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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

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Der aktuelle widerspruch

Siehe auch: das aktuelle zitat, die aktuelle losung

Charlotte Voß, dw.com (Deutsche Welle), 1. 8. 2018

"Majonäse" - diese Schreib­weise wur­de 1998 ein­geführt und 2006 wieder ab­ge­schafft.

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Peter Schmacht­hagen, Hamburger Abendblatt, 7. 8. 2018

Mich beschleicht beim Lesen man­cher dieser 20-Jahre-Jubi­läums­artikel der Ver­dacht, dass den Autoren/-innen die nötigen Kennt­nisse über die Än­derungen fehlen. Bei ihnen ist es dann eh egal, ob sie die alte oder die neue Recht­schreibung nicht be­herrschen.

Uns auch. Stichwort majonäse, mayonnaise.

Die Rechtschreib­reform lief auf eine Zerstörung von Semantik und Gram­matik hinaus und hatte eine totale Ver­unsicherung der deutsch Schrei­benden zur Folge.

Nach dreizehn Jah­ren versuchter Ver­besserung gibt die neue Recht­schreibung unseren Texten noch immer keine feste Gestalt.

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Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung, 27. 7. 2018

zeitungsausschnitt

Im Grun­de aber kann uns gar nichts Bes­seres passieren als eine Zunahme der Ver­unsiche­rung. Das ist die eine gute Nachricht. Natürlich wird das Leben dadurch etwas kompli­zierter, es wird auch weniger bequem und erscheint schliesslich so komplex, wie es in der Tat auch ist. […] Das Denken wird dadurch schärfer und präziser, die Vernunft wacher, und die Selbst­wider­sprüche, in denen wir es uns so schön ein­gerichtet haben, treten deutlicher hervor. Als Folge davon nehmen die Dispute eher zu als ab. Aber auch das kann nur zur Klärung von lange und grosszügig ignorierten Konflik­ten beitragen. Mit solchem Gewinn sollte sich doch durch­aus leben lassen, auch wenn einiges an Ungemach damit verbunden ist. […] die Kunst […] muss dann erst recht und umso mehr auf ihren Prämissen bestehen: Einübung in die Freiheit des Denkens. Das wäre die andere gute Nachricht. In Zeiten, da alles unsicher wird, da alle wahren Ab­sichten verwischt werden und kaum ein Wort mehr meint, was es gemeinhin be­deutet, da kann das künstleri­sche Remedium nicht heissen: noch mehr vermeint­licher Klartext im Brustton der Über­zeugung. Dann gilt es erst recht, alles infrage zu stellen, sämtliche verbliebenen Gewiss­heiten zu prüfen und allen Wider­sprüchen auf den Grund zu gehen, indem sie zu Ende gedacht und also verschärft werden. Die Kunst könnte dann wieder werden, was sie ihrem eigenen Selbst­verständnis nach sein sollte: Ein Labor für eine grosse Ver­unsicherung, die uns freilich heraus­fordert, da sie den Möglichkeits­raum öffnet ins Un­absehbare, da sie Denk- wie Atem­wege freimacht, da sie an­geblich Ein­deutigem das Privileg der Mehr­deutigkeit und Offenheit zurückgibt. Ver­unsicherung müsste unter solchen Auspizien auch als Form einer anspruchs­vollen Befreiung verstanden werden können. Sie stösst dann Denk­gewohn­heiten um und schafft also Freiräume, die das Vorstellungs­vermögen ebenso in Schwingung bringen, wie sie eine kreative Unruhe zu stiften vermögen.

Die Orthographie […] ist, wie sie ist. […] Jede noch so gut­willige, gut­gemeinte Mani­pulation am Gegen­stand hat zu unter­bleiben.

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Arthur Schnitzler

Die Welt ist über­haupt nur dadurch weiter­gekommen, dass irgend jemand die Courage gehabt hat, an Dinge zu rühren, von denen die Leute, in deren In­teresse das lag, durch Jahr­hunderte be­hauptet haben, dass man nicht an sie rühren darf.

Es muss nicht sein, wie es ist.

Stefan Aust, Frank­furter Allgemeine Zeitung, 14. 6. 2014 über Frank Schirrmacher, journalist, FAZ-herausgeber und reformgegner, gestorben am 12. 6. 2014

Ohne Frank Schirr­machers Sturheit, sei­nen Wider­wil­len gegen die Ver­hunzung der deutschen Schrift­spra­che, würde der Duden heute anders aus­sehen.

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Hanns Joachim Friedrichs, fernseh­journalist, hanns-joachim-friedrichs.de

Einen guten Journa­listen erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.

Reformschreibliche Texte, in welcher Fassung auch immer, sind ein Ärger­nis.

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Walther Rathenau, zitiert nach Robert Nef, Sprüche und Widersprüche zur Planung.

