Das Internetversandhaus Amazon möchte auch Verlagshaus sein; zur Konzernabteilung Amazon Publishing gehören dreizehn Eigenverlage, darunter einer für "literary fiction" […]. Der Name des Imprints: Little a. Die Namenswahl ist ein literarischer Akt, eine Demonstration des Willens zum Stil. Kleinschreibung fungiert als Chiffre für die elegante Sparsamkeit der klassischen Moderne. Im Logo des Amazon-Imprints für den gehobenen Bedarf steht das Wort "Little" über einem großen kleinen a.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
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Bahners, Patrick
Die einhellige Ablehnung, die dem CDU-Projekt in der Öffentlichkeit entgegenschlägt, hat einen Grund im Zweifel an der Sprachbeherrschung der politischen Klasse. Sie hat die Rechtschreibreform oktroyiert, die durch die vorgeschlagene Grundgesetzergänzung nicht hätte verhindert werden können; die Volkssprache muss ihre amtliche Regulierung aushalten.
Jede Ausgabe von "Sabine Christiansen" hatte dasselbe Thema: Ist Deutschland noch zu retten? […] Man kann nicht ausschließen, daß die nächste Ausgabe von "Sabine Christiansen" die Frage behandeln wird: "Was wird aus Deutschland ohne ,Sabine Christiansen'?" […] Aber der Bann ist gebrochen. Es wird Schluß sein. Wir hätten gedacht, vor diesem Tag müßten wir erst die Verabschiedung der Föderalismusreform, die Einigung über die Gesundheitsreform und die Rücknahme der Rechtschreibreform erleben.
Daß dem Taubenfangen das Spatzenrupfen vorzuziehen ist, besagt nun einmal das notabene geflügelte Wort, nach dem sich in Deutschland alle erfolgreichen Reformer von Luther bis Brandt gerichtet haben. (Ausnahme: die von blinden Hühnern ausgeheckte Rechtschreibreform.)
Der Skeptiker hat laut Michael Oakeshott eine Begabung, […] sich eine Katastrophe vorzustellen, ein Gespür für fernes Donnergrollen. Dieses Talent, durch Erfahrung geschult, findet im Horizont seiner Erfahrungswelt auch seine Grenze, und so hat man Oakeshott, den Bürger der glücklichen Insel, nicht des naiven Optimismus überführt, wenn man feststellt, daß er sich ein Fiasko wie die deutsche Rechtschreibreform nicht hat vorstellen können. In dem nachgelassenen Manuskript über zwei Grundtendenzen neuzeitlicher Politik, das Timothy Fuller herausgegeben hat, dient die Vereinfachung der englischen Schreibregeln als Beispiel einer skeptischen, die Textur der Überlieferung respektierenden Reform und wird mit der Reform des englischen Rechts verglichen, die sich auf die Harmonisierung von Verfahrensregeln beschränkte. Der Versuch, die Verfahren der Politik zu vereinfachen, entspräche nach Oakeshott dagegen dem Unternehmen, die Sprache selbst simpel zu machen durch Beschneidung des Wortschatzes und Verstümmelung der Syntax. […] Wie das deutsche Experiment gezeigt hat, genügt eine Änderung der Schreibregeln, um den Wortschatz zu berauben und die Syntax zu malträtieren. Der Skeptiker darf sich auch bestätigt sehen, wenn seine schlimmsten Befürchtungen überboten werden. Man kann die deutsche Rechtschreibkatastrophe als klassisches Beispiel für die Verheerungen des von Oakeshott in einem Essay von 1962 geschilderten "Rationalismus in der Politik" betrachten.
Man mag der reformierten Rechtschreibung Schlechtes nachsagen, soviel man will, ein Vorzug ist unbestreitbar: Sie vermehrt die Zahl der Möglichkeiten und insofern die Freiheit. […] Der alte Duden war der Kodex einer hobbesianischen Welt: Die Autorität der Mannheimer Redaktion, nicht die Wahrheit ihrer sprachwissenschaftlichen Prämissen machte ihre Verlautbarungen zum Gesetz. Künftig muss die Sprachgemeinschaft die Zweifelsfragen selbst entscheiden, in denen nun niemand mehr maßgeblich ist, in einem alltäglichen Plebiszit.
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