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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

stichwort → tradition
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tradition

, Rhei­nischer Merkur,

Der „konserva­tive“, weil kon­servierende Zug der Schrift hat immer wieder Neuerer auf den Plan gerufen. Mit diversen politischen Programmen ausgestattet, haben sie versucht, das Band zur Tradition zu lockern. Deshalb nur konnte die Recht­schreibung zu einem so politischen Thema werden. Manche Reformer der ersten Stunde ver­banden mit ihrem Kampf für Neuerungen klassen­kämpferi­sche Visionen. Eigentlich aber ging es eher um die Frage, welche ortho­grafische Version logischer, sinnvoller, leichter zu lernen sei. Da im Zweifels­fall der Gebrauch, das heißt Praxis und Tradition, über richtig und falsch ent­scheidet, hat das Erfinden neuer Regeln Grenzen. Die Frage, wo sie verlaufen, bildet das eine große Thema der Debatte.

Will jemand neue regeln erfinden? Das wollten auch die reformer der ersten stunde, z. b. Jacob Grimm, nicht.

[…] wird immer deutlicher, daß die eigentliche Wurzel der Be­denken, Gegen­argumente und Urteile in einer gewissen tra­ditiona­listischen Ein­stellung zu suchen ist. Schicken wir zweier­lei voraus. Daß Tradition die eine un­entbehrliche Seite alles geisti­gen Lebens ist, steht außer Zweifel; die Recht­schreibung hat daran ihren vollen Anteil. Daß Dichter und Schrift­steller sich mit der Sprache so eng verbunden fühlen, daß sie allen Planungen auf sprachlichem Gebiet wachsam gegenüber­stehen, liegt ebenfalls in der Natur der Sache […]. Mit der vollen Anerkennung dieser Tatsachen entsteht aber zugleich die Pflicht, Grenzen, Fehl­formen und Gefahren dieser Traditions­haltung zu kenn­zeichnen. Sie erwachsen aus den beiden Spannungs­verhältnissen zwischen Tradition und Freiheit sowie zwischen Tradition und Entwicklung. Wir hatten schon einmal zu betonen, daß das eigentliche Rechtschreib­problem in der doppelten Aufgabe des Geistes wurzelt: Wahrer der Tradition seiner Schöpfungen und zugleich Wahrer der Freiheit auch diesen seinen Schöpfungen gegenüber zu sein.

, St. Galler Tagblatt,

Es geht […] um den geplanten und ge­wollten Bruch mit der ge­samten kulturellen Tra­dition.

Traditionen in ehren, aber wir haben das recht, sie auf ihren sinn­gehalt und ihre be­rechtigung zu prüfen. In bezug auf unser problem heisst das: Wir wollen nicht hörige, sondern herr der schrift sein (wie dies prof. Leo Weis­gerber ge­fordert hat)