Jojo Mayer, schweizer schlagzeuger, Neue Zürcher Zeitung,
Mir scheint, dass die junge Generation zu wenig in die Zukunft, in die Grösse hinaus träumt, sondern sich stets an die Gegebenheiten anpasst.
Siehe auch: der aktuelle widerspruch, die aktuelle losung; jahresberichte 1997, 1990, 1998, 2001
Jojo Mayer, schweizer schlagzeuger, Neue Zürcher Zeitung,
Mir scheint, dass die junge Generation zu wenig in die Zukunft, in die Grösse hinaus träumt, sondern sich stets an die Gegebenheiten anpasst.
Oliver Zimmer, historiker, Neue Zürcher Zeitung,
Die Politik und die Verwaltung müssen sich an Gegenmeinungen reiben. Das ist unbequem, aber nötig.
Henryk M. Broder, Neue Zürcher Zeitung, , s. 30 (nicht zu rechtschreibreformen, aber dazu passend)
Der vielbeschworene «Meinungskorridor» ist viel enger geworden. Das Verrückte aber ist: Es gibt keine Gleichschaltung, auch keine Zensur. Was wir erleben, ist eine Gleichformung von unten. Es braucht dafür keine Pressekammer, keine Kulturkammer, sie formt sich von allein. Ein grosser Teil der Intelligenzia in Deutschland ist dieser Krankheit der Anpassung verfallen.
Reto U. Schneider, Neue Zürcher Zeitung, , s. 42 (nicht zu rechtschreibreformen, aber dazu passend)
Die meisten von uns wissen nicht, was Argumentieren eigentlich bedeutet, wie ein Beweis geführt wird und wann es Zeit ist, seine Position aufzugeben. Die Leute zelebrieren Einzelfälle, sehen Zusammenhänge, wo es keine gibt, und glauben, Wissenschaft sei, was ein Wissenschafter sagt.
Je turbulenter die Zeiten sind, desto mehr sollte der Status quo rechenschaftspflichtig sein!
Dies gelesen:
tagesanzeiger.ch,
Warum auch gescheite Leute unglaublichen Blödsinn reden können. Die Pandemie zeigt, dass Bildung nicht vor Dummheit schützt.
Und das gedacht: Das hat die rechtschreibreform schon lange gezeigt.
Stefan Hartmann, hartmast.wordpress.com, (nicht zu rechtschreibreformen, aber dazu passend; mit 2 ergänzungen unsererseits)
[…] ich wollte ein Grundproblem der Argumentation aufzeigen, die häufig von sprachpflegerischer Seite bemüht wird. […] mein Eindruck ist, dass sich viele dieser einzelnen Fehlschlüsse zurückführen lassen auf ein gemeinsames Problem, nämlich eine Konzeptualisierung von Sprache, die wenig damit zu tun hat, wie Sprache eigentlich funktioniert. Dieses Modell sieht Sprache als relativ statisches, stark normatives System, das unabhängig von den Sprecherinnen und Sprechern existiert. Sprache wird dabei [in Deutschland] auch eng mit kulturellen Aspekten verwoben, was sie für rechte Ideologien anfällig macht […]. Sprache ist kein gottgegebenes, unantastbares Heiligtum, und weder der Duden noch die amtlichen Rechtschreibregeln sind Gesetzbücher. Weder Anglizismen noch Gendersternchen [noch rechtschreibreformen] können die Sprache kaputtmachen, denn Sprache ist ein sich selbst organisierendes System, und weil wir als Sprecherinnen und Sprecher an erfolgreicher Kommunikation interessiert sind, werden wir auch immer dafür sorgen, dass die Sprache, die wir sprechen, diese Funktion erfüllt. Um die Zerstörung der deutschen Sprache oder irgendeine Art des Sprachverfalls müssen wir uns also keine Sorgen machen – was uns aber Sorgen bereiten sollte, sind die Ideologien, die der Sprachverfallsdebatte zugrundeliegen, und die Tatsache, dass der Mythos vom Sprachverfall außerhalb der Linguistik immer noch so große Resonanz findet.
Silvio Borner, † 7. 12. 2020, moser-hmc.ch (Management Focus),
Die ganze Status-Quo-Orientierung ist meine grösste Sorge. […] Alles ist bewahrungsorientiert. Es ist keine politische Kraft absehbar, die uns vorwärts bringt.
Toni Stadler, historiker und publizist, Neue Zürcher Zeitung,
Nach der Corona-Krise sollte das gesamte Bildungsangebot auf seine Relevanz für die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft überprüft werden.
Angela Merkel am weltwirtschaftsforum in Davos, 23. 1. 2020 (nicht zur rechtschreibreform, aber dazu passend)
Der preis des nicht-handelns ist grösser als der preis des handelns.
Dies gehört:
Neujahrsansprache der bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, 31. 12. 2019
Dennoch bleibt auch im nächsten Jahrzehnt noch mehr zu tun, als wir vor 30 Jahren gedacht haben. Zugleich erleben wir täglich, wie sehr der digitale Fortschritt unser Leben in allen Bereichen verändert […]. Darauf müssen wir neue Antworten finden. Denn wir wollen, dass alle Menschen Zugang zu der Bildung haben, die sie für diesen Wandel brauchen. […] Dazu brauchen wir mehr denn je den Mut zu neuem Denken, die Kraft, bekannte Wege zu verlassen, die Bereitschaft, Neues zu wagen, und die Entschlossenheit, schneller zu handeln, in der Überzeugung, dass Ungewohntes gelingen kann […]. Das heißt, auch im digitalen Zeitalter hat die Technik dem Menschen zu dienen – und nicht umgekehrt. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ein neues Jahrzehnt liegt vor uns. […] Veränderungen zum Guten sind möglich, wenn wir uns offen und entschlossen auf Neues einlassen.
Und das gemacht: So sieht es aus, wenn man den bekannten weg der grossschreibung verlässt und bereit ist, neues zu wagen.
Dies gelesen:
Mario Sixtus: «Warum an die Zukunft denken?», Duden-verlag, 2019
Früher war mehr Zukunft. Jetzt ist eigentlich nur noch Gegenwart. Wo sind all die Utopien hin? Warum gibt es Zukunft fast nur noch in den Geschmacksrichtungen dramatisch, düster oder furchteinflößend?
Und das gedacht: Ja, lieber Duden-verlag, wo sind z. b. die utopien von Konrad Duden hin? Zukunftsorthographie, 1876
Dies gelesen:
Neue Zürcher Zeitung, zu einer NZZ-veranstaltung am 11. 9. 2019
Und lernen unsere Kinder in der Schule überhaupt noch das richtige?
Und auch das gelesen:
focus.de, 22. 5. 2019
Kann die Schule jungen Menschen auf die Komplexität der heutigen Zeit vorbereiten? So wie sie jetzt funktioniert nicht, glaubt Oliver Hauschke. Der Lehrer und selbst Vater von zehn Kindern ist überzeugt: "Momentan bereiten wir unsere Kinder auf unsere Vergangenheit vor und nicht auf deren Zukunft."
Kathrin Werner, Süddeutsche Zeitung, 18. 5. 2019 (nicht zum tema rechtschreibreform, aber dazu passend)
In Deutschland ist die Debattenkultur verkümmert. Wer radikale Forderungen aufstellt, wird nicht ernst genommen. Das ist ein Fehler. Denn ohne Konflikt gibt es keinen Fortschritt.
Dies gelesen:
Ein zeitungskolumnist per e-post an den BVR, 12. 12. 2018
Ich lege nicht den geringsten Wert darauf, von Ihnen zitiert und kommentiert zu werden […].
