Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Die alte akademie und die alte rechtschreibung
Zu Frank-Michael Kirsch, «Kleine Schritte, große Hoffnung», Der Tagesspiegel, 25. 11. 2018
Nachweis unter presse und internet, tagesspiegel.de
Es ist schön, dass die Schwedische akademie immun gegen trends und staatliche willkür ist. Aber muss als beleg wirklich die deutsche rechtschreibreform von 1996 herhalten? Warum nicht die von 1901? Oder die russische von 1918 oder die dänische oder die irische von 1948?
Es ist kein problem, wenn alte leute die alte rechtschreibung benützen. Dazu braucht man weder akademien noch heroische appelle. (Wir z. b. verwenden eine uralte rechtschreibung.)
Der neuregelung von 1996 kann man vieles vorwerfen, aber nicht, dass sie «im staatlichen Auftrag erfunden wurde». «Erfunden» wurde sie von wissenschaftern; einer hiess Konrad Duden. Er schrieb 1898: «Bei den abfälligen Urteilen ging man vielfach von einer ganz irrigen Voraussetzung aus. Man übersah, daß die Arbeit der Konferenz [von 1876, sprache.org/bvr/?s=konferenz1876] nur dazu bestimmt war, für die Schule die Grundlage der Unterweisung zu bilden […], daß es aber keineswegs die Absicht war, den der Schule Entwachsenen eine Änderung ihrer Schreibweise aufzunötigen.» Übrigens fiel auch der abschied von der fraktur vielen schwer; Hermann Hesses werke mussten noch lange so gedruckt werden. Nun ist Hesse tot, und die fraktur ebenfalls.
Rolf Landolt, Bund für vereinfachte rechtschreibung (gegründet 1924); geschrieben gemäss kleinschreibung.ch