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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → klassische rechtschreibung
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rechtschreibung, klassische

= rechtschreibung von 1901. Kampfbegriff von gegnern der neuregelung von 1996.

Verwendung des begriffs

Hans-Jürgen Grosser, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. 7. 2000, leserbrief

Warum benutzen Sie den Begriff „alte“ Recht­schreibung? Diese Sprach­regelung stammt von den Reformern, die ihr Machwerk als neu und modern er­scheinen lassen wollen. In Wahrheit ist die klassische Recht­schreibung, wie wir sie seit 1901 kennen, viel moderner als die barock an­mutenden Neu­schreibun­gen […].

Die Welt, 30. 7. 2005

Die Axel Springer AG, die auch die WELT heraus­gibt, hält daran fest, in ihren Print- und Online-Publikationen die klassische deutsche Recht­schreibung anzuwenden.

welt.de, 6. 8. 2004

Die Axel Springer AG und der SPIEGEL-Verlag kehren in ihren Print- und Online-Publikationen zur klassischen deutschen Recht­schreibung zurück.

Welt am Sonntag, 8. 8. 2004

Christian Wullf: Jetzt bin ich sehr zu­versichtlich, dass wir zur klassischen Recht­schreibung als Ausgangs­basis zurück­kehren können.

Mathias Döpfner, Frankfurter Allgemeine Sonntags­zeitung, 8. 8. 2004

Weil keiner genau überblickt, was nun gilt, schreibt jeder, wie er will. Deshalb brauchen wir schnellst­möglich eine neue Ver­bindlichkeit: die klassische Recht­schreibung.

Die Tagespost, 10. 8. 2004

Mit Genug­tuung ist im Vatikan die Rück­kehr zweier großer deutscher Verlags­gruppen zur klassischen Recht­schreibung auf­genommen worden.

Bild, 10. 8. 2004

Edmund Stoiber (62/CSU), Minister­präsident Bayern: „Ich bin für klassische Recht­schreibung, weil mit der Reform erhebliche Un­sicherheit über das richtige Schreiben eingetreten ist.“

Udo Jürgens (69), Star-Entertainer: „Es wäre mir lieb, wenn wir zur klassischen Recht­schreibung zurückkehren würden.“

Rainer Brüderle (59), FDP-Fraktions­vize: „[…] Die klassische Schreib­weise hat sich bewährt, wird von den meisten Deutschen genutzt.“

Bild, 11. 8. 2004

CDU-Bundes-Vize Christoph Böhr zu BILD: „Die Kultusminister müssen jetzt schnell einen Vorschlag vorlegen, wie wir schon zum 1. Januar 2006 zur klassi­schen Recht­schreibung zurück­kehren können!

Hans-Joachim Neubauer, Rheinischer Merkur, 12. 8. 2004

Auch der RM entscheidet sich für die klassische Schreibweise

oberverwaltungs­gericht Nieder­sachsen, 9. 6. 2005

Sollte der derzeitige Berufswunsch der Klägerin, Schauspielerin zu werden, in Erfüllung gehen, werde sie mit Klassiker­texten konfrontiert werden, die durch­gängig in klassischer deutscher Ortho­graphie gedruckt seien.

welt.de, 30. 9. 2005

Gerichtsurteil: Schülerin darf klassische Rechtschreibung benutzen.

Berliner Morgenpost, 28. 2. 2006

Nach einer Umfrage von Infratest schreiben mehr als zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) weiterhin nach den klassischen Rechtschreib­regeln

Pressemitteilung der Axel Springer AG, 7. 3. 2006

Die Axel Springer AG wird eine reform­kon­forme Recht­schreibung in ihren Publikationen umsetzen. […] Der Verlag wird nach Umstellung auf reform­konforme Schreibung bei optionalen Schreib­weisen weitest­gehend die klas­sische Recht­schreibung anwenden. Bei der Rückkehr zur klassischen Recht­schreibung im August 2004 hatte die Axel Springer AG an die Vernunft der Reformer sowie an Verlage und Nachrichten­agenturen appelliert, eine Korrektur der durch kultus­bürokratische Über­regulierung ver­ursachten Fehl­entwicklung nach Kräften zu unter­stützen.

Hamburger Abendblatt, 8. 3. 2006

Die Axel Springer AG, zu der auch das Hamburger Abend­blatt gehört, wird eine reformkonforme Recht­schreibung in ihren Publikationen umsetzen. […] Das Abendblatt wird bei optionalen Schreib­weisen weitest­gehend die klassische Recht­schreibung anwenden.

