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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → getrennt- und zusammenschreibung
nachgeführt
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getrennt- und zusammenschreibung

grundregel
Zusammensetzungen (komposita) schreibt man zusammen. Der unmarkierte fall ist die getrenntschreibung.
variante
Eine variante ist die schreibung mit bindestrich. Sie kommt bei zahlen und einzel­buchstaben zur anwendung (3-zimmer-wohnung, neu 50-jährig) sowie beim zusammen­treffen von 3 vokalen (klee-ernte), kann ambiguitäten beseitigen (druck-erzeugnis), mehr­teilige komposita gliedern oder eine unsicherheit überdecken.
entwicklung
  • Früheste lateinische inschriften: noch keine wort­zwischenräume (6. jh. v. Chr.).
  • Karolingische minuskelschrift: regelmässige wort­zwischenräume (8. jh.).
  • II. ortografische konferenz: keine systematische regelung (1901). Daher bis 1996 keine amtliche regelung.
  • Reformvorschläge: meistens ausweitung der getrennt­schreibung. 1996 betonung des grund­satzes, dass die getrennt­schreibung der normalfall ist; zurückdrängung des semantischen prinzips (ebenso bei der gross-/kleinschreibung).
  • Revision 2006: semantische kriterien werden wieder stärker gewichtet. Konflikten wird durch varianten ausgewichen.
verweis

stichwort wort

stichwort unterscheidungsschreibung


Zitate

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Bei der Getrennt- und Zusammen­schreibung handelt es sich nach ein­helliger Expertise um das am schwie­rigsten in Regeln zu fassende ortho­graphische Teil­gebiet. In der ersten amtlichen Kodifizierung der Rechtschreib­norm für den deutsch­sprachigen Raum im Jahr 1901 blieb dieser Phänomen­bereich noch völlig aus­geklammert, sodass die Füllung der entstandenen Normierungs­lücke bis 1996 dem Rechtschreib­duden als ortho­graphischem Leit­wörterbuch zufiel (seit der Erst­auflage 1880 über Einzel­festlegungen in den je­weiligen Stich­wörter­verzeichnissen, zwischen 1915 und 1991 auch durch stetig erweiterte Hinweise in den Richtlinien­teilen). Erst seit der ersten, eigentlichen Recht­schreib­reform von 1996/98 ist auch die Getrennt- und Zusammen­schreibung systematisch und umfassend geregelt.

Duden, Recht­schreibung der deut­schen Sprache und der Fremd­wörter. 9. auflage, 6. neu­druck , Vor­bemerkungen, s. XXVIII

Oft geäußertem Wunsche gemäß ist in diesem Buche in vielen Einzel­fällen an­gegeben, ob zwei zu­einander gehörige Wörter in einem Worte zu schreiben sind. Feste Regeln lassen sich darüber nicht geben, zumal da sich nicht selten die Bedeutung etwas ändert, je nachdem man zu­sammen oder getrennt schreibt.

Duden, Recht­schreibung. 13. auflage, , s. 24

R. 1, 31. Zusammen­schreibung eng zusammen­gehöriger Wörter: Feste Re­geln lassen sich hier nicht geben. Das Sprach­gefühl ent­scheidet im Sonder­fall. Im all­gemeinen bezeichnet die Zusammen­schreibung eine engere Ver­bindung und ist geboten, wenn durch die Ver­bindung zweier Wörter ein neuer Begriff entsteht, den die bloße Nebeneinander­stellung nicht ausdrückt.

Duden, Recht­schreibung. 16. auflage, , s. 42

R 138. Bei der Zusammen- und Getrennt­schreibung handelt es sich um einen ständigen Entwicklungs­vorgang. Es ist deshalb nicht möglich, feste Richt­linien auf­zustellen. Die nach­stehenden Beispiele geben den derzeitigen Ent­wicklungs­stand wieder.

Insgesamt läßt sich fest­stellen, daß die heutige Regelung der Getrennt- und Zusammen­schreibung die ver­schiedensten, z.T. mit­einander konkurrieren­den, z.T. sich wider­sprechenden Kriterien bemüht und daß sie auch deshalb kaum zu handhaben und schwer zu vermitteln ist. Das zeigt sich auch daran, daß die Fehler­quote hier in sämtlichen Fehler­statistiken an vierter Stelle steht, d.h. nach der der Zeichen­setzung und der Schreibung der Wörter sowie der Groß- und Klein­schreibung.

