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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

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Lesen und ortografie

, Frank­furter All­gemeine Zeitung,

Unterschiedliche Denkweisen und Strategien ergeben sich auch aus den Vorstellungen von den Adressaten ihrer Arbeit: Die auf Reform erpichten Linguisten denken an (oder für) die Schreiber — und zwar an die unsicheren Schreiber, die Anfänger und schwer Belehrbaren. Sie wollen also auch Anwälte sein. Dagegen wenden sich die schreibenden Journalisten an die Leser – und zwar an die kundigen Leser. Natürlich sei es richtig, daß man beim Erlernen einer Sprache nicht gleich mit den Ausnahmen anfange; selbstverständlich müsse man den Anfang didaktisch leicht machen. Aber deshalb brauche man doch nicht gleich die Sprache zu ändern, warnen die Journalisten, und der Aachener Linguist Stettner stimmt ihnen mit einem bildkräftigen Vergleich zu: „Wenn jemand Schwierigkeiten mit dem Autofahren hat, wird ja auch nicht gleich die Verkehrsordnung geändert, und auch die Chausseebäume werden nicht gleich gefällt.“

1. Ein interessengegensatz zwischen dem schreiber und dem leser ist ein beliebtes narrativ, wohl basierend auf einem dualismus­denken: Was dem einen nützt, muss dem anderen schaden. Und es wird nicht als widerspruch empfunden, dass der schreiber die interessen des lesers am besten vertritt. Unsere meinung: Eine gute rechtschreibung ist für alle gut, eine schlechte ist für alle schlecht. 2. Die sprache wollen wir nicht ändern. 3. Selbstverständlich werden die verkehrsordnung (ein weiteres menschenwerk) geändert und bäume am strassenrand gefällt (oder die strasse verlegt).

, Die Recht­schreib­reform auf dem Prüfstand, St. Goar , s. 3

Die Orientie­rung an den Be­dürf­nis­sen des Lesers ist der Schlüssel zum Ver­ständnis der Recht­schreibung und zur Beurteilung der Rechtschreib­reform. Jeder von uns liest tausend­mal mehr, als er schreibt.

Einmal ab­gese­hen von der […] sicher nicht der Realität ent­sprechenden Pro­portion 1:1000, zumal bei »jedem«, halte ich diese These für einen fun­damentalen Trug­schluß. Abweichungen von der ver­ordneten ortho­graphischen Norm, seien es Fehler oder Absicht, be­einträchti­gen die Les­barkeit nicht ernsthaft. Sie stören auch kaum. Oft be­merkt sie auch ein die Recht­schreibung im großen und ganzen beherr­schender Leser überhaupt nicht. Die Ortho­graphie muß aber für jeden leicht erlernbar sein, der die zu schreibende Sprache be­herrscht oder erlernt. Sie muß so konstruiert sein, daß jedes durch­schnittlich in­telligente Kind ihre Regeln an der eigenen Sprach­kompetenz zu über­prüfen vermag.

, twitter.com,

Reading is the most fundamental educational necessity. That's why learning to read English should be made much easier than it is. - Why we should con­sider amending the irregular spellings that make it exceptio­nally diffi­cult im­proving­english­spelling.blog­spot.com

Lesekompetenz

Fridolin (Schwanden GL), , zu einer befragung von armee­rekruten (1991)

Ein Viertel hatte Mühe, den Sinn eines simplen Zeitungs­artikels zu ver­stehen.

Tages-Anzeiger, , zur inter­nationalen vergleichs­studie ALL (Adult literacy and life skills)

überschrift: «Auch Erwachsene lesen nur mittelmässig»

, ,

Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann einer Studie zufolge nicht richtig lesen. Wie aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) hervorgeht, erreichen 25 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe nicht das Mindestniveau beim Textverständnis, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre.

