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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

personen → Jacob Grimm

Wer ist wer in der reformdiskussion? Namen, zitate, anmerkungen.

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Grimm, Jacob

biografie

geb. , Hanau

gest. , Berlin

sprach- und literaturwissenschaftler

begründer der deutschen filologie

jurist

hauptwerke

Kinder- und hausmärchen der brüder Grimm

Deutsches wörterbuch

verweise

de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Grimm

whoswho.de/bio/jacob-grimm.html

dhm.de/lemo/biografie/jacob-grimm


Zitate

Bei Grimm war bis auf eine gewiſſe Anzahl von Wörtern, die er ſchrieb, wie alle Leute; Alles neu; Lautlehre, Schreib­lehre, Formen­lehre, beſonders die Wort­biegungslehre, waren völlig umgeſtaltet; ſelbſt auf die lieb­gewordenen Deutſchen Lettern und die Majuskeln […] ſollte verzichtet werden […].

Jakob Grimm war eine durch und durch biedere, dabei kernige, aber ſtill in ſich zurück­gezogene, ſchüchtern beſcheidene, über­haupt mehr ideale als praktiſche Natur, die lieber am einſamen Schreib­tiſch feſtſaß als im bunten Gewimmel des Lebens ſich bewegte.

August Hagemann, 1880, s. 4f.

Schon 1821 entschied er sich fuer die lateinische schrift, gegen die er sich 5 jahre frueher noch aus­druecklich erklaert hatte. Der majuskel aber der substantiva entsagte er seit dem Jahre 1822. In der vorrede zur zweiten auflage des ersten bandes seiner deutschen grammatik (1822) aeuszert er sich hierueber also:

‚Gleich aller geschichte warnt die historische grammatik vor frevent­lichem reformieren, macht uns aber tugenden der ver­gangenheit offenbar, durch deren betrachtung wir den duenkel der gegenwart maeszigen koennen. An rechter stelle wird sich dann manches wuenschens­werthe und lang gemiste immer anwendbar zeigen. So schien mir, als ich an die nieder­schreibung dieses werkes gieng, ohne dasz ich es frueher gewollt haette oder jetzo be­sonderen werth darauf legte, die ver­bannung der groszen buch­staben vom anlaut der substantive thunlich, ich glaube nicht, dasz durch ihr weglassen irgend ein satz undeutlich geworden ist. Fuer sie spricht kein einziger innerer grund, wider sie der bestaendige fruehere gebrauch unserer sprache bis ins 16te, 17te jh., ja der noch waehrende aller uebrigen voelker, um nicht die erschwerung des schreibens, die ver­scherzte einfachheit der schrift an­zuschlagen. Man braucht nur dem ursprung einer so pedantischen schreibweise nachzugehen, um sie zu ver­urtheilen; sie kam auf, als ueber sprach­geschichte und grammatik gerade die ver­worrensten begriffe herrsch­ten. Naeher besehen hat man ihr auch schon ver­schiedentlich entsagen wollen, die ab­handlun­gen der pfaelzi­schen academie, der vossische Homer sammt anderen schriften sind ohne grosze buchstaben gedruckt.‘

Wie ent­schiedenen wert er spaeter auf die ver­bannnung der majuskel vom anlaut der substantiva legte, bekundet die […] vorrede zum woerter­buche […]. Auch selbst fuer die satz­anfaenge gieng er all­maehlich in dem gebrauch der kleinen anfangs­buchstaben immer weiter, so dasz er zuletzt sogar nach ab­saetzen kleine buchstaben ein­zufueren suchte. Die von namen abgelei­teten adiectiva schrieb er schon seit 1817 meist mit kleinen buchstaben.‘

Grimms Verhalten zu der hergebrachten Orthographie war nicht zu allen Zeiten gleich. Anfangs wurde er wenig durch ſie bekümmert. Als er den erſten Band ſeiner Grammatik zum zweiten Male erſcheinen ließ (1822), verwarf er ſchon die großen Anfangs­buchſtaben der Subſtantiva, aber ohne ſelbſt auf ihre Verbannung Wert zu legen. Mit den Jahren wuchs ſein Widerwille und der Wunſch, die Schrift zu reinigen. […] In einem Brief, den er im Jahre 1849 an die Weid­mannſche Buch­handlung richtete, ſtellt er ſeine Forderungen zu­ſammen. Jedoch die Erwägung, daß Irrtümer und Vorurteile um ſo zäher und eigen­ſinniger haften, je älter und un­verſtändiger ſie ſind, und daß alſo ein ent­ſchiedenes Vorgehen gegen eine ſeit Jahr­hunderten eingewurzelte Gewohn­heit der Verbreitung und Wirkung des Wörter­buches unverhältnis­mäßigen Abbruch thun würde, bewog ihn, von ſeinem Vorhaben abzuſtehen und ſich darauf zu beſchränken, in der Vorrede des Wörter­buches die Not­wendigkeit einer bis auf den Grund gehenden Verbeſſerung ein­dringlich darzulegen).

In dem erwähnten Brief ſagt Grimm, er habe ſich nicht geweigert, in andern Büchern mit dem Strome zu ſchwimmen; aber wenn er auch dem herrſchenden Gebrauch nicht einen andern feſten Gebrauch entgegen­ſtellte, ſo hatte er ſich doch viele Abweichungen von dem Her­gebrachten geſtattet, welche zeigen, wohin ſeine Neigung ging.