Vom 22. bis 24. November 1994 treffen sich Wissenschaftlerinnen, Fach-Beamte und Verbände zur Wiener Orthographiekonferenz. Sie empfehlen eine umfassende Rechtschreibreform.
«Umfassend» – na ja …
Vom 22. bis 24. November 1994 treffen sich Wissenschaftlerinnen, Fach-Beamte und Verbände zur Wiener Orthographiekonferenz. Sie empfehlen eine umfassende Rechtschreibreform.
«Umfassend» – na ja …
Wenn auch Sie zum Schluss kommen, dass die von uns aufgezeigte Vorgehensweise geeignet sein könnte, uns allen endlich wieder zu einer einheitlichen und sprachrichtigen deutschen Rechtschreibung zu verhelfen, und dass sie jedenfalls den Versuch wert ist, so verbreiten Sie bitte unser Manifest unter Ihren Freunden und Bekannten, in Ihrem Betrieb, an Ihrer Schule, unter den Mitgliedern Ihrer Vereinigung oder Ihres Verbandes, zitieren Sie es, stellen Sie es ins Netz, oder helfen Sie auf andere Weise mit, es bekanntzumachen und in die Tat umzusetzen!
Machen wir! Weil wir zu einem anderen schluss kommen: stellungnahme.
Heute kann man an der angewendeten Rechtschreibung häufig das Alter des Schreibenden erkennen. Wird „Schloß“ statt „Schloss“ verwendet, hat der Schreibende wohl seine Schulausbildung vor 1998 beendet. Auch der Rechtschreibtäter, der in Maikammer den Hinweis „Schritttempo“ mit einem X auf dem dritten t versehen hat, dürfte älter als 45 Jahre alt sein.
Fehler müssen künftig in allen Fächern berücksichtigt werden. Dem zugrunde liegt ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts – doch viele Lehrer sind damit nicht einverstanden.
Wenn der Duden seine Kommaregeln anpasst, wird es nicht zwingend einfacher.
Wühlt man sich durch die Reformen der letzten Jahrzehnte, so stellt man fest, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung den Apostroph bei Konstruktionen, die als Eigennamen gedacht sind, schon Mitte der 1990er-Jahre erlaubt hat. Man wollte damit den Eigennamen sichern, der bei einem Verzicht häufig mehrdeutig wird. Als Beispiel firmiert seit 1996 im Regelwerk Carlo’s Taverne, die ohne Apostroph auch einem Carlos gehören könnte.
Nein, Carlos Taverne ohne apostrof konnte nicht einem Carlos gehören; für ihn (und für Hans Sachs’ gedichte) gab es schon immer den apostrof nach dem s (und nach z und x).
Manchmal werden orthografische Lockerungen auch rückgängig gemacht, weil sie einfach keiner will.
Keiner? Wen hat man denn gefragt? Die 7-jährigen, für die die schulrechtschreibung in erster linie da ist? Hat man einen weg gefunden, ihnen eine kannregel beizubringen?
Die Regelungen des Rats sind für offizielle Institutionen und Einrichtungen wie Behörden oder Schulen bindend, auch in der Schweiz Verlage und Zeitungen folgen den Bestimmungen meistens. Für Privatpersonen und Unternehmen sind sie natürlich nicht bindend – was auch die neue kulante Genitivregel erklärt. Man kann «Hilda’s Hundesalon» schlecht zwingen, den Apostroph zu unterlassen; es ist Hildas (Obacht: hier nicht Hilda’s!) private Entscheidung, wie sie ihr Geschäft nennt.
Die regelungen sind für schüler bindend. Also für grundschüler, die während der unterrichtszeit eine firma gründen. Dass sie sonst für niemanden bindend sind, erklärt die kulanz eben nicht. Man muss nicht etwas erlauben, was man nicht verbieten kann. Ein anderes beispiel: Zwei drittel wissen nicht, wie man wörter wie Rhythmus schreibt. Man kann sie anscheinend nicht zwingen, die wörter richtig zu schreiben. Welche kulanten schreibungen sind dafür vorgesehen?
