Bei Grimm war bis auf eine gewiſſe Anzahl von Wörtern, die er ſchrieb, wie alle Leute; Alles neu; Lautlehre, Schreiblehre, Formenlehre, beſonders die Wortbiegungslehre, waren völlig umgeſtaltet; ſelbſt auf die liebgewordenen Deutſchen Lettern und die Majuskeln […] ſollte verzichtet werden […].
Jakob Grimm war eine durch und durch biedere, dabei kernige, aber ſtill in ſich zurückgezogene, ſchüchtern beſcheidene, überhaupt mehr ideale als praktiſche Natur, die lieber am einſamen Schreibtiſch feſtſaß als im bunten Gewimmel des Lebens ſich bewegte.
Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Wer ist wer in der reformdiskussion? Namen, zitate, anmerkungen.
Grimm, Jacob
- biografie
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geb. , Hanau
gest. , Berlin
sprach- und literaturwissenschaftler
begründer der deutschen filologie
jurist
- hauptwerke
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Kinder- und hausmärchen der brüder Grimm
Zitate
August Hagemann, 1880, s. 4f.
Schon 1821 entschied er sich fuer die lateinische schrift, gegen die er sich 5 jahre frueher noch ausdruecklich erklaert hatte. Der majuskel aber der substantiva entsagte er seit dem Jahre 1822. In der vorrede zur zweiten auflage des ersten bandes seiner deutschen grammatik (1822) aeuszert er sich hierueber also:
‚Gleich aller geschichte warnt die historische grammatik vor freventlichem reformieren, macht uns aber tugenden der vergangenheit offenbar, durch deren betrachtung wir den duenkel der gegenwart maeszigen koennen. An rechter stelle wird sich dann manches wuenschenswerthe und lang gemiste immer anwendbar zeigen. So schien mir, als ich an die niederschreibung dieses werkes gieng, ohne dasz ich es frueher gewollt haette oder jetzo besonderen werth darauf legte, die verbannung der groszen buchstaben vom anlaut der substantive thunlich, ich glaube nicht, dasz durch ihr weglassen irgend ein satz undeutlich geworden ist. Fuer sie spricht kein einziger innerer grund, wider sie der bestaendige fruehere gebrauch unserer sprache bis ins 16te, 17te jh., ja der noch waehrende aller uebrigen voelker, um nicht die erschwerung des schreibens, die verscherzte einfachheit der schrift anzuschlagen. Man braucht nur dem ursprung einer so pedantischen schreibweise nachzugehen, um sie zu verurtheilen; sie kam auf, als ueber sprachgeschichte und grammatik gerade die verworrensten begriffe herrschten. Naeher besehen hat man ihr auch schon verschiedentlich entsagen wollen, die abhandlungen der pfaelzischen academie, der vossische Homer sammt anderen schriften sind ohne grosze buchstaben gedruckt.‘
Wie entschiedenen wert er spaeter auf die verbannnung der majuskel vom anlaut der substantiva legte, bekundet die […] vorrede zum woerterbuche […]. Auch selbst fuer die satzanfaenge gieng er allmaehlich in dem gebrauch der kleinen anfangsbuchstaben immer weiter, so dasz er zuletzt sogar nach absaetzen kleine buchstaben einzufueren suchte. Die von namen abgeleiteten adiectiva schrieb er schon seit 1817 meist mit kleinen buchstaben.‘
Wilhelm Wilmanns, Die Orthographie in den Schulen Deutschlands,
Grimms Verhalten zu der hergebrachten Orthographie war nicht zu allen Zeiten gleich. Anfangs wurde er wenig durch ſie bekümmert. Als er den erſten Band ſeiner Grammatik zum zweiten Male erſcheinen ließ (1822), verwarf er ſchon die großen Anfangsbuchſtaben der Subſtantiva, aber ohne ſelbſt auf ihre Verbannung Wert zu legen. Mit den Jahren wuchs ſein Widerwille und der Wunſch, die Schrift zu reinigen. […] In einem Brief, den er im Jahre 1849 an die Weidmannſche Buchhandlung richtete, ſtellt er ſeine Forderungen zuſammen. Jedoch die Erwägung, daß Irrtümer und Vorurteile um ſo zäher und eigenſinniger haften, je älter und unverſtändiger ſie ſind, und daß alſo ein entſchiedenes Vorgehen gegen eine ſeit Jahrhunderten eingewurzelte Gewohnheit der Verbreitung und Wirkung des Wörterbuches unverhältnismäßigen Abbruch thun würde, bewog ihn, von ſeinem Vorhaben abzuſtehen und ſich darauf zu beſchränken, in der Vorrede des Wörterbuches die Notwendigkeit einer bis auf den Grund gehenden Verbeſſerung eindringlich darzulegen).
In dem erwähnten Brief ſagt Grimm, er habe ſich nicht geweigert, in andern Büchern mit dem Strome zu ſchwimmen; aber wenn er auch dem herrſchenden Gebrauch nicht einen andern feſten Gebrauch entgegenſtellte, ſo hatte er ſich doch viele Abweichungen von dem Hergebrachten geſtattet, welche zeigen, wohin ſeine Neigung ging.