Friedrich Dieckmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Vor dreizehn Jahren machten die vereinigten Orthographiereformspezialisten von damals vier deutschsprachigen Staaten Miene, den schreibenden Deutschen etwas unterzujubeln, was sie „gemäßigte Kleinschreibung“ nannten; es lief darauf hinaus, die Großschreibung der Substantive abzuschaffen. Was sie in systemübergreifender Eintracht ausgeheckt hatten, war ein gravierender Eingriff in das Schriftbild und damit auch in die innere Gestalt der deutschen Sprache; unter der Losung der Lehr- und Lernvereinfachung lief er auf qualitative Verarmung, auf Leseerschwerung, auf Distanzierung von der Schriftgestalt einer mehr als vierhundertjährigen Literatur hinaus.