Ist ja klar, sagten sich diese Sprachpuristen, als letzte Woche der österreichische «Standard» in einer Glosse behauptete, der Rat für deutsche Rechtschreibung erlaube in seinem am 1.7. in Kraft getretenen neuen Regelwerk offiziell das Apostroph bei Eigennamen, etwa von Lokalen und Institutionen wie Karl's Kühne Gassenschau oder Frida's Coiffeursalon: Wo genügend Deppen sind, die sich über Grammatikregeln selbstbewusst hinwegsetzen, da findet sich irgendwann auch ein gesellschaftlicher Konsens für sprachliche Entgleisungen. Nun wendet sich dieser Orkan gegen die Sprachpuristen selbst. Denn die harmlose Glosse, auf die es gleich mehrere nachfolgende Medienberichte gab, sagt mehr über die Ignoranz der Kulturelite aus als über die vielen Karls und Fridas, die bis zum heutigen Tag im Unglauben darüber gelassen wurden, dass ihnen die Gralshüter der deutschen Rechtschreibung schon seit Jahrzehnten die Absolution für ihr Apostroph gegeben haben.
Warum aber nun ein Einknicken, da’s ja die Zahl der erlaubten Schreibwei’sen nur erhöht und somit alle’s komplizierter macht – wa’s doch gerade durch die Recht’schreibreform bekämpft werden sollte?
Komplizierter wegen zusätzlich erlaubter schreibweisen: die übliche abneigung der deutschen gegenüber der freiheit.
Denn obwohl es eigentlich „Ritas Blumenladen“ und „Haralds Kneipe“ heißen müsste, gibt es eine neue Regelung. Der sogenannte Deppen-Apostroph wurde nun offiziell in die deutsche Rechtschreibung aufgenommen. Nach einer Entscheidung des Rats für deutsche Rechtschreibung darf der Apostroph ab sofort zur Abgrenzung des Genitivs bei Eigennamen verwendet werden, wenn es sich etwa um Firmennamen oder ähnliche Konstruktionen handelt.
Willi’s Würstchenbude steht schon seit 2006 (nicht überaus auffällig) im duden.
Der Rechtschreibrat, beim Gendern mit Sonderzeichen seit Jahren zurückhaltend, hat ein Machtwort gesprochen. […] Beim sogenannten Deppenapostrophen kam das Gremium jetzt aber zu einem Urteil! Man könnte sagen: Der Klügere gibt nach. Alle "Schurli's Bierstüberl" und "Monika's Haarsalon" dürfen sich jetzt freuen: Sie sind fürs Sprachgefühl seit diesem Freitag zwar immer noch auf der an sich falschen, aber neuerdings sicheren Seite.
Der Österreichische Bundesverlag (öbv), in dem das Österreichische Wörterbuch erscheint, gibt einen Überblick über die neuen Rechtschreibregeln. Die wichtigsten Neuerungen betreffen Anglizismen, Beistrichsetzung, Genitiv-Apostroph und die Schreibung mit ph bzw. f. […] Die neuen Regeln treten im Herbst 2025 in Kraft; ab dann löuft eine Übergangsfrist von zwei Jahren.
Der Rechtschreibrat will mit einer ganzen Reihe von neuen Regeln Klarheit bei der Schreibung schaffen. Im Fokus stehen aktuell ausgerechnet aus dem Englischen übernommene Wörter […]. Dabei geht es etwa darum, ob die eingedeutschten Wörter groß oder klein, getrennt, zusammen oder mit Bindestrich geschrieben werden. Für das Arbeiten von zu Hause gestattet der Rechtschreibrat demnach die Schreibung „Homeoffice“ und „Home-Office“. Englische Verben erhalten grundsätzlich deutsche Flexionsendungen.
„Jacqueline‘s Haarsalon“, „Leo‘s Leberkäse“ und „Rudi‘s Würstelstand“ sind plötzlich richtig. Eine ganze Scherzkategorie muss umdenken.
Am 27. September 1998 entschied das Volk per Volksentscheid, die alte Rechtschreibung beizubehalten. Ganz Deutschland diskutierte über die Rechtschreibreform. Doch die Schleswig-Holsteiner entschieden: „Nö, wir bleiben bei dem, was wir kennen!“ Doch kaum ein Jahr später machte der Landtag dem Wunsch des Volkes einen Strich durch die Rechnung.
