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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → diffusion
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diffusion

definition (wirt­schafts­lexikon.gab­ler.de)

«Aus der Innovations- und Diffusions­forschung stammender Begriff, der den Prozess der raum-zeitlichen Ausbreitung einer Innovation im sozial-räumlichen System beschreibt. Objekte und Ein­stellungen, welche die Diffusion von Innovationen verhindern, werden als Diffusions­barrieren bezeichnet (natürliche, kulturelle, psychologische Diffusions­barrieren). Die Diffusion einer Innovation findet mittels der Adoption der Innovationen durch einzelne Individuen statt.»

«Nach dem Grad der Diffusion einer Innovation lassen sich vier Diffusions­phasen unter­scheiden (Initial­phase, Expansions­phase, Verdichtungs­phase und Sättigungs­phase).»

problem bei orto­grafischen inno­­vationen

Zitate

, Frank­furter All­gemeine Zeitung,

Denn nicht nur Schrift­steller und In­tellek­tuelle gehören zu den Gegnern von Recht­schreib­reformen, sondern die über­wältigende Mehrheit der Be­völ­kerung, die einfach am Gewohnten hängt und wohl oft auch ahnt, daß die geplante Änderung über­flüssig und schädlich ist „wie ein Kropf“. (Deshalb haben sich kürzlich 98 Prozent der Zeitungs­leser gegen die Reform aus­gesprochen.)

Das Volk im all­gemeinen freilich, auch die wiſſen­ſchaftlich Gebildeten blieben dieſen Beſtrebungen [von Grimm] fern. Aber was wußten ſie auch davon? wie viele von ihnen hatten denn Grimms Schriften ſtudiert? wer kümmert ſich überhaupt noch um deutſche Gram­matik, wenn er die Schule hinter ſich hat? und doch war ohne grammati­ſches Studium kein Urteil und kein Ver­ſtändnis für Grimms An­ſichten zu ge­winnen. Es war daher ganz natürlich, wenn dieſe über den Kreis der Fach­genoſſen nicht hinaus­kamen und we­ſentlich nur in den Büchern der Germaniſten ſichtbar wurden.

Kurt Reumann, Frank­furter Allgemeine Zeitung, 7. 8. 2000

Von Anfang an war von "Durch­setzung" die Rede, weil mit Wider­stand ge­rech­net wurde.

, Frank­furter All­gemeine Zeitung,

Es ist kurzsichtig, anzunehmen, daß die Neuregelung nur für Schüler, Lehrer und andere Staats­bedienstete verbind­lich werde, Schrift­steller und Jour­nalisten jedoch selbst ent­scheiden könn­ten, "was sie mit­tragen wollen und was nicht". Eine Ent­scheidung für die Bei­behaltung der alten Recht­schrei­bung wird durch den Druck einer Um­welt, die sich nach dem Massen­ge­schäft und damit nach den neuen Re­geln ausrichtet, vereitelt werden. Für die Nutzer von Text­verarbeitungs­pro­gram­men werden in Kürze Recht­schreib- oder Silben­trennungs­program­me, welche die alten Regeln be­herr­schen, nicht mehr erhältlich sein. Vor diesem Hintergrund ist es rätselhaft, wie ein einzelner Journalist seinen Ver­lag davon über­zeugen will, ausgerech­net seine Artikel mit anderer Recht­schreibung zu drucken. Für die Berufs­gruppen, die vom Einsatz von Schreib­kräften abhängig sind, ist fraglich, ob sie den Kampf gegen die nach­rücken­den Schul­abgänger aufnehmen und jedes Schrift­stück mühsam korrigieren wollen.

Otto Hiller von Gaertrin­gen, preussi­sche-all­gemeine.de, 24. 10. 2018

Auch durchaus sprach­sensible Kritiker [d. h. die gegner] ver­wenden durchweg nur die eine oder andere Variation der ab 1996 „re­formierten“ Schreibungen.

Unten – oben

Erwin Haller, Pionier, 25. 9. 1928

Die regierungen aber werden sich erst ernst­haft mit der frage be­fassen, wenn die an­regung von unten kommt, wenn ein druck aus­geübt wird.

Die Welt­woche, 8. 12. 2010

Diktat von oben.

Lernt der siebenjährige schüler irgend­etwas, was nicht von oben kommt? Und wenn etwas von unten kommt und er fater schreibt, ist es ja auch nicht recht!

Reu., Frank­furter All­gemeine Zeitung, 2. 5. 1998

Aber das ist es gerade, was so an­stößig wirkt: die Änderung der Schrift­sprache von oben herab. Das Re­förmchen selbst regt die Kritiker […] längst nicht so auf wie die An­maßung der Kultus­minister, über die Sprache zu befinden.

Reu., Frank­furter All­gemeine Zeitung, 1. 8. 2000

Nicht nur, was die neuen Regeln vor­schrieben, sondern auch und vor allem, wie sie "von oben herab durch­gedrückt" worden seien, empöre alle frei­heitlich denkenden Bürger, sagte der Schrift­steller Günther Kunert […].

Zu verlangen, dass die Ortho­graphie nicht „von oben“ reguliert werde, son­dern ihrer ei­genen Ent­wicklung über­lassen bleibe – diese Forderung (sofern sie über­haupt ernst ge­meint ist) beruht auf einer Art optischer Täuschung: Ge­hen ortho­graphische Än­derungen nicht von einer identifi­zierbaren Instanz (wie Behörden, Akademien, Verlage) aus, dann haben sie in ihrem Wild­wuchs eben anonym bleibende Individuen samt deren Nach­ahmern als Urheber.

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Sprache ist nicht in dem Sinne demok­ra­tisch, dass eine Mehrheit ver­bindliche Regeln beschließt, an die sich dann alle zu halten haben. Sondern in dem Sinne, dass sich das durchsetzt, was viele machen – auch wenn es am An­fang viel­leicht nur wenige sind.

prof. Völker, St. Gallen, Pädagogi­scher Beobach­ter, 8. 4. 1876

Wissenschaft­licher und geistiger Fort­schritt gelingt aber meistens nur dann, wenn sich vielfach Stimmen aus dem Volk darüber ver­nehmen lassen; dass aber dieses auch hin­sichtlich der deut­schen Recht­schreibung der Fall ist, be­weisen die vielen Anregungen, die dazu sowohl von der schweizeri­schen wie von der deutschen Lehrer­schaft ge­macht worden sind, und begrüsst muss es werden, dass sogar das preussische Mi­nisterium Gelehrte berufen hat, Vor­schläge über Orthographie­reform zu ent­werfen.