Es ist mehr Positives in die Welt gekom­men durch die, welche Ärgernis gegeben, als durch die, die Ärgernis genommen haben.

Dies gelesen:

Resolution der tagung der «Schweizer Ortho­graphischen Konferenz» in Zürich am 4. 6. 2009

Die Unzufrie­den­heit mit dem mittler­weile dritten amt­lichen Re­gel­werk ist in den ver­gan­genen Jahren stetig ge­wachsen.

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Und dies gehört:

Gisela Widmer, referentin an der tagung der «Schweizer Orthographischen Konferenz» in Zürich am 4. 6. 2009

Die Recht­schreib­reform ist ein Riesen­debakel, aber meinen Jour­nalisten­schü­lern am Me­dien­aus­bil­dungs­zentrum ist sie egal, sie ist kein Thema mehr.

Und dies gedacht: Ist das die definition von «wachsen»?

Stellungnahme des schweize­rischen bundes­rates zu einem postulat von Kathy Riklin, 24. 11. 2004.

Der Bundesrat […] teilt […] die Ansicht der Postulantin, dass die deutsche Recht­schreibung unbe­dingt konsens­fähig gemacht werden muss.

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Beda M. Stadler, pro­fessor für immunologie, universität Bern. Migros-Magazin, 2. 10. 2006

Konsens führt immer zu Mittel­mässigkeit. Wenn wir glauben, der Konsens sei der Weg unserer Ge­mein­schaft, dann schaffen wir am besten gleich die Demokratie ab und sagen: 50 Prozent sind dafür und 50 Prozent dagegen.

Endlich Sicherheit!

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Joachim C. Fest

Die Deutschen würden — vor die Wahl gestellt — sich eher für Sicherheit als für Freiheit ent­scheiden.

Udo Jürgens, star-enter­tainer, am 30. 9. 70, Bild, 10. 8. 2004

Bei der neuen Recht­schreibung sehe ich bis heute nicht durch. Es wäre mir lieb, wenn wir zur klassischen Recht­schreibung zurückkehren würden.

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Udo Jürgens, star-enter­tainer, lied «Wer hat meine Zeit gefunden», 1971

Ich lernte Lesen, Schreiben, Rechnen, nur das Wesentliche nicht. Ich lernte alle alten Normen, doch nicht, wie man sie zerbricht.

Angela Merkel, B.Z. Berlin, 25. 7. 2004

Ich persönlich werde in meinem Leben nicht mehr zur vollen Be­herrschung der neuen Recht­schreibung vorstoßen.

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Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 29. 7. 2004

Angela Merkel ist gerade 50 ge­worden. Um ihre Lern­fähigkeit scheint es nicht gut zu stehen. Wie steht es aber um die «volle Beherrschung» der alten, der früher geltenden Recht­schreibung, zu der Merkel und viele ihrer Partei­freunde gern zurück­kehren würden? Das hat die CDU-Vor­sitzende nicht gesagt. Wohlweislich.

Thomas Steinfeld, Süd­deut­sche Zeitung, 5. 2. 2004

Kriege werden geführt, Volks­wirt­schaften zu­grunde gerichtet, die Renten­kasse ist leer, und auch sonst gibt es wenig Grund zur Zuversicht. Doch die Empörung, die sich gegen die Besetzung des Irak, die Gebühr für den Arzt­besuch oder den Ausfall der Maut für Lastwagen richtet, fällt gering aus gegen die Irritation, die sich unter den Deutschen jedes Mal verbreitet, wenn die Reform der Recht­schreibung in eine neue Etappe geht. […] Die neue Recht­schreibung weckt auch deshalb immer wieder so große Verärgerung, weil hinter ihr die Fratze einer sich im Nutzlosen, ja Schäd­lichen ver­schwendenden Obrigkeit, der puren Schikane erscheint.

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Prof. Mi­chael Wolffsohn, München, Bild, 27. 3. 1998

Warum sind «die Deutschen» so hysterisch? Warum ist hier alles so verbissen?

Max Flücki­ger, chef­korrektor der FDP-nahen Neuen Zürcher Zeitung, 1974

Den Ungewißheiten zu­künftiger Ver­suche ist die Gewißheit der heutigen Regelung bei weitem vorzu­ziehen.

Hans Weidner, Basel, korrektor, 1974

Sicherheit steht vor jeglicher Verun­sicherung!