«Wir bleiben bei dem, was wir kennen» – glaub(t)en die schleswig-holsteiner ernsthaft, dass sie die (alte) rechtschreibung besser kennen als andere? stichwort schreiben
Beim alljährlichen Postkartenschreiben auf alljährliches Problem gestossen: h oder nicht h? Und wenn h, wo h? Anders gefragt: Schreibt sich die Nudel, deren Orthografie sich partout nicht memorieren lassen will, nun Spaggetti, Spaghetti oder doch Spagetthi?
Oder spagetti.
Der Rechtschreib-Duden, das meist gekaufte Wörterbuch im deutschen Sprachraum, sozusagen ein Sprachinfluencer, erschien im August 2024 in 29. Auflage (Erstauflage 1880) sowie online. Laut Titelblatt handelt es sich um eine „völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage“.
Und doch gerät man ins Staunen, was bis anhin noch im Duden stand: «Tunfisch» erlaubte er uns etwa ganz offiziell zu schreiben sowie «Majonäse» oder «Jogurt». Die Empfehlungen über die veränderten Schreibweisen kommen vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Die Entscheidung, welche Wörter als neu oder eben als veraltet anzusehen sind, trifft jedoch die Dudenredaktion für sich.
An diesem Dienstag erscheint der neue Duden – Chefredaktorin Kathrin Kunkel-Razum sagt, welche Wörter sie besonders gerne mag.
Die letzte Druckausgabe des Amtlichen Regelwerks datiert aus dem Jahr 2006. In beiden Teilen – Regelteil und Wörterverzeichnis – waren folglich grundlegende Aktualisierungen erforderlich.
Das nach seinem Namensgeber Konrad Duden benannte Nachschlagewerk galt jahrzehntelang als verbindlich. Durch die Rechtschreibreform von 1996 wurde das Monopol gebrochen. Maßgebende Instanz ist der Rat für deutsche Rechtschreibung, der das "amtliche Regelwerk" herausgibt.
Formulierungen wie „von der AfD gewählte FDP-Ministerpräsident*innen“ entsprechen auch zukünftig nicht der amtlichen Rechtschreibung – genau wie bisher. Der Rechtschreibrat hat prinzipielle Einwände gegen diese Formen und sorgt sich auch um die Verständlichkeit und Erlernbarkeit der Sprache. Es gibt dazu aktuell keine neue Entscheidung. Seine Beschlüsse hat der Rechtschreibrat ausdrücklich als vorläufig gekennzeichnet und sich in der Frage, ob Schulen solche Formen tolerieren dürfen, für nicht zuständig erklärt.
Während Deutschlands Schülerinnen und Schüler in die Ferien gehen, sind wieder einmal neue Rechtschreibregeln in Kraft getreten. Wobei neue Regeln den Kern der Änderungen nicht ganz trifft, vielmehr werden einige Schreibweisen, die einige Zeit auch zulässig waren, nun wieder ausgemistet.
Die "Jogurt"-Hersteller aus dem bayerischen Andechs verteidigen dennoch ihre Variante: Das Schriftbild ohne "h" sei besser erkennbar und erscheine als klarer, es komme auch dem Ursprung des Wortes, dem türkischen yoğurt (gegorene Milch), näher. Aus Gründen der "Ursprünglichkeit" sei die Präferenz für diese Form der Schreibweise entstanden. Dabei soll es dort bleiben, sagt Irmgard Strobl, Leitung Produktentwicklung und Marketing: "Wir leben vom Weglassen und nicht vom Zusetzen – getreu unserem Credo 'Natürliches natürlich belassen'. Deshalb benötigen wir auch kein 'h'."
Josef Lange, der Vorsitzende des Rats der deutschen Rechtschreibung, hatte es im Interview mit der Schwäbischen Zeitung angedeutet: Ab Juli 2024 könnte sich bei der offiziellen Schreibweise mancher Wörter und Satzkonstruktionen etwas ändern. Jetzt ist es amtlich. Der Rechtschreibrat hat Gendersternchen an Schulen und Verwaltung eine Absage erteilt. Außerdem kehrt das „h“ zurück in manche Begriffe.
