Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Zu Jann Etter, «Das FAZit», Südostschweiz Glarus, 15. 8. 2000
Selbst leuten, die «einigermassen oft mit schreiben zu tun» haben, scheint der umgang mit wörterbüchern schwierigkeiten zu bereiten. Dazu gehört der doch eigentlich selbstverständliche gedanke, dass man bei der schreibung zwischen unmarkierter (normaler, regelhafter, «default») und markierter (abweichender) variante unterscheidet. Das fängt an beim nachschlagen (heilige Kuh natürlich klein, wenn nicht ausdrücklich grossschreibung gefordert wird) und endet bei einer stellenweise sehr laienhaften beurteilung der neuregelung. Man kann das geradezu als wichtigtuerei bezeichnen; es passt zum elaborat der agenturen. So gilt der grundsatz «im zweifelsfall klein» selbstverständlich nach wie vor; etwas anderes ist gar nicht möglich. Die lösung mit der vermehrten grossschreibung bedaure ich sehr, aber es ist die einzig mögliche, solange die substantivkleinschreibung politisch nicht durchsetzbar ist.
Kommata setzt man selbstverständlich dort, wo sie hingehören, und nicht möglichst viele. Inwiefern soll freiwilligkeit jemanden daran hindern, sich klar auszudrücken? Gewiss kann freiheit überfordern, aber überforderung durch die rechtschreibung soll es schon früher gegeben haben, und zwar vor allem überforderung durch unnötige grammatik.
Die schreibungs-gelehrten sind vom willen beseelt, die durch viele kalbereien im laufe der jahrhunderte geschundene alte, heilige kuh in ihren anfangszustand zurückzuversetzen in jenen des kalbes buchstabenschrift. Näheres dazu unter www.sprache.org.
Rolf Landolt, Bund für vereinfachte rechtschreibung