Die Welt, ausgabe Hamburg, 15. 3. 2006

Der Nobelpreis­träger und Schrift­steller Günter Grass hat als erster einen bundes­weiten Aufruf des Deutschen Eltern­vereins mit Sitz in Kiel unter­zeichnet. Mit der Aktion werden Unter­schriften für den Erhalt der klassischen Recht­schreibung gesam­melt. „Der Ge­brauch klassischer Schreib­weisen darf an den Schulen nicht länger als fehlerhaft diskriminiert werden“, forderte Vereins­vorsitzender Ulrich G. Kliegis.

[…] im Bereich der Schulen und der Behörden, wo man […] vor einer Rückkehr zur Einfachheit und Klarheit der früheren Recht­schreibung zurück­schreckt. Da am kommenden 31. Juli die dreijährige Übergangs­frist, während der die klassische Schreib­weise noch toleriert wurde, ausläuft […], tritt die SOK mit dem Appell an die Öffentlich­keit […], über den 1. August hinaus den bisherigen Zustand zu belassen.

Kritik des begriffs

Siehe vor allem rechtschreibung, bewährte.

Jens Jessen, Die Zeit, 29. 7. 2004

Die alte Schreibung wird zu Unrecht als klassisch empfunden; sie entstand im Kern durch die Rechtschreib­konferenz von 1901. Auch sie war das Ergebnis einer Experten­kommission und keiner de­mokratischen Volks­bewegung.

Jörg Schindler, Frankfurter Rundschau, 13. 8. 2004

„Das ist natürlich starker Tobak“, sagt Matthias Wermke […]. Der voll­bärtige Sprach­pfleger grinst, wenn er auf „die klassische Rechtschreibung“ angespro­chen wird, zu der Aust und Döpfner zurückkehren wollen. „Was meinen die eigentlich?“, fragt er dann. Die Regeln von 1991? Die von 1902? Eine Mischung? Und wenn ja: welche?

Thomas Kundert, Die Südost­schweiz, aus­gabe Glarus, 21. 9. 2004

Na toll, gerade hatte ich mich an die neue Regelung gewöhnt, und schon kehren der Spiegel-Verlag und die Axel Springer AG zurück zur klassischen Recht­schreibung. Aber was bitteschön ist die «klassische» Recht­schreibung? Etwa die zu Schillers Zeiten? Und wieso steht da eigentlich ein Bindestrich zwischen Spiegel und Verlag, aber nicht zwischen Axel, Springer und AG? Alles ungeklärte Fragen - trotz neuem Duden.

, Die Zeit,

Was der Spiegel absurderweise »klassische« Rechtschreibung nennt, ist doch bloß der über ein Jahrhundert leicht modifizierte Orthografiebalg der staatlichen Rechtschreibreform von 1901, der mit den Schreibgewohnheiten zum Beispiel unserer Klassiker aber auch gar nichts zu tun hat.

Amory Burchard, Der Tagesspiegel, 9. 8. 2004

Die Verlage sprechen nicht von der Rückkehr zur „alten“ Recht­schreibung, sondern zur „klas­sischen“. Gerhard Augst: Das ist ganz schlimme Ge­schichts­klitterung. Zurück zur Sprache von Goethe und Schiller? Deren Texte im Original wären heute für die meisten Menschen unlesbar. Außerdem wollen die selbst ernannten Retter der klassi­schen Recht­schreibung den Eindruck erwecken, dass die alte Schreibweise vollkommen in Ordnung gewesen sei. Aber schon Konrad Duden sagte 1901: „Jetzt haben wir die Ein­heitlichkeit der deutschen Recht­schreibung, jetzt brauchen wir die Einfachheit.“ Im Laufe des letzten Jahr­hunderts wurde die Recht­schreibung dann immer komplizierter. Wir haben dann mit unserer Reform die von Konrad Duden geforderte Ver­einfachung verwirklicht.

Matthias Richter, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. 8. 2004

Machen wir uns nichts vor: Die deutsche Recht­schreibung ist schwierig. Sie war es auch nach den alten Regeln, ob man sie nun für „bewährt“ hält oder gar für „klassisch“.

Steffen Grimberg, tageszeitung, 13. 8. 2004

„Gratulation zur taz in der ganz klas­sischen recht­schreibung samt ‹appell an die gross­verlage›! Das ist natürlich ein noch gemein­gefährlicherer Akt (FAZ) als die andere neu­regelung”, schreibt enthusias­miert der „Bund für vereinfachte recht­schreibung”.

Die eigennamen­grossschreibung ist klassisch!

Warum ist uns «klassische rechtschreibung» nicht früher für unsere schreibweise ein­gefallen? Vor 96 jahren, als unser Bund für vereinfachte recht­schreibung gegründet wurde, hätte man nur auf den schrift­steller Gottfried Keller hören müssen; er bezeugte 1860 seine sympatie für eine «klassisch abbrevierte schreibart etwa im grimmschen sinne»!