Und das gedacht: Schön, wenn es der presse so gut geht, dass sie keinen wert auf leser legen muss. Trotzdem lesen, zitieren und kommentieren wir weiter: Aus presse und internet.
Andreas Ernst, Neue Zürcher Zeitung, 1. 12. 2018 (nicht zum tema rechtschreibreform, aber dazu passend)
Weshalb dann die ganze Aufregung? Weil die Deutschen sich gern aufregen. Ohne die Lust an der Angst geht es ihnen schlecht.
Christoph Eisenring, Neue Zürcher Zeitung, 25. 7. 2018
Wem sollen Politiker glauben? Meinungsumfragen sind populär – doch als Ratgeber taugen sie kaum.
Dies gelesen:
Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung, 20. 6. 2018
Die Leidenschaft der Vernunft hat schon bessere Zeiten gesehen. Heute dominieren Meinungen, Provokationen, Polarisierungen. Das freie und erst recht das riskante Denken hängen erschöpft in den Seilen.
Und das gedacht: Heute? Beim tema rechtschreibreform war das schon immer so.
Dies gelesen:
Burghart Klaußner, Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben, 22. 2. 2018
Rechtschreibung ist Zivilisation. Ohne Rechtschreibung keine Zivilisation, keine Zivilisiertheit, keine Literatur, keine Sprache, nichts, außer Radebrechen und sich irgendwelche Schlagworte um die Ohren hauen.
Angela Merkel, Der Spiegel, 8. 12. 2003
Wenn die Reformprozesse nicht entschlossen genug durchgeführt werden, dann ist das wie stetiges Operieren an immer derselben Wunde. Dies wird, um im Bild zu bleiben, den Patienten psychologisch zermürben. Besser wäre es, es gäbe einen vernünftigen, wenn auch weit reichenden Eingriff, mit dem das Problem tatsächlich gelöst werden kann. Das gilt für alle Politikbereiche.
St. Galler Tagblatt, 28. 10. 1995
Die Rechtschreibreform stehe in der 10. Priorität an der 20. Stelle, soll der frühere Zürcher Erziehungsdirektor Alfred Gilgen einmal gesagt haben.
Alfred Gilgen ist am 12. februar gestorben. Er war 1971 bis 1995 erziehungsdirektor (= kultusminister) des kantons Zürich, zu der zeit, als der sich Bund für vereinfachte rechtschreibung – letztlich erfolgreich – die finger wund schrieb, um die erziehungsdirektoren dazu zu bringen, sich mit der rechtschreibreform zu befassen.
Dies gelesen:
Jan Fleischhauer, Spiegel Online, 14. 12. 2017
Wenn ein Fünftel der Grundschüler nach der vierten Klasse nicht richtig lesen und schreiben kann, was sagt uns das über die Eltern?
Und das gedacht: Was sagt uns das über die rechtschreibung?
Dies gelesen:
Hansueli Schöchli, Neue Zürcher Zeitung, 9. 9. 2017
Die Gegenwart schreit lauter als die Zukunft. […] Die Politik denkt oft zulasten der Zukunft zu stark an die Gegenwart. […] Wer heute bestimmt, neigt zu Entscheidungen, die möglichst rasch Nutzen bringen und möglichst viele der Kosten auf spätere Generationen überwälzen. «Wenn Politiker zwischen den nächsten Wahlen und den nächsten Generationen auswählen, ist klar, was normalerweise passiert», betonte der bekannte US-Investor Warren Buffett. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore sagte es noch kürzer: «Die Zukunft flüstert, während die Gegenwart schreit.» Auch die wissenschaftliche Literatur spricht von einer «Verzerrung zugunsten des Kurzfristigen» in politischen Systemen. Zu den oft genannten Beispielen zählen die Umweltpolitik, die Altersvorsorge und die Staatsverschuldung.
Und das gedacht: Und die rechtschreibreform!
Dies gelesen:
Der 1957 geborene Stang weiß, dass das wissenschaftliche Terrain eisglatt ist und die Zunft der Sprachwissenschaftler jede Unzulänglichkeit gnadenlos aufspießt. Die meisten Sprachwissenschaftler ignorieren ihn lieber oder kritisieren ihn […]. Sie meinen, es sei ja kein Kunststück, den jeweils aktuellen Duden auswendig zu lernen. […] Stang sagt selbst, die Orthographietheorie überlasse er den Professoren. Er glaubt, seine Grenzen zu kennen, scheint nur, nicht immer den Verlockungen der Verlage widerstehen zu können.
Und das gedacht: Es ist eben doch ein kunststück, z. b. die kommaregeln auswendig zu lernen, auch für die FAZ. Es wird gnadenlos aufgespiesst: Im letzten satz hat es 2 falsche kommas (oder mindestens 1 falsches und 1 diskutables).
Dies gelesen:
Steve Bannon, chefstratege von US-präsident Donald J. Trump, 2014
I want to bring everything crashing down, and destroy all of today’s establishment. (Ich möchte alles zum einsturz bringen und das ganze establishment zerstören.)
Und das gedacht: Alles? Vielleicht auch die englische ortografie?
Dies gelesen:
Handelsblatt Morning Briefing, 4. 10. 2016
Zur modernen politischen Sprachlosigkeit gehört, jeden Monat mit einer neuen Theorie konfrontiert zu werden. Derzeit ist es die „postfaktische Ära“, die ausgerufen wird: der Triumph der Emotion, oft des Vorurteils, über Fakten.
Und das gedacht: Im fall der rechtschreibreform gibt es diese ära schon länger.
Prof. Horst Haider Munske, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. 6. 2016
Lohnt sich überhaupt noch eine Beschäftigung mit der Rechtschreibung und der Rechtschreibreform?
Peter Grünenfelder, direktor von Avenir Suisse, früherer staatsschreiber des kantons Aargau, Neue Zürcher Zeitung, 25. 4. 2016
Wir erleben derzeit enorm starke Umwälzungen, bedingt durch die technologische Revolution. In fünf Jahren ist die Mehrheit der Arbeitskräfte digital sozialisiert. Da ist es notwendig, dass sich der Staat nicht auf das temporär Notwendige und Machbare konzentriert, sondern auch langfristig und strategisch denkt – und das Risiko in Kauf nimmt, dass er in einem ersten Anlauf scheitert.
Allan Guggenbühl, psychoterapeut, avenir-suisse.ch, 4. 3. 2016 (zusammenfassend zitiert)
Neues entsteht nicht durch Bestätigung, sondern durch Irritation. Warum verabschieden Expertengremien immer wieder Regelwerke, die sich in der Praxis als untauglich erweisen? Auch vermeintlich kompetente Gremien treffen immer wieder Entscheide, die von einem Denken in vorgespurten Bahnen zeugen. – Überregulierung hebelt zunehmend die menschliche Klugheit aus.
Fritjof Capra, fysiker, filosof, ökologe, autor und gründungsdirektor des Center for ecoliteracy in Berkeley, Migros-Magazin, 28. 12. 2015
Das systemische Denken, das nötig wäre, um die Probleme zu lösen, findet sich vor allem in der Zivilgesellschaft; ein wenig davon gibt es in der Geschäftswelt, am allerwenigsten in der Politik.
EquinoxOmega, leserkommentar, derstandard.at, 1. 8. 2015
Das Problem bei der Rechtschreibreform war, dass sich die Leute von den Kritikern jeglicher Veränderung der Sprache, schon am Anfang haben einschüchtern lassen. Deshalb kam nur eine inkonsequentes Reförmchen zustanden und nun jammern genau die selben Leute, dass es verwirrend ist. Ich bin der Meinung es gehört eine ordentliche Rechtschreibreform her mit konsequenten Vereinfachungen und klaren logischen Regeln (ohne Ausnahmen).
