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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → fremdwort
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fremdwort

definition
In diesem zusammenhang geht es um alle wörter, die aus einer fremden sprache übernommen werden.
grundsatz

Die integration der fremdwörter in grammatikalischer und ortografischer hinsicht («ein­deutschung») ist ein zwangsläufiger, aber unterschiedlich rasch verlaufender prozess. Er ist oft mit einer über­gangszeit mit varianten verbunden. In dieser übergangszeit gibt es oft diskussionen zwischen progressiven und retardierenden kräften.

Verschiedene sprachen übernehmen in sehr unter­schiedlichem ausmass fremde wörter; das deutsche nimmt keine sonderstellung ein. Meistens wird (soweit möglich) die fremde lautung übernommen und die schreibung angepasst (aber nicht immer; vgl. die unterschiedliche behandlung von au bei restaurant).

, Voll­ständigere und Neu­erläuterte deutsche Sprachkunst, s. 80,

Wann Wörter aus einer alten oder neuen, aber fremden Sprache ins Deut­ſche ge­bracht wer­den : ſo fraget es ſich, wie man ſie ſchrei­ben ſolle?

, Ortho­graphisches Wörter­buch,

Darüber läßt ſich rechten, aber ſoviel iſt ſicher, daß bis heute noch nicht zwei Germaniſten in allem überein­ſtimmen und daß es nicht leicht einem gelingen wird, die Grenz­linie zu ziehen z. B. zwiſchen den ganz oder nur theilweiſe ein­gebürgerten Fremd­wörtern.

Dies iſt viel­leicht der aller­mißlichſte Punkt unſerer Recht­ſchreibung. Man iſt ſich zwar über den allgemeinen Grund­ſatz einig, daß man Fremd­wörter nach deut­ſcher Weiſe ſchreiben ſoll, wenn ſie allgemein ein­gebürgert ſind, dagegen die fremde Schreib­weiſe bei­behalten, wo dies nicht der Fall iſt, aber es giebt keinen Maßſtab, wonach man ohne Weiteres ein Wort in die eine oder die andere Klaſſe ſetzen könnte, und die An­ſchauungen darüber werden ſich immer wider­ſtreiten und nach dem Wandel des Gebrauches auch immer wechſeln.

Wie man mit dieſen und ähnlichen Fremdwörtern zu verfahren habe, iſt leicht zu ſagen. Entweder nemlich ſind es ſolche, „welche,“ wie Jakob Grimm ſagt, „bei größerer Acht auf die Reinheit unſerer Sprache ſich durch ein­heimiſche Ausdrücke wohl noch erſetzen laßen“: dann treibe man ſie nach dem rühmlichen Beiſpiele der Deutſchen Reichspoſt […] erbarmungs­los hinaus aus unſerer Sprache; oder aber ſie ſind uns unentbehrlich geworden und sind nunmehr untilgbar: dann gebe man nach dem Beiſpiele Göthes, der ſchon vor hundert Jahren Madam Möbel Hoboiſten u. ſ. w. ſchrieb, auch dieſen Fremd­lingen als Zeichea ihrer Ein­bürgerung Deutſches Kleid und Deutſchen Klang — alſo Kompanie Kompott Komtor Kontertanz (wie Konterfei und Konterbaſs) Kontrole (Kontrolör) Kotilliong Kuliſſe Kurier Brongſe Raſſe —; iſt dies aber durchaus unthunlich, dann laße man ihnen fremdes Kleid und fremden Klang und behandle ſie auch ganz als Fremd­wörter, wie wir dies bei vielen Wörtern und Phraſen als da ſind allons, bonbon, bonmot, sans façon, vis à vis, ferner bona fide, brevi manu, beſonders bei muſikaliſchen Kunſt­ausdrücken, als da ſind adagio allegro crescendo, und bei aus­ländiſchen Speiſen, als da ſind beefsteak, boeuf à la mode […].

