und Akzenten. Doch ein Kanton wehrt sich weiter. Das Waadtländer Parlament will die Reform auf Eis legen.
Auch wenn nicht immer ganz klar ist, woher der korrekte Standardgebrauch genommen wird: Die neue Duden-Grammatik bietet viel fundierte linguistische Information. […] Nur drei der elf Autoren waren schon bei der vorigen Ausgabe dabei: Peter Gallmann, einer breiteren Öffentlichkeit als Orthographiereformer bekannt geworden, hat verschiedene Abschnitte zu Wortarten und Satzgliedern verfasst. […] Zu denen, auf deren neuerliche Mitarbeit die Duden-Chefredakteurin Kathrin Kunkel-Razum hingegen verzichtete, gehört Peter Eisenberg, der sich als Kritiker der Orthographiereform und des Genderns positioniert hat. Allerdings hatte Eisenberg seinerseits der Redaktion schon zuvor mitgeteilt, dass er die „Duden-Linie“ nicht mehr vertreten könne. […] Dazwischengeschaltet sind […] längere Abschnitte zu Strukturen und Funktionen von Texten sowie zu grammatischen Aspekten der gesprochenen Sprache, des Stils, der Orthographie und des Sprachwandels. Diese Passagen […] bieten gegenüber den früheren Auflagen einen Mehrwert, da sie die Grammatik „in Aktion“ zeigen. So zum Beispiel in den Kapiteln zur Orthographie, die nicht nur die grammatische Logik hinter vielen scheinbar willkürlichen Regeln deutlich machen, sondern auch zeigen, wie lesefreundlich die deutsche Rechtschreibung ist.
2023-02-06
"Medienberichte vermitteln das sorgenvolle Bild, dass die Sprache der jungen Leute verludert. Ihr Deutsch sei schlechter geworden, die Sprachkompetenz hätte abgenommen. Pascal Frey, Präsident des Vereins Schweizerischer Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer, sieht das anders. […] Junge Leute können heute einiges viel besser als ältere. Sie können zum Beispiel alle sehr viel besser Englisch als etwa meine Generation. Ausserdem können viele Junge programmieren […]. Warum kann die junge Generation das alles? Weil sie es erlernt hat. Also fragt sich, warum gerade die Generation von Jugendlichen, die all das und mehr kann, keine Rechtschreibregeln erlernen können soll. Falls Orthografie und Interpunktion also tatsächlich immer schlechter werden sollten, muss das andere Gründe haben.
2023-02-05
25 Jahre nach der Rechtschreibreform: Wie geht es Ihnen mit den aktuellen Schreib-Gepflogenheiten? Testen Sie Ihre Kenntnisse in unserem Sprachquiz! […] Wie haben Sie schreiben gelernt? Beherrschen Sie das «neue», heute korrekte Deutsch?
2023-02-02
Der Sprachforscher Konrad Duden ist zum Synonym für die deutsche Sprache geworden. Für ihn war die Schrift ein Allgemeingut, das allen zur Verfügung stehen musste. […] Obwohl Duden mit den radikalen Reformern sympathisierte, die aus dem Haar das «Har», dem Sohn den «Son» und dem Huhn das «Hun» machen wollten, siegte bei ihm der Pragmatismus. Er zog eine einheitliche Orthografie für Deutschland einer perfekten Rechtschreibung vor.
2023-01-31
Großbuchstaben sind die „Leuchttürme“ im Schriftbild und erleichtern die Orientierung. Allerdings gibt es seit dem Mittelalter keine Reformdiskussion, in der nicht einige Schlauberger die konsequente oder wenigstens die gemäßigte Kleinschreibung fordern, obwohl die Groß- und Kleinschreibung die Verständlichkeit des Textes erleichtert.
Nein, die substantivgrossschreibung erleichtert die verständlichkeit nicht. Leuchttürme in zu grosser zahl und am falschen ort erschweren die navigation.
2023-01-25
Seit vor einem Vierteljahrhundert ausgiebig über die Rechtschreibreform diskutiert und gestritten wurde […], haben viele andere, teilweise durchaus wichtigere Themen die Öffentlichkeit beschäftigt. Gelegentlich fallen einem ungewöhnliche Schreibungen aber durchaus noch auf, und sie bringen zum Nachdenken, weil ihre Ursache eigentlich nicht in der Schreibreform liegen kann – zum Beispiel ein Angebot an einem Kiosk, das zum Probieren einlädt, und zwar so: „Schnell und Einfach – Frische Suppe“. Werden Adjektive neuerdings großgeschrieben? Aber nein. Es wollte hier wohl nur jemand Aufmerksamkeit erregen.
2023-01-15
Krieger geißelte die Reform als einen anmaßenden Eingriff des Staates, dessen Folgeschäden täglich zu beobachten seien.
2023-01-11
Wichtig sei dabei vor allem ein breites Bewusstsein in der Bevölkerung, dass Lese- oder Schreibschwierigkeiten nicht mit mangelnder Intelligenz zusammenhingen, sagt Sturm. «Ebenso muss der Bevölkerung klar werden, dass diese Schwierigkeiten nicht selbstverschuldet sind, sondern dass verschiedene Faktoren dahinterstehen.»
Leider wird der faktor rechtschreibung nie erwähnt.
2023-01-08
„Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr“: Winfried Kretschmann spricht sich gegen Gendern an Schulen aus.
2023-01-03
Zumindest auf den ersten Blick erstaunlich scheint, dass sich die demonstrierte notorische Komplexität dieses rechtschreiblichen Teilgebietes in der empirischen Fehlerstatistik nicht widerspiegelt: So haben Schübel/Pießnack 2005 in ihren Untersuchungen zur Rechtschreibleistung von Schülerinnen und Schülern vorausgegangene Erhebungen aus der Vor-Reform-Zeit (wie die von Zimmermann/Riehme aus dem Jahr 1986) weitgehend bestätigt, nach denen Verstöße gegen die Normen zur Getrennt- und Zusammenschreibung nur einen Anteil von etwa fünf Prozent am gesamten Aufkommen der Rechtschreibfehler erreichen und damit weit hinter den beiden anderen Regelbereichen, in denen primär das grammatisch-syntaktische Prinzip wirkt (Interpunktion/Kommasetzung sowie Groß- und Kleinschreibung) zurückbleiben.