Peter Schmachthagen, abendblatt.de, 28. 4. 2015
Leute mit Lücken in Deutsch pflegen gern die Rechtschreibreformer, die Kultusminister oder allgemein "die Politiker" für die eigenen Defizite verantwortlich zu machen – da muss man sich nur das anonyme Gestammel der "Community" unter den Online-Artikeln ansehen.
Bono (U2-frontmann), Schweiz am Sonntag, 2. 2. 2014
Die Welt ist veränderbarer, als viele denken.
Die Neue Zürcher Zeitung im facebook, 31. 12. 2013
Richard David Precht, deutscher filosof, derstandard.at, 16. 2. 2013
Selbst wenn die tollsten Weltrettungspläne an unseren Universitäten entwickelt würden, sie blieben in den Schubladen liegen, denn die meisten etablierten Politiker haben nie gelernt – oder es sich systematisch abgewöhnt –, gesellschaftliche Visionen oder auch nur über den Tag hinaus reichende Ziele zu entwickeln. Deshalb müssen wir als Volk Forderungen stellen, Utopien einfordern. Und ich habe das Gefühl, dass unter dem Eindruck der neuen gesellschaftlichen Bewegungen die Utopieresistenz mancher Politiker ganz allmählich schwächer wird. Und die Träumer und Utopisten werden in die Politik zurückkommen – aber nicht in den etablierten Parteien.
Regina Casanova, astrologin. Südostschweiz am Sonntag, 2. 12. 2012, Chili, s. 4
Richtig ist, dass wir uns in einer Zeit befinden, in der etwas untergeht und etwas Neues entsteht. […] Noch haben wir den Anspruch, ja nichts falsch zu machen und immer richtig zu entscheiden. Dies wird eine der ersten grossen Veränderungen sein, dass wir erkennen werden, dass es kein Richtig und Falsch mehr gibt, sondern nur noch ein Sowohl-als-auch. […] Die Zeit um den 21. Dezember 2012 zeigt eine Konstellation, die es so noch nie gegeben hat. Sie zeigt, dass sehr grosse Veränderungen auf uns zukommen und wir uns befreien müssen. […] Angst braucht man keine zu haben, aber es lohnt sich, wach und bewusst zu bleiben. Also nicht einfach über alles hinweggehen, sondern achtsam und offen bleiben und gerade jetzt den Mut haben, Altes sterben zu lassen, damit Neues kommen kann. Die kommende Zeit kennt keine Schonfristen mehr, was nicht passt, bricht zusammen oder geht unter, ob wir das wollen oder nicht, ob wir damit einverstanden sind oder nicht. Dahinter aber offenbart sich uns im Kleinen wie im Grossen eine neue und befreite Welt. […] Loslassen, was behindert und blockiert, und annehmen, was ist, und Ja sagen zu dem, was kommt. […] Wir müssen uns von festgefahrenen Strukturen lösen.
Neue Zürcher Zeitung, 1. 11. 2012
Die schlagzeile bezieht sich nicht auf die rechtschreibung, sondern – auf alles. Also auch auf die rechtschreibung.
Bastian Sick, Spiegel Online, 11. 4. 2012
Es besteht in der deutschen Volksseele eine tiefe Verunsicherung darüber, wann etwas großgeschrieben wird und wann nicht.
Dies gelesen:
Angelina Jolie, zitiert in der gratiszeitung «20 Minuten», 28. 3. 2012
Kriege sind etwas sehr komplexes. Und die menschliche Natur auch.
Und das gedacht: Und die deutsche rechtschreibung auch.
Dies gelesen:
Schweizer radio DRS 1, sendung «Treffpunkt» (drs1.ch), 18. 4. 2012
Und das gedacht: Wer anderen ein diktat gräbt, fällt selbst hinein. Korrekt wäre «zum Selberkorrigieren».
Dies gelesen:
Doch bis wir effizient Cule und Caclik schreiben werden, mag es noch manches Jehrchen dauern. Caun wir mal.
Und das gedacht: Schade, dass dieser 1.-april-vorschlag nicht auch die kleinschreibung enthält.
Dies gelesen:
Focus, , s. 71
Die deutsche Rechtschreibreform hat zur allgemeinen schriftsprachlichen Verunsicherung kraftvoll beigetragen. Die Eltern kennen die Deutschregeln nicht mehr, die ihre Kinder in der Schule lernen. Eine wesentliche familiäre Bildungstradition wurde so gebrochen.
Und das gedacht: Haben die eltern die deutschregeln vorher gekannt (schreibkompetenz)? Wie auch immer: Wenn die tradition darin besteht, den kindern den eindruck zu vermitteln, das in der schule gelernte reiche fürs leben und ein lebenslanges lernen sei unnötig, ist es höchste zeit, dass sie gebrochen wird.
Dies gelesen:
Viele Lehrer sind schwach in Rechtschreibung, meint der Focus. Ihre Orthografie orientiere sich weder an der alten, noch an der neuen Rechtschreibung.
Und das gedacht: Nicht nur die lehrer, wie man sieht.
Manifest des «Komitees für internationale kleinschreibung von substantiven», 2. 2011
Für eine liberalisierung des deutschunterrichts und eine gesellschaft frei von orthographischer repression - Für ein attraktiveres und leichteres kommunizieren mit der welt.
Dies gelesen:
Beitrag im forum von korrekturen.de, 3. 12. 2010
Schreib was Du willst, Du Arsch.
Und das gedacht: Der beitrag zeigt beispielhaft, wie viel höflicher es ist, «du» gross zu schreiben. Schade, dass er vom betreiber gelöscht wurde.
Hans Zehetmair anlässlich der 18. sitzung des rats für deutsche rechtschreibung in Berlin, 1. 10. 2010
Die Rechtschreibung ist von den Menschen gemacht und wird von diesen weiterentwickelt.
Jan Strobel, Tagblatt der Stadt Zürich, 2. 6. 2010
Wir gehen bewegten Zeiten entgegen. So zumindest sieht es die Astrologie. Bis zum 14. August steht nämlich Uranus im Widder, für die Sterndeuter eine besonders heikle Konstellation. […] Madame Etoile Monica Kissling weiss Bescheid. […] Monica Kissling: Uranus im Widder ist nicht zwingend explosiv, sondern vor allem innovativ. Es ist eine Konstellation der grundlegenden Erneuerung. Erneuerung bedeutet aber natürlich, dass etwas Altes weichen muss. […] Die Konstellationen deuten auf eine Zeit grosser Umwälzungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft […]. – Wie können wir diese Zeit kreativ nutzen? Kissling: Offen sein für grundlegende Veränderungen im persönlichen Leben und für Reformen am Arbeitsplatz. Unkonventionelle Lösungen suchen. Gegen den Strom zu schwimmen. Uns mit Gleichgesinnten zusammenschliessen. Uns für einen guten Zweck engagieren. Den Mut haben, Visionen zu realisieren, etwas ganz Neues zu beginnen. Es ist eine Zeit für Pioniere, Erfinder und Forscher.
Gerhard Schröder, deutscher politiker, geboren vor 66 jahren, am 7. 4. 1944 (nach zitate.de).
Die deutsche Sucht nach ewigen Lösungen, die Angst vor Experimenten und der Mangel an Phantasie hemmen die politische Tat.
Zwei der zehn «schönsten tippfehler» des jahres 2009 laut Yahoo! Deutschland …
4. Rutenplaner
7. Qelle
… oder eine anregung für eine rechtschreibreform.