Karina Frick ist Sprachwissenschaftlerin und vertritt Liechtenstein in diesem Gremium. […] Dass die Gross- und Kleinschreibung abgeschafft wird, ist hingegen sehr unwahrscheinlich – mit diesem Anliegen waren bereits die Gebrüder Grimm nicht erfolgreich.
Es handelt sich bei den Eindeutschungen zum Teil um Relikte der Rechtschreibreform von 1996, die 1998 in Kraft trat. Solche Eindeutschungen folgten dem lange von Rechtschreibtheoretikern vertretenen Dogma, dass Schrift gegenüber der gesprochenen Sprache zweitrangig und nachgeordnet sei und die ideale Orthographie deshalb die Aussprache quasi 1:1 abbilden müsse. Davon hat sich die Linguistik mittlerweile weitgehend verabschiedet und den Eigenwert der Schriftsprache erkannt. Die Reformschreibweisen hatten sich ohnehin nie durchgesetzt. Der Rechtschreibrat beerdigt sie nun.
Vor 300 Jahren wurde Friedrich Gottlieb Klopstock geboren. Gefeiert wird er für seine Poesie. Vergessen sind dagegen Klopstocks Vorschläge für eine radikal neue Orthografie.
Wer gröhlen statt grölen schreibt, hat wohl zumindest in der Schulzeit damit recht gehabt. […] zur Ehrenrettung jener Generationen, die etwa Mitte der 1970er bis Mitte der 1990er ihren Deutschunterricht in der Schule hatten: Das „Österreichische Wörterbuch“ führte in den Auflagen aus dieser Zeit mit „gröhlen, grölen: dumpf schreiend singen“ beide Varianten an […].
Der Apostroph hat ausreichend die Gemüter erregt: Daher sollte man ihn endlich abschaffen. […] An welcher Stelle würde er uns schon fehlen? In „Auf gehts“ doch nicht?
Eine Besonderheit ist die Großschreibung der Nomina. Sie ist allerdings ausgesprochen leserfreundlich.
Der für Desinformation bekannte Youtuber Alexander Raue verdreht eine Änderung für Schulen in Schleswig-Holstein: Er behauptet, dort sei die Rechtschreibung abgeschafft worden. Das stimmt nicht. […] Geändert werden soll lediglich, wie dort in Schulen Rechtschreibfehler gezählt werden.
Der Erfahrung von Sprachwissenschaftler und Didaktik-Professor Michael Rödel nach ist es Schülerinnen und Schülern sehr wichtig, richtig zu schreiben. Diese Motivation solle man ihnen nicht nehmen, etwa indem man das Lehren von Orthografie mit zu vielen Regeln überfrachte. Also war die Idee mit der Vereinfachung der Rechtschreibung Mitte der Neunziger am Ende doch nicht so schlecht? In jener Zeit sollte die große Rechtschreibreform von 1996 das undurchsichtige Regelwerk entwirren.
Erinnern Sie sich an die Rechtschreibreform-Debatten vor über 20 Jahren? Ein von Intellektuellen und Hobby-Besserwissern hoch emotional geführter Kulturkampf ging ihr voraus. […] Stand heute? […] Die Rechtschreibreform ist Normalität. Den gleichen Stuss hören/lesen heute Expert*innen und Befürwortende der inklusiven Sprache.
Gender-Gegner stützen ihre Verbote bislang auf die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung. Wie lange noch? Warum das Gremium bald zu ganz anderen Schlüssen kommen könnte. […] Von Konsens kann keine Rede sein beim Thema Gendern.
Mit größtem Unverständnis reagiert der Deutsche Philologenverband (DPhV) daher auf das Infragestellen der Bedeutung der deutschen Rechtschreibung und ihrer souveränen Beherrschung, vermittelt durch den Schulunterricht.
Mit der neuen deutschen Rechtschreibung wollte man orthographischen Ausnahmen beikommen, was allerdings nur — wie sonst? — ausnahmsweise gelang. Zu diesen raren Glückstreffern der Reformer zählten die neuen Regeln für die Zusammenschreibung mitnichten.
Rechtschreibreform, aber zu Hause und in den Bibliotheken noch Bücher mit der alten Schreibweise.
