Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Zu Joachim Güntner, «Böcke zu Gärtnern», Neue Zürcher Zeitung, 4. 2. 2004
Nachweis unter presse und internet
Gewiss soll man nicht böcke zu gärtnern machen. Nur wissen wir inzwischen, dass die deutschen reformgegner auch keine gärtner zu gärtnern machen wollen. Das bild mit den böcken braucht man deshalb nicht zu bemühen, eher das bild vom gärtner, der dem wachsen zuschaut. So wie sich gärtner mit scheren und sägen am «historisch gewachsenen» zu schaffen machen, besteht eine reformkommission logischerweise aus leuten, die änderungen mindestens nicht ausschliessen. Das merkte auch prof. H. H. Munske, als er 1997 austrat: «Ich habe schon 1993 erklärt, daß es nur eine Pflege, keine Reform der Orthographie geben kann.» Eine neubesetzung der kommission dürfte daher schwierig sein. Die auflösung ist dagegen ein genialer vorschlag, der auf andere bereiche der politik ausgedehnt werden muss: Über 90 prozent der staatlichen tätigkeiten könnte man einsparen, denn für jede findet sich jemand, der sie für unnötig hält. Entbehrlich ist vor allem die staatliche schule, und das ist nun kein witz, sondern eine anregung, die kürzlich der NZZ zu entnehmen war. Das und nur das wäre das anscheinend so herbeigesehnte ende der staatlichen rechtschreibdiskussion. (Ihr korrespondent sollte vielleicht mehr schweizerische und weniger deutsche zeitungen lesen.)
Rolf Landolt, vorsitzer des Bundes für vereinfachte rechtschreibung (Zürich)