Dies gehört:
Neujahrsansprache von Doris Leuthard, schweizerische bundespräsidentin für 2010, 1. 1. 2010
Denn ich glaube an die Fähigkeit des Menschen zu gestalten. Es gibt immer einen Weg. […] Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Nutzen wir die Zeit über den Jahreswechsel auch, um uns zu vergewissern, dass wir den Blick für das Wesentliche behalten. Dazu gehört das Bewusstsein, selber mitverantwortlich zu sein. Für die eigene Zukunft und für die Zukunft unseres Landes. Dazu braucht es das Wissen, dass es den eigenen Einsatz und nicht nur jenen der anderen braucht, und dass es nicht für alles subito eine clevere Antwort gibt […]. In der Tat benötigen Reformen Zeit, und die Bereitschaft, bisherige Standpunkte selbstkritisch zu hinterfragen.
Und das gedacht: Denn ich glaube an die fähigkeit des menschen zu gestalten. Es gibt immer einen weg. Liebe mitbürgerinnen und mitbürger. Nutzen wir die zeit über den jahreswechsel auch, um uns zu vergewissern, dass wir den blick für das wesentliche behalten. Dazu gehört das bewusstsein, selber mitverantwortlich zu sein. Für die eigene zukunft und für die zukunft unseres landes und für die zukunft unserer rechtschreibung. Dazu braucht es das wissen, dass es den eigenen einsatz und nicht nur jenen der anderen braucht und dass es nicht für alles subito eine clevere antwort gibt. In der tat benötigen reformen zeit und die bereitschaft, bisherige standpunkte selbstkritisch zu hinterfragen.
Reinhard Mohn, Bertelsmann-gründer, † 3. 10. 2009, in einem seiner bücher, zitiert nach Financial Times Deutschland, 6. 10. 2009
Die Träger der dringend benötigten Reformen in Staat, Verwaltung und Politik sollten vermehrt wieder die Bürger selbst werden. Es geht um ihren Staat, die Zukunft liegt in ihrer Verantwortung! […] Fortschritt kann durch Wettbewerb erzwungen werden. Im Gegensatz dazu sind solche Antriebskräfte im Bereich des demokratischen Systems nur unzureichend ausgebildet. Noch immer entscheidet unser Staat hoheitlich und nach politischem Ermessen über die Richtigkeit des Handelns. Das Kriterium der Effizienz wird gefährlich vernachlässigt.
Dies gelesen:
Titel eines 2009 erschienenen buches von Peter Sloterdijk
Du mußt dein Leben ändern.
Und das gedacht: Nein, du musst dein leben anscheinend doch nicht ändern.
Dies gelesen:
Matthias Heine, welt.de,
(Hoberg:) "Man weiß natürlich, dass sich die Sprache entwickelt hat und dass sie sich auch weiter entwickeln wird, aber während der eigenen Lebenszeit sollte sie möglichst konstant bleiben." Hermann Unterstöger stichelt: "Die Sprachwahrer und Wortwarte hängen der Vorstellung an, die Sprache habe irgendwann den besten aller möglichen Zustände erreicht und könne von da an durch Neuerungen nur noch verlieren. Es ist nicht untypisch, dass sie besagtes Ideal in aller Regel dort verwirklicht sehen, wo es mit ihrem eigenen Sprachvermögen übereinstimmt." Das gute Deutsch ist also immer das, das man selbst spricht.
Und das gedacht: Man weiss natürlich, dass sich die rechtschreibung entwickelt hat und dass sie sich auch weiter entwickeln wird, aber während der eigenen lebenszeit sollte sie möglichst konstant bleiben. – Die wahrer hängen der vorstellung an, die rechtschreibung habe irgendwann den besten aller möglichen zustände erreicht und könne von da an durch neuerungen nur noch verlieren. Es ist nicht untypisch, dass sie besagtes ideal in aller regel dort verwirklicht sehen, wo es mit ihrem eigenen sprachvermögen übereinstimmt. Die gute rechtschreibung ist also immer die, die man selbst gelernt hat.
Bundesrätin Doris Leuthard, 1. 8. 2009, bundesfeier der stadt Zürich, Bürkliplatz
Heute sind Taten gefordert, nicht partikuläre Forderungen von Interessenvertretern. Heute brauchen wir Macher, keine Mitmacher und schon gar keine Miesmacher.
Dies gelesen:
Daniel Meierhans, Neue Zürcher Zeitung, 10. 1. 2009 (ausschnittweise zitiert)
1958 tagte in Zürich ein Gremium der führenden Computerfachleute. Ziel war es, eine universelle, von der Bauart des Rechners unabhängige Programmiersprache für numerische Berechnungen zu formulieren. Das Ergebnis der Arbeit des Zürcher Komitees, Algol 58 (Algorithmic Language), war auch als eine von der wissenschaftlichen Gemeinschaft getragene Alternative zum vorher vom Bürotechnologieriesen IBM lancierten Fortran gedacht. Gerade die Abstützung in der Wissenschaftsgemeinde wurde für Algol aber zum Hemmschuh. Der erste Entwurf offenbarte in seiner Umsetzung schnell Schwächen und Lücken, so dass 1960 eine zweite Konferenz in Paris einberufen wurde. Das Ergebnis dieses Treffens war eine Totalrevision. Nicht ganz so glücklich mit dem Pariser Ergebnis war Friedrich Bauer von der Universität Mainz. Ein Geist der Kleinkrämerei habe in Paris Einzug gehalten, so sein Fazit. Die Teilnehmer interpretierten einzelne Konzepte unterschiedlich. An den weiteren Versuchen, die Sprache unter der Ägide einer internationalen Standardorganisation einheitlich weiterzubringen, war auch Niklaus Wirth beteiligt. Die divergierenden Einzelinteressen liessen sich aber nicht unter einen Hut bringen. Wirth verabschiedete sich 1966 verärgert aus der Arbeitsgruppe und entwickelte eine eigene, einfachere Variante. Die letzte Algol-Version, Algol 68, verkam zu einem schwerfälligen «Mischmasch, das keine Chance hatte, sich durchzusetzen», so Bauer. Das Ende von Algol zeigt die Schwächen von internationalen Gremien bei der Formulierung komplexer Standards für neue Technologien auf. Weil viele Einzelinteressen berücksichtigt werden müssen, entstehen Spezifikationen, die in inkompatible Derivate zerfallen. So ist es kein Zufall, dass die am weitesten verbreiteten Programmiersprachen von Herstellern wie Sun Microsystems und Microsoft entwickelt wurden.
Und das gedacht: Es ist nicht nur bei neuen technologien so. Unsere einfachere variante: Starten statt warten!.
Dies gelesen:
Karl-Heinz Göttert: Es gibt keinen Kuß mehr; die (neue) Rechtschreibung erklärt. Stuttgart 2007, s. 138
Auch die Groß- und Kleinschreibung lässt sich nicht wirklich überzeugend regeln und hätte trotz der erwiesenen Vorteile beim schnellen Lesen schlicht abgeschafft werden sollen.
Und das gedacht: Und wenn man noch bedenkt, dass die vorteile der substantivgrossschreibung beim lesen keineswegs erwiesen sind …
Dies gelesen:
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung, 1. 8. 2007
Endgültig ist auch der jetzige Zustand nicht.
Und das gedacht: Des einen befürchtung ist des anderen hoffnung. Wie auch immer: Richtig endgültig ist eigentlich nichts auf der welt.
