Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)
Konrad Duden statt nationalsozialisten
Zu Jan Henrik Holst, «Der 1. August: Schicksalstag der Rechtschreibung», tichyseinblick.de, 1. 8. 2018
Der Entwurf von 1941 sieht außerdem vor, «für stimmloses s nach kurzem Vokal im Inlaut und Auslaut ss, nach langem Vokal ß zu schreiben …». Dies ist verblüffenderweise exakt das, was jetzt umgesetzt ist.
Das ist reine, böswillige demagogie. Selbstverständlich haben die reformer nicht bei den nationalsozialisten abgeschaut, sondern bei Konrad Duden. Gar nicht verblüffenderweise wurden dieses und anderes exakt an der ersten ortografischen konferenz im jahr 1876 beschlossen und von Konrad Duden in seiner «Zukunftsorthographie» nicht nur erläutert, sondern auch angewandt (in fraktur ausſchließen, Ausſchluſs, daſs). – Gar nicht verblüffenderweise gibt es auch unterschiede: Die dreikonsonantenregel (in der Schweiz fast die einzige änderung von bedeutung) sollte 1941 nicht abgeschafft, sondern erweitert werden (auch «Schiffracht»). Das wurde auch nach dem krieg in einem Mackensen-wörterbuch praktiziert. Ebenfalls unter dem namen Mackensen publizierten reformgegner 2006 ein wörterbuch in alter rechtschreibung mit dem motto «unreformiert, undeformiert» (allerdings mit dreikonsonantenregel gemäss vorreformduden). Wenn man also eine kontinuität suchen will, kann man sie auch hier finden!
Rolf Landolt
Am 24. 8. 2018 als leserkommentar veröffentlicht: www.tichyseinblick.de/meinungen/der-1-august-schicksalstag-der-rechtschreibung/#comment-487323
- verweis
- kleine rustsche reform von 1944