Stefan Stirnemann, Die Weltwoche,
Als 1880 Dr. Konrad Duden […] sein «Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache» veröffentlichte, tastete er die Regeln der Wortbildung nicht an. Im ersten reformierten Duden dagegen standen 1996 Tausende Wörter in einer Form, die sie nicht mehr als Wort erkennen lässt: jedes Mal, Fleisch fressend, wohl bekannt, heiss ersehnt. […] Mit einem einzigen Satz widerlegt Erich Kästner die ganze Theorie des Wortauftrennens: «Die Wirtschafterin kämpfte in der Küche wie ein Löwe. Doch sie brachte die heissersehnten und heiss ersehnten Bratkartoffeln trotzdem nicht zustande.» In der Sprachwirklichkeit gibt es das Wort heissersehnt.