Neue Zürcher Zeitung, , zum OECD-forschungs­projekt Pisa

Rund 20 Prozent der Jugendli­chen kön­nen vor Beginn ihrer beruflichen Laufbahn höchstens einen einfachen Text verstehen. Zu denken geben muss zudem, dass einem Drittel der Schul­abgänger selbst die elementaren Lese­fähigkeiten ab­gehen.

neu , ,

Wenn es aber ums Lesen geht, dann erreichen die jungen Schweizer bloss Rang 19 – und was schwerer wiegt: 25 Prozent sind völlig abgehängt worden. Sie sind 15 Jahre alt und vermögen einen relativ einfachen Text nicht zu erfassen. Ein Viertel unserer Jugendlichen. Leben wir im Kongo?

Der Rat für deutsche Recht­schreibung […] hat sich im Rahmen seines Be­obachtungs­auftrages über den aktuellen Zustand der deutschen Recht­schreibung aus­getauscht. Dabei wurde deutlich, dass der Sprache und ins­besondere ihrer Recht­schreibung hohe Bedeutung bei­gemessen, aber im Umgang mit ihr nach­lässig verfahren wird. In dieser Haltung ist mit eine Ursache dafür zu sehen, dass ungefähr zwanzig Prozent eines Jahrgangs der 15-Jährigen als Analpha­beten gelten müssen; ein Zustand, der nicht hin­genommen werden darf.

, Der Majuskel­gebrauch im Deutschen,

Ein wenig beachtetes Ergebnis der Stu­die [Bock, Hagen­schneider & Schweer (1989)] ist, dass die nieder­ländischen Versuchs­personen mit durch­schnittlich 361 Wörtern/min erheblich schneller lasen als die deut­schen Probanden (320 Wörter/min). Diese Differenz von über 12% ist weit größer als die zwischen den unter­schiedlichen Schreibungen. Anhand der Experimental­situation ist es nicht möglich, die Gründe für diesen großen Unter­schied zu be­urteilen, doch werfen die Daten kein grund­sätzlich er­mutigendes Licht auf die Effizient des deut­schen ortho­grafischen Systems.

Auswirkungen der neuregelung von 1996

St. Galler Tagblatt,

Die neue Recht­schreibung er­schwert das Lesen, meint Peter Müller, Be­auftragter für Recht­schreibung der SDA.

, Frank­furter All­gemeine Zeitung,

Die Reform der deutschen Recht­schreibung aber ist, der Arbeit von fünf­zehn Jahren und neun Fach­tagungen zum Trotz, so un­scheinbar geworden, daß man sie beim Lesen kaum be­merken wird.

Auswirkungen der eigennamen­grossschreibung

verweise

Die eigennamen­grossschreibung aus der sicht des lesers

Radikale kleinschreibung oder eigennamen­grossschreibung?

, Frank­furter All­gemeine Zeitung,

Die maschinelle Verarbeitung „natursprachlicher“ Texte wird in ver­mutlich naher Zukunft eine große Rolle beim Sammeln, Verknüpfen und Auslesen von Informationen spielen und auf allen Gebieten der Wissenschaft, der Technik, der Wirtschaft und der Verwaltung den be­treffenden Sprach­gemeinschaften ihren Rang sichern. Man sollte inzwischen die so informative deutsche Majuskel nicht abschaffen. Im Gegenteil – man wird mit hoher Wahr­scheinlicheit auch in den anderen Sprachen, die diese maschinellen Mittel nutzen, nach einem wie auch immer gearteten Unterscheidungs­merkmal suchen, welches Substan­tive von anderen Wörtern sowohl für die „natürliche“ als auch für die „künstliche“ Intelligenz unter­scheidet.

Im Gegenteil – das erkennen von substan­tiven ist nicht auf den (unsicheren) gross­buchstaben angewiesen. Es gibt artikel, endungen, z. b. ung, und eine allgemein grössere wortlänge. Dagegen ist die identifi­zierung von eigennamen viel wichtiger (vor allem wegen des typischen bedeutungs­verlusts) und schwieriger. Hier kann die grossschreibung helfen: fischer (beruf), Fischer (familienname); halle (raum), Halle (stadt).