Malte Lehming, Der Tagesspiegel, 6. 7. 2007
So ist es eigentlich immer in Deutschland. Nie hält die Realität den zuvor geschürten Ängsten stand. Man hört die Argumente, versteht aber das Pathos nicht ganz. Ob deutsche Einheit, fünfstellige Postleitzahlen, Ladenschluss-Liberalisierung, Rechtschreibreform, Holocaustmahnmal, Rauchverbot, Euro-Einführung, dreiprozentige Mehrwertsteuererhöhung: Die Gegner ringen entsetzt die Hände, rufen „Niemals“, „Verderbnis“ und „Undenkbar“, beschwören die Apokalypse und sehen entweder die Kultur oder die Konjunktur in allergrößter Gefahr. Dann wird entschieden, und es kehrt automatisch Ruhe ein. Der Furor verpufft, die schlimmen Prognosen erweisen sich als maßlos übertrieben. Als wäre nichts gewesen. Woran liegt das? Wenn die Deutschen vor einem Problem stehen, empfinden sie offenbar widersprüchlich: Irgendetwas muss passieren, aber es darf sich um Gottes willen nichts ändern. Änderungsaversion plus Hysterie plus Fantasiearmut sind die Kennzeichen der meisten Debatten. […] die Beispiele belegen, dass oft weit mehr an Veränderung gesellschaftlich möglich ist, als es scheint.
Dies gelesen:
Die Südostschweiz, 13. 4. 2007, s. 16
Und das gedacht: Schreibschwäche auch. Und gegen beides hilft eine bessere rechtschreibung.
Dies gelesen:
www.deutscheakademie.de, Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (stand 1. 2. 2005)
Und das gedacht: Zum glück hat diese organisation nicht den einfluss auf die rechtschreibung, den sie gerne hätte.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. 12. 2006, s. 1
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung wird ihre Rechtschreibung vom 1. Januar 2007 an den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen weitgehend anpassen.
Dies gelesen:
Gottlieb F. Höpli, chefredaktor, St. Galler Tagblatt, 24. 6. 2006
Nicht zuletzt gilt es, der deutschsprachigen Bildungsbürokratie wieder einmal in Erinnerung zu rufen, dass Rechtschreibung nicht zuerst für die Schreibenden, sondern für die Lesenden da ist.
Und das gedacht: Ja, lieber schreiber! Und zeitung lesen bildet: «Schneller lesen mit den neuen Regeln.» (Der Tagesspiegel, 17. 6. 2005), auch Berliner Zeitung, 16. 2. 2005, Süddeutsche Zeitung, 1. 8. 2005.
Dies gelesen:
Erklärung von schriftstellern gegen die neue rechtschreibung, Süddeutsche Zeitung, 31. 3. 2006
Die Sprache kennt keine Kompromisse.
Und dies für die schriftsteller nachgelesen: Wolfgang Sauer, Die Welt, 19. 12. 2000
Hans Ulrich Stöckling, präsident der erziehungsdirektorenkonferenz, St. Galler Tagblatt, 1. 3. 2006
Das Chaos ist herbeigeredet.
LCH Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer, offener brief an die erziehungsdirektorenkonferenz
Die Vorschläge des Rats für deutsche Rechtschreibung erfüllen elementare Erwartungen der Schulen nicht.
Spiegel Online, 27. 10. 2005
Was bleibt von der Rechtschreibreform?
Hanspeter Kern, gastkolumnist, Aargauer Zeitung, 5. 9. 2005
Eigentlich ist doch längst die Zeit reif, um die generelle Kleinschreibung einzuführen. Dies wäre eine echte Erleichterung.
Dies gelesen:
Ernst Gottfried Mahrenholz, deutscher ex-verfassungsrichter, Die Welt, 13. 7. 2005
Rechtschreibung ist eine Frage des Common sens und der Sprachentwicklung, keine Frage, die man von oben verordnen kann.
Und das gedacht: Liebe schüler, das ist es, was ihr eurem lehrer entgegenschleudern müsst, wenn ihr probleme mit alter, neuer oder übergangsmässiger rechtschreibung habt! (Und dann dürft ihr das fremdwort auch so schreiben wie der herr richter.)
Der Tagesspiegel, 17. 6. 2005
Die Rechtschreibreform ist ein voller Erfolg zumindest, wenn es um das Lesen von Texten geht.
Dies gelesen:
Tages-Anzeiger, 12. 5. 2005, zur internationalen vergleichsstudie ALL (Adult literacy and life skills)
Und einmal mehr gedacht: Wenn menschen mit einer sache probleme haben, kann es auch an der sache liegen.
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung, 19. 2. 2005
Ja sogar die in den siebziger Jahren beliebte gemäßigte Kleinschreibung ist wieder diskussionsfähig geworden.
Süddeutsche Zeitung, 31. 12. 2004
2004 war das Jahr des Jammers, der Pleiten, des Pechs und der Pannen gewidmet der Depression: Karstadt-Krise, Opel-Katastrophe, Rechtschreibreform-Desaster, Pisa-Schock, EM-Debakel … Es ist nun aber so mit der Jammerei, dass einem auch die traurigste Traurigkeit und das vollendetste Versagen irgendwann auf die Nerven gehen.
Werner Wildener, fahrplanchef der Schweizerischen bundesbahnen SBB, zum neuen fahrplan (nicht zur rechtschreibregelung), Migros-Magazin, 7. 12. 2004
Zufrieden kann man nie sein. Im komplexen system geht immer etwas nicht auf.
Dies gelesen:
Professor Horst Haider Munske, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. 10. 2004
Ein besonderes Lob verdient die deutsche Rechtschreibung für die Widerstandskraft, die sie gegenüber zahllosen Reformversuchen gezeigt hat. Diese dankt sie natürlich ihren Verteidigern, die Ausdauer bewiesen und Überzeugungskraft.
Und das gedacht: Eine fussballmannschaft, die ein 0 : 0 anstrebt, erntet kein lob; und wenn sie es erzielt, ist es nicht zwingend ihr «verdienst».
Titel einer diskussionssendung am 31. 8. 2004 im schweizer fernsehen zum tema rechtschreibreform
22:20 Zischtigsclub. Der Streit ums richtig Schreiben
Quizfrage (es gibt nichts zu gewinnen): Ist das alte oder neue oder gar keine rechtschreibung?
Peter Unfried, die tageszeitung (taz), 12. 8. 2004, s. 1
Liebe leserInnen, die taz erscheint heute in kleinschreibung.
Dies gehört:
Schweizer radio DRS1, sendung Echo der zeit, 6. 8. 2004, 18:10
Stopp rufen 3 deutsche verlage — und schreiben das mit 1 p.
Und das gedacht: Eine wunderschöne illustration der absurdität der kampagne! Das deutsche wort stopp hatte schon immer 2 p. (Strassenverkehrszeichen sind nicht lokalsprachlich.)
Peter Ehrlich, Financial Times Deutschland, 15. 7. 2004
Die erste Aufführung im diesjährigen politischen Sommertheater war dem Lied "Wir wollen unsere alte Rechtschreibung zurückhaben" vorbehalten.
Hape Kerkeling, Stern, 27. 5. 2004
Allerdings schreibe ich grundsätzlich alles klein und finde das sehr fortschrittlich. Soweit ich weiß, haben alle unsere Nachbarländer die Kleinschreibung. Nur der Satzanfang und bestimmte Substantive werden groß geschrieben. Dass wir "Es tut mir Leid" nun mit einem großen L schreiben, ist nicht modern, sondern antiquiert.
