Es ist kurzsichtig, anzunehmen, daß die Neuregelung nur für Schüler, Lehrer und andere Staatsbedienstete verbindlich werde, Schriftsteller und Journalisten jedoch selbst entscheiden könnten, "was sie mittragen wollen und was nicht". Eine Entscheidung für die Beibehaltung der alten Rechtschreibung wird durch den Druck einer Umwelt, die sich nach dem Massengeschäft und damit nach den neuen Regeln ausrichtet, vereitelt werden. Für die Nutzer von Textverarbeitungsprogrammen werden in Kürze Rechtschreib- oder Silbentrennungsprogramme, welche die alten Regeln beherrschen, nicht mehr erhältlich sein. Vor diesem Hintergrund ist es rätselhaft, wie ein einzelner Journalist seinen Verlag davon überzeugen will, ausgerechnet seine Artikel mit anderer Rechtschreibung zu drucken. Für die Berufsgruppen, die vom Einsatz von Schreibkräften abhängig sind, ist fraglich, ob sie den Kampf gegen die nachrückenden Schulabgänger aufnehmen und jedes Schriftstück mühsam korrigieren wollen.