Gegner der neuen Rechtschreibregelungen haben gestern in Schwerin in einer öffentlichen Anhörung zur Volksinitiative «Wir stoppen die Rechtschreibreform» erneut auf die Mängel der Reform hingewiesen. […] Dieter Nerius […] hob hervor, dass die Neuregelung zwar «nicht alles zur vollen Zufriedenheit» löse, der Grad der Vereinfachung dennoch erhöht werde.
Ostsee-Zeitung, 24. 5. 2003
Dieter Nerius hat die heutige Rechtschreibreform von ihren Anfängen an aktiv begleitet. Er war schon in der DDR eine Art „Orthografie-Papst“.
Alexander Smoltczyk, Der Spiegel,
Dieser Mann im Jeanshemd hat die deutsche Orthografie vom Kreidestaub befreit und sie zum Bestandteil der Linguistik erhoben. […] Für Nerius begann die deutsche Einheit bereits, als Helmut Kohl nur von ihr träumte: «Wir waren alle für die gemäßigte Kleinschreibung und alle für die Silbentrennung.» […] «Ich möchte aus diesem Streit nicht lernen, dass Sprache ein für alle Mal in ihrer grafischen Form eingemauert bleiben soll. Orthografie ist eine gesetzte Norm. Sie wird von Menschen gemacht. Ich weigere mich zu glauben, dass wir Deutschen nicht imstande sein sollten, eine derart kleine Veränderung zu bewerkstelligen.»
Die sogenannte "gemäßigte Kleinschreibung" ist eine analoge Regelung wie in allen anderen europäischen Sprachen. Wir sind ja die einzige europäische Sprache heutzutage, die noch die Substantive groß schreibt. Die Dänen haben das als letzte 1948 abgeschafft. Und wir wollten das für das Deutsche abschaffen. Wir haben mit unseren Arbeiten in den 70er Jahren angefangen und unsere Reformvorschläge schließlich 1991 veröffentlicht. Aber im Endeffekt hat das dann die Politik verhindert.