Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
KMK muss nicht tätig werden
Zu Ariane Lettow, «KMK muss tätig werden», pinkstinks.de/gendersprache, 26. 3. 2018
Sehr geehrte Kultusministerkonferenz: Werden sie tätig! Beauftragen Sie die Entwicklung einer gendergerechten Sprache!
Ab 1987 ließ die Kultusministerkonferenz die deutsche Sprache modernisieren. Die umfangreiche Rechtschreibreform, die 1998 eingeführt wurde, beinhaltete keine Abschaffung des generischen Maskulinums. Auch 2018 müssen Frauen damit leben, als „Kunde“ angesprochen zu werden und in einer Gruppe von „Sportlern“, „Technikern“ oder „Firmenchefs“ nicht sichtbar zu sein. Dabei belegen zahlreiche Studien, dass das generische Maskulinum Vorurteile und Diskriminierungen zementiert.
Wir fordern: Beauftragen Sie noch 2018 renommierte Linguist*innen, eine Gender-Sprachreform auszuarbeiten. Nach 100 Jahren Frauenwahlrecht ist es Zeit, nicht mehr bloß „mitgemeint“ zu sein.
Die folgende stellungnahme wurde im kommentarformular auf pinkstinks.de/gendersprache eingegeben und durch die betreiber (nach einiger bedenkzeit) veröffentlicht.
ließ die Kultusministerkonferenz die deutsche Sprache modernisieren
Es müsste heissen: «… ließ die Kultusministerkonferenz die deutsche Rechtschreibung modernisieren.»
Die umfangreiche Rechtschreibreform
Was eine umfangreiche rechtschreibreform wäre, kann man auf rechtschreibreform.ch besichtigen.
beinhaltete keine Abschaffung des generischen Maskulinums
Natürlich nicht. Die kultusminister müssen sich mit der rechtschreibung befassen, weil es (für die schule) eine amtliche rechtschreibung gibt. Sie werden sich jedoch niemals mit sprachregeln befassen, weil es dafür keine rechtsgrundlage gibt.
Beauftragen Sie noch 2018 renommierte Linguist*innen, eine Gender-Sprachreform auszuarbeiten.
Forschung funktioniert (zum glück) nicht so, dass die politik aufträge verteilt. Es ist sache der wissenschaft, ein problem zu erkennen und lösungen vorzuschlagen. Das passiert ja auch, nur hat noch niemand das ei des Kolumbus gefunden. Und selbst wenn es eine überzeugendes konzept einer «sprachreform» gäbe – es gibt niemanden, der die menschen dazu bringen könnte, bei «lehrer» nur an männer zu denken. Das kann man nicht einmal den schulanfängern beibringen, denn es ist einer der vielen unterschiede zwischen sprache und rechtschreibung, dass die kinder die sprache von zuhause mitbringen, während sie die rechtschreibung erst in der schule lernen.
Der auftrag der kultusminister an die linguisten in sachen rechtschreibreform bestand denn auch nicht darin, ideen zu entwickeln, sondern vorhandene konzepte umzusetzen. Und eigentlich bestand er vor allem darin, die liste der wünsche zu verkleinern.
Rolf Landolt