Niccolò Machiavelli, staatsteoretiker, schriftsteller, geboren am 3. 5. 1469
Ein mensch, der eine bestimmte art zu handeln gewohnt ist, ändert sich nie und muss, wenn die veränderten zeitverhältnisse zu seinen metoden nicht mehr passen, scheitern.
Albert Einstein (14. 3. 1879 bis 18. 4. 1955)
Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.
Petition von 50 juristen gegen die rechtschreibreform, 2. 2004
Die tradierte Rechtschreibung wird praktisch von der gesamten Sprachgemeinschaft beherrscht.
Und das (u. a.) an dieser stelle früher gelesen: dass einem Drittel der Schulabgänger selbst die elementaren Lesefähigkeiten abgehen, Legasthenie werde in einigen Sprachen durch besonders komplizierte Rechtschreibung "forciert", Zur Erleichterung des Lesens sollte die Schriftsprache so weit wie möglich an die gesprochene Sprache angelehnt werden, Jeder Siebte hat Mühe mit dem Abc, So mancher schreibt nämlich schon heute nach neuen Regeln, ohne es zu ahnen
Tages-Anzeiger (Zürich), 27. 12. 2003 (nicht die rechtschreibreform betreffend, aber dazu passend)
Dies gelesen:
Friedrich Dieckmann, Berliner Zeitung, 24. 11. 2003
Im Verlaufe dieses verordneten Reformvorgangs hat sich die Ohnmacht der Schreibgesellschaft gegenüber dem Staat herausgestellt. Das ist ein echtes Demokratie-Problem.
Und das gedacht: Im verlaufe dieses von unten angeregten reformvorgangs hat sich die macht der schreibgesellschaft gegenüber dem staat herausgestellt. Das ist echte demokratie.
Gustav Heinemann, 3. bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, geboren am 23. 7. 1899
Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.
Dante Alighieri, geboren am 30. 5. 1265
Der eine wartet, dass die zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.
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Rheinpfalz, 22. 3. 2003, Kultur
Wenn gestern der Krieg begonnen hätte, so die Beschlusslage bei der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, hätte es gestern wichtigeres gegeben, als die eigene Position zur Rechtschreibreform der Presse vorzustellen. Aber so.
Und das gedacht: Tief schürfende akademische gedanken bei der präsentation des kompromissvorschlags einschliesslich denkanstoss zur substantivgrossschreibung.
Neujahrsansprache von Pascal Couchepin, schweizerischer bundespräsident für 2003, 1. 1. 2003
Unser Land muss wieder Vertrauen finden, Vertrauen in sich selbst, und es muss seinen Institutionen und all denen vertrauen können, die in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Verantwortung tragen. […] Diese Welt ist so komplex wie nie zuvor. Die Antwort darauf, warum wir so oder so handeln, ist nie einfach. Sicher ist, dass Fehler begangen wurden. Aber letztlich müssen wir uns entscheiden, ob wir uns von Zweifeln und unguten Gefühlen bedrücken lassen wollen oder ob wir nicht vielmehr gemeinsam an einer demokratischen Gesellschaft weiterbauen wollen, die zu Reformen fähig ist […]. Mein zweiter Wunsch ist, dass wir uns zum Handeln und für die Zukunft entscheiden. Wer in den letzten Jahren das öffentliche Leben […] verfolgt hat, stellt eines fest: Es ist viel leichter zu kritisieren als zu tragfähigen Lösungen für die Probleme unserer Zeit beizutragen. […] Wir müssen den Mut haben, Entscheide zu treffen und manchmal auch ein Risiko auf uns zu nehmen. Wenn wir einem goldenen […] Zeitalter nachtrauern, so ist das nicht nur gefährlich; es ist falsch. Die grossen Epochen unserer Geschichte waren immer geprägt von der Kraft, Entscheide zu treffen – schmerzhafte Entscheide manchmal, aber echte.
neujahrskarte
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Links der Woche. Financial Times Deutschland, 6. 11. 2002
Seit 75 Jahren fordert der „Bund für vereinfachte rechtschreibung“ – man beachte die Schreibweise – das Substantiven klein geschrieben werden sollen.
Und das gedacht: Man beachte die Schreibweise auch gemäss unseren zielen hat es 1 n zuviel und 1 komma zu wenig, aber über das statt dass könnte man diskutieren.
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Prof. Horst Haider Munske, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. 3. 2002
Nie zuvor ist so intensiv über Probleme der Rechtschreibung nachgedacht worden wie in den vergangenen zehn Jahren.
Und das gedacht: Wie pflegen wissenschaftliche arbeiten zu beginnen? «Nie zuvor . . .»
Märkische Allgemeine, 2. 5. 2002
Professor Theodor Ickler hält die Neuregelung für "tot" und fordert, sie zu stoppen.
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Erwin Grandinger, Die Welt, 22. 4. 2002
In der Schule werden zwar die abstraktesten Dinge vermittelt, doch wird keinem Schüler beigebracht, wie man eine Gewerbeanmeldung ausfüllt und wo man sie abgibt geschweige denn, wie man einen Betrieb führt. Stattdessen tobt in den Köpfen der Verantwortlichen der Kulturkampf um Rechtschreibreform und Pisa-Studie.
Und das gedacht: Aber eine weniger abstrakte rechtschreibung wäre doch was?!
Aus dem jahresbericht für 2001
Das internet ist das informationsmedium des BVR. Wenn es den BVR noch nicht gäbe, müsste man ihn allein zu diesem zweck gründen. Leider ist das innerhalb des BVR noch zu wenig bekannt. Unsere zahlreichen älteren mitglieder haben hier vielleicht noch ein problem.
Hans Christoph Buch, schriftsteller, Die Welt, 28. 2. 2002
Ich hätte mir eine Reform gewünscht, die viel weiter geht. Die deutsche Rechtschreibreform, wie sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts praktiziert wird, ist nicht sakrosankt, sondern überholungsbedürftig.
Giuseppe Tomasi di Lampedusa, schriftsteller, 23. 12. 1896 bis 23. 7. 1957
Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert.
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Neue Zürcher Zeitung, 5. 12. 2001, zum OECD-forschungsprojekt Pisa.
Rund 20 Prozent der Jugendlichen können vor Beginn ihrer beruflichen Laufbahn höchstens einen einfachen Text verstehen. Zu denken geben muss zudem, dass einem Drittel der Schulabgänger selbst die elementaren Lesefähigkeiten abgehen.
Und das gedacht: Wenn menschen mit einer sache probleme haben, kann es auch an der sache liegen.
Hansgeorg Stengel, kabarettist, Güstrower Anzeiger, 12. 11. 2001
Nehmen wir nur die Großschreibung, die Reform sollte die verringern, denn vieles hat es gar nicht nötig, groß geschrieben zu werden. Genau das Gegenteil ist ein Ergebnis der Reform.
Theodor Ickler am 30. 9. 2001 um 12 uhr 34 in St. Gallen.
Ich bin nicht grundsätzlich gegen Rechtschreibreformen.
Dies gelesen:
Theodor Ickler, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. 8. 2001
Die gegenwärtige Scheinblüte der Reformschreibung hat hauptsächlich drei Ursachen: erstens die staatlich verfügte vorfristige Einführung an den Schulen, zweitens die den Redaktionen aufgenötigte Gleichschaltung der Presse und drittens die Voreinstellung der Rechtschreibprüfung in den bekannten Textverarbeitungen.
Und das gedacht: Die scheinblüte der substantivgrossschreibung hat drei ursachen: erstens die staatlich verfügte einführung an den schulen, zweitens die gleichschaltung der presse und drittens die voreinstellung der rechtschreibprüfung in den bekannten textverarbeitungen.
