Manfred Dworschak, tageszeitung (taz.de),
Und die Interpunktion? Die Kommaregeln zumal! Lutz Mackensen: Ach, das ist der Teil der Rechtschreibung, der am meisten dem persönlichen Geschmack unterliegt!
Manfred Dworschak, tageszeitung (taz.de),
Und die Interpunktion? Die Kommaregeln zumal! Lutz Mackensen: Ach, das ist der Teil der Rechtschreibung, der am meisten dem persönlichen Geschmack unterliegt!
Jutta Ransmayr, Sprachreport,
Maturantinnen und Maturanten machten im Schnitt etwa doppelt so viele Kommafehler wie Rechtschreibfehler in ihren Texten
- Nehmen Sie den Satz: "Ihm gefällt der Film, den er gestern gesehen hat, besser als der Roman." Hier ist das Pronomen "den" eine Art Signalwort. Die meisten Schüler setzen deshalb davor ein Komma. Beim zweiten Komma, das den Relativsatz abschließt, wird es schon schwieriger. Hier fehlt das Komma heute weit häufiger als vor 50 oder 60 Jahren.
- Der erweiterte Infinitiv ist das Schreckgespenst der deutschen Kommasetzung. Aber auch hier steigt die Fehlerhäufigkeit schon seit den Siebzigerjahren kontinuierlich an. Einen Satz wie "Er liebte es, keine Kommas zu setzen" würde heute wahrscheinlich jeder zweite Abiturient ohne Komma schreiben. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren wäre es nur jeder Zehnte gewesen. […] Bis zur Rechtschreibreform 1996 musste vor jedem erweiterten Infinitiv ein Komma gesetzt werden, danach kaum noch. Dann kam die Reform der Reform 2006 und jetzt verlangen Sätze wie der genannte wieder ein Komma.
Dietz-Rüdiger Moser, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Ebenso haben die neuen Kommaregeln, etwa die Aufhebung des Kommas zwischen selbständigen Hauptsätzen, die Lesbarkeit von Texten stark beeinträchtigt.
Manfred Riebe, rechtschreibreform.com,
[…] große Hürden für das Leseverständnis haben die «Reformer» bei der Kommasetzung aufgebaut: zum Beispiel braucht vor «und» und erweitertem Infinitiv kein Komma mehr zu stehen: Der Vater schlachtete eine fette Gans und Peter lud er ein am Festmahl teilzunehmen.
Alwin Binder, Frankfurter Rundschau,
Ich habe 26 Jahre lang Semester für Semester Seminararbeiten korrigiert, und zwar von Studierenden, die Deutsche Sprache und Literatur studierten, von denen man also am ehesten erwarten konnte, dass sie die "alte" Rechtschreibung kapiert hätten. Aber es war eine Katastrophe. Kaum jemand kam zum Beispiel mit dem erweiterten Infinitiv zurecht. Wenn aber 95 Prozent der Deutschen das Gefühl haben, dass hier kein Komma stehen soll, dann ist es nötig, dass man die Regel ändert. Jetzt ist das kein Problem mehr.
Und was ich noch viel wunderbarer finde: Endlich müssen Infinitivgruppen („erweiterter Infinitiv mit zu“) wieder verbindlich durch Komma abgetrennt werden.
Der jubel über das nun wieder verbindliche komma basiert auf einem doppelten irrtum: 1. Die annahme, dass der durchschnittliche schreiber die regeln beherrscht. 2. Die annahme, dass der durchschnittliche schreiber unfähig ist, sich verständlich auszudrücken.
Thomas Steiner, badische-zeitung.de,
Bis zum Sommer dieses Jahres hat der penible Grammatikfreund hier nach einem sogenannten hinweisenden Wort gesucht. Das war nach der alten amtlichen Rechtschreibung entscheidend: Weil da ein "Es" steht, musste ein Komma gesetzt werden. […] Nun gilt die alte Regel nicht mehr. […] Und nun, so jubelt der Duden-Newsletter, müsse man nicht mehr wissen, "welche Wörter zu den berühmten ,hinweisenden' zählen". […] Denn es gilt nun ein neuer Grundsatz: "Eine satzwertige Infinitivgruppe wird vom übergeordneten Satz durch ein Komma getrennt." Oha, das soll jetzt einfacher sein? "Darunter versteht man, dass die Infinitivgruppe praktisch einem Nebensatz entspricht", erläutert die Duden-Sprachberatung. Und was heißt das? Dass man gucken muss, ob ein Verb und ein Substantiv in der Infinitivgruppe vorkommen? Da kann man ja gleich wieder nach dem hinweisenden Wort suchen.