In deütscher rede und schrift ist jedes fremdwort zu vermeiden, das durch ein gutes deütsches wort erſezt werden kann, wi z. b. examen (durch prüfung), reſultat (er­gebnis), abſolut (durch­aus, unbedingt), inscribiren (ein­schreiben), dispenſiren (be­freien).

Di unvermeidlichen fremdwörter, welche der sprache des täglichen lebens ange­hören, ſind nach deüt­scher weiſe zu schreiben; z. b. möbel, schokolade, kasse, kapital, kontrakt, kredit, prozess, doktor, rezept, pazient, zenſur, zitrone, zigarre, zenti­meter.

Eine durchgreifendere, aber keineswegs überzeugender Fremdworteindeutschung war geplant. Bekanntlich wurden nach einer Intervention von Minister Zehetmair 35 Schreibungen durch die Amtschefkommission der Kultusministerkonferenz am 18.10.1995 in München abgelehnt, fast ausschließlich Fremdwörter: Karrosse, Karrosserie, Packet, Pot, Jackpott, Zigarrette, Zigarrillo, Restorant, Alfabet, Asfalt, Katastrofe, Apostrof, Strofe, Triumpf, Zellofan, Rabarber, Reuma, Rytmus, Eurytmie, Astma, Atlet, Biatlon, Triatlon, Teke, Apoteke, Artotek, Bibliotek, Diskotek, Hypotek, Kartotek, Videotek, Ortografie, Tron; dazu die einheimischen Wörter Frefel und Fede. […] Geblieben sind Katarr, Myrre, -graf-, -fon-: Orthografie usw.

Gegen integration

, Zur ortho­graphischen Frage,

Die Fremdwörter, urtheilt der Greifswalder Schmitz […] ſehr richtig, haben meiſt einen beſonderen cultur­hiſtoriſchen Werth. Daher thut der Deutſche wohl daran, daß er dieſen Wörtern die ihnen eigene Phyſiognomie ſo viel als möglich un­verändert läßt. Einerſeits ehrt er ſie ſelbſt dadurch; anderer­ſeits ehrt er die Reinheit und Echtheit ſeiner Sprache, indem er das Fremd­ländiſche von dem Ein­heimiſchen ſondert.

, , ,

Ich will nur, dass man mit dem Verstand und dem Herzen zusammen Sprache pflegt und aktiviert. Dann ist es völlig in Ordnung, wenn man etwas aus anderen Sprach- oder Kulturkreisen übernimmt. Darum habe ich mich auch so dagegen gewehrt, dass man das Wort Portemonnaie so eindeutscht, dass man nicht mehr weiß, woher es kommt.

Deutsche Aka­demie für Sprache und Dichtung, Neue Zürcher Zeitung,

Es gibt Gründe genug dafür, Wörter wie «fair» und «charme» gerade als Zeug­nisse fremder Kultur und Atmo­sphäre zu kenn­zeichnen, und das geschieht dadurch, daß die Zeichen fremder Schreib­weise beibe­halten werden.

, Lob der Recht­schreibung,

Vor allem in einem Bereich lebt jedoch die Fremd­heit der meis­ten Fremd­wörter fort, in der Ortho­graphie. […] Die Deut­schen bringen ihre be­sondere Wert­schätzung gegenüber Frem­dem auch in der Bei­behaltung von Aus­sprache und Schrei­bung ent­lehnter Wörter zum Aus­druck. […] Dies alles ist Teil unseres Sprach­bewußt­seins, an dem nicht zu rütteln ist.

, Die Presse, , s. 2, leit­artikel

[…] ist der Versuch der Reform schlicht lächerlich, Fremd­worte ihrer ur­sprüngli­chen Sprach­wurzel zu ent­fremden und ein­zudeutschen.

Der damalige Ansatz, möglichst alle Wörter einzu­deutschen, hat sich als Irr­weg erwiesen. […] Man sollte Wörter so schrei­ben, dass man ihre Her­kunft er­kennt.

