Klaus von Dohnanyi, sabine-christiansen.de, ARD-fernsehen,
Man muss wirklich sehen, dass man die Schönheit der Sprache begreift. Deswegen war ich auch so hart gegen die Rechtschreibreform, weil Sprache auch Bild ist. Und man kann das Bild eines Wortes völlig versauen, wie es zum Teil geschehen ist. […] Ich habe zwei Gründe gegen die Rechtschreibreform. Erstens finde ich […], dass diese Fragen nicht mehr in die Hände der private Wirtschaft fallen sollten. Das muss wirklich zuende sein. Wir haben eine Akademie für Sprache und Dichtung, und wir sollten versuchen, dieser Akademie die Zuständigkeit zu geben. […] Eine solche Reform kann nicht gemacht werden durch private Verlage. Das muss in die Hand der Akademie der Sprache – und die war ja dagegen. Und alle bedeutenden deutschen Schriftsteller waren dagegen. Und ich finde, was da zum Teil gemacht worden ist schrecklich. Ich fand, dass war eine Vergewaltigung einer gewachsenen Sprache, auch eine Vergewaltigung von Sprachbildern. Ich glaube, dass wir mit der Rechtschreibreform die Kinder auf Jahre hin von der deutschen Sprache weggetrieben haben, weil sie sich plötzlich mit lauter Mist beschäftigen mussten, der überflüssig war. Wir haben eine Situation, in der Deutschland ohnehin Probleme mit seiner Geschichte hat, in der wir in der in der Sprache eigentlich die letzte Behausung unseres Landes haben, da haben sie die Leute aus der Sprache rausgetrieben durch diese Reform.