, Frank­furter All­gemeine Zeitung,

Es ist zwar zu loben, daß sich der Arbeits­kreis an diesem heiklen Problem zu schaffen machte, doch das Ergebnis ist weniger gelungen. […] Angesichts der starken Grammatisie­rung auf diesem Regel­gebiet (Wort­arten, Erweite­rungen, Steige­rungen) fragt man sich aber, worin dann das Un­zumutbare der Haupt­wortgroß­schreibung und der Konjunktion dass liegen soll.

, Berliner Morgenpost,

Die Reformer bemühten sich, möglichst eine Systematik in den ortho­grafischen Dschungel zu bringen. Zwischen 1996 und 2006 hieß es: Verb und Verb (Infinitiv) immer getrennt. Bis dahin galt die unsägliche Betonungs­regel des Dudens. Wer jedoch die Schreib­weise eines Wortes aus dem Satz­zusammenhang entnehmen muss, braucht eigentlich keine unter­schiedliche Schreibweise, um den Sinn eines Satzes zu präzisieren.

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[…] habe ich wirklich keinen blassen Schimmer, was denn ein <Chef Ingenieur> anderes sein soll als ein <Chefingenieur>. Kann mir da jemand helfen? Und welche "Ausdrucks­möglichkeiten" sollen das sein, die man da verliert? In der gesprochenen Sprache gibt's auch keine Getrennt– und Zusammen­schreibung und trotzdem funktionert die Kom­muni­kation ganz wunderbar. Das Englische, wo Komposita oft getrennt ge­schrieben werden, leidet meines Wissens auch nicht gerade an Ausdrucks­armut.

, Bieler Tagblatt,

Heuers Grundsatz bei der Getrennt- und Zusammen­schreibung lautete: Keine Zusammen­schreibung ohne zwingenden Grund. Damit meint er etwa «kennen lernen», «fallen lassen» und damit auch «eine fallen ge­lassene Idee». Es sei zu vermeiden, lange Wörter «zusammen zu ballen». Sinnvoll sei die Unterscheidung einzig da, wo durch das Zusammen­schreiben ein anderer Begriff aus­gedrückt werde, also zum Beispiel «leerlau­fen» und «leer laufen» oder «sicherstel­len» und «sicher stellen».

, Neue Zürcher Zeitung,

Für die Zusammen- und Getrennt­schreibung gibt der heutige Mann­heimer Duden (im Gegensatz zum Leipziger Duden) nur wenige und zudem elastische Regeln und trägt so der Lage Rechnung, daß hier vieles im Fluß ist. In dem Bestreben, eine festere Ordnung zu finden, bekennt sich der Wies­badener Arbeits­kreis zu dem Grundsatz, daß nur «echte Zusammen­setzungen» zusammen­zuschreiben seien. Die Ab­grenzung des «Echten» kostete ihn freilich nicht weniger als elf Para­graphen mit vielen Unter­abschnitten und hatte zur Folge, daß z. B. dableiben in einem Wort, dort bleiben aber getrennt gefordert werden muß. Die öster­reichische Kommission vermochte sich mit der vorge­schla­genen Regelmasse und deren Folgen abzufinden, die schweizerische nicht. Es war mehr ein resignierter als ein heroischer Entschluß, es bei den wenigen Regeln des West-Dudens bewenden und die breite Freizone unberührt zu lassen.

, Bereiche, die für eine Rechtschreibreform in Frage kommen,

Dieser ganze Komplex ist in der öffentlichen Diskussion bisher kaum berührt worden […]. Es gibt aber auch hier immer wieder Zweifels­fälle und Inkon­sequenzen, die bei einer Reform beseitigt werden sollten. Hier dürfte auch über­haupt kein Widerstand zu erwarten sein, weil die meisten Schreibenden praktisch schon eine Liberalisie­rung für ihren eigenen Gebrauch vollzogen haben und Abweichungen von der heute geltenden Regelung kaum auffallen […].