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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

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politik

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, Neue Zür­cher Zei­tung, , s. 30

In einer Jubiläums­schrift zum Wirken der Akademie für Politi­sche Bildung Tutzing hat der Politik­wissenschafter Heinrich Ober­reuter einmal beklagt, wie wenig eigentlich hoch­gebildete Leute, seien es Pro­fessoren oder andere Bil­dungs­bürger, über die tat­sächliche Funk­tions­weise der Politik im real exis­tieren­den demokratischen Verfassungs­staat wüssten. Auch vielen akademi­schen Fach­idioten gilt Parteien­streit als etwas Schlechtes, und Kompromisse erscheinen ihnen prin­zipiell als faul.

Peter Eisenberg, Sprach­nachrichten, 1. 2014

Die sog. Orthographiereform war nicht von der Sache her, sie war politisch motiviert.

Peter Gall­mann, Basler Zeitung, 20. 7. 2005

Politiker, die sich wichtig machen, und selbst­ernannte Retter der Sprache, die kaum Ahnung haben - sie hatten ihren Einfluss auf die Reform.

Gerd Simon, Der Spiegel, 18. 8. 1997, leser­brief

Der eigentliche Skandal liegt darin, daß die deutsche Recht­schreibung zwar von Wis­sen­schaftlern ent­wickelt wurde, die weiter­hin Wert darauf legen, als Wis­sen­schaftler angesehen zu werden, daß diese aber – wie weiland die Re­former von 1903 – im Ansatz darauf ver­zichten, die Reform mit den Mitteln der Wissen­schaft anzupacken. Sie gingen von vorn­herein politisch vor, stellten, noch bevor sie mit den Kultus­ministern sprachen, Über­legungen im Sinne der Durch­setzbarkeit an und begaben sich so wehrlos auf das Feld von Di­lettanten (Kultus­ministern) und Einzel­interessen (Schulbuch­verlagen).

Bettina Bäumlis­berger, Focus Magazin, 25. 7. 2005

[…] CDU-Matador Wulff […] lässt sei­nem Unmut […] freien Lauf. Es sei ein „großer Fehler“ gewesen, „dass die Politik sich dieses Themas überhaupt an­genommen hat. Sie hat da keine Kompetenz“, reflektiert er selbstkri­tisch.

Jan Fleischhauer und Christoph Schmitz, Der Spiegel, 2. 1. 2006

Mit der Rechtschreib­reform hat die Po­litik […] sich eines Bereichs bemächtigt, für den sie gar nicht zuständig ist.

"Die Politik hätte sich nie an der Sprache ver­greifen dürfen", sagt er [Hans Ze­hetmair] heute, er begreift seine Korrek­tur­arbeit auch als Wieder­gutmachung.

Norbert Lammert, Bundestags­präsident, CDU, Neues Deutsch­land, 4. 3. 2006

Schon vor Beginn dieser jahrelangen quälenden Debatte habe man wissen können, dass die Sprache eines Volkes, eines Landes und folgerichtig auch deren Schreibung sich schlechterdings politi­schen Kommandos entzieht.

Annette Schavan, Welt am Sonntag, 8. 8. 2004

Es kann nicht sein, dass die Politik ent­scheidet, wie etwas geschrieben wird.

Es kann sein, dass es sich um ein schwarz­peter­spiel handelt: zuständigkeit.

Heike Schmoll, Frankfurter All­gemeine Zeitung, 11. 12. 2010

Zehetmair weiß, dass es ein Fehler der Politiker war, sich in die Recht­schreibung ein­zumischen.

Dass die Politik das Thema an sich ge­zogen hat, das sollte sich aber nie mehr wiederholen. Das ist nicht Aufgabe der Politik, und dafür ist sie auch nicht kompetent.

, Saar­brücker Zeitung,

Das böse Possentheater um die Recht­schreib-Reform, die vielen Kennern der deutschen Sprache nicht weit genug geht und schon in ihrer Be­scheidenheit Stürme des Protests […] hervor­gerufen hat, legt einen Befund offen: Die Politik kann mit dem höchsten Kulturgut einer Nation, der eigenen Sprache, nicht an­gemessen umgehen. Minister­prä­siden­ten und Kultus­minister, die Regierungen von Bund und Ländern haben sich eher unwillig ei­ner Pflichtübung unterzogen, als sie die Reform der Recht­schreibung in Auftrag gegeben haben.

Das Klagen über das ver­meintliche Ver­sagen der Politik deutet un­absicht­lich an, sie sei an etwas Mächtige­rem ge­scheitert, entweder an Problemen oder an Gegen­kräften. Träfe das erstere zu — solches wird zum Beispiel mit Blick auf die Globalisie­rung angenom­men —, müßte be­fürchtet werden, daß auch an­dere Gruppen an diesen Problemen scheitern würden, daß also diese Prob­leme "unlösbar" seien. Meistens geht es jedoch um kleinere Aufgaben, etwa um eine Steuer­reform oder um eine Recht­schreib­reform, für die Lösungen in der einen oder anderen Richtung denkbar wären. In diesen Fällen schei­tert die Politik nicht an der Aufgabe schlechthin, sondern offen­kundig an Gegen­kräften, die demnach stärker sind als die Politik.

, Neue Zürcher Zeitung,

Nach meiner Erfahrung ist die Band­breite der Meinungen zu wichtigen Themen […] bei akademisch Gebildeten relativ klein. Politiker bilden über Partei­grenzen hinweg und trotz teilweise an­tago­nistischer Rhetorik eine Status­ge­meinschaft. Das ist menschlich, zu­mal ins­besondere repräsen­tative Syste­me das Abheben fördern. Deshalb braucht es die Irritation durch andere Milieus. Die Politik und die Verwaltung müssen sich an Gegen­meinungen reiben. Das ist unbequem, aber nötig.