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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → II. ortografische konferenz
nachgeführt
ortografie.ch ersetzt sprache.org ortografie.ch ersetzt in zukunft sprache.org

II. ortografische konferenz

zeit, ort
bis , Berlin
zweck
Expertentagung; vereinheitlichung und systematisierung der rechtschreibung auf der grundlage von «Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis» des lehrers Konrad Duden.
inhalt
  • Abschaffung des „th” in heimischen wörtern wie Theil, Thier, Athem, Eigenthum, Armuth, Noth, Werth.
  • „ey” wird zu „ei”, beispielsweise in seyn, meynen, bey.
  • Eindeutschung zahlreicher fremdwörter durch ersetzung von „c” durch „k” oder „z” wie etwa in Casse, Cultur, Clavier, Medicin, Cigarre, Citrone, social.
  • Zulassung einer grossen zahl von varianten.
folgen
Erste einheitliche schreibnorm für den deutschen sprachraum, dafür verschiebung weiterer reformwünsche. Dudens wörterbuch wird zunächst von druckern, dann allgemein als verbindlich akzeptiert. In den schulen wurde es bereits seit 1876 verwendet.
verweis
de.wikipedia.org, Orthographische_Konferenz_von_1901

Zitate

Wer also heute glaubt, sich mit den veränderten Schreibweisen nicht anfreunden zu können, kann sich trösten, dass bereits vor über hundert Jahren Menschen Wortbilder wie Teil, Armut, sein, Kultur zunächst für unerträglich hielten, sich aber im Laufe der Zeit daran gewöhnten.

, Berliner Zeitung,

Das preußische Regelwerk, von August Wilmanns auf Grund von Vorarbeiten Rudolf von Raumers erarbeitet, enthielt sich radikaler Eingriffe in die Schreibtradition. Gleichwohl stieß die preußische Rechtschreibung keineswegs auf einhelligen Beifall. Wilhelm Raabe verabscheute die „neue Schreibweise von Polizeignaden“ ebenso wie Reichskanzler Bismarck, der sich aber eigenartiger Weise nicht gegen den eigenen Kultusminister durchsetzen konnte. Duden unterstützte die preußische Regelung dennoch, weil sie die besten Aussichten hatte, „binnen kurzem zur Alleinherrschaft in ganz Deutschland zu gelangen“.

Markus Arnold, Urner Wochen­blatt, 19. 7. 2017

Unter Wissen­schaftlern ist es aus heutiger Sicht nicht klar, ob die «Ortho­graphische Konferenz» als echte Rechtschreib­reform gilt. Einer­seits wurde lediglich bestätigt, was schon seit Jahren Usus war, anderer­seits wurden weiter­hin diverse Doppel­schreibungen zu­gelassen (zum Beispiel Brennessel sowie Brennnes­sel). Auch zur Zeichen­setzung und zur Getrennt- respektive Zusammen­schreibung wurden keine Regeln formuliert.

, ,

Die ausdrückliche Ausrichtung der Konferenz auf Einheitlichkeit hatte aber auch ihren Preis: Einfachheit und Klarheit der Regeln blieben in vielen Bereichen auf der Strecke.