Neubauer, Hans-Joachim, Rheinischer Merkur,
Der „konservative“, weil konservierende Zug der Schrift hat immer wieder Neuerer auf den Plan gerufen. Mit diversen politischen Programmen ausgestattet, haben sie versucht, das Band zur Tradition zu lockern. Deshalb nur konnte die Rechtschreibung zu einem so politischen Thema werden. Manche Reformer der ersten Stunde verbanden mit ihrem Kampf für Neuerungen klassenkämpferische Visionen. Eigentlich aber ging es eher um die Frage, welche orthografische Version logischer, sinnvoller, leichter zu lernen sei. Da im Zweifelsfall der Gebrauch, das heißt Praxis und Tradition, über richtig und falsch entscheidet, hat das Erfinden neuer Regeln Grenzen. Die Frage, wo sie verlaufen, bildet das eine große Thema der Debatte.
Will jemand neue regeln erfinden? Das wollten auch die reformer der ersten stunde, z. b. Jacob Grimm, nicht.