Doch was nutzt kreatives Schreiben in der Primarstufe, wenn auch noch so wohlmeinende Lehrer und Mitglieder der Sprachgemeinschaft die Texte nicht verstehen, weil die Laut-Buchstaben-Zuordnung nicht stimmt und jedes Wort zu einem Rätsel wird?
Dass die laut-buchstaben-zuordnung stimmt, ist eines der ziele unserer reformbestrebungen,
Die Bildungspolitiker haben viel dafür getan, die Bedeutung der Rechtschreibung zu relativieren. Durch die Rechtschreibreform als autoritäre Setzung und nicht als Nachvollzug sprachlicher Entwicklungen ist die Einheitlichkeit der Schreibung massiv geschwächt worden. Sichere Schreiber wurden verunsichert.
Schon jetzt können, da bin ich mir sicher, zahlreiche Arbeitgeber und Uniprofessoren nur entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie die Bewerbungsunterlagen, E-Mails oder Aufsätze der heutigen Abiturienten lesen. Die Rechtschreibungs- und Kommakompetenz von vielen Studienanfängern ist inzwischen zu großen Teilen auf einem derart schlechten Niveau, dass man sich kaum ausmalen mag, was noch kommt, sollten nun die Regelungen weiter aufgeweicht werden. Besonders beunruhigend ist aber, dass sich keiner der Verantwortlichen so recht daran zu stören scheint.
Besonders beunruhigend ist, dass sich keiner der verantwortlichen so recht an den unnötigen schwierigkeiten der rechtschreibung zu stören scheint.
In Schleswig-Holstein führen Fehler in Aufsätzen nicht mehr zu schlechteren Noten. Baden-Württembergs Ministerpräsident hält Rechtschreibung gar für überflüssig. Auch hier stellt sich die Politik gegen die Mehrheit – mit fatalen Folgen. Das Muster kennt man von anderswo. […] Das politische Muster, mit dem die Reform von 1996 über uns kam, obwohl sie kaum jemand wollte […], hat sich seitdem mehrfach wiederholt. Nicht nur mit Eingriffen in Sprache und Unterricht […]. Sondern auch bei den Coronamaßnahmen, bei der „Energiewende“, bei der Privatisierung staatlicher Aufgaben und bei der schleichenden Zerstörung der Bundeswehr.
Da die anregungen zur reform nicht zuletzt aus der Schweiz kamen, tut es uns sehr leid, dass wir die bundeswehr zerstört haben.
Entgegen allen Klischeevorstellungen über eine angeborene Obrigkeitstreue des deutschen Normalbürgers gab es öffentlichen Widerstand, der auch nach zehn Jahren 'Rechtschreibreform' nicht abebben wollte und zur Bedrohung für die KMK wurde. Die Einrichtung des Rates war eine Notmaßnahme, die das ändern sollte.
Der ehemalige Trigema-Chef, Wolfgang Grupp, sorgt mit seinen Aussagen immer wieder für Aufsehen. […] Jetzt wetterte der vermögende Unternehmer gegen eine neue Rechtschreibreform an deutschen Schulen. […] In Schleswig-Holstein ist für Schüler ab kommendem Schuljahr im Deutsch-Unterricht nicht mehr die Anzahl der Rechtschreibfehler entscheidend. […] Die Rechtschreibreform dürfte viele Schüler in Schleswig-Holstein freuen. Unternehmer Grupp hingegen hat dafür scheinbar wenig Verständnis. „Wir dürfen uns nicht beschweren, dass folgende Generationen keine Leistung mehr bringen wollen, wenn wir sogar schon bei der Rechtschreibung nachgeben“, polterte der 82-Jährige bei Bild.de.
Eine rechtschreibreform ändert die rechtschreibung, nicht den umgang damit.
Sollte Rechtschreibung in der Schule nicht mehr bewertet werden? Anzahl der Stimmen: 6054. Ja 10%. Nein 90%
Im Bundesland Schleswig-Holstein ist die Anzahl Schreibfehler in einer Deutsch-Prüfung nicht mehr entscheidend für die Note. Der Entscheid sorgt für Kritik. […] Blick hat beim Schweizer Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer (LCH) nachgefragt, ob auch hierzulande ähnliche Ideen verfolgt werden. Dr. Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogik beim Dachverband, betont: «Im Unterschied zu manchen deutschen Bundesländern gibt es in der Deutschschweiz keinen strikten Fehlerquotienten für Prüfungen.