Ich möchte mich für die neue deutsche Rechtschreibreform speziell für Kinder und Jugendliche einsetzen und beweisen, dass es keine Rolle spielen muss, ob man das mit ß oder ohne ß schreibt, denn ich selbst beherrsche die Rechtschreibung nicht perfekt und aus mir ist trotzdem was geworden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. 6. 2001, Die Ordnung der Wirtschaft
Verluste tun manchmal mehr weh als Gewinne gut. Das Problem jeder Reform ist, daß mit ihr eine Änderung des Status quo verbunden ist, der aber als solcher hohe Wertschätzung genießt.
Ausführlicheres zitat: Aus der presse
Neue Zürcher Zeitung, 10. 5. 2001, nr.107, s. 47
Am Ende der Preisübergabe sprach Bundesrat Kaspar Villiger über sein Verhältnis zu und seine Erfahrungen mit den Medien. Er betonte ihre wichtige Rolle im Staatsgefüge: Die Medien seien nicht nur Informationslieferanten, sondern sorgten auch dafür, dass die kritisch beobachteten Regierenden nicht vom Pfad der Tugend abwichen. «Wer aber kontrolliert die Medien?», fragte er in die Runde.
Siehe auch: jahresbericht 2000!
Der Standard, 16. 3. 2001
Eine gewisse Entlastung für Menschen mit Rechtschreibschwächen bietet eine Studie, die in der jüngsten Ausgabe des Fachjournals Science (Bd. 291, S. 2165) veröffentlicht wurde: Legasthenie, heißt es darin, sei zwar zweifellos eine neurologische Störung, sie werde aber in einigen Sprachen durch besonders komplizierte Rechtschreibung "forciert". […] Professor Paulesu sieht im Ergebnis seiner Studie ein wichtiges Argument für Rechtschreibreformen in jenen Ländern, die ihren Kindern das Erlernen der Muttersprache mittels orthographischer Spitzfindigkeiten besonders schwer machen.
Dies gelesen:
AP, 14. 2. 2001
Staatliche Sprachregelungen oder Verbote von Anglizismen wären dagegen unsinnig. «Der Staat sollte sich da raushalten», sagte Nida-Rümelin. Die Rechtschreibreform «sollte einem eine Warnung sein».
Und das gedacht: Gewiss soll sich der staat aus sprachregelungen raushalten, und es gibt gute gründe dafür, dass er sich auch aus der rechtschreibung raushält (Leiss). Alle, die sich zur zeit in diesem sinn äussern, würden wir gern beim wort nehmen: Wir empfehlen dem staat, d. h. den volkschullehrern, sich bei den schulanfängern, die die substantivgrossschreibung noch nicht kennen, rauszuhalten.
Jürg Niederhauser, Der Bund (Bern), 12. 2. 2001
Die Verlautbarungen einer Gruppe von Gegnern der Neuregelung haben Züge eines Glaubenskrieges angenommen, was weder dem Gegenstand noch der Sache angemessen, noch einer Auseinandersetzung mit dem Gegenstand förderlich ist. Das zeigt sich gerade an diesen Behauptungen, die Neuregelung werde immer weniger angewandt und es herrsche ein Rechtschreibdurcheinander.
Dies gelesen:
Matthias Dräger, www.rechtschreibreform.com, 12. 1. 2001
Sollen wir diesen Schießbudenfiguren einmal zeigen, wer, was die deutsche Sprache angeht, wirklich Herr im Hause ist?
Und das gedacht: Wie ist das mit den «denkmustern» einer unseligen vergangenheit?
Günther Drosdowski, vor ein paar tagen gestorben, "Vernünftiger schreiben", 1974
Wenn man alle vorschläge für die vereinfachung der groß- und kleinschreibung prüft, wenn man unzutreffendes und sekundäres aussondert und alle argumente gewissenhaft gegeneinander abwägt, ist der verzicht auf die großschreibung der substantive die vernünftigste lösung.
dpa, 24. 11. 2000
Zur Erleichterung des Lesens sollte die Schriftsprache nach Ansicht des medizinischen Psychologen Ernst Pöppel so weit wie möglich an die gesprochene Sprache angelehnt werden. Eine Reform der Rechtschreibung, die sich an historischen Gegebenheiten orientiere und nicht an der gesprochenen Sprache, sei «eine Katastrophe».
Jürgen Frielinghaus, autor der «Kaufempfehlungen»
http://www.sprache.org/ Diese Seite ist eine "internetseite zur rechtschreibreform vom "Bund fuer vereinfachte rechtschreibung"", Zürich, Schweiz. Da die bei Ihnen gerade sichtbare Seite [«Kaufempfehlungen für Erzeugnisse in traditioneller Qualitätsrechtschreibung»] aber der Tradition verpflichtet ist, damit die Literatur von Thomas Mann und anderen großen Schriftstellern nicht als Fremdsprache gelesen werden muß, muß ich vor der "reform" der obigen Internetseite warnen.
Peter Gallmann, Tages-Anzeiger, 28. 9. 2000
Klar — ein grosser Wurf war die neue Rechtschreibung nicht. Das wäre sie nur geworden, wenn wir die Grossschreibung der Nomen (Hauptwörter) abgeschafft hätten, also wie im Englischen oder im Französischen nur noch Satzanfänge und wirkliche Eigennamen grossgeschrieben hätten. Die Politiker vor allem Deutschlands fanden in den 90er-Jahren, dass die Kleinschreibung politisch nicht durchsetzbar wäre. Der Lärm, den die jetzige, bescheidenere Reform verursacht hat, hätte aber auch bei Einführung der Kleinschreibung kaum mehr gesteigert werden können. Vielleicht hat die nächste Generation von Politikern mehr Mut — es muss ja nicht noch einmal hundert Jahre dauern bis zur nächsten Anpassung der Rechtschreibung.
Peter Gillies, Die Welt, 24. 4. 1998
Wer die Konfrontation scheut, wird den Konsens nie finden.
Ernst Jandl, gestorben am 9. 6., Die Presse, 6./7. 9. 1997
Ich bin kein Freund dieser neuen sogenannten Rechtschreibung. Man hat da lauter halbe Dinge gemacht. Das Hauptproblem wäre eigentlich die Groß- und Kleinschreibung. Geht man über zu einer gemäßigten Kleinschreibung, ist sowieso klar, daß nicht die Großbuchstaben völlig eliminiert, daß sie aber zurückgedrängt werden.
Sandra Garbers: Generation @ sorgt für Boom auf Kunstmarkt. Die Welt, 30. 5. 2000
Alles Wichtige im Internet beginnt mit einem C […]: Content, Commerce, Community. […] Jetzt scheint sich den magischen IT-Koordinaten ein weiteres C hinzuzugesellen — zumindest, wenn man die Rechtschreibung etwas strapaziert: Cunst.
Noch etwas: cleinschreibung!
Thomas Gottschalk, der am 18. 5. 2000 50 wurde, laut Bild
Das geburtstagskind meint:
Wer mit 50 alles anders machen möchte, gibt zu, dass er bis dahin alles falsch gemacht hat.
Und das andere geburtstagskind meint: Am besten macht man immer alles anders, z. b. in sachen rechtschreibung. (Der redaktor dieser webseiten, der ebenfalls am 18. 5. 2000 50 wurde.)
Dies gelesen:
Allgemeine Zeitung (Main-Rheiner), 1. 5. 2000
Eine offizielle Meinung zur Rechtschreibreform, so Kurtenbach, habe die "Stiftung Lesen" nicht. "Uns ist es wichtig, dass die Menschen überhaupt lesen."
