Die hauptsächlichen „Dehnungszeichen“ (h und e in ie) haben bekanntlich wenig zu tun mit einem Primärwert „Kennzeichnung der Dauer der Vokale“, sondern gehen auf Ausweitungen von Einzelfällen zurück, in denen lautliche Veränderungen den Lautbezug einzelner Buchstaben modifiziert hatten. Es handelt sich also um typische Sekundärwerte. Nun könnte man sagen, daß diese neue Funktion als wertvoll anerkannt werden könne. Damit käme ein Sachwert ins Spiel, der durchaus positiv spräche, wenn er nicht mit dreierlei erkauft wäre: 1. diese Dehnungszeichen sind einer der folgenschwersten Einbrüche von Sekundärwirkungen in das Grundprinzip unserer Schrift, die immerhin eine Buchstabenschrift sein sollte; 2. mit den beiden Zufallsdehnzeichen ist seit Jahrhunderten der Weg versperrt, der zu einer unserer Schrift angemessenen ausreichenden Kennzeichnung der Vokalquantitäten hätte führen können; 3. darüber sind diesen ursprünglich funktionslos gewordenen Buchstaben so viele Traditionswerte zugewachsen, daß, losgelöst von allen Primär- und Sekundärwerten, die Vorstellung, daß an diesem Tertiärgebrauch sich etwas ändern könne, für einen großen Teil der Schreibgemeinschaft ein emotionales Zentrum ersten Ranges geworden ist.