Betrachtung einer bestimmten sprache (oder verschiedener sprachen) auf einer zeitebene, z. b. in der gegenwart (von griechisch syn = mit, zusammen und chronos = zeit).
Die buchstabenschrift ist von ihrem wesen her synchronisch. Grafeme bilden foneme ab. Im zug des sprachwandels und der regelung (= fixierung) der schreibung ergeben sich abweichungen. Rechtschreibreformen haben zum ziel, diachronische «auswüchse» zu reduzieren.
Gegner von reformen setzen sich gewöhnlich für historische (etymologische) schreibungen ein. «Historisch» bedeutet aber nicht irgendeinen früheren zustand, sondern den gegenwärtigen. Insofern denken gerade die gegner synchronisch – in einem viel engeren sinn als die reformer.
Dagegen setzt sich der Bund für vereinfachte rechtschreibung für die ursprünglichen prinzipien unserer schrift und damit für die erhaltung und die pflege des kulturguts buchstabenschrift ein.
Auch die neuregelung von 1996 war der synchronie verpflichtet und ersetzte etymologisch begründete, aber nur noch für fachleute einsichtige schreibungen durch solche, die vom heutigen schreiber als passend empfunden werden. Beispiele: belämmert, Quäntchen, Tollpatsch, nummerieren, Epiſode (statt Episode, schon im urduden von 1880), Hek-tar. Die alten schreibungen werden mit dem argument verteidigt, sie seien «sprachrichtig».
Die neue Rechtschreibung ist großzügig gegenüber Volksetymologie, also der eigentlich falschen, aber inhaltlich plausiblen Anpassung bzw. Umdeutung von Wörtern nach neuen Vorbildern.
Die Diskrepanz zwischen Herkunft und Schreibung eines Wortes ist für den Linguisten auch dort überdeutlich, wo noch kein Rechtschreibapostel hingelangt hat. So schreibt man das Zeitwort kosten in seinen beiden Verwendungsweisen ("Ich koste das Fleisch" - "Das Fleisch kostet viel") völlig gleich, obwohl diese Lesarten ganz verschiedenen Ursprungs sind (lateinisch gustare gegenüber constare). Vergleichbares gilt für die beiden Bedeutungsvarianten von unter ("unter dem Tisch liegen" - "unter die Leute gehen"), von denen die erstere dem lateinischen infra, die letztere aber intra entspricht. Dagegen hat die orthographische Norm schon längst zwischen wider ("gegen") und wieder ("erneut" bzw. "zurück") verbindlich unterschieden, obwohl es sich etymologisch um dasselbe Wort handelt und Beispiele wie widerspiegeln neben wiedergeben Zweifel an der Stringenz dieser Regel aufkommen lassen.
Reinliche Beschränkung auf den eigentlichen Zweck ist überall gut, darum ist diejenige Orthographie die beste, welche, das historische Studium der Sprache den Gelehrten überlassend, nichts weiter will als treu und sonder Müh’ das gesprochene Wort widergeben.