Wer ist wer in der reformdiskussion? Namen, zitate, anmerkungen.
Duden, Konrad
biografie
geb. , Lackhausen
gest. , Sonnenberg bei Wiesbaden
studium in Bonn: geschichte, germanistik, klassische filologie
1869 gymnasialdirektor: Schleiz (Thüringen)
1872 veröffentlichung: Die deutsche Rechtschreibung. Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichniß mit etymologischen Angaben. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete
Nur als mäßig guter Schüler erweist sich der junge Konrad im Fach Deutsch: "Sein deutscher Stil ist korrekt und zeugt von Nachdenken; die Kenntniß der Litteratur ist befriedigend", heißt es in seinem Abiturzeugnis.
Konrad Dudens pädagogisches bzw. volksaufklärerisches Wirken und seine Arbeit an der einheitlichen, einfachen deutschen Rechtschreibung sind als die zwei Seiten derselben Medaille zu betrachten. […] Wenn überall Normierung erfolgte, wenn eine blühende Zeitungslandschaft im Kaiserreich entstand, wenn sogar transatlantische Kommunikation möglich war, dann musste sich in diesen Trend auch die Rechtschreibung einklinken; man musste sie vereinheitlichen, anstatt länger in kleinlichem Gezänk hinterherzuhinken. […] Das Beherrschen der Schriftsprache dürfe nicht Privileg der höheren Bildungsschicht sein. […] Mithin gingen der didaktische und der funktionale Aspekt Hand in Hand bei seinem großen Werk: Einfach sollte die Rechtschreibung sein, damit jeder sie beherrschte. Einheitlich sollte sie sein, damit im geeinten Deutschen Reich jeder dieselbe Schreibweise praktizierte. Die Schulen gedachte Duden für die Verankerung der neuen Rechtschreibung in der Gesellschaft zu nutzen. Indem sie von den Menschen, die sie im Unterricht erlernt hatten, in höheren Berufen mit reichlich Schriftverkehr angewendet werde, verbreite sie sich allmählich und festige sich mittels optischer Gewöhnung. So setzte sich Schritt für Schritt eine einfache, mit vielen eingedeutschten Fremdwörtern versehene Orthografie durch.
Das Ziel, das Duden damals vorschwebte, war ein doppeltes: Vereinheitlichung und Vereinfachung. Mit Rudolf Raumer befürwortete er die Beseitigung der Inkonsequenzen in der Bezeichnung der Längen und Kürzen und eine weitgehende Eindeutschung geläufiger Fremdwörter. Daneben machte er – das darf auch der heutige Gegner einer solchen Reform nicht verschweigen – kein Hehl daraus, daß er die Kleinschreibung der Substantive als ein zwar im Augenblick noch nicht zu verwirklichendes, aber doch ernsthaft zu verfolgendes Fernziel betrachte.
Wer ist überhaupt dieser Herr Konrad Duden? Irgendein Sesselfurzer! Ich halte mich lieber an Lessing, Lichtenberg, Kleist und Kafka.
Karin Arzberger und Uta Hauft, kurier.at,
Würde Herr Duden im Grab rotieren? Weil exakt 97 Jahre nach seinem Tod heute in Österreich die neue Rechtschreibung in Kraft tritt? Wohl kaum. Konrad Duden war Wegbereiter einer einheitlichen deutschen Schreibung, und die Weiterentwicklung einer solchen mit dem Ziel einer Rechtschreibreform wäre auch in seinem Sinn gewesen. Ob die so ausgefallen wäre, wie sie der internationale Rat für deutsche Rechtschreibung erarbeitete, ist eine andere Frage.
For hundert jaren starb Konrad Duden, ferert als fater der orthografie. Der Mann, dessen Name zum Synonym für buchstäbliche Korrektheit geworden ist, hätte diese Schreibweise nicht als Affront empfunden. Duden war ein Anhänger der "phonetischen Schule", er träumte von einer Schreibung, in der jedem Laut nur ein Buchstabe entspricht und umgekehrt. "Schreib, wie du sprichst" war das Prinzip dieser orthographischen Utopie […].