Wenn ich mich als Korrektorin der WOZ vorstelle, bekomme ich bisweilen mit Erstaunen zu hören: «Ah, die WOZ leistet sich noch ein Korrektorat?» Noch mehr als über die Ignoranz wundere ich mich über die Geringschätzung, die der Rechtschreibung häufig entgegengebracht wird. […] machte man sich daran, die Rechtschreibung einfacher und damit für bildungsferne Schichten egalitärer zu gestalten. Doch die gross lancierte Rechtschreibreform wurde zum grossen Flop. Trotz Nachbesserungen herrscht unter den Schreibenden neuerdings viel Unsicherheit. Tatsächlich hat sich die Fehlerquote in Diktaten und Schulaufsätzen seit der Reform verdoppelt. Die Fülle an erlaubten Varianten widerspricht der Maxime der Einheitlichkeit – und wird nicht selten als Freibrief für hemmungsloses Drauflosschreiben verstanden.
Und wir wundern uns über den konservativen standpunkt in einer so linken zeitung.