Hans Magnus Enzensberger, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Dieser Klüngel, die Ku-Mi-Ko, ist kein Verfassungsorgan. Sie hat uns nichts zu sagen.
Uns nicht. Aber den schülern.
Wer ist wer in der reformdiskussion? Institutionen, zitate, anmerkungen.
Die kmk ist ein zusammenschluss der für bildung und erziehung, hochschulen und forschung sowie kulturelle angelegenheiten zuständigen minister bzw. senatoren der länder. Sie behandelt «Angelegenheiten der Bildungspolitik, der Hochschul- und Forschungspolitik sowie der Kulturpolitik von überregionaler Bedeutung mit dem Ziel einer gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung und der Vertretung gemeinsamer Anliegen».
Hans Magnus Enzensberger, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Dieser Klüngel, die Ku-Mi-Ko, ist kein Verfassungsorgan. Sie hat uns nichts zu sagen.
Uns nicht. Aber den schülern.
Konrad Adam, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Die Kläger und Demonstranten haben sich kein zufälliges oder willkürliches Ziel gewählt, als sie gegen die Kultusminister loslegten. Denn deren Bilanz ist, bei manchen Unterschieden von Land zu Land, aufs Ganze gesehen kläglich. Und zu dieser Bilanz gehört eben nicht nur all das Überflüssige, was sie getan, sondern auch das Notwendige, das sie verkorkst und unterlassen haben. Erst wenn man beides, die läppischen Aktivitäten und die ärgerliche Untätigkeit, zusammennimmt, versteht man die Wut der Menschen und ihre Lust, in der amtlichen Clownerie auch selbst als Clowns mitzuspielen und den Politikern die Zunge zu zeigen.
Sabine Etzold, Die Zeit,
Der Ruf des Gremiums ist heute, fünfzig Jahre nach seiner Gründung, ruiniert. Schon vor zehn Jahren fand der damalige Bundesbildungsminister Jürgen Möllemann, die KMK bewege sich mit der Geschwindigkeit einer griechischen Landschildkröte. Unlängst bezeichnete Bundeskanzler Helmut Kohl die Dauerkonferenz als "reaktionärste Einrichtung der Bundesrepublik". Im Vergleich zu ihr sei der Vatikan "weltoffen".
Konrad Adam, Die Welt,
Sie ist eine Behörde besonderer Art: eine, die Vielfalt sagt und Einfalt schafft. Was sie an Reformen hervorbringt, zerfällt grob gesprochen in zwei Klassen: in die einen, die niemand kennt — die sogenannten EPA's etwa, die Einheitlichen Prüfungsanforderungen für das Abitur —[,] und in die anderen, die niemand braucht — so die Rechtschreibreform, das jüngste Meisterstück dieser erwählten Runde.
Münchner Merkur,
Der Anstoß zur Auflösung der KMK mit dem Ziel einer Reform kommt vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Der CDU-Politiker steht mit dem Gremium auf Kriegsfuß: "Ich bin fassungslos, in welcher Art und Weise die KMK jeden Versuch bekämpft, zu einer Korrektur der missratenen Rechtschreibreform zum kommen. Das ist an Borniertheit und Abgehobenheit nicht mehr zu überbieten", sagte Wulff jüngst und erklärte, "ganz unabhängig vom Ringen um die Rechtschreibreform" denke er über einen Ausstieg aus der KMK nach.
Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung,
Von allen Seiten angegriffen […], erklärte Christian Wulff, er erlebe seit Wochen, wie der Bund sich immer weiter in Entscheidungen vordränge, die eigentlich Sache der Länder seien. Selbstverständlich lässt sich seine Drohung, die Konferenz der Kultusminister zu verlassen, als Reaktion auf einen immer stärker werdenden Zentralismus in der Bildungspolitik verstehen: Die unsägliche Rechtschreibreform steht dafür ebenso wie die allgemeine Durchsetzung von Bachelor und Magister […] oder der Juniorprofessor […].
Burkhard Müller-Ullrich, Deutschlandfunk,
Möglich wurde das durch ein Volksnarkotikum namens Kultusministerkonferenz, und wenn es irgendwie mit rechten Dingen zuginge, dann hätte sich bereits vor langer Zeit der Erdboden auftun und eine so nichtsnutzige Organisation verschlingen müssen. Freilich, es ist nicht nur die Organisation als solche, die Kultusminister selbst sind es, die abgeschafft gehören.
Erich Thies, generalsekretär a. D. der kmk
Hans Joachim Meyer, 1990 bis 2002 sächsischer staatsminister für wissenschaft und kunst
Robert Leicht, Die Zeit,
Die Kultusministerkonferenz […] kann nur einstimmig Beschlüsse fassen - denn formell muß es ja bei der Selbständigkeit der Länder bleiben. Also muß man sich so lange koordinieren, daß jeder Kultusminister gerade noch behaupten kann: Genauso hätte ich gehandelt, wenn ich souverän entschieden hätte. Die Folge dieses Systems liegt auf der Hand: Entweder tun alle dasselbe - oder niemand tut irgend etwas. […] Der Kultusminister jedes noch so kleinen Bundeslandes hat eine Sperrminorität.
Margarete Limberg, Deutschlandradio,
Das Trauerspiel um die Rechtschreibreform handelt nicht nur von der Erfindung sonderbarer sprachlicher Absurditäten, sondern mindestens ebenso vom Versagen der Politik, namentlich der Kultusministerkonferenz, kurz KMK. Einige in ihren Reihen sind reichlich spät zu der Erkenntnis gelangt, dass man dergleichen besser nicht noch einmal versucht und besser von vornherein die Hände von diesem Sujet gelassen hätte. […] Halbherzigkeit prägte das Verhalten der Kultusminister, stets noch das beste Rezept für das Scheitern von Reformen. […] Die Rechtschreibreform ist nicht das einzige Beispiel für einen falsch verstandenen Föderalismus, der klare und eindeutige Entscheidungen verhindert. Wer die Geschichte dieser Reform verfolgt hat, kann nur mit einigem Bangen auf die Föderalismusreform blicken, die den Ländern im Bildungsbereich noch mehr Kompetenzen zuordnen will. […] Wer garantiert, dass die Kultusministerkonferenz nicht zum Schlachtfeld bildungspolitischer Ideologen wird? Das Einstimmigkeitsprinzip bleibt, und damit ist garantiert, dass der kleinste gemeinsame Nenner auch künftig die Richtschnur sein wird.
Das einstimmigkeitsprinzip ist gut, wenn man den status quo erhalten will, aber demokratisch ist es nicht. Schon deshalb wäre es eigentlich zu begrüssen, wenn die kmk «von vornherein die Hände von diesem Sujet gelassen hätte». Aber dann wirklich von vornherein! Also kein beschluss von 1955 (bzw. 1892 in der Schweiz). Also keine amtliche rechtschreibung.