Für integration

Man muss fremdwörter nicht verwenden, aber wenn man es tut, muss man sie wie alle anderen wörter behandeln. (Stand­punkt des Bundes für ver­einfachte recht­schreibung)

Fällt von unge­fähr ein frem­des wort in den brunnen einer sprache, so wird es so­lange darin umge­trieben, bis es ihre farbe an­nimmt und seiner frem­den art zum trotze wie ein heimi­sches aus­sieht.

Auf Grund mehrfacher mir mit­geteilter Erfarungen glaube ich sagen zu dürfen, dass die Abneigung, welche klassisch Gebildete – aber nur diese, und sie bilden doch die ent­schiedene Minorität des schreiben­den Volkes – z. B. gegen Formen wie Zilinder, Zirkum­flex, Akzent, auch Akkusa­tiv noch hegen, durch die Gewonheit weniger Monate schwin­den wird.

Viele mit der Kenntniß fremder Sprachen reichlich Aus­geſtattete halten es für barbariſch, dem Fremdling ein deutſches Gewand anzuziehn, und viele, denen jene Kenntniß abgeht, greifen erſt recht gern zu der fremden Schreib­weiſe, nicht ſelten, weil ſie glauben, daß dieſe, ich möchte ſagen, vor­nehmer ſei und den Schein jener Kenntniß verleihe. Erwägt man aber, daß unſre Recht­ſchreibung um ſo beſſer iſt, je leichter ſie von jedem nur der deutſchen Sprache Kundigen richtig ge­handhabt werden kann, ſo muß man jene Forderung wenigſtens grund­ſätzlich an­erkennen, wenn man ſie auch im Gebrauch noch nicht überall zur Geltung zu bringen vermag.

Amtlich einführen lassen sich sol­che Schrei­bungen, wie „Büro, Guver­nör“, die uns noch fremd­artig anmuten, aller­dings jetzt noch nicht; aber es ist sehr er­wünscht, wenn weit­verbreitete Zei­tungen in der deut­schen Schrei­bung all­gemein ge­brauchter Fremd­wörter […] mit gutem Bei­spiele vor­angehen. Wir müssen dahin ge­langen, daß wir, wie es das Alt­hoch­deutsche und das Mittel­hoch­deutsche thaten, Fremd­linge, denen wir Heimats­recht geben wollen, in deut­sches Gewand kleiden.

Die »Reformer«, Experten und »zuständige Politiker«, tun so, als gäbe es außer dem Deutschen nur noch Englisch und Franzö­sisch bzw. die »toten« Sprachen Alt­griechisch und Latein, und auch das nur, um den Wider­stand gegen eine rationelle, phonologi­sche Schreibung der Fremd­wörter zu begründen, die zum größten Teil aus diesen vier Sprachen stammen.

Einzelne wörter

Theodor Vernaleken, Ortho­graphisches Wörter­buch, 1869

Vernaleken 1869, stichwort Bivouac
Vernaleken 1869, stichwort Büro
Vernaleken 1869, stichwort Butike
Vernaleken 1869, stichwort Fantasie
Vernaleken 1869, stichwörter Faßade und Faßon
Vernaleken 1869, stichwort frisieren/Frisör
Vernaleken 1869, stichwort Ingeniör
Vernaleken 1869, stichwort Katarr
Vernaleken 1869, stichwort Patient
Vernaleken 1869, stichwort Patrolle
stichwörter Phosphor und Photographie
stichwörter Phosphor und Photographie
Vernaleken 1869, stichwort Profet
Vernaleken 1869, stichwort Sose
Vernaleken 1869, stichwort Sufflör
Vernaleken 1869, stichwort Sphäre
Vernaleken 1869, stichwort Thron
Vernaleken 1869, stichwort Triumpf

im duden unverändert oder vorüber­gehend verändert

neu/alt im duden

Links heutige, rechts frühere schreibweise(n). Dazu das jahr der erstmaligen nennung im duden (soweit für uns ersichtlich).

Integration in anderen sprachen

Russisch

Rätoromanisch (Graubünden)