Fosfor, Kautsch, Plato, Ragu, Tese, Träner: 1944 wollte der Nazi-Bildungsminister Bernhard Rust eine Rechtschreibrefom durchsetzen. Die Wissenschaftler, die ihn beraten hatten, machten nach dem Krieg weiter. Diese Vorgeschichte wurde bei der Reform 1996 gerne verschwiegen.
Die deutschen nerven wieder mit ihrer vergangenheit. Siehe stellungnahmen von 2000 und 2018.
Die dänische Rechtschreibreform hatte sich da einst weit weniger verausgabt und wurde gemocht.
Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache verabschiedet sich von seinem langjährigen ehemaligen Mitarbeiter Dr. Klaus Heller. Es verliert mit ihm einen engagierten Vertreter wissenschaftlicher Forschung zum Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache, einen „Pionier aktueller Orthografie“ sowie einen allseits geschätzten Kollegen.
“Allo stesso modo – ha proseguito il presidente altoatesino – è stato tolto il termine ‘spagetti’, perché fino a questa decisione in tedesco erano possibili entrambe le forme, con la ‘h’ e senza. Ora, l’unico termine corretto, anche in tedesco, come in italiano, è ‘spaghetti’”.
Hierzulande werden Apostrophe in Genitivkonstruktionen wie „Jaqueline’s Nähstübchen“ […] als negatives Distinktionsmerkmal angesehen […], obwohl sie seit der Rechtschreibreform 1996 erlaubt sind und auch Thomas Mann und Georg Büchner („Danton’s Tod) noch so schrieben. […] In den USA diskutieren Grammatiker jetzt die Frage, ob im Titel des neuen Albums von Taylor Swift „The Tortured Poets Department“ nicht ein Apostroph fehlt. Und wenn ja: Wo?
Der verbreitete Übereifer, zu trennen, was zusammengehört, findet Nahrung vorne im Duden «Rechtschreibung» (27. Auflage, S. 49): «Bei Verbindungen mit Verben ist die Getrenntschreibung grundsätzlich der Normalfall.» […] Ich bin mit meiner genau entgegengesetzten «Pilzregel» bisher besser gefahren: getrennte Reformschreibung nur dort anwenden, wo man sie genau kennt.
Entscheidungen nur aufgrund genauer kenntnis – eine gute idee, aber verbreitet war das wohl noch nie. Und dann noch genaue kenntnis des zustands vor einer generation?
Nun zeigen SonntagsBlick-Recherchen: Bern stimmte im Rechtschreibrat gegen das genderneutrale Symbol mitten im Wort […].
Der Rechtschreib-Duden war jahrzehntelang ein Spiegelbild des allgemeinen Sprachgebrauchs und zugleich die anerkannte Autorität in Sachen richtiger Schreibung. […] Seit seiner 21. Auflage hat er sich von dieser wissenschaftlichen Tradition verabschiedet.
Seit der Rechtschreibreform ist ein amtliches Regelwerk in Kraft, das der Bund und die Länder für Schulen, Verwaltung und Rechtspflege jeweils gesetzlich verbindlich eingeführt haben.
Die Dudenredaktion wurde vom Rat für deutsche Rechtschreibung abgelöst: Der Dudenverlag macht die Rechtschreibregeln nicht mehr – heute dokumentiert er sie.
Der duden hat nie «die Rechtschreibregeln gemacht». Das war immer der staat, der (nur in Deutschland) 1950/1955 in erwartung einer unmittelbar bevorstehenden reform den duden für zweifelsfälle innerhalb der staatlichen regelung für massgebend erklärte. Der rechtschreibrat hat niemanden abgelöst; er hat die aufgabe, die politiker zu beraten, zusätzlich zu orakel, horoskop und Bild-zeitung.
Sprache kommt von sprechen, nicht von schreiben. Das haben schon die unseligen Väterinnen und Väter, die uns die Rechtschreibreform eingebrockt haben, nicht verstanden.