Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Glattalbahn
Zu GH, «Warum sind die Trams der Linie 10 mit Glattalbahn angeschrieben? Nach neusten Rechtschreibregeln müsste es Glatttalbahn heissen», Tagblatt der Stadt Zürich, 29. 11. 2017
Nachweis unter presse und internet
Es mag sein, dass der regierungsrat 2002 beschlossen hat, «Glattal» zu schreiben, nur schreiben seine ämter inzwischen meistens «Glatttal», ebenso die stadt Zürich («Glatttalstrasse») und die Neue Zürcher Zeitung. Auch bei Swisstopo taucht die neue schreibweise auf: «Haupttal Glatttal (ZH)». Natürlich dürfen die «Verkehrsbetriebe Glattal» (VBG) schreiben, wie sie wollen; sie dürften sich sogar «Verkehrsbetriebe Mississippital» nennen. Aber wenn sie sich sonst an den duden halten, könnten sie es eigentlich auch mit dem namen tun.
Es gibt keinen grund, landschaften wie das tal der Glatt nicht regelkonform zu schreiben. Wer hat denn seinerzeit beschlossen, «Glatthal» (und «Limmatthal» und «Sihlthal») nicht mehr mit th zu schreiben?
Alte leute und alte und junge firmen dürfen selbstverständlich die neue rechtschreibung ignorieren (z. b. bis 1982 «Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG»). Mit den 3 t ist das allerdings so eine sache. Die alte regel besagte, dass das 3. t bei der worttrennung am zeilenende wieder eingefügt werden musste. Das machten die setzer (wenigstens die zürcher), als es sie noch gab. Aber heute ergibt sich zwangsläufig die trennung «Glat-tal». Ist das das, was der regierungsrat will?
Dass die duden-regel 136 «unerheblich» ist, ist wohl wahr, denn es gibt sie längst nicht mehr. Nach der ersatzlosen streichung der dreikonsonantenregel musste der duden in seiner 21. auflage irgendwie erklären, was jetzt gilt. Dazu diente eine nichtregel im sinn von: «Was man nicht tun darf (z. b. stehlen oder buchstaben weglassen), darf man nicht tun.» Für alte leute gibt es seit der 22. auflage (wir sind bei der 27.) nur noch eine bemerkung unter einer bindestrich-regel (169).
Der langen rede kurzer sinn: Die laune der VBG ist okay, aber die begründung ist vergebliche liebesmüh.
Rolf Landolt, Bund für vereinfachte rechtschreibung, Zürich
- verweise
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stellungnahme Zu «Verwirrung im Glattal», Tages-Anzeiger, 12. 4. 1999
stichwort dreikonsonantenregel