Und das gedacht: … und da ist es egal, wie leicht es ihnen fällt. Vielleicht können wir zur meinungsbildung beitragen: ziele, begründung, aus der sicht des lesers.
Dies gelesen:
Jens Meifert, Kölnische Rundschau, 19. 4. 2000
Gruppen wie der "Bund für vereinfachte Rechtschreibung" rufen im Internet auch weiterhin zum Widerstand auf, und die Initiative "Wir gegen die Rechtschreibreform" freute sich diebisch, als der Post ein "dass"-Schreibfehler auf der Albert-Schweitzer-Briefmarke unterlief.
Und das gedacht: Wir freuen uns manchmal auch diebisch (Fundsachen), aber wir verstehen unseren «widerstand» doch etwas anders als die gruppen mit einem «gegen» im namen. In bezug auf die vermehrte grossschreibung ist es zwar in der tat ein widerstand, aber wir versuchen, das hindernis im vorwärts- und nicht im rückwärtsgang zu überwinden.
Dies gelesen:
Harro Stammerjohann, Neue Zürcher Zeitung, 22. 3. 2000
Was die historisch gewachsenen Orthographien der grossen Kultursprachen anbelangt, sollte man vielleicht die Maxime beherzigen, die da auf EDV-deutsch lautet: Never touch a running system.
Und das gedacht: Hoffen wir, dass der verfasser wenigstens von edv etwas versteht.
Aus dem jahresbericht für 1999
Rechtschreibreform ist eine langstreckendisziplin.
Millenniumsbotschaft des amerikanischen präsidenten Bill Clinton, neujahrsnacht 2000, Washington, D. C.
As we marvel at the changes of the last hundred years, we dream of what changes the next hundred, and the next thousand, will bring. And as powerful as our memories are, our dreams must be even stronger. For when our memories outweigh our dreams, we become old […]. So we […] must not fear change. Instead, let us welcome it, embrace it and create it.
Und so mächtig unsere erinnerungen sind, unsere träume müssen noch stärker sein. Sobald unsere erinnerungen die träume überwiegen, werden wir alt.
Christian Meier, präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Frankfurter Rundschau, 20. 11. 1999
Es gibt viele Gründe, aus denen notwendige Reformen blockiert werden können. Mit Einsicht allein ist in der Regel nicht viel zu wollen. Im Zweifel ist die Beharrungskraft stärker. Selbst akute Mißstände bieten keineswegs immer genügend Ansporn zu eingreifender Verbesserung. Oder diese kommt zu spät und bringt zu wenig.
Vgl. auch Fundsachen.
Aus dem protokoll der gründungsversammlung des BVR am 7. september 1924
Wir haben genug der worte und entschliessen uns zur tat.
Der Bund für vereinfachte rechtschreibung ist 75 jahre alt. Siehe pressemitteilung.
Ernst Pacolt, 1973
Obwohl die schule für die rechtschreibung ein nicht mehr vertretbares mass an zeit und kraft aufwendet, stehen die rechtschreibleistungen dazu in offenem widerspruch.
Wir trauern um prof. Ernst Pacolt, Wien, einen der grössten förderer der rechtschreibreform im zu ende gehenden jahrhundert. Er starb am 11. august kurz vor vollendung seines 87. lebensjahrs.
Ernst Pacolt, 1972
Wer sich mit der entwicklung der deutschen rechtschreibung auseinandersetzt, kann feststellen, dass der reformgedanke so alt wie die rechtschreibung selbst ist.
Dies gelesen:
Johannes Rau, deutscher bundespräsident, Bild, 6. 7. 1999
Von einem bestimmten Alter an beobachtet man manche Dinge mit Interesse, beteiligt sich aber nicht mehr unmittelbar. Das gilt fürs Internet und auch für die Rechtschreibreform.
Und das gedacht: Was hat das mit dem alter zu tun? Das bedürfnis, sich zu informieren, ist so alt wie die menschheit (oder fehlt u. u. ebenso lange), und unser Bund für vereinfachte rechtschreibung ist auch schon älter als der neue deutsche bundespräsident.
age, Stuttgarter Zeitung, 28. 3. 1998
So mancher schreibt nämlich schon heute nach neuen Regeln, ohne es zu ahnen.
Monika Hohlmeier, bayerische kultusministerin, Die Presse, 7. 5. 1999
Wenn die Erwachsenen — wie ich es selbst getan habe — ihre Kinder fragen, ob sie mit den neuen Regeln zurechtkommen, oder wenn sie eines der Bücher in neuer Schreibung in die Hand nehmen, wird von der Aufgeregtheit nicht viel übrig bleiben.
Dies gelesen:
Berliner Morgenpost, 25. 3. 1999
Der Anwalt des jungen Klägers hatte in seinem Plädoyer erklärt, dieser habe in den Schuljahren die alte Schreibweise von Wörtern «auf die mentale Speicherplatte gebannt», was nunmehr «Probleme» schaffe.
Und das gedacht: Was die leute (auch nach noch mehr schuljahren) in wirklichkeit auf die mentale speicherplatte gebannt haben, wird neu in der rubrik Fundsachen gesammelt.
Dies gelesen:
Michael Cerha, Der Standard (Wien), 20. 3. 1999
Wahrscheinlich wird keine demokratische Regierung je wieder an eine Rechtschreibreform auch nur denken. Das ist den zahllosen, in Deutschland immer noch nicht zur Ruhe gekommenen Bürgerinitiativen gegen "das politische Diktat" zu danken.
Und das gedacht: Die bürgerinitiative BVR beugt sich dem politischen diktat der fundamentalistischen totalverweigerer nicht. Aber nächstes mal machen wir es besser. Mehr dazu auf diesen seiten.
Von BVR-mitgliedern bei verschiedenen gelegenheiten zum ausdruck gebrachte meinung über andere reformer innerhalb und ausserhalb des BVR.
"Es gibt im moment in diese mannschaft, oh, einige spieler vergessen ihnen profi was sie sind. Ich lese nicht sehr viele zeitungen, aber ich habe gehört viele situationen: Wir haben nicht offensiv gespielt. In diese spiel es waren zwei, drei oder vier spieler, die waren schwach wie eine flasche leer! Diese spieler beklagen mehr als spielen! Muss respektieren die andere kollegen! Haben viel nette kollegen, stellen sie die kollegen in frage! Haben keinen mut an worten, aber ich weiss, was denken über diese spieler! Ist klar diese wörter, ist möglich verstehen, was ich hab' gesagt? Danke. Ich habe fertig."
Eva-Maria Jakobs, sprachwissenschaftlerin, anlässlich der 21. jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft in Konstanz, Süddeutsche Zeitung, 27./28. 2. 1999
Früher konnte man Jugendliche nicht dazu bewegen, einmal im Jahr eine Karte an die Tante zu schicken. Heute schreiben sie am Computer wie die Weltmeister. […] Die These, daß unsere Jugend nicht mehr schreibt und liest, stimmt nicht mehr.
Frankfurter Rundschau, 30. 12. 1998, schlagzeile
Die Gegner der Rechtschreibreform wittern für 1999 Morgenluft.
«PC-Tip», Zürich, 10/1998, Editorial
Durch die ‹Demokratisierung› der Information mit Hilfe des Webs wird sich mit Sicherheit der Meinungsbildungsprozess in der Öffentlichkeit verändern. Vielleicht wird die Macht von Radio, Fernsehen und den Print-Medien abnehmen, weil diese nicht mehr alleine entscheiden, welche Informationen an die Bevölkerung gelangen. Schliesslich wird bereits mit der Selektion und Aufarbeitung von Nachrichten Politik gemacht.