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Neue Zür­cher Zeitung, 16. 8. 2003, s. 69, Zeitfragen

Erstaunlich: Die Frei­sinnig-Demo­krati­sche Partei der Schweiz (FDP) wirbt auf den Wahl­plakaten mit dem Versprechen, für «Sicher­heit» im Lande zu sorgen […]. Zugegeben, die Zeiten sind unsicherer als auch schon […]. Doch einer liberalen Partei, als die sich die FDP noch immer versteht, sollte nicht an erster Stelle die Sicherheit am Herzen liegen. Es ist die Freiheit, für die sich Liberale zualler­erst einsetzen. […] Die Betonung der Sicherheit durch die FDP hängt nicht nur mit dem Wahlkampf zusammen […], sondern auch mit einem Denken und einer mentalen Stimmung, die im Neuen, im Wechsel­haften und im Fremden eher Bedrohliches denn Chancen Bietendes erkennen — obwohl sich gerade im Wandel die Fenster zur Freiheit öffnen. Bürgerlich-Liberale sollten daher vom Grund­gefühl der Zuversicht und nicht der Ängstlich­keit getragen sein […]. Die Konservativ-Bürgerlichen sollten be­denken, dass sie den nach­folgenden Generationen zwar etwas hinter­lassen sollten, das zu bewahren wert ist, doch sollten die Liberalen darauf drängen, dieses nur unter dem Vorbehalt ständiger Veränderung zu akzeptieren.

Süddeutsche Zeitung, 7. 8. 2000

Der Literaturnobelpreisträger Gün­ter Grass fordert die Zeitungen dazu auf, „zur be­währten und besseren Recht­schreibung zurück­zukehren." Das entspreche dem Willen der Mehrheit.

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Apropos «bewährt» und «besser»:

Zürich-Express, 7. 9. 2000

Theodor Ickler (leser­brief, Die Woche, 11. 8. 2000)

In der Schweiz und vor allem in Öster­reich gibt es eine mächtige Wider­stands­bewegung gegen die Reform. Wie ist es möglich, dass Sie davon nichts wissen?

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Ralph Pöhner, Facts, 10. 8. 2000

Auffällig etwa, wie wenig Nieder­schlag die neue deutsche Debatte in der Schweiz fand.

bild eines lesers hinter einer zeitung

Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.

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die tageszeitung, 28. 7. 2000

Dahinter steckt immer ein schlaues Trotzköpfchen.

Ganzseitige werbung des Dudenverlags für die am 25. au­gust erschei­nende neu­auflage des rechtschreib­dudens, u. a. Frankfurter All­gemeine Zeitung, 5. 8. 2000

Dahinter stecken viele kluge Köpfe.

20 minuten (Zürich), 26. 6. 2000

Der Zürcher Bildungs­direktor [= kultus­minister] Ernst Buschor will an Schule und Uni mehr Natur­wissenschaften und Informations­technologie.

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Alfons Müller-Marzohl, Sprach­spiegel. 1988, nr. 2

Eine [echte] ortografiereform bietet die einzig­artige gelegenheit, den schul­stoff schlagartig zu entlasten, ohne dass dadurch der geringste schaden entsteht.

Wilhelm Friedrich Schubert, Ueber den gebrauch der grossen buchstaben vor den haupt­wörtern der deutschen sprache, 1817, s. 48

Wie viele unnöthige mühe und plage nähmen wir unseren schreibeschülern ab, wie vielen verdruss und wider­willen ersparten wir ihnen, wie leicht und angenehm machten wir ihnen die ganze schreiberei, wenn wir sie mit den grossen buch­staben verschonten.

Dies gelesen:

Profil, 31. 12. 1999, nr. 1/2000, seiten 57 bis 159

Was bleibt vom 20. Jahrhundert.

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Und das gedacht: Auf den 102 seiten listet das öster­reichische nachrichten­magazin viel gutes und schlechtes auf; die rechtschreib­reform ist nicht dabei. Schon vergessen:

Der Tages­spiegel vom 28. 12. 1994

Und doch war es ein Jahrhundert­ereignis, als sich 17 Experten auf neue Rechtschreib­regeln einigten; ähnli­ches ist zuletzt 1901 geschehen. […] Die Recht­schreibung, dieses scheinbar so trockene Thema, weckt heiße Emo­tionen.

Albrecht Nürn­berger, arbeits­gruppe der nachrichten­agentu­ren zur um­setzung der rechtschreib­reform, als begründung für möglichst geringe ver­änderungen (Stutt­garter Nach­richten, 28. 7. 1999)

Wir wollten den Leser nicht ver­unsi­chern, vor allem soll seine Zeitungs­lektüre ein sinnliches Vergnügen bleiben.

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H. C. Artmann, öster­reichischer schriftsteller (profil, 7. 6. 1999)

die klein­schreibung ist viel sinnlicher.

Der Spiegel, 14. 10. 1996, nr. 42, s. 3, Haus­mitteilung

Für den SPIEGEL ist klar: Er wird die Reform ignorieren, es bleibt beim gewohnten Deutsch.

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Agenturmeldung, 7. 4. 1999

Die neue Recht­schreibung wird es bei dem Nachrichten­magazin «Der Spie­gel» und den Blättern des Hamburger Verlages Gruner + Jahr ab 1. August geben.