Matthias Heine, Die Welt, 8. 7. 2017
Peter Eisenberg ist Deutschlands einflussreichster Orthograf.
Wer ist wer in der reformdiskussion? Namen, zitate, anmerkungen.
geb. , Strausberg
1980 bis 1988 professor für deutsche filologie: FU Berlin
1993 bis 2005 lehrstuhlinhaber: universität Potsdam, lehrstuhl für deutsche gegenwartssprache
mitglied: wissenschaftlicher beirat des Instituts für Deutsche Sprache Mannheim
mitglied: studiengruppe geschriebene sprache bei der Werner-Reimers-stiftung
1997 bis 1998 mitglied: zwischenstaatliche kommission für deutsche rechtschreibung
1998 unterzeichner: erklärung professoren gegen rechtschreibreform
mitglied des beirats: Akademie für Sprache und Dichtung
vorsitz: sprachkommission der Akademie für Sprache und Dichtung
bis 11. 2013 mitglied: rat für deutsche rechtschreibung
Matthias Heine, Die Welt, 8. 7. 2017
Peter Eisenberg ist Deutschlands einflussreichster Orthograf.
*Die* Koryphäe ist er sicher nicht und war es nie. Er hat konnte recht eingängig Ideen synthetisieren, das ist aber auch schon ziemlich lange her, jetzt...
Gisela Gross, t-online.de, 30. 7. 2018
Schon die Idee einer Reform sei unnötig gewesen, das Argument von der angestrebten Vereinfachung der Rechtschreibung sei vorgeschoben, sagt Eisenberg. Politiker hätten die Idee dieses gemeinsamen Vorhabens im Zuge des sogenannten Wandels durch Annäherung in der Ostpolitik der 60er und 70er Jahre gehabt. "Der Grund war jedenfalls nicht, dass die deutsche Orthografie schlechter war als andere Orthografien in Europa, sie war schon vorher eine der besten."
Haben die deutschen politiker in den 70er jahren auch die idee gehabt, 1924 den schweizerischen Bund für vereinfachte rechtschreibung zu gründen?
Heike Schmoll, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. 8. 2018
Peter Eisenberg ist einer der wenigen Rechtschreibkritiker, die sich auch gegenwärtig mit konstruktiven Vorschlägen zur Überarbeitung der Rechtschreibreform in die Debatte einmischt.
Hans Krieger, Straubinger Tagblatt, 12. 3. 1999
… der seit Jahren das Kunststück fertigbringt, die Rechtschreibreform entschieden abzulehnen und zugleich für absolut unvermeidbar zu erklären.
Dankwart Guratzsch, Die Welt, 24. 3. 2003
[…] Eisenberg, der schon mehrfach Schlagzeilen in Sachen Rechtschreibreform gemacht hat. Zuerst als strikter Gegner, dann als unfreiwilliges Mitglied der Mannheimer "Zwischenstaatlichen Kommission", in der Rolf Wernstedt, seinerzeit Kultusminister in Niedersachsen und Präsident der KMK, den Querkopf unbedingt platzieren wollte, um ein Korrektiv in den selbstherrlich operierenden Zirkel einzubauen. Als Eisenberg erkennen musste, dass er sich dort nicht durchsetzen konnte und lediglich als "Feigenblatt" benutzt wurde, trat er ein weiteres Mal in die Öffentlichkeit und kündigte die Mitarbeit auf.
Reinhard Markner, Berliner Zeitung, 7. 4. 2003
Eisenberg steht auf dem Standpunkt, "daß dem Staat die Legitimation zu tieferen Eingriffen in die Rechtschreibung" fehle; "evidente Dummheiten" müsse man sich nicht gefallen lassen. Aber wer entscheidet, welcher Eingriff zu tief, welche Dummheit evident ist? "Das wäre hinnehmbar", heißt es an verschiedenen Stellen zu jenen Bestimmungen der Rechtschreibreform, welche Eisenberg zwar nicht gutheißt, deren Missachtung oder Rücknahme er aber nicht (mehr) empfehlen mag. Aber was berechtigt ihn, von sich auf eine ganze Sprachgemeinschaft zu schließen?
Hermann Zabel, Süddeutsche Zeitung, 4. 8. 2005
Als Eisenberg aus der „Kommission für die deutsche Rechtschreibung“ aus Protest austrat, weil er für seine Vorstellungen in dem Gremium keine Mehrheit gefunden hatte, erklärte er vor den Mitgliedern der Kommission feierlich, er werde sich fortan aus der Reformdiskussion heraushalten. Kurze Zeit später tauchte Eisenberg als Motor eines Vorschlags der „Akademie für Sprache und Dichtung“ in Darmstadt auf – bedauerlich für Eisenberg, dass auch diese seine Aktion, die im Widerspruch zu seinem der „Kommission für die deutsche Rechtschreibung“ gegebenen Versprechen stand, wiederum den erhofften Erfolg nicht brachte. Folgerichtig zierte er sich zunächst, der Berufung in den „Rat für deutsche Rechtschreibung“ Folge zu leisten. Erst als er merkte, dass die Post ohne ihn abzugehen drohte, verließ er seine Gastrolle und wurde Mitglied des Rates.
Joachim Güntner, Neue Zürcher Zeitung, 27. 3. 2006
Auch die Akademie gehörte lange zu den Reformgegnern, verweigerte anfänglich die Mitarbeit im Rechtschreib-Rat, um dann in Gestalt ihres Mitgliedes Peter Eisenberg doch beizutreten - mit dem Resultat, dass die Reform der Reform heute massgeblich Eisenbergs Handschrift trägt. Eine hübsche Pointe, die, aber das nur nebenbei, schweizerische Ursachen hat (wir erinnern uns eines leidenschaftlichen Gesprächs in einem Darmstädter Treppenaufgang, wo Peter von Matt seinen Akademiekollegen Eisenberg beschwor, im Rat mitzuwirken, statt in Obstruktion zu verharren).
Jürgen Kaube, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. 5. 2010
Am ersten Rückbau der Reform 2006, bei dem viele alte Schreibungen wieder zugelassen wurden, hatte Eisenberg wesentlichen Anteil.
Edo Reents, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
[…] Peter Eisenberg wird auch gespürt haben, dass es nach dem langwierigen Procedere eine Rückkehr zur alten Schreibung nicht geben und nur noch etwas zu retten sein würde, das er mit kulturpolitischer Diplomatie „Rechtschreibfrieden“ nannte; und so attestierte er den Kompromisslosen unter den Reformkritikern: „Sie wollen mit dem Kopf gegen die Wand.“ Das wollte und tat er nie; seine beiden Austritte aus den maßgeblichen Gremien, die das Schlimmste an der Reform verhindern konnten, waren kein Ausdruck von Querulantentum oder Wichtigtuerei, sondern von Überzeugung.